Aug. 252010
 

Schulnote 1 verdient heute ein bekannter Gastautor mit seinem Beitrag für die BILD auf S. 10. Vorbildlich, dass Sarrazin von sich erzählt – von seinen eigenen Schulschwierigkeiten. „Ich war schwer zu lenken.“ Diese Eigenschaft zeichnet diesen Menschen heute noch aus. Gut für die Freiheit!

Wichtigster Satz aus meiner Sicht: „Niemals darf man es dem Einzelnen durchgehen lassen, sich auf Gruppennachteile herauszureden.“

Bei den Sozialarbeitern und Lehrern, den Schulleitern und Erziehern in Berlins durch Benachteiligungsgequatsche geprägten Innenstadtbezirken dürften Sarrazins heutige Vorschläge auf eine Zustimmung von 60-70% stoßen, wenn nicht höher.

Der gute Praxis-Tipp:

Schneidet die konkreten Lösungsvorschläge Sarrazins aus, legt sie anonym den Berliner Lehrerinnen und Erzieherinnen vor, und fragt sie: „Wie finden Sie diese Vorschläge?“

Bitte nicht verraten, dass Sarrazin es gesagt hat. Sarrazin genießt stillschweigend unter der Hand hohe Zustimmungswerte, das könnte das Ergebnis der Umfrage grob verfälschen.

Nicht alles, was Sarrazin sagt, muss man für richtig halten.

Aber für einen der schwersten politischen Fehler, die man in Berlin und in Deutschland begehen kann, hielte ich es, wenn man in den parteiübergreifenden, einhelligen Chor der ach so mutigen Sarrazin-Prügler einstimmte. Damit schösse sich die SPD unheilbar ins Bein, wenn sie Sarrazin „absägte“ und ausschlösse.

Der Mann könnte – sofern er eine Partei gründete – bei Wahlen abräumen, und zwar quer durch alle Parteien hindurch, bei der CDU sowieso, ebenso bei den Grünen und sogar in seiner SPD und der Linken – übrigens auch bei den zahlreichen Migrantinnen und Migranten, um die sich sonst ja niemand kümmert. Das Hohelied des Fleißes, der persönlichen Anstrengung, welches Sarrazin heute in BILD singt, das kommt bei der Mehrheit unserer Türken gut an!

Man besuche bitte einmal eine türkische Grundschule. Da werden einem die Augen übergehen.

Thilo Sarrazin: Jeder Schüler sollte eine Uniform tragen – Politik – Bild.de

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Juni 292010
 

Man muss positive Botschaften aussenden! Das erfahre ich als Radfahrer immer wieder. So erzeuge ich bei Gesprächen gleich eine gute Stimmung, wenn ich erzähle, dass ich oft gelobt werde, wenn ich bei Rot anhalte. „Sie HALTEN ja bei ROT! Das ist aber schön!“ Tja, so fällt man auf!

Das Beste in dieser Art erfuhr ich vor zwei Tagen, als ich von der Möckernstraße in die Stresemannstraße einbog. Selbstverständlich mit deutlichem Handzeichen.

Ein vielleicht 9-jähriger Junge rief mir zu: „Tolles Handzeichen!“ Das freut mein Radlerherz natürlich. Hey, Jungs: Das kann man auch nachmachen! Gute Laune steckt an!

Unser Bild zeigt ein Stillleben am Kottbusser Tor, aufgenommen heute.

Verkehr: Radler sind oft selbst schuld an Unfällen – Polizei & Justiz – Berlin – Tagesspiegel
20 Fahrradunfälle pro Tag
Fast 20 Verkehrsunfälle mit Radfahrerbeteiligung gibt es in der Stadt jeden Tag, die meisten montags und dienstags. Und noch etwas ist bei Unfällen mit Radfahrern die Regel: Wie bei den aktuellen Zusammenstößen am Montag hat der Radfahrer verbotenerweise die Straße gekreuzt oder sich falsch in den Fließverkehr eingeordnet. Tödlich verunglückten im vergangenen Jahr neun Berliner Radfahrer, bei Unfällen mit Fahrrädern starben außerdem zwei Fußgänger. 2008 waren es insgesamt zwölf Tote, in diesem Jahr starb bis jetzt ein Radler. Besonders gefährlich für alle – auch ordnungsgemäß fahrende – Radler sind abbiegende Lastwagenfahrer, nicht zuletzt wegen des „toten Winkels“.

