Nov 092010
 

09112010049.jpg Vor wenigen Tagen ward mir die Freude zuteil, für zwei berufstätige Mütter deren drei Jungen für zwei Stunden zu betreuen, darunter meinen eignen zweiten Sohn.  Eine der größten Herausforderungen! Wir spielten Schach gegeneinander, und plötzlich wurde über die Regeln wild hin und her diskutiert! Darf man die Figur, mit der man gezogen ist, noch einmal zurücknehmen, sobald die Hand die Figur losgelassen hat? Zwei Jungs meinten: Nein, man darf nicht! Einer meinte: Doch, man darf! Wogendes Gezänk und Geschrei!

DA BESTIMMTE ICH ALS VATER: „MAN DARF NICHT! GEZOGEN IST GEZOGEN!“

Geschrei, Wutgeheul! Aber ich blieb hart. Ich hatte den Streit durch ein autoritäres Gebot entschieden. Ich hatte Schluss der Debatte verkündet. Regel ist Regel. Der Vater hat die Pflicht, die Achtung von Spielregeln durchzusetzen.

Was stelle ich immer wieder fest?  Die Jungen unter 10 Jahren rütteln und zerren an den Zäunen aller Art. Genauso wie ich dies als Junge tat. Die Regelverletzung, die „Streiche“ gehören zur Grundausstattung der Jungen – weniger der Mädchen.

Mädchen sind untereinander oft zänkisch.

Zum Beispiel die Alice. Alice hat ein Interview mit Kristina gelesen. Und was macht Alice? Sie fällt über ihre Schwester her. Zwar kenne ich das Interview von Kristina nicht, ich habe es nicht gelesen. Allerdings sagt mir der Wutausbruch von Alice, dass vieles in Kristinas Worten richtig sein muss. Sonst würde Alice nicht so aufheulen. Es fällt auf, das Alice einen ganzen Kübel voller persönlich herabsetzender Beleidigungen über  Kristina ausschüttet. Ich werde das Interview lesen. Sehr vieles ist offenbar richtig in dem, was Kristina sagt. Sehr vieles war offenbar richtig in dem, was Alice im Laufe ihre langen Lebens gesagt hat und weiterhin sagt. Alice und Kristina, sie sind beide Frauen. Sie sollten sich im Geiste der Brüderlichkeit aussöhnen. Oder besser gesagt: Alice und Kristina – Sie sollten sich austöchtern. Geht doch mal gemeinsam zur Therapiesitzung bei Anne im Ersten am Sonntagabend!

Offener Brief an Kristina Schröder
Zum Beispiel das Klischee, die Überzahl weiblicher Erzieher und Lehrer sei schuld an der Misere der „armen Jungen“.

Die Misere der Jungen gibt es, da hat Kristina völlig recht! Das spiegelt sich gerade in meinem Heimatbezirk Friedrichshain-Kreuzberg in den Statistiken und Schulnoten wider, in den Kriminalitäts- und Häftlingsquoten, Schulabbrüchen, Arbeitslosigkeit, Deutschkenntnissen. Konstant  sind weltweit über 90% der Gefängnisinsassen männlich.

Die Hauptschuld an der Misere der Jungen würde ich dem Fehlen erwachsener männlicher Vorbilder geben. Das Fehlen erwachsener männlicher, väterlicher Vorbilder ist eines der großen gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit.

Hätten alle Jungen gute, starke, einfühlsame, strenge Väter, dann gäbe es die Schulprobleme nicht, dann gäbe es die Krise der Jungen nicht.

Kazim Erdogan mit Ihrer Neuköllner Vätergruppe – würden Sie dieser These so zustimmen?

Cem Özdemir – würden Sie dem so zustimmen?

Es fehlt sehr vielen, viel zu vielen unserer Jungen der starke, einfühlsame, der strenge, der grenzensetzende Vater. Das ist ein Umstand, den ich seit etwa 30 Jahren beobachte. Auch Psychologen bestätigen mir dies.

Die ganze Drecksarbeit der Erziehung wird von uns Vätern viel zu oft den Müttern und Lehrerinnen überlassen. Dafür bin ich selbst leider auch ein Beispiel gewesen.

Aber ich arbeite hart daran, strenger zu werden. Siehe die kleine Geschichte oben!

 Posted by at 12:55

  One Response to “Vertöchtert euch, Alice und Kristina! Oder: Ist die Überzahl weiblicher Lehrer und Erzieher schuld an der Misere der Jungen?”

  1. Die offiziellen Regeln sind noch strenger: Berührt, geführt. D.h. eine Figur, die man berührt hat, auch unabsichtlich, muß gezogen werden

Sorry, the comment form is closed at this time.