März 082011
 

Vieh oder korrekt Viach lautet ein alter bairischer Name für Tier. „Dea Mensch is a politisches Viach“, hätte Aristoteles gesagt, wenn er das in seine Ohren barbarisch geklungen haben würdende Bairisch gelernt hätte.

Aber ist Vieh ein zulässiges Wort für Menschen? Ist das nicht ein viehisches Wort? Riesendebatte! Im Gespräch mit Politikern verwahrte ich mich kürzlich gegen den Ausdruck Stimmvieh. „Ich finde den Ausdruck Stimmvieh herabwürdigend!“, schnob ich durch die Nase. „Ich verbitte mir eine derartige Wortwahl!“

„Aber political animal ist politically correct, wa?!“, blaffte jemand zurück. Ich hatte tatsächlich einmal diesen Ausdruck einfließen lassen, als das Gespräch auf Politiker wie Herbert Wehner, Franz Josef Strauss oder Willy Brandt kam – sie waren zweifellos political animals – also Vollblutpolitiker, die nicht anders konnten als ihrer Leidenschaft zu frönen.

Vural Öger verwendet diesen Ausdruck ebenfalls – um sich jedoch gleich davon zu distanzieren.  Lest DAS hier, was Vural Öger gesagt hat:

Immer Ärger mit Erdogan « Jörg Lau
“Wir wollen keine Diasporatürken in der dritten und vierten Generation. Ankara soll sich hier gefälligst nicht mehr einmischen. Wie lange soll das noch weitergehen? Bis zur 5. Generation? Das macht die Identitätskrise der Menschen hier nur noch schlimmer, wenn sie als Stimmvieh der türkischen Politik behandelt werden. Es wäre keine Schande, sondern ein Grund zum Stolz, wenn junge Leute hier besser Deutsch als Türkisch könnten. Seid endlich Deutsche – mit einem großen türkischen Herzen!”

 Posted by at 00:17
März 052011
 

Ich staune immer wieder, mit welcher persönlich diffamierenden Hetze in Foren von den Herren der Schöpfung  über manche türkisch- oder kurdischstämmigen Frauen hergezogen wird. Es ist Hetze, denn ein sachliches Argument gegen Frauen wie Ates oder Kelek habe ich schon lange nicht mehr gehört. Nie wird gesagt: „Das oder das finde ich falsch.“ Es läuft nur noch auf Beleidigung und Herabsetzung hinaus. Schande.

Hasstiraden: Wer schützt mich vor den verrückten Türken? – Nachrichten Debatte – WELT ONLINE
Die Wut darüber, Schweigen zu müssen, die Wut darüber, keine Kraft gegen die Gewalt zu haben, die uns entgegengebracht wird. Uns, die wir nach Freiheit streben, die wir nach Freiheit dürsten. Freiheit als Türkin, Freiheit als Muslimin. Denn Freiheit als Deutsche habe ich. Nur kann ich diese Freiheit nicht wirklich leben.

Der Grund dafür sind Menschen, die solche Mails schreiben und die Tatsache, dass aus den Drohungen Realität werden kann.

Die Mail ins Deutsche übersetzt:
Anzeige

Betreff: „Du bist eine richtige Deutsche geworden, wer assimiliert ist, muss vorher eine Nutte gewesen sein.“

Text: „Ihr seid nicht von uns und wir sind nicht von euch, das sollt Ihr wissen. Aber, passen Sie auf Ihre Zunge auf, machen Sie keine Beleidigungen und Respektlosigkeiten, sonst können Sie Ihre Zunge verlieren.“

Die Mail wurde von einem Account namens Iskender Büyük abgeschickt. Übersetzt: Alexander der Große.

 Posted by at 15:23

Ich habe verstanden: Parallelwelten

 Ethnizität, Friedrichshain-Kreuzberg, Integration, Türkisches, Was ist deutsch?  Kommentare deaktiviert für Ich habe verstanden: Parallelwelten
März 042011
 

Sven Regeners Buch herrlich verqueres Buch „Neue Vahr Süd“ verschlang ich mal zwischen zwei Spaziergängen durch das winterlich verschneite Moskau. WIE KLEIN DOCH DEUTSCHE MENTALITÄT IST. Diese Deutschen!, schmunzelte ich. Sie lieben ihre Unzufriedenheit sehr!

Aber Regener hat wirklich einen Blick für das Wesentliche. Sein Zwischenruf zur Veranstaltung „Hilfe! Die Turis kommen!“ verdient Beachtung. Hier, in dieser Veranstaltung,  wurde ja offenbar in spalterischer Weise gegen Fremde&irische Trinklieder singende Ausländer gehetzt. Als würden nur Fremde und betrunkene Ausländer Bierflaschen auf Radwegen fallen lassen oder das Wasser am nächsten Polizeiauto abschlagen!

Gut auch seine Bobachtung zum Nebeneinanderherleben der verschiedenen Volksgruppen!

