Bäume der Nachhaltigkeit pflanzen!

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Juni 242010
 

Wir Deutschen lieben den Wald und die Bäume – mehr als viele andere Völker. Noch der heutige Kult um Naturschutz, Umweltschutz, der rasante Erfolg der grünen Partei, die Idee der Umwelt-Detektive usw. ist kaum vorstellbar ohne die ganze Vorgeschichte von Eichendorff, von Waldesrauschen, Jägerlust und Auenseligkeit.

Ich selbst teile diese ganze romantische Natursehnsucht, die Vorstellung, dass die Natur, die Umwelt etwas Schützenswertes, etwa nahezu Verehrungswürdiges ist. Letztlich freilich soll der Mensch die Natur sich dienstbar machen. Er soll die Natur pflegen und hegen, soll sich ihrer freuen. Aber er soll sie nicht anbeten. Die Vorstellung, dass Nachhaltigkeit eine Beibehaltung des Status quo bedeute, ist irrig. Den starren Status quo gibt es in der Natur nicht.

Es geht darum, sich so achtsam und schonend zur Natur zu verhalten, dass sie auch in 50 oder 100 Jahren den Menschen noch Freude bereiten und ihnen als Lebensgrundlage dienen kann.

Unser Bild zeigt einen vor einem Jahr gepflanzten Baum in der Fanny-Hensel-Grundschule, der den „Umwelt-Detektiven“ gewidmet ist.

Der Sommer ist endlich da! Um dies zu feiern, laden wir die Fanny-Hensel-Grundschule zu einem Konzert ein. Lieder von Robert Schumann stehen im Mittelpunkt. Der Eintritt ist frei.

Wann? Am Mittwoch, dem 30.06.2010, um 10.00 Uhr vormittags

Wo? In der St.-Lukas-Kirche, Bernburger Straße 3-5, 10963 Berlin-Kreuzberg

Wer singt und spielt?
Irina Potapenko, Sängerin
Mark Lewin, Ivan Hampel, Johannes Hampel, Geige
Lala Isakowa, Klavier

Lest doch die nachfolgenden deutschen Naturgedichte – sie werden im Konzert am kommenden Mittwoch erschallen und erklingen!

Joseph von Eichendorff: Mondnacht

Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

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Mai 242010
 

… also am Flughafen Tempelhof, drehten wir wieder gemeinsam mit Hunderten anderen unsere Runden. Dieses Wiesenmeer ist ein großartiges Geschenk für uns alle! Wachsen lassen, Feldlerchen wiederkommen und brüten lassen, – diese Weite und Ungegliedertheit des Tempelhof-Geländes gleicht einen der wenigen Nachteile Berlins aus – nämlich das Fehlen eines echten Meeresstrandes. Tempelhof ist wie das Meer! (Dasselbe behaupten auch die Böhmen über ihre Heimat: Böhmen habe den einzigen Nachteil, nicht am Meer zu liegen …)

Neben poetischen Eingebungen galt es heute erneut, die Fitness für das Radrennen am Sonntag zu verbessern. Platzrunden, Gymnastik, isometrische Übungen, Späße und Plaudereien waren unser heutiges Rezept. Es gelang! Die Feldlerche, die uns von oben zusah, weiß es.

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„Teiche auf den Tauwind harren …“

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März 202010
 

So dichtete einst Stefan George.

Am zweiten wärmeren Vorfrühlingstag vertiefe ich mich in die herrlichen Meditationen eines Giles Foden über Schnee, Eis, Kälte, fließendes Wasser! Im unberechenbaren Wirbel des Schneesturmes erblickt der Erzähler einen Hinweis auf die unabdingbare Irrsal und Wirrsal des Menschseins. Großartig, was der Meteorologe über die Anstrengungen berichtet, das Unberechenbare – das Wetter – zu berechnen, das Unbeherrschbare auszunutzen! Wir zitieren:

From within as well as without, disorder is always waiting to pounce. Failure is always at the ready. All it takes is a little push at the brick of one’s self-possession and the whole enterprise is threatened. Sometimes memory is the only thing left holding the individual together: the crypt that is also the keystone.

Wie zur Beruhigung warf ich heute einen Blick auf den Scharmützelsee in Bad Saarow. Er ist immer noch großflächig gefroren. Merkwürdiges Bild der Erstarrung angesichts des verhalten anrollenden Frühlings!

