Freuen wir uns!

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Okt. 042010
 

„20 Jahre deutsche Einheit“ – diesen Tag feierte ich mit verschiedenen Familien und Freunden, vormittags in meiner bunt gemischten Gemeinde schräg gegenüber dem Rathaus Kreuzberg. Ich vernahm bei herrlichstem Sonnenschein im Laufe des gestrigen Tages russische, alte griechische, lateinische, deutsche, englische, hebräische, arabische Namen, Worte, Wendungen und Namen. Der Chor Gaudeamus („Freuen wir uns“) aus Lichtenrade sang. Meine Frau Ira sang während der Kommunion ein Gloria Patri von Vivaldi, ich spielte auf der Geige dazu, ließ die Stimme des Instruments durch den ganzen weiten Raum schallen.

Am Nachmittag radelten wir quer durch Berlin zu unserem Liguschatnik, dem traditionellen Schülerkonzert der russischen  Nachwuchsgeiger im Alter von 4-8 Jahren. Ein herrliches Programm, zu dem mein Sohn den dritten Satz des h-moll-Konzerts von O. Rieding beisteuerte! Was die Buben alles lernen und leisten, wenn sie nur kundig gestützt und gefordert werden, ist verblüffend!

Die Reden Joachim Gaucks und die des Bundespräsidenten Wulff kann ich heute nachlesen. Ich bin  sehr zufrieden, hocherfreut über beiden Reden! Allein schon das Zitat aus Goethes West-östlichem Divan freut mich über die Maßen.

Orient und Okzident
sind nicht mehr zu trennen

(„Endlich fangen sie wieder an den Divan zu lesen und zu zitieren!„, so meine ketzerischen Gedanken, die ich natürlich niemals öffentlich aussprechen würde!).

Die Grundgedanken der beiden Reden entsprechen meiner eigenen Sichtweise in sehr hohem Maße: Beide Redner haben sich für verbindliche Werte stark gemacht. Beide haben keine Schuldzuweisungen an einzelne Gruppen betrieben, sondern zu mehr Verbindlichkeit, zu mehr Eigenverantwortung, zu mehr Gemeinsamkeit ermutigt. Beide haben die erreichte Staatlichkeit gelobt und die Bürger eher ermuntert, statt ihnen etwas zu versprechen oder das Blaue vom Himmel in Aussicht zu stellen. Beide Redner haben mehr nach vorne in die Zukunft als nach hinten in die Vergangenheit geschaut.

Ich hätte wahrscheinlich keine so guten Formulierungen gefunden, aber ich wäre froh gewesen, wenn ich sie gefunden hätte. Ich hätte ganz ähnliche Akzente gesetzt wie Joachim Gauck und Bundespräsident Wulff.  Und genau das ist das Merkmal guter, erfolgreicher Reden, wenn ein Zuhörer oder Leser empfindet: das hätte ich aber auch gerne so schön gesagt!

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Sein Name sei Burâq!

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Juli 282010
 

14052010004.jpg Ein äußerst verlässliches, leistungsstarkes Ross ist in alten Darstellungen der Burâq: halb Pegasus, halb Kentaur, vereint er ein Menschenantlitz mit dem Körper eines Pferdes, das mit Flügeln begabt ist. Die antike griechische Vasenmalerei bringt zahlreiche Darstellungen dieser fabelhaften Mischwesen, Goethe lässt den Kentauren namens Chiron im zweiten Akt des Faust II wertvolle Dienste als Leichtflugzeug und enzyklopädisch gebildeten Berater erbringen.

In nur einer Nacht konnte ein solcher Burâq genannter Kentaur seinen Reiter von Mekka nach Jerusalem und wieder zurück bringen.

Wir haben beschlossen, unser himmelblau und nachtschwarz geschecktes Stahlross mit dem Namen Burâq zu benennen. Bergab läuft Burâq so schnell und sicher, dass man in der Tat abzuheben meint. Auch bei Geschwindigkeiten weit jenseits der 50 km/h hält er den Geradeauslauf trefflich, schluckt Unebenheiten gutmütig weg. Wittert er den Stall, so legt er noch ein Quentchen zu. Dies stellte er am vergangenen Sonntag beim Zieleinlauf in der Brühlschen Gasse am Terassenufer in Dresden unter Beweis:

dresr10ost00571.jpg

Unsere Darstellung ganz oben zeigt den Burâq unserer Wahl auf dem Flugfeld Tempelhof, bereit zum Abheben.

