Apr. 272013
 

Das Label Silvio Meier hat kaum noch etwas mit meinem ermordeten Freund zu tun.

So schreibt Dirk Moldt, ein Freund des Erstochenen, in der taz. In der Tat, Moldt hat recht. Silvio Meier, der kämpferische Unerschrockene,  hätte dergleichen ersatzreligiösen Opferkult vermutlich empört zurückgewiesen, wie er ihm nun wider Willen widerfährt. Die Umbennung der Gabelsbergerstraße in Silvio-Meier-Straße ist wirklich autozelebratorische Symbolpolitik vom Allerfeinsten. Man könnte auch sagen: Sie ist ein klarer Triumph der Anti-Hitler-Koalition, ein Sieg des ritualisierten Opfergedenkens im grünroten Friedrichshain-Kreuzberg, einer bundesweit bestens ausgewiesenen Hochburg der politisch maskierten, politisch grundierten Gewalt. Friedrichshain-Kreuzberg ist wirklich ein Saatbeet der zum Rechtsbruch geneigten politischen Extremismen. 

Zugleich ist die Straßenumbenennung eine Legitimation für die Fortsetzung des – mitunter gewaltsamen – nachgeholten antifaschistischen Kampfes gegen Mussolini, Hitler, Franco und Metaxas. Was die Deutschen in Deutschland – im Gegensatz etwa zu den Polen – zu Lebzeiten Mussolinis, Lenins, Hitlers, Lenins, Stalins, Maos, Metaxas‘, Francos, also zu Lebzeiten der „großen“ Diktatoren  nicht zustande brachten, nämlich eine breit aufgestellte, organisierte Widerstandsbewegung gegen die italienischen Faschisten, deutschen und österreichischen Nationalsozialisten, Rassisten, Hitleristen, Stalinisten, Nationalkommunisten, Bolschewisten … e tutti quanti im eigenen Lande, das holen die Antifaschisten der neuesten Stunde nunmehr nach. Sie alle, die Hitlergegner, die ein paar Jahrzehnte nach Hitler kommen, setzen sich mit der Silvio-Meier-Straße ein Denkmal der eigenen Großartigkeit.

Man darf darauf warten, wann in Kreuzberg auch einer der zahlreichen in den letzten Jahren praktisch vor unseren Augen ermordeten türkischen Kreuzberger Frauen erstmals durch Straßenumbenennungen gedacht wird. Der von der BVV geforderten Frauenquote im Friedrichshain-Kreuzberger Straßenland täte es gut!

Der von mehreren Zeugen eindeutig identifizierte Mörder der Klientin von Seyran Ateş lebt oder lebte nach seinem Freispruch angeblich unbehelligt im schnuckeligen Kreuzberg. Der Mord geschah in Kreuzberg, hier um die Ecke am U-Bahnhof Möckernstraße.  Und einige andere Morde an türkischen Frauen, von denen niemand etwas wissen will, ebenfalls.

via Straße für Silvio Meier: Das Leben toter Helden – taz.de.

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Die Ehe zwischen Weib und Mann: die perfekte 50%-Quote!

 Familie, Frau und Mann, Friedrichshain-Kreuzberg, Hebraica  Kommentare deaktiviert für Die Ehe zwischen Weib und Mann: die perfekte 50%-Quote!
Apr. 252013
 

Leidet Ihr sehr unter der geringen Frauenquote in Kreuzbergs Straßennamen, oh ihr Kreuzberger Frauen?“, so frage ich gelegentlich süffisant lächelnd meine Kreuzberger Bekanntschaften und Verwandtschaften.

„I wo! O ihr schwatzhaften Männer und Frauen!“, antworten die ausländischen, die migrantischen, die multikulturellen   Frauen. „Kümmert euch um eure Familien statt um die läppischen Zauseleien der BVV und der Kreuzberger Lokalpolitik!“

„Männer, erzieht eure Söhne und Töchter zusammen mit den Frauen! Haut nicht ab in die Politik! Verhindert Gewalt und Unterdrückung der Kreuzberger Frauen, pflegt eure greisen Eltern, o ihr Multi-Kulti-Männer, zeugt Kinder, ihr Männer,  und zieht diese groß zu anständigen, tüchtigen, liebevollen Männern und Frauen!“

„Das Entscheidende ist doch, dass die Institution mit der perfekten 50%-Frauen-Quote gehegt und gepflegt wird: die Ehe zwischen Weib und Mann, zwischen Mann und Weib! Die reicht an die Gottheit an!“

Brauchen wir die 50%-Quote in der Ehe? Ich denke ja. Herrlicher Kompromiss pro matrimonio, pro egalitate mulieris ac viri in der BVV meines Heimatbezirks, während ich mal wieder im fernen Ausland weile. Gut gemacht, Mädels und Jungs, lasst Euch bloss nicht vom SPIEGEL der WELT auslachen!