Quelle: Giles Foden, Turbulence. A Novel of the Atmosphere. faber and faber, London 2009, S. 37

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Fürsorgliche Schildkröten – die Republik der Aufsteiger

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März 162010
 

app_full_proxyphp.jpgEin verblüffendes Schauspiel erlebten wir vorgestern bei unserem Besuch im Berliner Zoologischen Garten (dieses Blog berichtete). Im Aquarium beobachteten wir, wie mehrere Schlangenhalsschildkröten sich um eine sichtlich erschöpfte oder erkrankte Artgenossin kümmerten. Oder zu kümmern schienen? Wir können uns das merkwürdige Verhalten der Wasserbewohnerinnen nur so erklären, dass ein leidendes Mitglied der Gemeinschaft Hilfe zur Selbsthilfe bekam. Dass Schildkröten einander Fürsorge und Aufstiegshilfe gewähren, erstaunte uns bis zum Entzücken.

Die kranke Schildkröte war offenbar nicht imstande, selbständig aufzutauchen. Sie musste durch Streicheln, Locken, Beschwören und Schubsen ermuntert werden, ehe sie dann gewissermanßen erwachte und mit eigenen Kräften emportauchte, um die überlebensnotwendige Luft einzuatmen.

Schaut euch die Szene auf Youtube an, ich habe sie gefilmt. Was sagt wohl der Berliner Zoo dazu? Haben wir mit unseren Deutungen recht?

Was für ein Wunder!

YouTube – Kanal von JohannesHampel

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Nov. 202009
 

Mit größter Bewunderung besuchte ich am 17.11. die neue Ausstellung im Martin-Gropius-Bau: taswir. islamische bildwelten und moderne. Es ist eine üppig sprießende, mit Gelehrsamkeit gesättigte, künstlerisch neue Pfade beschreitende Landschaft des Denkens und Fühlens. Auffallend ist die karge Gegenständlichkeit! Das Ornamentale, Großflächige herrscht vor. Bei einem alten Kodex islamischen Rechts aus dem 13. Jahrhundert fühlte ich mich unwillkürlich an Seiten aus dem jüdischen Talmud erinnert, die ganz ähnlich aufgebaut sind: In der Mitte steht der kanonische Text, darum herum haben verschiedene „Hände“, also verschiedene Schreiber, ihre Deutungsversuche angefügt. So sieht das aus:

Man könnte auch an die „Worte in Freiheit“, die „parolibere“ der italienischen Futuristen denken – großzügig, weiträumig über das ganze Blatt ausgeteilte Worte und Fragmente, deren Gesamtsinn sich erst in der Zusammenschau dem Auge erschließt.

Die Ausstellungsmacher haben nicht versäumt, auch unseren Heros des christlich-islamischen Dialogs, den von mir so sehr verehrten Meister Goethe, mit einem Sinnspruch zu würdigen, und zwar im Saal „Picasso und Qur’an“. Qur’an kommt ja von arabisch lesen, rufen, rezitieren, so wie das Wort lehren – nach Meinung der Begleittexte aus der Ausstellung – von altdeutsch „löhren“ = „laut Krach machen“ kommt.

Zum guten Lehren gehört das Rufen, das Sprechen und Vernehmen.  Erst ganz spät wird Lehre und Lernen zur stummen, einsamen Beschäftigung. Ich selbst lese mir immer wieder Texte in allen Sprachen, die mir zu Gebote stehen, laut vor. So habe ich mir nach und nach über viele Jahre hinweg eine gewisse Kenntnis mindestens meiner deutschen Muttersprache durch Lärmen und Rufen erarbeitet.

Auch Hamed Abdel-Samad, der Sohn des ägyptischen Imams, berichtet, dass er vor allem durch das laute Hören und Rufen nach und nach den ganzen Koran auswendig lernte. Eine Schulung, die es ihm ermöglichte, nach und Englisch, Französisch, Deutsch und Japanisch bis zur Beherrschung zu „erlärmen“.