Wer an älteren Darstellungen des Burâq interessiert ist, der sei auf zwei persische Darstellungen aus dem 15. Jahrhundert verwiesen, die bequem in folgendem Fundort nachzuschlagen sind:

Der Koran für Kinder und Erwachsene. Übersetzt und erläutert von Lamya Kaddor und Rabeya Müller. C.H. Beck Verlag, München 2008, S.  87 und S. 221

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Mai 242010
 

… also am Flughafen Tempelhof, drehten wir wieder gemeinsam mit Hunderten anderen unsere Runden. Dieses Wiesenmeer ist ein großartiges Geschenk für uns alle! Wachsen lassen, Feldlerchen wiederkommen und brüten lassen, – diese Weite und Ungegliedertheit des Tempelhof-Geländes gleicht einen der wenigen Nachteile Berlins aus – nämlich das Fehlen eines echten Meeresstrandes. Tempelhof ist wie das Meer! (Dasselbe behaupten auch die Böhmen über ihre Heimat: Böhmen habe den einzigen Nachteil, nicht am Meer zu liegen …)

Neben poetischen Eingebungen galt es heute erneut, die Fitness für das Radrennen am Sonntag zu verbessern. Platzrunden, Gymnastik, isometrische Übungen, Späße und Plaudereien waren unser heutiges Rezept. Es gelang! Die Feldlerche, die uns von oben zusah, weiß es.

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Mai 192010
 

„Dieses Wetter macht depressiv.“ So klagen viele. Hierauf erwidere ich: Trag Sonne im Herzen. Bereits 30 Minuten Radfahren an frischer Luft führen zur Ausschüttung des Glückshormons Dopamin. Heute öffentliches Anti-Depressions-Training für RadfahrerInnen zum Abheben in die Sonne: Startbahn Tempelhof, Abflug 11.30 Uhr, Treffpunkt am Eingang Columbiadamm.

 „Zwischennutzungen auf noch nicht entwickelten Flächen sind seit
einigen Jahren charakteristisch für viele Orte Berlins. Im
Tempelhofer Park wird das Experiment unternommen, erstmalig und
stufenweise Pioniernutzungen gezielt in den Planungsprozess zu
integrieren. Damit geht Berlin in der Stadtplanung ganz neue
Wege.“ So schreibt unsere Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Gute Sache! Ich selbst trainiere als veritabler Flugplatzpionier auf dem
Flugplatz regelmäßig für den Velothon, den ich für das ADFC-Team
gemeinsam mit dem FELT F 85-Rennrad  bestreiten werde.

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Fahrrad: Service & Spaß & Familie. Ein Leben lang.

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Apr. 122010
 

Den emissionsfreien, familienfreundlichen, nicht durch künstliche Verlangsamung behinderten Individualverkehr, wie ihn etwa ein Thomas Heilmann im aktuellen Heft von tip Berlin auf S. 28 fordert, den finden wir in einer sehr gut gemachten Werbung auf S. 31! Der Leser errät: es geht um das Fahrrad.

Wir sehen zwei Eltern und zwei Kinder, strahlend, lächelnd. Das Campomobil-Auto haben sie endlich abgestellt. Das leidige Problem der Helmmode ist durch einen coolen stylishen Plastik-Helm im Retro-Look gelöst, der ein bisschen an die Helme der Krad-Melder aus WK II erinnert.

Was die Firma ebenfalls richtig macht: Sie bietet einen Service „Lückenlos & Lebenslang“ an.

Das Fahrrad steht in dieser Anzeige für Familie, für lebenslange und lückenlose Sicherheit. Für Freude am Leben. Ein Fahrradleben lang. Für emissionsfreien, staufreien und staubfreien Individualverkehr, wie ihn Thomas Heilmann von der Berliner CDU fordert.

Das Fahrrad ist eine nachhaltige, menschenfreundliche Lösung der Verkehrsprobleme in Städten.

Ich empfehle die Anzeige  im aktuellen tip Berlin S. 31  allen Marketingfachleuten und Fahrradaktivisten zum genauen Studium. Ich halte diese Anzeige für sehr gelungen. Interessant: In dieser Anzeige für Fahrräder sieht man fast nichts von Fahrrädern. Wir ahnen nur: Fahrräder machen Menschen glücklicher. Ein Leben lang.

Diese Anzeige sieht man derzeit auch auf der Einstiegsseite der Firma „Hänschen klein Räder„. Schaut sie euch mit fachfraulichem Auge an!

Auch das ein genialer Kniff – statt sich „Hänschen-klein-Räder“ zu nennen, übersetzt man den Begriff ins Englische. Und sofort rollt der Rubel. So ist das in der bunten Welt des Marketing.

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„Lächeln Sie sich gegenseitig an!“

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Apr. 052010
 

Ein Gefühl der Verlorenheit, des Dunkels erfasste Mutter Teresa immer wieder. Über Jahrzehnte hinweg quälte sie das, was sie in nachgelassenen Schriften „dieses furchtbare Gefühl der Verlorenheit – diese unbeschreibliche Dunkelheit – diese Einsamkeit“ nannte. In diesen Zuständen erkennen wir die Leere des Grabes wieder, von dem die vier Evangelien berichten.

