Nov. 262011
 

Als Berlins größtes politisches Problem benennt die BILD-Zeitung die  BILDUNG.

Unter dem Motto BILD DIR DEINE MEINUNG besuchte ich gestern und heute Tage der Offenen Tür an Berliner Schulen in freier Trägerschaft. Denn Schulen in freier Trägerschaft sind offensichtlich ein wichtiger Weg, um aus der gegenwärtigen Misere der senatsgeführten Schulen herauszukommen.

Gestern besuchte ich den Tag der Offenen Tür an der privaten deutsch-russischen Lomonossow-Grundschule.

Eine russische Mutter erhob sich in der Aussprache, nahm das Wort und führte aus, weshalb sie ihr Kind nach zwei Jahren von den staatlichen Schulen Berlins weggezogen habe. Mit schneidender Schärfe führte sie in russischer Sprache – unter dem beifälligen Kopfnicken aller Anwesenden – die Hauptargumente gegen die staatlichen Grundschulen Berlins aus. Ich weiß, dass viele Eltern in Gesprächen genau dieselben Beschwerden vorbringen, und gebe deshalb die folgenden Ausführungen mit Zustimmung Irina Potapenkos wider:

1) Es fehlt in Berlins staatlichen Grundschulen ein erkennbares Programm. Es ist für die Eltern nicht ersichtlich, womit sich die Kinder den lieben langen Tag beschäftigen. Den Kindern selbst ist es auch oft nicht ersichtlich.

2) Es fehlt ein inhaltlicher Kanon an Werten, Grundhaltungen und Tugenden. Den Kindern werden keine persönlichen Vorbilder vermittelt, sondern beliebige Angebote gemacht.

3) Einfache Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen, Singen und Malen werden in den ersten Grundschuljahren nicht ausreichend vermittelt. Die Kinder können beispielsweise am Ende der ersten zwei Grundschuljahre nicht das, was die Kinder in den Herkunftsländern nach zwei Jahren konnten: einfache Texte lesen, einfache Texte schreiben.

4) Die Kinder werden als Experimentierobjekte für pädagogische Neuerungen missbraucht. Dazu gehören das jahrgangsgemischte Lernen, das „Schreiben nach Gehör“, die Ganzwortmethode usw., die Verwischung der Rollendistanz zwischen Schüler und Lehrer, die Testeritis mit VERA usw.

5) Umgekehrt wird alles Bewährte über Bord geworfen. Die Kinder werden in einen kulturell leeren Raum hineinerzogen. Der vorherrschende Kulturrelativismus führt zu einer völligen Entkernung der deutschen Bildung, weshalb die Stärkung der Herkunftsidentität als Ausweg gesucht wird.  „Wenn schon die Deutschen nichts von ihrer klassischen Kultur und von sich erwarten, dann erziehen wir die Kinder eben nach türkischen, russischen, französischen, islamischen … Methoden und Werten.“

6) Je länger die Zuwanderer unter dem Berliner Schulsystem leiden, desto stärker klammern sie sich an der Herkunft fest.

7) Es fehlt an der Autorität des Lehrers. Die Kinder werden zuviel sich selbst überlassen. Die Disziplinprobleme überschreiten das erträgliche Maß.

8) Es fehlt an Leistungsanreizen. Die Abschaffung der Noten in den ersten Grundschuljahren bedeutet Laissez-faire ohne Ende, die Kinder werden nicht gefordert. Ihnen wird nichts zugetraut.

9) Es fehlt an Büchern, die durchgearbeitet werden. Deshalb fehlt es auch an Systematik. Der Lernfortschritt erfolgt zufällig. Kinder und Eltern haben oft das Gefühl, „sich im Kreis zu drehen“.

Die vorstehend angeführten Meinungen scheinen mir bei den allermeisten Eltern der Kinder mit Migrationshintergrund, die Berliner staatliche Grundschulen besucht haben und sich enttäuscht abwenden, vorzuherrschen.

Mangelnde materielle Ausstattung, fehlende Verbeamtung, „marode Turnhallen“, zu große Klassen usw., all die wortreichen Jeremiaden, mit denen die Deutschen und die deutschen Politiker über die staatlichen Schulen ablästern und herfallen, spielen in den Klagen der Eltern mit Migrationshintergrund erstaunlicherweise keine Rolle.

Es befremdet mich immer wieder, dass die Berliner Eltern mit Migrationshintergrund in der bildungspolitischen Debatte nicht erfasst werden.  Wer das große Wort führt, das sind die Deutschen und die wohlbesoldeten Standesvertreter der großen deutschen Lobbyverbände, die im wesentlichen ihre eigenen Klientel-Interessen verfolgen, egal ob sie nun GEW, TBB oder sonst irgendwie heißen.

Meinungsforschungsinstitute! Politiker! Ihr könntet ruhig einmal diese 9 oben aufgestellten Thesen der russischen Mutter einer Umfrage bei Eltern mit Migrationshintergund unterziehen. Die Frage müsste lauten: „Inwieweit stimmen Sie diesen Aussagen zu?“ Das Ergebnis wäre sicher überraschend.

Auf die neue Bildungssenatorin wartet jede Menge Arbeit!

Was tun? Zunächst gilt: Schulen in freier Trägerschaft wie etwa die deutsch-russische Lomonossow-Schule, Schulen in kirchlicher Trägerschaft bieten nach Ansicht der Eltern einen echten Ausweg aus dem beschriebenen Dilemma.