Auch Musik ist ein Lärmen und Lehren. Heute stellte ich die vier Lieder zusammen und ließ sie den Lehrern unserer Schule mit folgendem Schreiben zukommen:

 

An das Lehrerkollegium Fanny-Hensel-Grundschule 

Kreuzberg, den 20.11.2009 Lieder für das Schulkonzert am 24.11.2009 Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
 wir freuen uns auf das Konzert am kommenden Dienstag. Zur Vorbereitung habe ich Ihnen die vier von Fanny und Felix vertonten Lieder abgedruckt, die Ira Potapenko in der Lukaskirche singen wird. Da ich selbst „in alten Zeiten“ jahrelang als Lehrer gearbeitet habe, kam ich nicht umhin, Ihnen einige Vorschläge für den Einsatz im Unterricht hinzuzufügen. Diese vier Lieder eignen sich hervorragend, um unsere Kinder mit spannenden Bildern und Rätseln zu fesseln, sie zum Erzählen, Schreiben und Malen anzuregen. Nicht zuletzt bieten sie Ansätze für das so häufig verlangte multikulturelle Arbeiten. Bitte bedenken Sie: Goethe ist wohl derjenige Autor, der am ehesten unseren muslimisch geprägten Kindern und Eltern einen Zutritt zur deutschen Literatur ermöglichen kann. Zögern Sie nicht, aus dem reichen Schatz der Goetheschen Sprüche, Kinder- und Spottgedichte weitere Beispiele für den Deutschunterricht auszuwählen. Für Fanny Hensel wiederum und ihren Bruder Felix war Goethe ein Fixstern. Ich wage zu behaupten: Wer Goethe nicht kennt, wird auch keinen Zugang zu Fanny Hensel und Felix finden. 

Mit herzlichem Gruß 

 

 

 

Pagenlied Wenn die Sonne lieblich schiene, aus: „Der wandernde Musikant. “Worte von Joseph von Eichendorff Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy Wenn die Sonne lieblich schiene
Wie in Welschland lau und blau,
Ging‘ ich mit der Mandoline
Durch die überglänzte Au.
In der Nacht dann Liebchen lauschte
An dem Fenster süß verwacht,
Wünschte mir und ihr, uns beiden,
Heimlich eine schöne Nacht.
Wenn die Sonne lieblich schiene
Wie in Welschland lau und blau,
Ging‘ ich mit der Mandoline
Durch die überglänzte Au.
 

 

 

 

 

Aufgaben für die Kinder:  

Was ist ein wandernder Musikant? 

Was ist Welschland?  

Was ist eine Mandoline? Zeichne eine! 

Stell dir vor, Du wärest so ein wandernder Musikant! Du hättest kein Geld. Du müsstest dir dein ganzes Geld durch Musikmachen verdienen. Irgendwo im Ausland. Wie würdest du dich fühlen? Erzähle! Wohin würdest du wandern? 

 

 

Suleika von Johann Wolfgang von Goethe aus: West-östlicher Divan Musik von Fanny Hensel

        Ach, um deine feuchten Schwingen,
West, wie sehr ich dich beneide!
Denn du kannst ihm Kunde bringen,
Was ich in der Trennung leide.
Die Bewegung deiner Flügel
Weckt im Busen stilles Sehnen;
Blumen, Augen, Wald und Hügel
Stehn bei deinem Hauch in Tränen.
Doch dein mildes sanftes Wehen
Kühlt die wunden Augenlider;
Ach, für Leid müßt ich vergehen,
Hofft ich nicht zu sehn ihn wieder.
Eile denn zu meinem Lieben,
Spreche sanft zu seinem Herzen,
Doch vermeid, ihn zu betrüben,
Und verbirg ihm meine Schmerzen!
Sag ihm, aber sag’s bescheiden:
Seine Liebe sei mein Leben!
Freudiges Gefühl von beiden
Wird mir seine Nähe geben.

 

Aufgaben für die Kinder:

Suleika ist ein arabischer Name. Was bedeutet er? Kannst du so gut Arabisch, dass du uns den Namen übersetzen kannst? Kennst du ein Mädchen oder eine Frau, die so heißt? Erzähle uns von ihr!

Was glaubst du: Wer singt hier? Ein Mann oder eine Frau?

Stell dir vor: Du spürst den Wind wehen. Was erzählt dir der Wind? Schreibe einen kleinen Brief an den Wind!

