Spende eine Mitgliedschaft!

 Geld  Kommentare deaktiviert für Spende eine Mitgliedschaft!
Okt. 292009
 

Hübsches, sehenswertes Pingpong-Spiel zwischen unseren Top-Playern wie Sarrazin, Kirsten Heisig, Buschkowsky, Angela Merkel und einigen anderen Spielern anderer Spielklassen über das grandiose „Betreuungsgeld“, vulgärsprachlich: die Herdprämie!  Merkel distanziert sich zwar von Stil und Sprache des Neuköllner Bürgermeisters, widerspricht aber inhaltlich nicht, sondern schlägt ihrerseits auf mit dem Vorschlag: „Dann geben wir eben Gutscheine aus [sie meint: … damit das Geld nicht in Alkoholika investiert wird, vulgärsprachlich: versoffen wird.“]. Ich ergänze: Nicht nur in Alkoholika, sondern auch in Elektronika wird gut und gerne investiert.

Aufschrei des empörten Teils des Publikums: „Unwürdig! Alle Bildung, alles, alles Gute muss kostenlos sein! Der Staat muss für alles sorgen!“

Ähnlich wie Kanzlerin Merkel an Buschkowsky, so hatte schon Jugendrichterin Kirsten Heisig in der letzten Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung den Ball an Sarrazin zurückgeschlagen: Auch sie widersprach dem vielgescholtenen Sarrazin nicht inhaltlich, sondern distanzierte sich nur scharf von Stil und Wortwahl seiner Äußerungen. „Aber wir haben ein massives Integrationsproblem.“ So – völlig zutreffend – Kirsten Heisig.

Man sieht: Die SPD-Politiker pflegen eine abstoßende, derbe, handfeste Sprache. Die proletarische Herkunft der SPD schimmert da durch.  Die vornehmeren CDU-Politiker, also etwa Armin Laschet oder Angela Merkel,  können dann mühelos als Meister der Fairness in Erscheinung treten. Die bürgerliche Herkunft der CDU schlägt da durch. Sympathie-Pünktchen geholt für CDU.

Ich meine: Einige Male habe ich hier in Kreuzberg gesehen, wie eine kostenlose Mitgliedschaft in einem Fußballverein geradezu Wunder wirken kann bei Kindern, die ansonsten auf der Straße herumhängen. An fehlendem Geld darf die Teilhabe von Kindern nicht scheitern! Gutscheine für kostenlose Mitgliedschaften in Fußballvereinen oder für kostenlosen Geigenunterricht fände ich gut.

Noch besser: Begüterte Bürger aus dem Speckgürtel unserer Gesellschaft sollen Patenschaften übernehmen. Sie sollen diese Gutscheine erwerben und an Kinder weiterreichen lassen. Das wäre doch toll!Ich selber wäre der erste! Ich bin sofort bereit, eine Mitgliedschaft in einem Fußballverein oder einem Jugendorchester für ein Kind zu spenden, dessen Eltern nachgewiesen kein Geld dafür haben. Diese Aktion „Spende eine Mitgliedschaft!“ sollte breit ausgerollt werden! Das wäre viel besser als das seltsame „Betreuungsgeld“, vulgär „Herdprämie“ genannt.

Wichtig natürlich: Eine Bargeldauszahlung der Gutscheine ist nicht möglich.

Gutscheine statt Bargeld: Empörung über Merkels Betreuungsgeldpläne – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
Eltern, die ihre Kinder zu Hause erziehen wollten, sollten „nicht per se benachteiligt werden“. Auf die Vermutung des Bezirksbürgermeisters von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky SPD, das Geld werde von der Unterschicht ohnehin nur „versoffen“, entgegnete Merkel: „Das ist nicht meine Sprache.“

 Posted by at 12:10

Kita-Pflicht für Politiker muss kommen!

 Das Böse, Faulheit, Geld, Gute Grundschulen, Pflicht  Kommentare deaktiviert für Kita-Pflicht für Politiker muss kommen!
Okt. 272009
 

Meine persönlichen Schlagzeilen heute:

Kita-Pflicht für Politiker muss kommen! Weiterhin riesiges Wertevakuum in der Bildungsdebatte!

CDU-Opposition wirft Senat vor, ein eiskaltes Einsparprogramm auf dem Rücken der Schüler durchziehen zu wollen und die Axt an das geheiligte gegliederte Schulwesen legen zu wollen. Alle zeigen mit dem Finger aufeinander: „Ihr Bösen im rot-roten Senat wollt Schule, Bildung und Jugendarbeit kaputtsparen!“ Beispiel: Friedrichshain-Kreuzberger Jugendstadträtin Monika Herrmann (Grüne), die gegen die Politik des eigenen Bezirksamtes, gegen die Privatisierung von Einrichtungen der Jugendarbeit demonstriert!

Retourkutsche: „Selber böse! Ihr Bösen von der CDU und von der FDP und von den Grünen wollt Spaltung der Gesellschaft vertiefen!“

Freunde, arkadaşlar, Kanzlerin Merkel hat einmal im Gespräch mit Anne Will gesagt: „Die Bundesregierung ist kein Kindergarten. Sie können den Leuten nicht das Handy verbieten.“ Damit meinte sie im Klartext: „Ein Kindergarten ist leichter zu führen als ein Bundeskabinett. Denn im Kindergarten kann man den Kindern etwas verbieten.“

Ich meine: Berliner Landes- und Bezirkspolitik gleicht über weite Strecken einem schimpfenden Kindergarten mit wechselseitiger Schuldzuweisung. Es fehlt vielen Politikern an grundlegender Kita-Bildung. Meine Bitte: Berliner Landes- und Bezirkspolitiker aller Parteien, bitte holt eure Kita-Bildung nach! Ich kenne tolle Kitas, wo man das Gefühl für Eigenverantwortung erlernt! Statt immer nur auf andere loszuschimpfen.

Ich kenne die Melodie, ich kenne die Herrn und auch die Damen. Sie geht so: Der Staat soll alles machen. Ängste nehmen, Freizeit organisieren, kostenlose Jugendreisen für die Benachteiligten aller Klassen und aller Bezirke. Alles, alles, alles soll das Land Berlin  in die Hand nehmen. Und von Mutti Bundesrepublik holt das ungebärdige, schlecht erzogene Bundesland Berlin sich das benötigte Kleingeld. Statt es selbst zu erwirtschaften.

