Immer wieder fragen mich politische Weggefährten: „Was meinst du mit dem Begriff Lernende Volkspartei? Gib uns ein Beispiel!“
Ich erwidere: Schaut euch die gegenwärtige Berliner Wildschwein-Diskussion an! Erst tritt ein Problem auf: Wildschweine in der Stadt! Dann kommt ein Schnellschuss: „Mehr abschießen!“ Dann rudert man zurück: „So geht’s nicht!“
Ich sage: Das, Freunde, ist keine Lernende Partei – eine Partei, die ständig im Wochentakt unterschiedliche Botschaften aussendet, ist das Gegenteil einer Lernenden Partei. Es ist eine Lärmende Partei.
Besser ist folgender Ablauf: Ein Problem tritt auf: Wildschweine in der Stadt. Zweiter Schritt muss sein: Die Partei überlegt, berät, hört auf die Bürger, hört auf die Jäger, hört auf die Forstverwaltung. Das Ganze gerne auch öffentlich in Gestalt einer Anhörung. Nachdem alle Seiten angehört sind, erarbeitet die Partei eine Lösung des Problems. Hier also: „Man muss mit den Wildschweinen leben. Notfalls tiefe Zäune einbuddeln. Öffentlichkeitsarbeit tut not.“
Diese gemeinsam erarbeitete, methodisch „erlernte“ Position wird einhellig in die Öffentlichkeit hinein vertreten. Kein Hü und Hott wie sonst so oft. Keine Schnellschüsse auf alles, was vor die Flinte läuft. Klappe zu. Mensch und Wildschwein kommen schiedlich-friedlich miteinander klar. So funktioniert es.
Das nennt der Fachmann einen Lernzyklus. Eine Lernkurve.
Aha! Klingt gut, ist aber oft schwer umzusetzen. Vor allem, wenn es an die dicken Klopper geht, wie etwa Föderalismusreform, nachhaltige Flächennutzungsplanung, Spreeufer, Staatsverschuldung, Finanzkrise. Aber ich meine: Hat man das Ganze einmal anhand eines kleinen lösbaren Problems wie der Berliner Wildschweinplage durchschaut, dann klappt es auch im Großen, bei den dicken Brettern.
Lest den ganzen Artikel:
Wildtiere – CDU gegen Jagd auf Wildschweine – Berlin – Berliner Morgenpost
Doch von der Position rücken CDU-Mitglieder nun ab. Wir haben gelernt, dass wir mit den Tieren leben müssen, auch wenn mir persönlich immer noch weniger Wildschweine im Stadtgebiet lieber wären, sagte der Bezirksverordnete Frank Mückisch, einer der drei Gastgeber der Informationsrunde.
Unser Bild zeigt eine Ansicht vom Bundestag auf das Bundeskanzlerinamt, aufgenommen heute.
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