Darüber werden wir in den nächsten Beiträgen dieses Blogs berichten.

Koalitionsvertrag unterschrieben: Warum will keiner Berlins größtes Problem in die Hand nehmen? – Berlin – Bild.de

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Nov. 232011
 
Der aktuelle SPIEGEL – er ist noch kein Springerblatt – berichtet ausführlich und genüsslich zustimmend aus der neuen Bertelsmann-Studie, dem „Deutschen Lernatlas 2011“. Den fast uneinholbaren Vorrang der Südstaaten Bayern und Baden-Württemberg (trotz oder wegen der jahrzehntelangen CDU/CSU-Herrschaft?) muss ich aufgrund eigener jahrzehntelanger Erfahrung bestätigen. Denn ich habe etwa 25 Jahre meines Lebens in Bayern und in Schwaben und den Rest im nördlichen Bundesland Berlin und im europäischen Ausland verbracht.

Es ist einfach so: Nicht nur in punkto Wirtschaft, Arbeitslosigkeit, Integration, Umweltschutz, sondern auch in punkto Bildung sind die beiden deutschen Südstaaten um Längen besser als wir Nordländer. Und sie füttern uns Berliner beispielsweise eifrig&solidarisch durch.

Wir sagen schon mal danke.

Wichtige Einsichten der SPIEGEL-Autoren: die Entkopplung von Lernen und materiellen Ressourcen. „Lernen kann man fast überall (S. 74).“ Die Lernkultur des deutschen Südens entsprang aus fortgesetzter Armut, aus der daraus entspringenden Tüchtigkeit, aus dem Fleiß, dem Zusammenhalt der Familien, aus dem Zwang zu sparen, aus der Notwendigkeit, sei „G’raffel“ oder „G’lump“ zusammenzuhalten.

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Nov. 212011
 

Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Rheinland-Pfalz sind die Bildungssieger, wie der aktuelle SPIEGEL auf S. 71 berichtet. „Bayern und Baden-Württemberg, die Seriensieger in Bildungsvergleichen, schneiden insgesamt hervorragend ab“ (SPIEGEL Nr. 47, 21.11.2011, S. 72).

Woran mag das liegen? Sicher nicht am Geld, auch nicht an der Bildungsinfrastruktur, denn auch mit mehr Geld und besserer Bildungsinfrastruktur schaffen es andere Bundesländer nicht, die beiden Südstaaten einzuholen. Liegt es an der jahrzehntelangen CDU/CSU-Herrschaft in den vier genannten Südstaaten? Oder wählen erfolgreiche Bundesländer CDU/CSU?

Nein, das wäre zu grob vereinfachend. Daran mag aber soviel richtig sein, dass Bildungslandschaften Jahrzehnte und Jahrhunderte brauchen, um einen hohen Stand zu erreichen. Die historisch-geographische Lage ist sicherlich ein Schlüssel für das Verständnis der Süd-Nord-Spaltung der Bildungsrepublik Deutschland.

Denn die genannten vier Bundesländer verbindet, wie ein Blick in jeden Geschichtsatlas lehrt, eines: Sie haben eine jahrhundertelange Tradition der kleinräumigen Eigenständigkeit, sie sind gekennzeichnet durch ein dichtes Netz an konfessionell, kommunal und regional getragenen „Pflanzstätten der Bildung“. Ein typisches Beispiel dafür ist das berühmte Tübinger Stift, aus dem Schelling, Hölderlin und Hegel hervorgingen. Die zahlreichen städtischen Volksschulen Bayerns mit ihrem täglichen gemeinsamen Singen von Schülern und Lehrern sind ebenfalls ein Faktor, der den überragenden Erfolg des bayerischen Schulwesens zu erklären vermag.

Die vier Bildungssieger widersetzten sich stets dem Gedanken eines starken deutschen Zentralstaates. Sie sind die „Abweichler“ vom starken Zentralstaat, die sich übrigens auch dadurch auszeichneten, dass in ihnen vor 1933 die extrem zentralistische NSDAP nie so stark war wie in den nördlichen und östlichen Teilen des Deutschen Reiches.

Die südlichen Königreiche Bayern (mit Rheinkreis) und Württemberg, das Großherzogtum Baden, das Königreich Sachsen bildeten mehr oder minder vollständig jenes eine Drittel des Deutschen Reiches, das vor 1871 nicht zum Königreich Preußen gehört hatte! Die nördlichen Bundesländer hingegen, die zum stark zentralisierten Preußen gehörten, bilden ausweislich des aktuellen SPIEGEL die untere Häfte des Bertelsmann-Bildungsatlanten. Die stark regional, kommunal und kirchlich geprägten südlichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg, in geringerem Umfang auch Sachsen segeln seit Jahrzehnten mit vollen Segeln den anderen Bundesländern voran.

Die Verantwortung weg vom Zentralstaat auf die jeweils niedrigste Ebene zu verlagern oder auf ihr zu halten, das ist der Kerngedanke der Subsidiarität.

Der druckfrische SPIEGEL feiert einen großartigen Sieg für die Subsidiarität, er liefert ein klares Votum gegen den Zentralismus in der Bildungspolitik.

SPIEGEL ONLINE Forum – Braucht der Bund mehr Kompetenz in der Bildungspolitik?

