Sprachkurs oder BMW Z3? Wann fällt der Groschen in der Integrationsdebatte?

 Integration, Pflicht  Kommentare deaktiviert für Sprachkurs oder BMW Z3? Wann fällt der Groschen in der Integrationsdebatte?
Feb 232010
 

22022010007.jpg Schöner, guter, aufschlussreicher Abend bei der Türkisch-Deutschen Unternehmervereinigung gestern am Kürfürstendamm! Armin Laschet, der Minister aus Nordrhein-Westfalen, stellt sein Buch „Die Aufsteigerrepublik“ vor, das dieses Blog leider viel zu spät, erst 2 Monate nach Erscheinen, nämlich am 05.12.2009 rezensiert hatte.

Laschet gelang es gestern, sein Anliegen erzählend, erklärend, „mit kurzem Aufschlag“ in etwa 15 Minuten zusammenzufassen. Serve, Volley, Punkt gemacht! Seine Botschaft: Deutschland ist „ganz oben“ und „ganz unten“ in Strukturkonservatismus erstarrt. Vorstandsvorsitzendenfamilie gebiert Vorstandsvorsitzendenfamilie. (Ich ergänze: Graues Kloster gebiert Graues Kloster). Hauptschule gebiert Hauptschule. Hartz-IV gebiert Hartz IV. Und so weiter. Laschet dagegen: Das Land braucht die Aufsteigergesinnung! Das Einwanderungsland muss allen die Sprossen zum Aufstieg bereitstellen. „Wir haben uns versündigt.“ Klares Schuldbekenntnis der deutschen Politik steht bei Laschet am Anfang, wie in der katholischen Messe! Peccavimus! Wunderbar, mirabile dictu!

Was mir besonders gefällt: Laschet erkennt, dass das ganze Thema keine Frage der Verteilungspolitik, keine Frage der Finanzen ist – sondern eine Sache des Umdenkens!

Ich spitzte die Ohren. Von Laschets Ansichten war ich vorher schon begeistert, blieb es auch gestern. In den Plaudereien mit den türkischen Unternehmern vor der Lesung hatte ich schon gesagt: „Ich halte dieses Buch für einen großartigen Wurf! Für einen Quantensprung in der ganzen Integrationsdebatte!“

Interessant die Aussprache nach der Lesung. Es kamen, – was?  Die üblichen Forderungen, wie gehabt: DAS PUBLIKUM: „Ihr müsst den Lehrern mehr Gehalt zahlen, dann werden auch Abiturienten mit Zuwanderungsgeschichte Lehrer werden.“ LASCHET: „Die wenigen Abiturienten mit Zuwanderungsgeschichte wollen lieber Ärzte, Anwälte oder Unternehmer werden, – aber nicht aus Geldgründen.“ DAS PUBLIKUM: „Wir brauchen kleinere Klassen, bei 36 Schülern ist kein sinnvoller Unterricht möglich, egal ob deutsche oder migrantische Kinder.“

Hierauf würde ich erwidern: Einspruch! Auch bei Klassenstärken von 50 Kindern ist sinnvolles Lernen möglich, wie in der multiethnischen Sowjetunion und im Nachkriegsdeutschland vorgeführt. Und wir haben in Berlin schon Klassenstärken in den sozialen Brennpunkten von oft unter 25 Kindern, eine zweite Lehrkraft ist routinemäßig im Raum. Was wollt ihr noch? Wer soll das bezahlen? Das ganze Berliner Schulwesen wird doch derzeit umgekrempelt!

Und noch einige andere Forderungen an die POLITIK äußerte DAS PUBLIKUM. Wie gehabt. Die Ansprüche an den allzuständigen Versorgerstaat sind weiterhin sehr hoch, das trat mir gestern wieder einmal sehr deutlich vor Augen. Das ist aber nicht die Aufstiegsmentalität, welche einzelne Politiker wie etwa Armin Laschet und neuerdings in seinen Fußstapfen sogar der Berliner Regierende Bürgermeister zu entfachen versuchen.

Der Groschen in der deutschen Integrationsdebatte ist noch nicht gefallen. Die goldenen Einsichten eines Armin Laschet sind da, man kann sie nahezu kostenlos abrufen. Niemand widerspricht ihnen mit sachhaltigen Gründen. Das Buch ist „wasserdicht“, faktengesättigt, es verströmt Zuversicht, Weisheit und Güte. Was wollen wir mehr?

Der Politiker Laschet hat mit seiner „Aufsteigerrepublik“ vorgelegt, wie es besser eigentlich nicht denkbar ist. Unsere Schulen sind viel besser als ihr Ruf. Der Ball muss nun zurückgeschlagen werden. Durch wen? Durch uns! Die Bürger müssen es jetzt stemmen. Wir armen Bürger müssen anfangen zu klettern. Wir tun es nicht. Warum? Es geht uns noch zu gut.

Und zwar denke ich mir das in all meiner Einfalt so: Nach dem 2. Weltkrieg lag das Land am Boden. Es gab nichts zu verteilen. Man brauchte den Erfolg. Und man hat ihn sich erarbeitet. Heute wird das ganze wieder verfrühstückt. Jede Kategorie will mehr abhaben von dem Kuchen, der mittlerweile durch heftige Staatschulden vorfinanziert wird. Durch wen? Durch unsere Kinder.

