Okt. 192009
 

Jetz laß-tsas doch endlich ausreden!„, so fiel meine bayrische Mama uns drei kernigen Buben ins Wort, wenn wir mal wieder unserer kleinen Schwester das Wort abgeschnitten hatten. Leider ist es so: Wie den meisten Männern, so fällt es auch mir schwer, den Mund zu halten! Das habe ich gestern wieder bemerkt, als ich die Anne-Will-Sendung mit Güner Balci und dem Herrn Özcan Mutlu ansah und hörte. Gleich zwei Mal fiel ich dem Herrn Özcan Mutlu, dem Sprecher oder besser Ins-Wort-Faller und Unterbrecher einer Berliner Abgeordnetenhausfraktion ins Wort. Immer wenn ich wohlbestallte Migrationsforscher und Bildungspolitiker wie etwa Heiner Bielefeldt oder Özcan Mutlu höre, schießen mir Zeilen Heinrich  Heines in den Sinn:

Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser.

Zum Glück saß ich nur gebannt vor dem heimischen Bildschirm und trank Wasser, statt wild herumzufuchteln. Niemand hörte mich. Aber man sollte sich die Aufzeichnung der Anne-Will-Sendung ruhig bei einem Gläschen Federweißen zu Gemüte führen – und dabei besonders beobachten, wie Güner Balci immer wieder das Wort und das Thema abgeschnitten wurde, namentlich vom bildungspolitischen Sprecher der Grünen, Herrn Mutlu.

„Jetzt lass sie doch endlich ausreden!“, so fiel ich dreist dem Herrn Mutlu ins Wort. Dieser Herr gefiel mir nicht. Gut gefielen mir hingegen Wolfgang Bosbach und Otto Schily. Sie fielen den anderen kein einziges Mal ins Wort, sondern antworteten nur, wenn sie gefragt wurden. Sie warteten geduldig, bis ihnen das Wort erteilt wurde. Vorbildlich! Ich werde mich am Riemen reißen.

„Ich bin seit 10 Jahren in der Bildungspolitik!“ Und deshalb habe ich recht. So sinngemäß Herr Mutlu. Ein trefflicher Beleg dafür, dass die längere Arbeit in der Politik blind und taub machen kann für alles, was nicht dem eigenen Machterhalt, dem eigenen Fortkommen dient. Der Herr Mutlu ist ein wandelndes Beispiel dafür. „Haben Sie eine wissenschaftliche Untersuchung?“, fragte er Güner Balci. Hatte sie natürlich nicht, die bewundernswerte mutige Frau. Ausdrücklich berief sie sich auf ihre jahre- (besser: jahrzehntelange) Erfahrung. Als Tochter türkischer Eltern, als Frau, als Sozialarbeiterin, als Journalistin. Ich fragte Herrn Mutlu vor dem Bildschirm sitzend:  Was wollen Sie eigentlich, Herr Mutlu? Wissen Sie denn nicht, dass wissenschaftliche Untersuchungen systematisch getürkt werden? Sie können in der Migrationsforschung nahezu jedes beliebige Ergebnis wissenschaftlich belegen und bestellen. „Fremdenfeindlichkeit der Deutschen“, „Rassismus der Deutschen“, „Ausländerfreundlichkeit der Deutschen“, „antirassistischer Konsens der Deutschen“, „Anfälligkeit für extremistische Hetze“, „Resistenz gegen extremistische Hetze bei den Deutschen“ – für alle diese Befunde lassen sich im Internet mit wenigen Mausklicks wissenschaftliche Untersuchungen herbeizaubern. Und wenn es keine Untersuchung gibt, dann GIBT MAN EINE IN AUFTRAG. Voilà! Der Kunde zahlt, der Kunde schafft an.

Was sie nicht ersetzen und nicht türken können, das sind die Erfahrungen und Berichte der Menschen vor Ort, wie etwa die einer Güner Balci, eines Heinz Buschkowsky, eines Hamed Abdel-Samad, eines Badr Mohammed, oder auch – in aller Demut – des hier bloggenden Kreuzberger Vaters mit jahrzehntelanger Erfahrung mit türkischen und arabischen Zuwanderern und deren Kindern.

Und da muss ich einfach meine Freude darüber ausdrücken, dass ich endlich einmal auch im deutschen staatlichen Fernsehen die schlichte Wahrheit aussprechen hörte, die ich seit einem Jahr immer wieder in diesem Blog vertrete: Erfolg in dieser Gesellschaft ist möglich. Für alle. Eine seit Generationen von Sozialhilfe oder Hartz-IV lebende arabische Sippe ohne deutsche Sprachkenntnisse verkörpert aus der Sicht der Betroffenen ebenso einen Integrations-Erfolg wie eine studierte und perfekt deutsch sprechende Tochter türkischer Einwanderer.

So stellte klipp und klar Güner Balci fest: Alle, die hier in der Bundesrepublik Deutschland leben dürfen, sind gegenüber den Verwandten und Freunden in den Herkunftsländern stark privilegiert. Und das wissen sie alle. Deshalb holen sie ja ihre Verwandten und Freunde, Bräute und Bräutigame gerne nach.

Sie genießen alle Vorzüge dieses Landes, sie leben in Wohlstand und ohne materielle Sorgen – und sie werden vom Staat weitgehend in Ruhe gelassen und können systematisch ihre „Netzwerk-Migration“ (so Kenan Kolat) fortsetzen und ihre geschlossenen Siedlungsgebiete ausbauen.

Gut auch, dass Cem Gülay die systematische Urkundenfälschung beim Nachzug innerhalb dieser breit angelegten Netzwerk-Migration zur Sprache brachte! Jeder weiß doch, wie man die bürokratischen Vorschriften zum Zuzug umgehen und „zurechtdeuten“ konnte und kann. Dafür gibt es Tipps, dafür gibt es staatlich finanzierte Beratungsstellen. So hat ja eine stichprobenhafte Überprüfung im Berliner Bezirk Mitte vor wenigen Wochen amtlich ergeben, dass etwa 10.000 Anmeldungen fehlerhaft waren. Sie dienen dazu, Sozialleistungen zu erschleichen und kriminelle Handlungen zu decken.

Das bisschen Integrationspolitik fällt dabei nicht so stark ins Gewicht. Es wird an der Gesamtlage wenig ändern. Es wird immer einige Özcan Mutlus geben, die hier laut von „Zwang“ und „Strafe“ schreien. Huch, die Deutschen, die da sitzen auf ihren Lehrstühlen und Mandaten, zucken zusammen. Zwang und Strafe, das sei weit uns!

Der Chat mit Güner Balci  zur Sendung Anne Will sei euch wärmstens empfohlen, und auch die insgesamt sehr lehrreiche Sendung!

DasErste.de – [Anne Will] – Keine Chance für Ali und Ayse – Gemüse verkaufen statt Karriere machen?