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Nov. 102011
 

Kein leichtes Leben hatte die zweite Generation der Zuwandererkinder. Sie waren  von niemandem darauf vorbereitet worden, in Deutschland zu bleiben. Der türkische Staat schickte seine sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen gern dörferweise nach Deutschland: sollten die Deutschen sich doch um die Dörfler kümmern. Die zurücküberwiesenen Devisen waren hochwillkommen, stärkten die Außenhandelsbilanz. Niemals aber wollte und will die Türkei, dass die Auswanderer ihre Bande mit dem Türkentum verlieren oder gar ihr Türkentum mit einer neuen Heimat verschmelzen lassen! Im Gegenteil, in den letzten Jahren fördert der türkische Staat eine gezielte nachholende Türkisierung, arbeitet weiterhin am Zusammenhalt einer geschlossenen türkischen Volksgruppe.

Die einzelnen Kinder und Jugendlichen schweben kulturell häufig im Niemandsland. Zu richtigen Türken von echtem Schrot und Korn kann und will sie der deutsche Staat nicht ausbilden. Doch durch totale Türkisierung, durch massive Propaganda hat die türkische Republik über etwa 90 Jahre eine nahezu lückenlose Identifikation der Türken mit dem türkischen Boden und Blut erzeugt und erzeugt sie auch weiterhin. Einmal Türke – immer Türke! Ne mutlu Türküm diyene! Ich kann nur raten, die Türkei zu bereisen, ein paar Brocken Türkisch zu lernen und sich wachen Sinnes in diesem großartigen Land, dem uralten Mutterboden der europäischen Kultur umzusehen: Perser, Assyrer, Syrer, Griechen, Araber, Türken, Armenier, Kurden, Zaza und ein Dutzend mehr Völker – sie alle haben dort gesiedelt und ihre Kulturen zu erstaunlicher Blüte gebracht. Unter allen Kulturen haben die aus Zentralasien zugewanderten Türken schließlich die Oberhand erobert und gehalten.

Andererseits hat die Bundesrepublik Deutschland ein bunt gefächertes Programm umgesetzt, das die Identifikation mit Deutschland verhindert. So erzählen mir immer wieder Berliner Kinder und Jugendliche, sie hätten in vier Jahren Geschichtsunterricht fast ausschließlich die zwölf Jahre von 1933-1945 behandelt. Wenn nun aus den etwa 1000 Jahren, in denen man mit gewissem Recht von „deutscher Geschichte“ sprechen kann, immer nur 12 Jahre herausgegriffen werden, welches niederschmetternde Selbstbild muss dann in den Berliner Schülerinnen und Schülern entstehen? Nicht zufällig prangt die Inschrift „Deutschland verr…“ auf Dächern in Friedrichshain.

Aus der überschwänglichen, hochfliegenden Begeisterung für die türkische Nation einerseits, der niederschmetternden Selbstentwertung der deutschen Nation andererseits gibt es für die meisten jungen Türken und auch die Araber keinen Ausweg. Sie hängen fest zwischen Baum und Borke.

Der Ausweg müsste natürlich sein, dass an den Schulen eine positive Identifikation mit dem heutigen Deutschland, also insbesondere mit der Bundesrepublik Deutschland gefördert wird. Genau dies aber geschieht zumindest im Bundesland Berlin fast nicht.

Was tun?

Ich meine: Kleine Gesten, die vielen Akte der Nächstenliebe sind viel entscheidender als großartige Programme und Initiativen. Nachbars Oma kann mehr Gutes tun als noch so viele Integrationspläne und Bildungsprogramme. Das bestätigt wieder einmal sehr überzeugend Mehmet Gürcan Daimagüler:

Häufig sind die Kleinigkeiten im Leben entscheidend: Bei uns im Haus wohnte eine Witwe, Oma Philippine nannten wir sie, die uns bei den Hausaufgaben geholfen hat. Mit ihr habe ich Deutsch gelernt. Dann habe ich die kostenlose Bücherei im Nachbardorf entdeckt und Bücher verschlungen.

Anwerbeabkommen mit der Türkei – Zeitgeschichtliches Archiv – WDR.de

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Okt. 292011
 

Sprechen wir weniger über Pläne und Lernziele, über Systeme und Curricula, über Integrationshindernisse und Integationsverweigerung!

Sprechen wir über Vorbilder!

Meine Mutter war mein Vorbild, sie hat mir gezeigt, dass man sich nie hängenlassen darf“, sagt der Tempelhofer Klaus Wowereit, dem wir nicht zur Wiederwahl ins Abgeordnetenhaus gratulieren können.  „Mein Lehrer Türk war ein richtiges Vorbild …“, sagt der Kreuzberger Özcan Mutlu, dem wir zur Wiederwahl ins Abgeordnetenhaus gratulieren.

In Familie und Schule scheint nichts so wichtig zu sein wie das persönliche Vorbild.

Erziehung ist Beziehung! Wir haben es geahnt.

Ich meine darüber hinaus: kulturelle Vorbilder können genau so wichtig werden wie persönlich erlebte Vorbilder, je älter die Kinder werden. Vom Drachentöter Siegfried, Dornröschen, Fanny Hensel, dem einen, der auszog, um das Fürchten zu lernen, über Odysseus, die heilige Hildegard von Bingen, Achilles, Jesus von Nazareth, Sokrates von Athen, die heilige Elisabeth von Thüringen, Parzival bis hin zu Harry Potter: Kinder brauchen klare, greifbare Menschen, an denen sie sich abarbeiten können.