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Juni 192010
 

19062010.jpg Na, rätselt mal schön! Na, immer noch nicht erraten?

Dann ist es eine sehr gute Werbung! Es geht um Wodka – den absoluten Renner unter den Jugendlichen heute. Eine sanfte Einstiegsdroge!

Die Jugendlichen treffen sich oft zum „Vorglühen“, leeren eine Flasche zuhause, das ist billiger. Dann geht’s zum Chillen in eine unserer berühmten Bars. Herrlich, dieser Sommer! Herrlich, diese Blondinen! Herrlich, dieser Wodka!

Bild aufgenommen heute vor dem Finanzamt Kreuzberg.  Finanzamt? Brrr, das BRENNT wie Wodka!

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Mai 142010
 

Kaum ein Vorwurf trifft die Politiker so stark wie der der „sozialen Kälte.“ „Zu hart“, „ungerecht“, „die ganz oben holen sich doch auch, was sie kriegen können“ usw.usw.

Besonders hart treffen diese Vorwürfe die Politiker in Wahlzeiten (also eigentlich immer). Denn das ist nun einmal ein ehernes Gesetz: Die Politiker müssen die Wünsche der Wähler erfüllen. Wer die Wünsche seiner Wähler besser erfüllt, der wird auch gewählt.

„Der totale Leistungsentzug für junge Sozialhilfebezieher kann Kleinkriminalität und Verschuldung fördern.“ Dies mag zutreffen. Aber Kriminalität und Verschuldung wird doch auch durch den bedingungslos gewährten Bezug der Sozialhilfe gefördert. Davon können wir in Neukölln und Kreuzberg ein Liedlein singen. Unsere berühmten jugendlichen Intensivtäter leben doch alle von Sozialhilfe! Oder sind es nur fast alle?

Ich halte trotz aller Unkenrufe den totalen Leistungsentzug von Sozialhilfe bei geringfügigen Pflichtverletzungen nach den jetzigen gesetzlichen Regelungen für richtig.

Bitte nicht so viel herumeiern!

Und natürlich: „Die ganz oben holen sich doch auch, was sie kriegen können.“ Auch daran mag viel Wahres sein. Das rechtfertigt aber nicht, dass man mit vollen Händen das Geld anderer Leute verteilt. Dass der Staat ausgenommen wird wie eine Weihnachtsgans, das ist der große Fehler – ganz oben wie ganz unten.

Und wer gegen „soziale Kälte“ ist, der sorge für ein wärmeres Klima im Zusammenleben. Warum nicht mal beim Ampelstopp freundlich lächeln? Einen freundlichen guten Morgen wünschen? Warum nicht mal die eigenen Kinderchen in eine ganz normale Kreuzberger staatliche Grundschule zu uns Unterschichtlern schicken? Dadurch können alle diejenigen, die über soziale Kälte jammern, sehr viel mehr für die soziale Wärme tun als wenn sie sich mannhaft gegen „soziale Kälte“ in die Brust werfen.

Wir Unterschichtler warten.

