Weiterhin recht schnöde und roh ist die Sprache, mit der deutsche Medien über deutsche Türken sprechen. So gefällt mir etwa das Wort „Importbraut“ nicht. Denn „importiert“ wird eine Sache, kein Mensch! Lest selbst, was Julia Haak in der Berliner Zeitung heute den Neuköllner Migrationsbeauftragten Alfred Mengelkoch berichten lässt:
Ich schlage folgende Sprachgebung vor: „90 Prozent der in Berlin lebenden Türken heiraten Türken“, die Hälfte der Bräute und Bräutigame „… werden aus der alten Heimat für die Ehe geworben, oder: … wandern aus der Heimat zu … oder: … werden aus der alten Heimat geholt.“
Auch wird hier durch den Migrationsbeauftragten der Anschein erweckt, als seien Türken weniger aufgeklärt als andere Menschen in Deutschland, als wüssten sie nicht recht, was sie tun. Die alte Sicht der blühenden Integrations- und Migrationsindustrie auf die „rückständigen Türken“, die als Analphabeten nach Deutschland kämen und hier erst einmal durch den Fürsorgestaat jahrzehnte- oder lebenslang nachbemuttert werden müssten, schlägt hier voll durch.
Unsinn. Das beständige Nachholen von Ehepartnern aus der Türkei ist gewollt und sichert die Abgeschlossenheit und das beständige Wachstum der türkischen Volksgruppe in Deutschland. Der Gefahr der Integration in die deutsche Gesellschaft oder der Vermischung mit den Nichttürken wird so vorgebeugt – wobei „Gefahr“ selbstverständlich aus der Sicht des türkischen Staates zu sehen ist. Wie das Beispiel Zypern lehrt, sind die Auslandstürken für den türkischen Staat ein wichtiger Machtfaktor, der ganz bewusst als Hebel eingesetzt wird. Man studiere nur die riesigen Erfolge der BIG genau am Kottbusser Tor! Werte von bis 12% erzielte die türkisch-islamische Partei am Kottbusser Tor mit dem in türkischer Sprache verkündeten Slogan: „Wählt einen von euch!“
Der deutsche Staat, ja wir als deutsche Gesellschaft haben selbstverständlich ein Interesse daran, dass die Chancen zur Integration, die ja überreichlich gegeben sind, angenommen werden. Wir wollen durchlässige „Volkstumsgrenzen“.
Bitte nehmt die Türken endlich als Menschen mit eigenem Willen ernst, stoppt die Bevormundung! Wenn sie sich als eigene Gruppe bewahren wollen, sollten wir das akzeptieren.
Wir sind doch alles Menschen wie du und ich – hepimiz insaniz!
TürkischesKommentare deaktiviert für Sind Grillverbote in Parks Menschenrechtsverletzungen?
Okt.192011
Deutschland ist ein Staat, der systematisch Menschenrechte verletzt. Immer wieder erheben türkische Politiker diesen Vorwurf, zuletzt meines Wissens der türkische Staatspräsident Gül. Diese Vorwürfe werden immer wieder in den Raum gestellt, wenn die türkische Schutzmacht, der türkische Staat versucht, hier in Deutschland den Ton anzugeben. Nebenbei: auch in Zypern ist es letztlich der Vorwurf der Menschenrechtsverletzungen, der dazu führt, dass ein Teil Zyperns von türkischen Truppen besetzt wurde und bis heute besetzt ist. Wir in der EU haben also bereits türkisches Militär auf EU-Territorium stehen. Der türkische Staat lässt nicht mit sich spaßen, wenn er Menschenrechtsverletzungen wittert. Aufgepasst!
Eben dieses Grundmuster zieht sich wieder und wieder durch die Argumente der türkischen Verbandsvertreter. Sobald irgendetwas gesagt oder getan wird, was die Türken in Deutschland beeinträchtigen könnte, erhebt sich eine Stimme aus den Verbänden: „Das ist gegen unsere Kultur gerichtet. Wir werden immer und überall benachteiligt. Das ist eine Menschenrechtsverletzung. Wir Türken haben in Deutschland keine Bürgerrechte usw. usw.“
Letztes Beispiel: An schönen Wochenenden ziehen Tausende und Abertausende von Menschen in den Tiergarten, um dort zu grillen. Die meisten von ihnen, so scheint mir, sind Menschen mit einem ganz bestimmten Migrationshintergrund. Am Abend dann bietet sich stets das gleiche Bild der Vermüllung. Im Nachhinein lässt sich nicht mehr feststellen, wer hier seinen Müll hinterlassen hat, anstatt ihn nachhause mitzunehmen. Fest steht, dass die bezirklichen Säuberungsaktionen jedes Jahr Hunderttausende Euro kosten. Die Berliner Zeitung berichtet am 14.10.2011:
Die Reinigung kostet den Bezirk 300 000 Euro pro Jahr. Doch der hat kein Geld. Wir mussten schon Sozial- und Jugendeinrichtungen schließen, weil im Haushalt ein paar Tausend Euro gefehlt haben. Da stimmen die Relationen nicht mehr, sagt Bürgermeister Hanke.