Kulturelle Vorbilder sind Leitbilder, an denen sich Gesellschaften über Jahrzehnte und Jahrhunderte hin orientieren können.

Dass unsere Kinder aus dem reichen Schatz europäischer und deutscher Vorbilder in Familie und Schule, in Medienwelt und Alltag fast nichts mehr erfahren, ist ein unverzeihliches, ein fast nicht gutzumachendes „Integrationshindernis“.

Erstaunlich ist es nicht, dass ausgerechnet eine ehemalige Erzieherin, die englische Autorin  J.K.Rowling, mit einer Romanserie zum Thema „An Vorbildern reifen“ so riesigen Erfolg weltweit hatte: Harry Potter. Es zeigt nur zum tausendsten Mal, dass Kinder hungrig nach Vorbildern sind.

Karriere eines Gastarbeiterkindes: Der Türke und Herr Türk – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
„Türk war ein richtiges Vorbild, er war nicht autoritär und trotzdem streng, wenn es darauf ankam. Und das Wichtigste: Er hatte immer eine Linie, ein Konzept.“

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Okt. 152011
 

Die üblichen Forderungskataloge zur Bildungspolitik sind heute meist kulturell völlig entkernte Gerippe. Man kann dies Satz für Satz nachweisen. So wird immer wieder „Sprachkompetenz“, „Lesekompetenz“ usw. gefordert, „Sprachstandsmessungen“ zuhauf, eine ganze Bildungs-Vermessungs-Industrie gruppiert sich um Organisationen wie etwa UNESCO. Eine solide Bildungsstudie ist unter 200.000 Euro nicht zu haben! Wie viele männliche Erzieher könnte man dafür einstellen?

Ein „Mindestwortschatz“ von 4000 Wörtern in der Landessprache für Viertklässler wird gefordert. Akribisch werden Häufigkeitsmessungen durchgeführt.

Demgegenüber vertrete ich die Meinung, Kitas und Schulen müssten viel stärker  „kulturelle Leitwerke“ pflegen und die Kinder dadurch bewusst auf ein pädagogisches Leitbild hin erziehen. „Schüler sollten so frühzeitig wie möglich mit kulturellen Leitwerken bekanntgemacht werden“, schrieb es auf Antrag der CDU Kreuzberg-West die Berliner CDU in ihr Wahlprogramm (Punkte 21, Seite 41).

Was sind kulturelle Leitwerke?

Ein Beispiel eines kulturellen Leitwerkes für die frühe Kindheit (ab etwa 2 Jahren) ist der folgende Fingerspielreim:

„Das ist der Daumen,
Der schüttelt die Pflaumen,
Der hebt sie auf,
Der trägt sie nachhaus,
Und der kleine Wuziwuzi isst sie alle auf.“

Hier werden auf idealtypische Weise

  • Sprechen
    akustische Lautbilder
    motorische Fertigkeiten
    Innervationsbahnen der Hand und des Armes
    soziale Fertigkeiten der Kooperation zwischen Gruppenmitgliedern
    Zählen bis zur Zahl 5
    Themen  der sozialen Gerechtigkeit

angesprochen und bildhaft erfahrbar gemacht. Unbedingt müsste man dieses Werk „Das ist der Daumen“ und andere volkstümliche Merkverse in den deutschen Bildungskanon aufnehmen!

Die volkstümlichen Kinderverse, Abzählreime, Kinderlieder, Volkslieder und Grimms Volksmärchen sind kulturelle Leitwerke ersten Ranges. Wir – Eltern und Lehrer – müssen sie wieder unterrichten, singen, erzählen, spielen.

„Zu mir kommen Kinder in die erste Klasse, die wissen nicht, dass sie fünf Finger haben, geschweige denn, wie sie heißen“, vertraute mir einmal eine West-Berliner Grundschullehrerin an.

Kulturelle Leitwerke für die Größeren wären:

Tierfabeln (ab Klasse 1)
Goethes Kindergedichte (ab Klasse 1)
Schillers Balladen (ab Klasse 3)
die biblischen und koranischen Erzählungen, etwa die über Josef/Yussuf (alle Altersstufen)
die Gleichnisse des Neuen Testaments (alle Altersstufen)
gesungene Kanons
ein Grundbestand an etwa 300 Gedichten deutscher Sprache aus 4 Jahrhunderten
weitere Volkslieder
Wanderlieder wie etwa Das Wandern ist des Müllers Lust
sicherlich auch möglichst viele von Goethes Werken in ausgewählten Beispielen und altersgerecht zubereiteten Fassungen
Mythen und Sagen der griechisch-römischen Antike
Klassiker der Kinderliteratur wie etwa Emil und die Detektive oder Gullivers Reisen. 

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Okt. 052011
 

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Studie: „Irritierendes Verhalten vieler Migrantenkinder“ – Politik – FAZ

Ahmet Toprak und Aladin El-Mafaalani haben sich gefragt: Woran hakt’s zwischen deutscher Schule und muslimischem Elternhaus? Uta Rasche berichtete darüber gestern in der FAZ. Äußerst lesenswert sind sowohl Artikel als auch Studie selbst – auch für diejenigen, die das ohnehin schon im Alltag am eigenen Leib erfahren haben.

