Cooler Link der Stanford University! Was die Deutschen kaum mehr haben wollen, dafür interessieren sich immerhin die Amis: die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach. Hier einmal nur als Text geboten – warum nicht? Gut zu lesen!
Nr. 30 „Wo ist denn dein Freund hingegangen?“ Der Überbringer der Botschaft vom Menschen wird als reines Du dargestellt, als Freund, den man immer wieder verlieren, immer wieder suchen kann! Man kann ihm die Ferse zuwenden und ihn dann doch wiederfinden. Man mag ihn als Balkensepp beschimpfen und aufspießen, wie es die spießigen Tazzler aus der Rudi-Dutschke-Straße gerne tun und getan haben. Er hat schon Schlimmeres überstanden.
Dieser Glaube an den vorbildlichen Menschen entspringt der ständigen Gefährdung menschlicher Beziehungen, er ist im Grunde ein ständiges Ringen mit dem reinen Du.
Ganz ähnlich der Geist, aus dem der arabische Dichter Hamza Kaschgari in seinem zutiefst anrührenden Geburtstagsgruß schöpft. Für den gläubigen Moslem vermag der Sendbote ebenso zum freundlichen Du des reinen Mitmenschen zu werden wie sein Sendbote für den gläubigen Christen. -„Ich spreche zu dir als einem Freund!“ Vgl. hierzu Sure 18, 110: „Ich bin ja nur ein Mensch wie ihr!“ Man kann ihm die Ferse zuwenden und ihn dann doch wiederfinden. Aus genau diesem Menschen-Bewusstsein spricht Hamza Kashgari:
Sehr bewegend auch das sehenswerte Selbstporträt auf Seite 1 der heutigen Süddeutschen Zeitung! Wer ist dargestellt? Viele werden sagen: „Das ist aber Jesus, wie ihn die Renaissance sah!“ Andere werden sagen: „Das ist aber Dürers Selbstbildnis aus dem Jahre 1500.“
Wer hat recht? Beide haben recht. Das Bild des Menschen schlechthin verschmilzt hier mit dem unverwechselbaren Selbstbild. In diesem Bildnis des Menschen selbst mögen Risse auftreten, es ist und bleibt aber sehr reisetauglich. Wiederfinden macht Freude.
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