Ich habe verstanden: Der Kiez ist kein Sehnsuchtsort – Meinung – Tagesspiegel
„Und was heißt schon Kreuzberg? In Kreuzberg gab und gibt es doch ohne Ende Parallelwelten. Das ist doch so eine Mulitkulti-Lebenslüge: Ich habe in Kreuzberg nie einen Deutschen gekannt, der mit einem Türken befreundet gewesen war. Und in die Türkencafés, das nur mal als Beispiel, darf man oft gar nicht rein. Aber das macht ja nichts, die Leute müssen doch nicht den ganzen Tag Händchen halten, und wenn es einem nicht passt, zieht man weg. … Der ganze Kiez-Quark, das ist doch alles nur muffig. … Denn wenn einer sagt, unser Kiez soll so und so sein, ist das die Voraussetzung dafür, dass einer totgeschlagen wird, wenn er nicht reinpasst.“

 Posted by at 21:39
Feb. 122011
 

 12022011330.jpg „Wir kommen einfach nicht an sie heran“, so äußerte sich wiederholt unsere  Friedrichshain-Kreuzberger Schulstadträtin Herrmann über unsere aus dem Libanon zugewanderten Familien. „Wir sollten den Arabern ihre Parallelgesellschaft lassen„, beschwichtigt Bürgermeister Schulz. „52 Prozent der Berliner Türken, 92 Prozent der Berliner Libanesen leben amtlich von Hartz IV“, wirft das Landesamt für Statistik dazwischen.  „Du musst Deutsch können„, donnerte Renate Künast bereits im Jahr 2009 an die Adresse unsere lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger. Vergeblich. Genützt hat Künasts Aufforderung wenig. Die jungen Türken, die hier in Kreuzberg wirklich gut Deutsch lernen, werden weniger und weniger – wenn es sie je gab. Das stimmt mich besorgt. Denn gut Türkisch lernen sie auch nicht. Welche berufliche Perspektive erarbeiten sie sich – außer Sozialhilfe?

Die Briten haben uns 20 Jahre an multikultureller Erfahrung voraus.  Mohammed ist mittlerweile nach Auskunft der britischen Standesämter bei den Geburten landesweit der häufigste englische Vorname. Nichtmigrantische Briten sind in vielen britischen Innenstädten deutlich in der Minderheit- etwas, was in 15 oder 20 Jahren in weiten Stadtteilen des ehemaligen West-Deutschland, weniger in der ehemaligen DDR ebenfalls der Fall sein wird. Das Land Shakespeares erkennt sich nicht mehr wieder, fürchtet, die britische Kultur zu verlieren.

So mag sich wohl erklären, was David Cameron kürzlich über den gescheiterten Multikulturalismus sagte:

Cameron: My war on multiculturalism – UK Politics, UK – The Independent
He warned Muslim groups that if they fail to endorse women’s rights or promote integration, they will lose all government funding. All immigrants to Britain must speak English and schools will be expected to teach the country’s common culture.

Es fehlt an Gemeinsamkeiten, an die die Zuwanderer andocken können, es fehlt an Werten, die wir den Zuwanderen überzeugend vorleben – so deute ich einen anderen Teil aus Camerons Rede, den ihr hier auf Video sehen könnt.

Was ich in der Tat an unseren Grundschulen bemerke, ist ein fast völliges Überbordwerfen einiger Jahrhunderte europäischer Kultur – aus Angst, man könnte die zarten Migrantenseelen verletzen?

Ich habe mir einmal das Deutsch-Lesebuch „Bausteine“ meines achtjährigen Sohnes angeschaut und entdecke fast nur Texte, die nach 1990 entstanden sind.  Es wimmelt darin von frechen&klugen Mädchen, die die Jungs in der Klasse mit schierer Körperkraft niederringen, von Jungen, die gerne Gummi hüpfen und die Farbe Rosa lieben, es gibt Opas, die null von Computern kapieren, es gibt alleinerziehende Mütter, die den ganzen Laden allein und bewundernswert schmeißen. Es herrscht in den Texten gegenüber Älteren ein respektloser, schnoddriger Ton. Das Buch passt sich anbiedernd der Sprache unserer Kinder an. „Opa kapiert null.“ Ein typischer Satz aus einem deutschen Lesebuch unserer Zeit!

Wie mag all dies auf einen jungen Türken, einen jungen Araber wirken? Die Deutsch-Lesebücher unserer Schulen bieten keinerlei kulturelle Modelle an, an die Achmed oder Mohammed anknüpfen könnten!

Die Lieder in seinem Musikbuch sind mir ebenfalls alle unbekannt. Sie sind alle jüngeren und jüngsten Datums. Das heißt, wenn Eltern und Kinder zusammentreffen, etwa bei Wanderungen, kennen sie keine gemeinsamen Lieder mehr zum Singen. Das war früher anders.