„Muslimische Kinder und Jugendliche in Deutschland“, lautet die Studie, die auch online abrufbar ist. Gut, dass hier im Titel nicht von den Migrantenkindern gesprochen wird, sondern von den muslimischen Kindern und Jugendlichen. Denn die hier seit Generationen ansässigen muslimischen Familien stellen an vielen Schulen in Großstädten die Mehrheit der Kinder. Sie bringen aus ihren Herkunftsländern unverändert ein spezifisch muslimisches, über Jahrhunderte entwickeltes  Familien- und Menschenbild mit, das die Autoren zurecht, wie ich meine, unter folgenden Stichworten fassen: Vorrang des Kollektivs vor der Einzelpersönlichkeit, Vorrang des Älteren vor dem Jüngeren, Vorrang des Sohnes vor der Tochter, Abgabe der Hauptverantwortung für die gesamte Erziehung und Bildung der Kinder an den Staat und an die muslimische Religion.

Fast alle muslimischen Kinder und Jugendlichen, die ich kennengelernt habe, würden wahrscheinlich bedenkenlos diese Beschreibungen bejahen. Ich fasse diese Grundhaltungen der muslimischen Familien so zusammen: „Im Zweifelsfall entscheidet der Mann. Im Zweifelsfall entscheidet der Ältere, nicht der Jüngere. Im Zweifelsfall bestimmen die Interessen der Familie, nicht die des Einzelnen, nicht die der deutschen Gesellschaft. Zusammenhalt ist wichtiger als Freiheit. Ein Mann hat mehr zu sagen als eine Frau.“

Die Autoren raten zu längerem gemeinsamem Lernen – also etwa 6 Jahre gemeinsame Grundschule. Das ist interessant und bringt mich zum Lächeln! Die Autoren raten also zur Berliner Lösung. Sie empfehlen das, was Berlin schon hat! Lest einen Abschnitt aus dem FAZ-Artikel von Uta Rasche:

Um der Schulmisere zu begegnen, plädieren die Autoren dafür, dass die Grundschule nicht mehr davon ausgehen solle, zu Hause „vorgebildete“ Kinder zu unterrichten, sondern sich noch stärker auf heterogene Lerngruppen einstellen solle. Auch müssten der gewaltlose Umgang mit Konflikten und das in der Schule erwünschte Sozialverhalten dort erst eingeübt werden, damit Kinder, die zu Hause andere Konfliktlösungsmuster gelernt haben, nicht dauernd anecken. Ganztagsschulen böten dazu bessere Gelegenheit als Halbtagsschulen. Auch plädieren die Autoren – und das ist für eine Studie der Adenauer-Stiftung mehr als ungewöhnlich – für längeres gemeinsames Lernen, also für die Grundschule bis zur sechsten Klasse, damit Migrantenkinder mehr Zeit hätten, ihre Defizite auszugleichen.

Und staun, staun! Was haben wir hier in Berlin, etwa in Kreuzberg? Haben wir das gemeinsame Lernen – oder haben wir die typische Kreuzberger Grundschule der langen Wege?

Dreierlei empfehle ich:

1) Typische Berliner BildungspolitikerInnen sollten ihre Kinder für mindestens 6 Jahre in typische Berliner Kitas und Grundschulklassen mit den typischen absoluten muslimischen Mehrheiten schicken – zugunsten des gemeinsamen Lernens. Gemeinsames Lernen ist eine feine Sache!

2) Typische Berliner Bildungsexperten sollten die profunde Studie von Ahmet Toprak und Aladin El-Mafaalani zur Kenntnis nehmen. Ich empfehle sie nachdrücklich.

3) Typische Berliner Bildungs- und Integrationsexperten sollten das Gespräch und das Bündnis mit Lehrern vor Ort und mit freiwilligen Helfern, etwa dem Neuköllner Netzwerk Schülerhilfe Rollberg suchen.

Bild: Sonnenblumenfeld in Sachsen-Anhalt, aufgenommen am Tag der deutschen Einheit

 Posted by at 11:25
Okt. 012011
 

Einen sehr gedankenreichen, sehr beflügelnden Kongress besuchte ich als einfacher Zuhörer am 09.10.2010, nämlich den Internationalen Bildungskongress der Frankfurter Buchmesse „Die lernende Gesellschaft„. Allein aus den Anregungen, die ich dort mitnahm, könnte man mehrere Stunden Workshops und praktische Hands-on-Seminare in Berlin abhalten. Es fehlt wahrhaftig in der Bildungsdebatte nicht an guten Ideen. Lest selbst:

Programm_Bildungskongress_2010.pdf (application/pdf-Objekt)

Eines der Seminare, das ich aussuchte, hieß: „Motopädagogische Elemente in Kita und Schulunterricht“, geleitet von Dorothea Beigel vom hessischen Kultusministerium und Silja Gülicher von Nintendo. Sehr gut, sehr erhellend! Wir lernen am besten, wenn wir uns körperlich belastungsfrei fühlen – das heißt auch, dass nicht zuviel Bewegungsenergie aufgestaut sein darf. Viele Kinder schaffen es heute nicht, längere Zeit stillzusitzen oder auch nur die Augen still auf einen Punkt zu halten. Wegen motorischer Mangelerfahrung im Alltag können sie weder Buchstaben auf einem Blatt Papier fixieren noch die Aufmerksamkeit auf einen längeren Lehrervortrag richten. „Diesen Zustand können Sie jetzt selbst erfahren! Stehen Sie bitte auf.“