Welchen Ratschlag gab Mutter Teresa gegen das wiederkehrende Gefühl der Verlorenheit? In einer 2007 erschienenen Biographie wird aus einer ihrer Ansprachen zitiert:

Ich erinnere mich daran, wie vor einiger Zeit eine sehr große Gruppe von Professoren aus den Vereinigten Staaten hier war und bat: „Erzählen Sie uns etwas, was uns weiterhelfen wird.“ Und ich sagte: „Lächeln Sie sich gegenseitig an.“ Ich muss das sehr ernst gesagt haben, vermute ich, und so fragte mich jemand aus der Gruppe: „Sind Sie verheiratet?“ Und ich sagte: „Ja […]“

Ich stimme zu: Auch als Verheiratete, auch als Moslem, auch als Konfessionslose darf man und soll man lächeln. So wächst die Stadt zusammen. Man sollte nicht immer gleich mit der Moralkeule kommen, wenn gelächelt wird … Ein Lächeln ist doch keine Anmache!

Quelle: Mutter Teresa: Komm, sei mein Licht. Pattloch Verlag, München 2007, S. 11 und S. 324

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Wettbewerb – Begegnung – FREUDE bei Jugend musiziert

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Feb. 152010
 

Tag der Freude gestern! Unser aller Ivan Hampel, genannt Wanja, 7 Jahre alt, spielte mit beim Regionalwettbewerb Jugend musiziert in der Region „Berlin Mitte“. Dazu gehören die folgenden vier Berliner Bezirke: Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg, Marzahn-Hellersdorf, Mitte.

Da er schon immer zusammen mit den anderen „Fröschen“ bei Schülerkonzerten aufgetreten ist, kennt er kein wirkliches Lampenfieber. Er fiedelte sehr gut das Hirtenlied von Mozart, die Mazurka von Baklanowa und schließlich sogar den ersten Satz des Violinkonzerts in h-moll von Oskar Rieding. Alles auswendig. Da er in seiner Altersgruppe einen Kopf hervorragt, gaben wir ihm den Reisepass mit, den er stracks und unaufgefordert bei der Jury vorlegte! Große Heiterkeit bei der Jury! Viele andere Geigerinnen und Geiger gaben ihr Bestes. Alle Kinder gehen – von uns Erwachsenen angeleitet – sehr brüderlich und freundschaftlich miteinander um. Man unterstützt sich gegenseitig, feuert sich gegenseitig an.

Das Motto von Jugend musiziert lautet:

Wettbewerb – Begegnung – Dialog

Diesem Motto wird dieser Wettbewerb in hervorragender Weise gerecht! Ich habe selbst einmal im Alter von 15 Jahren daran teilgenommen und denke noch gerne daran zurück.

Natürlich haben wir uns alle sehr gefreut, dass Wanja (Kreuzberg) gestern einen ersten Preis im Fach Violine in der Altersguppe Ia errang.

2 Flaschen Rotwein für die Erwachsenen mussten bei der Nachfeier  dran glauben. Und eine selbstgebackene Torte für alle.

Landesmusikrat-Berlin: Startzeiten

Wie geht es weiter? Jetzt folgt erst einmal das öffentliche Preisträgerkonzert am kommenden Sonntag. Da könnt ihr alle hinkommen. Hier sind die Daten:

Das Preisträgerkonzert Berlin-Mitte findet am 21. Februar 2010 (11 Uhr) im Konzertsaal der Universität der Künste in der Bundesallee 1-12 statt.

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Juni 072009
 

Gleich am Morgen ging ich zu den Europawahlen in die Nikolaus-Lenau-Grundschule. Ich wurde von den Wahlhelfern freundlichst begrüßt – war ich doch um 9.20 Uhr schon der zwölfte Wähler, der seine Stimme abgab! Den langen Zettel las ich gründlich durch und setzte mein Kreuz bei der Liste eines Mannes, den ich kenne und schätze.

Ich rief aus: „Ich tippe auf 42% Wahlbeteiligung und leiste hiermit meinen Beitrag!“ Gelächter: „Sie sind zu optimistisch!“ – Das habe ich ja auch in diesem Blog geraten. Und so ist es auch gekommen. Der Wahlausgang bedeutet ein klares Votum für mehr Freiheit, für weniger Staatsgläubigkeit. Die niedrige Wahlbeteiligung und ebenso das Erstarken der Rechten in den anderen Ländern finde ich allerdings bedenklich.