In einem stimme ich jedenfalls David Cameron, Franz Schulz, Angela Merkel und auch Nicolas Sarkozy zu: Die verschiedenen Kulturen, an deren Zusammenwachsen oder Miteinanderleben viele von uns noch vor 15 oder 20 Jahren geglaubt haben, haben in unseren europäischen Städten nie wirklich zueinander gefunden. Sie leben beziehungslos nebeneinander her. Es ist und bleibt mühsam. Oft spricht man ja nicht einmal eine gemeinsame Sprache. Räumliche Segregation kommt trennend hinzu. Bei meinen Wanderungen und Gesprächen durch Kreuzberg wird mir dies immer wieder klar.

Die zweifelhaften Segnungen des Satellitenfernsehens und der Sozialhilfe tun ein übriges. Dieser Zustand kann niemanden befriedigen. Hier beim NKZ, einem bekannten Sozialbau in Kreuzberg am Kotti, kann man mulitikulturelle Atmosphäre schnuppern und schwelgen, schwelgen in Erinnerungen und Gedanken an die Zeiten, als man noch an den Multikulturalismus glaubte.

 Posted by at 22:38
Feb. 082011
 

05022011323.jpg Die WELT schaut weiterhin auf unseren Heimatbezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Heute würdigt sie auf Seite 3 unseren Bezirksbürgermeister einer Kopfnote, die ihm glatt das Sitzenbleiben, also den Amtserhalt über das Jahr 2011 hinaus ermöglichen würde.

So also wird einem Politiker Ehrlichkeit vergolten, der sich klar für den Erhalt der organisch gewachsenen arabischen Parallelgesellschaften ausgesprochen hatte (dieses Blog berichtete am 20.01.2011)!

Leider zitiert die WELT den Bürgermeister unvollständig! Er hatte nicht nur gesagt:

Man sollte also auch Arabern ihre Parallelgesellschaft gönnen

sondern unmittelbar darauf auch angefügt:

Die Frage ist dann: In welchem Bereich koppeln sie sich vom Gesetz ab?

Ein höchst problematischer Satz, wie ich finde, ein diskriminierender Satz! Denn er stellt eine ganze ethnische Parallelgesellschaft, eben die arabische, unter den Generalverdacht der Kriminalität! Der Polizeipräsident, Heinz Buschkowsky und Thilo Sarrazin lassen grüßen.

Bild: Blick vom Gipfel des Kreuzberges auf neu entstandene Wohnsiedlungen.

Kopfnoten: Aufregend – Nachrichten Print – WELT KOMPAKT – Debatte – WELT ONLINE

 Posted by at 12:33
Jan. 202011
 

100120112661.jpgIch sag’s immer wieder: Friedrichshain-Kreuzberg hat Modellcharakter! Was hier geschieht, darüber spricht die ganze Republik, spricht die ganze Welt! Wie anders ist es zu erklären, dass auch die ausländische Presse hineinhorcht in unseren Bezirk? So brachte der Standard gestern, am 19. Jänner, ein Interview mit unserem Bezirksbürgermeister Dr. Franz Schulz. Auszug:

„Man sollte ihnen ihre Parallelgesellschaft gönnen“ – Alltag – daStandard.at › Alltag
Dann sehen Sie Teile von Kreuzberg oder Neukölln also nicht als Parallelgesellschaft?

Franz Schulz: Warum sollten Bürger mit bestimmtem Background nicht in einer Parallelgesellschaft leben, wenn wir in einer Gesellschaft mit nur Parallelgesellschaften leben? Im Sportverein herrschen eigene Regeln. Wenn ich in der Karnickelzucht engagiert bin, bin ich dort auch in einer Parallelgesellschaft, wenn ich mich kulturell engagiere, lande ich auch in einer Parallelgesellschaft. Manager leben in einer Parallelgesellschaft. Sie ist nur bestimmten Personen mit bestimmter Kleiderordnung an bestimmten Orten zugänglich. Man sollte also auch Arabern ihre Parallelgesellschaft gönnen. Die Frage ist dann: In welchem Bereich koppeln sie sich vom Gesetz ab?

Das Interview lohnt in jedem Fall sorgfältiges Lesen. Mit gefällt es gut! Franz Schulz trifft vor allem den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt, dass der Bezirk durch dieses Lebensgefühl der „parallelen Welten“, also der nicht mehr miteinander verbundenen Lebenswelten gekennzeichnet sei. „Wir leben in einer Welt mit nur noch Parallelgesellschaften.“

Hat Schulz recht? Bilden die üblichen Karnickelzüchter, Manager, und ich ergänze:  die Rapper, die Opernbesucher, die Autonomen, die Radfahrer, die Kirchgänger, bilden alles diese Gruppen unverbundene Parallelgesellschaften? Ich meine nein. Denn der typische „Vereinshuber“, der Taubenzüchter oder Karnickelzüchter oder Radsportler hatte und hat doch stets ein Gefühl der Zugehörigkeit zu seiner Gemeinde, zu seinem Staat bewahrt. Er war und ist nicht NUR Karnickelzüchter, sondern AUCH Gewerkschaftsmitglied, auch Berliner, AUCH SPD-Wähler, AUCH Hertha-Fan, AUCH Kirchenchormitglied, auch Familienvater. Er lebte nicht in Parallelwelten, sondern in kommunizierenden Welten.