Kaum haben wir Jungs 300 Euro zusammen, mieten wir einen BMW Z3 für einen Tag. Für einen Tag groß rauskommen! Darum geht es uns Jungens. Wir kennen uns doch 🙂

Im U-Bahnhof ADENAUERplatz (sic!) fiel mir danach ein Plakat von Misereor ins Auge: „Gott kann nicht alles regeln.  Uns bleibt genug zu tun.“ Wer war mit ER gemeint? Der STAAT? Oder GOTT? Soll der gütige Versorgerstaat Gott spielen?

Mein Vorschlag zur Güte: Alle diese Veranstaltungen, wo man einander in guten Ansichten und Einsichten bestärkt, sollten abschließen mit einer Besinnung: „Was können wir tun? Was können wir ändern?“

Jeder Zuhörer sollte aufgefordert werden, eine Selbstverpflichtung abzugeben. Etwa so: „Ich werde morgen meine Nachbarn zum Tee einladen!“ Oder so: „Ich werde meine Kinder nicht mit dem Van zur Elite-Grundschule fahren, sondern melde sie in der staatlichen Kreuzberger Grundschule um die Ecke an.“ „Ich gebe meine Scheinadresse auf!“ „Und ich ziehe in ein Viertel um, wo sonst nur Hartz-IV-Empfänger wohnen!“ „Und ich mache meine Hausaufgaben!“ „Ich lerne Arabisch mit meinem Nachbarn!“ „Und ich lerne ein Goethe-Gedicht!“ „Ich schreibe ein Gedicht in deutscher Sprache!“

Wäre das ein Opfer? Ja! Selbstverständlich. Ein Opfer, das hundertfältige Frucht bringt.

 Posted by at 12:53

Graues Kloster oder Willy-Brandt-Sekundarschule?

 Sozialadel, Tugend, Verwöhnt  Kommentare deaktiviert für Graues Kloster oder Willy-Brandt-Sekundarschule?
Feb 222010
 

Die starke Sonderung der Berliner Schüler nach ethnischer Herkunft, Wohnort und Bildungsgrad der Eltern setzt in Berlin bereits im Vorschulalter ein und zieht sich dann bis zum Abitur, ja bis ins Erwerbsleben bzw. Hartz-IV-Existenz durch. Diese Segregation geschieht – so meine ich – völlig unabhängig von den Schulformen und den Schul-Reformen. Sie würde vermutlich auch in einem Einheitsschulwesen bestehen bleiben. Dennoch leisten unsere Pädagogen Hervorragendes – sie versuchen ihr Bestes, um den ihnen anvertrauten Schülern den bestmöglichen Start ins Leben zu ermöglichen.

Wir müssen wegkommen vom Fatalismus der Segregation.

Ein weiteres Beispiel hierfür bringt soeben die Berliner Zeitung:

Vom Sinn des Lernens – Berliner Zeitung
Über 85 Prozent der Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule kommen aus türkisch- oder arabischstämmigen Familien. Schulleiter Wilfried Kauert hat schon vor anderthalb Jahren seine Schule aus eigener Initiative umgestaltet. Bald ist sie die erste Sekundarschule Berlins. Kauert hatte ein Schlüsselerlebnis: Im Matheunterricht wollte er das Prozentrechnen durchnehmen. Ein Schüler fragte, wofür man das denn brauche, und Kauert sagte, damit könne man später seine Steuererklärung selbst machen. Das konnte der Schüler nicht nachvollziehen.

„Ich denke, der Steuerzahler kommt für uns auf“, sagte er. In Form von Hartz-IV-Zuweisungen, mit denen eine vielköpfige Familie hier meist über die Runden kommt. Solchen Fatalismus will Schulleiter Kauert seinen Schülern austreiben.

 Posted by at 13:41

„Entdecke dein Selbst!“

 Kinder  Kommentare deaktiviert für „Entdecke dein Selbst!“
Feb 222010
 

Ein wirklich sehenswerter Film muss der Film Bal, der Gewinner der Berlinale sein. Väter und Söhne – das ist eines der großen, der riesigen Themen der Selbstwerdung, der Kulturwerdung überhaupt. Der türkische Film Bal spielt offenbar mit einem Mythos, der namentlich uns Deutschen ja seit dem Nibelungenlied und seit Eichendorff in die Seele gepflanzt ist: der Wald. Ich erinnere mich an Christoph Meckels Vaterbuch Suchbild aus dem Jahr 1980, wo er beschreibt, wie er mit dem Vater Eberhard Meckel zusammen den Wald entdeckte. Ich zitiere sinngemäß: „Mit dem Vater zusammen die Wälder und die Berge zu entdecken war wunderschön. Wenn er Eichendorff rezitierte, fing der Wald zu reden an.“

Dann starb Christoph Meckels Vater. Es starb das Bild vom guten Vater. Dann brach eine Welt zusammen. Aus den Trümmern dieser Welt müssen die Söhne hervorwachsen. Das ist die Aufgabe jedes Sohnes.

