Dez. 152010
 

Einen sehr guten Beleg für die herkömmliche, gut eingeschliffene Integrationsauffassung liefert der Bundestagsabgeordnete Memet Kilic in seiner Rede vom 07.10.2010!

Hier finden wir wirklich geradezu in Reinkultur jene Auffassung vor, wonach Integration eine staatliche Leistung ist, vergleichbar etwa der Arbeitslosenversicherung oder dem Katastrophenschutz.

Der Staat muss Integration leisten! Wenn Integration nicht gelingt, ist der Staat schuld. Oder auch die konservative Bundesregierung. Das kann jeder Migrant selber entscheiden, wem er die Schuld gibt.

Immer sind jedenfalls die anderen schuld. Ich nenne es: den wohlbekannten Klageton.

Hörenswert!

Plenarrede zur Lage der Ausländer in Deutschland – Memet Kilic – ist im Bundestag

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Sep. 082010
 

Sarrazin razzista. Europa schüttelt den Kopf über Deutschland. Mittlerweile ist es den Verächtern Sarrazins gelungen, ihn durch böswillige Verleumdung im Ausland als „Rassisten“ hinzustellen. Der Schaden dieser Verleumdung ist für uns alle enorm. Denn was muss das für ein Land sein, in dem 70 bis 90 Prozent einem „Rassisten“ zustimmen? Wenn ein „Rassist“ Finanzsenator und Bundesbankmitglied werden konnte?

Das europäische Ausland sieht sich in dem früher lange gehegten Bild der Deutschen als einer Horde von Rassisten und Nazis  bestätigt. Natürlich wird kein Korrespondent einer europäischen Zeitung bisher die Zeit gehabt haben, Sarrazins sperriges Buch zu lesen. Er berichtet nur über das, was er in den deutschen elektronischen Medien hört oder in den Tageszeitungen liest, und wie auf den diversen Empfängen für Journalisten über den „Rassisten“ abgelästert wird.

Sarrazin razzista? Sarrazin ist in Wahrheit das Gegenteil eines Rassisten. Sich selbst bezeichnet er gerne als „genetische Promenadenmischung“. Sarrazin legt immer wieder den Akzent seiner Überlegungen auf den individuellen Leistungswillen, der dem Einzelnen den Aufstieg auch unter schwierigsten sozialen Bedingungen ermöglicht. So berichtet er gerne von dem schwarzen Bildungsökonomen Roland Fryer, der in bedrückenden, durch Kriminalität und Drogensucht geprägten Verhältnissen aufwuchs. „Er schaffte es mit einem Sportstipendium an die Universität, studierte in Rekordzeit, promovierte mit 25 Jahren und war mit 30 Jahren Harvard-Professor“ (Deutschland schafft sich ab, S. 233).

„Die wirklich Tüchtigen lassen sich offenbar auch durch ungünstige Umstände nicht abschrecken – und das ist eine durchaus trostreiche Erkenntnis. Man muss letztlich also stets beim Willen und beim Ehrgeiz des Individuums ansetzen. Niemals darf man es dem Einzelnen durchgehen lassen, sich auf Gruppennachteile herauszureden“ (S. 234).

Soziale Milieus, die gegen Leistungswillen, gegen „Strebertum“ und gegen Fleiß, aber für tiefergelegte schwarze BMWs, teure Handys, teure Markenklamotten eingestellt sind, werden einen solchen Aufstieg schwer machen. Genau das ist aber die Grundhaltung eines wesentlichen Teils unserer jungen männlichen Kreuzberger und Neuköllner Deutschen.

Ich staune immer wieder erstaunt über die elektronische Ausstattung unserer typischen Kreuzberger Jungs, unserer typischen Kreuzberger Familien, mit denen ich als typischer Kreuzberger einfacher Bürger Kontakt halte und pflege. Ganz oben scheint bei den 8-12-Jährigen derzeit das Nokia N97 zu liegen. Es ist unfassbar! Viele Kids, die unsere Kreuzberger staatlichen Grundschulen prägen, haben Smartphones, die neu mehrere Hundert Euro kosten, während wir in meiner Kindheit stolz waren, wenn wir mal einen echten Lederball zum Kicken hatten.

Wird das europäische Ausland derartige Feinheiten über einen Rassisten, der sich selbst als genetische Promenadenmischung bezeichnet und bereits im Namen einen sarazenisch-muslimischen Ursprung zeigt, noch wahrnehmen? Nein. Das Leseverständnis und die Lesefähigkeit unserer Leistungsträger in Politik und Medien reicht schlechterdings nicht aus, ein 461-Seiten-Buch in allen wesentlichen Inhalten innerhalb von 2-3 Tagen aufzunehmen und dann zutreffend wiederzugeben. Genau das wäre aber erforderlich gewesen. Denn in 2-3 Tagen bilden sich die Grundhypothesen der aktuellen Berichterstattung heraus. In 2-3 Tagen muss man die Vorherrschaft über ein Thema errungen haben, sonst ist es zu spät, um allfällige Verzerrungen und Verleumdungen noch klarzustellen.

