ZEIGT ES DENEN!

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Dez. 142010
 

Bin begeistert – selber etwas tun, statt immer nur um „Förderung“ zu betteln! Klasse! Bitte mehr davon, Asmae und Vural!

ZEIGT ES DENEN!

Nachhilfe im Schneeballsystem: Studenten unterrichten Schüler unterrichten Schüler – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – SchulSPIEGEL
„Viele Lehrer haben gesagt, ich schaffe das Abitur sowieso nicht. Denen und mir selbst will ich es beweisen“, sagt Asmae Zauzau. Das „Chancenwerk“ soll ihr und den anderen dabei helfen. So will es Gründer Murat Vural, 35. „Jeder in Deutschland soll eine Chance bekommen etwas zu werden, aber auch etwas dafür tun“, sagt der Doktorand der Elektrotechnik an der Uni Bochum und hat deswegen das interkulturelle Förderprojekt gestartet.

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Dez. 122010
 

Bei Überschwemmungen in den Niederlanden war und ist es Bürgerpflicht, dass alle Hand anlegen, um die Naturgewalten einzudämmen. Davon kündet noch das obige Verslein  des halluzinierenden Faust aus dem letzten Akt eines in Deutschland schon weitgehend vergessenen Dichters. Faust II, 5. Akt, um es genauer zu sagen.

Gemeindrang oder Gemeinsinn, bürgerschaftliches Zusammenstehen – das fordert auch unser Bürgermeister. Ich finde das sehr gut, Herr Bürgermeister! Denn der Winter ist – die Zeitungen beklagten es mehrspaltig – mit unerbittlicher Härte über ganz Deutschland hereingebrochen, hielt Flughäfen, Eisenbahnen, ja sogar Gehwege für endlos lange zwei Tage im unerbittlichen Griff fest.

„Nimm Hack‘ und Spaten!“ Das forderte ich bereits letztes Jahr, zahlreiche Geschäftsleute in Kreuzberg und anderswo gingen mit gutem Beispiele voran.

Wenn wir gestern die SPD als „staatslastig“ und „überversorgend“ bezeichneten, so galt das nur im Großen und Ganzen für die heutige Berliner SPD. Daneben gab es auch einen wichtigen Gedankenstrom innerhalb der deutschen SPD, der vor allem den anständigen, den braven Bürger forderte und förderte, also etwa den sozialdemokratischen Arbeiter, der sich in Abendkursen zum Facharbeiter fortbildete, der sparsam für die Familie vorsorgte und der eben jederzeit auch Hand anlegte, wenn das Gemeinwohl dies erforderte, etwa in der Freiwilligen Feuerwehr oder in der Arbeiterwohlfahrt. Thilo Sarrazin hat während seiner Zeit als Finanzsenator immer wieder voll Hochachtung von diesem sozialdemokratischen Urgestein gesprochen und – meist vergeblich – bei seinen Sparappellen eine Einschränkung der „öffentlichen Hand“, eine großzügigere „Bürgerhand“ verlangt.

Genau diesen Nerv trifft unser Bürgermeister mit seiner Bemerkung. Applaus, Applaus.

Eis auf Gehwegen: Wowereit fordert Berliner zum Schneeräumen auf – Berlin – Tagesspiegel
Wowereit appellierte an Bürgersinn der Berliner. An der einen oder anderen Stelle könnte sie vielleicht auch selbst „Hand anlegen könnten, um Gefahrenstellen zu beseitigen“.

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Dez. 112010
 

„Meine Mutter hat es auch ohne dieses Gesetz geschafft, zehn Kinder in Berlin einzugliedern und zu vernünftigen Mitbürgern zu machen.“ So schreibt Badr Mohammed auf S. 22 der Berliner taz vom 07.12.2010 (leider online nicht abrufbar). Freunde, Leute, Blogger: In allem, was Mohammed in seinem Beitrag schreibt, hat er recht, so finde ich. So schreibt er etwa: „Als Grundlage für Integration reichen das Grundgesetz und eine gute Erziehung völlig aus.“

Mutig, mutig, so etwas drucken zu lassen!

Aber ich unterschreibe jeden Satz und jeden Halbsatz, den Mohammed in diesem Artikel  geschrieben hat.

Insbesondere hat er meines Erachtens als einer der ganz wenigen Berliner Politiker die zentrale Rolle der Familie, der Eltern im Leben der Kinder erkannt. Seine Mutter hat die Hauptverantwortung für das Schicksal ihrer zehn Kinder erkannt, angenommen und bewundernswert ausgefüllt.

Während für Kinder also die Familie die entscheidenden Weichenstellungen für oder gegen Integration vornimmt, ist es bei den Erwachsenen die Erwerbstätigkeit.