Was wir hier aber in Friedrichshain-Kreuzberg erleiden, ist ein echtes Auseinanderdriften und Zerfallen der Bevölkerung in praktisch nicht  mehr verbundene Segmente. Und diese Segmente drohen sich entlang den ethnischen, weltanschaulichen und religiösen Trennlinien voneinander abzugrenzen. Kurz gesagt: Man geht sich aus dem Weg. Man weist sich die kalte Schulter.

Dies ist etwas Neuartiges, denn in dieser scharfen Absonderung gab es das bisher in der Bundesrepublik nicht. Die Tschechoslowakei bis zu den Vertreibungen der Jahre 1945-1946, das späte Habsburgerreich ab etwa 1848, das Osmanenreich (bzw. die Türkei)  bis zu den großen Vertreibungen der Jahre 1921-1923: sie alle waren derartige zerklüftete, multikulturelle und multiethnische Gesellschaften. Wir haben heute eine derartige aufgesplitterte, multikulturelle Gesellschaft in Staaten wie Libanon, Belgien, Ägypten, Indien, Irak. Alle diese Staaten drohen an ihren inneren Spannungen zu zerbrechen. Wollen wir also eine multiethnische, multikulturelle Gesellschaft werden, wie es die Tschechoslowakei bis 1946, die Sowjetunion bis 1990 war, wie es Libanon, Irak oder Indien heute sind?

Ich halte dies für eine gefährliche Entwicklung, der es bewusst entgegenzusteuern gilt. Wie?

Die drei großen Institutionen, die diese Segmentierung am ehesten rückgängig machen könnten, sind die Schule, die Arbeitswelt und die deutsche Sprache. Nur hier könnten die einzelnen Parallelgesellschaften noch in nennenswertem Umfang zusammenkommen, insbesondere in der Schule, und zwar in Gestalt der Familien: Kinder, Väter, Mütter.

Dazu kann dann noch als krönender Schlussstein die Einigung auf das Grundgesetz stehen. „Unsere Leitkultur ist das Grundgesetz.“ So hat es Cem Özdemir treffend in der FAZ gesagt. Und das Grundgesetz sagt es ja in der Präambel klipp und klar: Das Deutsche Volk hat sich dieses Grundgesetz gegeben. Die Bundesrepublik Deutschland – durch Gründungsdokument ausgewiesen – ist der Nationalstaat der Deutschen. Sie ist nicht als multiethnischer Staat gedacht wie etwa Indien, die Sowjetunion oder Afghanistan. Sie ist zwar de facto Einwanderungsland geworden, aber sie ist eben weiterhin der Staat der Deutschen. Wenn man dies ändern will zugunsten eines Vielvölkerstaates mit zahlreichen Parallelgesellschaften, muss man es sagen. Ich will es nicht. Ich meine: Wer auf lange Sicht gesehen durch eigene Arbeit Deutscher werden und mitmachen will, ist herzlich willkommen.

Wer auf lange Sicht gesehen nicht Deutscher werden, sondern Russe, Türke, Syrer, Pole bleiben will – ist als einzelner Mensch ebenfalls immer herzlich willkommen, aber er muss gewärtig sein, dass er keine besonderen Gruppenrechte als scharf umrissene Minderheit oder Enklave oder eigenständige „Volksgruppe“ beanspruchen kann. Er muss damit rechnen, dass die Bundesrepublik Deutschland seine Loyalität, seinen Beitrag, seine Zugehörigkeit verlangt. Vor allem wird es sich Deutschland nicht unbegrenzt leisten können, Angehörige anderer Staaten über Jahrzehnte hinweg als abgeschlossene Kollektive aus den eigenen Sozialkassen mitzutragen.

Das Zusammenkommen der zersplitternden Gruppen würde dreierlei voraussetzen: Alle Eltern müssten sich der Schule verbunden fühlen, indem sie einen aktiven Beitrag zur Schularbeit leisten. Und alle Bürger Friedrichshain-Kreuzbergs müssten imstande und willens sein, sich in der Landessprache Deutsch auszudrücken. Von beidem sind wir noch weit entfernt. Und drittens müssten alle Kinder, alle Jugendlichen sich durch eigene Anstrengung so weit bringen, dass sie irgendwo in Deutschland, in Europa oder in der Welt einen Beruf ergreifen und ausüben können. Die Perspektive auf „Arbeitslos in Kreuzberg wie Onkel und Nichte“ müsste systematisch verbaut werden.

Schule, deutsche Sprache und Arbeitswelt könnten die einigende Klammer liefern, durch die die Gesellschaft unseres Bezirks statt wie jetzt eine zerklüftete Sammlung von Parallelwelten zu einem System kommunizierender Röhren wird. Wie? Durch eine gemeinsame Kultur der deutschen Sprache, eine gemeinsame Arbeitswelt, überhaupt eine gemeinsame Bildung. Dies alles fehlt jetzt noch weitgehend und droht sogar mehr und mehr verloren zu gehen.