Lest hier den Hinweis auf den Film aus dem Neuen Deutschland:

22.02.2010: Der Honig-Bär (Tageszeitung Neues Deutschland)
»Bal« ist ein stiller Film, der sein eigenes Tempo behauptet: die Langsamkeit der Jahreszeiten. Ein Blick in eine Kindheitswelt, in der der Wald die Welt ist. Ein Ort des Blühens und Rauschens, der Vögel. Mit dem Vater an der Seite kann man das staunend erleben. Als der Vater im Wald umkommt, ändert sich alles: Der Wald ist nun auch ein bedrohlich dunkler Raum, er kann einen für immer verschlucken. Und dann doch die wundersame Wiederbefreundung mit dem Wald, der Heimat bleibt, aber nun wissender. Der Junge ist gewachsen, die gläubige Kindheit liegt mit dem Tod des Vaters hinter ihm, er sieht anders: Er wird er selbst.

 Posted by at 11:29
Feb 222010
 

In allen sozialistischen Staaten, die ich vor 1989 besucht habe, galt Arbeitszwang. Bereits Rosa Luxemburg forderte ihn: „Nur der darf Lebensunterhalt bekommen, der etwas als Gegenleistung erbringt.“ Bereits kurz nach der siegreichen Oktoberrevolution richteten die Sozialisten riesige Arbeits- und Umerziehungslager ein, in denen sie arbeitsscheues Gesindel und volksfeindliche Elemente – wie sie die Arbeits- und Obdachlosen nannten –  auf Vordermann brachten. Diese Idee übernahmen 15 Jahre später auch die deutschen Nationalsozialisten.

Von diesen sozialistischen Zwangsmaßnahmen sind wir heute glücklicherweise weit entfernt! Allerdings erlaubt das SGB eine Form der Sanktion,  nämlich die Kürzung der Bezüge, falls ein Leistungsempfänger eine zumutbare Arbeit ablehnt. Darauf weist zu Recht Klaus Ernst von der Linkspartei hin. Guido Westerwelle wiederum forderte, diese heute möglichen Sanktionen auch ungescheut anzuwenden. Ich meine: Klaus Ernst und Guido Westerwelle fordern nichts anderes als die Anwendung rechtsstaatlicher Grundsätze. Von dem typischen sozialistischen Arbeitszwang oder gar Zwangsarbeit, wie sie zur Praxis der sozialistischen Staaten gehört, sind sie beide gleich weit entfernt. Beide wollen einen Beitrag zur Debatte um Hartz IV leisten. Man sollte Westerwelle und Ernst  nicht in parteipolitischer Verengung gegeneinander ausspielen. Schluss mit dieser Hatz!

Aber lest selbst in der Jungen Welt nach:

20.02.2010: FDP bleibt auf Krawallkurs (Tageszeitung junge Welt)
Der designierte Parteivorsitzende der Linken, Klaus Ernst, erklärte, die Linke werde gegen jede Verschlechterung bei Hartz IV mit allen Mitteln protestieren, »auch auf der Straße«. Erwerbslosen, die angebotene Jobs nicht annehmen, drohe schon heute der Verlust existentieller Mittel.

 Posted by at 11:14
Feb 222010
 

„Ich erziehe mich selbst – und zwar ein Leben lang“, das ist ein Satz, den ich – so münchhausenhaft er klingen mag –  gerne unterschreibe. Der gute Bayerische Löwe hat mir das als gestern als Kommentar unter den Beitrag „Des globbiDr net, Cem“ vom 20.2.2010 gesetzt.

Wir haben jetzt soeben den Bogen „Selbsteinschätzung“ aus der Grundschule bekommen. Es ist etwas Spannendes: Die Schüler sollen selbst angeben, welche Noten sie sich geben würden. An erster Stelle steht: „Ich komme pünktlich zur Schule“.

Die Schule ruft mit dieser Selbsteinschätzung die Schüler direkt zur Verantwortung für sich selbst, für den Tisch, für das eigene Arbeitsmaterial. Dann gibt es die berühmten „Dienste“ – Tafeldienst etwa. Sehr gut! Solche kleinen Zuständigkeiten wecken und schärfen den Sinn für das Miteinander.

Daneben muss – so meine ich – natürlich auch auf uns Eltern eingewirkt werden.

„Ich erziehe mich selbst“ – das trifft in der Tat meine Meinung. Ab dem Alter von etwa 17 Jahren, also kurz vor Erreichen der gesetzlichen Volljährigkeit, sollte jeder in Deutschland aufwachsende Mensch so weit sein. Am Anfang, bei den Neugeborenen, steht die fast völlige Abhängigkeit von der Umgebung. FAST völlig, weil bereits das Ungeborene und das Neugeborene im Wechselspiel mit der Mutter bzw. den Bezugspersonen unbewusst seine Umgebung mitgestaltet.

Von Jahr zu Jahr nimmt die Abhängigkeit ab. Die Selbstverantwortung nimmt zu.

Bereits im Alter von 6 Jahren SOLLTEN Kinder so weit sein, dass sie das pünktliche Erscheinen zur Schule als Pflicht erkennen. Im Alter von 7 Jahren SOLLTEN sie das Erledigen der Hausaufgaben als ihre Pflicht erkannt haben.