Frische Ideen fehlen. Mut fehlt.  Werteorientierung fehlt. Quer durch alle Parteien. Versprechungen blühen.

Ich behaupte: Bessere Bildung mit weniger Geld ist möglich! Bessere Grundschule auch mit größeren Klassen ist möglich! Es liegt nicht am Geld! Hört doch auf, immer nur den schwarzen Peter den anderen zuzuweisen. Das Bundesland Berlin hat mit die höchsten Sozialausgaben, die höchsten Bildungsausgaben, die höchsten Jugendhilfeausgaben aller Bundesländer pro Einwohner – und dennoch in vieler Hinsicht und in manchen Bezirken mit die schlechtesten Sozialdaten bundesweit! Trotz – oder gerade weil?!

Hier kommt Lesefutter für unser Politiker-Kita. Was meint ihr? Hat der Blogger Johannes Hampel mit seinen maßlosen Vorwürfen recht? Verteidigt euch! Lest und diskutiert in überparteilichen Arbeitsgruppen folgende Artikel:

Nicht ohne meinen Jugendtreff.“ zitty Berlin, Das Hauptstadtmagazin, Nr. 22-2009, 22. Okt.-4. Nov. , S. 26-27

„Der Bund agiert in höchstem Maß unsolidarisch.“ Tagesspiegel, 27.10.2009

 Posted by at 11:49
Juli 252009
 

Einen der besten Artikel seit langem über den Berliner Bankenskandal veröffentlichte soeben Ewald B. Schulte im Tagesspiegel. Brillant recherchiert! Fakten und Namen stimmen, soweit ich das beurteilen kann.

Der Berliner Bankenskandal, der im Jahr 2001 an die Oberfläche trat, war das kleine Orchestervorspiel zur globalen Finanzkrisen-Götterdämmerung, die im Herbst 2008 ausbrach. In beiden Fällen war es nicht der freie Markt, der aus den Fugen geriet, sondern ein verhängnisvolles Zusammenspiel von politisch gesteuerten Staatsbanken und staatsnahen Banken, ein politisch gewollter Run auf nicht genügend besicherte Immobilienkredite, eine Verquickung zwischen staatlicher Aufsicht, Parteienklüngel (damals in Berlin: Berliner SPD und Berliner CDU), eine grobe Vernachlässigung der Bankenaufsicht – und Vorteilsnahme zugunsten der eigenen Seilschaften: diese Faktoren haben der Gemeinschaft schwersten Schaden zugefügt, und fügen ihn ihr weiterhin zu.

Der arme Herr Landowsky soll das jetzt alles ausbaden. Was für eine Heuchelei! Als ob einer allein die Hauptschuld trüge! Wurde der Skandal eigentlich richtig aufgearbeitet in Berlin?

Ohne eigenes Risiko
Die Verantwortung für den Berliner Bankenskandal hat die Politik erfolgreich abgeschoben. Klaus Landowsky ist da keine Ausnahme: Er steht als Ex-Banker, nicht als Ex-Politiker vor Gericht.

 Posted by at 23:02

Was hätte man mit so viel Geld auch machen können?

 Etatismus, Geld, Verwöhnt, Zählen  Kommentare deaktiviert für Was hätte man mit so viel Geld auch machen können?
Juli 252009
 

Immer wieder versuche ich, mein Gespür für große Zahlen in der Finanzpolitik durch rasche Faustrechnungen zu stählen! Leitfrage: Was hätte man mit dem Geld Sinnvolleres machen können?

Ein Beispiel! Heute meldet die WELT:

Tempelhof-Einsatz kostet eine Million Euro
Der Großeinsatz der Polizei bei der versuchten Besetzung des früheren Berliner Flughafens Tempelhof im Juni hat knapp eine Million Euro gekostet. Die Kosten für die Berliner Polizei lägen bei etwa 883 500 Euro.

Continue reading »

 Posted by at 21:31

Essig der Ausnüchterung: Es geht nicht mehr so weiter – denkt um!

 Geld, Gouvernance économique, Verwöhnt  Kommentare deaktiviert für Essig der Ausnüchterung: Es geht nicht mehr so weiter – denkt um!
Juni 202009
 

Erfreuliches höre ich vom neuen Berliner Finanzsenator Nußbaum. Die Berliner Zeitung berichtet heute:

Es geht nicht mehr – Berliner Zeitung
Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) hat angesichts von Wirtschaftskrise und Einnahmeausfällen bei den Steuern einen Mentalitätswandel in der Bevölkerung und in der Politik gefordert. „Ich bin der Überzeugung, dass weder die politische Klasse noch die Bevölkerung richtig realisiert hat, was diese Krise wirklich für uns, für unseren Wohlstand bedeutet“, sagte der Senator der Berliner Zeitung.

Nußbaum hat recht. Er könnte sogar noch schärfer formulieren, doch muss er erst einmal versuchen, sich im Senat einen sicheren Stand zu erarbeiten. Ich selbst verlange seit vielen Monaten ein fundamentales Umdenken – und nur ganz wenige vernehme ich, die klare Schlüsse aus der Finanz- und Wirtschaftskrise ziehen. Gefordert ist ein völliges Neubedenken der Aufgabenteilung zwischen Staat und Gesellschaft, zwischen den Hilfesystemen und dem einzelnen. „Papi“, so nennen die jungen Gespielinnen in Italien ihren Ministerpräsidenten. „Papa Staat, hilf uns, sorge für uns“, dieser Klageruf ertönt auch bei uns noch viel zu oft. „Wir werden helfen“, so erbarmte sich – leider! – Kanzlerin Merkel in einer Fernsehsendung mit Anne Will. Und danach sprach sie vom „dritten Weg“ zwischen Planwirtschaft und Marktwirtschaft, sie nannte dies irrigerweise „Soziale Marktwirtschaft“.

Nein, der Staat wird nicht mehr helfen können. Der zusätzliche Finanzbedarf von über 300 Milliarden Euro neuen Schulden bis 2012, wie ihn der Bundestag gestern festgeschrieben hat, ist ein Menetekel, ein klarer Beweis der Parlamente, dass sie das Einmaleins des Marktes vergessen haben.