Und andere Bezirke? Friedrichshain-Kreuzberg hat aus genau diesem Grund komplette Grillverbote in vielen Parks erlassen. Ist der linkeste aller grünen, der grünste aller linken Bezirke also noch rassistischer, noch migrantenfeindlicher als der Bezirk Mitte? Man muss es wohl so sagen, wenn man dem Türkischen Bund Berlin-Brandenburg glaubt!
Anstatt gegen die Müllhalden im Tiergarten irgendwie durch Ermahnungen an „die eigenen Leute“ vorzugehen, wirft der Türkische Bund nämlich dem Bezirk Mitte vor, durch ein Grillverbot gegen die Kultur der hier lebenden Menschen „mit Migrationshintergrund“ vorzugehen, und er ruft zur Demo auf! Großartig, das hat Klasse, das ist sehr sehr lehrreich!
Lest die offizielle Ankündigung des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg:
Die Grillkultur in Tiergarten wird vorwiegend von Bevölkerungsgruppen mit niedrigen Einkommen und Migrationshintergrund in Anspruch genommen. Diese bestehen vorwiegend aus Familien mit Kindern, die über keine eigenen Einfamilienhäuser mit Gärten verfügen und im Jahr ca. an 15 Wochenenden in Tiergarten grillen. An diesen Tagen wird in Tiergarten ein buntes und familienorientiertes Lebensgefühl vorgeführt. Dies ist in den letzten 20 Jahren zur festen Lebenskultur dieser Bevölkerungsgruppe geworden. Es gibt offensichtlich politische Kreise, die diese Vielfalt für die Hauptstadtzone als unwürdig erachten.
Beim Grillen entstehen zweifelsfrei Kollateralbelastungen vor allem mit Müll. Dies sieht an solchen Tagen in Krumme Lanke und Schlachtensee nicht anders aus. Statt diesen Kollateralbelastungen mit öffentlicher Infrastruktur und bei vorsätzlichen Fehlverhalten mit persönlichen Sanktionen zu begegnen, will das Bezirksamt Mitte nun diese Kollateralbelastungen mit einem Grillverbot auf Kosten des Lebensgefühls und Kultur von Menschen begegnen, die auf diese Erholungsfläche angewiesen sind.
Eine Diskussion um Lebensgefühl, Kultur, Freiheit und hiermit verbundenen Kollateralbelastungen von Bevölkerungsschichten mit höheren Einkommen, die sonst intensiv und öffentlich geführt wird, wird bewusst unterlassen.
Die betroffenen Menschen mögen nicht ausreichend artikulations- und konfliktfähig sein um ihr Lebensgefühl und ihre Kultur zu verteidigen. Das Grillverbot in Tiergarten richtet sich gegen ihr Lebensgefühl und Kultur.
Stellvertretend für sie möchten wir mit unserer demonstrativen Grillaktion in Tiergarten am kommenden Samstag, den 22.11.2011 um 13.00 Uhr die Stimme erheben.
Aufmerksam verfolge ich die Presse-Berichterstattung über den Besuch des türkischen Präsidenten Abdullah Gül. Seine Heimatstadt Kaisery, das antike Caesarea/Καισάρεια in Kappadokien, kenne ich gut, dort habe ich einige schöne Urlaubstage verbracht. Die Bewohner der Region gelten als die „fleißigen Schwaben/Preußen/Deutschen“ der Türkei.
Mehr Fleiß, mehr Anstrengung verlangt Gül von den Menschen. Das halte ich für richtig. Auch der Vergleich mit dem fleißig sich abstrampelnden Radfahrer gefällt mir:
„Wer hier lebt, soll akzentfrei Deutsch lernen!“ Diese Forderung des Präsidenten geht mir allerdings zu weit. Sie schlösse ja all die vielen Menschen aus, die eben nicht ganz akzentfrei sprechen – wie mich selbst etwa. „Sie kommen aber nicht aus Berlin, oder?“, werde ich wegen meines Akzents immer wieder gefragt.
Das Problem ist, dass viele Türken und andere Zuwanderer nur sehr gebrochen oder überhaupt kein Deutsch reden, weil sie keine Notwendigkeit sehen, hier anzukommen. Sie leben in ihren türkischen Verbänden, wollen nicht allzu viel mit der nichttürkischen deutschen Umwelt zu tun haben. Viele glauben weiterhin, dass sie „irgendwann“ zurückkehren.
Insgesamt meine ich, wir sollten uns alle bemühen, auch Hochdeutsch zu lernen, nicht nur den Berliner Dialekt oder das brandneue „Kiezdeutsch“ („Isch mach dich messer“). Akzentfrei? – Brauchen wir nicht, im Gegenteil, ich mag Akzente, das Treffen der vier türkischstämmigen Kandidaten von CDU, Linke, Grünen und SPD vor der Abgeordnetenhauswahl im Kreuzberger Café Südblock hat mir große Freude bereitet! Spräche ich nur halb so gut Türkisch, wäre ich schon froh!