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Netzwerk-Migration, Ketten-Migration der Türken und Araber – Einzelemigration der Deutschen

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Okt. 132009
 

Lehrreiches Interview mit Kenan Kolat in der Berliner Zeitung! Es wird verständlich, warum ganze Straßenzüge, ganze Stadtviertel innerhalb weniger Jahre erst von türkischen, dann von arabischen Familien übernommen werden: Die Migration erfolgt nicht über Einzelpersonen, sondern über Sippen und Dörfer. Ganze Gemeinschaften beschließen, in die Bundesrepublik Deutschland überzusiedeln. Sie haben hier zwar keine Arbeit, aber jedenfalls  ein besseres Auskommen als in der Türkei oder den arabischen Ländern. Die Türkei wird soziale Probleme los und vergößert ihre Gemeinde außerhalb der Landesgrenzen, und die Zuwanderer sind und bleiben in den Hilfe-Netzwerken integriert. 3 Millionen Türken in Deutschland sind ein kraftvoller Grundstock, wie Ministerpräsident Erdogan stolz bei seiner Rede in Köln verkündete. Eine starke Gemeinde, die weiter wachsen und den Ruhm des türkischen Vaterlandes mehren soll.

Immer mehr Stadtteile in Berlin haben in den Grundschulklassen fast nur noch türkische und arabische Kinder. So berichtete mir gestern ein Vater aus Friedenau, der Rektor der Schule habe ihm empfohlen, die Tochter aus der Schule zu nehmen und in eine Privatschule zu geben. Sie war das letzte verbleibende deutsche Kind. Es gelang ihr nicht mehr, sich in die absolute Schülerinnenmehrheit zu integrieren. Sie hielt dem Anpassungsdruck nicht stand. Es gelang ihr nicht sich zu assimilieren.

So ist das: Die türkischen und arabischen Kinder kommen stets zu mehreren, geborgen in riesigen verzweigten Sippen, in kinderreichen Familien, häufig über Verwandtenehen geschlossen: ein dichtgeknüpftes Netz an Beziehungen und Auffangnetzen. Diese Familien sind perfekt integriert. Eine Veranlassung, einen Beruf oder die deutsche Sprache zu erlernen, gibt es eigentlich nicht.

Die letzten deutschen Kinder gehen dann als einzelne. Sie verlassen die Grundschulen. Sie werden zu echten Fremdlingen in Deutschland.

Kolat spricht von einer „weiteren Aushöhlung des Grundgesetzes“, wenn der Nachzug von angeheirateten Ehegatten beschränkt werden sollte. Deshalb müssten wir Deutsche mehr Anstrengungen unternehmen, um auf die zuziehenden Immigranten zuzugehen. Doch sei es falsch, Integration zu verlangen! Partizipation sei das richtige. Die Zuwanderer sollten volle Teilhabe an unserem Land erhalten: mehr Förderung, mehr Rücksicht auf ihre Belange, mehr Verständnis, mehr interkulturelle Kompetenz bei den Lehrern, kommunales Wahlrecht. Die Schulbehörden versagten, denn sie schafften es nicht, ausreichend Lehrer mit Migrationsgeschichte einzustellen. Eigentlich alles haben die Deutschen falsch gemacht. So Kenan Kolat.

Sarrazins Äußerungen sind ein gefundenes Fressen für Kenan Kolat. Denn da derartige Äußerungen alles beschädigten, was mühsam aufgebaut worden sei, haben sie ja jetzt wieder einmal einen Schuldigen ausgemacht: Sarrazin ist schuld, denn durch seine Äußerungen werfe er den gesamten Integrationsprotzess um 5 Jahre zurück. Die Deutschen müssen sich jetzt doppelt und dreifach anstrengen, um den Schaden wieder gutzumachen. Mehr Förderung, mehr Geld, mehr Posten, mehr Zugeständnisse! Ich empfehle das Interview mit Kenan Kolat dem genauem Studium – damit wir Deutsche mal wieder so richtig heftige Schuldgefühle darüber entwickeln können, dass wir nicht bereitwilliger Platz machen und uns nicht ganz und gar auf die Bedürfnisse der Zuwanderer-Sippen und -Dörfer einstellen. Zitate:

„Sarrazins Äußerungen sind ausgrenzend, diskriminierend, stigmatisierend und beschädigen das gesamte Verhältnis von Deutschen und Migranten in unserem Land. Deshalb fordern wir, dass er seinen Vorstandsposten in der Bundesbank aufgibt.

Aber jetzt sprechen wir wenigstens mal offen über die Integration von türkischstämmigen Menschen in Deutschland.

Das tun wir seit Jahren und machen auch konkrete Vorschläge. Ich spreche übrigens lieber von Partizipation als von Integration.

Wie meinen Sie das?

Integration wird von der Mehrheit als vollständige Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft und in Teilen als Assimilation verstanden. Partizipation ist dagegen die Teilhabe an allen möglichen Lebensbereichen. Beide Seiten sind dann aufgefordert, sich zu beteiligen. Auch die deutschstämmige Bevölkerung muss sich auf die Zuwanderer einlassen. Manche Lehrer insbesondere aus dem Ostteil Berlins müssten sich zum Beispiel mehr interkulturelle Kompetenz aneignen, um besser auf die migrantischen Schüler eingehen zu können.

„Man redet nicht gerne über die eigenen Defizite“ – Berliner Zeitung
Aber wieso heiraten so viele türkischstämmige Berliner unter sich oder holen Bräute aus den ländlichen Gebieten der Türkei nach?

Wir haben drei verschiedene Formen von Migration. Zum einen den Pull-Faktor, die Leute werden also von einem Staat gezielt angeworben, wie es in den 60er-Jahren auch in Deutschland der Fall war. Dann den Push-Faktor, wenn in einem Land die Lage sich verschlechtert und somit eine Ausreise unvermeidlich wird. Und dann die Netzwerk-Migration.

Was ist Netzwerk-Migration?

Die Menschen, die in einer Gegend leben, entscheiden gemeinsam über eine Migration und nehmen ihre Verwandten und Bekannten mit. Dies ist in Teilen der Türkei auch der Fall. Das ganze Dorf siedelt in eine Großstadt um. In diesem Rahmen heiraten Menschen untereinander. Das ist in der östlichen Türkei noch stark ausgeprägt, geht aber zurück.“

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Integrations-Ministerium muss kommen!

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Okt. 112009
 

Gute Forderungen des DIW-Präsidenten Zimmermann! Er bezeichnet Sarrazins Äußerungen als „Weckruf“. Darin hat er recht. Ich meine: Weckrufe sind oft schrill und krähend. Aber deswegen soll man den Hahn nicht gleich vom Hof scheuchen  und dann wild durcheinandergackern, wie es jetzt geschieht. Auch wenn der Hahn Sarrazin heißt.  Besser ist es, gleich zum Frühstück zusammenzukommen und etwas auszuhecken. Etwa ein Bundesministerium für Integration. Dieses Ministerium sollte dann sehr genau hinhören, was erfahrene, verdiente Politiker wie etwa Armin Laschet, Heinz Buschkowsky oder Badr Mohammed zu sagen haben. Es gibt einige Politiker, die wirklich bereits Erfahrungen und Kompetenzen angesammelt haben und im Gegensatz zu vielen anderen nicht um den heißen Brei herumreden. Diese Kräfte gilt es zu bündeln. Ruft sie zusammen!