Beim Umweltfestival der Grünen Liga, dem Netzwerk ökologischer Bewegungen, erzähle ich das Märchen vom Rabenkönig zweimal. Erst auf der großen Bühne vor dem Brandenburger Tor, dann auf der kleinen Bühne vor dem russischen Panzer. Nur mit einer Stimme und einer Geige vor die Menschen zu treten, das ist schon mehr, als sich in einem Ensemble einzureihen. Ich lasse mich tragen und die Worte strömen sozusagen aus mir heraus. Der Sohn, der sich aufmacht, um seine beiden Brüder und den Ochsen zu befreien, besteht alle Prüfungen: Er kann teilen, denn er gibt sein letztes Brot an ein Tier. Er hört zu, er ist mutig – und er geht sparsam mit den Schätzen der Erde um!

Das Tolle war: ich hatte keinen Text auswendig gelernt, sondern merkte auf die Reaktionen der Zuhörer – was kommt an? Wie alt sind sie? Wie gehen sie mit? Also waren die zwei Fassungen des Märchens heute recht unterschiedlich.

Die große ADFC-Sternfahrt endete hier am Brandenburger Tor. Durchnässt, aber zufrieden trudeln Tausende und Abertausende von Radlern ein. Ich spreche mit einigen ADFC-Freunden, darunter auch der ADFC-Landesvorsitzenden Sarah Stark.  – Es war ein erfolgreicher Tag, etwa 100.000 Teilnehmer folgten dem Lockruf der freien Straßen.

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„Wieder ein Glück ist erlebt“ … oder: Kinder brauchen gute Musik

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Mai 272009
 

Mit diesem Vers Hölderlins fasse ich zusammen, wie ich das heutige Mendelssohn-Konzert in der Fanny-Hensel-Schule erlebt habe. Den Morgen verbrachte ich damit, das Gedicht Heinrich Heines auswendig zu lernen, das den Reigen eröffnen sollte:

Ich wollt, meine Lieb ergösse sich
All in ein einzig Wort,
Das gäb ich den luft’gen Winden,
Die trügen es lustig fort.

Sie tragen zu dir, Geliebte,
Das lieberfüllte Wort;
Du hörst es zu jeder Stunde,
Du hörst es an jedem Ort.

Und hast du zum nächtlichen Schlummer
Geschlossen die Augen kaum,
So wird mein Bild dich verfolgen
Bis in den tiefsten Traum.

Ich lerne immer noch gerne Gedichte! Nach Rücksprache mit meiner Frau beschließe ich dann aber, die Gedichte nicht vorher aufzusagen, sondern jeweils nur eine Einführung  in das Thema zu geben. Die Kinder sollen einfach ein Bild haben, ein Gefühl spüren, dann wird die Musik sie schon tragen.
Punkt zwölf Uhr strömen die Kinder und Lehrer zusammen, auch einige Erwachsene von draußen gesellen sich dazu – eine besondere Freude ist es mir, Vera Lengsfeld zu begrüßen. Die Politiker sollen ruhig sehen, wie gut es sich hier leben und lernen lässt, man hört ja so viel viel Schiefes über Kreuzbergs Grundschulen!

Die Rektorin, Frau Köppen, eröffnet das Konzert aufs Herzlichste: „In der Musik können wir uns verstehen, auch wenn wir verschiedene Sprachen sprechen. Auch wenn wir aus unterschiedlichen Ländern zusammenkommen. Die Namen Fanny Hensel und Felix Mendelssohn Bartholdy stehen für Toleranz, für gegenseitiges Verständnis.“

Das Konzert läuft sehr gut, Wanja eröffnet wacker mit einem Marsch von Schumann,  wobei er ausdrücklich bittet, auf der Bühne zu stehen – nicht unten beim Klavier. Angela und Ira singen und jubeln in ihren glockenreinen Terzen und Sexten, dass es eine Wonne ist! Ich moderiere, wobei ich immer wieder Fragen stelle. Etwa die folgende zu dem Venezianischen Gondellied:

 Wenn durch die Piazetta
die Abendluft weht,
dann weisst du, Ninetta,
Wer wartend hier steht.
Du weisst, wer trotz Schleier
und Maske dich kennt,
du weisst, wie die Sehnsucht
im Herzen mir brennt.

Ein Schifferkleid trag‘ ich
zur selbigen Zeit,
und zitternd dir sag‘ ich:
das Boot ist bereit!
O komm jetzt, wo Lunen
noch Wolken umzieh’n,
lass durch die Lagunen,
Geliebte, uns flieh’n!