Die Gesellschaft droht in Friedrichshain-Kreuzberg zu zerfasern. Der Bezirk droht abzurutschen in dem Maße, wie das Bundesland Berlin oder die Bundesrepublik Deutschland den Bezirk mit seinen vielfältigen Milieus nicht mehr durch stetig wachsende Transferzahlungen erhalten und pflegen kann. Das höchst lesenswerte Interview mit Franz Schulz vom 19. Jänner 2011 ist als warnender Hinweis auf dieses drohende Abgleiten nicht hoch genug zu loben. Besonders gefällt mir die diplomatisch verkleidete Selbstanalyse: „Verharmlose ich Multi-Kulti hier in Kreuzberg oder spitzt Buschkowsky zu?“

Beides halte ich für richtig: Buschkowsky spitzt die Probleme zu, Schulz verharmlost recht staatsmännisch die Probleme. Beide kennen ihre Bezirke sehr gut. Beides – Zuspitzung und Verharmlosung – ist für amtierende Politiker legitim, zumal beide sich ja letztlich im Dienst des Gemeinwohls so verharmlosend und so zuspitzend äußern, ja äußern müssen.

Man sollte ausführlich weiterdiskutieren, und vor allem: handeln, arbeiten, machen.

Bild: Der Kreuzberg als Rutschbahn, aufgenommen vor wenigen Tagen.

 Posted by at 13:36

Ist die Schulqualität für die Zukunft des Kindes entscheidend?

 Gute Grundschulen, Integration, Kinder, Migration  Kommentare deaktiviert für Ist die Schulqualität für die Zukunft des Kindes entscheidend?
Jan. 162011
 

Immer wieder wird behauptet, die bildungsehrgeizigen Eltern schickten ihre Kinder auf die „guten Schulen“ und ließen die „schlechten Schulen“ links liegen. Denn von der Schulqualität hänge der Bildungserfolg der Kinder im Wesentlichen ab. Man brauche also nur die Qualität aller Schulen auf ein gleich hohes Niveau zu verbessern und alle Schüler hätten gleiche Bildungschancen und annähernd gleichen Bildungserfolg – unabhängig von der Herkunft der Eltern.

Typischer Beleg dieser Auffassung: der heutige Kommentar von Gerd Nowakowski.

Schulreform: Berlin braucht gute Schulen in allen Bezirken – Meinung – Tagesspiegel
Die meisten Eltern aber wissen, dass Schulqualität entscheidend für die Zukunft ihres Kindes ist und drängen auf gute Schulen. Deswegen müssen Lehranstalten in sozial schwächeren Bezirken befürchten, ganz abgehängt zu werden.

Ich widerspreche diesen Behauptungen. Vielmehr scheint – nach der Mehrzahl der Untersuchungen – der Bildungserfolg eines Kindes in Deutschland ganz entscheidend vom Elternhaus abzuhängen. Ein Akademikerkind auf einer „schlechten Schule“ wird mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls Akademiker werden – und umgekehrt.

Nicht die Qualität der Schulen führt zur Entmischung in bestimmten Wohnlagen, sondern die Entmischung des Wohnens mit der berlintypischen Ballung von Transferempfängern und Familien mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund führt zur Entmischung der Schülerschaften.

Leider prägt nicht die pädagogische Arbeit, sondern die Zusammensetzung der Schülerschaft den Ruf einer Schule. Es gibt pädagogisch und materiell erstklassig ausgestattete Schulen, die bei den bildungsehrgeizigen Eltern dennoch als schlechte Schulen gelten, die man meiden sollte.

 Posted by at 23:05

Das Problem liegt a) in der Besatzung b) im Westen

 Der Westen, Integration, Migration, Opfer, Sündenböcke, Verantwortung, Vertreibungen  Kommentare deaktiviert für Das Problem liegt a) in der Besatzung b) im Westen
Dez. 212010
 

Sehr gutes, aufschlussreiches Interview mit Syriens Präsident  in der BILD! Worin liegen die Probleme des Nahen Ostens begründet?

Die Antwort des Präsidenten erfolgt mit wünschenswerter Deutlichkeit und Eindeutigkeit:

a) „In der Besatzung“ – jahrhundertelange Besatzung! Erst durch den Westen, dann durch Israel. Spannend zu sehen, dass weder die Herrschaft der Mameluken über Syrien noch die jahrhundertelange Herrschaft der Osmanen über Syrien (ab 1516) als Besatzung gilt. Die Besatzer – das ist immer nur der „Westen“. Alles Übel rührt von daher. Das ist heute felsenfeste Überzeugung in großen Teilen der arabischen Welt. Der Präsident sagt wörtlich:

 „Die Ursache aller Konflikte hier ist Besatzung: erst durch die Briten, dann durch die Franzosen, jetzt durch die Israelis. Das führt zu Verzweiflung, die wiederum zu Extremismus führt. Das ist der Grund, warum wir keinen Frieden finden.“

b)  „Im Westen„. Das Problem liegt immer und einzig im Westen.