 

Hexenlied

von Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy

Die Schwalbe fliegt,
Der Frühling siegt,
Und spendet uns Blumen zum Kranze!
Bald huschen wir
Leis‘ aus der Thür,
Und fliegen zum prächtigen Tanze!

Ein schwarzer Bock,
Ein Besenstock,
Die Ofengabel, der Wocken,
Reißt uns geschwind,
Wie Blitz und Wind,
Durch sausende Lüfte zum Brocken!

Um Belzebub
Tanzt unser Trupp,
Und küsst ihm die dampfenden Hände;
Ein Geisterschwarm
Fasst uns beim Arm,
Und schwinget im Tanzen die Brände!

Und Belzebub
Verheißt dem Trupp
Der Tanzenden Gaben auf Gaben;
Sie sollen schön
In Seide gehn,
Und Töpfe voll Goldes sich graben.

Die Schwalbe fliegt,
Der Frühling siegt,
Und Blumen entblühn um die Wette!
Bald huschen wir
Leis‘ aus der Thür,
Und lassen die Männer im Bette!

 

Aufgaben für die Kinder zum Hexenlied:

Was glaubst du: Gibt es Hexen? Wo wohnen sie? Erzähle!
Male ein Bild zu diesem Lied!
Was ist ein Wocken? Zeichne einen!
Wer ist Belzebub? Wie heißt Belzebub im Islam?

Schilflied

 

von Nikolaus Lenau 

Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy 

Auf dem Teich, dem regungslosen,
Weilt des Mondes holder Glanz,
Flechtend seine bleichen Rosen
In des Schilfes grünen Kranz.

Hirsche wandeln dort am Hügel
Blicken in die Nacht empor;
Manchmal regt sich das Geflügel
Träumerisch im tiefen Rohr.

Weinend muss mein Blick sich senken;
Durch die tiefste Seele geht
Mir ein süßes Deingedenken,
Wie ein stilles Nachtgebet.

 

Aufgaben für die Kinder: Zeichne die Tiere aus diesem Gedicht. Zeichne alle Pflanzen aus diesem Gedicht. Wo gibt es Schilf in der Nähe unserer Schule? Zeige uns das Schilf! Stell dir vor, du sollst einem Touristen deine Schilflandschaft zeigen. Was sagst du? Wo gibt es einen Teich?

Erzähle!

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Sep. 272009
 

Mein Sohn Tassilo sendet mir soeben sein Video vom 20.09.2009, als wir alle den Flug dreier Greifvögel über dem Gleisdreieck in Kreuzberg beobachteten. Ich vermutete damals, es seien Adler, schrieb aber aus Bescheidenheit in den Blog-Beitrag, es seien „Habichte“. Doch nun kommen mir Zweifel. Die stark gespreizten Schwingen, die sich nicht zu den Spitzen hin verjüngen, deuten eher auf das Flugbild eines Adlers hin. Außerdem erschienen mir die Vögel sehr groß, zu groß für Habichte oder Bussarde! Bitte werft einen Blick auf die geradezu majestätisch kreisenden Greifvögel. Sie erschienen uns am vergangenen Sonntag wie Wesen aus einer anderen Welt.

Danke Tassilo!

http://www.youtube.com/watch?v=a5DQJMPebi8

Nebenbei: Wir haben hier mitten in Kreuzberg auch bereits einmal Bekanntschaft mit einer ausgewachsenen Rohrdommel gemacht, die sich in unseren Hof verflogen hatte! Könnt ihr das glauben? Es ist so! Wir mussten damals die Feuerwehr rufen, um den völlig verängstigten Vogel zu retten.

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Umweltschädliche Subventionen abbauen! Der Weckruf des Andreas Troge

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Sep. 192009
 

Gestatten: Ich bin ein schlimmer Ausbeuter! Immer wieder bei Auseinandersetzungen zur Umweltpolitik beute ich nämlich die Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) aus. Was ich dort und in mindestens einer anderen Quelle finde, das übernehme ich als „wissenschaftlichen Konsens“, natürlich behaftet mit dem 10%-Skeptizismus, der mich stets begleitet, seit ich im Alter von 30 Jahren bemerkte, dass der vom Club of Rome angekündigte Untergang der Biosphäre nicht eingetreten war.