Wir müssen zur Marktwirtschaft zurück. Die massiven Stützungen und die gigantische Neuverschuldung bringen einen derart erhöhten Steuer- und Regelbedarf mit sich, dass der Begriff einer „schleichenden Planwirtschaft“ gerechtfertigt erscheint. Ich sage: Wir brauchen eine solche schleichende Planwirtschaft nicht. Sie ist Gift für die Freiheit. Der Staat hat über die Jahrzehnte hin viel zu viel vermasselt, beginnend von den Landesbanken über das Heranzüchten neuer Großbanken – wir stehen mit 106 Milliarden Euro Bürgschaften und Beihilfen hinter der Neuzüchtung Dresdner/Commerzbank, bis hin zu dem Opel-Rettungspaket, dank dessen nunmehr russische Großbanken mit am Kabinettstisch in Berlin sitzen und den Ausgang der Bundestagswahlen mit beeinflussen dürfen! Was für ein abgrundtiefer Fehler!

Durch die satten Staatshilfen wird nach und nach jede Fähigkeit der einzelnen erstickt, sich selbst zu helfen. Die Menschen verlieren den Mut, sich ihrer eigenen Kräfte zu bedienen. Hier in Berlin erblicke ich eine zunehmende Versteppung der Selbsthilfekräfte. Ganze Stadtviertel leben fast nur noch davon, die staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen – dazu gehört insbesondere das Gebiet, in dem ich wohne, mein heimisches Kreuzberg.

Als entscheidenden Fehler erachte ich, dass kein Politiker offen die Wahrheit ausspricht, dass wir uns auf eine massive Senkung des Wohlstandes werden einrichten müssen. Ich kenne fast nur den Bundespräsidenten Köhler, die Bundestagskandidatin Vera Lengsfeld, den schwäbischen Politiker Oswald Metzger, den früheren Finanzsenator Sarrazin  und nun eben den Finanzsenator Nußbaum, die mutig genug sind, uns Wählern diesen reinen Wein oder vielmehr Essig der Ausnüchterung in homöopathischen Dosen einzuträufeln. Bitte mehr davon! Wir brauchen solche Ehrlichen in einer Truppe von Opportunisten.

Der Markt bringt eine gewisse Härte mit sich. Es wird uns nicht alles so leicht in den Schoß fallen. Aber genau diese Härte wird dazu führen, dass unsere Kräfte wieder erstarken, dass die allzu leichte Bequemlichkeit vertrieben wird.

Gestern las ich mit meinem Wanja Tom Sawyers Geschichte. Die Tante Polly belohnt den listigen Bengel, diesen Tom, dafür, dass er – vermeintlich – den Zaun gestrichen hat …  mit einem hellen, glänzenden roten Apfel.

Wir müssen dahin zurückkommen, dass selbst ein Apfel uns wieder als Belohnung erscheinen mag. Und „es wird uns besser dabei gehen“. Die Einbuße an Wohlstand wird zu einem Mehr an Lebensqualität führen. Die wiedergewonnene Verantwortung wird uns stärker und glücklicher machen.

 Posted by at 22:39

Können Autos Demenzkranke pflegen?

 Geld  Kommentare deaktiviert für Können Autos Demenzkranke pflegen?
Apr. 122009
 

kolberg_bootshafen2009004.jpg Als einziges Land hat meines Wissens Japan in sein Konjunkturpaket auch einen gewichtigen Anteil für den Ausbau der Pflege für Alte und Kranke vorgesehen. Dies berichtete das ZDF gestern im Heute-Journal. Das finde ich sehr gut. In Deutschland hingegen hat man die Konjunkturpakte offen an den Bedürfnissen der Alten und der Pflegebedürftigen vorbei geplant. Denen ist es egal, ob die Pflegerin in einem 9 Jahre alten VW Polo oder einem nagelneuen Daihatsu Cuore anrollt.

Entscheidend ist: Viele Familien stecken ihre gesamten Ersparnisse, verführt durch die Abwrackprämie, in einen teuren neuen Wagen. Für Notfälle, etwa plötzlich eintretende Pflegebedürftigkeit, aber auch für demenzkranke Angehörige bleibt dann nichts mehr übrig. Auf etwa 5 oder sogar 6,5 Miliarden Euro wird der Umfang des staatlichen Ausgabevolumens für die Abwrackprämie nunmehr beziffert. Legen wir einen Durchschnittspreis von verbleibend 13.000 für ein neues Auto zugrunde, dann ergibt sich: Der Staat veranlasst die privaten Haushalte dazu, kurzfristig etwa 26.000.000.000 (in Worten: 26 Milliarden) Euro für ein neues Auto auszugeben. Für ein Auto, das zum jetzigen Zeitpunkt nicht angeschafft worden wäre. Dieses Geld fehlt der Volkswirtschaft für andere Zwecke, etwa für die Pflege und Betreuung von Kranken und Alten.

„Was hältst du eigentlich vom Weiterbau der A 100?“ So wurde ich in letzten Tagen mehrfach gefragt.

Meine Antwort: Autobahnen sind wichtige Verbindungsadern zwischen Städten. Der Güter- und der Personenverkehr sind auf funktionierende, schnelle Straßen und leistungsfähige Bahnverbindungen angewiesen. Städte sind gekennzeichnet durch ein kompliziertes System an Relationen zwischen vielen einzelnen Punkten. Städte sind polyzentrisch enstanden – ihre Struktur widerspricht dem Prinzip Autobahn.

Ich habe mich seit jeher gegen den Weiterbau der Stadtautobahn ausgesprochen. Denn ich trete seit vielen Jahren für einen Wandel in der Verkehrspolitik ein. Wir brauchen nachhaltige Mobilitätskonzepte, geprägt vom vernünftigen, intermodalen Miteinander. Autobahnen innerhalb von  Städten verstärken die vorherrschende Bevorzugung des PKW.

Und jetzt bin ich noch stärker gegen den Autobahnbau innerhalb der Stadt. Vor allem aus folgenden zusätzlichen Gründen:

In der jetzigen Wirtschaftskrise hat Deutschland bereits exzessiv in den Autoverkehr investiert. Aus ordnungspolitischen Gründen gilt es nun, mindestens dieselbe Summe zusätzlich zu den früher geplanten Ausgaben – also etwa etwa 5-7 Milliarden Euro – in die Förderung der nachhaltigen Verkehrsträger Bahnen, ÖPNV und Fahrrad zu investieren.

Die 2,3 km Autobahn mit Kosten von etwa 420 Millionen Euro würde ganz überwiegend durch den Bund finanziert – die vorherrschende „Mitnahmementalität“ des Bundeslandes Berlins würde dadurch noch einmal zusätzlich bestärkt.