Der Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz-BVV-Benennungsbeschluss ist ein überragendes Monument pro matrimonio und pro familia, für die Ehe zwischen Mann und Weib, für die Familie als Keimzelle der Gesellschaft, wie sie das Judentum (und auch das Christentum und der Islam) lehrt. Ein klarer Hinweis auf den überragenden Rang, den das gesamte Judentum ohne echte Ausnahmen  über 3 Jahrtausende hinweg der Ehe zwischen Mann und Weib und daraus entspringend  der Mischpocha, der Familie einräumt.

Das Judentum – egal ob orthodox, säkular, atheistisch oder aufklärerisch -,  hat stets die jungen Männer und Frauen ermuntert, ja dringend aufgefordert zu heiraten, Kinder zu zeugen und sich der Pflege der greisen, pflegebedürftigen  Eltern und Erziehung der unmündigen, hegebedürftigen Kinder zu widmen.

Genau dasselbe fällt mir ein, wenn ich mal wieder den schwarzen Block der jungen Männer sehe, die da mit verhüllten Gesichtern, Steine wurfbereit in Händen haltend gegen  Vater Staat  kämpfen.

BVV Fri-Kre, tov me’od! Gut so!

Danke, danke liebe BBV, toda rabah!

Jüdisches Museum: Grüne akzeptieren Namenskompromiss für Platz – SPIEGEL ONLINE.

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„Dass alles so bleibt, wie es ist.“ – Aber ist dies möglich?

 Angst, Friedrichshain-Kreuzberg, Gerhart-Hauptmann-Schule, Görlitzer Park, Grünes Gedankengut, Konservativ  Kommentare deaktiviert für „Dass alles so bleibt, wie es ist.“ – Aber ist dies möglich?
Apr. 202013
 

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Dass alles so bleibt wie es ist“ – mit diesem Wunsch für den von ihm regierten Bezirk  wird der scheidende Bürgermeister Franz Schulz in einem großen Porträt in der gestrigen WELT auf S. 31 zitiert.

Ein wahres Wort! Verhinderung des Wandels, Bewahren des Status quo, Einhegen und Einhausen der Gegenwart, Vertreibung der bösen Außenwelt – genau dies meinte ich als Grundzug der grün-roten Bezirkspolitik zu erkennen.

Mein Grundgefühl nach langjähriger Abwesenheit aus Kreuzberg war 2002 bei der Rückkehr aus südlichen Ländern: Seit 20 oder 30 Jahren sind hier in Friedrichshain-Kreuzberg  dieselben Ideen am Herrschen. Es hat sich eine Art große Kita für Erwachsene gebildet, die sich selbst am Leben erhält. Und so sieht es auch in vielen Straßen aus: Kinderhände von Erwachsenen bemalen Wände und Dächer (z.B. mit „Deutschland verrecke“) mit bunter Farbe, – und die grünrote Politik findet es gut. Kinderfüße von Erwachsenen betreten ein ehemaliges Krankenhaus (Bethanien), eine leerstehende Schule und sagen: „Wir wohnen  hier, das ist jetzt unseres!“ Und die grünrote Politik unter Bürgermeister Schulz findet es gut.

Große Magistralen wie die Skalitzer Straße oder das Tempelhofer Ufer bleiben weiterhin für den Radverkehr eine lebensgefährliche Zone – damit sich nichts ändert!

Alles, was Änderung bedeuten könnte, wird misstrauisch beäugt und bei Bedarf verboten: Einbauküchen, Doppelwaschbecken, übermannshoch geflieste Bäder, scheingoldene Wasserhähne. Und deswegen ändert sich nichts. Denn alles soll so bleiben, wie es ist.

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Aber ist dies so? Lässt sich die Zeit zum Stillstand zwingen? Nein!   Ein kurzer Gang über den Görlitzer Platz bestätigt dies (siehe Bild). Dort hat sich über die Jahre hin ein offener Drogenmarkt entwickelt. Noch vor einem Jahr standen dort tagsüber stets etwa 20-30 Drogenhändler herum und boten mir, ob ich wollte oder nicht, ihre Ware an. Vor zwei Wochen, an einem der letzten wirklich kalten Tage dieses Winters, war ich wieder mal dort – na, und was soll ich Euch sagen:  Jetzt sind es schon 80-100 Drogenhändler, die dort ihre Ware offen anbieten. Lauter junge, kräftige, kerngesunde Männer auf der Suche nach Arbeit. Es gibt also durchaus Wachstum und Wandel in Friedrichshain-Kreuzberg!

Der SPIEGEL brachte vor 2 Wochen unter dem Titel „Endstation Görli“ einen mehrseitigen Bericht über den offenen Drogenhandel auf dem Görlitzer Platz: „Hier verschwinden jede Woche Menschen.“ Erste Morde sind hier auf dem liebevoll Görli genannten Fleckchen Erde auch schon passiert, denn der Markt wird enger. Revierkämpfe brechen aus, das Territorium wird abgesteckt.

In Süditalien habe ich dies genau so beobachtet, Roberto Saviano hat dies in seinen Büchern beschrieben: In Neapel und der Campagna existiert ein derartiges  fest verwurzeltes Drogenhandelsnetz schon seit Jahrzehnten, wie es gerade hier in Kreuzberg unter unseren Augen und mit Billigung der Politik kräftig wächst und gedeiht. Und das Geld, das die jungen kräftigen Männer erwirtschaften? Treibt die vielen aufsprießenden Spielsalons in Kreuzberg an!