„Wenn ihr Ninetta wäret, würdet ihr denn mitgehen, wenn so ein venezianischer Gondoliere mit seinem Boot an  der Piazzetta stünde?“ Ein türkisches Mädchen meldet sich: „Nein, das wäre ja eine Entführung!“ Unwillkürlich denke ich: „Sehr gut, dieses Mädchen wird sicher mal nicht gegen ihren Willen verheiratet.“ Ihr seht: die Vorurteile wirken schon, wir können uns gar nicht freimachen von dem, was wir Tag um Tag lesen, hören und reden.

Natalia legt mit ihrer unglaublichen Ruhe, Zuversicht und Verlässlichkeit am Klavier den Grundstein des ganzen Erfolges. Ich selber lasse mich mit einem Satz aus dem e-moll-Violinkonzert hören – ein wunderbares Erlebnis für mich!

Die Kinder hören konzentriert und gesammelt über etwa 50 Minuten zu. Nur ganz wenige wippen unablässig mit den Beinen. Der Beifall der Kinder kommt von innen heraus. Er ist unser schönster Lohn – und auch die Blumen der Schule tragen wir stolz nachhause. Aber erst einmal gehen wir in die gegenüber liegende Bäckerei und essen Schoko-Croissants und ein dick belegtes Baguette und wir trinken auf das schöne Konzert und natürlich auf unseren Freund Felix Mendelssohn Bartholdy.

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Vorfreude auf das morgende Konzert

 Aus unserem Leben, Fanny Hensel, Freude, Gute Grundschulen, Kinder, Musik, Theater, Zauberflöte  Kommentare deaktiviert für Vorfreude auf das morgende Konzert
Mai 262009
 

puppenspielerdsci0026.JPG

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) war der Bruder Fanny Hensels. Seine Berliner Kindheit verbrachte er mit seinen drei Geschwistern in einem Haus an der Leipziger Straße 3. Mit großem Fleiß lernte er mehrere Sprachen, Musik, Mathematik, Literatur, Sport, Zeichnen und Geschichte. Der Vater ermahnte die Kinder immer wieder, auch wenn er auf Reisen war: „Tut was für eure Bildung, lernt, übt, arbeitet!“ Die Eltern mussten damals noch aus eigener Tasche für den ganzen Unterricht bezahlen. Mehrere Jahre lebte er dann in verschiedenen Ländern, weil er nicht wusste, wo er eigentlich hingehörte. Endlich, am 21. Februar 1832, schrieb er an seinen Vater: „Das Land ist Deutschland; darüber bin ich jetzt in mir ganz sicher geworden.“  

Voller Vorfreude auf das morgige Konzert in der Fanny-Hensel-Schule studiere ich Partituren und Skizzen, Bücher und hochgelahrte Abhandlungen. Denn ich musste soeben noch ein komplettes Programm schreiben, bosseln, häkeln, drucken und falten. Obiges ist der Lebenslauf, wie ich ihn für die Kinder, die uns morgen zuhören werden, geschrieben habe. Die Kinder sind zwischen 6 und 12 Jahren alt. Sie kommen aus ca. 12 Ländern.

Das Foto zeigt Angela Billington und den hier bloggenden Komödianten bei der Aufführung der Mozartischen Zauberflöte, letzte Woche in der Fanny-Hensel-Grundschule in Berlin-Kreuzberg. Den Theatervorhang haben die Kinder der Klasse 1 B selbst gemalt.

Und so habe ich die Künstler-Biographien zurechtgehübscht:

 

Angela Billington (Sopran) kommt aus England und hat in Cambridge studiert. In Berlin hat sie bei diversen Oper- und Kabarettprogrammen mitgewirkt. Sie hat in letzter Zeit Solokonzerte in Kalifornien und England gegeben. Sie interessiert sich besonders für die russische Oper.

 

Irina Potapenko (Alt) stammt aus Moskau. Ausgebildet als Opernsängerin in Moskau und Leipzig an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy. Sie ist freiberufliche Sängerin und lebt in Berlin. Preisträgerin beim Bach-Wettbewerb in Leipzig. www.musikerportrait.de/irina-potapenko/

 

Ivan Hampel (Violine) geboren am 28.05.2002, besucht die Klasse 1 B der Fanny-Hensel-Grundschule. Er nimmt bei Tamara Prischepenko Geigenunterricht. Seine berufliche Zukunft sieht er gleichermaßen als Lokomotivführer und Geiger. Seine beiden Sprachen sind Deutsch und Russisch.

 

Johannes Hampel (Violine) spielt seit 40 Jahren nach Herzenslust Geige. Er arbeitet als Konferenzdolmetscher für Englisch, Italienisch und Französisch und lebt fünf Tandem-Fahrradminuten von der Fanny-Hensel-Schule entfernt.