Dennoch: Am UBA führt kein Weg vorbei. Auch sein langjähriger ehemaliger Chef Andreas Troge genießt in Umwelt- und Naturschutzkreisen allerhöchstes Ansehen. Er schreibt der nächsten Regierung schon einiges ins Pflichtenheft. Er tut dies in einem Schreiben an den CDU-Kreisvorsitzenden von Steglitz-Zehlendorf Michael Braun: Weniger Flächenverbrauch für Siedlung und Verkehr, Abbau von Subventionen, „klare, auch einschneidende ordnungspolitische Regelungen“.  Denn es bietet der „Abbau direkt umweltschädlicher Subventionen ein jährliches Einsparpotential von über 30 Milliarden Euro“. Ein Schritt zur Sanierung der Staatsfinanzen!

Mein Befund: Der Brief von Andreas Troge deckt sich weitgehend mit meinen Einwänden gegen die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Ran an die Arbeit!

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Wildschweine auf den Weg der Freiheit führen!

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Nov. 172008
 

Erneut greifen wir das Thema „Wildschweine in der Stadt“ auf. Wir berichteten bereits am 26.10.2008 in diesem Blog. An kaum einem anderen Thema lässt sich so einfach durchspielen, wie Zusammenleben funktioniert. Heute berichtet Miriam Mey Khammas  in der BZ von einer spannenden Begegnung im Dämmerlicht:

Es grunzt im Dunkeln! Ich steige aus dem Auto am Grunewaldturm an der Havel. Ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit. Ich werde von 20 Wildschweinen umringt. „Keine Angst, die wollen nur fressen“, sagt ein Mann, der mit einer Wildsau kuschelt.

Es ist Michael Gehricke (56) – Papa Wildschwein. Er kommt seit 12 Jahren täglich zum Füttern. „Angefangen hat es damit, dass ich mein altes Brot hierher gebracht habe. Da wusste ich aber noch nicht, welche Tiere das fressen.“

Es waren Wildschweine. Und es werden immer mehr. Das bestätigt auch Elmar Kilz, Forstamtleiter Grunewald. „Es gibt mehr als 10000 Schwarzkittel im Einzugsbereich der Stadt. Sie vermehren sich stark, weil viele Berliner die Tiere anfüttern.“ Michael Gehricke versteht das, hört dennoch nicht auf. „Ich kann nicht anders. Es ist mein Hobby“.

Mit dem Herrn Gehricke würde ich gern einmal sprechen! Ich versuche ihn erst einmal zu verstehen. Er hat sich über die Jahre hinweg etwas aufgebaut, was ihm vielleicht sonst niemand bieten kann: eine verlässliche Beziehung zu lebenden Wesen, in der man sich gegenseitig kennt, respektiert und wertschätzt. Er hat bei den Wildschweinen das gefunden, was wir doch alle wollen! Nichts ist so stark in uns wie dieser Wunsch nach beständigen, von Zuneigung und Verlässlichkeit geprägten Verbindungen. Eine gute Beziehung, in der man sich aber Freiraum lässt. Denn Herr Gehricke wird die Wildschweine nie zwingen, ihm in die Wohnung zu folgen. Er wird sie nie einsperren. Sie werden ihn nie angreifen. Die Wildschweine vertrauen Herrn Gehricke – Herr Gehricke vertraut den Wildschweinen. Schön!

Aber: Er tut etwas Verbotenes, etwas, womit er weder den Wildschweinen noch der Stadt einen Dienst erweist. Und genau hier liegt das Problem. Wer geht noch einmal auf den Herrn Gehricke zu, wer spricht mit ihn? Wird die angekündigte Strafanzeige weiterhelfen? Oder kommt es auf einen intensiven Dialog an – bei dem natürlich eine Partei kaum mit Worten, sondern nur mit Grunzen wird reagieren können?

Ich meine: Die Wildschweine müssen auf den Weg der Freiheit zurückgebracht werden. Sie müssen lernen, dass sie vom Menschen keine dauerhafte Hege und Pflege erwarten können. Sie müssen wie ein junger Mensch in der Pubertät lernen, wieder ihre eigenen Wege zu gehen. Die Versorgungsmentalität hilft niemandem weiter: „Unser Papa Wildschwein kommt, er wird uns schon weiterhelfen. Wir brauchen nicht mehr selbst nach Futter zu suchen.“

Nein, Wildschweine: Wo ist euer Stolz? Wollt ihr euch in immerwährende Abhängigkeit vom Menschen begeben? Vom Menschen, der euch so oft verletzt und getötet hat? Wollt ihr das wirklich?

