Herrliches Badewetter genossen wir an der Ostssee! Gerade bei gleichbleibend 17° C an der Luft UND im Meer braucht sich der Körper nicht umzustellen. Es entsteht eine gewisse erwünschte Abhärtung, die Selbsterwärmung des Kreislaufs kommt in Schwung! Selbstverständlich waren wir anfänglich durch das bacherlwarm vorgewärmte Wasser im Kreuzberger Prinzenbad verwöhnt. Aber nach und nach stellten wir uns auf die rauhere Umgebung ein.
Warum gehen die Berliner bei unter 25° Lufttemperatur so wenig in die Freibäder? Gerade das herrliche Prinzenbad wirkt tage-, ja wochenlang lang wie verwaist – obwohl der Schwimmbadbesuch gerade bei mäßigen Temperaturen besonders gesundheitsfördernd wirkt. Früher war das anders! Sil-Yan, Musiker von der Gruppe K.I.Z. erinnert sich an die prägenden Erfahrungen im und mit dem Prinzenbad: „Wir sind immer mit der ganzen Familie über’n Zaun gestiegen.“ IMMER! Also auch bei schlechtem Wetter!
(Quelle: tip 16/2011, S. 64)
Bäder-Chef Lipinsky bleibt jedoch heute nichts übrig als zu konstatieren:
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Das Wetter ist eine Katastrophe. Wir haben bis Mitte dieses Monats bisher gut 30 Prozent des Vorjahresumsatzes zur gleichen Zeit erzielt. Allerdings war der Juli 2010 mit mehr als einer Million Besuchern sehr stark. Bisher haben wir 54 Prozent dessen erwirtschaftet, was wir uns für diese Saison vorgenommen haben. Gut lief der Mai mit einem Besucherplus von 35 Prozent vor allem, weil wir die Schwimmhallen länger am Netz gelassen haben. Trotzdem: Die Einnahmen werden uns fehlen. Hoffentlich wird der August wenigstens so heiß wie der Juli 2010.
Ich rege an: Die Freibäder Berlins sind Schatzkästchen! Wenn die Menschen nicht mehr von sich aus kommen, dann sollte man sie locken – wie zum Beispiel durch die SCUBEs, die pfiffigen Holzhütten. Bäder sind von Natur aus multifunktionale Erlebnisräume. Man kann mehr aus ihnen machen! Warum nicht Yoga und Pilates, warum nicht Kickboxen und Turnen anbieten in der Stadt, wo viele Kinder und Jugendliche keine anständige Kniebeuge mehr hinkriegen, geschweige denn Liegestütze oder Balancieren auf einem Bein? Ich würde die Freibäder gerade bei schlechtem Wetter zu Stätten der ganzheitlichen Gesundheitspflege umgestalten. Public health nennt sich das neuerdings. Zwei segensreiche, berühmte Vorreiter der öffentlichen Gesundheitspflege wirkten in Berlin: Rudolf Virchow und Turnvater Jahn.
Merke: Es gibt kein schlechtes Wetter. Es gibt nur falsche oder vielmehr zu enge Erwartungen an das, was ein Freibad kann und soll.
Bild: Abendstimmung am Strand in Kühlungsborn, Juli 2011. Lufttemperatur: 19° C, Wasser: 17° C
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