Gar nicht hoch genug anzurechnen ist deshalb einem deutschen Bundestagsabgeordneten das Bekenntnis: „Ich bin erst in Kapitel 3.“ Gesagt von Wolfgang Bosbach bei Anne Will, am vergangenen Sonntag. Da war das Buch schon eine Woche auf dem Markt. Thema der Sendung: Thilo Sarrazin ist weg. Im Raum schwebte die Frage: Ist Sarrazin ein Rassist? Der arme Bundestagsabgeordnete musste also zu einer Frage Stellung nehmen, die er zugegebenermaßen nicht beantworten konnte, denn er hätte unbedingt das Kapitel 6 „Bildung und Gerechtigkeit“ gelesen haben müssen, um eine Antwort finden zu können. So läuft der Hase aber.

Einen beliebigen Beleg für die hochwirksame Hetzkampagne eines Großteils der deutschen Medien und der deutschen Politik gegen Sarrazin liefert beispielsweise der folgende Artikel aus der führenden italienischen Tageszeitung La Repubblica – und wer des Italienischen mächtig ist, dem sei der Artikel wärmstens empfohlen:

La Bundesbank rompe gli indugi il razzista Sarrazin espulso dal board – Repubblica.it » Ricerca

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Bias against understanding

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Sep. 052010
 

A: „Ich habe das Buch gelesen und finde diese oder jene Meinung richtig. Ich halte den Autor für einen guten Kenner der Szene und glaube, dass ihn ein Verantwortungsgefühl für das Land beseelt. Leider kursieren so viele falsche Aussagen über die Inhalte des Buches, dass ich mich frage, ob die Journalisten das Buch ganz gelesen haben.“

B: „Sie haben eine falsche Vorstellung davon, wie Jornalismus funktioniert. Wir Journalisten können die Bücher gar nicht lesen, über die wir schreiben, dazu haben wir keine Zeit. Der Nachrichtenrhythmus ist viel zu schnell! Wir sichten Bücher oder vielmehr die Meinungen über Bücher daraufhin durch, was an ihnen verwertbar erscheint. Darüber schreiben wir einen Text und bieten ihn der Redaktion an. Je höher das Erregungspotential, desto besser.“

A: „Das heißt, am echten Verstehen eines Sachverhaltes sind Sie nicht interessiert?“

B: „So ist es! Die Briten sprechen von einer instinktiven Abneigung gegen das Verstehen-Wollen – a bias against understanding.“

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Juni 152010
 

Gespräch mit einer kurdischen Bekannten im Internet: „Ich fühle mich strukturell so benachteiligt!“ Warum?, frage ich.  „Ich bekam keine Gymnasialempfehlung!“ Das höre ich immer wieder: Kränkende, herabwürdigende Kommentare der Lehrer: „Du schaffst es eh nicht, du wirst eh geheiratet, du gehst eh zurück in die Heimat!“ Das tut weh. Das ist niederschmetternd.

Auch meine bayerische Mutter berichtete Derartiges. Sie war die einzige unter 4 Schwestern, die Abitur machte. Aygül Özkan berichtet es, Sawsan Chebli ebenfalls, Neriman Fahrali und Nihat Sorgec ebenfalls. Kränkungen, Demütigungen, Zurücksetzungen – die erlebt jede und jeder im Leben. Ich auch.

Ich halte dies aber für keine strukturelle Benachteiligung, sondern eine persönliche. Die Lehrer an der Grundschule haben sich offenkundig getäuscht.  Sie erkannten das Potenzial der begabten Zuwandrerinnen nicht sofort. Das ist ein Fehler in der Einstellung, ein Mangel an Vertrauen in die Kräfte der jungen Menschen.

Das muss man ändern. Jede kann es bei uns zum Abitur schaffen, wenn sie fleißig ist und der Vater oder Lehrer dem keine Hindernisse in den Weg stellt. Deswegen sollte man aber nicht gleich von struktureller Benachteiligung sprechen.

Im Gegenteil: Wäre es diesen Frauen und Männern möglich, im kurdischen Teil der Türkei, in Ägypten, in Libanon 12 oder 13 Jahre lang kostenlose Schulbildung zu genießen und ihre Herkunftskultur frei und unbedrängt zu pflegen? Ist es möglich, in der Türkei seine kurdische Identität öffentlich zu pflegen? Wird in türkischen Kitas in Istanbul oder Ankara das Newroz-Fest gefeiert? Was sagt die Jitem dazu?

Sind sie nicht eher privilegiert, dass sie sich im multiethnischen Zuwanderungsland  Deutschland durch eigene Anstrengung und Fleiß etwas erarbeitet haben, worauf sie nun stolz sein können?

Das ständige Jammern über Benachteiligung wird mittlerweile zum Selbstläufer, um Geld und nochmal Geld für die eigene Benachteiligten-Gruppe zu verlangen. Na, und wer verwaltet dieses Geld dann? Natürlich – die SprecherInnen der Benachteiligten!