BILD: Sie sind seit zehn Jahren der Präsident Syriens. Wie sehen Sie das Image Ihres Landes in der Welt?

Präsident Assad: Meinen Sie den Westen oder die Welt? Ich frage das, weil das Problem im Westen liegt, nicht in der gesamten Welt. Das Problem mit dem Westen ist, dass man sich dort für die gesamte Welt hält und dabei den Rest der Welt einfach vergisst. Der Westen kann nicht immer weiter seiner Strauß-Politik folgen, einfach den Kopf in den Sand stecken und dabei nicht sehen wollen, was im Rest der Welt vor sich geht. Syriens Image in der Welt ist sehr gut.

Ich empfehle dieses Interview wirklich der genauen Lektüre! Es ist ein überragendes Beispiel für rhetorisches Geschick.

Wenn ich mit Syrern oder Ägyptern oder Türken hier in Berlin spreche und sie frage: „Worin liegt das Problem? Wer ist schuld?“ werden die meisten  antworten:

Das Problem liegt an der deutschen Gesellschaft. Das Problem liegt in der deutschen Schule. Das Problem liegt an Sarrazin: er hat alle Integration kaputtgemacht. Das Problem liegt an der Bundesregierung. Das Problem liegt im Rassismus der Deutschen. Die Deutschen sind ausländerfeindlich. Das Problem liegt in der Islamfeindschaft. Das Problem liegt an den Zionisten (jawohl, auch das hört man hier in Kreuzberg). Das Problem liegt darin, dass der deutsche Staat uns nicht genug Geld gibt zur Integration und um Deutsch zu lernen. Der Staat tut nichts für uns.

Diese Melodien kann man wirklich auf allen Ebenen hören – im Deutschen Bundestag ebenso wie in Kreuzberger Kneipen.

Mein Problem mit solchen Argumenten ist: Es wird stets die Schuld an den Schwierigkeiten auf andere abgewälzt. Nie wird gefragt: Was haben wir versäumt?

Beispiel: Eine viel zu hohe Zahl, vielleicht die Mehrheit unserer jungen Deutschtürken lernt weder genug Deutsch noch genug Türkisch, um einen anspruchsvollen Beruf zu erlernen. Das ist nun mal derzeit leider noch so, da mag man drum herumreden wie man will. Warum? Antwort: „Wir sind Opfer des Schulsystems. In diesem Schulsystem können wir weder Deutsch noch Türkisch lernen. Die deutsche Schule ist schuld.“ Hab ich selbst wörtlich so gehört!

Diese beiden Strategien –

1) Suche die Schuld stets bei anderen!

2) Erkläre dich zum Opfer der anderen!

sind absolut fundamental in dem Reden sowohl über den Nah-Ost-Konflikt wie auch im Reden über die Integration in Deutschland!

Wobei man durchaus auch beides zusammenführen kann! „Ich kann mich nicht in Deutschland integrieren, weil Israel unser Land besetzt hat!“

Diese Fundamentalstrategien muss man durchschauen. Sonst kommen wir nicht weiter.

Syriens Präsident Baschar al-Assad im BILD-Interview: Warum findet der Nahe Osten keinen Frieden? – Politik – Bild.de

 Posted by at 07:37
Dez. 192010
 

Ein wirklich bedenkenswerter Einwand gegen das Wort „Integration“. Spannend! Das sind einige der wenigen Stimmen, die sagen: Wir brauchen keine Integration. Das „Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung“ lehnt den Begriff Integration als undemokratisch komplett ab. Lest das:

Demokratie statt Integration
Wir wollen das Offensichtliche klar stellen. Wir leben in einer Einwanderungsgesellschaft. Das bedeutet: Wenn wir über die Verhältnisse und das Zusammenleben in dieser Gesellschaft sprechen wollen, dann müssen wir aufhören, von Integration zu reden. Integration heißt, dass man Menschen, die in diesem Land arbeiten, Kinder bekommen, alt werden und sterben, einen Verhaltenskodex aufnötigt, bevor sie gleichberechtigt dazugehören. Aber Demokratie ist kein Golfclub. Demokratie heißt, dass alle Menschen das Recht haben, für sich und gemeinsam zu befinden, wie sie miteinander leben wollen. Die Rede von der Integration ist eine Feindin der Demokratie.

Ich habe immer es wieder bemerkt: Die angeblichen „Nicht-Integrierten“ sind oft hervorragend integriert – in verschiedene Hilfesysteme wie etwa das deutsche Sozialhilfewesen, in bleibende familiäre Abhängigkeiten des Herkunftslandes, in Indoktrination durch Religionsvertreter der Herkunftsländer, in generationenübergreifende Integrations-Ketten und Netzwerke, in Berieselung durch Regierungen der Herkunftsländer und Dauerbeschallung durch kommerzielle Medien der Herkunftsländer.

Sie sind und bleiben mannigfach integriert!