Viele Deutschtürken haben ein Problem. Sie meinen, sich entweder für Deutschland oder die Türkei entscheiden zu müssen. Folge: Sie haben sich weder für Deutschland noch für die Türkei entschieden. Wenn sie sich für oder gegen Integration in Deutschland entschieden hätten, hätten sie auch schon längst Deutsch UND Türkisch, oder Türkisch UND Deutsch gelernt, nicht akzentfrei, aber doch so weit, dass sie einen Berufsabschluss erreichen würden. Ihnen standen und stehen hier alle Türen offen.
Die Türkei hat lange Jahrzehnte diese Illusion auf eine Rückkehr genährt und war froh, dass Millionen ihrer Staatsbürger in Deutschland ein Auskommen fanden und dringend benötigte Devisen nachhause überwiesen. Über die staatliche Ditib konnte die Türkei weiterhin Einfluss auf die deutsche Innenpolitik nehmen und ihre Schäflein einigermaßen im Zaum halten.
Mein Kreuzberger Mitbürger Özcan Mutlu MdA wird sicherlich von der Bundesregierung stärkere Einhaltung muslimischer Werte und die Abhaltung von Id- oder Iftar-Festen im Kanzleramt einfordern, worauf dann sicher die verschiedenen christlichen Konfessionen eine Ostermette im Kanzleramt verlangen werden (pro Konfession eine).
Ansonsten „hat die Türkei derzeit einen Lauf“, wie man sagt. Die militärische Drecksarbeit in Libyen haben westliche Mächte erledigt. Denn „ein Moslem schießt nicht auf Muslime.“ Danach fliegen die Türken ein, lassen sich als neue Führungsmacht feiern und sammeln den Applaus und den Jubel der Massen ein. Die Briten, Franzosen und Amerikaner stehen erneut als Kriegsherren da, als der Westen, der auch unschuldige Menschen getötet hat.
Die Türkei agiert derzeit mit kraftvollem Selbstbewusstsein, verhätschelt – sehr im Gegensatz zur EU – ihre Bürger nicht, sondern setzt auf Fleiß, auf Demokratie, auf Zusammenhalt und Bürgersinn, und zeigt sich nach außen hin als das, was Staaten sind: Machtgefüge, die selbstverständlich im internationalen Verkehr vor allem eigene Interessen verfolgen.
Genau dasselbe sollte die EU ebenfalls tun. Ich halte es für einen großen Fehler, wenn die EU ihre Außenbeziehungen – etwa gegenüber dem arabischen Raum oder der Türkei – stets vor allem und ausschließlich unter dem Vorzeichen der humanitären Verpflichtungen sieht. Das ist Unsinn. Die Türkei hat nicht Arbeiter geschickt, um Deutschland beim Wiederaufbau oder beim Wirtschaftswunder zu helfen. Es ging um einen Vertrag zum beiderseitigen Nutzen. „Wir schicken euch Arbeiter, die Arbeiter verdienen Geld und schicken einen Teil nachhause.“
Umgekehrt hat heute die Bundesrepublik keinerlei Verpflichtung, türkische Staatsbürger mit viel Geld und guten Worten zu beknieen und zu umwerben, sich doch endlich zu integrieren und bitteschön Deutsch zu lernen. Sie könnten es längst, wenn sie es denn wollten.
Die Türkei kann in der Tat einer sich selbst lähmenden EU als Vorbild dienen. Kraftvoll, fordernd, nicht unterwürfig, sondern zukunftsgewiss, selbstbewusst!
Es lebe die starke, die kraftvolle, die neue Türkei!
Türkisches, VertreibungenKommentare deaktiviert für Vertreibung aus dem Wirtschaftsparadies?
Sep.202011
Die Türkei boomt. Allerdings hat das auch Schattenseiten. Da es kein üppig ausgebautes Sozialsystem wie in Deutschland gibt, steigen die Zahlen der Obdachlosen in den Sanierungsgebieten. Viele Zuwanderer und Migranten aus dem Osten des Landes werden verdrängt.
Allerdings ist eines richtig: Die wirklich gut ausgebildeten Auslandstürken – Ärzte, Ingenieure, Techniker, Akademiker – finden sofort eine Anstellung. Deshalb kehren sie gern ins Mutterland zurück. Wir haben in der Tat eine Netto-Abwanderung der gut ausgebildeten türkischen Staatsbürger aus Deutschland zurück in die Türkei.
Den schlecht oder gar nicht ausgebildeten türkischen Staatsbürgern in Deutschland, die weder akzentfrei Türkisch noch annehmbares Deutsch sprechen, kann man hingegen nur empfehlen, nicht in die Türkei zurückzukehren, denn dort wartet kein Wohngeld, keine Alters- und Krankenversicherung und kein Sozialsystem auf sie.
Selbst der Mindestlohn reicht nicht aus, um davon zu leben.
Integration, Islam, Rassismus, TürkischesKommentare deaktiviert für Rassismus konsequent ignorieren, oder: Wie verhindert Kreuzberg bessere Schüler?
Sep.192011
Viviane Cismak vom Kreuzberger Hermann-Hesse-Gymnasium redet Klartext. Berliner Zeitung heute, S. 32. Schulfrust allenthalben! Klar, dass diese Rezension punktgenau einen Tag NACH den Wahlen erscheint!