Mohammed schreibt: „Erwerbstätigkeit spielt eine zentrale Rolle: Sie verschafft neben eigenem Einkommen soziale Beziehungen, Anerkennung und Selbstwertgefühl. Aufseiten der Zuwanderer setzt Integration den Erwerb bestimmter Kenntnisse und Fähigkeiten sowie Motivation voraus. Zentral ist das Erlernen der Sprache. Das allein ist aber nicht genug. Dazu gehören Kenntnisse über Kultur und Geschichte des Aufnahmelandes, über Umgangsformen, Institutionen und Organisationsstrukturen, politische Werte und Verfassung.“

Donnerwetter, Herr Mohammed! Sie verlangen also Kenntnisse! Fähigkeiten! Motivation! Das würde ja bedeuten, dass es neben der Familie und der Erwerbstätigkeit auf die persönlichen Bemühungen des einzelnen ankommt. Das würde bedeuten, dass nicht die Politik an allem schuld ist, was schiefläuft!?

Nun, ich meine, auch hier hat Mohammed recht. Ich persönlich fasse übrigens die gutklingenden Wörter Kenntnisse, Fähigkeiten und Motivation  mit dem altertümlich anmutenden Wörtlein TUGENDEN zusammen. Tugenden sind derartige individuell zu erlernende, zu übende Haltungen, die es dem einzelnen ermöglichen, ein gelingendes Leben zu führen, z.B. Lernwille, Fleiß, Achtsamkeit, Nächstenliebe, Verantwortung für sich und andere, Rechnen, Lesen, Schreiben, Singen, Turnen, Tanzen.

Von dieser Verantwortung für das gelingende Leben kann der Staat mit all seinen Gesetzen und seinen Integrationsmilliarden und Abermilliarden Euro die einzelnen nicht freistellen.

Mohammed hat recht.

Was verhindert Integration mehr als alles andere? Ich würde wagen zu behaupten:

1) Ein Rückgriff der Erwachsenen auf die Sozialhilfe. Denn Sozialhilfe als Dauerlösung verhindert Erwerbstätigkeit. Also brauchen wir dringend, so meine ich, eine Verringerung, Befristung, Abspeckung und Vereinfachung des gesamten Sozialhilfe-Wesens oder besser gesagt Sozialhilfe-Unwesens. Es müssen mehr und mehr Familien ihr Leben durch eigene Erwerbstätigkeit sichern. Je mehr die Familien ohne Staatshilfen ihr Leben bestreiten, desto besser! Idealerweise wäre keine Familie dauerhaft auf finanzielle Hilfe des Staates angewiesen.

2) Versagende Eltern, die die Erziehung der Kinder nicht wahrnehmen. Die Schulen werden die Defizite, mit denen die Kinder in den Unterricht kommen, stets nur zum Teil ausgleichen können.

3) Selbst-Diskriminierung und Fremd-Diskriminierung: „Du Migrant – ich Normal!“ Ich vertrete emphatisch das Einheits-Modell des Staatsbürgers. Jeder, der dauerhaft und nicht bloß vorübergehend (etwa als Tourist oder entsandter Arbeitnehmer) hier in Deutschland lebt,  sollte sich als „ganz normaler“ deutscher Staatsbürger sehen.

„Alteingesessene“ und „neue“ Deutsche zusammen bilden die bürgerliche Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, deren Leitkultur das Grundgesetz abbildet. Für diese Auffassung bin ich bereit überall einzutreten! Für diese Auffassung habe ich übrigens damals auch meinen Wehrdienst bei der Bundeswehr abgeleistet.

Unsere Leitkultur ist das Grundgesetz“ – das hat übrigens nicht Mohammed gesagt, sondern Cem Özdemir.

Zustimmung des Bloggers an Sie, Herr Mohammed, Zustimmung des Bloggers auch an Sie, Herr Özdemir!

Egal, ob sie Ugur, Maximilian, Dilek, Kassem, Joachim oder Yachya  heißen: es sind für mich alles Deutsche. Sie sind hier geboren, gehen hier zu Schule, sie werden aller Wahrscheinlichkeit nach hier bleiben.

Lest bitte auch das tolle Interview „Wir achten nicht auf Herkunft“ mit den Schülern der Neuköllner Otto-Hahn-Gesamtschule auf Seite 23 der Berliner taz vom 7. Dezember 2010.

Hey tazzler! Bitte stellt diese beiden Glanzstücke dauerhaft online! Teşekkür ederim schon mal im Voraus!

שלום ve السلام عليكم!

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Brauchen Männer Models?

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Dez. 012010
 

viadrina-20102010007.jpg Die grünen Männer sprechen sich – wie dieses Blog berichtete – recht unverblümt für Models aus:

„Wir wollen role models aus Sport, Medien, Politik und Kultur, die nicht den Macker spielen müssen, weil sie eben selber stark genug sind, auch schwach sein zu dürfen.

Dies erstaunt. Models sind doch oft so un-grün! Diese Models – derzeit angesagt: Julia Stegner, Doutzen Kroes, Toni Garrn usw. – wirken oft nicht naturwüchsig, sondern auf ein bestimmtes mädchenhaftes Weiblichkeitsbild hinfrisiert. Wie ist das mit dem grünen, dem naturnahen, umweltfreundlichen  Menschenbild vereinbar?

Wie? Ich liege falsch? Ach so … jetzt dämmert es mir! Role models – das heißt ja Vorbilder. Ach so! Männer brauchen also Vorbilder. Das ist richtig.