Wir mussten auf einem Bein stehend Kopfrechnen ausprobieren. Die ersten Aufgaben gelangen mir mühelos, sie waren leicht. Dann jedoch wurden sie mir zu schwer, denn das ständige Stehen auf dem Bein lenkte mich ab, ich musste nur noch daran denken, das Gleichgewicht auf einem Bein zu halten, für das Kopfrechen war keine Kapazität mehr übrig. Ich machte das, was tausende Kinder jeden Tag machen: Ich stieg aus, die weiteren Kopfrechenaufgaben rauschten an uns vorbei, während ein einziger anderer Teilnehmer, offenbar ein Mathematik- und Sportlehrer, weiterhin alle Aufgaben herunterratterte, was wiederum meine Unlustgefühle verstärkte.  Meine gesamte Aufmerksamkeit war jetzt darauf gerichtet, den Bewegungsimpuls des Beines zu unterdrücken, getragen vom deutlichen Gefühl der Unterlegenheit gegenüber dem „Streber“ an meiner Seite, dem vermuteten Mathematiklehrer.

„So geht es den Kindern, wenn ihre motorischen Impulse im Unterricht unbeherrschbar geworden sind. Sie verweigern dann die Mitarbeit, weil etwas anderes ansteht.“ Regelmäßige kleinere körperliche Bewegungserfahrungen in kurzen Abständen, verstreut über den ganzen Lerntag des Kindes, sind also unerlässlich.

Na, dann kam noch der Schlenker zur Wii-Konsole des Sponsors Nintendo. Wii soll angeblich helfen, motorische Defizite der Kinder auszugleichen.

Wii von Nintendo als Gesundmacher der Kinder? Jetzt packte mich – den rebellischen Kreuzberger – mein aufsässiger Widerspruchsgeist! Ich meldete mich zu Wort und hub unschuldig an: „Zu meiner Zeit gab es solche Lieder wie etwa Häschen in der Grube – … was halten Sie davon? Muss es unbedingt Wii sein?“, frug ich.

Doch die Antwort der beiden sehr erfahrenen, sehr kundigen Referentinnen Dorothea Beigel und Silja Gülicher verblüffte mich, denn sie widersprachen mir keineswegs:

„Sie haben völlig recht mit Ihrer Bemerkung. Lieder wie Häschen in der Grube sind geradezu ideal geeignet, um unsere scheinbar neuen, wissenschaftlich fundierten motopädagogischen Einsichten zu belegen. Die vielen alten Kinderlieder und Kinderreime sind ein Schatz der frühkindlichen Pädagogik. Sie verbinden in idealtypischer Weise das Körperlernen mit dem Sprachlernen, die Beherrschung und Steuerung motorischer Impulse mit sozialem Lernen.

Genau so empfehlen wir, die Kinder zu einfachen Diensten und Besorgungen im Haushalt anzuleiten, etwa zum Zusammenlegen von getrockneter Wäsche, zum Aufdecken bei Tisch, zum Selber-Machen des Bettes. Wir beobachten eine zunehmende Verarmung der motorischen Erfahrungen in der Welt der Kinder. Hier können die Eltern viel mehr tun. Handeln zählt!“

Gut. Im Gefühl, wieder etwas Wesentliches gelernt zu haben, verließ ich das Seminar, nicht ohne noch die Referentinnen zu einem Besuch im heimischen Friedrichshain-Kreuzberg ermuntert zu haben.

Bild: der hervorragend gestaltete, zu Bewegung ermunternde neue Spielplatz im Park am Gleisdreieck, Kreuzberg (400 m entfernt von der Höhle des Bloggers).

 Posted by at 23:16
Okt. 012011
 

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Das unübertroffene Muster und Urbild eines ganzheitlichen, alle Sinne, alle Fähigkeiten, alle Kräfte des Kindes ansprechenden Liedes ist vielleicht „Wer will fleißige Handwerker sehn, der muss zu uns Kindern gehn.“

Ich selbst singe und spiele es gerne in Kitas und Schulen. Ist es noch aktuell? Ich denke schon. Es ist sogar aktueller denn je! Grundschullehrer und Bildungsforscher beklagen seit Jahren den deutlichen Verfall der Körper-Koordination, der Körperbewusstheit, des Raumgefühls unserer Kinder. Jetzt kommt noch erschwerend hinzu, dass viele Kinder etwa in Kreuzberg in all den zehntausenden von Stunden, in all den 15 Jahren, die sie bis zum Abitur in Kreuzberger Kitas und Schulen verbringen, kein brauchbares Deutsch lernen. Und singen lernen sie auch nicht mehr.

Und die Handwerke? Nehmen wir die hier besungenen Gewerke Maurer, Glaser, Maler, Tischler, Schuster, Schneider, Bäcker. Diese Berufe bestehen heute – im Gegensatz zum Müller – noch als Lehrberufe. Sie haben sich verändert, aber die im Lied besungenen Grundfertigkeiten werden heute noch verlangt!