Deshalb meine ich in der Tat wie die kritischen Migrationsforscher, dass das demokratische Gemeinwesen in der Tat nur kulturell „schwache“ Mindestanforderungen an Zuwandernde stellen kann und stellen muss.

Welche sind das?

1) Der Wille, dem Gemeinwesen beizutreten, in das man einwandert. In unserem Fall also der erkennbare und auch geäußerte Wille, ein Mitglied der Gesellschaft und ein Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland zu werden. Wer das einfach nicht will – wieso sollten wir ihn mit offenen Armen empfangen? Wieso sollten wir jemanden in die Bundesrepublik Deutschland integrieren wollen, der sagt und zu erkennen gibt: Ich will gar nicht zu euch gehören?

2) Der Wille, die Landessprache zu erlernen.  Partizipation setzt eigene Anstrengungen voraus. Dabei ist das Erlernen der Landessprache zentral. Wie der Zuwandernde das bewerkstelligt, bleibt ihm oder ihr überlassen.

3) Der Wille und die Fähigkeit, den Lebensunterhalt für sich und seine Familie im Land der Zuwanderung dauerhaft selbst zu verdienen.  Auch dies scheint mir zentral. Im Sozialsystem wird Integration nicht gelingen.

Sind diese drei Voraussetzungen gegeben, wird man von gelungener Integration sprechen.  Das ganze andere wolkige Drumherum, von dem eine blühende Migrations- und Integrationsforschung lebt, ist dann fast schon zweitrangig. Man kann es machen, muss es aber nicht machen. Die ganze Aufregung kann man runterkochen auf ein sinnvolles Maß.


 Posted by at 22:15
Dez. 172010
 

Nanu – „wir haben keine Bürgerrechte“. So steht es in § 1 der Satzung des einflussreichen Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg TBB, dem Kenan Kolat MdB als Geschäftsführer vorsteht.

Die Türken geben sich somit offiziell als rechtlose ethnische Minderheit aus, vergleichbar den Aborigines in Australien.

Und das unter einem Geschäftsführer, der Mitglied des Deutschen Bundestages ist.

TBB – Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg – Über den TBB – Selbsdarstellung
Wir, Menschen türkischer Herkunft, sind uns bewußt, daß wir uns in Berlin und in der Bundesrepublik Deutschland niedergelassen haben und hier längerfristig leben werden. Obwohl wir seit über 25 Jahren hier leben, Deutschland eine multikulturelle Gesellschaft geworden ist, haben wir keine Bürgerrechte. Die Vereinigung beider deutscher Staaten, die steigende Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit, die bevorstehende politische Union Europas sind Faktoren, die uns zusammenbringen. Mit dieser Vereinigung wollen wir auf rechtlicher, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene unsere Minderheitenrechte einklagen.

Einklagen! Jammern, Klagen, Anklagen – der satte orientalische Klageton! Dafür wird man sein Ohr schulen, wenn man mit Menschen aus dem Orient zu tun hat.

Minderheitenrechte – das heißt ja wohl: Türkisch als zweite Amtssprache zuzulassen, Sonderrechte für die ethnische Minderheit der Türken, eigenes, staatlich finanziertes Schulwesen, türkische Gerichte, türkische Gesetze, eigene staatlich finanzierte Universitäten … die Liste möglicher Einfälle ist lang.

Hier ein paar Fakten:

Alle Türken, die hier leben, haben Recht auf kostenlosen Schulbesuch, haben Recht auf weit höhere Sozialhilfe, als die Türkei je zahlen würde, und Recht auf ärztliche Versorgung, haben ein Recht zu arbeiten. Sie haben selbstverständlich das Recht, ihre Sprache zu verwenden, wo immer sie das wollen und wünschen. Ganz im Gegensatz zu gewissen Minderheitensprachen in der Türkei. Es gibt keinerlei juristische oder staatliche Diskriminierung der Türken in Deutschland. Sie können hier Betriebe aufmachen, studieren, Ärzte und Rechtsanwälte werden.

Die Türken können hier prima leben, ohne sich mit so unangenehmen Dingen wie der deutschen Sprache zu befassen. Niemand verlangt etwas von ihnen. Niemand verlangt, dass sie einen Schulabschluss machen. Die Sozialhilfe fließt trotzdem.

Sie können die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen und können dann alle Positionen erklimmen – bis hin zum Bundestagsabgeordneten und zum Bundespräsidenten.

Noch einmal § 1 der Satzung des TBB:

„Obwohl wir seit über 25 Jahren hier leben, Deutschland eine multikulturelle Gesellschaft geworden ist, haben wir keine Bürgerrechte.“

Was sagen Sie dazu, Herr Kilic? Ist das wirklich so? Herr Özdemir, was sagen Sie dazu? Haben die Türken bei uns keine Bürgerrechte?

Woher dieses dauernde, dieses penetrante Klagen und Anklagen? Dieses dauernde Opfergehabe, dieses dauernde „Wir-sind-ja-so-benachteiligt“-Gerede? Geht es darum, die eigenen Verbände als Opfer-Verbände zu finanzieren?