Ich bin übrigens ebenfalls vielfach benachteiligt: Absolute ethnische und religiöse Minderheit in Kreuzbergs staatlichen Grundschulen, deshalb massiver Verdrängungsdruck aus Kreuzberg weg, ständig unter Anpassungszwang!

Schweinefleisch-Verzicht in der Schulöffentlichkeit! Außerdem: Beim Skoda-Velothon bekam ich keine Zeitgutschrift, obwohl ich ganz hinten startete und es mein erstes Rennen war.

Und wisst ihr was: ich fühle mich nicht benachteiligt.

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Bitte weniger jammern, bitte mehr lernen!

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Juni 102010
 

23052010001.jpg „Statt Langzeitarbeitslosigkeit zu finanzieren, konzentrieren wir uns auf die Bildung.“

So rechtfertigt Ministerin von der Leyen das Sparpaket der Bundesregierung. Und das ist exakt die Forderung, die ein unerheblicher Blogger wie dieser hier immer wieder aufgestellt hat.  Umschichtung der öffentlichen Mittel – weg von der Hilfe zum Lebensunterhalt, weg von der Einladung zur Staatsausbeutung, hin zur Bildung der nachwachsenden Generation.

Es kann doch keinem Zweifel unterliegen, dass die zahlreichen staatlich finanzierten Bildungsmaßnahmen für Arbeitslose, auf die bisher ein Anspruch bestand und die nunmehr dem Ermessensspielraum des Bearbeiters unterliegen, häufig einem Verschiebebahnhof glichen.

Mehr lernen, mehr selber machen, statt ständig Ansprüche gegenüber dem Staat „geltend zu machen“ und „einzufordern“: Genau dies würde ich auch den wieder einmal streikenden Schülern und den ewig nörgelnden Eltern zurufen.

Statt jetzt ständig erneut zu jammern, wie schlecht es um die Bedingungen des Lernens bestellt sei, sollten wir lieber ernst machen mit dem Lernen. Lernen kann man überall. Auch unter widrigen Bedingungen. So habe ich mir beispielsweise auf den langen Busfahrten vom Gymnasium nachhause selbständig italienische Vokabeln eingeprägt. Diese Vokabeln „sitzen“ heute noch. Und ich verdiene damit sogar Brötchen für meine Familie. Alles außerhalb der Schule gelernt!

Für Faulheit gibt es keine Entschuldigung. Jede und jeder kann in Deutschland Lesen, Schreiben, Rechnen, die deutsche Sprache, Singen, Schwimmen, das Auf-einem-Bein-Stehen, das Rückwärtsgehen und das Vorwärts-Radfahren lernen. Er oder sie kann – das Lernen lernen.

Wer es im Alter von  20 Jahren immer noch nicht will oder nicht kann, dem wird auch die beste staatliche Förderung nicht helfen.

Kritik aus Frankreich: Deutschlands Sparpaket – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik

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Muss der Staat die Familien erlösen und endlich glücklich machen?

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Juni 032010
 

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Streitgespräch: „Eltern wird es in Berlin nicht leicht gemacht“ – Familie – Berlin – Tagesspiegel

Lesenswertes Interview mit drei Vätern und einer Mutter im gedruckten Tagesspiegel heute auf S. 10! Jürgen Zöllner, Franziska Eichstädt-Bohlig, Thomas Heilmann und Peter Ruhenstroth-Bauer. Viele gute und treffende Beobachtungen in diesem Geplauder, ehrliches Ringen um das gute Wort! Am besten gefallen mir persönlich die Bemerkungen Thomas Heilmanns (Fettdruck durch dieses Blog):

  … und die Autos bringen dann die Kinder zu Schule. Hier werden Stadtplanungsfehler ausgebadet, die Jahrzehnte alt sind. Provozierend ist allerdings, dass die Probleme nicht angepackt werden. […]

Wenn wir wirtschaftlich nicht mehr Dynamik in die Stadt bringen, wird alle Familienpolitik nur den Charakter von Trostpflastern haben. Dazugehören heißt eben auch, dass die Familie mit wenigstens einem Elternteil am Erwerbsleben teilnimmt. Wenn das nicht klappt, ist man schon ein Stück weit ausgeschlossen. […]

Zustimmung, Herr Heilmann! In der Sozialhilfe wird Integration nicht gelingen. Die Familien müssen mit mindestens einem Elternteil am offiziellen Erwerbsleben (nicht nur an der Schattenwirtschaft) teilnehmen. Diese Meinung teile ich voll und ganz.

Und jetzt erwartet ihr, dass auch ich meinen Senf dazugebe? Hier kommt mein Senf dazu. Achtung! Es ist scharfer Senf:

Das Hauptproblem in den Innenstadtquartieren ist heute ein ethnisches und ein kulturelles: Staatlich beförderte Segregation, Selbstabschottung der kurdischen, türkischen, arabischen Familien. Staatliches Faulbett allenthalben. Die zahlreichen Vorgängersenate (SPD- und CDU-geführt) haben zum eigenen Vorteil ein Desaster ohnegleichen angerichtet, insbesondere im Immobiliensektor. Verstrickung in Korruption, Kriminalität, Verbrechen, Vorteilsnahme ohne Ende! Darüber ist zu reden!