Jungen brauchen Vorbilder – den guten Vater, den tüchtigen Lehrer, den fleißig schaufelnden Lokomotivführer, den behütend-freundlichen Polizisten, den strengen Fußballtrainer.

Warum sagt ihr das nicht gleich? Wollt ihr denn einfache Bürger ausschließen, die nicht so gut Englisch können wie ihr, o ye‘ faithful green men?

Diese Sucht, alle unbequemen oder unanständigen oder unzeitgemäßen Dinge mit englischen Tarnbezeichnungen zu verhüllen, finde ich ziemlich billig (cheap)! Ist das noch die Sprache Goethes, Schillers, Heinrich Bölls, der Gebrüder Humboldt? Neben dem offenbar unzüchtigen Wort „Vorbild“ (role model), das man offenbar nicht mehr in den Mund nimmt, fallen mir auf: „Gemeinde oder Gemeinschaft“ (heißt jetzt community), „Geschlecht“ (heißt gender), „Forschung“ (studies), „Leben“ (life), „sei!“ (be!) usw.

Übrigens: Nanni Moretti, der italienische begnadete Darsteller, rastet in dem Film Palombella rossa aus, als eine sehr sehr nette Italienerin ihm sagt:

„Il suo ambiente è molto cheap.“ Das ist zu Deutsch: „Ihr Umfeld ist sehr cheap.“

Er kriegt einen Tobsuchtsanfall, weil eine Frau in einem Gespräch über Feminismus ein solches englisches Tarnwort verwendet. Wie cool ist das denn. Die Worte sind wichtig!

Schaut selbst:

YouTube – Le parole sono importanti

Bild: Humboldt Viadrina School of Governance, Berlin, Wilhelmstraße

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Nov. 302010
 

Wir brauchen eine neue Hoş-geldiniz-Kultur für zugereiste schwäbische Familienväter! Sie bringen den Sinn für Verantwortung, Fleiß und Tatkraft nach Friedrichshain-Kreuzberg!

„Wir streben nach Verantwortung.“ So sagte es ein zugereister Schwabe, den man unbedingt sofort als voll integriert bezeichnen muss. Beifall! Worte wie Pflicht, Verantwortung, Fleiß, Familie, Sparsamkeit dürfen keine Fremdworte in Friedrichshain-Kreuzberg werden.

Eine gute ökologische Politik kommt ohne diese uralten Tugenden nicht aus.

Oikos heißt ja Haus. Ökologische Politik ist also nichts anderes als gute Hauswirtschaft im Großen.

Der gute Hausvater ist ein ökologischer Hausvater.

Der Blogger gibt hiermit seine Freude über die klaren Worte des Bundesvorsitzenden der Grünen zum Ausdruck.

Im Gespräch: Cem Özdemir: „Unsere Leitkultur ist das Grundgesetz“ – Inland – Politik – FAZ.NET

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Nov. 122010
 

Ein Hauptproblem Berlins ist staatliche Überversorgung. Die Überversorgung mit staatlichen Leistungen behindert oder verhindert Integration, behindert den wirtschaftlichen Aufschwung, behindert räumliche und soziale Mobilität.

Beispiel: Fanny-Hensel-Kiez. Wenn der Staat nicht par ordre du Mufti Billigmieten erzwänge, wenn der Staat einige Wohnblöcke freigäbe, entstünde ein freies Spiel aus Angebot und Nachfrage. Die überall sehnlichst erwarteten selbstverdienenden Menschen mit Familien zögen in den Kiez, Kinder würden Väter erleben, die einer geregelten Arbeit nachgehen, das würde eine Vorbildwirkung entfachen, es käme zu einem Nachhol-Effekt, die Schule verlöre ihren unverdient schlechten Ruf.

Und was geschieht: Statt selbst etwas für ihr Glück zu tun, schreien die Menschen stets nach mehr Förderung, mehr Geld, mehr Fürsorge des Staates. Eine unfassbare, alle Grenzen sprengende soziale Immobilität hat sich – durch den Staat befördert – in Teilen Friedrichshain-Kreuzbergs breitgemacht und verhindert den Wandel.

Das gleiche gilt auch für den Strommarkt. Wir haben tendenziell mit sinkenden Strompreisen zu rechnen. Dank der AKW-Laufzeitenverlängerung wird der Großhandelspreis wohl eher zurückgehen. Der Strompreis wird künstlich hochgerechnet. Lest selbst:

AKW-Laufzeitverlängerung: Solar-Lobby trickst bei Verbraucherkosten – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Wirtschaft
Tatsache ist: Die AKW-Laufzeitverlängerung wurde vom Bundestag beschlossen und kann höchstens noch per Gerichtsurteil gestoppt werden. Bleibt aber die Produktion des billigen Atomstroms erhalten, dürfte der Großhandelspreis für Strom eher nicht steigen. Er könnte sogar sinken, da auch die Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie kräftig ausgebaut wird. Aktuell wächst das Stromangebot eher schneller als die Nachfrage. Das größte Problem ist keine Energieunterversorgung, sondern dass zeitweise zu viel Strom in die Netze gespeist wird.