Selbst Arbeitsagenturen müssen schlucken: „Hartz-Sanktionen sind zu hart“ | Frankfurter Rundschau – Top-News
Kritik an Hartz IV kommt jetzt auch aus dem Innern der Arbeitsagenturen. Jobvermittler halten die scharfen Sanktionen gegen junge Arbeitslose für falsch. Der totale Leistungsentzug kann demnach Kleinkriminalität und Verschuldung fördern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Autoren der Studie appellieren an den Gesetzgeber, die Sanktionen für junge Hartz-IV-Empfänger grundlegend zu überdenken. Ihr Wort hat Gewicht, denn das IAB ist die Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit. Doch die Behörde schlug den Rat der Wissenschaftler zunächst in den Wind: BA-Vorstand Heinrich Alt verteidigte gestern den Leistungsentzug: „Wir müssen konsequent in der Ansage sein statt herumzueiern“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa

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März 162010
 

Noch einmal eine Stunde habe ich herumgebosselt an dem Vorschlag „Modellbezirk Radverkehr“. Den werde ich morgen im Fahr-Rat im Rathaus Kreuzberg vortragen dürfen. Ob es die Mitglieder des Rates zu überzeugen vermag? Zweifel sind angebracht! Zuviele Gewohnheiten werden hier durchbrochen. Darf man denn einfach neue Pfade betreten – auch wenn manches auf Ablehnung stößt? Ich glaube: ja! Man soll sogar!

Und so geht es los:

Friedrichshain-Kreuzberg – ein Bezirk steigt auf

Schaffen wir den Modellbezirk Radverkehr!

Vorschlag von Johannes Hampel für die Sitzung des bezirklichen Fahr-Rates Friedrichshain-Kreuzberg am 17.03.2010

1.       Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg erklärt sich durch Beschluss der BVV für die Zeit vom 01.09.2010 bis 31.08.2011 (Zeiten veränderbar) zum Modellbezirk Radverkehr.

2.       Alle Fachbereiche der Kommunalpolitik (namentlich Stadtplanung, Bildung, Sport, Wirtschaft, Ordnungsamt, Gesundheit, Soziales, Jugend, Familie, Schule, Bauen, Wohnen, Immobilienservice) verpflichten sich für die Laufzeit des Programms auf den Modellbezirk Radverkehr.

3.       Die Verantwortung für die Umsetzung des BVV-Beschlusses und die Koordination der Maßnahmen wird einer hierzu geschaffenen Funktion oder der Sprecherin des Fahr-Rates übertragen.

4.       Die Maßnahmen umfassen kostengünstige, leicht umsetzbare Maßnahmen. Der Bezirkshaushalt wird nicht zusätzlich belastet. Kostspielige zusätzliche Tiefbaumaßnahmen in der Radverkehrsplanung werden vermieden.

5.       Der  von der BVV 2006 in Auftrag gegebene frühere „Vertiefungsplan Radverkehr“ wird durch einen anschlussoffenen, periodisch fortzuschreibenden Radverkehrsentwicklungsplan 2011-2015 ersetzt, der neben dem üblichen topographischen Kartenwerk auch Zielvorgaben in Worten enthält.

6.       Der Modellbezirk Radverkehr wird durch ein Signet öffentlichkeitswirksam kommuniziert. Das Signet soll die charakteristische Umrisslinie des Doppelbezirks mit dem „Vorderrad“ Friedrichshain, dem „Hinterrad“ Kreuzberg und dem vorwärtsstrebenden „Kopf“ Stralauer Halbinsel aufgreifen. An allen Straßeneinfahrten in den Bezirk wird ein Schild angebracht, das auch das Signet zeigt:

Friedrichshain-Kreuzberg
Modellbezirk Radverkehr [Signet]

Oberstes Ziel des Programmjahres:
Gesamthafte Radverkehrsförderung als fachbereichsverklammernder Teil der Bezirkspolitik – aus einem Guss. Enge zeitliche Planung, terminiert, mit Evaluation am Schluss.

Hier das gesamte Dokument zum Nachlesen:

2010_03_17_fahrrat_modellbezirk_radverkehr_hampel.pdf

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März 132010
 

„Er war verloren und ist wiedergefunden worden“, so heißt es in der alten, ewig jungen Geschichte vom verlorenen Sohn. „Jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern.“

Wenn ich es recht bedenke, müsste diese Geschichte heute ebenso sehr auch als die „Geschichte vom verlorenen Vater“ erzählt werden. Wieviele Söhne und Töchter berichten mir davon, dass sie ihren Vater nie so recht gekannt, nie so recht gefunden hätten. Es ist, als hätte sich die Gestalt des Vaters verflüchtigt und müsste erst mühsam wiedergefunden werden. Der Vater – muss wiederkommen.