DIW für Integrations-Ministerium – heute.de Nachrichten
Viele Zuwanderer sind nicht integriert

DIW-Präsident Zimmermann beklagte, viele Zuwanderer seien, obwohl sie lange im Land sind, weder gesellschaftlich noch wirtschaftlich ausreichend integriert. „Gleichwohl brauchen wir in Zukunft mehr denn je die besten Köpfe aus aller Welt, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können“, forderte er.

Eine neues Ministerium nach dem Vorbild Nordrhein-Westfalens wäre ein kräftiges Signal für eine neue Politik. Zimmermann nannte die Debatte über die umstrittenen Äußerungen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin über Migranten einen „ernsten Weckruf“.

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„Es ist an mir das für mein Leben zu verändern“

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Okt. 052009
 

Einige wenige gute Kommentare zu Thilo Sarrazins Interview sind mittlerweile erschienen. Einer davon im Tagesspiegel: Prüfen statt prügeln.  Zwar lässt auch Peter von Becker nicht erkennen, dass er über längere Zeit mit uns Migrantenfamilien zusammengelebt hat. Dann würde er nicht erneut von schlechter Integration der Türken und Araber sprechen. Denn sie sind doch hervorragend integriert, sowohl untereinander als auch ins deutsche Hilfesystem. Und sie haben  auch ein überdurchschnittlich hohes Einkommen, wenn man es mit dem Durchschnittseinkommen in den Herkunftsländern vergleicht. Das muss selbstverständlich die Basis der Betrachtung sein. Genau dieser Abstand ist es doch, der Jahr um Jahr zu den vielen neuen, nachholenden Eheschließungen anregt. Weshalb die Mütter und Väter nach meinen Beobachtungen Jahr um Jahr weniger Deutsch können. Daraus ist niemand ein Vorwurf zu machen.  Jeder Mensch wird dahin gehen, wo er den in seiner Perspektive besten, vernünftigsten und vertretbarsten Lebensstandard mit der geringsten Mühe erreichen kann.

Aber Peter von Becker  gesteht immerhin zu, dass Sarrazin auf hohem Niveau und mit großer Sachkenntnis beleidigt.

In den Online-Kommentaren fischte ich folgendes goldene Zitat des Lesers creaturiv heraus:

Prüfen statt prügeln
Ein Jugendlicher mit türkischem Migrationshintergrund mit dem ich in Mannheim zusammenarbeitete drückte es in einem Radiointerview mal so aus: „Als meine Eltern nach D kamen, dachten sie es wäre nur für ein paar Jahre. Meine Mutter hat drei Kinder großzuziehen und keine Zeit für einen Deutschkurs. Mein VAter hat auf dem Bau gearbeitet und ist von einer Baustelle zur nächsten geschickt worden und hat mit anderen Gastarbeitern in Containern gelebt, der hatte auch keine Zeit für einen Deutschkurs. Es tut mir leid für meine Eltern, aber ich mache ihnen keinen Vorwurf. Es ist an mir das für mein Leben zu verändern.“
Ebenfalls in Mannheim hatte ich mit einem anderen Jugendlichen 12 Jahr zu tun, der sich bei mir bitter darüber beklagte, das er immer als Türke bezeichnet werden würde, obwohl er hier geboren sei, nur einen Deutschen Pass habe und noch nie in der Türkei gewesen sei. Ich könnte noch zahllose solcher Geschichten erzählen.

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Sep. 132009
 

Eine der besten Reden, die ich in den letzten Wochen lesen konnte, ist die Rede des Kaisers Claudius. Ihm wurde eines Tages im Senat vorgeworfen, er spreche zu vielen Menschen das Bürgerrecht zu.  Aber er weist das zurück: seit jeher habe Roms Größe darin bestanden, ehemalige Nachbarn, ja ehemalige Feinde zu Staatsbürgern zu machen. Dazu gehörten nicht zuletzt seine eigenen Vorfahren und die der meisten Anwesenden! Absolut richtig! Das Imperium romanum hat immerhin mehr als 1000 Jahre gehalten. Stabilität eines staatlichen Gebildes hängt nicht zuletzt davon ab, ob es einen einbeziehenden, für Außenstehende zugänglichen Begriff der Staatsbürgerschaft hat. Die Römer haben das geschafft. Anders die Griechen, deren staatliche Gebilde aus heutiger Sicht sehr empfindlich waren – zu stark eine Bürgerschaft aus verschiedenen Klassen hatten. Die einheitliche Staatsbürgerschaft durch Geburt auf römischem Boden – das war die zukunftsweisende Großtat des 1. Jahrhunderts. Einer der ersten, die davon profitierten, war Saulus aus Tarsos, der spätere Apostel Paulus.

Aber lest selbst. Tacitus berichtet in Annales, 11.24:

Tacitus: Annales XI
His atque talibus haud permotus princeps et statim contra disseruit et vocato senatu ita exorsus est: ‚maiores mei, quorum antiquissimus Clausus origine Sabina simul in civitatem Romanam et in familias patriciorum adscitus est, hortantur uti paribus consiliis in re publica capessenda, transferendo huc quod usquam egregium fuerit. neque enim ignoro Iulios Alba, Coruncanios Camerio, Porcios Tusculo, et ne vetera scrutemur, Etruria Lucaniaque et omni Italia in senatum accitos, postremo ipsam ad Alpis promotam ut non modo singuli viritim, sed terrae, gentes in nomen nostrum coalescerent. tunc solida domi quies et adversos externa floruimus, cum Transpadani in civitatem recepti, cum specie deductarum per orbem terrae legionum additis provincialium validissimis fesso imperio subventum est. num paenitet Balbos ex Hispania nec rninus insignis viros e Gallia Narbonensi transivisse? manent posteri eorum nec amore in hanc patriam nobis concedunt. quid aliud exitio Lacedaemoniis et Atheniensibus fuit, quamquam armis pollerent, nisi quod victos pro alienigenis arcebant? at conditor nostri Romulus tantum sapientia valuit ut plerosque populos eodem die hostis, dein civis habuerit. advenae in nos regnaverunt: libertinorum filiis magistratus mandare non, ut plerique falluntur, repens, sed priori populo factitatum est. at cum Senonibus pugnavimus: scilicet Vulcsi et Aequi numquam adversam nobis aciem instruxere. capti a Gallis sumus: sed et Tuscis obsides dedimus et Samnitium iugum subiimus. ac tamen, si cuncta bella recenseas nullum breviore spatio quam adversus Gallos confectum: continua inde ac fida pax. iam moribus artibus adfinitatibus nostris mixti aurum et opes suas inferant potius quam separati habeant. omnia, patres conscripti, quae nunc vetustissima creduntur, nova fuere: plebeii magistratus post patricios, Latini post plebeios, ceterarum Italiae gentium post Latinos. inveterascet hoc quoque, et quod hodie exemplis tuemur, inter exempla erit.‘