Ich meine: Es wäre die Pflicht des Herrn Gehricke, seinen wesentlichen Beitrag zu diesem Lernvorgang zu leisten. Wir Bürger müssen anerkennen, dass dieser unvermeidliche Trennungsvorgang für Herrn Gehricke mit Schmerzen verbunden sein wird.

 

 Posted by at 11:43
Nov. 042008
 

Einen anschaulichen Grundkurs in Kommunalpolitik gönnte ich mir heute abend: Öffentliche Sitzung des BVV-Ausschusses für Umwelt, Verkehr und Wohnen. Angesagt war zwar auch das Thema „Shared Space“, aber es wurde wegen der am nächsten Freitag stattfindenden Tagung der Böll-Stiftung verschoben. Um so mehr war ich auf die anderen Themen gespannt! Und siehe da: Bei der Besprechung von Umgestaltungsplänen für die Marchlewskistraße, die Wrangelstraße und bei der Erörterung des Bürgerinnenhaushalts kamen geradezu klassische Zielkonflikte der Kommunalpolitik zur Sprache: Soll man 12 Bäume in der Marchlewskistraße opfern, damit die Autos schön ordentlich in gleicher Ordnung parken können? Der Ausschuss votierte für die „Bestandsbäume“ – gegen eine Ausweitung der Stellflächen. Da war ich erleichtert! Denn Neupflanzungen können den Verlust eines stattlichen erwachsenen Baumes vorerst nicht wettmachen.

Alle Mitglieder arbeiteten in sachlicher Atmosphäre zusammen – ich ertappte mich dabei, bei den mir unbekannten Mitgliedern erraten zu wollen, welcher Partei sie angehörten. Die beiden jungen engagierten Damen – die gehörten sicherlich nicht der FDP an, dachte ich mir. (Was auch stimmte). Anhand der Kleidung, der Sprechweise, des Ost- oder Westberliner Akzents  meinte ich meist die Parteizugehörigkeit erkennen zu können. Werde das morgen mal im Internet nachprüfen.

Wenn meine Vermutungen zutreffen, würde das meine Behauptung stützen, dass die Berliner Parteien ihre Mitglieder fast ausschließlich über Gruppenzugehörigkeit werben. Politische Inhalte scheinen eine geringe Rolle zu spielen – in gewissen Kreisen würde man nie zur CDU gehen – und umgekehrt. Nie zur Linken – das schickt sich nicht! Das Schickliche tritt an die Stelle des Politischen.

Eine schlechte Überlebenschance hat die Pappel am Böcklerpark, die morgen gefällt wird. Wir haben zu viele Pappeln. Das sind Problembäume. Beim Bürgerhaus muss morgen diese Pappel gefällt werden wegen fortgeschrittener Holzzerstörung. Andernfalls wäre die Gefahr für die Menschen zu groß.

Überrascht war ich über die riesigen Summen, die für Geländereinigung ausgegeben werden müssen. Pro Woche werden die Flächen grundsätzlich 2 Mal gesäubert. Ein löblicher Verein „Stadt und Hund“ bietet an, Hundekottüten-Spendeautomaten aufzustellen. Gut so! Wir Eltern werden dankbar dafür sein.

Mein Fazit: So funktioniert Kommunalpolitik! In diesem Hin und her, diesem Abwägen widerstreitender Interessen wurde heute abend für mich Politik vom Wurzelgrund der Gemeinschaft her erfahrbar: sachlich abwägend, kundig Auskunft gebend. So klappt es.

 Posted by at 22:34

Wildschweine treiben CDU zum Leitbild der Lernenden Volkspartei

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Okt. 262008
 

26102008006.jpg Immer wieder fragen mich politische Weggefährten: „Was meinst du mit dem Begriff Lernende Volkspartei? Gib uns ein Beispiel!“

Ich erwidere: Schaut euch die gegenwärtige Berliner Wildschwein-Diskussion an! Erst tritt ein Problem auf: Wildschweine in der Stadt! Dann kommt ein Schnellschuss: „Mehr abschießen!“ Dann rudert man zurück: „So geht’s nicht!“

Ich sage: Das, Freunde, ist keine Lernende Partei – eine Partei, die ständig im Wochentakt unterschiedliche Botschaften aussendet, ist das Gegenteil einer Lernenden Partei. Es ist eine Lärmende Partei.