Die schönste Fassung dieser Geschichte von der Wiederkehr des Vaters bietet in meinen Augen Giani Stuparich, ein 1891 in Triest geborener, Italienisch schreibender Autor. Erst vor wenigen Tagen las ich seine Erzählung  „Il ritorno del padre – Die Wiederkehr des Vaters“. Ich kenne keinen anderen Autor, dem es so gut gelänge, dem zuhause verlassenen Sohn wie auch dem in der Welt verlorenen Vater Mitgefühl und Gerechtigkeit widerfahren zu lassen!

Der Vater – das ist ein Hallodri und Kneipengänger, ein Herumtreiber – so stellen ihn die Verwandten dar. Der Sohn stellt ihn sich ganz anders vor. Er meint: „Die allermeisten Verurteilungen verwandelten sich in Lobpreisungen.“  Der Vater ist stark, verständnisvoll, erfolgreich, warmherzig. So soll er zumindest sein in den Phantasien des Sohnes.

Und dann beschreibt Stuparich genau, was bei einer tatsächlichen Begegnung in Vater und Sohn vorgeht. Dieses Hin- und Herschwanken, diese Furchtsamkeit, sich auf einen anderen Menschen einzulassen! In der Begegnung mit dem kleinen Sohn erfährt der Vater seine eigene Schwäche und Verletzlichkeit. Er wehrt sich dagegen. Er möchte einfach so gehen, obwohl der Sohn gerade davor große Angst hat.

Dann bleibt er doch. Mit dem Rauch einer Zigarette bläst der Vater zum Schluss dem Sohn buchstäblich den Ruch des großen Lebens ein – im ausgetauschten Atmen ergibt sich etwas, woran so viele Vater-Sohn-Geschichten ein Leben lang sich vergeblich abmühen: die Versöhnung. Angeleitet von diesem „zarten lebendigen Gewicht, das sich in seine Brust hinabließ wie ein Anker in die beruhigt schimmernden Fluten eines stillen Hafens“, oder im Original:

Negli occhi aperti del padre passavano le luci di nuovi sentimenti, che davano alla sua faccia un’espressione di dolorante bontà. Erano stati sotto, in fondo al suo cuore quei sentimenti, repressi e soffocati da altre passioni: ora tornavano a galla, richiamati da quel dolce e vivo peso, che scendeva dentro il suo petto come un’àncora nelle acque riposate e limpide d’un porto in calma.

Ich empfehle diese meisterhafte Erzählung allen Töchtern und Söhnen, die bisher auf die Heimkehr des Vaters vergeblich gewartet haben.

Leseempfehlung: Giani Stuparich, Il ritorno del padre e altri racconti. Con una nota di Arrigo Stara. Verlag Giulio Einaudi, Turin 1961 und 1989, hier S. 18

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„Let us gather the light“

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Jan. 282010
 

Schneegestöber, Wortgestöber in der Stadt! Ich fräse mit dem Fahrrad meinen Weg durch kaum geräumte Seitenstraßen, ehe ich pfeilschnell auf den nunmehr nass tauenden Hauptstraßen dahinzische. Wir Allwetterradler finden stets unseren Weg!