Ein klares Schuldeingeständnis fehlt bis zum heutigen Tag. Weder SPD noch CDU haben klaren Tisch gemacht. Sie haben nicht ausgeräumt. War Landowsky an allem schuld? Haha! Wurde Lars-Oliver Petroll ermordet? Oder hat er sich erhängt? Fragen, Fragen, Fragen! Fragen, die nur diejenigen beantworten könnten, die 2001 in der SPD und CDU Berlins mitgemischt haben. Aber sie tun es nicht, haben es nicht getan.

Nein, so wird das nichts. Da muss dringend Tacheles geredet werden. Anpacken, aufklären, ausräumen!

Nächstes Jahr jährt sich der Bankenskandal von 2001 zum 10. Male. Dieses Blog sieht genüsslich den Gedenkfeiern und Besinnungsritualen entgegen! Am liebsten 2 Wochen vor der Abgeordnetenhauswahl! Oder doch eher? Wann wird das angepackt? Wann wird hier endlich ausgepackt?

Zugleich sehen wir die Verdrängung der leistungswilligen russischen, polnischen, chinesischen und deutschen Familien aus den Innenstadtbereichen.

Leider äußern kluge, von mir geschätzte Leute erneut im Interview den nicht auszurottenden Unsinn vom „Armutsrisiko“ in unseren Innenstadtquartieren. „Kinderarmut“ usw. Das ist Unsinn, den man nicht mehr wiederholen sollte. Geht doch nach Indien, nach Angola, wenn ihr Armut sehen wollt! Bei uns in Kreuzkölln gibt es keine nennenswerte Armut. Es herrscht vielmehr Kinderreichtum, Reichtum an Kindern und Reichtum durch Kinder! Kinder bedeuten Stütze satt, Wohngeld, Kindergeld. Man hat ausgesorgt. Lebenslang.

Den Familien und Clans bei uns in Kreuzköllnwedding geht es materiell sehr gut, weit besser als in den anderen Ländern. Sie haben reichlich Geld aus den unterschiedlichsten Quellen, z.B. dem Sozialamt (aber das ist nur eine Quelle, die Schwarzarbeit und die Kriminalität sind die anderen).

Woran es den Kindern fehlt, ist streng-liebevolle, individuelle, persönliche Zuwendung durch Vater und Mutter. Erziehung zur Achtung, zum Anstand, zum Fleiß, zur persönlichen Leistung und zum Gemeinsinn, das fehlt. Das halte ich persönlich (ich, Johannes Hampel, wohnhaft in Kreuzberg) für das größte Problem der Familien in unserer Stadt Berlin. Für diese Aussage halte ich auch gerne meinen Kopf hin.

Die Schulen leisten Herausragendes, hängen sich rein. Aber der Staat bestärkt die Empfängerhaltung, fördert Nichtstun, Staatshörigkeit und Anspruchshaltung ohne Ende.

Schon der Titel des Interviews belegt dies erneut: „Eltern wird es nicht leicht gemacht“. Der Staat soll es also den Eltern „leichter machen“. Das ist ein Missverständnis.

Im Geiste der Klarheit, im Geiste der Wahrheit wird Berlin einen Neuanfang schaffen!

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Mai 042010
 

So rief ich aus, als ich eben die Pläne des Berliner Senats zur Förderung der ach so dauerbenachteiligten Migranten las. Das Blog „Die neuen Deutschen“ berichtet soeben darüber.

Ich selbst gehöre mindestens 12 verschiedenen Benachteiligtengruppen an. Jeden Tag denke ich mir neue Benachteiligtengruppen aus, denen wir angehören. Z.B. gehörte ich zu den benachteiligten altdeutschen Kindern, die in eine Klasse mit weniger als 80% Migrantenanteil gehen mussten. Uns fehlte in der Kindheit die Gelegenheit zu spüren, wie es sich anfühlt, einer kleinen ethnischen Minderheit anzugehören. Ein klarer Qualifikationsrückstand!

Na, immerhin ist mein eigener leiblicher Sohn auf Lebenszeit ein Migrant. D.h., er würde in den Genuß der neuen Migrantenförderung kommen.

Das Blog „Die neuen Deutschen“ bringt heute dankenswerterweise auch die 4 Kriterien der Definition eines Migranten – lesenswerter Beitrag!

Die neuen Deutschen
“Hurra, du bist Migrant, denn dein Vater ist Ausländer! Er ist ein Migrant!” – so mag manche deutsche Mutter ihrem deutschen 17-jährigen Sohn verkünden, wenn der Vater, ein aus Iran stammender Chefchirurg, der 1981 nach Deutschland übersiedelte, zum Abendessen in das eichengetäfelte Esszimmer tritt.

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Apr. 122010
 

Jestem całym sercem z rodziną prezydenta i z rodzinami innych ofiar.

Mit diesen Worten drücke ich meine Teilnahme an dem schrecklichen Unglück aus.

