Gern erzählt der Kreuzberger Hausfreund seinen Kindern aus seinen frühen Kindertagen alte Mären: „Bei uns zuhause gab es fast jeden Sonntag Fleisch, selten gab es auch noch ein zweites Mal Fleisch pro Woche. Freitags, am Sterbetag Jesu Christi, jedoch nie. Das war der Veggie Day of the good old times. Am Karfreitag speiste uns vier Kinder die Mutter mit Wasser und trocken Brot ab. Ansonsten gab es zu unserem Leidwesen reichlich Kartoffeln und anderes Gemüse, alles von Mutter selbstgekocht. Ihr müsst wissen: Man nannte Gemüse noch nicht Veggie, denn damals sprach man noch Deutsch, wir sprachen zuhause Bairisch, Datschiburg-Schwäbisch und Hochdeutsch bunt durcheinander, nur die Eltern sprachen untereinander auch Englisch, und die Messe wurde bis 1966 noch auf Lateinisch gelesen. Im Sommer radelten wir mit Vater oft ins Schwimmbad, das berühmte Gerschti, das prächtige Gersthofener Bad mit der tollen Rutsche und den drei unbeheizten Becken. Nicht so wie im Kreuzberger Prinzenbad, wo für Prinzen und Prinzessinnen das Wasser mithilfe des Länderfinanzausgleiches bacherlwarm vorgewärmt wird. Im Sommer während der Ferien wurden wir mit der Bahn zur Erholung zu Verwandten aufs Land nach Niederbayern geschickt. Als ich 7 Jahre alt war, kam sogar ein kleiner S/W-Fernseher in die gute Stube. Dann durften wir täglich eine halbe Stunde fernsehen!
Ihr seht, liebe Kinder: Wir waren damals fleißige, fromme, arme, ja bitterarme Leute. Jeder Sozialhilfeempfänger kann sich heute einen weit höheren Lebensstandard leisten. Und es wird immer Parteien geben, die ihm einreden, er sei arm, bitterarm, und ihm würden Partizipationsmöglichkeiten verweigert. Davon leben einige Parteien, und sie leben gut damit.“
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