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„Christian gehört nicht zu uns“, oder: Brauchen Jungen Jungenförderung?

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Nov. 102010
 

10112010052.jpg Die Ahnung trog uns nicht: Ministerin Schröder hat in einigen ihrer Äußerungen so sehr ins Schwarze getroffen, dass Frau Schwarzer fast nichts anderes übrigblieb als zu beißen und um sich zu schlagen. Der Blogger hat mittlerweile das Interview im aktuellen SPIEGEL, Seite 54-58 gelesen.

Viele springen jetzt fuchsteufelswild umher, als hätte Kristina Köhler verlangt, der Staat solle Familie und Ehe schützen, oder gar, die staatliche Gemeinschaft solle Familie und Ehe unter ihren besonderen Schutz stellen. Das wäre in der Tat ein radikaler Dissens vom herrschenden Zeitgeist gewesen, das wäre für eine amtierende Familienpolitikerin sehr gefährlich gewesen. Das wäre geradezu tollkühn gewesen. Als hätte sie verlangt, man solle Ehe und Familie als tragende Stützen oder Keimzelle einer Gesellschaft anerkennnen!

Mädchen, Weiber, Frauen: Das tut sie doch gar nicht! Also braucht frau sich eigentlich über diese Meinungsäußerungen nicht so aufzuregen. Statt dessen sagt Kristina Schröder sehr „zustimmungsfähig“ auf die Frage, ob der Feminismus die Frauen unterm Strich glücklicher gemacht habe:

„Ich glaube, dass der frühe Feminismus teilweise übersehen hat, dass Partnerschaft und Kinder Glück spenden.“

Was regt ihr euch auf? Ist das nicht ganz lieb formuliert? Das ist doch genau die herrschende Grundhaltung: Jeder und jede soll vorrangig nach seinem oder ihrem Glück streben. Für manche gehören zum eigenen Lebensglück Partnerschaft und Kinder, für manche eben nicht. Der Staat soll dann die Mittel für jede einzelne, für jeden einzelnen bereitstellen, ein Maximum an privatem eigenen Glück zu erzielen.

Darum geht es. Der Staat dient nach Meinung der großen Mehrheit der Bevölkerung dazu, für privates Glück bei jedem einzelnen Menschen zu sorgen, vorrangig durch Leistungen, durch Geld, durch Ansprüche, die jeder einzelne gegen den Staat geltend machen kann.

Was Kristina Schröder über fehlende männliche Vorbilder sagt, über die Verweiblichung der gesamten Pädagogik, über das unzureichende Männlichkeitsbild, das unseren Jungen angeboten wird, über den nicht nur körperlichen, sondern auch psychischen, nicht nur kulturell erzeugten, sondern vermutlich auch genetisch verankerten Unterschied zwischen Jungen und Mädchen, findet meine volle Zustimmung.

Kristina Schröder hat DAS große Problem der Jungen zutreffend erkannt und benannt. Allerdings unterscheide ich mich von Ministerin Schröder insofern, als ich sage:

Jungen brauchen keine Jungenförderung, sondern sie brauchen Väter – oder mindestens väterliche Vorbilder, an denen sie sich orientieren, an denen sie sich abarbeiten, an denen sie reifen, gegen die sie rebellieren können!

Ich habe daraufhin etwa das schulische Lesebuch meines achtjährigen Sohnes durchgeschaut: Welches Familienbild, welches Männlichkeitsbild wird vermittelt? Die Antwort: Mädchen sind körperlich genauso stark wie Jungen, Mädchen können die Jungen sogar im Raufen besiegen. Jungen interessieren sich genauso sehr für Pferde, rosa Hüpfbänder und Puppen wie Mädchen sich für Kräne und Eisenbahnen interessieren. Eine Mutter mit grünen Haaren ist eine ganz normale Mutter.

Und: „Christian gehört nicht zu uns.“ Christian ist der Name eines Vaters, der sich von seiner Familie getrennt hat. Die Mutter untersagt Annika den vertrauten Umgang mit dem Vater mit genau diesem Satz: „Christian gehört nicht zu uns.“ Annika soll sich nach dem Willen der Mutter kein Bild vom Vater machen! Gefunden im 2007 erschienenen Lesebuch „Bausteine Lesebuch“ für Klasse 3, S. 21.

„Jungenförderung“ entspricht übrigens noch weitgehend dem vorherrschenden Steuerungsmodell der Politik: Die staatlichen Machthaber erkennen ein Defizit und bieten Mittel an, dieses Defizit, diese Benachteiligung  zu beseitigen. So stellen beispielsweise Migranten eine benachteiligte Gruppe dar: der Staat hilft ihnen durch besondere Unterstützung. Die Jungen sind strukturell  benachteiligt – der Staat gleicht aus. Die Frauen sind strukturell benachteiligt – der Staat hilft und gleicht aus. Man könnte auch sagen: Nationale Minderheiten, wie etwa muttersprachliche deutsche Kinder sind in Neuköllner Grundschulen strukturell benachteiligt, denn das gesamte Unterrichtsgeschehen wird auf die Bedürfnisse der migrantischen Kindermehrheit zugeschnitten.