Etwa zwei Drittel aller Autofahrten sind privat veranlasst. Etwa 50% der innerstädtischen Fahrten betragen weniger als 6 km. Hier gilt es anzusetzen.  Wir brauchen innerhalb der Städte eine massive Verlagerung des Verkehrs weg vom PKW hin zu Fahrrad, Bussen und Bahnen. Sobald dieses Verlagerung eingetreten ist, erledigen sich die Staus und Umweltprobleme der Anwohner von selbst.

Aber andererseits gilt: Die Messe ist gelesen. Politik heißt immer: Mehrheiten für realistische Ziele suchen.

Zwar mahnen durchaus einzelne Stimmen aus dem christdemokratischen Bereich wie etwa der Bundespräsident Köhler, wir müssten sparsamer und bescheidener leben. Und das heißt selbstverständlich: Wir sollen weniger Auto fahren. Die Bundeskanzlerin wiederum regt an, alle Staaten müssten sich langfristig auf die gleichen CO2-Verschmutzungsrechte pro Einwohner weltweit einigen – also etwa 4 Tonnen/Jahr. Und das lässt sich selbstverständlich nur erreichen, wenn wir unseren Lebensstil ändern und weniger Auto fahren, weniger Autobahnen bauen.

Hier in Berlin stemmen sich aber nur die Grünen gegen den Weiterbau der Autobahn. Für einen Stopp des fragwürdigen Projekts sehe ich deshalb keine politischen Mehrheiten. Wie soll man so gegen Rot-Rot ankommen?

So lasst uns denn lieber die frohen Nachrichten feiern, etwa diese:

Für die Radler läuft es rund
Mehr Radfahrer brauchen mehr Platz – und den bekommen sie in Berlin jetzt auch. Die Verkehrsverwaltung will auf lange Sicht sogar an allen 1500 Kilometern Hauptstraße Radspuren oder Radwege anlegen. Dies hat Heribert Guggenthaler, beim Senat zuständig für die Radplanung, angekündigt. Es gibt noch einiges zu tun: Bisher sind 950 Kilometer fahrradfreundlich ausgestattet. In diesem Jahr werden unter anderem in Schlüterstraße und Reichsstraße Charlottenburg, Müllerstraße Wedding, Annenstraße und Chausseestraße Mitte, Kniprode- und Greifswalder Straße Prenzlauer Berg sowie Streitstraße Spandau besondere Spuren auf der Fahrbahn markiert – was weit billiger ist, als Radwege auf dem Gehweg zu pflastern. Drei Millionen Euro stehen dafür pro Jahr zur Verfügung.

Unser Foto zeigt den Bootshafen im Flecken Kolberg im Märkischen Dahme-Seengebiet. Aufgenommen heute.

 Posted by at 22:34

Füllen Sie Wasser in den Tank der Marktwirtschaft, oder: Wer kann schon etwas gegen den Weihnachtsmann haben?

 Anbiederung, Etatismus, Geld, Gouvernance économique, Italienisches, Verwöhnt, Weihnacht, Weihnachtsgans  Kommentare deaktiviert für Füllen Sie Wasser in den Tank der Marktwirtschaft, oder: Wer kann schon etwas gegen den Weihnachtsmann haben?
März 262009
 

Eine sprudelnde Quelle von staatlichen Beihilfen für einzelne Branchen bleibt Italien. Das Land ist deshalb mittlerweile in der Rangliste der Volkswirtschaften weit nach hinten gefallen, der Produktivitätszuwachs liegt weit unter dem anderer EU-Staaten.  Und als eine der Ursachen dafür benennen Fachleute den allzu ungehinderten Umgang mit staatlichen ‚aiutini‘.  Selbstverständlich gibt es in Italien auch die Verschrottungsprämie – sie wird noch bis 31.12.2009 weiterlaufen. Allerdings hat man sich in Italien mindestens bemüht, einen Umweltanteil einzubauen; wer sein Auto bloß verschrottet, ohne ein neues zu kaufen, erhält immerhin 80 Euro auf die Hand und ein Jahres-Abo im öffentlichen Verkehr:

Incentivi e rottamazione senza segreti Ecco la guida per avere i vari bonus – Motori – Repubblica.it
INCENTIVI CON ROTTAMAZIONE DI AUTO EURO0 O EURO1
Se si distrugge una vecchia auto e non si compra nulla (la famosa „rottamazione pura“ voluta dai verdi) si ottiene un micro bonus di 80 euro che copre i costi di rottamazione dell’auto e un abbonbamento ai mezzi pubblici, ma per avere la tessera „intera rete“ per un anno non bisogna essere intestatari di altre auto).

Ansonsten gilt: Das jahrzehntelange Beihilfewesen, die innige Verquickung zwischen Brancheninteressen und Politik hat die italienische Autoindustrie zurückgeworfen, der Konzentrationsprozess hat stark zugenommen, der Wettbewerb ist massiv beeinträchtigt, die italienischen Autos werden außerhalb des Landes kaum gekauft. Mit einem Wort: Wenn Staaten gezielt Branchen aufpäppeln und verwöhnen, füllen sie Wasser in den Tank der Marktwirtschaft. Sie spielen Weihnachtsmann und Osterhase. Worüber sich natürlich alle Wähler-Kinder freuen.

Was Italien kann, kann das Land Berlin ebenfalls:  Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bringt heute im Finanzteil auf S. 20 einen Rückblick auf die Bankgesellschaft Berlin. „Das Berliner Bankendesaster war bis zum Scheitern der IKB das größte in der deutschen Nachkriegsgeschichte.“ Und dem damals bereits hoch verschuldeten Bundesland Berlin gebührt das zweifelhafte Verdienst, einen Banken-Schutzschirm in der damals noch gigantischen Höhe von 21,6 Milliarden Euro aufgespannt zu haben. An den Folgen wird das Land noch jahrzehntelang zu tragen haben. Berlin macht’s vor!

Die FAZ kommentiert: „Parallelen zur aktuellen Finanzkrise sind unverkennbar: Es wurden Kredite vergeben, die nicht hätten vergeben werden sollen, die Risiken wurden in anderen Finanzprodukten versteckt.“

 Posted by at 15:15

Wie machen’s die anderen? (2)

 Geld, Gouvernance économique, Italienisches  Kommentare deaktiviert für Wie machen’s die anderen? (2)
März 232009
 

Überall in den europäischen Ländern stellen sich heute Fragen nach staatlichem Eingreifen in die Wirtschaft. Da liegt es doch nahe, immer wieder über den Tellerrand zu schauen: Was geschieht bei unseren EU-Partnern?

