Nov 262010
 

Gestern berichtete mir wieder einmal ein Bürger unseres Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, ihm sei kürzlich das Fahrrad gestohlen worden. Vor dem Rathaus, direkt von einem jener berühmten Kreuzberger Bügel weg. Ärgerlich! Und ebenfalls gestern beobachtete ich am Nachmittag, wie zwei Drogenhändler an dem Spielplatz in der Obentrautstraße kleine Päckchen Rauschgift an Jugendliche verkauften. Ärgerlich – zumal einige Eltern meiner Nachbarschaft sich nachdrücklich und in vielen Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit für die Gestaltung des Spielplatzes in der Obentrautstraße eingesetzt haben. Wenn jetzt die Drogenhändler wiederkommen und sich das herumspricht, geht der Spielplatz den Kindern und Eltern als Aufenthaltsort verloren. Und gegenüber diesem Spielplatz gibt es eine Schlecker-Filiale, die geradezu regelmäßig von bewaffneten Räubern überfallen und ausgeraubt wird. Ärgerlich! Und seit drei Tagen versperrt in eben dieser Obentrautstraße ein Sofa den Fahrradweg (siehe Foto). Ärgerlich!

Und hinter meiner Wohnung hat ein Jugend-Hostel seine Diskothek eingerichtet. Wir hören oft noch spät die wummernden Bässe in unserer Küche. Und genau das – stört mich persönlich nicht! Dennoch hat gerade zu letzterem die BVV Friedrichshain-Kreuzberg  am Mittwoch einen Beschluss zu „verschärften Bedingungen für die Ansiedlung von Beherbergungsbetrieben“ gefasst. O Schreck! Die taz berichtet heute auf S. 21 darüber.

Machen wir eine Liste der Dinge, die den Bürger in meiner Straße stören oder stören könnten:

– viele Fahrraddiebstähle
– offener Drogenhandel auf dem Spielplatz
– viele Raubüberfälle auf den Drogeriemarkt
– 1 Sofa auf dem Radweg
– 1 Jugend-Hostel

Ich ordne mal nach Schwere der Störung! Am meisten stört mich die Serie an Raubüberfällen auf den Drogeriemarkt, danach kommt der offene Drogenhandel auf dem Spielplatz, dann die sehr häufigen Fahrraddiebstähle, dann das sehr seltene Sofa auf dem Radweg.

Ganz raus fallen lasse ich die Ruhestörung durch Hostels. Ich finde Hostels in Friedrichshain-Kreuzberg gut, ich freue  mich, wenn ich junge Menschen aus aller Herren Länder hier sehe. Die Lärmbelästigung finde ich nicht so schlimm, obwohl ich wie angeführt in meiner Wohnung persönlich betroffen bin. Mir sind Hostels tausendmal lieber als die berüchtigten Spielsalons, die häufig der Geldwäsche dienen.

Wozu ich das schreibe? Um nachzuweisen, dass der Bürger an verschiedenen Dingen Anstoß nimmt. Raubüberfälle und Drogenhandel auf Spielplätzen finde ich persönlich schlimmer als Fahrraddiebstähle, Fahrraddiebstähle wiederum schlimmer als Sofas auf Radwegen.

Hostels finde ich gar nicht schlimm, sondern gut.

Ich bin ja nur nur ein einfacher friedliebender Bürger dieses Bezirks. Ich fordere also die verehrten Damen und Herren Politiker zu etwas mehr Toleranz gegenüber Hostels und nächtlicher Ruhestörung, hingegen zu deutlich weniger Toleranz gegenüber offenem Drogenhandel, Raubüberfällen und Fahrraddiebstählen auf.

Es geschieht alles in dieser Straße!

Bezirk erschwert Hotelneubauten: Schlaf gut, Friedrichshain! – taz.de

 Posted by at 12:58

  2 Responses to “Was ärgert den Bürger? Bitte abwägen!”

  1. Hab ich’s doch fast schon vermutet! Es stecken also wieder die ERZKONSERVATIVEN dahinter, die den Wandel bekämpfen!

  2. Zu den Hotels und Hostels. Ich denke, der wahre Grund für die Beschwerden ist weniger der Lärm. Das ist der verwaltungstechnische Aufhänger. Der wahre Grund liegt nach meiner Einschätzung darin, daß man der „Mietenexplosion“ entgegenwirken möchte. Hotels und besonders Ferienwohnungen führen danach zu einer Verknappung des Wohnraums, der die Mietkosten treibt. Und gegen Mietkostensteigerungen kämpfen ja fast alle überall hier im Bezirk und es ist auch regelmäßig Thema der BVV. Und ganz im Hintergrund steht Dein großes Thema: Haltet uns Steuerzahler fern, wir sind der Bezirk der Transferleistungsempfänger und das soll sich nicht ändern. Da mußt Du noch viel gegen anschreiben. Wer übrigens gegen Lärm ist, würde sich sicherlich im Falle der eigentlichen Lärmquellen mit hoher Belastung stärker einsetzen – z.B. Admiralsbrücke. Das dürfte lauter sein, als irgendein Hostel.

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