Arabische Vielfalt erkennen – arabische Freiheit wertschätzen!

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Nov. 272010
 

Immer wieder erkundige ich mich bei aus Libanon zugewanderten Berlinerinnen und Berlinern nach der neuesten Lage in Libanon. Gesamteindruck: Die etwa 10 wichtigen ethnischen und religiösen Gruppen leben recht und schlecht nebeneinander her, man geht sich weitgehend aus dem Weg, ebenso wie auch in Kreuzberg etwa.

Der autoritär-paternalistisch geführte Staat ist in der Hand der wenigen regierenden Dynastien, die Lage der Palästinenser und der Kurden bleibt zutiefst prekär und unwürdig, die Bedeutung der Christen nimmt ab, jedoch ist ihre soziale Stellung noch weitgehend gesichert, auch wenn viele Christen in europäische Länder oder in die USA auswandern – oder auswandern möchten.

Dass der Libanon jemals wieder wie bis in die 70er Jahre zur „Schweiz des Nahen Ostens“ werden möchte, ist ein frommer Wunsch, der wohl unerhört bleiben wird.

Mit besonderem Gewinn las ich kürzlich das Buch von Joumana Haddad: „Wie ich Scheherazade tötete. Bekenntnisse einer zornigen arabischen Frau.“ Ich empfehle dieses Buch allen, die sich für Libanon und Libanon-Flüchtlinge interessieren.

Vor allem wird man lernen, dass „die Araber“ in sich eine enorme ethnische, kulturelle und religiöse Vielfalt bieten. Es gibt auch christliche Araber. Aus einer katholischen Familie stammt etwa Joumana Haddad. Die reichhaltig bestückte Bibliothek ihres Vaters bot ihr von früher Kindheit an Gelegenheit, ihre Selbständigkeit als eigenwilliges Mädchen zu entfalten, ihr Recht auf selbstbestimmte Sexualität durchzusetzen.

Damit einhergehend, fordert sie die Freiheitsrechte, die sich selbst genommen hat, auch  für alle anderen arabischen Frauen ein. Zitat:

„Ja, ich bin ein Frau, bin es in aller Selbstverständlichkeit, mit Stolz, ohne Einschränkungen und in höchstem Maße. Aber in Gottes Namen, schafft mir endlich dieses Rosa samt allen zugehörigen Klischees aus den Augen! Ich weiß noch, wie ich einmal mit einem Onkel aneinandergeriet, der es gewagt hatte, mir zum Geburtstag eine Miniaturküche, komplett mit Waschmaschine und Bügeleisen zu schenken.“

Nun, betroffen schweige ich. — Ich habe leider keine Töchter.

Meinen Söhnen habe ich (wie ich gestehen muss) niemals eine Miniaturküche oder Puppen geschenkt. Sie haben stets nach Autos, LKWs und Zügen verlangt. Wir besitzen foglich eine satte Sammlung an Spielzeug-Autos, -LKWs und -Zügen.  Und zwar auf ausdrücklichen Wunsch der beteiligten Männer. Was ist ein typischer Mann?

Heute radelte ich zum Brandenburger Tor, um dem Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel meine Aufwartung zu entbieten. Ein so sympathischer junger Mann! Vorbildlich! Aber er spielt halt nur mit Autos! Ist er unfrei, weil er nicht mit Puppenküchen spielt? Nein! Ich sah das Sebastian-Vettel-Video auf der Großbild-Leinwand und muss sagen: Er kocht auch! In echt! Er kann auch Italienisch! Der perfekte Mann – kann autofahren, kann kochen – und kann sogar Fremdsprachen! Befreite Frauen, was wollt ihr mehr vom Manne?

Eifert ihm nach!

Quelle: Joumana Haddad: Wie ich Scheherazade tötete. Bekenntnisse einer zornigen arabischen Frau. Aus dem Englischen übersetzt von Michael Hörmann. Verlag Hans Schiler, Berlin 2010, hier: S. 84

Joumana Haddad Official Web Site

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Stellt die New Yorker Freiheitsstatue die Jungfrau Maria dar?

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Nov. 262010
 

„Die Auswanderungswilligen waren meist einfache, ungebildete Menschen, die sich sehr leicht täuschen ließen. Und die Agenten wussten genau, mit welchen Versprechen sie zu ködern waren. Den frommen polnischen Bauern etwa erzählten sie, dass die Statue, die sie in New York begrüßen würde, die Jungfrau Maria darstelle.“ Nach diesem Muster etwa verlief die Massenauswanderung aus dem alten Kronland Galizien, die Martin Pollack in seinem Buch „Kaiser von Amerika“ schildert. Harald Hartung berichtet darüber heute auf S. 34 der FAZ.