„Es lohnt nicht ein guter Schüler zu sein.“
Viviane Cismak: Schulfrust. 10 Dinge, die ich an der Schule hasse. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 9,95 Euro.
Ärgerlich an der Rezension von Torsten Harmsen ist nur, dass weiterhin von „90% Kreuzberger Migranten“ die Rede ist, die angeblich den deutschen „Nichtmigranten“ mit rassistischen Sprüchen das Leben erschweren. Es sind alles typische Kreuzberger, typisch muslimische Menschen in Deutschland. Cismak ist Zugewanderte!
Die „90% Migranten“ sind typische Kreuzberger, Angehörige der türkischen und der arabischen Volksgruppe, mit ausgeprägtem Sonderbewusstsein als Muslime, grenzenlos hochgepäppelt, erbarmungslos verhätschelt von einem üppig das Füllhorn aufhaltenden Deutschland.
Viviane Cismak hingegen ist zugewanderte Migrantin der ersten Generation aus Darmstadt. Hier in Kreuzberg trifft sie auf die immer stärker homogene Schülerschaft aus muslimischen Kindern, die aus der alteingesessenen türkischen und arabischen Bevölkerungsgruppe kommen.
Die systematisch betriebene nachholende Islamisierung der Kreuzberger Schüler und der Kreuzberger Schulen ist – neben der nachholenden Türkisierung der Kreuzberger Türken – eines der faszinierendsten Phänomene der letzten 10-15 Jahre! Noch vor 20 Jahren sah es anders aus. Heute dagegen ist sie eine Tatsache. Wer selbst als Schüler in Kreuzberg zur Schule geht, als Lehrer dort arbeitet oder seine eigenen Kinder in diesen Jahren an Kreuzberger Schulen schickt, sollte dazu etwas sagen.
Soll man nun über die Anfeindungen gegen zugewanderte nichtmuslimische Schüler an Berliner Schulen reden? Nun, die Parteien tun es fast nicht. Hier in Kreuzberg quatschen sie sich den Mund fusslig über „Afro-Deutsche“ wie May Ayim, „Afro-Amerikaner“ wie Barack Obama. Für den wachsenden Rassismus auf Kreuzberger Schulhöfen sind sie taub. Im Wahlkampf war dazu fast nichts zu hören.
„Afro-Deutsche“? May Ayim ist bei weißen Deutschen aufgewachsen. Ihr ghanaischer Vater hat sich nicht um sie gekümmert. Sie ist eine typische Deutsche.
„Afro-Amerikaner?“ Barack Obama ist bei seiner weißen US-amerikanischen Mutter aufgewachsen. Sein aus Kenia stammender Vater hat sich fast nicht um ihn gekümmert. Obama ist ein typischer US-Amerikaner, kein „Afro-Amerikaner“ und schon gar kein „schwarzer Präsident“.
Ich werde mir dieses Buch beschaffen:
Viviane Cismak: Schulfrust. 10 Dinge, die ich an der Schule hasse. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 9,95 Euro
Eine der Besonderheiten des laufenden Berliner Wahlkampfes ist das starke, selbstbewusste Auftreten von BIG – dem Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit. Das zeigt sich schon an der Tatsache, dass die Partei hier bei uns in Kreuzberg mit türkischen Wahlplakaten an uns Prinzenbadbesucher herantritt. Die Botschaft ist ziemlich klar: Türken! Wählt einen von euch! Erol Özkaraca, ein Neuköllner SPD-Kandidat berichtet in seinem höchst lesenswerten Blog recht anschaulich von einer Veranstaltung des muslimischen Unternehmerverbandes Müsiad.
In zehn Jahren möchte die starke Partei einen Minister stellen. Mir gefällt Ehrgeiz und Fleiß!
Der türkische Europaminister Egeman Bagis wird ausführlich wiedergegeben. Der große Beitrag, den die türkischen Arbeiter aus Deutschland heraus für den Wohlstand der Türkei erbracht haben, wird endlich angemessen gewürdigt!
Jeder Türke in Deutschland soll auch heute ein würdiger Vertreter seines Landes werden. Niemals soll er vergessen, für sein Heimatland einzutreten. Dennoch soll er sich nicht zu gut sein, auch Deutsch zu lernen. „Ihr könnt ruhig auch Deutsch lernen und trotzdem gute Türken bleiben.“
Das ist die beruhigende Botschaft der türkischen Regierung an ihre über 2 Millionen in Deutschland lebenden Staatsbürger.
Abendveranstaltung bei MÜSIAD | Erol Özkaraca
Die Türkei ist heute die 16. stärkste Wirtschaftsnation der Welt und im Jahr 2023, im Jahr der hundertjährigen Existenz der Republik, wird die Türkei unter den zehn stärksten Wirtschaftsnationen der Welt sein. Jeder von Ihnen, und er meinte nicht nur die anwesenden Gäste, ist einer unserer Botschafter. Sie alle repräsentieren die Türkei. Integrieren Sie sich alle in diese Gesellschaft, lernen Sie Deutsch, erreichen Sie die beste Ausbildung, aber assimilieren Sie sich nicht. Was er wohl meinte ist, die Türkei braucht hier und auch in den anderen europäischen Ländern qualifizierte Botschafter.