Der Staat muss also etwas für die wenigen verbleibenden deutschen Kinder in Neuköllns Grundschulen tun, etwa durch Integrationsmaßnahmen für deutsche Kinder, Sonderförderung zum Erlernen des türkischen oder arabischen Akzents, kostenlose Besuche in Bräunungsstudios usw.

Ihr seht: Der Benachteiligungen ist kein Ende! Der Staat muss überall fördernd eingreifen!

Das könnte etwa für die Jungenförderung bedeuten: Vermehrte Einstellung von Männern als Lehrer oder Erzieher, Männer-Zuschlag für Männer, Vätergeld, Väterurlaub usw. Die Politik entdeckt eine benachteiligte Gruppe, in diesem Fall also die Jungen und die Männer, und verteilt staatliche Mittel im Sinne eines Lenkungseffektes um, bis 50% aller Lehrer männlichen Geschlechts sind.

Das klingt absurd und ist es auch.

Weit besser ist die Anregung Kristina Schröders, sich schulische Texte durchzusehen und zu fragen: Was wird den Jungen geboten?

Ich habe diese Übung mit einigen Schulbüchern für Deutsch, Sachkunde und Ethik gemacht. Ergebnis: Verheerend! Niederschmetternd! Es gibt keine funktionierende Familie mit Mutter und Vater mehr in Berlins Schulbüchern. Es gibt überhaupt keine männlichen Vorbilder mehr.

Heiße Leseempfehlung zum Interview mit Kristina Schröder: Bausteine Lesebuch 3. Herausgegeben von Siegfried Buck. Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöning Winklers GmbH, Braunschweig  2007, S. 21

Frauenbewegung: Ministerin Schröder rechnet mit Feminismus ab – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik

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Nov. 102010
 

„… die meisten sind ausgewandert, viele in die USA, andere nach Europa. Fast alle sind etwas geworden.  Einige sind Rechtsanwälte, andere Ärzte, andere studierten in Harvard und wurden Firmenchefs.“

So berichtete es mir kürzlich ein Palästinenser, der seit langem in Berlin lebt.

Berlins Bildungspolitiker stochern fleißig im Nebel. Einer der Gründe mag darin liegen, dass sie beruflich und privat keinen Kontakt zu den ganz normalen, nichtorganisierten Arabern und Türken und Russen und Polen haben.

Die organisierten Migranten quatschen unsere deutschbiederen Politiker dumm und dusslig: „Wir sind benachteiligt, fördert uns, ihr müsst uns mehr Geld geben, ihr müsst kleinere Klassen bilden …!“

Resultat: Klassen mit 12 Schülern und zwei Lehrerinnen, etwa an der Rütlischule. Eine horrende Verschwendung!

Wieso ist bloß die palästinensische Grundschule mit 55 Kindern und einem Lehrer vor der ersten Intifada besser gewesen  als die Berliner Grundschule mit 12 Kindern und zwei Lehrerinnen und einer Erzieherin? Warum lernten sie dort Arabisch UND Englisch und Hebräisch bis zur Berufsreife?

Antwort meiner palästinensischen Bekannten: „Wir hatten Persönlichkeiten als Lehrer. Sie glaubten an uns. Sie waren sehr streng. Es wurde viel im Chor gelernt. Es gab auch Strafen. Die materielle Ausstattung war im Vergleich zu Berlin spartanisch.“

„Und die Berliner Grundschule?“ „Erleben wir als chaotisches Durcheinander, als unverständlich. Geld wird reingeschüttet ohne Ende. Aber es fehlt an starken Persönlichkeiten. Und  ab und zu hören wir zur Entspannung: „Mit dem Hauptschulabschluss könnt ihr nichts anfangen. Aus euch werden eh Hartz-IV-Empfänger.“

Ich meine: Verheerende Botschaften! Bitte Vorhang zu in diesem Schauspiel! In Berlins staatlichem Schulwesen fehlt es an Vertrauen in die Persönlichkeit. Alle wohlgemeinten Versuche – jetzt werden händeringend arabische Lehrer gesucht – werden scheitern, solange man nicht den direkten Kontakt mit den arabischen und palästinensischen Vätern und Familien sucht, und zwar außerhalb der organisierten, staatlich hochgepäppelten Organisationen.

Berliner Zeitung – Aktuelles Berlin – Berlin sucht arabischstämmige Lehrer
Im Gegensatz zu Lehrern mit türkischem Wurzeln unterrichteten bisher kaum Pädagogen mit arabischem Hintergrund in Berlin, teilte Bildungssenator Jürgen Zöllner. Er erhofft sich von den drei neuen Kräften, dass sie auch einen besseren Zugang zu arabischen Eltern finden. Unterrichtssprache bleibe Deutsch.

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Nov. 092010
 

09112010049.jpg Vor wenigen Tagen ward mir die Freude zuteil, für zwei berufstätige Mütter deren drei Jungen für zwei Stunden zu betreuen, darunter meinen eignen zweiten Sohn.  Eine der größten Herausforderungen! Wir spielten Schach gegeneinander, und plötzlich wurde über die Regeln wild hin und her diskutiert! Darf man die Figur, mit der man gezogen ist, noch einmal zurücknehmen, sobald die Hand die Figur losgelassen hat? Zwei Jungs meinten: Nein, man darf nicht! Einer meinte: Doch, man darf! Wogendes Gezänk und Geschrei!

