Aug 112011
 

„Sprecht euch aus, reicht euch die Hand, verzeiht einander, arkadaşlar!“, riet vorgestern das arme Kreuzberger Blog den beiden Mitbürgern Oguzhan und Özcan. Genau das haben sie jetzt gemacht. Lest im Leitmedium des Versöhnungsdialogs, in Springers BZ:

Curry-Zoff: Frieden im Berliner Currywurst-Streit – B.Z. Berlin – Özcan Mutlu,Imbiss,Currywurst,Beleidung,Körperverletzung
Nach dem Streit am Imbiss reichten sich Verkäufer Oguzhan K. und Grünen-Politiker Özcan Mutlu die Hand.

Vorbildlich ist zweifellos Oguzhans Erklärung: „Genau wie Herr Mutlu meine religiöse Überzeugung und mein Fasten akzeptiert, akzeptiere auch ich seine Einstellung, im Ramadan Currywurst zu essen. Ich bin auch nicht der Vorzeige-Moslem.“

Was bleibt vom Currywurststreit? Nun, der Streit zwischen Oguzhan und Özcan ist höchst symptomatisch. In manchen arabischen und türkischen Gemeinden Berlins hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten ein starker Assimilationsdruck aufgebaut: „Verhalte dich wie ein richtiger Türke! Kleide dich wie eine anständige Muslima! Zieh dich anständig an! So wie du angezogen bist, läuft nur eine SCHLAMPE herum! Werdet endlich ehrbare  Türken, anständige Muslime! Haltet euch an unsere Vorschriften!“

Für die vielen Berliner Schulen mit muslimischer Schülermehrheit stellt sich weiterhin das Thema „Umgang mit den nichtmuslimischen Minderheiten“. Die deutschen Nichtmuslime haben sich daran gewöhnt, an vielen Berliner Schulen hoffnungslos in der Minderzahl zu sein. Ich meine: Die nichtmuslimischen Minderheiten an den Berliner muslimisch dominierten Schulen müssen die Möglichkeit bekommen, das zu essen, was sie wollen, und zwar ohne ständig angemacht, verspottet und ausgegrenzt zu werden. Der Schulbetrieb im Ramadan leidet an vielen Berliner Schulen häufig an den zu streng ausgelegten Ramadan-Vorschriften: Viele muslimische Kinder essen und trinken tagsüber nichts, sind übermüdet und können auch deswegen dem Unterricht nicht folgen. Darüber sollte man mal öffentlich reden. Das tut aber öffentlich fast niemand. Der Abgeordnete Mutlu sollte damit anfangen. Wenn dieses Thema – nämlich das Thema muslimische Intoleranz gegenüber Currywurstessern, Juden, Deutschen, Homosexuellen, emanzipierten Frauen  – weiterhin so peinlichst wie bisher vermieden wird, wird der ganze hochtrabende Diskurs über Integration nicht weiterkommen.

 Posted by at 09:56

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