Im Alter von 16 Jahren SOLLTE jede deutsche Bürgerin und jeder deutsche Bürger, egal ob Araberin oder Türke oder Deutscher, das Erlernen eines Berufes, das Erwerben des Lebensunterhaltes als ihre oder seine Pflicht erkannt haben. Wir sind in Kreuzberg meilenweit davon entfernt. „Ich werd eh Hartzer, dann hab ich alles was ich brauch!“ „Ich gehöre von Geburt  einer benachteiligten Minderheit an. Ich schaffe das nie und nimmer. Der Staat muss mich stützen!“

So singt es und klingt es in unserem Kreuzberger Ländle hier.

Das von den Lobbyvertretern eingeimpfte Bewusstsein, einer benachteiligten Minderheit anzugehören, die aber tatsächlich in manchen Stadtquartieren Kreuzbergs, Neuköllns und Weddings (oder Hasenbergls?) längst die deutliche, noch wachsende Mehrheit darstellt, wirkt geradezu lähmend!

Sobald jemand Mutter und Vater wird, SOLLTE sie oder er die umfassende Verantwortung für die Kinder als seine Pflicht erkannt haben.

Ich habe nichts dagegen, wenn dieser Sinn für Selbsterziehung und Verantwortung den Kindern durch die Eltern und durch die Schule, durch Pfarrer und Imame „eingeimpft“ wird. Im Gegenteil!

Diesen Sinn, diese machtvolle innere Instanz – die brauchen wir. Diese Instanz ist das Ich, das Selbst – oder auch das Gewissen. Wir brauchen das starke Selbst. Wir müssen die Kinder in genau diesem Sinne stärken.

O guter bayrischer Löwe, ein bisschen Münchhausen schadet nicht. Man kann sich auch am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen.

Oder, wie es ein bekannter Psychotherapeut ausdrückt: „Nimm dein Bett, steh auf und geh!“ Irgendwann ist Schluss mit der Bemutterung und Bevaterung durch den Staat.

Dann musst du die Freiheit erkennen aufzubrechen, wohin du willst.

So wünsche ich mir das. Und genau so dürften das die Lehrer an unserer Schule sehen.

Der Schritt in die Selbständigkeit muss jeden Tag neu gegangen werden. Jeden Tag, ein Leben lang.

 Posted by at 10:36

Nimm Hack und Spaten: Wir brauchen Eisbrecher!

 Friedrichshain-Kreuzberg, Unverhoffte Begegnung, Vorbildlichkeit, Was ist deutsch?  Kommentare deaktiviert für Nimm Hack und Spaten: Wir brauchen Eisbrecher!
Feb 212010
 

03022010002.jpg Am heutigen Vormittag nahmen wir in der Universität der Künste (UdK) stolz die Siegerurkunde für „Jugend musiziert“ in Empfang! Es gab ein großartiges Konzert einiger der Preisträger.

Darauf folgte nach dem Mittagessen der Siegerfamilien wieder ein schöner Schlittennachmittag am Kreuzberg mit einigen Kindern – deutschen, russischen, türkischen, einem japanischen Kind. Das waren alles deutsche Kinder. Sie leben hier. Sie sprechen deutsch. Also sind es deutsche Kinder. In Kreuzberg.

Eine gute Nachricht schrieb auch gestern Cem Özdemir direkt als Kommentar in dieses Blog: Er ist wirklich ein Kreuzberger Mitbürger, wohnt hier, hat hier – entgegen meinen irrtümlichen Vorstellungen – seinen alleinigen Wohnsitz. Das freut mich natürlich besonders, denn ich meine, wir brauchen hier genau das: Zuziehende Familien von außerhalb mit Kindern. Familien, die erkennen, dass es sich lohnt hierherzuziehen.

Ich freue mich über Familien, die Wohlstand und Geld hierherbringen. Es müssen ja nicht gleich Car-Lofts sein. Ich begrüße in Kreuzberg Familien mit guten Kenntnissen im Deutschen und anderen Sprachen, mit interessanten Berufen. Ich begrüße gut ausgebildete, beruflich erfolgreiche Eltern, die dann ihre Kinder hierher in die staatlichen Kitas und Grundschulen um die Ecke schicken. Ohne Auto. Zu Fuß. Mit dem Fahrrad.

Einfach hier um die Ecke, und da um die Ecke! Weil es sich lohnt, hier in Kreuzberg gemeinsam etwas aufzubauen. Ich bin für die Durchmischung der Milieus. Es soll nicht sein, dass in Gegenden wie rings um den Kotti nur Drogen, nur Arbeitslosigkeit, nur Perspektivlosigkeit und kulturelles Vakuum vorherrschen. Dem ist nicht so, dem war nicht so! Aber der Anschein drohte!

Özdemir nennt diese Menschen die „Eisbrecher“. So berichtet es Armin Laschet in seinem Buch „Die Aufsteigerrepublik“ auf S. 146.  Am 30.06.2009 und am 25.07.2009 – also vor dem Erscheinen von Laschets Buch – erzählten wir bereits in diesem Blog von Menschen wie Mesut Özal – Menschen, die sich bewusst für dieses Land entschieden haben, obwohl ihnen auch eine zweite Option offenstand.

