Apr 112011
 

Einen etwa halb so hohen Lebensstandard wie die deutsche Sozialhilfe sichert der türkische Mindestlohn.  „Kann man vom türkischen Mindestlohn anständig leben?“ So fragen die Sozialisten empört. Antwort:  Sicher nicht als Einzelperson. Allerdings ist es in der Türkei so, dass die Familienmitglieder einander beistehen. Wer mehr hat, gibt dem, der weniger hat. Onkel hilft Neffen, Bruder hilft Bruder, ältere Schwester passt auf kleinere Geschwister auf, wenn Mutti arbeiten geht. Familiensinn, Gemeinsinn und Nächstenliebe, das sind die Grundpfeiler, auf denen letztlich die türkische Gesellschaft ruht.

Die Ansprüche der Gemeinschaft an den einzelnen sind in der Türkei hoch: Vater und Mutter müssen nach Kräften das Familieneinkommen mehren, notfalls muss Vater auch mal im Ausland arbeiten und Geld nachhause schicken. Zwar sichert die Gemeinschaft dem Alten und dem Kranken Fürsorge, niemand wird abgeschoben! Aber jeder, der kann, muss sich nach Kräften anstrengen, die Kinder, die Alten und die Kranken mitzutragen. Einer trägt des anderen Last. So schildert es der großartige Film „Almanya – willkommen in Deutschland.“

In der Türkei geschieht soziale Sicherung also vor allem über die Familie, daneben sichert der Staat durch das Mindesteinkommen von unter 400 Euro/Monat, dass kein Arbeitender in Armut abgleitet. Ein Sozialhilfewesen wie in Deutschland gibt es in der Türkei nicht.

In Deutschland hingegen kann jeder einzelne seine Ansprüche auf Unterhalt, Fürsorge, Einkommen direkt beim Staat anmelden, sobald er volljährig ist. Der Staat ist die erste Adresse, wenn es darum geht, Ansprüche anzumelden. Politik gleicht einem Spatzennest, wo jeder Jungspatz möglichst laut den Schnabel aufreißt. „Gib, Staat!“

Die Folge: Familien werden in Deutschland als Instrument der sozialen Grundsicherung immer mehr entbehrlich, alle wesentlichen Aufgaben wie etwa Kindererziehung, Lernen, Einkommenssicherung, Altenhilfe, Arbeitssuche, Kochen, Zähneputzenlernen werden in Deutschland, vor allem aber im Bundesland Berlin und hier wiederum besonders stark in Kreuzberg, auf den Staat überwälzt. Der Staat verlangt und erwartet von den jungen Leuten und von den Familien fast nichts mehr. Dies gilt jedenfalls für Kreuzberg, wo ich wohne.

Der Staat ist in Kreuzberg zum bemutternden Dauerfürsorgestaat geworden. Die Politiker haben alle Hände voll zu tun, für ihre Schäflein zu sorgen, drehen die Geldhähne auf bis zum Geht-nicht-mehr.

Spannend! Wir erleben gerade in Kreuzberg und Wedding das Entstehen geschützter, ethnisch weitgehend segregierter Reservate – ähnlich den Indianerreservaten in den USA und Kanada! Wie dort geprägt durch zerbrechende Familien, Schattenwirtschaft, Sozialhilfe, Glücksspiel und Sucht.

Es wird teuer für die wenigen verbleibenden Familien, in denen die Väter und Mütter zur Arbeit gehen. Höhere Staatsverschuldung ist unausweichlich – und so sind auch die Wahlprogramme der Berliner Parteien deutlich auf neue Schulden hin angelegt! Toll!

Bertelsmann-Umfrage: Deutsche haben grenzenlose Ansprüche an Sozialstaat – Nachrichten Wirtschaft – WELT ONLINE

 Posted by at 10:34

Sorry, the comment form is closed at this time.