Stechen von Kiel aus Jamaika-Träume in See?

 Augsburg, Grünes Gedankengut, Schäuble  Kommentare deaktiviert für Stechen von Kiel aus Jamaika-Träume in See?
Jul 222009
 

Jeder erinnert sich immer wieder an seine Jugend. Viele fragen: Wie war das damals? Wie war das bei mir? Welche politischen Einstellungen waren zum Zeitpunkt des Abiturs herangereift? Darauf finde ich folgende Antwort: Das Gymnasium habe ich in Augsburg besucht. Als normales Produkt unseres  staatlichen Unterrichts verließ ich 1978 die Schule als leicht widerborstiger Feuerkopf, und wenn nicht als Fundamental-Ökologe, so doch mit der Überzeugung, dass Umweltschutz eines der obersten Staatsziele, ja vielleicht sogar das wichtigste aller politischen Ziele sei.  Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat, Meinungsfreiheit, Schulbildung für alle, Menschenrechte, Wohlstand – all dies nahm ich als naturwüchsige Gegebenheiten hin, die sich von selbst trügen und keiner weiteren Pflege bedürften.

Und heute? Heute sehe ich es fast umgekehrt. Zwar halte ich Umweltschutz weiterhin Continue reading »

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Jul 012009
 

Am 10.04.2009 berichtete dieses Blog bereits über eine erste Veranstaltung mit Oberschulrat Schmid, dem Augsburger „Rudi Dutschke“ aus dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg.

Morgen wird Oberschulrat Schmid in einer öffentlichen Veranstaltung über ein heißes Eisen zu vernehmen sein:

Donnerstag, 02.07.2009, 20 Uhr: Integration und Parallelgesellschaften – Grenzen der Toleranz.  Referent: Gerhard Schmid, Oberschulrat in Friedrichshain-Kreuzberg. Ort: Glashaus, Ecke Ritterstraße/Lindenstraße, Kreuzberg (leider nicht in der Rudi-Dutschke-Straße!)

Ich werde selbst unbedingt hingehen! Bin sehr gespannt. Blogger, Freunde, Ihr könnt auch kommen.

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Changing Trains, Changing World, Changing Stages

 Antike, Augsburg  Kommentare deaktiviert für Changing Trains, Changing World, Changing Stages
Jun 062008
 

Gestern erlebte ich beim Umsteigen auf einem Berliner S-Bahnhof Ungewissheit als die Kraft, die zum Wandel des eigenen Selbst führt. Also galt: Changing trains – changing self. Heute fahre ich nach Augsburg zum Klassentreffen. Ich freue mich schon, die alten Schulkameraden wiederzusehen. Was ist aus ihnen geworden? Was ist aus dir geworden? Ich habe einen kleinen Festvortrag angemeldet und vom Veranstalterkomitee zuerkannt bekommen: – „Von Heulsusen und Jubelpersern – das Perserbild bei Aischylos und im biblischen Buch Ester“. Ich werde nachzuweisen suchen, dass negative Vorurteile über die Perser im besonderen und die Asiaten allgemein sich weitgehend unverändert über die Jahrtausende erhalten haben – zum Schaden beider Seiten, mit riesigen Folgekosten, deren letzte noch heute Tag um Tag gezahlt werden – mit Menschenleben, mit Billiarden Dollar an Kriegskosten, und vielen vielen zerstörten Chancen.

Edith Hall, die Klassische Philologin an der Universität London, schreibt hierzu in ihrem Kapitel „Changing world, changing stages“ unter dem Obergriff „Recasting the Barbarian“:

Aeschylus‘ Persians has played an indisputable role in the perpetuation of the ideological conflict between East and West that has recently re-erupted with such terrible violence. It has historically helped to reinforce the adoption by Christian mindset of a primary Other in the shape of Islam. The third-millenial vilification of the Arab world has a long history which cannot be dissociated from the rediscovery of ancient Greek xenophobia and prejudices against non-Greeks in the East.