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Nur 200  Meter vom offenen Drogenumschlagsplatz entfernt liegt die stillgelegte Schule, von der mit Billigung von Bürgermeister Schulz die Flüchtlingsinitiativen Besitz ergriffen haben (siehe Bild). Zwischen dem Görli und der Schule herrscht ein reges Kommen und Gehen.

Klar, Familien mit kleinen Kindern verlassen die Gegend um den Görli. Welches artige Kreuzberger Kid würde denn schon Tag um Tag den gutgemeinten Angeboten der freundlichen jungen Männer am Görli widerstehen können?

Kein Wunder, dass so viele Familien die Flucht aus Kreuzberg ergriffen haben.

Mein Ergebnis: Der Wandel lässt sich nicht durch Verbote von renovierten Toiletten, Wannenbädern oder übermannshoch gekachelten Bädern aufhalten. Er kommt sowieso – und zwar oft zum Schlechteren hin. Die Mieten steigen unter Grün-Rot in Friedrichshain-Kreuzberg genau so stark oder stärker als in anderen Innenstadtbezirken, die Zahl politisch motivierter Straftaten ist unter Grün-Rot sogar am allerhöchsten unter den 12 Berliner Bezirken. Viele Plätze gleichen Müllkippen, die Umwelt leidet sehr unter Grün-Rot.

Die Dauerherrschaft von Grün-Rot hat den Bezirk in eine Sackgasse geführt – wobei den Politikerinnen als Einzelmenschen durchaus edle Absichten zu unterstellen sind.

Sinnvoll wäre es, den Bezirk neu zu erfinden: Warum nicht mal ernsthafte Schritte zum Umweltschutz, etwa zur Förderung des Radverkehrs unternehmen, statt Heizpilze zu verbieten – und dann doch den eigenen Privat-PKW zu nutzen?

Warum nicht leerstehende Schulen für eine kirchliche Schule oder eine Privatschule öffnen? Warum nicht Schulen zu Schulen machen, warum nicht die Straßen für den Radverkehr und die Fußgänger umgestalten? Warum nicht ein sinnvolles Tourismus-Konzept entwickeln, statt Ferienwohnungen zu verbieten? Verbieten, verhindern, verweigern – und ansonsten ausschließlich jungen, kräftigen Männern das Feld zu überlassen, die ihren eigenen kriminellen Mikrokosmos schaffen  – das kann doch keine Politik sein?

Warum nicht einen für Kinder, Frauen, Ausländer, Schwaben, Touristen, Alte, Benachteiligte, Demente, Behinderte lebenswerten  städtischen Raum schaffen, statt leerstehende Schulen und vermüllende Plätze für junge, starke, alleinstehende Drogenhändler zu reservieren?

Bürgermeister Franz Schulz gibt Amt ab – Nachrichten Print – WELT KOMPAKT – Berlin – DIE WELT.

Maximilian Popp: Endstation Görli. Der SPIEGEL 14/2013, S. 38-41

http://magazin.spiegel.de/reader/index_SP.html#j=2013&h=14&a=91768486
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Es zählt letztlich … der Mensch und seine Liebe zur Wahrheit

 Das Gute, Friedrichshain-Kreuzberg  Kommentare deaktiviert für Es zählt letztlich … der Mensch und seine Liebe zur Wahrheit
Apr. 182013
 
Den aus dem tiefkatholischen bayerischen Aschaffenburg stammenden Bürgermeister Franz  Schulz, den ich des öfteren erlebt habe, halte ich für einen im Grunde seines Herzens absolut redlichen Menschen. Sehr oft habe ich bemerken können, dass er sich – im Zweifel hin- und hergerissen – dafür entschied, die – oft unbequeme – Wahrheit zu sagen, statt anderen (etwa seiner eigenen Partei) nach dem Munde zu reden.  So hatte er die Lauterkeit, in bestem Französisch zu sagen, dass das von seiner Partei geforderte System der Mietpreisbegrenzungen nicht funktionieren kann. Er hatte vor wenigen Wochen – ausweislich des offiziellen Protokolls – mitten in der BVV den Mut, zustimmend aus dem Neuen Testament zu zitieren und gewissermaßen der CDU als im Grunde christlich geprägter  Demokrat die Leviten zu lesen: „Was ihr im Kleinen tut, das habt ihr mir getan.“ Er änderte damit sogar den überlieferten Wortlaut dieser Botschaft Jesu eigenständig ab. Unvergesslich ist mir auch der Werbespot aus dem letzten Wahlkampf, in dem er sich auf den Weg machte zu einem jungen Mann, der aus meiner Kreuzberger Nachbarschaft stammen könnte – oder auch stammte – und ihn herzlich begrüßte. All das bringt mich zu meiner Überzeugung: Er wollte und will im Grunde seines Herzens das Gute für alle Menschen in seinem Bezirk! Dass es bei uns so viele Missstände gibt wie in anderen Bezirken Berlins auch, ist ihm persönlich nicht anzulasten, im Gegenteil! Und so wünsche ich ihm sehr viel Gutes, vor allem auch eine bessere Gesundheit.

