„Singst du mir ein Lied zum heutigen Geburtstag?“
Ja, ich singe Dir ein Lied zu deinem heutigen Geburtstag, – ein Reiselied, das ein anderer geschrieben hat!
Hier ist es:
Wasser stürzt, uns zu verschlingen,
Rollt der Fels, uns zu erschlagen,
Kommen schon auf starken Schwingen
Vögel her, uns fortzutragen.
Aber unten liegt ein Land,
Früchte spiegelnd ohne Ende
In den alterslosen Seen.
Marmorstirn und Brunnenrand
Steigt aus blumigem Gelände,
Und die leichten Winde wehn.
Marmorstirn, Marmorstirn? Was steckt hinter diesem Wort? Zweifellos – die Fassade. Marmorstirn ist ein anderes Wort für Fassade. Fassaden sind Stirnseiten von Gebäuden aus Marmor, wie hier diese Fassade des Domes in Cremona.
Marmorstirn und Brunnenrand, in diesen beiden Worten fügte Hugo sein Italien-Erlebnis zusammen. Siehst du es? Der Stein wird so leicht, dass Vögel ihn forttragen könnten.
Wir besuchten ihn am vergangenen Sonntag in aller Frühe in voller Nüchternheit. Die Marmorstirn lächelte uns entgegen. Sie war geöffnet. Die Türen standen offen und wir traten ein.
„Non ricordate più le cose passate,
Non pensate più alle cose antiche!
Ecco, faccio una cosa nuova:
proprio ora germoglia, non ve ne accorgerete?“
scholl die Stimme uns laut und deutlich aus den alten geöffneten, ewig jungen Mauern entgegen. Schaut nicht in die Vergangenheit, sondern blickt nach vorne! Diese alte Fassade lädt dazu ein, mutig und froh nach vorne zu schauen.
Ja! Schau hier, ich mach was Neues! Wir dürfen aufschauen, dürfen und sollen nach vorne schauen. Jeder Tag mit dieser Wahrheit ist ein Geburtstag, ein ganz schöner wie der deine heute, hier und jetzt. Das bedeutet kein Vergessen oder Verleugnen dessen, was vergangen ist. Wie könnten wir all das Schöne, all das Schreckliche der Vergangenheit vergessen?
Aber wir lassen das Licht des Kommenden herein, das gerade jetzt aufkeimt, wir erwarten, wir eilen, wir gehen nach vorne!
Bemerkt ihr dies nicht?
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