„Fleiß“, wie bei „fleißige“ Handwerker: Diese Grundtugend ist zwar heute recht gering angesehen, dennoch kann keine Gesellschaft auf Arbeitsamkeit, Leistungsbereitschaft und Bereitschaft zum Ertragen von Unlust verzichten. Bei uns in Berlin fehlt es am Fleiß gewaltig, man chillt lieber auf dem Trottoir bei einer Wasserpfeife, hängt herum, zischt sich ein Bierchen rein und geht zur Abwechslung zur Demo für kleinere Klassen, mehr Lehrer, bessere Schulen und geringere Arbeitszeiten. Dennoch vertrete ich die Ansicht, dass man Fleiß von Kindern einfordern und belohnen sollte. Die Türkei verlangt sogar jeden Morgen ein klares Bekenntnis zu Ehrlichkeit und Fleiß von ihren Kindern („Türküm, doğruyum, çalışkanım“), sodass gegen das Gebot des Fleißes und der Ehrlichkeit kein Einspruch von Seiten der selbsternannten Schutzmacht und Nebenregierung unserer türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu gewärtigen ist.

Gegen mehr Lehrer habe ich auch nichts, im Gegenteil, nur sind sie derzeit für Geld und gute Worte nicht zu haben.

Das Mauern „Stein auf Stein“, also insbesondere in Ziegelmauerwerk, hat eine prachtvolle Renaissance erfahren! Es gibt bautechnisch kaum etwas Nachhaltigeres als die gemauerte Wand! Die überdauert mindestens 300-400 Jahre, während Beton häufig schon nach 30 oder 40 Jahren sichtbar „altert“ und Qualität einbüßt!

Der Glaserberuf hat ebenfalls kräftig an Bedeutung zugelegt. Glas wird immer vielfältiger verwendet, großflächig verglaste Fassaden spielen eine entscheidende Rolle beim ökologisch sinnvollen Bauen. Mit neuartigen Klebstoffen eingeklebte Scheiben sind aus Hochgeschwindigkeitszügen und aus PKW nicht wegzudenken.

Der Beruf des Malers und Lackierers steht ebenfalls voll im Saft. Gebäudesanierung, Gebäudeerhaltung, Neubau, energetische Sanierung, Fahrzeugbau – die Einsatzbereiche der sich ständig weiterentwickelnden Arbeitsfelder des Malers und Lackierers sind vielfältig und verlangen eine gründliche Ausbildung.

Die im Liede besungenen Fertigkeiten, nämlich das Schichten, das Hämmern, das Pochen, Heben, Kleben, Rühren, Hobeln und Feilen sind derart grundlegend, dass sie in vielen Lebensbereichen und Berufen nützlich werden können.

Kurzum:

Das Lied „Wer will fleißige Handwerker sehn“ verdient es, wieder in den Kitas und Grundschulen gelernt und gespielt zu werden. Es ist ein immergrüner Klassiker.

 Posted by at 13:04
Sep. 282011
 

Ja! Kreuzberg braucht mehr Zuwanderung. Es wäre spannend, wenn Kreuzberg versuchte, Zuwanderung von europäischen und asiatischen Familien aus Italien, Hessen, Russland, Baden-Württemberg, China, Japan, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Polen usw. zu fördern. 

Der letzte Versuch, den einige Eltern zugunsten der Zuwanderung unternommen haben, war der 2008 gescheiterte Versuch, eine evangelische Schule in freier Trägerschaft in Kreuzberg einzurichten. Die Träger waren bereit, eine gute Mischung statt des für Kreuzberg typischen Monokulti herzustellen. Sie hätten 30% für die angestammte urtypische Alt-Kreuzberger Bevölkerung, also für die fleißigen Türken und frommen Araber reserviert. Umsonst, nichts zu machen.  „Privat ist Katastrophe„, das haben unter diesem erfrischend ehrlichen Motto die linken BezirkspolitikerInnen, die entweder gar keine Kinder oder keine eigenen kleinen Kinder an Kreuzberger staatlichen Grundschulen haben, zu verhindern gewusst.

Dennoch bleibe ich dabei: Kreuzberg hätte die Abwanderung der Multikulti-Familien verhindern sollen – und sollte ab sofort die Multikulti-Zuwanderung fördern. Ich bin für Kreuzberger Multikulti statt des heute üblichen Monokulti.

 Posted by at 17:19
Sep. 282011
 

Ein merkwürdiges Lese-Erlebnis habe ich mit Viviane Cismaks „Schulfrust“. Ich bewundere den Mut dieser zugewanderten Hessin, die sich unerschrocken ins Kreuzberger Monokulti hineingewagt hat. In vielem spiegeln ihre Erlebnisse als migrantische Deutsche mit dem falschen Zuwanderungshintergrund das wider, was wir als zugewanderte bzw. zurückgewanderte Eltern – ebenfalls mit dem falschen Migrationshintergrund – an Kreuzbergs staatlichen Bildungseinrichtungen erlebt haben.

Im Klartext: Das beschriebene Berliner Monokulti-Gymnasium entspricht nach Auskunft der Autorin dem Niveau nach etwa einer Hauptschule oder einer besseren Sonderschule in anderen Bundesländern: Beim Erreichen des Abiturs können nur wenige Schüler in ganzen Sätzen formulieren, jedoch haben alle die Techniken erlernt, wie man die vorgesehenen Punktzahlen irgendwie – etwa durch Kopieren aus dem Internet, durch Abschreiben oder durch Sich-Einschmeicheln bei Lehrern – zusammenscharrt, um sich mit dem Titel eines Abiturzeugnisses Marke Kreuzberg auf dem Arbeitsmarkt zu empfehlen.