Eine unübertroffene Fülle an Beispielen für staatliche Beihilfen bietet das schöne Italien. In den Jahren 1950 bis 1992 bestand die Cassa del Mezzogiorno, die Beihilfekasse für den Süden, eine Art staatlicher Beregnungsmechanismus, mit dem riesige Geldsummen als Transfer in strukturschwache Gebiete gelenkt wurden. Verantwortlich zeichneten dafür maßgeblich die italienischen Christdemokraten. Wie wird das Ganze heute beurteilt?

Der Schriftsteller Franco Marcoaldi schreibt in seinem neuesten Buch, einer Art Rundreise durch die italienische Provinz (wir sind in Ascoli Piceno, einer Stadt in der Region Marken):

Quanto all’economia, le novità (e i guasti) risalgono a stagioni più recenti. Più precisamente ai disastrosi anni della Cassa del Mezzogiorno; degli ‚aiutini‘ che quell’istituto ha distribuito a pioggia a imprese di ogni genere, e di cui hanno beneficiato a lungo ben ventritre comuni della provincia.

I risultati finali si vedono adesso, con fabbriche obsolete sin dalla nascita e che, cessata l’èra della rapina legalizzata, hanno chiuso una dopo l’altra, lasciando in mezzo alla strada centinaia, migliaia di operai. Senza contare i danni prodotti dallo smembramento del tessuto sociale preesistente, formato essenzialmente da artigiani e contadini, difficile da ricostruire.

Das Zeugnis für staatliche Beihilfen hätte also schlechter nicht ausfallen können! Staatliche Beihilfen am Markt vorbei führten, so Marcoaldi, zu leeren Fabriken, zu zeitverzögerter Massenarbeitslosigkeit, darüber hinaus zur Zerstörung bestehender sozialer Gefüge. Der Autor geht so weit, dieses staatliche Beihilfesystem als „legalisierten Raub“ zu bezeichen. Denn überall da, wo der Staat zunächst ohne erkennbare Gegenleistung Geld beischießt, sitzen Menschen. Menschen, die entscheiden können. Menschen, die beeinflussbar sind, und die auch gerne dann bei passender Gelegenheit sich an ausgereichte Wohltaten erinnern.

Das Ergebnis: Durch derartige Verschwendung von Steuermitteln wird Korruption und Klientelismus aktiv befördert. Davon sollte man besser die Finger lassen. Italien hat mittlerweile umgedacht. Die Cassa del Mezzogiorno gibt es nicht mehr. Es ist schlechterdings nicht gelungen, den Süden durch ein System von staatlichen Beihilfen an das Niveau des Nordens heranzuführen.

Quelle: Franco Marcoaldi, Viaggio al centro della provincia, Verlag Giulio Einaudi, Torino 2009, hier: Seite 4

 Posted by at 19:25
März 222009
 

conze_sicherheit.jpg Am Ruhetag des Herrn beschränken wir uns darauf, das zu lesen, was offen auf dem Tisch liegt. Heute: einer der besten Buchprospekte, die ich je las: vorne werden Bücher  wie das gestern gepriesene „Kultur, um der Freiheit willen“ oder Helmut Schmidts „Außer Dienst“ angezeigt, hinten Bücher mit äußerst beredten Titeln wie etwa „Der Aufstieg der Anderen“, „Kalte Heimat“ oder „Klang ist Leben“. Aber mein Auge bleibt haften an einem ganz besonders klangvollen, in ausgepicht-raffinierter Art bebilderten Buchtitel: „Die Suche nach Sicherheit. Eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von der Gegenwart bis zu den Anfängen.“ In wenigen Worten fasst der Flugzettel den Inhalt des Buches in folgenden Worten zusammen:

„Historisch erklärbare, kollektive Erwartungen an ein friedliches,  sozial gesichertes Gemeinwesen haben seit 1949 sowohl innen- als auch außenpolitisch die Entwicklung Westdeutschlands entscheidend geprägt. Eckart Conze spürt in seiner umfassenden Geschichte der Bundesrepublik Deutschland dem prägenden Konzept von Sicherheit nach und erhellt in einer spannenden Erzählung den Hintergrund gegenwärtiger Reformdiskussionen und Reformblockaden.“

Den Buchtitel ziert der glänzend-weiß verhüllte Reichstag. Straff überzogen ruht das Geschichts-Paket, abgeschirmt gegen die Fährnisse der Außenwelt.  Es ist, als wollte man mit diesem gigantischen Überzieher den Kern des politischen Entscheidens für einen Augenblick dem Tagesbetrieb entziehen: Absicherung vor dem Draußen, Verhütung des Wandels, Stillstellung der Gegenwart – der Anschein der Sicherheit. Eine Illusion gewiß, aber eben doch ein schöner Schein, dem Tausende damals zujubelten.

Die Suche nach Sicherheit – ist dies das Grundthema der Geschichte der Bundesrepublik? Suche nach „sozialer Absicherung“, nach Einbettung in eine „Sicherheitsarchitektur“, nach dem abgezirkelten Ausbalancieren der Gegensätze?

Wir werden für das Verständnis der neuesten politischen Geschichte viel gewonnen haben, wenn wir die gegenwärtige Ratlosigkeit als Zeugnis eines nicht hinreichend bedachten Gegensatzes zwischen den beiden Polen Sicherheit und Freiheit begreifen.  Die gesamte akademische Elite, und ebenso die politische Klasse unseres Landes scheuen mit saumseliger Zögerlichkeit davor zurück, sich zu diesen beiden einander bedingenden Polen ins Verhältnis zu setzen.