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Beklagter Anspruchsgegner: Staat

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Apr. 122010
 

Eine herrliche Belegsammlung für das vorherrschende Sozialstaatsverständnis liefert der aktuelle SPIEGEL, S. 40-44. Wäre es nicht so traurig, man könnte schon wieder lachen – ein Richter namens Rieckhoff erlaubt sich sogar zu lachen. Die zornfunkelnde Anwältin des Klägers darauf: „Lachen Sie ruhig, das zeigt mir, wo Sie stehen!“

Der Staat – so die allgemeine Lehre – muss allen hier lebenden Menschen unbegrenzt, dauerhaft und ohne Gegenleistung ein anständiges Dasein, Teilhabe am Wohlstand, ein Aus- und ein Einkommen sichern. Eine Vielzahl an Anspruchstiteln, Zuständigkeiten, Regelungen, Ausnahmeregelungen laden geradezu dazu ein, ein Maximum an Geld aus dem Staat herauszuholen. Beispiel: Ein Berechtigter namens Omar bezieht zusätzlich zum Lebensunterhalt 300.- Euro Wohngeld, schläft aber bei einem Bekannten auf der Couch. Die 300.- Euro sind folglich mühelos verdientes Bargeld, das sofort zur Verfügung steht.

Jeder, der sich im Sozialrechtsdschungel auskennt, wird auf Anhieb sofort ein paar Dutzend derartige Kniffe aufzählen können. „Aber der Wohngeld-Berechtigte zahlt Miete für die Couch!“, so die wutschnaubende Anwältin des Opfers. „Wo ist der Mietvertrag?“, so der lachende Richter. „Es existiert eine gewohnheitsrechtliche Vereinbarung zwischen Mieter und Vermieter: Zahle mir das, was du kannst„, so die Wutschnaubende. Der Lachende zeigt sich unbeeindruckt und streicht kaltlächelnd die 300.- Euro. Bis zur nächsten Instanz.

Wieviel kosten diese Theateraufführungen? Was kostet eine solche Gerichtsverhandlung den Staat? Wer profitiert davon? Sicherlich die zornfunkelnden Anwälte. Eine zuverlässig sprudelnde Einkommensquelle und Sozialrechts-Rechtsanwaltsarbeitslosigkeitsvorbeugeversicherung sind die Berge an Sozialklagen, die die deutschen Gerichte beschäftigen. Ferner profitieren die Zeitschriften wie der SPIEGEL, die Stoff für rührselig-weinerliche Geschichten bekommen. Dann natürlich Politiker, die für eine Glattstellung aller Leistungsansprüche eintreten, nach dem Motto: „Schluss mit lustig: 1.200.- für alle, die zu uns kommen und sagen: Da bin ich und ich bereichere euch. Ohne Nachprüfung. Punkt.“

Der Unterhaltungswert dieser Komödien wird dennoch sinken, sobald man erkennt, dass immer wieder dasselbe Stück aufgeführt wird.

Ich persönlich vertrete gegenüber der oben skizzierten vorherrschenden Lehre eine abweichende Meinung. Ich meine: Der Staat ist eine gemeinsame Sache aller. Er darf nicht vorrangig als Anspruchsgegner gesehen werden.

Die Familien müssen in aller Regel selber für sich sorgen. Die Familie ist seit Jahrtausenden der wichtigste Garant sozialer Sicherheit, nicht der Staat. Die Familie muss wieder stärker als die große Keimzelle sozialer Solidarität gesehen werden. Der Staat schafft durch Bildung nur die Bedingungen, damit möglichst alle Kinder befähigt werden, später einmal selber für sich und ihre Familien zu sorgen. Durch Erwerbsarbeit, nicht durch Theaterstücke.

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Wir brauchen alle!

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März 222010
 

Brauchen wir die demokratische Einheitsschule?“, frug unlängst ein Zuhörer listig-treuherzig die Bildungsministerin Schavan in der  Katholischen Akademie Berlin. Darauf blieb ihr keine andere Antwort als das Nein. Die „demokratische Einheitsschule“, das war die offizielle Doktrin der DDR, und diese offizielle Doktrin führte zu …? Zu einem stärkeren Gemeinsinn? Zu mehr Leistung? Ja lernten die Schüler in der DDR denn überhaupt etwas? Kannten sie am Ende ihrer Schulzeit Gedichte, hatten sie den Faust gelesen, konnten sie die deutsche Rechtschreibung, konnten sie den Dreisatz? Kam es zu einem Abbröckeln der zementierten Eliten? Gab es Leistungsträger? Fühlten sich alle mehr oder minder als „Bürger der DDR“?

Ich habe mich erkundigt: Die Antwort lautet ja. Alle konnten am Ende der Schulzeit die deutsche Rechtschreibung. Deutsch lesen und schreiben konnten sie alle, alle kannten deutsche Gedichte und alle kannten den Faust von Goethe. Und alle konnten die Prozentrechnung. Alle fühlten sich mehr oder minder als „Bürger der DDR“.