Wusstet ihr schon? Morgen kommt James Ellroy zum Vorlesen ins Berliner Kaufhaus Dussmann. 19 Uhr.  Ich schnappe mir noch eben ein Exemplar seines neuesten Buches: „Blood’s a Rover – Blut sucht sich seinen Weg …“ Und schon pflüge ich durch die Seiten. Lese mich fest an folgenden berühmten Sätzen:

„We have endured a long night of the American spirit. But as our eyes catch the dimness of the first rays of dawn, let us not curse the remaining dark. Let us gather the light.“

Schön gesagt! Was haltet ihr davon? Selbstverständlich könnte man diese Grundhaltung für beliebige Situationen anraten: Nach dem Fall eines Unrechtsregimes, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, nach Skandalen, nach Erschütterungen, nach Kriegen … Die Botschaft ist klar: „Wir müssen nach vorne schauen! Die Vergangenheit soll uns nicht bannen.“

Wenn ich jetzt enthülle, wer diese vorbildlichen, schönen Worte verkündet hat, werdet ihr guten Deutschen mich gar nicht mehr mögen. Diese schönen Worte stammen von Richard Nixon. Er sprach sie am 20. Januar 1969 bei seiner ersten Amtseinführung. „His first inaugural“, so lernen es die amerikanischen Schulkinder.

„Discuss!“, heißt es beim englischen Aufsatzschreiben immer. Also, was haltet ihr davon? Discuss – Sinnt dem nach!

Nachweise:

Zitat: James Ellroy, Blood’s a Rover. Century, London 2009, hier: Seite 271

Foto: Hofgarten München. Aufnahme des Bloggers von vorgestern

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Lodenjanker oder Hoodie?

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Jan. 182010
 

Eins der wichtigsten Parteipapiere der letzten Monate ist die „Berliner Erklärung“ vom vergangenen Freitag. Es ist nichts Revolutionäres, aber doch eine klärende Erinnerung an das, was die CDU ausmachen sollte. Warum sage ich das? Weil hier verschiedene Grundbegriffe klar herausgestellt werden, die wirklich die Tore der Partei für alle öffnen könnten, auch hier in Friedrichshain-Kreuzberg. Wenn man etwa in der Kreuzberger Bergmannstraße die einzelnen Aussagen zu den Grundwerten herausschneiden wollte und den Menschen auf der Straße vorlegen würde, ohne zu sagen, dass sie auf dem Mist der CDU gewachsen sind, dann würden 60-70% der Menschen  diesen Grundvorstellungen zustimmen. Vor 10 Jahren wären es noch weniger gewesen, aber heute wäre es die Mehrheit. Die CDU könnte hier im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ebenso wie im hintersten Niedersachsen 40 oder 50 Prozent holen. Davon bin ich überzeugt.

Erst wenn man dann sagte: „Wissen Sie wer das gesagt hat? Die CDU“, dann würden sich die Menschen abwenden und weitergehen. Hab ich selbst erlebt! Darin liegt das Problem.

Diese völlig richtigen Grundüberzeugungen der CDU müssen glaubwürdig und anschaulich in Geschichten, Bilder und Gesichter übersetzt werden. Wer kann das am besten? Wen soll die Partei aufstellen? Diesem Erkenntniszweck dienen innerparteiliche Auseinandersetzungen und Wahlen.

Gut, dass in der Berliner Erklärung mit Nachdruck der Unions-Gedanke und der Gedanke der Volkspartei gestärkt wird. Wenn das Volk unterschiedlich und anders ist, so ergibt sich daraus zwingend: Den typischen CDU-ler, die typische CDU-Frau gibt es nicht. Ob er Lodenjanker oder schwarze Jeans und grünes Hoodie trägt, ob er Fahrrad oder BMW oder BVG fährt, ob er Esel oder Araber reitet oder zu Fuß geht, spielt keine Rolle. Entscheidend sind allein Überzeugungen, Werte, Standpunkte und sinnvolles politisches Handeln.

Lest selbst:

Als Volkspartei hat die Union die Aufgabe, einen wesentlichen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft zu leisten. Deshalb sprechen wir mit unserer Politik alle Schichten und Gruppen, alle Wählerinnen und Wähler an. Die CDU muss ihre traditionelle Stärke einbringen – eben nicht nur eine Partei, sondern eine echte Union sein.