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Aug. 152009
 

Unser Oberschulrat Schmid, mit dem ich schon zwei Mal diskutiert habe (dieses Blog berichtete), muss heftigen Tadel für seinen Vorschlag eines Migrantengymnasiums einstecken. Der Tagesspiegel schreibt:

Migrantengymnasium: Tadel für Schulrat
Cumali Kangal, Sprecher des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg, bezeichnet Schmids Vorstoß als fatal. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Türken in Berlin das nachvollziehen können“, so Kangal. „Wer kann, versucht sein Kind auf eine Schule zu schicken, an der nicht so viele Migrantenkinder sind.“ Auch der Leiter der Arabischen Eltern-Union in Berlin, Mahmoud el Hussein, hält nichts davon, Migranten gezielt in einem Sondergymnasium zu konzentrieren. „Das sind Kinder, die hier aufgewachsen sind, und keine Außenseiter“, sagt er. Schmids Argument, dort könnten sie besser Deutsch lernen, sei paradox: „Wer ans Gymnasium kommt, sollte sowieso keine Sprachmängel aufweisen.“

Ich selber  kann den Vorschlag, Gymnasien nur für Migranten und Kinder aus bildungsfernen deutschen Schichten einzurichten, nicht so recht verstehen. Wir haben doch bereits de facto eine weitgehende Separierung der türkischen und arabischen Schüler einerseits, und der Schüler aus allen anderen Nationen, einschließlich der deutschen,  andererseits. Eine weitere Trennung scheint mir nicht nötig.

Ich meine: Die Familien müssen ihren Kindern ab Lebensjahr 1 die deutsche Sprache beibringen, sie müssen die Kinder auf ein Leben in diesem Land hinerziehen. Wir brauchen eine Kultur des Lernens und der Bildung.

 Posted by at 19:30
Juli 202009
 

Guter Artikel über das Wirken der Clans in unserem heimischen Neukölln und Kreuzberg in der Süddeutschen Zeitung! Eindeutig und ohne Umschweife benennt er die Versäumnisse, aber auch die unbegreifliche Blauäugigkeit, mit denen der Staat und seine Vertreter Schritt um Schritt aus ganzen Straßenzügen herausgedrängt worden sind. Besonders gut gefällt mir die Einsicht: „Man hat eine Generation von Beinahe-Analphabeten erzeugt.“ Die Beobachtungen des SZ-Artikels stimmen weitgehend mit den meinen überein. Lesen lohnt. Interessant: Die deutsche linksradikale Szene und die libanesische kriminelle Szene scheinen noch nicht zusammengefunden zu haben. Obgleich sie gemeinsame Interessen zu haben scheinen: Verdrängen und Unterhöhlen der staatlichen Autorität bei gleichzeitiger Einnistung in Empfängerstrukturen. Viele leben von Staatsknete, und man verhöhnt diesen Staat dennoch unentwegt.

Clans in Deutschland – “Verpisst euch von hier“ – Panorama – sueddeutsche.de
Eine Generation von Beinahe-Analphabeten

Die Asylgesetze begünstigten die fast völlige Abschottung der Menschen: Eltern durften jahrelang nicht arbeiten, Kinder waren von der Schulpflicht befreit.

Damit habe man eine Generation von Beinahe-Analphabeten erzeugt, schreibt der Berliner Sozialwissenschaftler Ralph Ghadban, der selbst aus dem Libanon stammt. Diese Versäumnisse rächen sich jetzt.

Was ist zu tun? Ich glaube, erst einmal muss man die Probleme offen benennen. Die deutschen Familien sollten zweitens nach Kreuzberg und Neukölln zurückkehren. Und dann – stimme ich dem zu, was Nader Khalil sagt: Wir müssen die freiheitliche Ordnung durchsetzen. Auch mit der Gewalt des demokratischen Staates. Lest selbst:

In Berliner Polizeiberichten wird auch bei typischen Milieu-Delikten nur selten die Herkunft der Täter erwähnt – aus Angst, dies könne rassistischen Ressentiments Vorschub leisten. Als im April vier Männer einen brutalen Überfall auf einen Supermarkt verübten, stand deshalb nur im internen Protokoll, dass die Täter aus dem Libanon stammen und allesamt einschlägig vorbestraft sind.

Nach Ansicht von Nader Khalil bewirkt eine Tabuisierung der Herkunft jedoch genau das Gegenteil: „Das muss mit aller Deutlichkeit diskutiert werden“, sagt er. „Wir dürfen dem rechten politischen Rand nicht die Gelegenheit geben, das auszunutzen.“ Khalil ist selbst vor 29 Jahren aus dem Libanon nach Deutschland eingewandert. Als Muslim sitzt er für die CDU im Neuköllner Stadtrat. Er sagt, dass neben der Sozialarbeit auch spürbare Strafen notwendig seien: „Wir müssen die freiheitliche Ordnung durchsetzen.“

 Posted by at 14:41
Juli 112009
 

Das Wort Migration und Migranten wird immer wieder auf die alteingessessene türkische und arabische Bevölkerung in den Westberliner Bezirken angewandt. Das ist Unfug. Sie sind echte, klar abgegrenzte Volksgruppen geworden, die neben den Deutschen und in scharfer Abgrenzung zu den neuen Zuwanderergruppen, wie etwa den Russen, den Juden, den Vietnamesen vor sich hinleben. Diese türkischen und arabischen Familien sind in dritter oder vierter Generation hier, sie haben mich als Deutschen, seit ich – nach ihnen – vor 25 Jahren erstmals in Kreuzberg zuwanderte, stets mit offenen Armen willkommen geheißen. Die Geburtenzahlen sind hoch, die Herkunftsländer sind ein unerschöpfliches Reservoir, aus dem jeder heiratsfähige Jungmann eine Braut gestellt bekommt. Die deutschen Sozial- und Krankenversicherungssysteme bieten einen unvergleichlich höheren Lebensstandard als die höchst prekäre Beschäftigungssituation in der Türkei und im Libanon.

Konflikte zwischen den Volksgruppen gibt es keine: Die deutschen Familien machen bereitwillig Platz. Sie werden verdrängt. Ab und zu schreien die Massen, angeheizt von ihren Führern, in Ägypten oder in der Türkei: „Die Deutschen sind die Feinde Gottes„, „Wir sind in Deutschland die Juden der heutigen Zeit!“, „Jetzt verbrennen sie uns wieder„. Derartige Negativschlagzeilen über Deutschland, die sich in der Presse des Nahen Ostens und der Türkei beliebig abrufen lassen, verschrecken die armen Deutschen. Sie legen nach mal eine Schippe drauf auf das herrlich geschnürte Wohltätigkeitsbündel namens Migrantenförderung. Sie machen noch etwas bereitwilliger Platz. Dadurch wird Straßenzug um Straßenzug Wohnraum frei, in den dann die beständig wachsende türkische und arabische Volksgruppe einziehen kann.