Nur die Partei Die Linke setzt ganz klar auf den Pol Sicherheit: Erhöhung der Grundsicherung auf 500.- Euro, möglichst weitgehende Absicherung der einzelnen Bürger gegen alle Widrigkeiten des Daseins. Man geht nicht fehl, wenn man die Linke als die im engeren Sinne konservative Kraft in Deutschland bezeichnet: Das vorherrschende Sicherheitsdenken, ererbt aus dem Kaiserreich, weitergetragen in den realen Sozialismus, wird nunmehr noch um eine Drehung verfestigt: Während es in der DDR-Verfassung und auch in der gelebten Wirklichkeit noch eine echte  Arbeitspflicht gab,  fällt dieses letzte Merkmal einer Beziehung auf Gegenseitigkeit ganz weg: die Grundsicherung nach den Vorstellungen der Linken wird ohne Bedingungen gewährt, der Staat übernimmt eine Letztgarantie für das Wohlergehen der Bürger und erkauft sich so wie in der Vergangenheit die absolute Unterwerfung. Denn man täusche sich nicht: Je stärker der Staat die Verantwortung für Wohl und Wehe der Bürger insgesamt übernimmt, desto mächtiger wird er, desto unhintergehbarer wird er. Es gibt dann irgendwann kein Außerhalb des Staates mehr – der Schritt zum totalitären Staat ist getan.

Der andere Pol – die Freiheit – ist nahezu verwaist. Ich sehe niemanden in der Landschaft, der klar, entschieden und mutig sich für die Freiheit ins Feld würfe. In einem Land, das Denker der Freiheit wie Friedrich Schiller, Hegel, Schelling, Fichte, Hölderlin, Hannah Arendt und Ludwig Erhard hervorgebracht hat, gibt es keinen einzigen maßgeblichen Politiker, der in der gegenwärtigen Krise noch einen emphatischen Begriff von Freiheit verträte. Nur einzelne, ganz vereinzelte Stimmen wie etwa der Historiker Christian Meier oder die Politikerin Vera Lengsfeld begehren gegen die Vorherrschaft des Sicherheitsdenkens auf. Sie sind noch eine kleine Minderheit.

Aber insgesamt reihen die Politiker sich verzagt und verstummend in die Reihen derer ein, die den Staat vor allem und zunächst als Bürgen der Sicherheit sehen – nicht als Ausdruck der Freiheit.

Den Journalisten, Soziologen und Politologen hat es – bei allem beredten Getöse und Geraune – die Sprache verschlagen: Man lese, als ein Beispiel von Hunderten, doch nur etwa das Interview des Soziologen Ulrich Beck im heutigen Spiegel online – es ist ein Offenbarungseid: Jahrzehntelange Forschungen zum Thema Risikogesellschaft entpuppen sich als Makulatur, weil versäumt wurde, Freiheit und Sicherheit als einander bedingende Pole zusammenzudenken. Ziel der Risikosoziologie, der Risikopolitik, der Risikoanalyse, der Risikowirtschaft war es ja, das Risiko einzugrenzen, zu managen, beherrschbar zu machen.  Das ist der Grundgedanke der Futures und Hedgefonds – der Terminobligationen und Warenterminkontrakte. Und darauf beruhte zuletzt im wesentlichen der gigantische Finanzkreislauf der Erde – was für eine planetarische Verirrung!

Die Freiheit – war das große andere zur Sicherheit, das geradezu panisch ausgespart wurde.

Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet im Banken- und Versicherungswesen die gegenwärtige Krise ausgebrochen ist: verkörpern Banken und Versicherungen doch wie keine andere Institution das Streben nach Sicherheiten, Bürgschaften, Garantien. Die „Besicherung“ der Hypothekenkredite war in den USA nicht mehr gegeben – so geriet das ganze Kartenhaus ins Wanken. Sicherheiten, Sicherheiten, Sicherheiten – das verlangte der Chor der Makler und Banker – „Wir geben euch Sicherheiten!“ so erschallte es aus dem Munde der Politiker zurück. Und gerettet ward die Hypo Real Estate und viele andere dazu.

Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet im Automobilbereich derzeit die meiste Energie, die eigentlich zum Lösen der Probleme benötigt würde, sinnlos verheizt wird: Denn kein anderes Gerät verkörpert so sehr wie die großen massigen Geländewagen, die GM an den Bettelstab gebracht haben, den übermächtigen Wunsch nach Sicherheit: Sicherheit für die Insassen vor den Unebenheiten der Fahrbahn, vor all dem Widrigen des Daseins. Übertriebenes Streben nach Sicherheit und Komfort, das die allzu großen Wagen der GM bedienen und verstärken sollten, riss die GM-Tocher Opel in den Abgrund.  Die Politik steht staunend und verzagt vor diesem Abgrund und ruft hinterher: „Welche Sicherheiten verlangt ihr? Und im Gegenzug: Was ist die Sicherheit, die ihr uns gewährt?“

Ihr seht: Sicherheit gegen Sicherheit, do certitudinem ut des certitudinem,  Bürgschaft als Gegenleistung für politisches Wohlverhalten, Sicherheitsversprechen im Tausch für Wählerstimmen, das ist das betrübliche Spiel, das in einer Endlosschleife derzeit aufgeführt wird.

Aber Sicherheiten, die nur auf Sicherheiten begründet sind, werden zuletzt zur Lähmung: denn Sicherheit ohne Vertrauen in die Freiheit führt zur Blockade, führt zum Stillstand. Und genau das geschieht – Stillstand im Fall Opel seit über 5 Monaten, wie auch in vielen anderen Fällen – im Sozialbereich, in der Außen- und Verteidigungspolitik.

Vieles gäbe es hierzu zu sagen.

Für heute abend bleibe ich jedoch bei meiner mittlerweile gefestigten Überzeugung: Die deutsche und die europäische Politik leidet insgesamt an einem zu starken Sicherheitsbedürfnis. Der Gegenpol Freiheit wird vernachlässigt, es gibt keine namhafte politische Kraft in Europa, die diesen Pol besetzt hat. Das ist ein Schaden für das Ganze.

Was wir brauchen, ist eine Öffnung der Herzen und Geister zum frischen Wind der Freiheit, zum Ausgesetzten, zum Offenen – zur Einsicht in den grundsätzlich ungesicherten Zustand der Gesellschaft und des Einzelnen. Aus diesem Ungesicherten heraus erwächst Freiheit. Vertrauen in das eigene Vermögen, das Strebensglück zu erlangen. Freiheit bedeutet: Anerkennung, dass es im Politischen keine letzte Sicherheit gibt – keine letzte Sicherheit geben soll. Nur so kann aus der Freiheit-von, etwa der Freiheit von generationenübergreifenden Staatsschulden, eine Freiheit-zu, eine Freiheit etwa zur Gestaltung einer neuen Finanzordnung entstehen.

Wie kann dies geschehen? Dieser Frage werden wir uns in den nächsten Wochen widmen. Unsere nächste „Bürgin“ wird Hannah Arendt sein, deren Büchlein „Was ist Politik?“ wir nach dem hier angedachten Freiheitsbegriff durchforschen werden.

