Ein einzigartiger geschliffener Spiegel des kommenden Tages, das war der Grienericksee heute morgen. Wir fuhren eine Runde um die Seenplatte herum. In hellem Sonnenschein stiegen satt die Gerüche auf in den Buchenwäldern. Ich schnaubte ein, schnoperte, schnaubte und sog ein: den fetten Geruch von Pilzen und Most, von süßem Rotwein und leicht vergorener Aprikose. Trüffelgerüche im triefenden Laub! Den Herbst riechen! Triefender Tau, sattes Laub von mächtigen Buchen! Mühselig klaubte ich aus dem Gedächtnis zusammen ein Gedicht von wem? Ja, von wem? Doch fiel’s mir nur unvollständig ein. Also schrieb ich es um. Ist es Diebstahl, Plagiat? Was tut es zur Sache? Umschreiben, fortschreiben, nacherleben, wiedererleben. Lese halten, einsammeln, weitergeben! Dabei alle Hebel nutzen! Danke Herbst, danke Friedrich!
Dies war ein Herbsttag, wie ich keinen roch,
Der See lag still, als wehte nie ein Wind,
Und dennoch drohten, kaum zu sehen noch,
Die dicksten Wolken, die wie Schiffe sind.
Uns störte nichts, die Feier der Natur,
Die Atem-Lese, die sie uns geschenkt,
Denn heute stiegen von dem Boden nur
Gerüche, die der Wandrer dankbar fängt.
Fetter blühte die Herbstzeitlose herauf, im hellen Kalk erhob sich der Obelisk, in französischer Sprache besang er die Taten der Generale.
Bild: Blick auf den Grienericksee, heute früh
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