Größter Unbeliebtheit bei Freund und Freund und Freund (also bei Grünen, SPD und Türken) erfreut sich spätestens seit ihrem Parteiwechsel von den Grünen weg die Integrationsministerin des Landes Baden-Württemberg Bilkay Öney (SPD).
„Je mehr Türken wir im Land haben, desto mehr Unruhe haben wir„, sagt sie, und das ist falsch. Das passt einfach nicht zum wahren Wesen des Türken. Denn richtig ist vielmehr folgendes: „Die türkische Gemeinschaft und der türkische Mensch, wohin sie auch immer gehen mögen, bringen nur Liebe, Freundschaft, Ruhe und Geborgenheit mit sich.“ So völlig zutreffend Ministerpräsident Erdogan 2008 in Köln.
„Die Türken gucken fünf Mal mehr Fernsehen als die Deutschen.“ Wieder so ein Hammer. Frau Öney hätte sagen müssen, woher sie das weiß – aus ihrem Bekanntenkreis, aus Untersuchungen, aus ihren eigenen Erfahrungen?
Serkan Tören (integrationspolitischer Sprecher der FDP) ergänzt aus eigenem Antrieb etwas, was Frau Öney nie und nimmer gesagt hat und auch nie zu denken gewagt hätte. Tören sagt: „Die Türken sind dumm, die interessieren sich nicht für Kultur, fürs Lesen, die Eltern erziehen ihre Kinder nicht richtig, sondern hängen nur vor dem Fernseher.“
Hat Tören recht, wenn er sagt, dass die Türken dumm sind? Ist dies eine rassistische Behauptung, die Serkan Tören da vom Stapel lässt?
Was ist dran? Nun, ich meine, beide Behauptungen – sowohl die von Öney wie die von Tören – sind pauschal und furchtbar falsch.
Ich selbst kenne türkische (und auch arabische) Eltern, die sich für Kultur interessieren, die ihren Kindern das Fernsehen stark einschränken, die ihre Kinder anhalten, Bücher zu lesen, Eltern, die nicht nur vor dem Fernseher hängen, sondern die ihre Kinder zum Lernen anhalten. Diese Eltern ziehen übrigens fast alle aus Kreuzberg weg, sobald sie können.
Es ist unleugbar, dass schrankenloser Medienkonsum, Vernachlässigung der Kinder, Gesprächsverweigerung, Desinteresse und Abwesenheit der Väter den Kindern Schaden zufügt.
Richtig wäre es, in ermutigendem und aufmunterndem Tone zu sagen: „Eltern, Väter, macht etwas Sinnvolles mit euren Kindern! Lernt mit ihnen die Landessprache Deutsch, spielt mit ihnen Fußball, fahrt Fahrrad mit ihnen, geht ins Bode-Museum. Singt und spielt mit den Kindern, ladet Kinder aus der Nachbarschaft ein, habt nicht so viel Angst vor Schweinefleisch, geht kostenlos wandern auf den Kreuzberg und ins Wuhletal, kuckt nicht stundenlang türkisches und arabisches Satellitenfernsehen, sondern kuckt mal die Sendung mit der Maus in deutscher Sprache. Lasst eure Frauen Deutsch lernen, lasst eure Frauen auch mal allein aus dem Haus gehen.“
Es ist ein unhaltbarer Zustand, wenn türkische und arabische Frauen nach 40 Jahren in Deutschland immer noch kein Wort Deutsch können und dann nur mit Dolmetschern, mit ausdrücklicher Erlaubnis des Ehemannes und in männlicher Begleitung zum Arzt oder zur Familienhilfe gehen dürfen.
Die türkischen und arabischen Eltern brauchen meiner eigenen langjährigen Erfahrung nach von den deutschen LEHRERN und von der deutschen POLITIK eine derartige klare Ansage! Sie kommen alle aus Ländern, in denen den Ratschlägen und Anweisungen der geistlichen und weltlichen Autoritäten Folge geleistet wird, und brauchen deshalb auch in Deutschland – dem Land ihrer Wahl, in dem sie nicht gezwungenermaßen leben – klare Leitplanken. Deutschland muss Forderungen stellen.
Natürlich – wenn Türken Deutschland nur als einen Parkhafen oder temporären Unterstand betrachten sollten, in dem man sich aufhält und seine extraterritoriale Türkei ausbreitet und sich nicht um die Landessprache Deutsch oder gar um den Staat Deutschland schert, dann sollten wir klar sagen: „Das wollen wir nicht. Wir wollen keine extraterritoriale Klein-Türkei in Deutschland. Wir wollen in einzelnen Stadt- oder Landesteilen, in einzelnen Schulen nicht de facto von der Türkei übernommen werden.“
So etwa äußert sich gelegentlich der Bundesvorsitzende der Grünen, Özdemir, der ja seit seiner Übersiedlung nach Kreuzberg in allen seinen Äußerungen zur Integrationspolitik einen erstaunlichen Realitätssinn beweist.
Bitte nicht so viel Geschwurbel und Geschwafel wegen „interkultureller Kompetenzen“ und „multikultureller Gesellschaft“!