Diese bewusste Entscheidung für dieses Land – die scheint mir genauso wichtig wie die Entscheidung für diesen Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg.  Ich wünsche mir mehr Menschen, die sich bewusst für dieses Land entscheiden. Ich wünsche mir mehr Menschen, die sich bewusst für diesen Bezirk entscheiden. Es lohnt sich! Denn das Eis wird und muss tauen. So dick kann gar kein Eispanzer sein.

Wie sagt doch Goethe: „Nimm Hack und Spaten! Grabe selber!“

 Posted by at 22:29
Feb 212010
 

„Berlin driftet auseinander“, „Unsere Gesellschaft zerklüftet immer stärker“, diese und ähnliche Befunde habe ich in diesem Blog seit etwa einem Jahr immer wieder eingeflochten. Die neuesten Sozialstudien über Berlin haben diesen beunruhigenden Tatbestand erhärtet: Die Parzellen des Stadtraumes bewegen sich voneinander weg. Bereits in der Kita und der Grundschule setzt die Sonderung der Schüler ein. Lieber fahren die Eltern mit ihren Autos jeden Tag Kilometer um Kilometer, als ihre Kinder mit „denen da“ die Schulbank drücken zu lassen.

Ob das Ganze sich durch eine Schulreform wieder zusammenführen lässt? Ich bezweifle dies, obwohl ich für ein einheitlicheres Sekundarschulwesen bin.  Aber bereits im Primarbereich entstehen die Sonderungen nicht durch die Schulform, sondern durch die soziale Separation.

Jetzt sagt Olaf Scholz etwas Ähnliches über Hamburg:

Hamburgs SPD-Chef über die Schulreform: „Die Gesellschaft driftet auseinander“ – taz.de
Herr Scholz, warum ist die Schulreform so wichtig?

Eines steht fest: Wir brauchen eine Schulreform Es geht um den sozialen Zusammenhalt. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die soziale Segregation viel weiter fortgeschritten ist als vor 10, 20 oder 30 Jahren. Hamburg ist dabei auseinanderzudriften – und buchstäblich auseinanderzuziehen.

 Posted by at 21:48

Der Reißwolf frisst alles – das Netz vergisst nichts

 Friedrichshain-Kreuzberg  Kommentare deaktiviert für Der Reißwolf frisst alles – das Netz vergisst nichts
Feb 212010
 

Kein Gutachten kann den politischen Willensbildungsprozess ersetzen. Das tritt in aller Deutlichkeit wieder einmal zu Tage. Die taz berichtet: Das vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg  beauftragte Planungsbüro zieht das Gutachten zurück, mit dem der Bezirksbürgermeister Schulz den Weiterbau des Stadtrings heldenhaft von unserem kleinen bedrängten Sozial-Eiland, genannt Kreuzberg, zurücktreiben wollte. Die Daten stimmten hinten und vorne nicht, das Honorar für die getürkte Faktensammlung hat die Firma angeblich schon zurückgezahlt. Es war offenkundig eines jener Gefälligkeitsgutachten, mit denen Politiker gerne ihre Klientelinteressen zu begründen suchen.

Mit Daten lässt sich trefflich streiten,
Mit Daten ein Gericht bereiten!
Dem Volk wird’s eilig angericht’t,
Der Koch, dem schmeckt es selber nicht.

A 100: Gutachten aus der Bahn geworfen – taz.de
Doch nun hat die Gesellschaft ihr Gutachten zurückgezogen. Mit einem Schreiben, das der taz vorliegt, teilt sie dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mit, das gezahlte Honorar sei bereits zurück überwiesen worden. „Die ausgelieferten Exemplare führen Sie bitte der Aktenvernichtung zu.“

Der Regionalleiter der Ingenieursgesellschaft, Josef Salm sagte, das Gutachten sei mit veralteten Daten entstanden, „die wir nicht hätten akzeptieren dürfen“.

 Posted by at 15:17

„Ach, das ist doch bloß ein Haufen von Sündern …“

 Das Böse  Kommentare deaktiviert für „Ach, das ist doch bloß ein Haufen von Sündern …“
Feb 212010
 

„… die sind doch auch nicht besser!“ Derart abfällige Worte kann man immer wieder über Gemeinschaften hören, die sittliche Grundsätze predigen – und dann doch gegen sie verstoßen. Da ist schon mancher Politiker gestolpert, weil er Wasser predigte, aber Wein trank. „Gegen Sonderung in der Schule!“ – aber die eigenen Kinder doch auf die exklusive Montessori-Grundschule schicken usw.  Siehe Bonus-Meilen, siehe Dienstwagen-Affäre, siehe Banken-Affäre.

„Ein Haufen von Sündern“ – turba peccatorum – so sieht sich die Katholische Kirche. Ein Haufen Sünder für Sünder – auf dem Weg zur Besserung. Ohne Garantie, ohne handfeste Beweise.

Ich meine: Die sittlichen Grundsätze – gemeinsames Lernen von Anfang an, keine Vorteilnahme aus öffentlichen Ämtern u. dgl. – werden nicht dadurch falsch, dass diejenigen, die sie am lautesten verkünden, „auch nicht besser sind“, oder dagegen verstoßen.