Und heute? Kennen alle deutschen Schüler oder wenigstens alle Abiturienten am Ende ihrer Schullaufbahn Hochdeutsch, die deutsche Rechtschreibung und die Prozentrechnung? Kennen sie ein Gedicht? Können sie einige Lieder in deutscher Sprache singen? Fühlen sich alle mehr oder minder als Bürger der Bundesrepublik Deutschland? Als Bürger nicht erster und zweiter Klasse, sondern schlicht als Bürger? Ich frage euch persönlich, ich frage nicht infratest, dimap oder Allensbach!

Übrigens: Im Anschluss an ihre Absage an die „Einheitsschule“ hob Ministerin Schavan die Vorzüge der Zweigliedrigkeit hervor – von der „heiligen“ Dreigliedrigkeit (Gymnasium, Realschule, Hauptschule) sprach sie allenfalls mit ironischem Unterton …

Wir haben verstanden! Einerseits also praktisch-berufsbezogene Ausbildung an Haupt- und Realschule , andererseits teoretisch-akademische Vorbildung für die Universität? Alles paletti? So einfach ist das Leben nicht! Mariam Lau, die ehemalige tazzlerin, in diesem Blog mehrfach zitiert, schreibt zum Thema Bildung heute – nunmehr in der WELT aus dem Hause Springer:

Leitartikel: Neue Töne in der Bildungspolitik der CDU: Jenseits des Gymnasiums – Nachrichten welt_print – Debatte – WELT ONLINE
Aber die Bundesrepublik verliert pro Jahr 200 000 Jugendliche, die von der Schule abgehen, ohne wirklich Lesen und Rechnen zu können. Viele von ihnen sind Migranten, die ihre Schullaufbahn schon mit Sprachdefiziten beginnen. Viele sind „weiß“ und nie in ihrem Leben aus ihrer Heimatstadt herausgekommen, kennen kein Gedicht und wissen nicht, was ein Fieberthermometer ist. „What a waste!“ schreibt das britische Magazin „Economist“ in seinem großen Deutschlandpanorama; was für eine Verschwendung von Hoffnung und Potenzial.

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Feb. 282010
 

Die neuesten Daten, die die Morgenpost heute bringt, belegen es erneut: ich wohne im ärmsten Bezirk Berlins. Doch echte Armut gibt es hier nicht.  Echte Armut beschrieben Dickens, Friedrich Engels, John Galsworthy – und andere. Armut, das sind zerlumpte, hungernde, bettelnde Menschen. Eine typische Armuts-Szene beschreibt John Galsworthy in seinem Roman Beyond:

Beyond, by John Galsworthy
The usual route from the station to Bury Street was „up,“ and the cab went by narrow by-streets, town lanes where the misery of the world is on show, where ill-looking men, draggled and over-driven women, and the jaunty ghosts of little children in gutters and on doorsteps proclaim, by every feature of their clay-coloured faces and every movement of their unfed bodies, the post-datement of the millennium; where the lean and smutted houses have a look of dissolution indefinitely put off, and there is no more trace of beauty than in a sewer. Gyp, leaning forward, looked out, as one does after a long sea voyage; Winton felt her hand slip into his and squeeze it hard.

Also: „Krank aussehende Männer, zerlumpte erschöpfte Frauen, gespenstische kleine Kinder im Rinnstein …“ Ernst Bloch schreibt in seinem „Prinzip Hoffnung“ zu eben dieser Stelle:

„Wenigstens hat der Arme den Vorteil, schmutzig auszusehen. Er bietet keinen schönen Anblick, er wirkt vorwurfsvoll, auch wenn er schweigt. Der Arme darf ans Herz, doch freilich nicht an den Beutel greifen; letzteres tut der Herr, um das Elend, von dem er lebt, zu mildern.“

Bloch, Adorno, Dutschke, Habermas, Gysi  – sie alle kannten und kennen Armut als erlesene Armut nur aus den Büchern. All die Aufrufe zur Revolution, zum Systemwechsel wegen angeblicher Verelendung des Volkes waren erborgt aus diesen und anderen Lesefrüchten. Für Marx und Engels hingegen lag Armut noch vor Augen. Wir haben in der Bundesrepublik jeden Begriff davon verloren, deshalb das sinnleere Gerede von Armut.

Gestern fuhr ich mit der BVG vom Märkischen Viertel über den Hermannplatz Neukölln zurück in mein armes Kreuzberg. Besuche auch du, lieber Leser, Neukölln! Betrachte die jungen Männer in ihren weißen Jeans, ihren Markenklamotten, mit ihren i-pods, ihren gegelten Haaren, ihrem kurzrasierten Haar. Ihrem platzgreifenden, selbstbewussten Gebaren. Sie kennen keine Armut. Die Notwendigkeit zu arbeiten kennen sie ebenfalls nicht. Es macht ihnen keine Mühe, irgendeine Frau, irgendein Mädchen in der U-Bahn anzuquatschen und dreist zu behelligen, solange sie keinen Schleier trägt.  Diese jungen Männer werden die Prozentrechnung am Ende der 10.Klasse und auch die deutsche Rechtschreibung nicht beherrschen, irgendein Unternehmen in Ludwigsfelde oder Fürstenwalde wird sie nicht einstellen. Dennoch sind sie perfekt integriert. Integriert untereinander, in ihren Sippen, in den sozialen Stützungssystemen.