Über Probleme wird ab und zu gesprochen – und dann werden noch mal weitere Gelder ausgereicht.

So heißt es heute im Tagesspiegel über den Politiker Özcan Mutlu (S. 7): „Er hofft, dass auch künftig ausreichend Geld für Angebote bereitsteht, die die Entwicklung aus seiner Sicht begünstigen …“ Denn: Die Schulen sollen sensibler mit dem Thema Gewalt umgehen, wie es Schulsenator Zöllner so einfühlsam ausdrückt (auch S. 7). Diese Forderung nach öffentlichen Geldern  kommt wie ein gebetsmühlenhafter Reflex. Immer wieder. Ich habe selbst öfters mit Vertretern von Migrantenverbänden gesprochen, die hier geboren sind, hier die Schulen besucht haben, und die mir trockenen Auges versichern: „Ihr wollt, dass wir Türken uns hier in Berlin integrieren? Ja, dann müsst ihr uns aber erst einmal ausreichend Geld geben …“ Es ist unfassbar! Es ist eine vollständige Kapitulation der Vernunft vor den unaufhörlich wiederholten Jammer- und Klagerufen der ach so benachteiligten, in Wahrheit materiell privilegierten Türken und Araber, denen es hier finanziell weit besser geht als ihren zuhause gebliebenen Verwandten.

Die Russen, die Chinesen, die Juden aus der früheren Sowjetunion, die vor wenigen Monaten oder wenigen Jahren erst zugewandert sind – das sind unsere echten Zuwanderer! Sie verdienen, so meine ich, für etwa 1 Jahr echte Eingliederungshilfe. Dann muss Schluss sein. Dann müssen sie angekommen sein in Deutschland. Diese echten Zuwanderer schlagen in meinen Gesprächen wieder und wieder die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie sehen, wie sich der deutsche Staat von den alteingesessenen türkischen und arabischen Volksgruppen ausnutzen und an der Nase herumführen lässt: „Ja, was lasst ihr Deutschen da mit euch machen! Ihr habt euch da eine wachsende Schar von dauerhaft Hilfsbedürftigen herangezogen! Wann werden sie erwachsen?“

Es hat die perfekte Entmischung der Volksgruppen stattgefunden! Bündnisgenossen in meiner derzeitigen Heimat Friedrichshain-Kreuzberg: die linksautonome Szene. Obwohl die Linksautonomen sich scharf ihrerseits von den Türken und Arabern absondern und keinerlei Anstrengungen unternehmen, etwas zur heiß ersehnten Vermischung mit der türkisch-arabischen Wohnbevölkerung zu tun, verfolgen sie ein Ziel: Beibehaltung der Entmischung, Abwehr der zuwanderungswilligen deutschen Familien, auch mit Brandanschlägen. Die linksautonome Szene in Kreuzberg befolgt das gestern zitierte Rezept des Herrn Gregor Gysi aufs Wort: „Wir Deutsche wehren uns zu wenig – Also wehrt euch gegen die deutschen Zuwanderer! Kämpft für unser üppiges Sozialghetto! Baut Mauern der Abschreckung auf! Schafft Freiräume, in denen der Staat nichts zu sagen hat! Eine neue Mauer muss her!“

Der deutsche Staat macht sich nunmehr in törichter Verkennung seiner Möglichkeiten anheischig, den arbeitslosen türkischen Müttern und Vätern nach und nach die gesamte Erziehungsarbeit abzunehmen. Türkisches und arabisches Satellitenfernsehen lässt erst gar keine Langeweile aufkommen. Dank fehlender deutscher Sprachkenntnisse droht auch kein Zwang, Arbeit aufnehmen zu müssen. – Dadurch ist der Bestand und das weitere, vom türkischen Staat ausdrücklich begrüßte Wachstum der separaten türkischen Volksgruppe in Deutschland auf Jahrzehnte hinaus gesichert. Lest hier noch einen weiteren Abschnitt aus der scharfen Analyse des Tagesspiegels vom 08.07.2009:

Kein Ende in Sicht
Als Bildungssenator Zöllner sein neues Amt in Berlin antrat, schlug sich sein Optimismus auch darin nieder, dass er von „Migration als Chance“ sprach. Davon ist in letzter Zeit wenig zu hören. Wenn es heute in der Schulpolitik um Migration geht, dann meistens in Zusammenhang mit versickernden Mitteln für die Sprachförderung, mit großen Grundschulklassen oder Schülern ohne Abschluss. […]

Hinzu kommt, dass in der Türkei noch längst nicht überall die achtjährige Schulpflicht durchgesetzt werden kann: Immer wieder tauchen bei den Mütterkursen Frauen auf, die nur vier Jahre zur Schule gegangen sind. Sie beherrschen ihre eigene Sprache nur primitiv, sodass es ihnen doppelt schwer fällt, eine neue Sprache zu adaptieren.

Die Heiratspolitik der Türken, dazu das frühere Heiratsalter und die höhere Geburtenrate auch bei anderen problematischen Migrantengruppen wie den Libanesen führt dazu, dass der Migrantenanteil in den Schulen Jahr für Jahr steigt. So lag er in Nord-Neukölln bei den Erstklässlern noch vor kurzem bei 75 Prozent, ist aber jetzt laut Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang SPD bei 83 Prozent angekommen. Selbst in Süd-Neukölln – Britz, Buckow, Rudow – sind nur noch 60 Prozent der Erstklässler deutscher Herkunft.

Rot-Rot reagiert auf diese Zuspitzung kaum. Vielmehr sind die Stellen für die Sprachförderung seit Jahren bei rund 1000 Stellen gedeckelt: Die finanziell klamme Stadt gebe doch schon 50 Millionen Euro aus, wird argumentiert. Mehr sei eben nicht da. Allerdings wird kaum kontrolliert, was mit diesen 50 Millionen passiert: Allgemein bekannt ist vor allem, dass die Stellen als Vertretungsreserve beliebt sind.

Noch einmal hervorzuheben: der reflexhafte Ruf nach noch mehr Förderung – und das völlige Ausbleiben von irgendwelchen Forderungen an die türkische und arabische Volksgruppe.

Meine Bitte an alle Leser dieses Blogs: Sucht das Gespräch mit Türken und Arabern über die Dauermisere, in der sie es sich mit kräftiger Hilfe des Staates und der Migrantenverbände bequem gemacht haben. Hört euch ruhig und gelassen an, wie sie alle Schuld den Verhältnissen, dem deutschen Sozialstaat und der deutschen Restbevölkerung geben. Wie sie nie auch nur die geringste Schuld bei sich selber suchen. Sprecht mit türkischen und arabischen Jugendlichen über ihre Träume, ihre Verzweiflung! Was wollen sie? Wollen sie ein Fahrrad – oder einen tiefergelegten BMW mit Heckspoiler? Einen Hochschulabschluss – oder eine Frau aus der alten Heimat und zahlreiche Nachkommen?