Als Haufen von Sündern bezeichnet auch in einem öffentlichen Schreiben Georg Sterzinsky die Katholische Kirche. Und er benennt die Dinge beim Namen, spart auch den sexuellen Missbrauch an einer katholischen Schule nicht aus. Dieser Mut, das Fehlverhalten der eigenen Organisation klar anzusprechen, den halte ich für vorbildlich. Ich glaube, das ist eines der Geheimnisse für die unglaubliche Langlebigkeit, den beispiellosen Erfolg der Römisch-Katholischen Kirche. Selbst ein Martin Luther hat seine scharfen Angriffe auf die Kirche, der er diente, als deren Mitglied vorgetragen. Ehe sie ihn rauswarfen aus Gründen, die weniger mit seiner Kritik als mit machtpolitischen Erwägungen zu tun hatten.

Es gibt – nach dem Judentum – vermutlich kaum eine andere Einrichtung, die derart viel Platz für Debatte, Diskussion, Rede und Widerrede geboten hat wie die Katholische Kirche im Laufe der vergangenen (wie viel sind es?) 2000 Jahre.

Als Vorbild einer selbstkritischen Befassung mit den eigenen Versäumnissen empfehle ich all den zahlreichen Gegnern und Verächtern der Katholischen Kirche den Hirtenbrief des Kardinals Sterzinsky.

Erzbistum Berlin: Hirtenbrief zur österlichen Bußzeit 2010

 Posted by at 11:02
Feb 202010
 

20022010001.jpg Einen herrlichen zweistündigen Winterurlaub verbrachten wir heute auf einem der höchsten Berge unseres Bundeslandes, dem Kreuzberg. Schaut euch das herrliche Bild an! Der Schnee war rekordverdächtig schnell – die Bahn aber teilweise vereist, so dass ohne Spikes an den Füßen ein Bezwingen dieses Berges nur über Umwege möglich war.

Auf dem Rückweg kamen wir wieder durch die Großbeerenstraße. Gestern hatten wir dort über die in 4 Reihen parkenden Autos berichtet. Es stimmt: Die Autokonjunktur hat geboomt, der Fahrspaß kann sich in dieser Straße wie sonst auch austoben, die Fahrradstreifen werden mit Wonne zugeparkt. Die Abwrackprämie entfaltet jetzt ihre Wirkung: die Autos wirken mehrheitlich neu und gepflegt.

Spiegelbildlich verkehrt zum Blühen des Autoverkehrs verzeichnen wir das Sterben der kleinen Geschäfte, der kleinen Lokale und Theater in der Großbeerenstraße. Allein auf einer Strecke von 100 m sah ich 7 der verräterischen roten Schilder: „Zu vermieten“. Das in diesem Blog am 28.02.2009 angekündigte Sterben der kleinen Geschäfte und Bühnen hat sich in erschreckender Deutlichkeit bewahrheitet. Die Entmietungswelle der Gewerbeflächen hat voll eingesetzt. Viele Läden und Geschäfte, in denen wir in diesem Blog berichtet haben, gibt es nicht mehr. Einige sind weggezogen, die meisten haben wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten aufgegeben. Vom Staat durch gezielte Lobby-Politik angeregt, legen die Leute ihr Geld lieber in neuen Autos und in Benzin an statt in Theaterbesuchen, Einkäufen vor Ort und Neuanschaffungen von den hiesigen Künstlern.

20022010003.jpg

Gekommen ist: die 2. Reihe der parkenden Autos, mehrere mit dem Auto gut zu erreichende Discounter (Aldi, Lidl) in der weiteren Umgebung des Kreuzbergs.

Ersatzlos verschwunden aus unserem unmittelbaren Umfeld sind mittlerweile: 1 Teehandlung, 2 kleine Privattheater, 1 vegetarisches Restaurant, 1 Optiker, 1 kleiner Lebensmittelladen, 1 Reformhaus, 1 Eckrestaurant. Die Ladenimmobilien stehen jetzt leer.

20022010006.jpg

Was hier in Kreuzberg-West geschieht, ist bezeichnend: Die Erfahrung der Nähe droht verlorenzugehen.  Der öffentliche Raum wird stärker durch Autos und weniger durch kleine Betriebe bestimmt. Wenn nicht einmal die Grundschüler zu Fuß zur Schule gehen können, wird die Stadt noch stärker von der Begegnungsfläche der Menschen zur Fahrfläche der Autos.

Das eigentlich Städtische, also die hochverdichtete Nähe von Wohnen, Arbeiten, Gewerbe, Freizeit und Schule wird zersetzt, und zwar auch durch die falschen Anreize, die die Politik setzt – von der lobbygesteuerten autofreundlichen Konjunkturpolitik der vorigen Bundesregierung bis hinab zur klientelangepassten Schulpolitik der Bezirksregierung.

Dem müssen wir entgegenwirken!