 

Natalia Christoph (Klavier) stammt aus Kaliningrad (Königsberg). Sie wirkte als Pianistin an zahlreichen Opernaufführungen in Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz mit. Pädagogische Tätigkeiten: Moldauisches Konservatorium Kischinjow, derzeit an der UdK Berlin, Meisterkurse in Frankreich und Belgien. Sie begleitete unter anderem Ute Trekel-Burckhardt und Hanno Müller-Brachmann. www.natalia-christoph.de/

Und das ist unser Programm (Dauer 45 Minuten):

1. Robert Schumann: Marsch

    Ivan Hampel, Geige

    Irina Potapenko, Klavier

 

2. Felix Mendelssohn Bartholdy: 3 Duette

    Ich wollt, meine Lieb ergösse sich (Worte: Heinrich Heine)

    Herbstlied (Karl Klingemann)

    Lied aus Ruy Blas (Victor Hugo)    

Angela Billington, Sopran

Irina Potapenko, Alt

Natalia Christoph, Klavier

 

3. F. Mendelssohn Batholdy

    Andante. 2. Satz aus dem Violinkonzert e-moll

            Johannes Hampel, Violine

            Natalia Christoph, Klavier

 

4. F. Mendelssohn Bartholdy

    Frühlingslied  (Nikolaus Lenau)

    Gondellied (Thomas Moore)

            Irina Potapenko, Natalia Christoph

 

6. F. Mendelssohn Bartholdy

    Rondo capriccioso

   Natalia Christoph, Klavier

 

7. Pjotr Ilijitsch Tschaikowskij: Zwei Duette

    Im Garten

    Duett der Lisa und Polina aus der Oper „Pique Dame“

    Angela Billington, Irina Potapenko, Natalia Christoph

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Sehnsucht nach dem Frühling, oder: Gibt es ein Sehnsuchtsglück?

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März 192009
 

18032009.jpg Gestern durfte ich wieder einmal den Sohn in die Schule bringen. Ein großes Projekt ist angesagt: das Frühlingsprojekt. Jedes Kind sollte etwas in den Unterricht mitbringen, das an den Frühling erinnert. Wir beschließen: unser Wanja bringt seine Geige mit und spielt darauf das Lied „Sehnsucht nach dem Frühling“. Während er sich die Geige unters Kinn klemmt, wärme ich das Publikum vor: „Sehnsucht nach dem Frühling – es geht so los: „Komm lieber Mai und mache die Bäume wieder grün“, erkläre ich. „Wisst ihr auch, was Sehnsucht ist?“ Ein türkischer Junge, ein Drittklässler, meldet sich: „Sehnsucht ist, wenn man jemanden sehen will!“, antwortet er. „Sehr gut … und jetzt wollen wir hören, wie die Sehnsucht nach dem Fühling klingt.“ Wanja streicht das Lied fast ohne Stocken bis zum Ende durch, sogar das gis mit dem dritten Finger auf der D-Saite kommt fast sauber.  Großer Beifall – für mich als Vater ein echter Moment des Glücks!

Zuhause blättere ich wieder dieses und jenes Buch durch – wie es meine Art ist. Und siehe da, ich stoße auf einen Abschnitt über Sehnsuchtsglück:

Aristoteles versteht unter dem normativen Leitbegriff, dem Glück, nichts, was man passiv an sich herankommen lässt, weder den glücklichen Zufall eines Lottogewinns noch die Erfüllungen aller Hoffnungen und Wünsche, das Sehnsuchtsglück. Im Gegenteil kann und muß man sich das Glück erarbeiten. Es ist kein Geschick, das sich dem Zufall oder äußeren Mächten verdankt, sondern ein „Strebensglück“, für das man selber verantwortlich ist. […] Das Glück, das sich mit ziemlicher Verläßlichkeit erreichen läßt und auch vielen offensteht (hier zeigt sich eine Demokratisierung des Glücks), bedeutet vielmehr, daß eine Biographie als Ganze glückt. Das Strebensglück besteht in einem guten, einem gelungenen Leben.

Otfried Höffe: Kleine Geschichte der Philosophie, Verlag C.H. Beck, München 2005, S. 59

Was für eine gute Fügung! Das ist es ja genau, worum wir uns in diesem Blog seit Tagen bemühen: einen Glücksbegriff, der in die Demokratie passt. Ein Glück, das unabhängig von der ethnischen Herkunft und der religiösen Zugehörigkeit ist.

Eine bekannte deutsche Partei bat mich im Jahr 2007, kurz nach meinem Parteieintritt: Erklären Sie doch mal in einem oder zwei Sätzen fürs breite Publikum, warum Sie raten, dass man einer oder auch unserer Partei beitreten soll. Ich überlegte mehrere Tage hin und her und sandte dann per E-Mail den folgenden Satz: „In der Demokratie sind wir quer durch alle Parteien Schmiede unseres Glücks. Angela Merkel halte ich für ein begeisterndes Vorbild.“ Ist das logisch? Wohl nicht unbedingt, ich wollte damit in jedem Fall ausdrücken, dass Merkel eine Politikerin ist, die auf Wähler in allen Lagern attraktiv wirkt. Und solche Politiker braucht unser Land, nämlich Politiker, die sich in einen fairen Wettbewerb um Ideen, Lösungen, Perspektiven begeben – denn die anderen Politiker, die laut und großspurig verkünden „Mir san mir“, gibt es genügend.