Ich würde es gerne wissen!

 Posted by at 22:42

Wer ist integriert?

 Integration  Kommentare deaktiviert für Wer ist integriert?
Dez. 162010
 

Wer ist integriert? Ich würde sagen: Alle Familien, die a) ihren Lebensunterhalt selbst verdienen, die sich b) zum Grundgesetz und zur deutschen Staatsangehörigkeit bekennen und die c) Landessprache einigermaßen beherrschen, sind integriert. Das sind die drei mittelfristig, also innerhalb von wenigen Jahren  anzustrebenden Ziele, die die aufnehmende Gesellschaft von allen Zuwandernden einfordern darf und muss.

Wer hingegen starr und langfristig die deutsche Staatsangehörigkeit ablehnt, wer es ablehnt, selbst für die Familie den Lebensunterhalt zu erarbeiten, wer die deutsche Landessprache nicht erlernt, ist nicht integriert. Er oder sie ist und bleibt Ausländer, ein Mitmensch zwar wie jeder Tourist, der unsere Sympathie verdient, aber im vollen Sinne eben kein Staatsbürger.

Für überzeugte Ausländer in diesem hartnäckigen Sinne sollte – so meine ich – die Sozialhilfe auf relativ kurze Zeit befristet werden und dann nur noch in Abhängigkeit von nachweisbaren Integrationsleistungen gezahlt werden. Es ist nicht sinnvoll, dass ganze Familien ausländischer Staatsangehöriger über mehrere Generationen zu Zehntausenden ihre Existenz bewusst im deutschen Sozialstaat aufbauen, ohne eine echte Integration anzustreben.

 

 

 Posted by at 15:12
Dez. 152010
 

Einen sehr guten Beleg für die herkömmliche, gut eingeschliffene Integrationsauffassung liefert der Bundestagsabgeordnete Memet Kilic in seiner Rede vom 07.10.2010!

Hier finden wir wirklich geradezu in Reinkultur jene Auffassung vor, wonach Integration eine staatliche Leistung ist, vergleichbar etwa der Arbeitslosenversicherung oder dem Katastrophenschutz.

Der Staat muss Integration leisten! Wenn Integration nicht gelingt, ist der Staat schuld. Oder auch die konservative Bundesregierung. Das kann jeder Migrant selber entscheiden, wem er die Schuld gibt.

Immer sind jedenfalls die anderen schuld. Ich nenne es: den wohlbekannten Klageton.

Hörenswert!

Plenarrede zur Lage der Ausländer in Deutschland – Memet Kilic – ist im Bundestag

 Posted by at 18:06

Auch kein reines „Eigengewächs“ …

 Gute Grundschulen, Integration, Migration  Kommentare deaktiviert für Auch kein reines „Eigengewächs“ …
Dez. 152010
 

Interessant! Die meisten erfolgreichen türkischen oder arabischen Migranten in Deutschland, die ich privat oder aus den Medien kenne, sind nicht in Deutschland geboren, haben nicht hier die deutsche Grundschule besucht! Dennoch sprechen sie hervorragend Deutsch, haben alle Abschlüsse erreicht, obwohl sie zahlenmäßig ja die Minderheit bilden. Denn die heutigen  „türkischen“ Jugendlichen in Deutschland sind alle hier geboren, dennoch gehen viel zu viele von ihnen schnurstracks in die Sozialhilfe hinein, aus der sie auch herkommen. Ist der Sozialstaat schuld? Verdirbt er unsere Kinder?

Weiteres typisches Beispiel eines Erfolgreichen: Nihat Sorgec vom Kreuzberger Bildungswerk.

Sie, die Erfolgreichen, sind fast alle erst als Schulkinder nach Deutschland gekommen. In der Türkei oder in irgend einem anderen, stärker autoritären Schulsystem wurden offenbar die Grundlagen ihres Bildungserfolges gelegt!

Woran liegt dies? An der Schule? An der Familie? An der mangelnden sozialstaatlichen Absicherung in den Herkunftsländern?

Ich hege Vermutungen, weiß aber die Antwort nicht! Man müsste Menschen wie Nihat Sorgec und Ahmet Toprak genau diese Frage stellen: „Sie sind doch eigentlich furchtbar benachteiligt, da Sie erst einige Jahre nach Ihrer Geburt nach Deutschland übergesiedelt sind! Wie rechtfertigen Sie Ihren Erfolg, Herr Professor Toprak?“

Ahmet Toprak über jugendliche Migranten: „Sie sind fasziniert von dieser Macht“ – taz.de
Ahmet Toprak, 40, ist Professor für Erziehungswissenschaften an der Dortmunder Fachhochschule. Zuvor hat Toprak, der in der Türkei die Grund- und in Köln die Hauptschule besucht hat, jahrelang mit gewalttätigen Jugendlichen und jungen Männern mit Migrationshintergrund gearbeitet.

 Posted by at 16:51