 Posted by at 18:44
Feb 202010
 

„Das glaube ich Dir nicht, Cem!“ – so möchte ich meinem Mitschwaben und Facebook-Freund Cem zurufe, nachdem ich seinen Beitrag in der heutigen FAZ gelesen habe:

Gastbeitrag zur Hartz-IV-Debatte: Die gute Nachricht: Der Mensch ist besser – Inland – Politik – FAZ.NET

Wir wollen einen Staat, der seinen Bürgern die bestmöglichen Rahmenbedingungen bietet, damit jeder unabhängig von seiner Herkunft und der Größe des Geldbeutels seiner Eltern seine Möglichkeiten und Potentiale zum Wohle seiner selbst und der Gesellschaft voll entfalten kann. Genau das tut er aber gegenwärtig nicht. Die Bedingungen für Freiheit sind nicht gegeben. Wir leben vielmehr in einer hochgradig blockierten Gesellschaft.

Bereits hier melde ich Widerspruch an, Cem! Und zwar als Kreuzberger aus den Tiefen des Bezirks heraus, den Du wohlweislich nur zu Deinem Zweitwohnsitz erkoren hast. Ich bin im Gegenteil überzeugt: Die Bedingungen für Freiheit sind gegegeben. Es steht jedem Menschen frei, seine Potenziale in diesem Land zu entfalten. Der Staat tut genug. Er kann kaum mehr tun. Aber wir lesen weiter bei unserem Mitschwaben:

Der wichtigste Schlüssel, um diese Blockaden aufzubrechen, ist die Bildungspolitik. Bildung ist nicht nur ein Menschenrecht sondern laut OECD auch das beste Konjunkturprogramm für die Wirtschaft. Dafür muss Politik die richtigen Prioritäten für ein gerechteres und leistungsfähigeres Bildungssystem setzen: Mit höheren Investitionen ebenso wie mit einer Verbesserung von Qualität und Struktur. Gegenwärtig gehören wir im OECD-Vergleich zu den Schlusslichtern, was die Bildungschancen angeht: Diese werden von der sozialen Herkunft der Eltern diktiert, auch weil wir im dreigliedrigen Schulsystem bei den Zehnjährigen anfangen, auszusortieren. Auch deshalb wird jeder fünfte zum Risikoschüler und später viel zu oft zum Empfänger von Transferleistungen.

Erneut melde ich Widerspruch an! Es wird immer wieder mehr Geld, Strukturverbesserung, kleinere Klassen, frischere Lehrer, bessere Methoden usw. gefordert. Und genau das haben wir! Wir haben heute bessere Strukturen, kleinere Klassen, besser ausgebildete Lehrer als noch vor 20 Jahren. Und dennoch sinken vielfach die Lern-Ergebnisse. Wer ist schuld? Der Staat?

Meine Antwort lautet, und auch dies sage ich getränkt mit den jahrzehntelangen Erfahrungen aus einem Bezirk, den die FAZ-Leser und FAZ-Autoren wie Cem Özdemir sich allenfalls nur zu ihrem Zweitwohnsitz erkiesen:

Woran es fehlt, das sind die individuellen Anstrengungen. Es fehlt – mindestens bei uns in Kreuzberg – an Fleiß, es fehlt an Redlichkeit, es fehlt an Zuversicht, an Vertrauen in die eigenen Kräfte. Es werden dauernd Nebelkerzen über „gesellschaftliche Ursachen“ gezündet, es wird betrogen und getäuscht, es wird endlos gejammert und gefordert. Der Spendier- und Kümmereronkel, der Staat, soll Geld und nochmal Geld bereitstellen. Schluss damit. GET GOING! Lernt, seid fleißig, gebt euch Mühe. Zieht der Arbeit hinterher. Zieht nicht dahin, wo ihr möglichst ohne eigene Bemühung ein anstrengungsloses Leben führen könnt.

Die Gesellschaft blockiert sich selbst, indem sie ständig für alles die Schuld dem Staat oder unserer gesellschaftlichen Ordnung zuschreibt. Der Begriff der persönlichen Verantwortung ist fast völlig verlorengegangen. Man zockt gegen den Staat! Das gilt für die Steuerhinterzieher, die dem Staat jedes Jahr Milliarden stehlen, die verantwortungslosen Banker, die jahrelang nur in die eigene Tasche gewirtschaftet haben, ebenso wie für die riesige Mehrheit derjenigen Menschen, die sich aus irgendwelchen gruppenegoistischen Gründen dauerhaft zur „benachteiligten Minderheit“ erklären lassen und Anspruch auf dauerhafte besondere Förderung erheben.

Ich vertrete die Ansicht: Die staatliche Ordnung ist grundsätzlich in sehr guter Verfassung. Was nicht in Ordnung ist, das können wir nachbessern. Die Menschen haben es in der Hand, das beste aus ihrem Leben zu machen. Die Denke in den Köpfen ist verworren.

 Posted by at 12:47

Fahrspaß für Autofahrer statt Lebensqualität für alle!

 Nahe Räume  Kommentare deaktiviert für Fahrspaß für Autofahrer statt Lebensqualität für alle!
Feb 192010
 

19022010.jpg Na, habt ihr ihn erkannt? Den alten Mann von gestern, der für jeden von uns mit 20.000 Euro in der Kreide steht, den alle anpumpen wollen, und den jeder mit seiner Leierkastenmelodie nervt: „Gib, gib, gib mehr!“  Richtig, es ist der alte Spendier- und Kümmereronkel – Vater Staat! Etwa 60 Milliarden Staatsschulden hat das Bundesland Berlin zu unser aller Wohl angehäuft – weil die Kinder ja so unersättlich sind.