Besser ist folgender Ablauf: Ein Problem tritt auf: Wildschweine in der Stadt. Zweiter Schritt muss sein: Die Partei überlegt, berät, hört auf die Bürger, hört auf die Jäger, hört auf die Forstverwaltung. Das Ganze gerne auch öffentlich in Gestalt einer Anhörung. Nachdem alle Seiten angehört sind, erarbeitet die Partei eine Lösung des Problems. Hier also: „Man muss mit den Wildschweinen leben. Notfalls tiefe Zäune einbuddeln. Öffentlichkeitsarbeit tut not.“

Diese gemeinsam erarbeitete, methodisch „erlernte“ Position wird einhellig in die Öffentlichkeit hinein vertreten. Kein Hü und Hott wie sonst so oft. Keine Schnellschüsse auf alles, was vor die Flinte läuft. Klappe zu. Mensch und Wildschwein kommen schiedlich-friedlich miteinander klar. So funktioniert es.

Das nennt der Fachmann einen Lernzyklus. Eine Lernkurve.

Aha! Klingt gut, ist aber oft schwer umzusetzen. Vor allem, wenn es an die dicken Klopper geht, wie etwa Föderalismusreform, nachhaltige Flächennutzungsplanung, Spreeufer, Staatsverschuldung, Finanzkrise. Aber ich meine: Hat man das Ganze einmal anhand eines kleinen lösbaren Problems wie der Berliner Wildschweinplage durchschaut, dann klappt es auch im Großen, bei den dicken Brettern.

Lest den ganzen Artikel:

Wildtiere – CDU gegen Jagd auf Wildschweine – Berlin – Berliner Morgenpost
Doch von der Position rücken CDU-Mitglieder nun ab. „Wir haben gelernt, dass wir mit den Tieren leben müssen, auch wenn mir persönlich – immer noch – weniger Wildschweine im Stadtgebiet lieber wären“, sagte der Bezirksverordnete Frank Mückisch, einer der drei Gastgeber der Informationsrunde.

Unser Bild zeigt eine Ansicht vom Bundestag auf das Bundeskanzlerinamt, aufgenommen heute.

 Posted by at 13:44

Unsere Erde – atemberaubend

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Feb. 242008
 

Gestern sahen wir den Film „Unsere Erde“- eine atemberaubende Dokumentation, eine wunderbare Verschlingung mächtiger Erzählströme in einem einzigen 90-minütigen Film, gewaltig rauschend wie der Ozean. Allerdings erschien mir die Aufforderung, etwas gegen den Klimawandel zu tun, wie künstlich aufgesetzt. Der überwältigende Eindruck war ganz im Gegenteil der, dass die Natur und die Tiere mit allen Schwierigkeiten fertig werden, Gefahr und Not immer wieder meistern. Der auf den schmelzenden Eisschollen jammervoll einbrechende Eisbär war zwar kein majestätischer Anblick. Als Mahnung gegen den Klimawandel taugte er jedoch nur bedingt. Vielmehr erschien die Natur in ihren tausend zauberhaften Formen als etwas ganz und gar vom Menschen Unbeeinflusstes, zumal die Filmemacher jede Spur menschlicher Einwirkung aus ihrem Material verbannt haben. „Man fühlt die Botschaft, und man ist verstimmt.“

Bestens geeignet für den Besuch mit Kindern.

Natürlich werden wir fleißig trotzdem Fahrrad statt Auto fahren. Aber eben nicht wegen dieses Films.

