Hinab ins Alte, ins Uralte führte uns kurz vor dem „UNESCO-Tag der Muttersprachen“ (21. Februar) der Weg. Einige Händler und Köche aus der sudanesischen Sahara haben Zelte mit bunten Luftballons aufgeschlagen und laden zur Eröffnung des neuen Imbisses ein. Palmen aus Pappmachée, Nachbildungen von Tempelsäulen, Farnwedel und der unverwechselbare Geruch von Falafel, Datteln, Bulgur, Erdnuss-Soßen, Magali und Halloumi umfangen uns. Die Köche begrüßen mich – „Wir kennen uns doch aus der Eisenbahnstraße…?“; „Ja!, wir kennen uns!“, stimme ich zu. Ja, wir Wüstenwanderer – „O Traum der Wüste, Durst und Datteln, endlos Sehnen…“ wir erkennen uns.
Schmeckhaft, lecker breiten sich die Gerichte aus. Wir nehmen Platz und tun uns gütlich! Am besten gefällt mir, dass die Gäste in ihren Muttersprachen das „Willkommen“ an die Wand schreiben dürfen. Ich erkenne eine uralte, mir unbekannte, entfernt an ägyptische Hieroglyphen des 2. Jahrtausends v. Chr. erinnernde Bilderschrift, ferner das Hebräische, das Türkische, das Isländische und ein gutes Dutzend regionaler Sprachen. Ich beschließe ebenfalls in der Sprache meiner Mutter einen besonders herzlichen Willkommensgruß daneben zu setzen, den mich meine Mutter noch gelehrt hat: „Griaß enk!“ Enk, ein alter Dual des Bairischen, im heutigen Bayern nicht mehr geläufig, aber im südlichen Tirol bei Brixen (das ja zur bairischen Sprachenvielfalt gehört) habe ich ihn noch gehört, von jungen Bergwanderern. Und ich lehre die Sudanesen aus Naga, aus Meroe die zwei herrlich klingenden Wörter des Bayrischen und sie lehren mich den Klang und Sang ihrer Muttersprachen.
O Traum der Wüste, Liebe, endlos Sehnen!
Bild: Die Wand des Willkommens. In: Sahara. Sudanesische Spezialitäten. Aufnahme vom 18.02.2017
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