Sep 212008
 

„Unsere europäische Leitkultur stammt aus Asien – wir sind Schuldner Asiens.“ So rief ich im September 2007 in die Ullsteinhalle hinein. Es war die große Regionalkonferenz der 5 ostdeutschen CDU-Landesverbände. Alle legten die Stirn in Falten und berieten mal wieder über den Begriff „deutsche Leitkultur“. Nachher kam eine Zuhörerin auf mich zugestürzt und fragte: „Wen haben wir denn da? Wer sind Sie? War dies ein Kabarett? Bitte mehr davon!“

Den schönsten Beweis für meine kühne Behauptung erbrachte heute – die Sendung mit der Maus. Eine der besten Maus-Sendungen seit langem! Woher stammen unsere Wochentage? Antwort: Aus dem heutigen Irak, dem antiken Babylonien. Man verehrte an jedem Tag einen anderen Gestirnsgott, am Sonntag die Sonne, am darauffolgenden Tag den Mond, und anschließend die 5 wichtigen Götter, also die 5 in der Antike bekannten Wandelsterne – unsere heutigen Planeten Mars, Merkur, Venus, Jupiter, Saturn. Man wollte schließlich niemanden verprellen im multikulturellen Götterhimmel. Das alte Israel übernahm einen Teil der babylonischen Götternamen, kickte aber irgendwann – etwa im 7. Jahrhundert v. Chr. – die meisten Götter raus und huldigte fortan nur noch einem Gott. Die Siebener-Einteilung der Wochentage blieb jedoch, selbst die Schöpfung unterlag dem von den Babyloniern ausgeheckten Grundplan. Das Christentum folgte wie in fast allen anderen Dingen seinem Ursprung aus dem Judentum auch in der Kalendereinteilung.

Unsere germanischen Vorfahren übernahmen von den Römern die Kalendereinteilung, übersetzten freilich die römischen Götternamen ins Germanische – denn die heimischen Götter wollte man nicht verbittern. Merkur = Diu, deshalb Dienstag, Jupiter = Tonar, deshalb Donnerstag, Venus = Freia, deshalb Freitag. Pech für Merkur, der fiel raus und wurde recht prosaisch zum Tag in der Mitte – dem Mittwoch.

Dass die Sendung mit der Maus uns derart vergnüglich Grundlagenwissen über unsere aus Asien stammende europäische Leitkultur bietet, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht zu wünschen gewagt! Ich wollte schon fast einmal einen Zuschauerbrief schicken: Bitte, liebe Maus-Leute, bringt uns mehr kulturelles Grundlagenwissen über Geschichte, über Religion, über Sagen, über unsere Sprache, über Märchen und Dichtung! Nicht nur Physik und Naturwissenschaft. Und jetzt scheinen sie es zu machen! Eine innige Freude für mich!

Die Trockenmassebestimmung bei den Wassermelonen litt vielleicht etwas an den zufällig herausgeschnittenen Teilen. Ein winziges Stückchen Schale, ein winziges Stückchen Fruchtfleisch sollten repräsentativ für die gesamte Frucht stehen! Aber wieviel Prozent Fruchtfleich, wieviel Prozent Schale enthält die ganze Frucht? Ich hätte es begrüßt, wenn die Trockenmasse anhand der gesamten Frucht bestimmt worden wäre. Vorerst genüge es festzuhalten, dass die Wassermelone ganz überwiegend aus Wasser besteht.

Trotz meiner etwas beckmesserischen Krittelei bin ich hochbegeistert über die Sendung mit der Maus. Wir werden sie weiterhin in unseren Wochenplan einbauen. Und zwar jeden siebenten Tag, an jedem Tag des Sonnengottes, jeweils einen Tag vor dem Tag des Mondgottes, eine halbe Stunde ehe der Sonnengott (babylonisch: Schamesch) den höchsten Stand des Tages erklimmt, mit seinen geflügelten Rossen auf gekrümmter Bahn.

Unser Bild bringt heute einen Eindruck vom großen Fest zum Weltkindertag am Postdamer Platz. Die Deutsche Bahn hatte sich etwas Tolles einfallen lassen: Jedes Kind bekam die Verantwortung für einen Regionalexpress (RE) für zehn Minuten zugewiesen. Als hätten sie geahnt, dass eine unserer größten gemeinsamen Leidenschaften dem Bahnverkehr gilt! Erneut: Eine innige Freude für meinen Sohn und mich!

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 Posted by at 21:45

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