Bezirksbürgermeister Franz Schulz: Im August ist Schluss in Friedrichshain-Kreuzberg | Berlin – Berliner Zeitung.

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Apr. 092013
 

2013-03-25 14.01.41

Hassenden läuft der Hass nach, Liebenden kommt die Liebe entgegen. So spricht eine gezettelte Botschaft des Talmud auf der Wilhelmstraße.

Mit einem Lesezirkel hochbetagter, hochweiser Damen und Herren in der nämlichen Wilhelmstraße besprach ich Theodor Fontanes unsterbliches (es wird uns alle überleben!) Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“. Gemeinsam kramend, suchend stöbernd in den Herzkammern des Gedächtnisses, gelang es uns, einen Großteil des Gedichts wiederherzustellen, das früher jedes Berliner Schulkind kannte.

Merkwürdig, ja fast anstößig  ward mir beim Rezitieren folgende Strophe, und in ihr insbesondere die fettgedruckten Zeile:

So klagten die Kinder. Das war nicht recht –
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn‘ ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn – eine starke, harte, grob treffende Zeile!

Die Literatur, aber mehr noch die gesamte politische Debatte ist ja heute reich, überreich an Vorwurfsdiskursen der Jungen gegen die Alten. Hier bei Fontane erhebt einmal der Alte einen stillen Vorwurf gegen den Sohn. Könnte es sein, dass einmal, ein einziges Mal in der Weltgeschichte, die Väter bessere Menschen als die Söhne, die Mütter bessere Menschen als die Töchter sind? Ich hege diese Vermutung, ich bin davon überzeugt! Es können durchaus die Väter und Mütter mehr geleistet haben, mehr Bleibendes zum Wohl und Gedeihen der Nachkömmlinge hinterlassen als umgekehrt die Söhne und Töchter schaffen!

Insbesondere die 68er Generation brüstet sich in Teilen bis heute damit, erstmals das Versagen, Verdrängen und Vergessen der Vätergeneration in den Jahren 1933-1945 aufgedeckt zu haben.

Voll Mißtraun gegen den eigenen Vater – das könnte das Motto eines Christoph Meckel, eines Günter Seuren, eines Günter Grass, eines Bernward Vesper, einer Gudrun Ensslin, einer Ulrike Meinhof  und tausender anderer Kämpfer der 68er Generation sein! Diese Geisteshaltung prägt heute große Teile der meinungsprägenden Redaktionen und Feuilletons. All diese Söhne und Töchter bezogen ihre unerschütterliche Überzeugung der eigenen moralischen Überlegenheit aus dem wiederholten, ritualisierten, gemeinschaftlich vollzogenen Prozess gegen die eigenen Eltern – einer Art ständig wiederholten symbolischen Hinrichtung der Mörder.

Die ab 1949 vollbrachte Aufbauleistung der Bundesrepublik Deutschland wurde und wird nicht gewürdigt. Sie wird verleugnet. Bis zum heutigen Tag brüsten sich Vertreter der 68er Generation damit, sie hätten den „Muff der Adenauer-Jahre“ beseitigt. Ein großer, ein grotesker  Irrtum, wie ich finde! Die deutsche Literatur der Jahre 1946 bis 1965 bestätigt die satte, selbstverliebte, selbstzufriedene moralische Überlegenheitsgeste der Jüngeren, also der ab 1935 bis 1960 Geborenen, schlechterdings nicht. Die frühen, vielgelesenen  Erzählungen Heinrich Bölls, die 1952 bei der Eröffnung des Mahnmals Bergen-Belsen gehaltene Rede des Bundespräsidenten Theodor Heuss zeigen ebenso wie zahlreiche Reden von Bundeskanzler Adenauer eindeutig, dass – von den Spitzen der Literatur und der Politik ausgehend – ein klares Bewusstsein von deutscher Schuld und Schande zu erwachsen begann.

Die 68er-Generation fiel jäh hinter den schmerzhaften Prozess der Gewissenserforschung der Väter und Kriegsheimkehrer zurück, sie prahlte, drohte, johlte, sie fiel zwar nicht auf Hitler herein, aber sehr wohl auf Mao, Ho Tschi Minh, Lenin, Fidel Castro, Che Guevara, später Ghaddafi  – diese waren aber wie Hitler allesamt Diktatoren, an deren Händen reichlich Blut klebte. Und die 68er – etwa Rudi Dutschke, ebenso Teile der späteren Grünen wie etwa Joschka Fischer oder Hans-Christian Ströbele  – bejahten Gewalt als politisches Druckmittel. Hinhören, Einfühlen, Verzeihen, Gewaltverzicht kannten sie nicht. Sie glaubten nicht an die Liebe, nicht an die Erinnerung, nicht an die Versöhnung.