Sie sind nicht arm. Sie leben in vollkommener Freiheit. Hartz IV sei Dank. Sie können tun und lassen, was sie wollen. Über sie und genau sie schreibt Karl Marx im dritten Band des Kapitals:

Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion.

Zitat: Ernst Bloch, „Prinzip Hoffnung“, 2. Band, Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 1977, S. 1045

Bild: Am U-Bahnhof Möckernbrücke, Abendstimmung vor dem Sturm, heute, 28.02.2010, 18 Uhr

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Feb. 232010
 

22022010007.jpg Schöner, guter, aufschlussreicher Abend bei der Türkisch-Deutschen Unternehmervereinigung gestern am Kürfürstendamm! Armin Laschet, der Minister aus Nordrhein-Westfalen, stellt sein Buch „Die Aufsteigerrepublik“ vor, das dieses Blog leider viel zu spät, erst 2 Monate nach Erscheinen, nämlich am 05.12.2009 rezensiert hatte.

Laschet gelang es gestern, sein Anliegen erzählend, erklärend, „mit kurzem Aufschlag“ in etwa 15 Minuten zusammenzufassen. Serve, Volley, Punkt gemacht! Seine Botschaft: Deutschland ist „ganz oben“ und „ganz unten“ in Strukturkonservatismus erstarrt. Vorstandsvorsitzendenfamilie gebiert Vorstandsvorsitzendenfamilie. (Ich ergänze: Graues Kloster gebiert Graues Kloster). Hauptschule gebiert Hauptschule. Hartz-IV gebiert Hartz IV. Und so weiter. Laschet dagegen: Das Land braucht die Aufsteigergesinnung! Das Einwanderungsland muss allen die Sprossen zum Aufstieg bereitstellen. „Wir haben uns versündigt.“ Klares Schuldbekenntnis der deutschen Politik steht bei Laschet am Anfang, wie in der katholischen Messe! Peccavimus! Wunderbar, mirabile dictu!

Was mir besonders gefällt: Laschet erkennt, dass das ganze Thema keine Frage der Verteilungspolitik, keine Frage der Finanzen ist – sondern eine Sache des Umdenkens!

Ich spitzte die Ohren. Von Laschets Ansichten war ich vorher schon begeistert, blieb es auch gestern. In den Plaudereien mit den türkischen Unternehmern vor der Lesung hatte ich schon gesagt: „Ich halte dieses Buch für einen großartigen Wurf! Für einen Quantensprung in der ganzen Integrationsdebatte!“

Interessant die Aussprache nach der Lesung. Es kamen, – was?  Die üblichen Forderungen, wie gehabt: DAS PUBLIKUM: „Ihr müsst den Lehrern mehr Gehalt zahlen, dann werden auch Abiturienten mit Zuwanderungsgeschichte Lehrer werden.“ LASCHET: „Die wenigen Abiturienten mit Zuwanderungsgeschichte wollen lieber Ärzte, Anwälte oder Unternehmer werden, – aber nicht aus Geldgründen.“ DAS PUBLIKUM: „Wir brauchen kleinere Klassen, bei 36 Schülern ist kein sinnvoller Unterricht möglich, egal ob deutsche oder migrantische Kinder.“

Hierauf würde ich erwidern: Einspruch! Auch bei Klassenstärken von 50 Kindern ist sinnvolles Lernen möglich, wie in der multiethnischen Sowjetunion und im Nachkriegsdeutschland vorgeführt. Und wir haben in Berlin schon Klassenstärken in den sozialen Brennpunkten von oft unter 25 Kindern, eine zweite Lehrkraft ist routinemäßig im Raum. Was wollt ihr noch? Wer soll das bezahlen? Das ganze Berliner Schulwesen wird doch derzeit umgekrempelt!

Und noch einige andere Forderungen an die POLITIK äußerte DAS PUBLIKUM. Wie gehabt. Die Ansprüche an den allzuständigen Versorgerstaat sind weiterhin sehr hoch, das trat mir gestern wieder einmal sehr deutlich vor Augen. Das ist aber nicht die Aufstiegsmentalität, welche einzelne Politiker wie etwa Armin Laschet und neuerdings in seinen Fußstapfen sogar der Berliner Regierende Bürgermeister zu entfachen versuchen.

Der Groschen in der deutschen Integrationsdebatte ist noch nicht gefallen. Die goldenen Einsichten eines Armin Laschet sind da, man kann sie nahezu kostenlos abrufen. Niemand widerspricht ihnen mit sachhaltigen Gründen. Das Buch ist „wasserdicht“, faktengesättigt, es verströmt Zuversicht, Weisheit und Güte. Was wollen wir mehr?

Der Politiker Laschet hat mit seiner „Aufsteigerrepublik“ vorgelegt, wie es besser eigentlich nicht denkbar ist. Unsere Schulen sind viel besser als ihr Ruf. Der Ball muss nun zurückgeschlagen werden. Durch wen? Durch uns! Die Bürger müssen es jetzt stemmen. Wir armen Bürger müssen anfangen zu klettern. Wir tun es nicht. Warum? Es geht uns noch zu gut.