DA BESTIMMTE ICH ALS VATER: „MAN DARF NICHT! GEZOGEN IST GEZOGEN!“

Geschrei, Wutgeheul! Aber ich blieb hart. Ich hatte den Streit durch ein autoritäres Gebot entschieden. Ich hatte Schluss der Debatte verkündet. Regel ist Regel. Der Vater hat die Pflicht, die Achtung von Spielregeln durchzusetzen.

Was stelle ich immer wieder fest?  Die Jungen unter 10 Jahren rütteln und zerren an den Zäunen aller Art. Genauso wie ich dies als Junge tat. Die Regelverletzung, die „Streiche“ gehören zur Grundausstattung der Jungen – weniger der Mädchen.

Mädchen sind untereinander oft zänkisch.

Zum Beispiel die Alice. Alice hat ein Interview mit Kristina gelesen. Und was macht Alice? Sie fällt über ihre Schwester her. Zwar kenne ich das Interview von Kristina nicht, ich habe es nicht gelesen. Allerdings sagt mir der Wutausbruch von Alice, dass vieles in Kristinas Worten richtig sein muss. Sonst würde Alice nicht so aufheulen. Es fällt auf, das Alice einen ganzen Kübel voller persönlich herabsetzender Beleidigungen über  Kristina ausschüttet. Ich werde das Interview lesen. Sehr vieles ist offenbar richtig in dem, was Kristina sagt. Sehr vieles war offenbar richtig in dem, was Alice im Laufe ihre langen Lebens gesagt hat und weiterhin sagt. Alice und Kristina, sie sind beide Frauen. Sie sollten sich im Geiste der Brüderlichkeit aussöhnen. Oder besser gesagt: Alice und Kristina – Sie sollten sich austöchtern. Geht doch mal gemeinsam zur Therapiesitzung bei Anne im Ersten am Sonntagabend!

Offener Brief an Kristina Schröder
Zum Beispiel das Klischee, die Überzahl weiblicher Erzieher und Lehrer sei schuld an der Misere der „armen Jungen“.

Die Misere der Jungen gibt es, da hat Kristina völlig recht! Das spiegelt sich gerade in meinem Heimatbezirk Friedrichshain-Kreuzberg in den Statistiken und Schulnoten wider, in den Kriminalitäts- und Häftlingsquoten, Schulabbrüchen, Arbeitslosigkeit, Deutschkenntnissen. Konstant  sind weltweit über 90% der Gefängnisinsassen männlich.

Die Hauptschuld an der Misere der Jungen würde ich dem Fehlen erwachsener männlicher Vorbilder geben. Das Fehlen erwachsener männlicher, väterlicher Vorbilder ist eines der großen gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit.

Hätten alle Jungen gute, starke, einfühlsame, strenge Väter, dann gäbe es die Schulprobleme nicht, dann gäbe es die Krise der Jungen nicht.

Kazim Erdogan mit Ihrer Neuköllner Vätergruppe – würden Sie dieser These so zustimmen?

Cem Özdemir – würden Sie dem so zustimmen?

Es fehlt sehr vielen, viel zu vielen unserer Jungen der starke, einfühlsame, der strenge, der grenzensetzende Vater. Das ist ein Umstand, den ich seit etwa 30 Jahren beobachte. Auch Psychologen bestätigen mir dies.

Die ganze Drecksarbeit der Erziehung wird von uns Vätern viel zu oft den Müttern und Lehrerinnen überlassen. Dafür bin ich selbst leider auch ein Beispiel gewesen.

Aber ich arbeite hart daran, strenger zu werden. Siehe die kleine Geschichte oben!

 Posted by at 12:55
Nov. 062010
 

05112010040.jpg Immer wieder spreche ich mit alleinerziehenden Müttern, Sozialarbeiterinnen, Lehrerinnen, Polizistinnen, Psychologen usw. Sie berichten mir, was es bedeutet, Kinder alleine großzuziehen, die ganze Last des Alltags alleine zu schultern. Dann stürze ich sie gerne spielerisch ins helle Entsetzen, indem ich frech und dreist folgende Behauptungen aufstelle:

„Kinder brauchen unbedingt den Vater in Fleisch und Blut. Ein zu strenger Vater, der sich kümmert, aber auch ein zu weicher Vater ist besser als gar kein Vater. Das Verlassenwerden durch den Vater, ja Vaterlosigkeit schlechthin ist eine der schwersten Benachteiligungen für die Mutter und das Kind. Sie ist weit schlimmer für das Kind als Arbeitslosigkeit oder schwere Krankheit der Eltern.

Wenn alle Kinder einen strengen, liebevollen, anwesenden Vater hätten, der sich um Mutter und Kinder kümmerte und zu seiner Verantwortung stünde, dann wäret ihr Gefängnisaufseherinnen, Polizisten, Psychologen, Sozialarbeiter weitgehend beschäftigungslos. Dann würden sich die Gefängnisse allmählich weitgehend leeren, dann gäbe es viel weniger Probleme mit Sucht, Schulversagen und Kriminalität!

