Sep 082016
 

Ein Lied des Johann Baptist Semaforo, gesungen in der süditalienischen Grecía

Abend ist es. Nun reden lauter alle Quellen. Seefeuer flackern noch auf, hinten am Horizont versinken die letzten Streifen körnigen, streifigen Lichts. Eisiges Weltall verschlingt die letzten Funken der Seefeuer. Zischende Leuchtfeuer verglimmen, salzige Gischt spritzt auf.

Abend ist. Nacht wird. Nun schimmert das Licht herab, nun reden lauter alle singenden Quellen. Und von oben träufelt herab das singende Licht.

Abend ist es. Dunkelheit lastet auf uns. Nun kommt ein Bus heran, nun kommen die Menschen näher an unsere Herzen. Und auch dieser Abend ist ein pochendes Herz. Nun kommen die Menschen heran, nun kommt das Volk heran. Das Volk, welches Volk? Dein Volk, dein Volk kommt heran.

Nun öffnen sich Türen, nun kommen sie hervor aus dem Bus, der den Namen Misericordie trägt. Bleiche Taumler, stinkend von Benzin, vom Werg der Taue umschlungen. Fetzen hängen herab statt Kleidern. Knochen, Gerippe, Knöchelchen, sind das noch Menschen?

Nun öffnest du deine Hände, nun reichst du ihnen das Brot. Du nimmst ihnen den Puls ab, die fertigst die ersten Röntgenbilder.

Von deinem sternenbesäten Thron, Herr, tritt herab! Nun tritt der Gequälte hervor, nun breitet er die Arme aus, nun bittet er, nun dankt er. Niederkniet er, dem die Arme so oft ermatteten. Er kniet nieder, Ihm, dem da, dem großen Unsichtbaren  auf dem sternenbesäten Thron zu danken. Nun haben sie es geschafft.

Abend ist. Nun komm herab, du gute, warme, lauschende Nacht. Sterne, träufelt herab euer Licht. Und du, auf deinem sternenbesäten Thron, beug dich herab, noch ein bisschen mehr. Zeig uns, dass du da bist. Jetzt, ja, jetzt darf es Nacht werden.

Nacht ist es geworden. Nun tönen lauter alle Quellen des Lichts, der Sternengesang schwillt an. Nun öffnen sich alle pochenden Herzen. Und auch die Erde, sie ist ein pochendes Herz.

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