Die Erlebnisse der Autorin sollte man so stehenlassen. Zweifellos ist sie ehrlich. Zweifellos bildet sie nicht die Situation an allen Berliner staatlichen Schulen ab, aber die Tendenz trifft in Kreuzberg so zu: es wird nicht ernsthaft gelernt, die meisten Kreuzberger Schüler lernen kein brauchbares Deutsch, wir ziehen uns hier Heerscharen von am Arbeitsmarkt nicht ausbildungsfähigen und in der Schule und im Elternhaus nicht erzogenen Jugendlichen heran.

Es war schon erstaunlich, dass diese Erscheinungen – also das Versacken und Verlottern von zehntausenden und aberzehntausenden Berliner Jugendlichen, die fortschreitende, teilweise aggressiv vorangetriebene Islamisierung der Berliner Schulen, die Sprachlosigkeit der breiten Massen – im jetzt vergangenen Wahlkampf nicht zum Thema gemacht worden ist. Stattdessen zankte man sich um Dinge wie Autobahn ja oder nein?, Tempo 30 ja oder nein?, Klimaschutz auf Kosten der Bürger oder des Staates?, einmal Kreuzberger – immer Kreuzberger?

Überwiegend symbolische Ersatzpolitik.

Viviane Cismak: Schulfrust. 10 Dinge, die ich an der Schule hasse. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 9,95 Euro.

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Sind Hopfen und Malz an deutschen Schulen verloren?

 Bitte zählen!, Gute Grundschulen  Kommentare deaktiviert für Sind Hopfen und Malz an deutschen Schulen verloren?
Sep. 272011
 

Unerbittlicher Vergleich zwischen den Schulsystemen Deutschlands und Frankreichs. In Frankreich streiken die Lehrer heute. Hauptgrund: Zu große Klassen!

Ein Vergleich ergibt:

Frankreich hat im Durchschnitt 22,7 Schüler je Grundschulklasse und 24,5 in der weiterführenden Schule, Deutschland 21, 7 in der Grundschule und 24,7 in der Sekundarstufe.

Der Experte des französischen Fernsehens singt das Loblied Deutschlands. Nach den schlechten PISA-Ergebnissen von 2000 habe Deutschland dank Reformen und besserer Lehrerbildung mächtig zugelegt.

Befund: Klassenfrequenz ist nicht alles. Es scheint ebenso auf die Unterrichtsqualität anzukommen. Hierbei scheint in Deutschland nicht Hopfen und Malz verloren zu sein.

Actualités – France 2 : info en direct, jt, politique, économie, société… – France 2

 Posted by at 22:29

„Ich verstehe, dass Eltern Angst vor Brennpunktschulen haben“

 Altparteien, Angst, Brennpunktschule, Gute Grundschulen, Neuparteien  Kommentare deaktiviert für „Ich verstehe, dass Eltern Angst vor Brennpunktschulen haben“
Sep. 202011
 

Heute erscheinen die Fotos und Namen der neuen Mandatsträger in BVV und Abgeordnetenhaus. Wie auch sonst üblich, bestimmen Juristen, Beamte, Parlamentsmitarbeiter und deren Arbeitgeber, also professionelle Politiker das Bild. Die Parlamente sind ja Goldfischaquarien mit einem sehr eigenen Milieu, das selbstverständlich bestrebt ist, einigermaßen artentreu oder sortenrein zu bleiben.

Um so leichter fällt es natürlich Parteineugründungen, dieses Aquarium kräftig aufzumischen! Bravi pirati!

Die Piraten haben eine Art Wahlkampf geführt, die eine höchst erfolgreich paradoxe Intervention am kranken Leib der Berliner Landespolitik darstellt.

Die Piraten zeigen, dass es sehr leicht ist, die Schwachstellen der Berliner Bezirks- und Landespolitik  aufzuzeigen und auszuhebeln – sofern man sich nicht innerhalb der Altparteien über Jahrzehnte hinweg als sortenreiner Goldfisch hochdienen will.

Was mich sehr freut, ist, dass auch einige Frauen und Männer der Praxis es geschafft haben, also Menschen, deren berufliches Leben nicht seit vielen Jahren im Wesentlichen aus Politik besteht. Zum Beispiel Cornelia Flader, die heute ein großartiges Interview in der Morgenpost (S. 14) abliefert und die ab sofort in der BVV Treptow-Köpenick sitzt. Die Schulleiterinnen der Brennpunktschulen verdienen unsere größte Hochachtung. Vor allem sollte man ihnen zuhören und ihrem Rat vertrauen. Das Gleiche gilt für die Lehrer und die ehemaligen Schüler der Brennpunktschulen. Sie sind für die Politik eine Goldmine!

Da ich selbst als Vater viele Monate lang reichlich Erfahrung mit Brennpunktschulen und mit verängstigten Miteltern gesammelt habe, unterstütze ich Fladers Vorschläge nachdrücklich.

Mich würde mal interessieren, ob jetzt in der BVV Friedrichshain-Kreuzberg wenigstens eine Mutter oder ein Vater sitzt, die ihre Kinder an staatliche Brennpunktschulen in Kreuzberg schicken oder geschickt haben  – oder ein Lehrer, eine Lehrerin aus einer Kreuzberger Brennpunktschule.

Wenn das wieder nicht der Fall ist, dann kann ich nur sagen: Ihr in der BVV seid auch nur ein Aquarium unter vielen anderen. Ihr seid keineswegs repräsentativ für die Bürgerschaft.

Interview – „Ich verstehe, dass Eltern Angst vor uns haben“ – Berlin – Berliner Morgenpost – Berlin

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