„Das Bild der guten Mutter verhindert, dass die Menschen in Deutschland mehr Kinder bekommen.“ So der Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung der deutschen Bundesregierung. Wir übersetzen: Wenn wir das Bild der guten Mutter nicht hätten, dann gäbe es mehr Kinder. Die gute Mutter, die für 2 oder 3 Jahre dem Wohl des Kindes Vorrang vor dem eigenen beruflichen Fortkommen einräumt, verhindert es, dass Kinder geboren werden.
In dem 2010 gedrehten Film Basilicata Coast to Coast wird das Bild einer guten Mutter gezeigt. Auf den Schultern getragen von vier Männern, zu Fuß. Im strahlenden Sonnenschein, hoch droben im jäh zerklüfteten Hochgebirg, abgelegen, bestaunt von fünf abgehalfterten Musikern, die mit Sack und Pack, mit „einem Pferd und vier Eseln“ / „con un cavallo e quattro somari“ zu Fuß zu einem Festival tippeln, bei dem sie ihren großen Karriereschritt erwarten.
Wie so oft, treten retardierende Momente in die Handlung ein. Dass hier ein Bild der guten Mutter vorbeigetragen wird, erweist sich erneut als Hindernis im Fortgang der Handlung. Kein Wunder, dass die menschlichen, allzumenschlichen Esel zu spät bei dem Festival von Scanzano Ionico ankommen. Sie haben sich ablenken lassen und haben sich verirrt. Das Bild der guten Mutter bedeutet gewissermaßen den Karriereknick der guten Musiker!
Kommentar eines Musiker-Esels zu dem Bild: „Ma – è una negra!“ Zu deutsch: „Aber – das ist ja eine Negerin!“
Im Film selbst wird gleich die Erklärung nachgeliefert: Dass die gute Mutter häufig als Negerin, also als Schwarz-Afrikanerin (wie man als guter Antirassist heute sagen muss) dargestellt wird, bedeutet, dass die gute Mutter (Miriam wie sie auf Hebräisch, Meryem wie sie auf Arabisch, Maria wie sie auf Italienisch heißt) als universale Mutter zu verstehen ist, als Brücke zwischen den Kontinenten. Sie ist eine Brücke zwischen Orient und Okzident, aber nicht nur das: Die „Schwarze Madonna“, wie die gelehrten Kunsthistoriker diesen Bildertyp der guten Mutter Miriam/Meryem/Maria nennen, verbindet auch Afrika, Asien und Europa. Man came out of Africa! Ähnlich wie dies etwa der gute Vater Augustinus von Hippo (heute: Souk Ahras) lehrt, der ebenfalls des öfteren als Neger dargestellt wird.
Den Film Basilicata Coast to Coast von Rocco Papaleo zeigt heute das Kino Babylon in Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz um 18.30 Uhr. Man sollte ihn ankucken.
Danach mag jeder sich fragen, ob wir heute noch das Bild der guten Mutter brauchen, oder ob es nicht endlich an der Zeit wäre, das Bild der guten Mutter ersatzlos abzuschaffen. Unsere Gesellschaft ist – kräftig unterstützt durch die Politik – seit etwa 41 Jahren eifrigst damit beschäftigt, dies zu tun.
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