100115-Berliner-Erklaerung.pdf (application/pdf-Objekt)

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Jan. 142010
 

An der Berichterstattung über meine Kandidatur in der Berliner Zeitung und dem Tagesspiegel kann man ablesen, wie sehr der produktive, demokratische Streit innerhalb der Parteien gepflegt werden muss. Es muss doch das Normalste in der Welt sein, wenn um freiwerdende Posten sich mehrere Menschen bewerben! Davon lebt doch die Demokratie. Man sollte Wettbewerbskandidaturen nicht als Zeichen von Unfrieden sehen, sondern als Zeichen von Lebendigkeit. Ich weiß es von den amerikanischen Parteien, dass sich dort stets mehrere Kandidaten einen teils erbitterten Wettstreit um Posten liefern. Und nachher friedlich ein Bier trinken gehen. So soll es sein.

Werner van Bebber schreibt unter anderem im Tagesspiegel heute:

 CDU Neukölln ist vorerst befriedet
Gegen Wansner will am Sonnabend Johannes Hampel antreten. Hampel ist von Beruf Konferenzdolmetscher. Er stellt seine Kandidatur unter das Motto „Die zusammenwachsende Stadt“. Das ist die Überschrift eines Thesenpapiers, in dem Hampel seiner Partei vorschlägt, sich verstärkt auf christdemokratische Grundwerte wie Freiheit und Verantwortung zu besinnen. Die CDU solle weniger auf staatliche Verteilungspolitik setzen als auf Eigenverantwortung und Gemeinschaftsgefühl.

In dieser knappen Zusammenfassung fühle ich in der Tat mein Grundanliegen zutreffend wiedergegeben. Dies ist eine passende Zusammenfassung meines Thesenpapiers. Ich werde versuchen, diesen Grundgedanken am Samstag packend und überzeugend auszumalen.

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„Rot-rot verhindert Bildungschancen. Wir eröffnen Perspektiven“

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Jan. 102010
 

Interessante Anzeige der CDU-Fraktion im heutigen Tagesspiegel auf S. 9! Das ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie die Berliner CDU sich derzeit kommunikativ zu positionieren versucht. Werde mir die Anzeige mal ausschneiden, vergrößern und dann zum Parteitag mitbringen! Dann werde ich sie analysieren.

Genau daran werde ich meine Alternative für die Berliner CDU darlegen können. Genau daran werde ich meine Kandidatur begründen können. Bin gespannt, ob es mir gelingt, das Publikum zu gewinnen!

Ich übe schon mal die Rede mit dem Bild der Schlesier auf S. 21 im aktuellen Spiegel.

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Nov. 222009
 

Ein echter Meister der falschen Fährten, ein brillanter Taktiker des Wahlkampfs und der Parteiarbeit war  – Konrad Adenauer. Mit der Bundesrepublik Deutschland brachte er mit anderen zusammen eins der größten Experimente auf den Weg! Die Verabschiedung des Grundgesetzes, die Saarfrage, die Wiederbewaffnung, die Westbindung – das alles waren gewaltige Vorhaben, die zum Teil gegen bestehende Mehrheiten, gegen den Rat der Fachleute, gegen Widerstände in der eigenen Partei durchgesetzt wurden! Dennoch wurde er 1957 bekannt mit dem treuherzigen Slogan: „Keine Experimente!“ Gemeint war natürlich: „Keine zusätzlichen Experimente mehr!“  Schlau, schlau!

Seine neugegründete Partei, die CDU, erreicht in den ersten Wahlen zum Deutschen Bundestag aus dem Stand heraus fast soviel Stimmen wie die Unionsparteien 2009 einsammeln konnten (1949: 31%, 2009: 33,8%). Die CDU ist DIE große Erfolgsgeschichte in der deutschen Parteienlandschaft. Dabei war sie ausdrücklich als Union gegründet worden, also als Bündnis verschiedener Kräfte, die sich zunächst von den „Altparteien“ absetzen wollten.