Sucht bitte auch das Gespräch mit echten Zuwanderern aus Russland, aus Vietnam und China, fragt sie, was sie von der deutschen Integrations- und Schulpolitik halten. Euch werden die Ohren abfallen! Fragt deutsche Familien mit Kindern, weshalb sie aus Kreuzberg oder Neukölln oder Mitte weggezogen sind und weiterhin wegziehen. Ladet die Türken zu euch nachhause ein. Lasst euch einladen. Reist in die Türkei und nach Libanon, um die ärmlichen Verhältnisse kennenzulernen, denen die durch familiäre Netzwerke vermittelten zuwandernden Bräute entkommen.

Lernt Türkisch und Arabisch, lest ausführlich die deutschlandfeindlichen Kommentare in der türkischen und arabischen Presse!

Redet mit deutschen Erzieherinnen und Lehrerinnen, mit den Schulleitern und Schulleiterinnen in den Berliner Innenstadtbezirken. Sucht das Gespräch mit Bezirksstadträten für Bildung und mit Gefängnisdirektoren! Setzt euch in die Schulklassen, hospitiert!

Gestern las ich über die Rütlischule: Vieles ist besser, in vielen Klassen sind jetzt zwei Lehrer, der eine passt auf, während der andere sich zur Tafel dreht. Das ist gut, die Lehrer haben keine Angst mehr vor den Schülern. Das lässt nur einen Schluss zu: Die türkischen und arabischen Jungmänner fahren Schlitten mit unserem Schulwesen, ganz wie es ihnen beliebt.

Und noch eine Bitte, die ich immer öfter äußere: Bitte nicht glauben, dass sich mit noch mehr Geld die Probleme lösen lassen. Wir brauchen einen schärferen, deutlich strengeren Ton gegenüber den jungen Türken und Arabern. Wir brauchen ein grundlegendes Umdenken im Umgang der verschiedenen Volksgruppen miteinander.

Seit Jahrzehnten sehe ich türkische Hinweisschilder in Berlins Bädern – so als könnte man es nicht verlangen, dass die Türken nach 40 Jahren Leben in Deutschland deutsche Hinweisschilder lesen. Sind sie wirklich so dumm? Wo bleiben die russischen, die arabischen, die englischen Hinweisschilder in Berlins Bädern? Wollen wir ein weiterhin mehrkulturelles, auseinanderfallendes Gemeinwesen mit kultureller Apartheid wie jetzt – mit einer fortschreitenden und sich unaufhörlich weiter verstärkenden Entmischung der Volksgruppen? Dann sollte man ehrlicherweise Türkisch, Arabisch und Russisch – ähnlich wie dies die Schweiz oder Belgien mit ihren Sprachen gemacht haben – als gleichberechtigte Amts- und Staatssprachen einführen, und Deutschland klar definieren als hochkomplexes, multiethnisches, staatenähnliches Gebilde ohne eine gemeinsame  Landessprache, ohne eine gemeinsame Leitkultur. Das wäre dann die Festschreibung des Status quo. Darauf läuft es derzeit zu. Seien wir doch ehrlich: Diesen Zustand haben wir doch längst in ganzen Stadtvierteln Berlins erreicht! Die monoethnischen türkischen und arabischen Straßenzüge nehmen zu, ein Aufbrechen der Grenzen ist bisher nicht erkennbar.

Oder setzen wir uns zusammen und erarbeiten ein Ideal einer Bundesrepublik Deutschland, zu der jeder Zugang gewinnen kann, der sich hier wirklich beheimaten möchte? Das würde voraussetzen, dass jede und jeder Verantwortung für sich und andere übernimmt. Wie es Henning Wehland von den Söhnen Mannheims gestern sagte:

„Leute, seht zu, dass jeder einzelne Verantwortung hat und es nicht darum geht, zu sagen, ich kann ja eh nichts ausrichten. Jeder Move macht was aus. Jeder einzelne kann für sich Verantwortung übernehmen.“

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Kein Ende der Migrantenmisere in Sicht: Migranten, ihr müsst selber ran!

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Juli 082009
 

Ein durchaus repräsentatives Bild der Bewusstseinslage an der Berliner Bildungsfront bietet der gedruckte Tagesspiegel heute auf den Seiten 7 und 8. Unser Bildungssenator versuchte es gestern im Abgeordnetenhaus mit der vierundzwanzigsten Reform des Bildungswesens innerhalb von 5 Jahren – daraus wurde vorerst nichts. Jetzt warten wir noch einmal eine Woche bis zum nächsten Anlauf.  Inzwischen ist reichlich Zeit, sich weiter nach Herzenslust an Bildungsdebatten zu erlaben. Kein Ende in Sicht. Weiterhin scheint die irrige Meinung vorzuherrschen, durch Systemreformen und durch fleißiges Debattieren könne man an der grundlegend verfahrenen Situation etwas verbessern.

„Kein Ende in Sicht“ lautet auch der Titel eines Artikel, in dem endlich einmal selbst ein so wohlmeinendes Organ wie der Tagesspiegel einen Blick auf die Ursachen der Berliner Misere wirft. Wie bereits in diesem Blog mehrfach erkannt, ist die Integration auf keinem guten Weg. Es geht rückwärts. Die türkischen und die islamischen Gemeinden wachsen beständig, die deutschen Familien haben ganze Stadtviertel bereits verlassen. Die Verdrängung ist in vollem Gang.

Kein Ende in Sicht
Unter Lehrern, Eltern und auch unter manchen Schulpolitikern verfestigt sich der Eindruck, dass die Schulen diesen Kampf nicht gewinnen können. Anders als noch vor 20 Jahren erhofft, wird das Integrationsproblem nicht kleiner, sondern größer. Eine Erklärung ist: Die Türken als größte Migrantengruppe heiraten überwiegend Landsleute, die bis zur Eheschließung in der Heimat gelebt haben. Die große Mehrheit der türkischstämmigen Kinder, die in Berlin geboren werden, haben also mindestens ein Elternteil, das bei der Geburt des Kindes nur wenige Wort Deutsch spricht.

Die Folge ist, dass in den Familien überwiegend Türkisch gesprochen wird und die Eltern den Kindern in der Schule nicht helfen können. Die Lehrer in Kreuzberg, Wedding, Neukölln, zunehmend auch in Charlottenburg, Schöneberg und Spandau fangen also stets wieder bei Null an.

