Okt 202010
 

Ha! Eine treffliche Frage aus Kindermund!

Ich versuche eine Antwort: „Ein Bund ist es, wenn mehrere Menschen sich zusammenschließen.“
„Also zum Beispiel wie eine Familie?“
„Eher nein. Denn in die Familie wirst du hineingeboren. Du kannst dir deine Eltern nicht aussuchen.“
„Und das Land – da werde ich doch auch hineingeboren?“
„Das schon. Aber den Staat, diese Republik, den sehe ich als ein Bündnis, einen Zusammenschluss von Menschen, die aus freiem Willen diesen Staat so wollen und ihn auch ändern können.“
„Und wenn es einem hier nicht gefällt?“
„Dann kannst du auswandern. Die kannst dir ein anderes Land suchen. Wem es in Friedrichshain-Kreuzberg nicht gefällt, der kann entweder Friedrichshain-Kreuzberg zu ändern versuchen oder nach Neukölln ziehen. Dort wird ihn der Bürgermeister mit offenen Armen empfangen. Wem es in Berlin nicht gefällt, der kann nach Brandenburg ziehen. Wem es in Deutschland nicht gefällt, der kann nach Russland ziehen.“

Soweit unser kleines Vater-Sohn-Gespräch.

Ich sehe in der Tat die „Bundes-Republik“ als ein echtes Bündnis von Freien und Gleichen. Der Bundes-Charakter der Bundesrepublik geht mir viel zu oft unter!

Unser Staat ist weder eine Mutter, die unsere Sehnsüchte stillen muss, noch ein Vater, der für unseren Wohlstand sorgen oder uns erziehen muss. Er ist keine unabänderliche Schicksalsgemeinschaft.

Der republikanische Bundes-Staat entsteht stets von neuem durch das gemeinsame Wollen freier und gleicher Bürger. Er ist ein Bündnis, das aus dem Wollen der Bürger erwächst – nicht aus dem Willen des früheren Souveräns, also des Königs.

Wer sich diesem Bündnis aus freien  Stücken anschließen will, der sei willkommen!  Aber es bedarf dazu des Willensaktes. Dieser Willensakt kann auch nachgeholt werden.

Dieser Entschluss, deutscher Staatsbürger zu werden, ist nicht naturwüchsig. Er ist keine Selbstverständlichkeit. Er ist ein Schritt, den nur freie und gleiche Bürger glaubhaft tun können.

 Posted by at 22:52

Sorry, the comment form is closed at this time.