Mahler, Dutschke, Cohn-Bendit, Günter Grass und viele andere haben damals ein Scherbengericht veranstaltet, mit dessen letzten Hinterlassenschaften wir uns heute herumzuschlagen haben. Die völlige Delegitimation der demokratischen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland, die die 68er-Bewegung versuchte, brachte jahrelang, bringt auch heute noch ein erhebliches Potenzial an Gewaltbereitschaft hervor. „Wehrt euch“. Unser Bild zeigt einen gezettelten Anschlag auf der Ohlauer Straße/Reichenberger Straße, Kreuzberg, aufgenommen heute, direkt vor der besetzten Grundschule, einem der neu entstandenen rechtsfreien Räume.

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La politica commedia – … und wieder einmal eine politische Volks-Belustigung!

 Friedrichshain-Kreuzberg  Kommentare deaktiviert für La politica commedia – … und wieder einmal eine politische Volks-Belustigung!
März 052013
 

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Mehrfach streiften wir in diesem Blog schon die alte Mauer, die Ostseitengalerie, die Reste der alten Brommybrücke.

Doch jetzt richten sich die Scheinwerfer der Welt auf die berühmte Ostseitengalerie -, pardon: die East Side Gallery, klingt doch gleich viel besser.

Wahrhaft Weltstädtisches ereignet sich in Friedrichshain-Kreuzberg!

Seit Jahren haben Investoren hier ein verbrieftes Baurecht, amtlich ausgefertigt durch den damaligen Baustadtrat Franz Schulz (Grüne), bestätigt durch den nachmaligen und jetzigen Bürgermeister Franz Schulz (weiterhin Grüne).

Die im Krieg zerstörte Brommybrücke harrt der Wiederbelebung, sehnlichst erwartet von Fußgängern und Radfahrern. Doch o Graus!

Einige Teilstücke der berühmten Freiluftgalerie sollen schnöde entfernt werden, auf dass ein Durchlass sei,  – und hurra – ein neuer Anlaß zum Widerstand regt sich! Befeuert durch alle Parteien, unterstützt und ermutigt durch die Fraktionen und durch den Bürgermeister Franz Schulz (weiterhin Grüne).

Der Investor schwenkt Brief und Siegel, die Politiker des Bezirks und des Senats (allparteilich) mimen die Ahnungslosen, der private Unternehmer steht wieder einmal düpiert da! Geld hat der Bezirk genug! Also – vertreiben wir wieder einmal Investoren!

Commedia, Commedia, che bella commedia politica! Ein Gaukelspiel der Überraschungen! Bretter vor dem Kopf! Hier, an der Berliner Mauer enden unsere Wege! Die Holzwege der Berliner Bezirks- und Landespolitik!

Für uns Anlass genug, die Ostseitengalerie gaukelnd entlangzuschaukeln! Kuckstu ma hier:

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/streit-um-east-side-gallery-grundrecht-auf-unsachlichkeit-12102962.html

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„Wenn das der König wüsste!“, oder: Warum ist Radfahren in Kreuzberg immer noch lebensgefährlich?

 Fahrrad, Friedrichshain-Kreuzberg  Kommentare deaktiviert für „Wenn das der König wüsste!“, oder: Warum ist Radfahren in Kreuzberg immer noch lebensgefährlich?
Feb. 042013
 

 

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„Berlin wird grüner und gesünder, etwa durch mehr Fahrradstraßen und Radstreifen auf großen Straßen wie der Skalitzer. Dort ist es auf dem Rad lebensgefährlich. Die Grünen wollen das nun ändern.“

http://www.taz.de/!60594/

Hört hört! Das ist eine klare Aussage eines bekannten VW-Touran-Fahrers (er braucht den Touran einfach für den Wahlkampf) aus dem Jahr 2010 (!), der kürzlich wieder von der andächtig ergebenen Gemeinde zum Bundestagskandidaten gewählt wurde. Es ist doch so viel Platz für Radverkehrsanlagen in der Skalitzer Straße, am Halleschen Ufer, am Tempelhofer Ufer!  Die regierenden Grünen hatten in Kreuzberg, wo sie die Hegemonialen sind, doch so viel Zeit! Wieso gefährdet grüne Verkehrspolitik weiterhin mutwillig die Radlerleben an so vielen Stellen? Wenn das Kandidat erführe!

Bild: Hallesches Ufer, Kreuzberg, Aufnahme vom Januar 2013. Massig Platz für den VW Touran!

 

 

 Posted by at 20:49
Dez. 102012
 

In eine echte Zwickmühle haben sich einige Menschen gebracht, die ein möglicherweise sinnvolles politisches Anliegen, die Abschaffung der Residenzpflicht für Asylbewerber, durch gezielte Rechtsbrüche zu untermauern suchen.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/gegen-asylpolitik-linke-besetzen-schulgebaeude/7496508.html

Wahres Ziel der Aktionen scheint es zu sein, Druck auf den Staat auszuüben, sodass die staatlichen Organe mehr und mehr in die Ecke gedrängt werden, um den Protestierenden einen weiteren geschützten Raum der Rechtsbeugung zu geben. Das hat schon vielfach funktioniert. Ich konnte selbst mit eigenen Augen etwa im Bethanien besichtigen, wie die Besetzer sich nach und nach ihre Freiräume erkämpft haben, in denen sie dann schalten und walten können, ohne irgendjemandem Rechenschaft ablegen zu müssen. Die Bezirksverwaltung Friedrichshain-Kreuzberg hat sich wieder einmal nasführen lassen, das Bethanien ging so der Öffentlichkeit weitgehend verloren. Der Rechtsstaat ging flöten, das Kunsthaus Bethanien musste ebenfalls weichen.