Wird die Kanzlerin Angela Merkel heute abend ihrer Gesprächspartnerin Anne Will etwas zu ihrem Verständnis der Freiheit sagen? Wir werden sehen und sind gespannt!

Mittlerweile empfehle ich den hier beigezogenen Faltprospekt des Siedler Verlags zum eifrigen Nachsinnen und Nachdenken.  Der Prospekt ist kostenlos in die Bücher des Verlages eingelegt.

 Posted by at 22:16

Restrukturierungskonzept statt Einzelfallmaßnahmen

 Geld  Kommentare deaktiviert für Restrukturierungskonzept statt Einzelfallmaßnahmen
März 182009
 

Beatrice Weder di Mauro und Martin Hellwig unterbreiten heute unter dem Titel „Ich bin systemrelevant. Holt mich hier raus!“ einen  hochinteressanten Vorschlag, wie man es vermeiden könnte, dass die Bundesrepublik im Zuge der jetzt geplanten buntscheckigen Einzelmaßnahmen zur Geisel der eigenen Improvisationen wird.

Vorzüge:

Die Autoren haben systematisch ähnliche Fälle aus verschiedenen Ländern untersucht und weisen gangbare Konzepte aus.

Sie schlagen ein Quasiinsolvenzverfahren vor: Dabei sollen unter Aufsicht der noch zu schaffenden Restrukturierungsbehörde die Aktiva in einer „Good Bank“ so gut wie möglich verwertet werden, die abgespaltene „Bad Bank“enthält die verbleibenden Vermögenswerte.

Staatliche Unterstützungsleistungen dienen vorrangig dem Funktionsschutz und dem Einlegerschutz, die sonstigen Gläubiger sind nachrangig.

Positives Beispiel einer systematischen Bankenumstrukturierung mit zeitlich beschränktem Durchgriff des Staates: Schweden 1992-1995.

Den Artikel in der FAZ heute auf S. 12 empfehle ich mit Nachdruck.

Wirtschaft – FAZ.NET

 Posted by at 18:33

Einfach über Kompliziertes reden – Kompliziertes einfachreden?

 Geld  Kommentare deaktiviert für Einfach über Kompliziertes reden – Kompliziertes einfachreden?
März 132009
 

Man soll sich die Dinge nicht immer schlechtreden, wie z.B. unsere Grundschulen. Soll man, darf man sich hingegen die kompliziertesten Dinge einfachreden? Ich meine: ab und zu ja! Immer dann, wenn der Rubikon einer unbequemen, risikobehafteten Entscheidung überschritten wird, überschritten werden muss. Gerade die berühmten abendfüllenden Themen wie etwa „Staatliche Hilfen für Opel – ja oder nein?“ müssen, wenn alle Argumente auf dem Tisch sind, auf eine bündige Formel gebracht werden – und dann sollte ungesäumt eine Entscheidung fallen. Und zwar so, dass alle diese Entscheidung verstehen können. Auch wenn die Betroffenen dann erst einmal laut aufschreien: eine schlüssige Entscheidung ist oft besser als das Zaudern. Genau so habe ich mich gestern abend auf einer Veranstaltung des CDU-Ortsvereins Oranienplatz geäußert. Und wen wundert’s – nicht alle Anwesenden ließen sich davon überzeugen.

Bereits seit 12.11.2008, also seit nicht weniger als vier Monaten,  berichtet dieses Blog über das Thema Staatshilfe für Opel – wesentliche, grundstürzende neue Erkenntnisse sind seither nicht in die Öffentlichkeit gelangt. Soll dieses Thema jetzt bis in den Bundestagswahlkampf hinein verschleppt werden?

Solche Klarheit und Entscheidung sind auch beim Thema Mehrwertsteuer anzumahnen. Frankreich hat nach langem Drängen und Bitten beschlossen, den Mehrwertsteuersatz für Restaurants herabzusetzen. Das Gefüge der unterschiedlichsten Mehrwertsteuersätze in der EU und innerhalb der einzelnen Länder wird um einen Farbtupfer reicher – oder soll man sagen chaotischer? Die Süddeutsche berichtet heute:

Zoff um die Mehrwertsteuer  – Finanzen – sueddeutsche.de
Kein einziges deutsches Steuergesetz ist so unlogisch, so widersinnig, ja so ungerecht wie das Mehrwertsteuerrecht mit seinen Hunderten Ausnahmen: Da werden Esel, Hörbücher und Baby-Windeln mit dem vollen Steuersatz belegt, Maultiere, Bücher und Hundekuchen aber mit dem halben – ebenso wie Tannengrün, Pferdeköpfe und Schlachtabfälle von Bibern. Geht es nach Seehofer, müssen künftig auch Friseure nur noch sieben Prozent abführen, Kfz-Meister aber weiterhin 19 Prozent.

Ich meine: Den Schalmeienklängen einer weiteren Staffelung und Verunklarung der Besteuerung sollte man nicht nachgeben. Wir brauchen eine größere Vereinheitlichung im Steuerrecht! „Maultiere“ und „Esel“ sind gleichberechtigt. Sonst streiten die Maultiere und die Esel wie  . . .  die störrischen Esel (Maultiere sind gefügiger – werden sie dafür mit dem niedrigeren Mehrwertsteuersatz belohnt? Das wäre eine verfassungswidrige Gesinnungsprüfung!).

Deshalb meine Bitte: Ausnahmen lieber abschaffen als neue Ausnahmen schaffen!

Der Brite sagt: Simplify!

 Posted by at 13:09

„Mehr Geld für arme Schüler“ wird nichts helfen

 Anbiederung, Armut, Faulheit, Geld, Mären  Kommentare deaktiviert für „Mehr Geld für arme Schüler“ wird nichts helfen
März 062009
 

Höchst erfolgreich wird immer wieder der Eindruck erweckt, dass bei vielen Schülern Geldmangel herrsche. Es fehle an den Mitteln für die Anschaffung  von Schulranzen und dergleichen.

Hier kann ich nur wiederholen, was ich an unseren Innenstadtschulen immer wieder beobachte: Am Geld liegt es nicht. Die Schüler haben Handys, sie haben MP3-Player, sie haben Markenklamotten und stellen diese auch stolz zur Schau. Die türkischen und arabischen Schüler haben meiner Einschätzung nach heute mehr Geld zur freien Verfügung als ich damals in meinen Kindheitstagen. Ich sehe sie ständig in den Cafés abhängen.