Heute kam schon wieder eine neue Forderung: 4 Milliarden Euro bis 2030 fordert der ADAC für neue Straßen, neue Tunnels unter der Berliner Innenstadt, neue Autobahnen, neue S-Bahn-Trassen – und, ach wie niedlich! – 25 Millionen Euro für 100 km neue Fahrradstraßen. Zitat aus der Berliner Zeitung:

 100 Kilometer Fahrradstraßen wären nötig, um Konflikte zwischen Rad- und Autofahrern zu verhindern – zum Ausgleich könnten auf parallelen Hauptstraßen die Fahrradspuren wieder verschwinden.

Aha! Das Auto holt sich seine Hauptstraßen zurück! Damit noch mehr Menschen, noch mehr Grundschüler aus Angst vor dem Autoverkehr das Fahrrad zuhause lassen und lieber ins Auto steigen.

Allen Prognosen, wonach der Autoverkehr in Berlin wie in den letzten Jahren schon weiter abnehmen dürfte, entgegnet der ADAC:

„Der Fahrspaß wird bleiben.“ 

Das bedeutet: Die Leute wollen weiter ihren Spaß haben, sie wollen weiter das Auto für ihre Freizeit nutzen. Sie wollen weiter ihre Kinder mit dem Auto zur Grundschule bringen. Jeden Morgen sehe ich das gleiche Bild: Vor allen Grundschulen meines direkten Wohnumfeldes bilden sich lange Schlangen mit wartenden, an- und abfahrenden Autos, mit parkenden Autos. Die Kinder huschen zwischen den Autos zur Grundschule. Ausgerechnet im armen Kreuzberg, wo es doch so viele Hartz-IV-Empfänger gibt?

Und wir haben keinen Platz in einer wohnortnahen, für uns bequem erreichbaren Grundschule bekommen, weil die Autobesitzer aus lauter Fahrspaß ihre Kinder lieber mit dem PKW in die Volkschule bringen! Da stimmt etwas nicht!

Unser Bild zeigt heute mal zur Abwechslung die in vier Reihen parkenden Autos vor der Charlotte-Salomon-Grundschule, aufgenommen heute. Das gleiche Bild zeigt sich vor allen anderen Grundschulen in Kreuzberg-West. Mit einem Fahrrad kommt man zum Glück noch leicht durch.

Durch das Autofahren geht die Erfahrung der Nähe verloren. Freundschaften können nicht so leicht entstehen, weil die Kinder so weit entfernt wohnen. Man kann nicht mehr auf den Straßen spielen. Schon die Grundschulwege werden sehr gefährlich – oder allzu weit.

Ich meine: Dieser Lebensstil mit dem vielen überflüssigen Autofahren ist teuer, er verringert Lebensqualität, vor allem für Kinder. Der Autoverkehr bindet Ressourcen, die anderswo dringendst benötigt werden! In der Bildung, in der Kranken- und Altenpflege, in der Freizeitgestaltung von Jugendlichen.

Es gibt kein Geld für Lesebücher in der Grundschule! Aber die Eltern verfahren jeden Monat Hunderte von Kilometern, um ihre Sprösslinge in der Grundschule abzusetzen. Da stimmt etwas nicht!

Der ADAC will Berlin untertunneln
ADAC-Chef Müller dagegen ist von einer weiteren Zunahme des Autoverkehrs überzeugt. „Der Fahrspaß wird bleiben.“

Mein Tag wurde komplettiert durch eine weitere Fahrrad-Diebstahls-Meldung aus meinem Wohnhaus:

19022010001.jpg

Da haben wir’s! Die Eltern fahren Auto, weil die Fahrräder so leicht gestohlen werden! Was bleibt ihnen anderes übrig?

 Posted by at 22:16

Der arme Mann von Berlin

 Armut  Kommentare deaktiviert für Der arme Mann von Berlin
Feb 182010
 

Selbstverständlich gibt es auch in Berlin Armut: Etwa 8000 Obdachlose leben auf unseren Straßen. Sie lehnen es ab, in den Fürsorge- und Sozialhilfesystemen gewissermaßen aufgesaugt zu werden. Ich habe mit einigen gesprochen. Irgendwann wollten sie aussteigen. Sie wollten nicht mehr, dass der Staat für sie sorgt. Ihnen gilt mein Mitleid.

Und es gibt noch einen armen Mann in Berlin. Er hat kein Geld mehr, allem Anschein zum Trotz. Für jeden von uns hat er dennoch etwa 20.000 Euro Schulden aufgenommen. Alle bedrängen ihn mit Ansprüchen, jeder will etwas – und mehr und mehr – von ihm haben. Widerwillig stecken ihm die Bürger etwas in die Hand, damit er es treuhänderisch für sie verwaltet. Aber in seiner unerschütterlichen Güte teilt er seinen Kindern Jahr für Jahr mehr aus, als diese ihm geben.

Keiner will ihn füttern,
Jeder pumpt ihn an.
Und in seiner Güte
Gibt er, was er kann.

Nun, ihr Kinder, saget an,
Fleißig nachgedacht!
Wer ist dieser arme Mann?
Ich wünsch euch eine gute Nacht!

 Posted by at 22:45