Okt 212014
 

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„Aber … dieses Lied habe ich doch kürzlich, genauer gesagt am 10. August 2014, in der Erlöserkathedrale in Moskau gehört … und jetzt finde ich es hier abgedruckt. Wie schön!“ So durchwärmte und durchschwärmte mich eine Wieder-Erinnerung beim morgendlichen Durchblättern des neuen Gotteslobs.

Ja, in der Tat, so ist es. Das neue Gebet- und Gesangbuch der römisch-katholischen Gemeinden Bozen-Brixens, Österreichs und Deutschlands bringt unter Nr. 567 und Nr. 619 erstmals zwei herrliche alte, mir bisher nur in mündlicher Überlieferung übers Ohr aus dem Gottesdienst bekannte Tonsätze des byzantinisch-orthodoxen Ritus.  Diese beiden Litaneien zeichnen sich durch schlichte, zwischen Dur und Moll modulierende, fest und biegsam im Ungefestigten schwankende Kadenzen, also „Ton-Fälle“ aus. Ich hörte sie beide in genau dieser hier abgedruckten Fassung in Moskau am 10. August 2014.

Orientierung heißt dem Wortsinne nach Ausrichtung nach Osten, Hinwendung und Öffnung zum Sonnenaufgang.  Orientierung heißt Ostbindung. Die Öffnung der Westkirche zur Ostkirche, diese Ostbindung des sekundären, des lateinischen, des westlichen, des abendländischen Christentums erfolgt im Gotteslob nicht über das Dogma, sondern über den Klang, nicht über das Lehren, sondern über das Hören. Eine große Tat, eine löbliche Errungenschaft, ein mutiger Schritt, den das westliche Gotteslob unternimmt! Die abendländische, die westliche Kirche macht sich hier ein bisschen kleiner, sie lässt das andere Gotteslob, das griechische, das morgenländisch-östliche, ein bisschen größer werden und bietet ihm Raum.

Nous serons avec le Christ„, diese letzten Worte Fjodor Dostojewskijs, die er am 22.12.1849 in einer westlichen Sprache vor seiner Scheinhinrichtung sprach, lassen sich zwanglos um- und weiterschreiben in: „Nous serons ensemble avec le Christ.“

Wasserquellen Europas:
Sei gegrüßt Maria, in: Gotteslob. Stuttgart 2013, S. 614 [=Nr. 567]
Kyrie Eleison, in: Gotteslob. Stuttgart 2013, S. 746 [=Nr. 619]

Bild: Zwei einander zugewandte, rostige, vernietete, uralte Kreuze aus Metall. Mit gutem Willen erkennst du diese Skulptur hier in den Streben des alten Wasserturms im Natur-Park Schöneberger Südgelände, Berlin. Aufnahme vom  19.10.2014

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