Zurück zu Bilkay Öney (früher Grüne, jetzt SPD)! Ist sie eine Rassistin? Nein. Ist sie ministrabel? Auch nein. Als Integrationsministerin kann sie nicht so reden, wie sie redet. Es ist inhaltlich dünn, wie Memet Kilic (Grüne/CHP) heute in der WELT auf S. 8 zu recht hervorhebt. Öney wäre eine hervorragende Bloggerin oder Karikaturistin. Sie ficht mit dem Hammer, nicht dem Florett! Lehrreich aber ist es zu sehen, mit welchen Qualifikationen in der Politik Karriere gemacht wird!
Öneys unsterbliches Verdienst ist jedoch: Sie bringt die ganze Geschwurbel- und Geschwafel-Blase zum Platzen, die die deutsche Integrationspolitik zu einer fetten Domäne der Soziologen und Politologen gemacht hat, die Millionen und Abermillionen für Forschungsprojekte und Pläne lockergemacht haben, nur um wieder und wieder nachzuweisen, dass die Türken so furchtbar, so, wie soll man sagen — so STRUKTURELL benachteiligt sind, benachteiligt waren und benachteiligt bleiben. Öney redet Tacheles. Ihre Aussagen treffen aber in dieser Absolutheit sicher nicht zu.
Dennoch tiefempfundener Dank an Bilkay Öney, Serkan Tören, Memet Kilic und meinen Mit-Kreuzberger Cem Özdemir! Es ist alles in allem ein erfrischender Schlagabtausch, wie wir ihn sonst nur aus der türkischen Innenpolitik kennen. Bitte nicht alles so bierernst nehmen! Die Türken in der Türkei kommen innenpolitisch so recht heftig zur Sache. Dagegen sind wir in Deutschland alles Waisenknaben, Türken wie Deutsche gleichermaßen.
Rassisten seid ihr alle nicht, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. In diesem Sinne: Hepimiz insaniz und tschüß.
Eine Frau, die mich immer so nett und direkt anlächelt, wenn ich die Straße betrete, ist meine Mit-Kreuzbergerin Miriam Noa, eine Kandidatin meines Wahlkreises 1 im bundesweit berühmten Kreuzberg. Partei? Siehe oben, ist aber nicht so wichtig. Für mich steht ohnehin der Mensch im Mittelpunkt!
Als bildungspolitisch interessierter Zeitgenosse, einfacher Vater und einfacher Wahlberechtigter beschloss ich, ihr eine in diesem Blog aufgeworfene Frage vorzulegen, und besuchte die Kandidatin auf abgeordnetenwatch.de. Es ging mir natürlich vor allem um die geplante türkische Privatuniversität, die mein Mit-Kreuzberger Özcan Mutlu, seinerseits Kandidat auf der Landesliste (Nummer 8), nach Berlin holen möchte! Ich war gespannt: Würde Direktkandidatin Noa den Listenkandidaten Mutlu unterstützen? Müssen Kreuzberger immer einer Meinung sein? Ich war gespannt!
Dies war meine Frage:
„Wie bewerten Sie die geplante Errichtung einer privaten türkischen Hochschule in Berlin? Wie stehen Sie zu einer möglichen binationalen privaten Grundschule in Kreuzberg?“
Nach einem guten Tag schon erhielt ich eine Antwort, und da abgeordnetenwatch.de absolut öffentlich und frei zugänglich ist, darf ich diese Antwort hier selbstverständlich auch zitieren:
den Ausbau türkischsprachiger Bildungsangebote in unserer Stadt finde ich angesichts der Menge an Muttersprachlern prinzipiell richtig. Ich sehe Zwei- oder Mehrsprachigkeit als ein großes Geschenk, sprachliche Fähigkeiten sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen Berufsleben.
Allerdings stehe ich privaten Bildungseinrichtungen sehr kritisch gegenüber, denn ich finde, dass Bildung ausschließlich in staatliche Hand gehört. Private Einrichtungen sind in der Regel kostenpflichtig – sie schließen dadurch Menschen aus, die sich den Besuch dort nicht leisten können und führen zu sozialer Spaltung. Bei privaten Hochschulen sehe ich zudem das Problem der Finanzierung durch Unternehmen, die folglich auf die wissenschaftliche Schwerpunktsetzung Einfluss nehmen. Bilinguale Grundschulen, also beispielsweise deutsch-türkisch, halte ich für eine großartige Sache. Aber auch hier: Bitte in staatlicher Hand, wie das bei unseren Staatlichen Europaschulen Berlin (SESB) der Fall ist. Nur so funktioniert meines Erachtens auch Integration.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihre Miriam Noa
Eine persönlich sehr nett formulierte, sachlich eindeutige Antwort, wie ich finde! So muss abgeordnetenwatch.de laufen!
Ich konstatiere inhaltlich: Die Direktkandidatin Noa und der Listenkandidat Mutlu (beide Kreuzberg) werden hier wohl kaum auf einen grünen Zweig kommen. Mutlu scheint ja dem Staat kein Alleinmonopol in der Bildung zuzuschreiben. Er scheint zu meinen: Der Staat kann und soll vieles, aber er kann und soll nicht alles in der Bildung machen. Manches sollen ruhig auch mal die Privaten in der Bildung machen, wenn sie der Meinung sind, eine sinnvolle Alternative zum Staat anbieten zu können.