Hauptprobleme an den Schulen in Berlins Innenstadtbezirken sind: fehlende Deutschkenntnisse bei vielen Schülern und Eltern, staatlich anerzogene Faulheit bei vielen Eltern und Schülern, falsche Grundhaltung bei vielen Eltern, zu geringe Leistungserwartung bei allen Beteiligten, falsche Grundhaltungen bei den meisten Politikern: Die meisten Politiker scheinen dem Irrglauben nachzujagen, mit materiellen Zuwendungen an die Familien oder an die Schulen würde auch nur ein einziges der bestehenden Probleme gelöst oder gebessert. Ich halte das für einen frommen Wahn. Man erkauft sich den sozialen Frieden durch immer neue finanzielle Zugeständnisse.

Ich sage: Man muss an die Eltern herantreten, sie unter Druck setzen, man muss die Eltern erziehen und sie zur Übernahme von Verantwortung verpflichten. Die Migrantenverbände sollten bei der Elternerziehung mitarbeiten, statt ständig die Hand nach mehr Geld auszustrecken.

Ich würde das Satellitenfernsehen von der Liste der Leistungen streichen, auf die türkische uind arabische Sozialhilfeempfänger Anspruch haben. Das dauernde Fernsehen über viele Stunden täglich führt bei den Kindern zu Konzentrationsschwächen, fördert den arabischen und türkischen Spracherwerb nicht und hindert am Erwerb der deutschen Sprache.

Sonst alimentiert sich der Staat jetzt bereits die nächsten zwei Generationen von entmündigten Sozialhilfeempfängern heran. Das ist entwürdigend.

So wird das nichts, man kann noch so viel Geld in das System schütten. Es ist wie bei HRE, Opel und Schaeffler: Erst wurden reihenweise Fehler begangen, und jetzt ruft man nach dem Staat. Er soll alles ausbügeln. Entmündigend – entwürdigend. Für uns alle. Denn wir sind der Staat!

Mit dem Schulstarterpaket (was für ein grotesker Name!) wird erneut der Eindruck erweckt, man habe etwas für die Besserung der Lage der Schüler getan. Das Gegenteil ist der Fall.

Mehr Geld für arme Schüler – Berliner Zeitung
Danach erhalten Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien von diesem Sommer an jeweils zum Beginn eines Schuljahres 100 Euro extra. Mit dem Geld sollen Ranzen, Sportschuhe oder andere für die Schule notwendige Anschaffungen bezahlt werden. Dieses „Schulstarterpaket“ werden nun deutlich mehr Kinder bekommen als bislang vorgesehen.

 Posted by at 12:38
Feb. 282009
 

Immer wieder höre ich die niederschmetternde Nachricht, dass erwachsene Menschen von 351.- im Monat leben sollen. Wohlmeinende Politikerinnen sagen dann auch gerne: entwürdigend, „zum Leben zu viel, zum Sterben zu wenig“ und dergleichen mehr. Seufz! In unserem Wahlkreis treten Kandidaten an, die eine Aufstockung dieses erbärmlichen Satzes verlangen.

Diese 351 Euro sind der gegenwärtige Regelsatz zum Lebensunterhalt für Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger. Kann man davon leben? Ich erkundige mich bei den Betroffenen selbst. Ihre eindeutige Antwort: Ja, es geht. Zwar kann man keinen Flachbildfernseher davon kaufen, aber ein üblicher Fernseher gehört zur Erstausstattung einer Wohnung. Und diese wird bezahlt.

Ja, wie denn das? Antwort: Die 351 Euro sind nur der Geldbetrag, der unabhängig vom tatsächlichen Bedarf ausgezahlt wird. Zusätzlich zu diesem Regelsatz übernimmt die Gemeinschaft jedoch für die Hartz-IV-Empfänger:

Miete, Heizkosten, Steuern, Krankenkassenbeiträge, Zuzahlungen bei Zahnersatz, Schulbücher, Möbel bei Erstausstattung einer Wohnung, Babykleidung bei Erstausstattung, mehrtägige Klassenfahrten, GEZ-Gebühren, Schornsteinfeger, Gebühren für Straßenreinigung, Haushaltsgeräte bei Erstausstattung einer Wohnung, Mietkaution, Umzugskosten, Pflegeversicherungsbeiträge, Arbeitslosenversicherungsbeiträge

Wieviel Geld ist das? Ich rechne für uns nach und komme zum Schluss: Ein Mehrfaches des sogenannten Regelsatzes. Man kann grob gerechnet davon ausgehen, dass jeder Hartz-IV-empfangende Erwachsene etwa 1500 Euro pro Monat an Zuwendungen erhält.

Zum Thema Auto: Ein Auto, das mehr als 7500 Euro wert ist, wird als Vermögen angerechnet, d.h.: Nur bis zum Wert von 7500 Euro gilt ein PKW als „angemessen“ und gilt als Schonvermögen. Ob die Hartz-IV-Empfänger Anspruch auf Auszahlung der Abwrackprämie zur Anschaffung eines Neu-PKWs haben, wird derzeit im Arbeitsministerium geprüft.

Wie können die Hartz-IV-Empfänger überleben? Die Antwort haben wir uns selbst gegeben. Die Gemeinschaft übernimmt die gesamten Grundkosten der Existenzsicherung; diese Kosten sind die eigentliche Unterstützung, und darauf gibt es dann noch zusätzlich die 351 Euro. Damit kann man keine großen Sprünge machen, aber es müsste eigentlich reichen. Eine ökologisch verantwortliche Lebensführung ist damit möglich. Gegenüber den Nicht-EU-Ländern wie etwa Russland, Ukraine, Weißrussland, Türkei, Serbien, Montenegro, Libanon usw. sind dies geradezu üppige Verhältnisse. Und unseren deutschen Hartz-IV-Empfängern geht es statistisch weit besser als den Sozialhilfeempfängern in vielen EU-Ländern.

Eine Erhöhung des Regelsatzes von 351 auf 360 Euro – wie von der Linken gefordert – entspräche dann einer Aufbesserung der Hartz-IV-Versorgung um etwa 0,6%. Lohnt es sich, diese 0,6%  als echten Wahlkampfknaller zu verwenden? Wird sich dadurch etwas Grundlegendes an der Situation ändern?

 Posted by at 10:53