Die Partie Besetzer gegen Bezirksamt ging nach Spiel, Satz und Sieg an die Rechtsbrecher.

Ich meine heute: Mitmenschliche Solidarität tut not! Gebt Wärme, gebt Herzens-Kohlenbecken! Wer friert und hungert, dem sollten all die Unterstützer Obdach bei sich zuhause gewähren, statt sie bibbernd und zitternd im Camp schmachten und darben zu lassen.  Sie sollten die Menschen zu sich nachhause aufnehmen, für sie sorgen und kochen, ihnen Kleidung und Schlafmöglichkeiten bieten, mit ihnen bei sich zuhause alles besprechen, von zuhause aus Briefe an die Abgeordneten schreiben, arbeiten, sich Geschichten erzählen lassen. Diese armen Ausländer hier im ungesicherten Nirgendwo stranden zu lassen, war von Anfang an unverantwortlich von den Deutschen, die sie nach Berlin gelockt haben. Diejenigen, die die Flüchtlinge in diese Lage gebracht haben, sollten nun auf eigene Kosten und unter eigener Verantwortung für die Menschen sorgen. Das wäre anständig!

Im übrigen wissen eigentlich alle, dass es stets Mittel und Wege gibt, um hier in der Bundesrepublik unterzukommen – sobald man nur einen privaten Andockpunkt hat.  Nur staatliche Sozialleistungen kann man dann eben in der Regel nicht unter eigenem Namen beziehen.

Dass aber jetzt ein Kreuzberger Schulgebäude von Besetzern über längere Zeit in Beschlag genommen werden soll, finde ich nicht gut. Damit ließe das grün geführte Bezirksamt unter Dr. Schulz wieder wie so oft Schlitten mit sich fahren. Ein grandioser Budenzauber wäre das, der da wieder mal inszeniert würde. Die Grünen und die Roten meines Wohnbezirks können jetzt zeigen, ob sie  den Grundsatz der Rechtsstaatlichkeit anerkennen oder sich erneut wie ein Tanzbär durch die Manege führen lassen wollen.

 Posted by at 19:03
Aug. 072012
 

Ich würde meine Kinder auch nicht in Kreuzberg einschulen.“ Ein berühmter Satz des Regierenden Bürgermeisters Wowereit. Derartige Redlichkeit kommt beim Berliner Wahlvolk gut an – die Berliner haben ihn wiedergewählt.

Ich würde meine Kinder in Kreuzberg einschulen.“ Ein schöner, gutklingender Satz der Schulsenatorin Scheeres, der gestern gedruckt im Tagesspiegel stand. Ich hege nicht den geringsten Zweifel, dass die Schulsenatorin ihre Kinder in Kreuzberg einschulen würde, wenn sie hier wohnte. Würde, hätte, sollte! Ja, bitte, gern, tun Sie es. Ziehen Sie nach Kreuzberg, genießen Sie es! Wir brauchen hier in Kreuzberg wahrhaftig  Mütter und Väter, denen ihre Kinder nicht zu schade sind, um sie in den Dienst der Integration zu stellen (von „opfern“ sollte man nicht reden).

Ich meine in der Tat: Jede Berliner Politikerin, jeder Bildungsfunktionär, jede Elternsprecherin, jede Bildungsforscherin, jede Bildungspolitikerin, jeder Lehrergewerkschafter (insbesondere GEW) sollte die eigenen Kinder mindestens für ein oder zwei Schuljahre in eine „Grundschule im sozialen Brennpunkt“ schicken.

So wie dieser hier schreibende Blogger es ja auch getan hat. Reisen bildet. Umziehen bildet. Glauben Sie mir: Dies ist ein echter Augenöffner. Man kann danach die Verlautbarungen und Erklärungen all der Bildungsforscher, Lehrergewerkschafter, Bildungspolitiker, selbsternannten BenachteiligtensprecherInnen – sagen wir mal – „besser einordnen“. Und lässt sich nicht mehr so leicht einen Bären aufbinden.

Bitte wählen Sie dazu eine Schule mit möglichst hohem ndH-Anteil, mit möglichst hohem Anteil an von der Zuzahlungspflicht befreiten, also arbeitslos gemeldeten Eltern.

Übrigens: Von zur Zeit 26.429 Berliner Lehrern sind mehr als 1400 dauerkrank geschrieben. Wie man hört, steigt die Zahl der Krankmeldungen periodisch zu bestimmten Jahreszeiten an.