Genau so wurde der Satz dann auch in einen Flyer gedruckt. Ob er wohl irgendjemanden überzeugt hat? Ich glaub nicht. Aber ich steh dazu. Und jetzt glaube ich sogar zu ahnen, dass Aristoteles mir – als seinem geringsten und verlorensten Schüler – auf die Schulter klopfen würde. Ich bin überzeugt: Es ist für unseren Staat in jedem Fall besser, irgendeiner Partei beizutreten, oder eine eigene Partei zu gründen, als immer nur beiseite zu stehen und abzulästern.

Heute abend geht’s ja bei Maybrit Illner um genau dieses Thema: Verdruß und Mißtrauen genüber den Parteien. Ich weiß noch nicht, ob ich mir die Sendung antue. Wahrscheinlich wird der Schwarze Peter mal wieder an alle Parteien gleichzeitig verteilt. Dem erwidere ich:

Bürger, geht rein in die Parteien, unterwandert sie in Scharen, arbeitet für euer Glück – euer Strebensglück. Hofft weder auf das Sehnsuchtsglück noch  auf das Versorgungsglück – weder vom Schicksal noch vom Kismet noch vom Staat noch vom staatlichen Rettungspaket. Ihr seid der Staat.

So – und jetzt kann der Frühling kommen! Das Foto zeigt unseren Schulweg, zwei Tage vor dem Frühlingsbeginn.

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Vierklang. Artemis. Anfang. Eine Suche

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Jan. 282009
 

Es begann mit – einer ausholenden Bewegung. Keinem Klang, sondern einer reinen Geste. Dann das Andrücken. Halt, zurück, alles auf Anfang! Kleine Bewegungen, Rucken, Pressen, Schaben. Ein Ticken und Klickern. Haar auf Saite. Hölzern, fahl. Als fielen Nüsse auf einen Holzboden. Dann das Zerren und Ziehen, das Gespräch der imaginären Bohrer. Akustische Ereignisse fielen ins Zeitkontinuum hinein. Das alles — ist auch Musik, aber Musik deren Entstehung man zusehen kann.

So schrieb es Jörg Widmann in seinem 1. Streichquartett vor. Gestern besuchte ich im Kammermusiksaal der Philharmonie  das Konzert des Artemis-Quartetts. „Auf der Suche nach dem Anfang“, so erläuterte der 1973 geborene Komponist selbst sein Werk. Eine Art Gesprächsversuch zwischen vier Menschen, die erst mühsam zu einer gemeinsamen Sprache finden müssen und dies auch schaffen – aber immer nur für einen Augenblick. Und dann wieder zurückfallen ins Verstummen, ins Ticken, Klopfen, Zirpen und Flöten.

Mozarts Klarinettenquintett erinnerte mich früher oft an eine Art festliche Gelegenheitsmusik. Man könnte an den Landrat eines schwäbischen Kreises denken, der den Festakt zum 50. Gründungsjubiläum der Handwerksinnung begeht. Ich hörte in den blühenden Klarinettengirlanden oftmals schon eine Art Vorfreude auf den Freßkorb samt Champagner voraus, den der Landrat gleich nach der Musik erhalten wird.

Seit gestern – höre ich das Stück in ganz anderem Licht. Das Artemis-Quartett spielte des Werk so, wie ich es noch nie gehört habe. War es das vorausgehende Stück von Jörg Widmann, das den ganzen scheinbar wohlbekannten Mozart in ein anderes Licht rückte? Jedenfalls schien mir nichts mehr selbstverständlich. Das Artemis-Quartett lässt jeden einzelnen Ton, jede Phrase neu entstehen. Kein blühendes Dauervibrato überzuckert die Stimmen. Ein ganzes Register an Klängen wird aufgefächert! Mozart ist nicht mehr der ewige Spieler, der fröhliche Allerweltsliebling. Nein, es tauchte ein anderer Mozart auf. Ein Mozart, der urplötzlich ins 21. Jahrhundert katapultiert erschien.