Na, ich werde dem Herrn Mutlu und anderen Kandidaten mal auch eine passende Frage auf abgeordnetenwatch vorlegen! Bin schon gespannt.
So bunt ist dieser Bezirk! Spannendes Kreuzberg! Danke für Ihre Antwort, Frau Noa! Vorbildlich gemacht!
TürkischesKommentare deaktiviert für Ne mutlu Kreuzbergüm diyene!
Aug.102011
Ne mutlu Kreuzbergüm diyene! Alles toll, Tiergarten in Reichweite, gute Menschen, Politik sollte man mal außer acht lassen! Hepimiz insaniz, arkadaslar!
„Die Grünen/Bündnis 90 sind aber sehr türkenfreundlich. Für die Türken tun sie alles“, höre ich manchmal die anderen Zuwanderer – vor allem die aus europäischen Ländern – seufzen. Die geplante türkische Privatuniversität in Berlin sucht eine Immobilie. Als Türöffner dabei: der bildungspolitische Sprecher der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, dessen Familienname Mutlu – „Glücklich“ lautet und der in diesen Tagen wieder einmal die Presse erobert hat. Geschickt gemacht.
Nachholende Türkisierung der Türken, Zaza, Jesiden und Kurden in Deutschland, nachholende rechtgläubige Islamisierung der Türken in Deutschland, Anerkennung der Türkei als der unbestrittenen Führungsmacht der islamischen Welt auch in Deutschland, darum scheint es mir im Kern beim Currywurststreit zwischen Özcan Mutlu (43 Jahre) und Oguzhan K. (20 Jahre) zu gehen.
Denn der unausgesprochene Vorwurf der jungen, national und religiös neueingestellten Türken-Generation an die stärker in Deutschland integrierte Elterngeneration lautet: „Du bist ja kein richtiger Moslem mehr! Du bist also auch kein richtiger Türke mehr!“ Das steckte auch hinter den Pfiffen gegen den im deutschen Dress auflaufenden Mesut Özil.
Dieses starke Nationalbewusstsein, gepaart mit einem kraftvollen, nationalkonservativen Islam, scheint mir ein wesentliches Merkmal der erstarkenden türkischen Gemeinde in Deutschland zu sein.
Polen, Türkei, Deutschland: Das sind in meinen Augen zur Zeit die drei Staaten, die in Europa bzw. Vorderasien zur Zeit mit die beste Wirtschafts- und Finanzpolitik betreiben. Diese drei Länder haben Regierungen, die in der Wirtschaftspolitik auf Initiative und Unternehmergeist, auf Arbeit und Verantwortung setzen. Die Daten der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung geben den drei amtierenden Regierungen in Polen, der Türkei und Deutschland recht: gutes Wachstum, vertretbare Verschuldung, sinkende Arbeitslosigkeit.
Nicht zufällig sind es gerade die Türken und die Polen, die bei Unternehmensgründungen in Berlin ganz vorne liegen:
In gewisser Weise sind die volkswirtschaftlichen Daten eine Art Leistungsnachweis einer Regierung. Bei sinkender Staatsverschuldung, sinkendem Haushaltsdefizit, sinkender Arbeitslosigkeit, insbesondere sinkender Jugendarbeitslosigkeit (in der Regel nur erreichbar bei Wachstum der Volkswirtschaft), haben die Regierungen ihre Aufgabe gut erfüllt.
Hohe Staatsverschuldung, hohe Arbeitslosigkeit, insbesondere hohe Jugendarbeitslosigkeit deuten darauf hin, dass etwas nicht stimmt. Den Staat Griechenland oder den Stadtstaat Berlin etwa sollte man besser nicht als Vorbild nehmen. Griechenland und das Bundesland Berlin leiden an jahrzehntelang gepflegter Verhätschelung der zu Leistungsempfängern degradierten Bürger durch den bemutternden Staat. Die Folgen sind offenkundig: exorbitante Verschuldung, aufgeblähte Staatsquote, hohes Haushaltsdefizit, hohe Arbeitslosigkeit, hohe Jugendarbeitslosigkeit, politischer Extremismus rechts und links, soziale Unruhen mit der Gefahr links- und rechtsextremistischer Umtriebe.
Der aktuelle SPIEGEL bietet reichlich Zahlenmaterial für meine Behauptungen. Insbesondere empfehle ich das Lesen aller Beiträge über die Türkei und über Griechenland – hintereinander weg. Spannend, aufschlussreich!
Als kleine Ergänzung zur Grafik auf Seite 90 empfehle ich jedoch unbedingt einen Blick in die Sozialversicherungsdaten der genannten Länder. Das Netz der Sozialversicherung, also Arbeitslosen-, Kranken- und Rentenversicherung in der Türkei ist dürftig bzw. nicht vorhanden, dafür gibt es immerhin einen gesetzlichen Mindestlohn ( 353,8/Monat), der ziemlich genau dem Betrag entspricht, den ein erwachsener Arbeitsloser in Deutschland zusätzlich zu allen sonstigen Beihilfen bar aufs Konto überwiesen bekommt.