Zwei Eltern, die sich um ihre Kinder fest, unerschütterlich, mit Liebe und Strenge kümmern, machen unsere Kinder nahezu unbesiegbar, gefeit gegen die meisten Stürme des Lebens!“

Dreist lächelnd schleudere ich diese Provokationen meinen Gesprächspartnerinnen entgegen – und werde immer enttäuscht! Denn statt mir zu widersprechen, erhalte ich folgende Antworten von den Fachkräften:

„Ist so.“

„Sie haben recht.“

„Uns wird aber trotzdem auf Jahrzehnte die Arbeit nicht ausgehen.“

Merkwürdig ist folgendes: Gestern las ich bei Dussmann einen der vielen neuen Erziehungsratgeber. Ich suchte pfeilschnell das Kapitel über die Väter heraus. Erschienen ist das Buch 2010. Und was soll ich euch sagen: Was ich durch mühsame Beobachtungen, durch eigenes Fehlverhalten, durch das Wälzen von Literatur und viele Gespräche mit Müttern über die „kaum zu überschätzende Bedeutung des Vaters“ herausgefunden habe – ist mittlerweile Allgemeingut.

Niemand hat mir bisher in dieser Behauptung ernsthaft widersprochen: Kinder brauchen starke, anwesende Väter in Fleisch und Blut!

Was tun, wenn der Vater die Familie verlässt? Dann muss das Problem benannt und erkannt werden. Und sofort muss die Suche nach dem Vaterersatz oder besser Ersatzvater beginnen! Das kann ein Pate sein, ein Lehrer, ein Fußballtrainer, ein Imam, ein Onkel, ein Rabbiner, ein Großvater, ein älterer Bruder, ein Pfarrer… egal wer. Aber irgendjemand, irgend ein männliches Wesen muss einspringen! Die helfenden Institutionen – also Sozialamt, Erziehungsberatung, 4-6 Sozialarbeiterinnen, Lehrerinnen, Kindergarten, Schule, Gefängnisse, Psychotherapie, all das „Ritalin auf Staatskosten“ – werden als solche diesen Ersatz nicht liefern können!

Es ist heute in Fachkreisen Gemeinbesitz geworden, dass dem Vater eine überragende, nur mit größter Mühe zu ersetzende Rolle beim gesunden Aufwachsen der Kinder zukommt.

Der gute Vater oder ein guter Ersatzvater oder Vaterersatz sind weit wichtiger für das gesunde Aufwachsen des Kindes als die gute Schule. Frechheit? Ich steh dazu. Das ist meine feste Überzeugung.

Hier mein neuester Beleg – ein Buch, das ich allein schon deswegen empfehle:

Das ElternBuch – 978-3-407-85863-4 –  Verlagsgruppe BELTZ

 Posted by at 13:38
Okt. 082010
 

Sehr erhebendes Gespräch mit dem aus einem Dorf in Ostfriesland stammenden Schülersprecher der Otto-Hahn-Oberschule! Lest die Berliner Zeitung heute auf S. 19!

Ich spreche mit der einen, dann mit der anderen Seite und zum Schluss mit allen Beteiligten„, sagt Yachya (18).Und damit spricht er eigentlich allen aus dem Herzen. Man sollte in Berlin öfters auf die Ostfriesen hören! Jedes Vorurteil gegenüber den Ostfriesen wäre diskriminierend und rassistisch.

Yachya hat Ziele für sein Leben. Vorbildlich!

Als weiteres gutes Mittel habe ich es erfahren, wenn man Mobber direkt in die eigene Familie des Gemobbten einlädt, ihnen die Erfahrung vermittelt: „Du bist uns willkommen. Du gehörst zu uns.“ Das Mobbing wird dann schlagartig aufhören. Probiert es aus.

„Das Problem sind die Schüler, die nichts erreichen wollen“ – Berliner Zeitung

 Posted by at 09:51
Okt. 042010
 

Holla, was ist denn das – ein alter Bekannter packt aus! Wolfgang Schenk, ehemaliger bildungspolitischer Sprecher der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus. Das klingt alles sehr vertraut, was ich in der taz soeben lese – liest der etwa dieses Blog hier mit, sind wir uns schon mal über den Weg gelaufen, Herr Schenk?

Über den Weg gelaufen – wahrscheinlich ja. Hat er hier aus diesem Blog abgeschrieben? Sicher nicht! Eher umgekehrt, allerdings kannte ich den Artikel nicht, den mir ein aufmerksamer Leser zumailte, denn der taz-Beitrag stammt aus dem Jahr 2007.

Er entspricht dem, was mir andere Menschen im persönlichen Gespräch berichtet haben.

Obwohl also der taz-Artikel uralt, nämlich 3 Jahre alt ist, empfehle ich ihn nachdrücklichst nicht zu lesen. Er ist niederschmetternd.

Also: Lesen Sie den hier verlinkten Artikel bitte nicht, sondern genießen Sie die herrliche Sonne!

