Sep 072010
 

Laschet oder … Rüttgers? Falsch geraten, Freunde!

Nein, die Frage muss lauten: Laschet oder Sarrazin? Viel zu wenig beachtet wurde ja das Buch „Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance“. Verfasser: Armin Laschet. Als Grund dafür meine ich zu erkennen:

Das Buch ist durchweg vernünftig. Es ist getragen von einem hohen Ethos der Zuwendung zum Du, zum Mitmenschen. Nur ein Katholik, nur ein Christdemokrat konnte wahrscheinlich ein solches Buch schreiben. Gleichzeitig wird überzeugend nachgewiesen, dass gute Integration auch in unserem eigenen Interesse liegt: eine Verbindung von politischem Eigennutz und christlicher Nächstenliebe.

Man kann diesem Buch schwerlich widersprechen. Es ist anspruchsvoll. Es klopft zunächst einmal an die eigene Brust: „Wir haben uns an den Menschen versündigt.“ Das Buch Armin Laschets nimmt uns alle in die Pflicht.

Laschet oder Sarrazin? Ich meine: Man sollte Laschet lesen und Sarrazin auch. Zuerst Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ und dann Laschets „Aufsteigerrepublik“. Da ich Kreuzberger bin und die freudvolle Anwesenheit ganz vieler migrantischer Mitmenschen hautnah genießen darf, muss ich selbstverständlich meine Stimme zum Persönlichkeitsschutz Thilo Sarrazins erheben. Ich habe mir – wie Thilo Sarrazin ja auch – reichlich Geschichten von den Berliner Lehrern und Erziehern, von Sozialarbeitern und Berliner Kindern erzählen lassen. An Sarrazin wurde und wird von einem Teil der Presse und der Medien, von einem Teil der deutschen Politik Rufmord begangen. Das habe ich von Anfang gesagt. Ich werde den Menschen Thilo Sarrazin, der sich als verantwortlicher Staatsbürger seine Gedanken gemacht hat, stets verteidigen.

Aber ich empfehle allen, die den Feststellungen Sarrazins zustimmen, auch die helle und klare, die überzeugendere Stimme des Armin Laschet zu hören.

Und dann würde ich mir eines wünschen: irgendwann einmal das Bekenntnis einer einzigen Migrantenorganisation, etwa von DITIB, von Milli Görüs, von TBB, eines einzigen türkischen oder muslimischen Verbandsvertreters: „Wir haben etwas falsch gemacht. Wir haben gelernt.“ Da kommt nämlich nichts. Ich vernehme kein Eingeständnis eigener Fehler von meinen Türken, meinen Arabern, meinen Muslimen. Sie sind großartig darin, uns Steuerzahlern ein schlechtes Gewissen einzuflößen, und nutzen die vielen willkommenen Gelegenheiten, die ihnen Sarrazins Buch dazu bietet, weidlich und wonnig aus.

Ich höre von den Organisationen und Migrantenvertretern fast nur Forderungen, Beschwerden, Reklamationen gegenüber der Service-Firma „Hotel Deutschland“. Man spricht so gern von den großen Leistungen all der kräftig zupackenden Männer und Frauen in den früheren Jahrzehnten. All der Stahlkocher, Müllmänner, Reinigungskräfte. Gut. Sie haben unseren Wohlstand mit aufgebaut. Aber diese Menschen haben auch ihren Lohn erhalten. Die Anerkennung dieser Arbeitsleistung wurde in Gestalt von Geld erbracht.

Ich würde mich freuen, wenn ich nur einmal so etwas hörte wie „Danke, Hotel Deutschland, danke, deutscher Steuerbürger, dass du mit deinen Steuern diese herrlichen Chancen zum Aufstieg bezahlst, die wir liebend gerne annehmen.“

Wir haben mit schlechtem Gewissen eine Schule besucht, in denen praktisch alle Familien von der Lehrmittelpflicht befreit waren. Das heißt, fast alle lebten vom Staat. Sie waren fast alle „mit arabischem oder türkischem Migrationshintergrund“. Und so wurde uns bald das Gefühl vermittelt, nicht so recht dahin zu passen. „Sie sind aber kein Deutscher, oder?“ Das habe ich mir angehört.

Wir hatten das lebhafte Gefühl, die Menschen in ihrem dauernden Benachteiligtenstatus zu stören. Bald wurde mir klar, dass ich mit meinen Steuern in etwa eine halbe dieser vielköpfigen Familien finanziere. Die anderen 50 oder 70 Familien an dieser Schule werden eben durch jeweils andere Steuerzahler finanziert, ebenso die Schule selbst.

Wir haben die staatliche Schule, an der wir uns fremd fühlten, verlassen, und bezahlen nunmehr zusätzlich zu unseren Steuern monatliches privates Schulgeld in der zu erahnenden Höhe. Die Politiker im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und in der Stadt Berlin scheinen nichts davon mitzukriegen. Sie erfassen die Gemütslage des Volkes nicht.

Und so entstehen nach und nach in meiner Seele giftige, gefährliche Ressentiments, vor allem, wenn man als deutscher Steuerzahler dann sich ausgegrenzt und ausgenutzt fühlt. Das Böse lauert stets an der Türschwelle. Man driftet fast wider Willen „nach rechtsaußen“. Man fühlt sich überfremdet. Es hat keinen Sinn, Gefühle des Grolls zu leugnen. Gefühle der Überfremdung sind da. Man fühlt sich fremd im eigenen Kreuzberg, das sich so wahnsinnig schnell verändert hat.

Ich versuche diese bösen Gefühle zu überwinden, indem ich bewusst auf diejenigen zugehe, die von meinen Steuern leben, und mich mit ihnen anzufreunden suche. Und indem ich brav Laschets Aufsteigerrepublik wiederlese. Ich versuche die Zuwanderer zu überreden, selbst etwas für ihren wirtschaftlichen Erfolg zu tun. Ich rede mit ihnen, ich ermahne sie offen. „Tut was. Euch stehen alle Türen offen. Lernt. Ackert. Hockt nicht so viel rum. Arbeitet an euch.“ Das ist ein mühseliges Geschäft.

Es sollte heißen: Sarrazin UND Laschet. Das wär’s.

 Posted by at 14:23

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