Ich glaube, man muss jeden Konflikt offen ansprechen, erst daraus kann sich irgendeine Weiterentwicklung ergeben.“ Diese zweifellos beherzigenswerte Aussage Martin Pollacks fiel mir soeben ein, als ich las, was kürzlich im Heimathafen Neukölln die beiden lustigen Streithanseln Henryk M. Broder und Hamed Abdel-Samad vom Stapel gelassen haben. Hier geht’s zum Erlebnisbericht vom Stapellauf:

Der Untergang der Zivilisation – Berliner Zeitung

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Nov. 252010
 

Die Sozialhilfeberechtigung  ist in Deutschland derzeit allein an den „gewöhnlichen Aufenthalt“ gekoppelt.  Wobei viele das mit dem „gewöhnlichen Aufenthalt“ recht großzügig sehen 🙂

Die Tatsache, dass jeder Ausländer, der drei Monate hier lebt, unmittelbar Anspruch auf die deutsche Sozialhilfe hat, ist sicher einer der Gründe, weshalb wir so eklatant hohe Sozialhilfequoten unter den Ausländern haben und sich diese Quoten auch weiterhin erhöhen. So leben nach amtlichen Angaben mehr als die Hälfte der Berliner Türken von Sozialleistungen, bei den Libanesen sind es über 80 Prozent – gestern geisterten 144% durch die Presse, das heißt, dass mehr in Berlin lebende Staatsbürger Libanons Sozialhilfe bezögen als hier gemeldet sind, was schwer zu glauben wäre.

Ein guter Vorschlag, den ich selber bisher nur zu denken wagte, kommt vom Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Prof. Thomas Straubhaar. Er schlägt Folgendes vor:  Kein Anspruch auf Sozialhilfe für Bürger anderer Staaten, aber erleichterte Einbürgerung, erleichterte Arbeitserlaubnisse! Das würde bedeuten, dass das entsendende Land weiterhin die Verantwortung für seine Staatsbürger behält.

Bedürftige Libanesen in Deutschland hätten dann sofort Anspruch auf die gesamte Fürsorge-Palette des Heimatstaates Libanon –  einschließlich aller Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, einschließlich aller Sozialversicherungsleistungen, die Libanon anbietet!

Dann müssten allerdings bedürftige Deutsche, die ohne Sprachkenntnisse als Arbeitslose in die Schweiz oder in die Türkei übersiedeln, ebenfalls Ansprüche auf die volle deutsche Sozialhilfe erhalten, statt der Schweizer oder der türkischen Armenfürsorge auf der Tasche zu liegen. Davon könnte man dann in Antalya den goldenen Sommertraum des Lebens in vollen Zügen genießen.

Wesentlich erschwerter Zugang ins Sozialsystem für Staatsbürger anderer Länder – erleichterter Zugang zur Arbeit und damit auch zur Staatsbürgerschaft!

Ich habe diesen Grundansatz immer gefordert.  Man müsste darüber offen diskutieren.

Zukunftsideen: Sozialhilfe für Ausländer aus Heimatland – B.Z. Berlin – Hartz IV, Deutschland, Ausländer, Integration, Regierung, Wirtschaft, Sozialhilfe
Wie das?

Wer als Schweizer, Türke oder Schwede neu nach Deutschland kommt und Staatsbürger seines Heimatlandes bleibt, soll den deutschen Staat als Sozialhilfeempfänger nichts angehen. Wer vier Jahre hier rechtmäßig lebt und arbeitet und gute deutsche Sprachkenntnisse erwirbt, müsste jedoch schneller als heute deutscher Staatsbürger werden können – mit allen Rechten und Pflichten und damit auch Ansprüchen an den deutschen Sozialstaat. Sonst bleibt er, falls er nicht selbst für sich sorgen kann, auf Unterstützung aus seiner Heimat angewiesen, was den Anreiz vergrößert, zurückzukehren.

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Sozialhilfekokon zerreißen! Macht sie zu „neuen Deutschen“!

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Nov. 242010
 

Recht lehrreicher Artikel über Mehr-Generationen-Sozialhilfe-Familien, den sogenannten „Sozialadel“ heute im Tagesspiegel auf S. 7.

Ehemalige Flüchtlinge: Auf Hartz IV abonniert – Berlin – Tagesspiegel

7114 libanesische Staatsbürger leben in Berlin, davon erhalten 10300 Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch – also etwa 144 Prozent. Das ist unlogisch. Die statistische Erfassung unserer migrantischen Mitbürger ist fast unmöglich, das werden alle Sozialämter bestätigen. Es gibt offenkundig enorm viel Betrug und Schwindelei.

Logischer sind die Zahlen bei den in Berlin lebenden türkischen Staatsbürgern. Von den 105 000 in Berlin lebenden türkischen Staatsbürgern beziehen 56 000 Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch. Somit beziehen also etwas mehr als die Hälfte der Berliner türkischen Staatsbürger ihren Lebensunterhalt aus der deutschen Sozialhilfe. Eine alarmierende Zahl.

Noch einmal sei es laut und deutlich verkündet: Jeder, der seinen Aufenthalt auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland hat, hat damit auch Anspruch auf Sozialleistungen – Ausländer allerdings erst nach Ablauf von drei Monaten (siehe SGB II, § 7). Deutsche Staatsbürger im Ausland haben hingegen grundsätzlich keinen Anspruch auf Sozialleistungen – weder auf die Deutschlands noch auf die des Gastlandes.

Wir sind als Land schon verdammt attraktiv!