Es wäre interessant, die vom Amtsarzt gestellten Diagnosen nach Krankheitsbildern und nach Schulstandorten aufzuschlüsseln. Doch genau das geschieht in der Öffentlichkeit nicht. Und solange das nicht geschieht, hat auch das Rätseln über die Ursachen des unfassbar hohen Krankenstandes der Berliner Lehrer wenig Sinn. Werden Lehrer in bestimmten Gegenden eher krank?

Was ergibt ein statistischer Vergleich zwischen – sagen wir – Pankower und Kreuzberger Schulen? Was macht die Lehrer an Berliner Schulen krank? Die Schulpolitik? Die nachlässigen Eltern? Die schlechterzogenen Kinder? Der Stundenplan? Die Schulbürokratie? Der Feinstaub in der Berliner Luft? Die Reformwut? Die zu großen Klassen? Die zu kleinen Klassen?

So viele Fragen! Wir haben alle noch sehr viel zu lernen.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/ich-wuerde-meine-kinder-in-kreuzberg-einschulen-senatorin-scheeres-lobt-berlins-brennpunktschulen/6964682.html

 Posted by at 10:41

Weg aus Kreuzberg, oder: Et tu, Mutlu?

 bitte!, Friedrichshain-Kreuzberg, Gute Grundschulen, Integration, Neukölln, Türkisches  Kommentare deaktiviert für Weg aus Kreuzberg, oder: Et tu, Mutlu?
Juni 262012
 

Entmischung ist das Gegenteil von Integration. UND WIEDER EINER ENTMISCHT SICH! So lautet das schlimme Wort, das ich vor mich hin murmele, wenn ich höre, dass wieder einer meiner zahlreichen besserverdienenden Kiez-Nachbarn Kreuzberg (oder auch Neukölln) verlassen hat, sobald die Kinder auf eigenen Beinen in die nahegelegene GRUNDSCHULE DER KURZEN WEGE FÜR ALLE KINDER! gehen müssten.

Schade. Ich wünsche mir weiterhin die gegenteilige Bewegung: Zuzug der selberverdienenden Familien mit Schulkindern zu uns nach Kreuzberg und Neukölln. Es ist doch alles ein soo wahnsinnig gut funktionierender Multi-Kulti-Kiez, nicht wahr?

Und dann ist’s auch schon vorbei mit meinem Bekenntnis: Ne mutlu Kreuzbergüm diyene!  Ich erinnere daran: Mutlu heißt glücklich! O glücklich, wer sich Kreuzberger nennen darf!

Güner Balci gab als Grund für ihren Wegzug aus dem gut funktionierenden Multi-Kulti-Kiez Neukölln an: „Niemand opfert seine eigenen  Kinder für die Integration.“ Sprach’s und zog weg von Neukölln nach Mitte.

Mitte entwickelt sich ebenso wie Prenzlauer Berg für Besser- und Selberverdiener mit Schulkindern immer mehr zur zugkräftigen Alternative zu den komplett entmischten oder sich weiter entmischenden Stadtvierteln Kreuzberg und Neukölln. Die taz bringt mit vollem Namen soeben ein weiteres gutes Beispiel dafür.  Lest:

http://www.taz.de/!96100/

 Posted by at 10:09
Juni 142012
 

Bei einer sehr traurigen Veranstaltung in der Köthener Straße freute ich mich, auch einen berühmten Kreuzberger Politiker und Landtagsabgeordneten zu sehen, der bis vor kurzem in genau dem Einzugsbereich der staatlichen Grundschule wohnte, zu der auch ich gehöre und in die auch mein Kind und viele andere  Kinder unseres gemeinsamen Kreuzberger Kiezes gingen.  Wir hätten uns damals sicherlich begegnen können, wenn mein berühmter Kieznachbar zufällig grundschulpflichtige Kinder in dieselbe normale staatliche Pflichtschule unseres gemeinsamen Schul-Einzugsbereiches geschickt hätte. Denn ich unterstütze die Forderungen  nach „Eine gemeinsame Grundschule für alle! Eine Grundschule der kurzen Wege!“ Es wäre toll, wenn ein Kreuzberger Abgeordneter des Berliner Landtags seinen Einfluss für unseren gemeinsamen Wohnkiez hätte geltend machen können. Denn die Fanny-Hensel-Grundschule ist eine der besten, wahrscheinlich sogar die beste Kreuzberger Grundschule, die ich kenne. Sorry, Charlotte-Salomon-Schule, sorry Glassbrenner-Schule, sorry Clara-Grunwald-Schule, ihr seid schon auch alle sehr gut!

Gefreut hat mich auch, dass Özcan Mutlu MdA endgültig und unwiderleglich aufräumt mit der Vorstellung, in Kreuzberg zögen nur Besserverdienende zu. Das Gegenteil ist mindestens ebenso richtig. Sehr viele besserverdienende Familien mit Kindern ziehen aus unserem gemeinsamen Einzugsbereich in Kreuzberg weg, sobald die Kinder das schulpflichtige Alter erreicht haben.