Ich lese immer wieder mit großem Gewinn in den Protokollen des CDU-Bundesvorstandes 1950-1953. Mann, was war die CDU doch damals für eine wagemutige, kluge, nach vorne denkende Partei! „Es musste alles neu gemacht werden“, unter dieses Motto stellen die Herausgeber die internen Besprechungsprotokolle. Die meisten wichtigen Themen, die wir heute noch besprechen, wurden dort schon erörtert: z. B. der Parteienüberdruss, die ständige Suche nach Mehrheiten, der Einfluss der neuen Medien auf den Wahlkampf (damals: der Lautsprecherwagen).

Daneben bieten diese zum großen Teil wörtlichen Protokolle eine Methodenlehre der Politik! Greifen wir aus gegebenem Anlass eine Frage heraus: Wie soll sich eine Partei „im Feindesland“ verhalten? Was kann sie tun, wenn sie erkennbar eine Mehrheit der Bevölkerung gegen sich hat? Die junge CDU stand tatsächlich mitunter in dieser Position, und zwar beispielsweise im Saarland! Das Saarland wollte unter seinem beliebten Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann weg von Deutschland, erlangte sogar für 2 Jahre die staatliche Selbständigkeit. Die CDU blieb außen vor, trat vor 1953 gar nicht an. Adenauer sagte am 26. Januar 1953 etwa folgendes: „Die Leute an der Saar wollen uns nicht … Es ist doch tatsächlich so. Die Leute haben ein vergnügtes Leben; sie haben keine Evakuierten, sie haben keinen Lastenausgleich, und es geht ihnen gut.“ Wieso hätten die Saarländer für Deutschland stimmen sollen? „Vaterlandsverräter“ scholl ihnen entgegen!

Was sagt Adenauer dazu? Er hielt solches Geschimpfe für einen schweren Fehler! „Ich komme zu der Auffassung, Herr Kaiser, daß es ein schwerer Fehler von uns gewesen ist – ich weiß, Herr Altmeier wird anderer Aufassung sein -, daß wir von Anfang an die Leute diffamiert haben, die sich losgetrennt und dem Saarregime zugestimmt haben.“ Adenauer fährt fort, damit habe man das Tischtuch zerschnitten. Man habe den Saarländern die Rückkehr nicht erleichtert. „Nun wollen wir nicht das Tischtuch zwischen uns zerschneiden, sondern sehen, wie wir die Sache allmählich wieder in Ordnung bringen. Das wäre höchstwahrscheinlich viel klüger gewesen, als die Leute einfach zu diffamieren, die – und das kann kein Mensch bestreiten – die Mehrheit dort sind.“

Wir halten fest: Adenauer besaß die Größe, eigene Fehler offen einzugestehen und daraus für die Zukunft zu lernen. Er erkannte, dass Mehrheiten nicht mit der Brechstange, nicht mit Schimpfen zu holen sind. Er sah ein, dass das trotzige  Beharren auf dem eigenen Standpunkt – sofern er eine Minderheitenposition darstellt – eher die Wähler noch stärker gegen die Partei aufbringt. Schließlich erkannte er den Zeitfaktor an: „Das Übrige müssen wir der Entwicklung an der Saar überlassen.“

Das genaue Lesen einiger Seiten aus den Protokollen vermag sicherlich dem einen oder anderen Politiker in der Ratlosigkeit des heutigen Politikbetriebes Anregungen zu verschaffen. Die 50er Jahre waren eine Zeit äußerster Wagnisse, nur dank der fundamental richtigen Einsichten und der überlegenen Strategien von Politikern wie etwa Adenauer oder Kurt Schumacher konnte diese großartige Aufbauleistung gelingen.