Wer ist schuld daran? Die Bildungspolitik? Wieder einmal bestärkt der Tagesspiegel diesen Eindruck: er fordert indirekt mehr Geld und mehr Stellen für die Sprachförderung. Genau diesen Eindruck bestärkten auch einige türkische Imame: sie riefen laut Tagesspiegel – heute auf S. 8 – beim Freitagsgebet dazu auf, sich dem Bildungsstreik anzuschließen. Die türkischen und arabischen Schüler sollten also die Schulen nicht besuchen, denen sie eigentlich ihren Stempel aufgedrückt haben. Statt endlich einmal von den Türken und den Arabern klare, eindeutige Anstrengungen für bessere Bildung, besseres Deutsch zu verlangen, erflehen diese vom türkischen Staat bezahlten Bediensteten mehr Geld, mehr Stütze, mehr Betreuung für ihre muslimischen Schäflein. Trefflich sekundiert von den Migrantenverbänden. Ich finde: Das schlägt dem Fass den Boden aus. Was erwartet ihr? Soll der deutsche Staat jeder nachziehenden Braut einen Sprachkurs, einen Sozialarbeiter, eine Beratungsstelle, einen Integrationskurs anbieten? Das wird nicht möglich sein.

Ich schlage stattdessen vor: Der türkische Staat sollte ein soziales Sicherungssystem aufbauen, das der deutschen Sozialversicherung nahekommt. Dann entfiele der Anreiz, durch konsequenten Nachzug von vermittelten Ehepartnern die gesamte Familie innerhalb des deutschen Sozialsystems aufzubauen. Schafft Chancen in der Türkei, die dieses großartige Land endlich mit der Bundesrepublik Deutschland konkurrenzfähig machen! Es darf nicht sein, dass ein Arbeitsloser mit vier Kindern in Kreuzberg, Wedding oder Neukölln doppelt oder dreimal so viel Einkommen hat wie sein Verwandter in Anatolien, der als Lehrer arbeitet.

Die Türken und Araber, die hier bei uns leben wollen, müssen dreifach oder vierfach soviel tun wie bisher, um ihre Loyalität zu diesem Land unter Beweis zu stellen. Sie müssen mehr für ihr Glück tun. Sie müssen lernen, auf eigenen Füßen zu stehen und nicht ständig zu jammern und zu klagen und nach mehr entwürdigender staatlicher Hilfe zu betteln. Sie müssen fleißiger lernen, sie müssen geschlossene Parallelgesellschaften aufbrechen. Sie sollten sogar, so meine ich,  die deutsche Landessprache  als Umgangssprache erlernen und in den Familien pflegen, neben willkommenen Zweitsprachen wie etwa Englisch und Türkisch.

Ständig den Staat mit ihn überfordernden Integrationsaufgaben zu behelligen, ist ein Weg in die Sackgasse. Wer hier leben will, muss seinen Willen zur Anstrengung, zur Arbeit an der Integration unter Beweis stellen. Daran fehlt es noch gewaltig. In der Zwischenzeit meine ich: Wir brauchen höhere Hürden für den Zuzug, Zuzugsbeschränkungen, mehr Pflichten für die Sozialleistungsempfänger, mehr Eigenbeitrag der Migranten.

Schulreformen können einen winzigen, aber keineswegs den entscheidenden Beitrag zur besseren Integration leisten. Der Ball liegt bei den Migranten. Leute, Freunde: ihr müsst ran. Jetzt.

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Juli 052009
 

Herausragendes Interview mit Amir Kassaei in der Zeitung von heute! Quintessenz: Der Iraner hat nach seiner Flucht einen konsequenten, schmerzhaften Schnitt getan. Er hat  sich strukturell assimiliert. Dadurch konnte er erfolgreich werden. Auch wenn es weh tut. Er wird später die Sehnsucht nach Iran noch stärker spüren als jetzt. Das Interview lohnt sich! Klickt auf den Link, um es ganz zu lesen!

Nahost – Was der Berliner Werber Amir Kassaei vom Iran hält – Politik – Berliner Morgenpost
Morgenpost Online: Ist ein radikaler Schnitt nötig, um im neuen Land anzukommen?
Kassaei: Für mich ist Integration Bringschuld, nicht Holschuld. Ich habe mich immer als Gast gesehen. Wenn Sie mich einladen, sage ich Ihnen auch nicht, wie Sie ihre Wohnung einzurichten haben. Für viele klingt das nicht selbstbewusst genug. Aber für mich ist das ein Teil des Selbstbewusstseins, mich in einem Land anzupassen.

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Juli 052009
 

Der Donnerstagabend stand im Zeichen der Diskussion  über Parallelgesellschaften und Integration. Mir war im Glashaus (die Kneipe heißt wirklich so!) die ehrenvolle Aufgabe des Moderators zugedacht. Gleich zu Beginn lobte ich die deutsche U21-Nationalmannschaft über den grünen Klee und zitierte ausführlich aus einem Interview mit dem Spielführer. Ich meine in der Tat: Wenn man gemeinsame Teams bildet, wenn alle an einem Strang ziehen, dann gelingt Integration.

Oberschulrat Schmid schlug, gestützt auf umfangreiches Wissen aus seiner Verwaltungspraxis, deutlich pessimistischere Töne an als dieser Blogger in all seiner Blauäugigkeit. Über weite Viertel Berlins bestünden bereits jetzt verfestigte Parallelgesellschaften. Sie seien gekennzeichnet durch ein archaisches Rollenverständnis und geringe Bildungsanstrengungen. Diese abgeschotteten Parallelwelten gelte es aufzubrechen: erstens durch konsequente Integration, zweitens durch das Einfordern und Durchsetzen guter deutscher Sprachkenntnisse und drittens durch einen deutlichen Mentalitätswandel bei den Eltern. Ihnen komme eine entscheidende Bedeutung zu.

Der Befund des Herrn Schmid  wie auch die Beiträge der anschließenden Diskussion lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Aufgrund jahrzehntelanger Fehler und Versäumnisse bei den Zuwanderern selbst wie bei der Politik hat sich nunmehr ein massives Integrationsdefizit bei der überwiegenden Mehrheit der Zuwanderer aus islamischen Kulturkreisen verfestigt. Es fehlt an grundlegenden Sprachkenntnissen, an Kenntnissen und Fertigkeiten bei der gesellschaftlichen Teilhabe. Die Vorstellungen, dass mehrere voneinander abgeschottete Kulturen in einem Land nebeneinander ohne einen gemeinsamen Bestand an Werten existieren könnten, hat in die Sackgasse geführt.

Nur durch massive Anstrengungen, die vor allem durch die Migranten selbst zu erbringen sind, werden die Ghettogrenzen des Migranten-Status aufzubrechen sein. Dem muss eine großangelegte Bildungsoffensive dienen.

Weitere Themen, über die gesprochen wurde, über die jedoch keine Einigkeit erzielt wurde, waren das Gottesbild im Islam, die Rolle der Religionen bei Fanatismus und Glaubenskämpfen sowie auch Wesen und Natur des Islam überhaupt. Ist der Islam eine Religion oder ein umfassendes System, das alle Lebensbereiche durchdringt? Ist der Gott des Islam ein rächender, strafender Gott oder ein barmherziger, versöhnender? Welche Vielfalt an Gottesbildern gibt es in der Tora der Juden, im Neuen Testament der Christen, im Koran der Muslime?