Viele Türken, Polen, Italiener sind froh, wenn sie unserer vielgerühmten Kreuzberger Mischung – oder besser Entmischung – entkommen können, sobald ihre Kinder das schulpflichtige Alter erreichen. „Das ist nicht Deutschland hier in Kreuzberg“, diese Klage habe ich sehr oft von Kreuzberger Polen, Arabern, Türken, Libanesen, Kurden gehört. Und dann sah ich sie sehr zu meinem Bedauern wegziehen. Zu Dutzenden!

Dass gerade jetzt vor kurzem auch der berühmte Abgeordnete aus unserem Kreuzberger Multi-Kulti-Kiez, aus unserer an sich wahnsinnig netten Gegend weggezogen ist, bedaure ich. Aber ich verstehe ihn ebenso wie all die anderen Türken, Kurden, Deutschen, Libanesen und Palästinenser, die vor ihm weggezogen sind.

Der Tagesspiegel berichtete die zutreffenden Aussagen meines ehemaligen Kreuzberger Kieznachbarn:

Ein paar Hausnummern weiter runter in der Straße hat bis vor wenigen Monaten der Grünen-Abgeordnete Özcan Mutlu gewohnt. „An sich eine nette Gegend, allerdings hat sie sich entmischt“, sagt Mutlu. Familien mit etwas besseren Jobs seien weggezogen.

Es stimmt schon, was der Politiker der Grünen diagnostiziert: In Kreuzberg hat eine große Entmischung der Bevölkerung stattgefunden und geht auch noch weiter. Viele Besserverdiener ziehen weg.

Und jetzt liegt eine riesige schwarze Wolke über unseren Herzen.

 Posted by at 12:27
Juni 062012
 

Ich nahm gestern an der Gedenkveranstaltung für die ermordete Semanur S. teil und betrat erstmals seit Monaten wieder diesen Hof. Ich musste beim Betrachten des Fotos schmerzhaft entdecken, dass wir Semanur sowie auch zwei ihrer Kinder kannten. Wir erinnern uns an eine warmherzige, fürsorgliche Mutter, die viel für ihre Kinder unternahm, nach außen keineswegs abgeschlossen und unterwürfig auftrat.

Die Reden und die Stimmung, aber ebenso auch die Inschriften und die Laibchen mit der Aufschrift „Erkekler şiddete karşı! – Männer gegen Gewalt“ deuteten neben aller Betroffenheit und Trauer in eine Richtung: „es hat sich seit langem angekündigt“, „es wäre zu verhindern gewesen“ – „viele andere Frauen hier in Berlin  sind ebenfalls mehr oder minder in dieser Lage – wir müssen uns zusammenschließen“.

Kazim Erdogan sprach zu Recht die gemeinsame Verantwortung jedes Menschen für sich und für sein Umfeld an. Von einer psychischen Störung des Täters war kein Wort zu hören, weder von seiten des Redners noch von sonst jemandem. Der Tenor war eher: Männergewalt darf nicht mehr so stark im Alltag verwurzelt sein! Die Männer sollen der brutalen Gewalt über die Frauen, die sie mit Schlägen und Messern, mit Flüchen und Drohungen ausüben, abschwören.

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Juni 042012
 

Direkt in meiner Nachbarschaft reißt der Wahnsinn viele Kinder und Erwachsene in den Abgrund. Ein Ehemann ermordet seine Frau, zerstückelt die Leiche und wirft sie vom Dach des Hauses in den Hof. Ich kenne einige Familien aus der Siedlung, halte mich immer wieder mal dort auf und plaudere. Die Kinder wirken alle sehr aufgeweckt. Gewalt und Schläge der Männer sind selbstverständlicher Teil des Alltags für viele Kinder und Frauen im Viertel. Sozialarbeiter sind hier seit langem überfordert. Der Staat schaut weg, teilweise haben die meisten Politiker noch nicht einmal im Ansatz begriffen, wie die Zusammenhänge sind. Der Tagesspiegel, der direkt daneben residiert, berichtet nichts über seine Nachbarschaft, ebensowenig wie die andere gutbürgerliche Presse.  18 Monate lange hat einer meiner Söhne die Grundschule in diesem Kiez besucht. Dann meinten wir dies nicht mehr verantworten zu können. Die schöne Architektur aus den IBA-Zeiten erinnert an die würfelförmigen Kasbahs im Maghreb.

Gute Initiative – zu der nicht nur türkische Männer, sondern auch kurdische, deutsche, arabische, palästinensische und überhaupt Männer kommen sollten! Lies:

Kundgebung „Türkische Männer protestieren gegen Gewalt und Barbarei“


Nach dem barbarischen Mord eines Türkei stämmigen Mannes an seiner Ehefrau in der Nacht zum 04.06.2012 in Berlin-Kreuzberg ruft die Türkische Vätergruppe  des Vereins Aufbruch Neukölln zu einer Kundgebung unter dem Motto „Türkische Männer protestieren gegen Gewalt und Barbarei“ auf.

Redner: Kazim Erdogan

Ort: Köthener Str. 37, 10963 Berlin (Tatort)
Datum: 05.06.2012
Uhrzeit: 19.00 Uhr

Auf der Kundgebung werden T-Shirts mit der Aufschrift „Männer gegen Gewalt“ verteilt.

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