Das wär doch was für die deutsche Linke: Abschaffung von Hartz IV (eine langgehegte Forderung der Linken) bei gleichzeitiger Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes in Höhe des türkischen Mindestlohnes? Wie schaut’s damit aus?
Der türkische Mindestlohn ermöglicht dem einzelnen mit großer Mühe das Leben und Überleben – aber die Familien halten zusammen! Wer mehr verdient, gibt ärmeren Familienmitgliedern gern und bereitwillig ab.
In der Türkei besteht ein starker positiver Anreiz zu arbeiten – und folglich verdienen Fachkräfte dort netto mittlerweile ebenso gut oder besser als in Deutschland, wie es das Beispiel der aus Deutschland zugewanderten Fachärztin Neşe Stegemann beweist (SPIEGEL Nr. 23/2011, S. 92). Zugleich besteht in der Türkei ein negativer Anreiz gegen die Arbeitslosigkeit. Denn wenn Familien zu wenig arbeitende Mitglieder haben, rutschen sie in Armut ab. Sie müssen dann Mitglieder ins Ausland entsenden, um dort den Lebensunterhalt für alle zu sichern. So geschah es, dass in den sechziger und siebziger Jahren zur Existenzsicherung der Familien halbe Dörfer nach Deutschland übersiedelten. Die entsandten Familienmitglieder konnten dann – selbst im Fall der späteren Arbeitslosigkeit – die ärmeren Verwandten von Deutschland aus gewissermaßen mitziehen. Ein Modell, das sich schnell herumsprach, auch in anderen Ländern!
Die türkische Wirtschaft kann nur deshalb boomen, weil die Familien als unzerreißbares Element der sozialen Grundsicherung bestehen geblieben sind. Die demographischen Daten stimmen auch deswegen, weil alle Erwachsenen wissen, dass sie im Alter und im Falle von Krankheit und Arbeitslosigkeit auf die Familie und auf die eigenen Nachkommen angewiesen sind.
Oder – wie es ein früher bekannter, in Deutschland heute vergessener Dichter mal gesagt hat:
Am Ende hängen wir doch ab
von Kreaturen die wir machten.
1973, zum Ende der Anwerbung türkischer Arbeitskräfte nach Deutschland, lebten 800.000 Türken in Deutschland. Was mich immer wieder verblüfft, ist, dass wir heute mehr als 3 Millionen Türken in Deutschland haben und die Deutschen sich so wenig für das interessieren, was in der Türkei geschieht. Dabei könnte ein Vergleich zwischen den Wirtschafts- und Sozialsystemen der beiden so eng verzahnten Länder ausgesprochen spannend und lehrreich sein! Denn die Türkei und Deutschland konkurrieren direkt um die besten Köpfe! Wo lohnt es sich zu leben und eine junge Familie zu gründen? Wo steht man als Türke besser da – in der Türkei selbst oder in Deutschland?
Dieselbe Frage sollte man auch für andere Länder stellen, aus denen Zuwanderung in unser Land erfolgt ist, etwa Libyen und Libanon.
Lest hier zum Beispiel diese aufschlussreiche Meldung der Sozialisten über türkische Mindestlöhne aus dem Jahr 2005:
Am 6. Mai, kurz vor der offiziellen Absegnung des neuen Abkommens, machte die stellvertretende IWF-Direktorin Anne Krüger in ihrer Rede in Ankara empörende Bemerkungen über dieses jüngste Abkommen. Sie verlangte eine neue Runde von Angriffen auf die Arbeiter in der Türkei. Sie betonte, dass in der Türkei „ein flexiblerer Arbeitsmarkt… dringend nötig ist. Die Starre im Arbeitsmarkt und hohen Mindestlöhne halten davon ab, neues Personal einzustellen„.
Krueger wurde von einem Journalisten gefragt: „Kann man denn mit dem Mindestlohn in der Türkei leben?“ Sie antwortete arrogant: „Wenn man das muss, muss man es eben. Viele Menschen leben sogar noch von weniger Geld, weil sie als nicht registrierte Arbeiter nicht einmal den Mindestlohn bekommen. Meiner Meinung nach müssen wir [die Gesetze über] die Einstellung und Kündigung von Mitarbeitern und alle Bedingungen des Arbeits- und Wirtschaftslebens gründlich überprüfen.“
Der monatliche Mindestlohn für über 16-Jährige beträgt Netto etwa 350 YTL (200 Euro), während die gegenwärtige Armutsgrenze für eine vierköpfige Familie bei etwa 1.600 YTL (915 Euro) liegt, also dem 4,5-Fachen des Mindestlohns.
Ein kürzlich von der türkischen Regierung erarbeiteter Bericht zeigt, dass jeder vierte türkische Bürger unter der Armutsgrenze lebt, während 82 Prozent von ihnen nicht vom Sozialsystem abgedeckt sind. Der Bericht zeigt auch, dass nur 48 Prozent aller Erwerbstätigen sozialversichert sind.