Quelle: Adenauer: „Es mußte alles neu gemacht werden.“ Die Protokolle des CDU-Bundesvorstandes 1950-1953. Bearbeitet von Günter Buchstab. Klett Cotta Verlag, Stuttgart 1986, hier: S. 412-413

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CDU-Parteivize sagt endlich, was die Wahlkämpfer so alles falsch machen

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Sep. 212009
 

Kolumne „Unternehmen Berlin“ – Was die Wahlkämpfer falsch machen – Berlin – Berliner Morgenpost
Dieser Wahlkampf verwirrt. Er zeigt Rituale statt Klarheit. Erst war das Publikum gelangweilt, jetzt, wo es ernst wird, ist es fast ratlos. Es fehlt die eindeutige Botschaft – auf allen Seiten. Auch wenn die Wahl erst in einer Woche ist, lässt sich schon heute dieses Defizit sowohl bei SPD als auch der CDU aufzeigen.

Guter Zwischenruf von Thomas Heilmann. Der Mann steht offenbar nicht im Wahlkampf und kann sich das Ganze genüsslich zurückgelehnt betrachten und den kämpfenden Parteifreunden Beratung anbieten. Tja. Recht hat er aber schon. Aber er ist doch stellvertretender Landesvorsitzender der Berliner CDU, ist bestens vernetzt, da hätte er seine Überlegungen doch prominent innerhalb der CDU vortragen können (im Gegensatz zum hier schreibenden armen einflusslosen Blogger).

Neueste Nachrichtenlage macht ein Patt immer wahrscheinlicher, bei dem die Grünen das Zünglein an der Waage spielen werden. Die Koalitionsaussagen werden jetzt in Ermangelung echter inhaltlicher Erkennbarkeit der 5 bürgerlichen Parteien im Wahlkampf (als da sind: Linke, Grüne, FDP, CDU, SPD) viel wichtiger als sie es sein müssten.

Merkel hatte recht, als sie eindeutig vor einem Lagerwahlkampf warnte. Der jetzt aber doch irgendwie kommt. CDU hätte neben dem Zugpferd Merkel unbedingt klare inhaltliche Akzente setzen müssen. Das ist nicht geschehen. Stattdessen Omnibus-Begriff wie „Kraft“, „Zuversicht“. Prinzipiell alles gut&schön, alles gut gemeint.

Die Grünen wollen angeblich nicht mit den Schwarzen. Die FDP will keine Ampel.

Also: Die Grünen müssen unbedingt auf dem Zettel der CDU als möglicher Koalitionspartner gehalten werden. Aber: Westerwelle wird nicht müde, den hinkenden Begriff „Bürgerliche Regierung“ zu verwenden. Da würden die Grünen doch dazu passen.

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Juli 292009
 

Esst mehr Senf – las ich kürzlich als Werbespruch für einen der kleinen feinen Läden in unserer Hagelberger Straße. Es ist ein — Senfladen! Richtig geraten! In Kreuzberg! Richtig geraten!

Ich gebe Note 1 für Anke Martinys Kommentar zur Dienstwagenaffäre um Gesundheitsministerin Schmidt! Lest selbst:

Dienstwagen-Streit – Transparency lobt Schmidt – Politik – sueddeutsche.de
Die Nutzung des Dienstautos sei kein besonders großes Problem, sagte Vorstandsmitglied Anke Martiny der Nachrichtenagentur dpa. „Man sollte sich um die wichtigen Sachen kümmern“, sagte Martiny. „Aus der Aufdeckung von Interessenkonflikten ist viel mehr Honig zu saugen.“ Sie lobte Schmidt für deren Einsatz gegen Geldverschwendung.

Martiny trifft den Nagel auf den Kopf. Was Ulla Schmidt gemacht oder nicht gemacht hat, ist ziemlich unerheblich.  Schade, dass Steinmayer jetzt vor dem Empörungsgebrumm eingeknickt ist. Ich halte das für ein Zeichen von Schwäche des Kanzlerkandidaten.

Ich finde es unerquicklich, wie jetzt über einen Dienstwagen so beherrschend das Maul zerrissen wird. Jeder gibt seinen Senf dazu. Ich auch. Aber: Es gibt Wichtigeres. Bitte tiefer hängen.

Gebt weniger Senf dazu! Saugt mehr Honig!

 Posted by at 18:30