Mir fällt ein, dass einmal ein irakischer christlicher Asylbewerber gefragt wurde: „Erklären Sie den Unterschied zwischen dem islamischen und dem christlichen Gottesbild!“ Damit sollte er beweisen, dass er würdig und recht sei, als Asylbewerber anerkannt zu werden.

Ich meine: Wer so fragt, hat schon bewiesen, dass er wenig Ahnung hat. Im Christentum, aber auch im Judentum gibt es mehrere, einander teilweise widersprechende Gottesbilder, die sich letzlich nur als Abfolge von Offenbarungen aufeinander beziehen lassen. Es gibt schlechterdings kein einheitliches Gottesbild im Christentum – weder in der Bibel noch im nachbiblischen Christentum. Der rächende, der strafende Gott ist von den ersten Kapiteln der Genesis bis zu der Offenbarung des Johannes spürbar. Ebenso auch der liebende, verzeihende, der barmherzige Gott. Ähnliches, so vermute ich, dürfte für den Gott des Korans gelten.

Oft wird auch fälschlich behauptet, der Gott der Juden sei der strafende, eifernde Gott, der Gott der Christen der verzeihende, gütige. Nichts ist falscher als das. Derartige Behauptungen lassen sich nur mit mangelnder Kenntnis der Schriften erklären.

 Posted by at 23:03
Juni 302009
 

Gestern verfolgte ich das Endspiel der U21-Europameisterschaft am Fernsehen. Klasse herausgespielt, dieser Sieg! Die Verteidigung stand verlässlich, sie war einfach herausragend eingestellt. Sie hielt Özil den Rücken frei, er konnte so seine spielerische Klasse entfalten. Völlig richtig, dass Hrubesch ihn endlich wieder zum echten Stürmer machte und nach links vorne stellte. Das 4-1-4-1-System hat mich überrascht, wahrscheinlich ebenso sehr wie die Engländer!

Wer hätte das gedacht, dass wir Deutschen einen derart klug disponierten Gesamtansatz hinbekommen. Das muss doch auch in der A-Mannschaft möglich sein.

„Er staucht uns zusammen und holt uns gleich danach wieder aus dem Dreck.“ So rühmen die Spieler ihren Trainer. „Wir machen das, was der Trainer sagt, und deshalb haben wir Erfolg.“ Fleiß und Gehorsam in Kombination mit Selbstbewusstsein und Mannschaftsgeist – diese alten Tugenden werden durch Spieler wie Özil, Boateng, Dejagah, Khedira, Castro und Aogo nach Deutschland gebracht. Es sind importierte Werte, oder re-importierte?

Özil, Boateng, Dejagah, Khedira, Castro, Aogo sind unsere Vorzeigedeutschen – sie verkörpern den Willen zum Erfolg. Und dieser Erfolgswille bringt den Erfolg hervor.

Mesut Özil ist der Star der Deutschen. Völlig richtig, dass er zum Spieler des Tages gewählt wurde.

Mein Bruder Muck, langjähriger A-Spieler beim TSV Firnhaberau (Augsburg), kommentierte bei der Geburtstagsfeier am Sonntag, als wir über Migranten in Kreuzberg diskutierten: „Im Fußball klappt Integration schon lange.“ Er hat recht: Der Fußball ist ein Paradebeispiel, dass jeder seine Chance erhält. Fleiß, Disziplin, Einsatzfreude, Teamwork, Einordnung in eine Gruppe, Identifikation mit einem gemeinsamen Ziel: diese Tugenden kann man kaum so gut vermitteln wie im Sport.

„Wir haben Erfolg.“ So betitelte Kerstin Finkelstein ihr Buch über erfolgreiche muslimische Frauen.

Wann kommt ein solches Buch auch über Männer?

Lest hier einiges über unsere bunt zusammengewürfelte Multi-Kulti-Truppe aus der Süddeutschen Zeitung:

U-21-Nationalelf – Multi-Kulti ist normal – Sport – sueddeutsche.de
Andreas Beck wurde in Sibirien geboren, Sebastian Boenisch in Polen, Ashkan Dejagah in Teheran und Marko Marin in Bosnien, Jerome Boateng hat einen ghanaischen Vater, Sami Khedira einen tunesischen und Dennis Aogo einen nigerianischen, Mesut Özil hat türkische Eltern und Gonzalo Castro spanische. Die deutsche Nachwuchsmannschaft ist so international wie noch nie, aber das ist intern nicht mal ein großes Thema. „Wir kennen es aus unseren Klubs nicht anders“, sagt Dennis Aogo.

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Skeptische Kelek

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Juni 252009
 

Recht skeptisch äußert sich die von diesem Blog mehrfach hervorgehobene Necla Kelek zur heute eröffneten Islamkonferenz. In der heutigen FAZ schreibt sie unter anderem:

Erfolgreich gescheitert.

Klargeworden ist bislang vor allem der Unwille des politischen Islam zur
> Integration.
Von Necla Kelek
>
> Nach drei Jahren Islamkonferenz weiß zwar niemand, wofür „der“ Islam in
> Deutschland steht, aber man weiß, was ein Segment von ihm will: Der
> politische Islam will Schritt für Schritt seine Rechte auf ein
> religiöses Leben in Deutschland durchsetzen. Das scheint zu gelingen,
> denn der Wille der politisch Verantwortlichen, sich mit den
> Islamverbänden zu arrangieren, ist überdeutlich. Der Innenminister
> feiert auf dem Plenum der Deutschen Islamkonferenz einen Dialog, der
> nicht wirklich stattfand.
>
> Wir diskutierten in der Arbeitsgruppe „Deutsche Gesellschaftsordnung und
> Wertekonsens“ drei mühselige Jahre lang, bis die meisten Islamverbände
> zumindest auf dem Papier den Wertekonsens des Grundgesetzes
> akzeptierten. Die Verbände wollen Rechte, aber Verantwortung für Dinge,
> die im Namen des Islams stattfinden, ja sogar die Integration lehnen sie
> ab. Trotzdem geben die politisch Verantwortlichen Schritt für Schritt
> der islamischen Mission durch Zuwanderung nach. Dabei findet kein Dialog
> auf Augenhöhe statt, sondern werden Sozialarbeit, Symbolpolitik und eine
> Integration um fast jeden Preis betrieben. Gelegentlich habe ich von
> verantwortlichen Politikern hinter vorgehaltener Hand gehört, „die
> Muslime“ seien noch nicht so weit, dass man mit ihnen Klartext reden
> könne. Für mich ist dieses Nichternstnehmen, dieses therapeutische
> Moderieren eine subtile, wenn auch ungewollte Art der Diskriminierung.
>

Ich enthalte mich eines Kommentars. Wegen Zeitmangels.

Feuilleton – FAZ.NET

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