Und zwar denke ich mir das in all meiner Einfalt so: Nach dem 2. Weltkrieg lag das Land am Boden. Es gab nichts zu verteilen. Man brauchte den Erfolg. Und man hat ihn sich erarbeitet. Heute wird das ganze wieder verfrühstückt. Jede Kategorie will mehr abhaben von dem Kuchen, der mittlerweile durch heftige Staatschulden vorfinanziert wird. Durch wen? Durch unsere Kinder.

Kaum haben wir Jungs 300 Euro zusammen, mieten wir einen BMW Z3 für einen Tag. Für einen Tag groß rauskommen! Darum geht es uns Jungens. Wir kennen uns doch 🙂

Im U-Bahnhof ADENAUERplatz (sic!) fiel mir danach ein Plakat von Misereor ins Auge: „Gott kann nicht alles regeln.  Uns bleibt genug zu tun.“ Wer war mit ER gemeint? Der STAAT? Oder GOTT? Soll der gütige Versorgerstaat Gott spielen?

Mein Vorschlag zur Güte: Alle diese Veranstaltungen, wo man einander in guten Ansichten und Einsichten bestärkt, sollten abschließen mit einer Besinnung: „Was können wir tun? Was können wir ändern?“

Jeder Zuhörer sollte aufgefordert werden, eine Selbstverpflichtung abzugeben. Etwa so: „Ich werde morgen meine Nachbarn zum Tee einladen!“ Oder so: „Ich werde meine Kinder nicht mit dem Van zur Elite-Grundschule fahren, sondern melde sie in der staatlichen Kreuzberger Grundschule um die Ecke an.“ „Ich gebe meine Scheinadresse auf!“ „Und ich ziehe in ein Viertel um, wo sonst nur Hartz-IV-Empfänger wohnen!“ „Und ich mache meine Hausaufgaben!“ „Ich lerne Arabisch mit meinem Nachbarn!“ „Und ich lerne ein Goethe-Gedicht!“ „Ich schreibe ein Gedicht in deutscher Sprache!“

Wäre das ein Opfer? Ja! Selbstverständlich. Ein Opfer, das hundertfältige Frucht bringt.

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Subventionierte Verwahrlosung

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Feb. 022010
 

Wenig Sympathie kann ich den Streik- und Besetzer-Aktionen einiger Berliner Studenten abgewinnen. Gestern besuchte ich die FU-Rostlaube. Ich hatte den Eindruck eines friedlichen Freizeit-Happenings, eines fröhlichen Schlenderns und Feierns über 7 Tage die Woche. Der größte Hörsaal, Hörsaal Nummer 1, ist besetzt. Vorlesungen oder sinnvolle Arbeit sind dort nicht möglich.

Was ist die Legitimation der Besetzer? Sie wollen „freies, selbstbestimmtes Studium“ usw. Sie kämpfen gegen den Bachelor-Titel, gegen die Verschulung des Studiums und ähnliches mehr. Diese Besetzer gebärden sich als eine leidende, unterdrückte Minderheit. Aber ich konnte mich vergewissern: es geht ihnen gut, sie haben reichlich zu essen und trinken. Arbeiten müssen sie nicht.

Das eine oder andere ihrer Anliegen mag berechtigt sein. Gut, dann mögen sie es schriftlich und mündlich, in Demos, in Leserbriefen und selbstverwalteten Seminaren und ähnlichem vorbringen. Aber ganze Hörsäle über Wochen komplett lahmlegen, ohne jede demokratische Legitimation, das geht einfach nicht. Dagegen werde ich immer auftreten. Das ist ein Akt der Gewalt.

Durch diese Besetzung verscherzen sie bei mir jede Sympathie. Die Rostlaube der FU (also der FU-Bau an der Habelschwerdter Allee) beginnt zu vermüllen. Vermüllung hat sich ausgebreitet. Holla! Ich zahle als arbeitender Bürger kräftig Steuern und finanziere damit die Verlängerung der Studiendauer durch derartige Blockade-Aktionen mit!? Das passt mir nicht, oh StudentInnen!

Ich sehe überall Forderungen, Ansprüche, Beschwerden! Alles soll kostenlos sein. Alles soll so sein, wie die Studentinnen und Studenten, oder vielmehr eine kleine Minderheit, es gerne hätten. Die Besetzer sind wie die Kinder. Sie wollen alles und zwar JETZT. Zahlen tun die anderen.

Oh verehrte StudentInnen! Werte Studierende! Warum geht ihr nicht in die Parteien und mischt sie ein bisschen auf? Unterwandert die Parteien! Wo sind eure Briefe an Abgeordnete, wo sind eure Teach-Ins, wo sind eure Bücher, wo sind eure Analysen? Was von euch kommt, ist nur Agitation – soweit mir bekannt.

Warum jammert ihr so viel und warum studiert ihr so wenig?

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