Apr 012009
 

Echt paradiesisch ist folgendes: Bereits seit über einem Jahr wurde uns kein Fahrrad mehr gestohlen! Der Grund: Wir besitzen teure Kabel- und Bügelschlösser und schließen die Fahrräder stets an einem ortsfesten Gegenstand an. Richtige Anlehnbügel haben wir nicht im Hof, aber ich schließe das Kabelschloss mit dem sogenannten Felgenkiller und dem Fahrradrahmen zusammen. Und zur großen Verwunderung meiner Nachbarn schleppe ich die Räder abends meist in den Keller.  Morgens schleppe ich sie dann wieder hoch. Passiert ist in den letzten Monaten nichts, aber meine Kleidung muss ich öfter reinigen, da die Kellerwände abfärben, wenn man sie versehentlich entlangstreift.

Der Tagesspiegel berichtet heute:

Berlin – ein Paradies für Fahrraddiebe
Wer in Berlin ein Fahrrad klaut, muss in den seltensten Fällen damit rechnen, ertappt zu werden. Die Aufklärungsquote beträgt gerade einmal 5,4 Prozent. […] Von 2007 zu 2008 nahm die Zahl der Diebstähle an Bahnhöfen enorm zu: Plus 43,5 Prozent Zunahme, heißt es in der Kriminalstatistik. Polizeipräsident Dieter Glietsch hat eine schlichte Erklärung dafür: Immer mehr Berliner fahren Rad.

Angesichts dieser Zahlen hatte Innensenator Ehrhart Körting (SPD) die S-Bahn aufgefordert, „mehr sichere Abstellanlagen“ zu bauen. Das wiederum empört die S-Bahn. Sie verweist darauf, dass es an den 166 Stationen 7500 sichere und teilweise überdachte Plätze gebe, also knapp 50 pro Station. Dies sei freiwillig und auf eigene Kosten geschehen – zuständig seien eigentlich die Bezirke. Dass die uninteressiert seien, zeige sich am Hauptbahnhof. Dort gibt es nur wenige Bügel, die ständig überbelegt sind. Räder werden überall und kreuz und quer hingestellt. Zwar soll irgendwann ein „Fahrradparkhaus“ gebaut werden, einen Termin gibt es aber nicht – der Bahnhof ist seit drei Jahren in Betrieb. Doch Fahrräder, die nicht an einen stabilen Bügel geschlossen sind, sind leichte Beute für Diebe. Der Fahrradclub ADFC empfiehlt Bügelschlösser bekannter Hersteller (ab 30 Euro).

Bei Neubauten von Häusern oder Geschäften verlangt die Berliner Bauordnung mittlerweile zwingend den Aufbau „guter“ Ständer: zwei Stück pro Wohnung oder einen pro 100 Quadratmeter Ladenfläche. Die berüchtigten „Felgenverbieger“ früherer Jahrzehnte, in die nur das Vorderrad eingeschoben werden kann, sind nicht zugelassen. Der Senat geht mit gutem Vorbild voran: So wurden beim Umbau der Linienstraße in Mitte zur „Fahrradstraße“ zahlreiche moderne Ständer am Rand installiert.

In Berlin, darüber spotten Polizisten seit langem, wird nur ermittelt, wenn der Fahrraddieb am Tatort seinen Personalausweis verloren hat.

 Posted by at 12:25

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