Feb 012011
 

walter-kohlindex.jpg Heute las ich Walter Kohls Buch „Leben oder gelebt werden“. Ergreifend. Ein großartiger, mutiger Mann, dieser Walter Kohl, der mir ebenso Bewunderung abnötigt wie sein Vater! Versöhnung ist das Hauptthema, Versöhnung mit einem abwesenden Vater, der so nötig zum Glück des Sohnes gewesen wäre. Aus der Versöhnung kann Gesundung erwachsen.

„Warum Deutschland die Frauenquote braucht.“ So macht der SPIEGEL diese Woche auf. So also sein Aufreißer-Thema der Woche.

Das eigentliche Hauptthema findet man, wenn  man die Geschichte Walter Kohls und die Geschichte Kevins zusammenliest. Unter dem Titel „Gefährliche Freiheit“ bringt der SPIEGEL auf den Seiten 46 bis 49 das Leben Kevins, des jetzt 21-Jährigen, der drogensüchtig ist und jetzt bereits zum zweiten Mal im Knast sitzt.

Was haben Walter Kohl und Kevin gemeinsam?  Walter glitt in Depressionen ab, dachte daran, seinem Leben ein Ende zu setzen. Nur die Beziehung zu seinem eigenen Sohn hielt ihn davon ab. Kevin glitt in Kriminalität und Drogensucht ab. Ein harter Typ, der andere Typen zusammenschägt, Autos knackt, Drogen verkloppt. Er zeigt die größte Rührung, als er bei der Pause einer Gerichtsverhandlung  zum ersten Mal seinen Sohn Tyson-Justin in Händen halten darf.

Eine der ganz wenigen empirisch vielfach erhärteten, ja hart gesottenen Thesen, die ich persönlich in diesem Blog verfolge, ist die folgende: Ein großer Teil der Schwierigkeiten, vielleicht die allermeisten Nöte und Probleme im Leben von jungen Männern, und ein überraschend großer Teill aller sozialen Probleme rühren von den abwesenden oder fehlenden Vätern her. Der abwesende oder manifest versagende Vater ist der vermutlich wichtigste auslösende Faktor bei Kriminalität und schweren psychiatrischen Störungen im Leben der Männer.

Hat man dies erkannt und zugegeben, wird dies zwingend zu einem Umsteuern in der Sozialpolitik, in der Familienfürsorge, im Strafvollzug, in der Werteerziehung und in der Sozialarbeit führen müssen.

Was erfahren wir über Kevins Vater? „Sein Vater hatte sie [die Mutter]   in der Schwangerschaft verlassen“ (SPIEGEL, S. 47). „Kevin wuchs im Wechsel bei seiner Tante und seiner Oma auf.“ Kevin ist VATERLOS aufgewachsen!

Diese Vaterlosigkeit ist nur unter größter Mühe wieder wettzumachen. Ein Leben lang wird der vaterlose junge Mann nachholend den Vater suchen. In Kevins Fall ist dies vor allem der Gefängnisseelsorger. „Ich hätte ihn auch draußen gebraucht“, sagt Kevin heute (S. 48), nachdem er rückfällig geworden ist.

Der Kieler Kriminologe Bernd Maelicke schreibt zu den hohen Rückfallquoten von 80% der zu einer Jugendstrafe ohne Bewährung verurteilten Straftäter: „Jeder Haftentlassene braucht einen Lotsen, der ihn am Knasttor empfängt und in den ersten sechs Monaten begleitet. Dadurch lassen sich die Rücklaufquoten von 80 auf 30 Prozent senken“ (S. 48).

Schlussfolgerungen:

1) Der fehlende oder abwesende Vater stellt für Jungen ein sehr hohes Risiko dar. Depression, suizidale Tendenzen, Drogensucht  und Kriminalität sind übliche Reaktionen auf das Fehlen einer greifbaren, anwesenden Vatergestalt.

2) Jugendliche männliche Kriminelle sind in aller Regel ganz ohne Vater oder mit einem versagenden Vater aufgewachsen. Sie brauchen nach der Straffälligkeit nichts dringender als eine feste Bezugsperson, die unbedingt männlich sein muss. Frauen können offenkundig die fehlende männliche Bezugsperson nicht ersetzen.

3) In der Wertevermittlung in Schulen und in den Medien, etwa in den allgemeinbildenden Schulen,  muss die entscheidende Rolle des Vaters für die Kindererziehung endlich dargestellt und verkündet werden. Sie muss geradezu „eingehämmert“ werden. Jedes Kind braucht einen – am besten seinen – Vater. Jedes Kind, vor allem jeder Junge, braucht in den Jahren der Kindheit einen verlässlichen Lotsen, ein greifbares männliches Vorbild. In aller Regel muss dieses Vorbild der Vater sein. Wenn der Vater fehlt, muss es die größte Sorge der Gesellschaft sein, dem Kind einen beständigen „Ersatzvater“ oder einen rückhaltgewährenden „Vaterersatz“ zu bieten: dies können männliche Erzieher und Lehrer sein, Geistliche, Musiklehrer oder Fußballtrainer.

4) Betreuerinnen, Therapeutinnen, Lehrerinnen, Sozialarbeiterinnen, Ehepartnerinnen oder Freundinnen sind regelmäßig überfordert, wenn sie allein dem jungen Mann Lotsendienste bieten.

5) Es muss vorrangiges Ziel aller Sozialpolitik werden, möglichst vielen oder am besten allen Kindern das Aufwachsen mit einer Mutter und einem Vater  zu sichern. Dieses Ziel ist wichtiger als das flächendeckende Vorhalten von sozialstaatlichen Segnungen aus dem Füllhorn, von Betreuungseinrichtungen, von Ganztagsschulen und Schulmensen.

Deutschland braucht die Männerquote in der Erziehung der Kinder!

 Posted by at 00:51

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