Edith Hall: The Theatrical Cast of Athens. Interactions between Ancient Greek Drama and Society. Oxford University Press, 2006, hier: Seite 220

Das verspricht spannend zu werden! Wir haben uns damals redlich geplagt mit Latein und Griechisch – damals an St. Stephan noch verpflichtend vorgeschrieben für alle Schüler – neben der üblichen zweiten Fremdsprache Englisch! Ein bisschen Spaß muss auch sein – deshalb werde ich kleine Abschnitte aus Aeschylus und aus der Septuaginta, der griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel, austeilen – mal sehen, wie weit wir noch kommen …

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Mai 292008
 

Recht vollmundig hatten wir in diesem Blog verkündet, wir wollten das Wahlverhalten in vier ausgewählten europäischen Großstädten betrachten. London wurde am 12.05.08 bereits in diesem Blog umfassend abgehakt. Jetzt ist Augsburg dran. Was geschah in der Stichwahl am 16. März 2008?

Die Augsburger wählten den beliebten Oberbürgermeister Paul Wengert aus dem Amt und stimmten mehrheitlich für den parteilosen Kurt Gribl. Der Mann, ein promovierter Jurist, konnte keinerlei politische Vorerfahrung vorweisen. Er war nicht einmal Mitglied einer Partei. Die CSU machte ihn zu ihrem Kandidaten. „Wir haben keinen Besseren“, hört man oft in solchen Fällen. Was sprach für ihn?

1) Er ist das Gegenteil eines Politikers der alten Garde, sondern trat als kundiger Vermittler der Bürgerinteressen an. 2) Er versprach, unbeliebte Großprojekte des Amtsinhabers zu kippen, so etwa den ÖPNV-freundlichen kompletten Umbau der Friedberger Straße. 3) Er spielte den „Ich-bin-einer-von-euch“-Trumpf aus. Der waschechte Augsburger schlägt den Berufspolitiker von auswärts. 4) Er präsentierte sich als moderner Internet- und Popfan. Er hat ein Profil auf Myspace und Xing. 5) Er hat ein Ohr für die kleinen pragmatischen Anliegen. In seinem Hundert-Punkte-Programm nimmt er zahlreiche Forderungen von Betroffenen auf, kümmert sich höchstpersönlich um kommunalpolitische Kleinstprojekte, wie etwa Fahrradabstellbügel und Popkonzerte. Die Botschaft ist klar: „Ich kann zuhören, ich wälze euch kein Programm zur Weltverbesserung auf.“ 6) Er formulierte alle seine Anliegen positiv, nach vorne gewandt. Er stellte ein positives Leitbild für seine Vaterstadt auf, gestützt auf Werte wie Selbstvertrauen, Zukunft, Selbstbewusstsein. 7) Er griff nicht den beliebten Amtsinhaber an, sondern überging ihn weitgehend einfach mit Schweigen. Kein Zank, kein Gezetere. Was blieb ihm auch übrig?

Was lernen wir daraus? Ich würde sagen: Das Kleine 1 mal 1 der politischen Kommunikation in diesem ersten Jahrzehnt:

1) Die alten Parteien sind (fast) abgeschrieben, Personen zählen mehr. 2) Fahrrad schlägt Straßenbahn! Kleinstprojekte kommen besser an als Großbaustellen. 3) Zeig, dass du zuhören kannst. Rede weniger, höre mehr zu. 4) Spalte nicht, beleidige nicht, lärme nicht rum. Polarisiere nicht. Lass die Welt eher so, wie sie ist. 5) Blicke nach vorn, nicht in die Vergangenheit. 6) Zeige ein klares Leitbild auf! Wo siehst du deine Stadt in 5 oder 10 Jahren? 7) Kopple dich von der veralteten Rhetorik der Volksparteien CSU/CDU und SPD ab. Präsentiere dich als Außenseiter, Quereinsteiger, Querdenker, als Fachmann/Fachfrau oder Moderator oder was auch immer, eher denn als Berufspolitiker. 8) Sei keine Trantüte, sondern zeige, dass du dein Leben genießt. 9) Such dir die richtige Unterstützerin. Lade Angela Merkel in dein 264.000-Seelen-Dorf ein. Die Frau segelt weiterhin auf herausragenden Zustimmungswerten. Segle auch du mit den Erfolgreichen. 10) Mach dein Schicksal nicht vom Ausgang dieser einen Wahl abhängig!

Zum Nachlesen auf der Homepage des neuen Augsburger Oberbürgermeisters hier klicken.

Unser Foto zeigt heute einen Blick auf die Lechauen im Stadtteil Hochzoll-Nord, nur einen Steinwurf von der Friedberger Straße entfernt. Übrigens: Dies war in meiner Jugend ein Teil meines täglichen Schulwegs.

 Posted by at 21:40