Erfahrungsbericht Hauptschule: Ein Idealist packt aus – taz.de
Den Kindern fehlen erwachsene Vorbilder, sie leben ohne jede Struktur, sie wissen nicht, zu wem sie gehören. Ob ein Kind aus einer intakten Familie kommt oder nicht, ist für seine Bildungskarriere wichtig. Kinder brauchen den Schutzraum Familie, um sich entfalten zu können.

Kinder allein erziehender Eltern sind besonders benachteiligt, sosehr sich diese auch bemühen. Wenn es gelänge, den Wert der Familie in der öffentlichen Diskussion neu zu definieren, wäre viel gewonnen […]

 Posted by at 13:06
Sep. 232010
 

Vor zwei Tagen blieb ich spätabends im Hotelzimmer bei Markus Lanz im ZDF hängen. Und siehe da – es war eine Sendung, die erstaunlich wenig auf Effekt und Polemik setzte. Zwischentöne herrschten vor. Diese Gesprächsrunde hat mir sehr gut gefallen!

Mit Rita Schlegel, der Schulleiterin aus Neukölln, kam eine Frau zu Wort, die vieles aussprach, was meine oder unsere eigenen Kreuzberger Grundschulerfahrungen widergab.

Wie funktioniert Integration? Hier empfehle ich, besonders auf die Erzählungen von Melda Akbas, Özlem Nas und Cem Özdemir zu lauschen. Wie haben sie es geschafft, sich in diesem ihrem Heimatland Deutschland umfassend zu „beheimaten“? Ihre Antworten kommen in einem überein: es waren die helfenden Hände der anderen, der Nachbarn, der Eltern, es war die Sorge anderer Menschen – und es war die eigene Anstrengung: die eigene Freude am Lernen, am Lesen und Entdecken. Es war in keinem Fall irgendeine professionelle Integrationshilfe oder eine staatliche geförderte Integrationsmaßnahme.

Diese drei fabelhaften Integrationsgeschichten von Özlem Nas, Melda Akbas und Cem Özdemir bestätigen mich in meinem Skeptizismus gegenüber staatlich finanzierten Integrationsprogrammen und professionellen Helfersystemen.  Diese drei Geschichten spiegeln letztlich das sanfte Gesetz Adalbert Stifters wider, aus dem ich vor wenigen Tagen zitierte: die Fürsorge der Menschen füreinander, die kleinen und großen helfenden Gesten sind es, das Vertrauen der Menschen zueinander, das wechselseitige Sich-Öffnen – dies sind die Kräfte, die Integration ermöglichen.

Integration ist ähnlich wie die Betreuung und Erziehung des Kleinkindes eine Leistung der einzelnen Menschen  – nicht eine Leistung des Staates. Integration steht und fällt ebenso wie die Erziehung des Kleinkindes mit einer bestimmten Qualität der Beziehung zwischen den Menschen.

Selbst die Rede von der „Integration als gesamtgesellschaftlicher Aufgabe“ ist mir zu vage, zu unvollständig. Nicht „die Gesellschaft“ ist es, sondern es sind „die Menschen“ im Für- und im Miteinander, im oftmals harten Ringen um Kenntnisse, um Fähigkeiten, ja auch um den Broterwerb, die einen Weg in eine neue Gesellschaft ebnen.

Das größte Hindernis für Integration der Ausländer ist das Sich-Abschließen der Neusiedler und der Altsiedler, die Hartherzigkeit der Eingesessenen, die Gleichgültigkeit und Verstocktheit beider Gruppen gegenüber dem Nächsten, das stoische Nebeneinanderherleben. Es ist nicht das, was man fälschlich „strukturelle Diskriminierung“ oder „Alltagsrassismus“ nennt.

Eins der größten Hindernisse der Integration ist auch das Vertrauen in die Allheilkräfte des Staates, das blinde Vertrauen in die Sozialhilfe und das Sozialsystem, in Systeme überhaupt. In Wien wird jetzt wieder einmal das „Umkrempeln des Bildungssystems“ als Remedur gefordert. Siehe das Plakat mit der Kandidatin Maria Vassilakou. Maria, hilf durch Systemwandel!

Das heutige Sozialsystem der Bundesrepublik Deutschland ist – ebenso übrigens wie eine besonders strenge Form des Islam – eher geeignet, echte Integration zu verhindern. Es verwöhnt, passiviert und lähmt die Eigenverantwortung. Es fordert zum Missbrauch auf.

Die große Kraft der Herkunftsreligionen Judentum, Christentum und Islam mag diese freudigen Geschichten, wie sie Melda Akbas, Özlem Nas und Cem Özdemir erzählten, im Einzelfall zusätzlich stützen und fördern.

Diese drei Religionen predigen die tätige Zuwendung zum Nächsten, sie fordern stets erneut, das enge Herkunftsdenken aufzugeben und sein Vertrauen in den anderen zu setzen.

Sie fordern das weiche Herz, das hörende Herz.

Markus Lanz vom 21. September 2010 – Markus Lanz – ZDFmediathek – ZDF Mediathek

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