 Posted by at 23:39
Feb. 032008
 

Unser Haushalt wird um 6 neue Lebewesen reicher. Sechs bunte Fische tummeln sich seit gestern in unserem neuen Aquarium. Was sage ich – sechs? „Sie halten vor allem Bakterien“, belehrte uns der kundige Verkäufer in der Zoohandlung. Jetzt weiß ich es: Ein solches 60-Liter-Aquarium stellt einen gehegten Lebensraum für Millionen und Abermillionen von Kleinstlebewesen dar: und darin die flinken lustigen Zierfische: Drei Guppies, zwei Schwertträger, ein Grundbarsch. Drei kleine Schnecken vervollständigen den Zoo. Den männlichen Guppy, den „Bock“, nennen wir „Orange“, weil er sich so stolz und prachtvoll präsentiert. Den einen Schwertträger nennen wir „Künstler“, da er sich zunächst mehrere Stunden im Abseits hielt und erst seit heute seine unermüdlichen Erkundungsfahrten unternimmt. Er scheint sich für etwas Besonderes zu halten. Der Grundbarsch heißt nur noch „Staubsauger“, da er eifrig an Wänden und Pflanzen nach Nahrung sucht, die er dann mit seinem wulstartig ausgestülpten Mund aufliest. Die angstvolle Erfahrung des Umgesetztwerdens haben alle sechs Fische wunderbar verkraftet, sie schweifen ohne Unterlass im Becken umher, tauchen abwärts und aufwärts, hin und her, vereinen sich zu einem Schwarm, teilen sich dann wieder. Wir sind begeistert und bestaunen das neue Leben mit allerlei Entzückensrufen. Schon in der Vorphase – also beim Einrichten das Aquariums – bemerkte ich, wie entspannend das Blicken in so ein klares Unterwasserparadies sein kann. Ein echtes Labsal.

Ira bringt aus ihrer sowjetischen Kindheit umfangreiches Wissen über Aquarien mit, so dass wir wohl keine Anfängerfehler machen werden. Neu ist für sie die Vielfalt an Arten, in der Sowjetunion gab es viel weniger davon. Doch die Grundsätze der erfolgreichen Zucht scheinen gleichgeblieben zu sein: Sorgfältige Einrichtung des Aquariums mit sterilem Grund, einwandfreie hygienische Verhältnisse, keine Überfütterung, kein Sonnenlicht, geeignete Auswahl der Pflanzen und Fische, Pflege und Erhaltung einer geeigneten mikrobiotischen Umwelt.

Auf dem Bild könnt ihr Künstler (natürlich in der Mitte!) und Orange entdecken – schaut nur genau hin. Ich werde euch über alle wesentlichen Ereignisse auf dem Laufenden halten!

 Posted by at 20:12

Im Luch

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Nov. 022007
 

luch_7.jpgVom Wildwasser geht es am Sonntag direkt ins Havelländische Luch. Bei Barnewitz steigen wir aus. Weit, unermesslich dehnt sich sumpfiges Gelände. In der Ferne kreisen Raben. Die erhofften Trappen, eine geschützte Großvogelart, die hier gerne brütet, bekommen wir nicht zu Gesicht. Ein kläffender Jagdhund hält unsere Aufmerksamkeit gefangen. Er jagt über Stoppelfelder, sein Herrchen befährt mit einem Pickup die Wiesen, lädt hier und da einen Vogel-Beobachtungsturm auf. Blechern klappern die Metallstangen auf der Ladefläche. Kläglich pfeift das Herrchen auf seiner Hundepfeife. Der Hund, ein reinrassiger Jagdhund, schert sich nicht im mindesten darum und hetzt ein plötzlich auftauchendes Reh durch das Vogelschutzgebiet. Das Reh entkommt in panischen Zickzacksprüngen. Gerne hätte ich mehr von dieser Jagd gesehen! Eine Spur Blutrünstigkeit schlummert in mir. Da ertönt die Hupe des Geländewagens, wieder vergeblich. Der Hund macht, was er will. Wir ziehen an einer Viehherde vorbei. Färsen nicken uns zu. Einjährige tollen über das feuchte Gras. Zwei Sekunden lang rauscht ein ICE durch eine Sichtöffnung im Lärmschutzwall. Es war hier, dass die Bahn damals, beim Bau der neuen Magistrale nach Hannover, ihre teuren Ausgleichsmaßnahmen schaffen musste, um das Nistgebiet der Trappen zu erhalten. Eine korkenzieherartige gewundene Weide, vielhundertjährig, findet unsere Bewunderung. Keinen Menschen begegnen wir. Zugvögel scharen sich, am Abendhimmel blüht die Sonne auf. Kinder spielen im Darf Barnewitz, das ansonsten wie ausgestorben daliegt.

 Posted by at 00:13