Gregor Sigl an Violine 2 und Friedemann Weigel an der Viola bildeten eine Art tragende Achse. Diese beiden Stiummen, die Mittelstimmen, werden häufig bei anderen Streichquartetten als Füllstimmen aufgefasst – nicht so beim Artemis-Quartett. Diese beiden „Mittelstimmen“ bildeten gestern, so empfand ich, das tragende Fundament für die beiden „Außenstimmen“. Der Cellist Eckart Runge erhielt dadurch einen riesigen Freiraumgeschenkt – einen Freiraum für Übergänge, für Abstufungen in Dynamik und Klangfarbe, einfach nicht das sind, was man sonst von einem „Bass-Instrument“ erwarten würde. Die wunderbare Geigerin Natalia Prishepenko, die wir bereits am  24.11.2008 in diesem Blog einführten, schwebte, schwerelos eingeflochten in diesem häufig irisierenden Klanggebilde.

Das Quartett hat eine überragende Geschlossenheit erreicht – viel stärker als in der früheren Besetzung, die ich vor einigen Jahren im Wissenschaftskolleg hörte.

Schuberts Streichquartett Nr. 15 G-Dur war die zweiteStrecke diese großen, alle ergreifenden Suchbewegung. Fahl, zuckend, schwer lastend der Anfang. Wie die vier da mit minimalen Temporückungen spielten – das war schon verteufelt raffiniert, abgefeimt, spannend bis fast zum Unerträglichen. Das Andante, der zweite Satz mit dem herrlichen Cello-Solo, vermittelte Glück – aber es war ein Glück aus der Erinnerung, ein Glück, dass seiner selbst nie ganz gewiss ist.

Auch bei Schubert pflegt das Artemis-Quartett seine in Frage und Antwort sprechende Klangrede. Sie spielen von Linien her, jede Stimme bleibt jederzeit vollkommen durchhörbar. Nie verschwimmt der ganze Klang zu einem flächigen Gebilde, wie ich das oft bei andern Streichquartetten hörte. Diese vier  Musiker arbeiten vor allem mit dem Bogen, ihm entlocken sie alles. Die linke, die greifende Hand unterstützt, setzt Glanzlichter auf, belebt – aber sie presst und drängt nicht. Das bloß Musikantische, das Melodienselige, das ach so Wienerische beim Schubert Franzl wird abgesagt.

Es ist ein Schubert, der um alle Schrecken des 20. Jahrhunderts weiß. Freunde, Blogger, wisst ihr denn am heutigen Tage, worauf ich anspiele? Täusche ich mich? Wir hörten gestern ein Konzert vom Überleben. Vom Weiterleben der Musik.

Nur an einer einzigen Stelle – dies war etwa 30 Takte vor dem Schluss des Konzerts überhaupt – brauste der volle Klang des Quartetts im Fortissimo auf. An genau dieser Stelle kam das gesamte Unternehmen, dieser ganze Konzertabend, diese hochgespannte, vom Düsteren zum Erlösten pendelnde Fahrt zu ihrem Ende. Das können sie also auch, dachte ich. Sie, die sonst mit atemberaubenden Zwischentönen, mit endlos abgestuften, treppenartig zueinanderlaufenden Übergängen spielen – sie ließen ein einziges Mal im ganzen Abend die Fülle des Wohllauts aufrauschen. Um diesen dann gleich zurückzuholen ins Mezzoforte.

Eine lange, vom ersten bis zum letzten Moment gespannte Suchbewegung durch drei Stücke hindurch war an ihr Ende gelangt. Es war für mich ein großes, ein lange nachwirkendes Konzert. Ein Konzert, in dem die drei Stücke architektonisch aneinandergefügt wurden, so dass sie wie Bruchstücke einer einzigen großen Konfession erschienen. Was für eine geniale Politik in der Programmauswahl, den Widmann an den Anfang zu stellen! Was für ein atemberaubendes Demontieren und Neumontieren alles dessen, was uns beim Popmusikanten Mozart lieb und teuer schien! Was für ein atemloses, langgedehntes Abschiednehmen beim Schubert!

Ich werde ab diesem Konzert Streichquartette mit ganz anderen Ohren hören – und auch selber spielen. Das Artemis-Quartett hat die Kraft, scheinbar bekannte Werrke neu aufzuschließen, als hörte man sie zum ersten Mal, ja, als hörte man zu, wie der Komponist sie gerade jetzt schreibt. Wie er sie jetzt gerade zu Papier bringt. Und diese Kraft des Jetzt, sie besiegt alle Trauer über die Vergänglichkeit, über die Begegnung mit dem Tod.

Das Publikum, in dem ich viele kundige Musiker, viele junge Menschen entdeckte,  war aus dem Häuschen – rief, jauchzte, brüllte. Sie alle spürten von Anfang an: Umsonst. Es gab kein Da-capo, keine Zugabe. Was hätte das auch sein können? Ein Wiederanheben nach diesem Abschied? Unmöglich!

 Posted by at 01:04