Georg Classen vom Flüchtlingsrat wird wie folgt zitiert: „Schließlich sind sie ja auch alle traumatisiert durch den Krieg im Libanon„. I wo. Woher bezieht er diese Kunde? Die allermeisten „Libanesen“ sind doch mittlerweile unter 25 Jahre alt – wie sollten die durch ein Ereignis traumatisiert sein, das 30 Jahre zurückliegt?

Das ist doch die fromme Mär, die uns immer wieder aufgetischt wird, um das exorbitant hohe Gewaltniveau zu beschönigen. Ein grotesker Irrtum.

Die Berliner „Libanesen“ sind für mich ganz normale Menschen. Viele haben die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten, da sie ihre Pässe und Identitätsnachweise gezielt vernichtet haben. Die etwa 200.000 Libanonflüchtlinge, die um 1990 einwanderten, machen mittlerweile eine stark angewachsene Gemeinde in ganz Deutschland aus, wo jeder jeden kennt und auch bewacht. Statistisch sind sie überhaupt nicht mehr zu erfassen, aber in immer mehr West-Berliner Grundschulen bilden sie eine starke Minderheit, an einigen schon die absolute Mehrheit der Kinder.

Wenn diese Kinder nicht zu ganz normalen deutschen Staatsbürgern ohne Sonderbewusstsein erzogen werden, droht uns spätestens in 10-15 Jahren eine Zeitbombe an sozialen Problemen. Dann werden unsere Sozialetats noch einmal ansteigen und vielleicht 40 oder 50 Prozent der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung betragen.

Die „Libanesen“ sollten spätestens jetzt die Arbeitserlaubnis bekommen haben. Die meisten sind übrigens Kurden ursprünglich türkischer Herkunft, die meisten sprechen einen arabischen Dialekt als Muttersprache, waren im Libanon keine Staatsbürger mit vollen Rechten.

Ich habe viele Gespräche mit ihnen geführt, kenne ihre Lage persönlich.

Mein Eindruck: Sie haben es sich über die Jahrzehnte hin recht behaglich eingerichtet, lassen von ihren selbsternannten professionellen Vormündern immer wieder die Legende von den „schwer traumatisierten Bürgerkriegsflüchtlingen“ auftischen. Unsinn!  Sie haben sich in ein nahezu undurchdringliches Gespinst aus Sozialhilfeexistenz, Legendenbildung und Anspruchsmentalität eingebürgert, an dem die Journalisten fleißig mitweben. In und von diesem wattigen Gespinst leben mittlerweile auch viele Sozialarbeiter, Familienhelfer, Bewährungshelfer, Flüchtlingsinitiativen usw.

Dieser Kokon aus Märchen und Mythen sollte endlich zerrissen werden, indem man die „Libanesen“ zum Arbeiten anhält, sie zu normalen „neuen Deutschen“ erklärt, die üppigen Sozialleistungen streicht und ansonsten die Menschen etwas weniger verzärtelt und verwöhnt und sie weniger allein lässt.

Sonst fahren sie mit uns weiterhin nach Belieben Schlitten.

Hier noch zwei kleine Tipps zur Vertiefung:

Zum Thema der angeblichen „Traumatisierung“: K. Heisig, Das Ende der Geduld,  Freiburg 2010, S. 85

Zum Thema „Unmöglichkeit einer statistischen Erfassung“: T. Sarrazin (Achtung, verfemter Autor, nur heimlich lesen!), Deutschland schafft sich ab,  München 2010, 1. Auflage, S. 302

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Jeder in Deutschland Lebende hat Anspruch auf Sozialhilfe!

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Nov. 112010
 

Man muss Integration von der Familie her denken! Wie schafft man es, das bestmögliche Leben für seine Familie zu sichern? In welchem Land? Türkei oder Deutschland? Libanon oder Deutschland?

Ich studiere das SGB, das berühmt-berüchtigte Sozialgesetzbuch. Wer hat Anspruch auf Sozialhilfe der Bundesrepublik? Alle Deutschen? Nein! Deutsche, die im Ausland leben, haben keinen Anspruch auf Sozialhilfe, siehe SGB XII, § 24.

Umgekehrt gilt: Alle Ausländer, die sich „tatsächlich“ in Deutschland aufhalten, haben Anspruch auf Hilfe zum Lebensunterhalt, Hilfe bei Krankheit, Hilfe bei Schwangerschaft und Mutterschaft sowie Hilfe zur Pflege, siehe SGB XII, § 23.

Ausländer, die im Besitz einer Niederlassungserlaubnis oder eines befristeten Aufenthaltstitels sind und sich voraussichtlich dauerhaft im Bundesgebiet aufhalten, haben hingegen uneingeschränkt Anspruch auf alle Leistungen der Sozialhilfe.

Jeder verantwortungsbewusste arbeitslose Familienvater weiß, welche Wahl hier zu treffen ist!

Es ist gegenüber der Familie, gegenüber den eigenen Kindern kaum zu verantworten, wenn man sich als in Deutschland lebender Ausländer aus der deutschen Sozialhilfe zurück ins Herkunftsland auf den Weg macht!

Wieso sollte man die Existenzsicherung der Sozialhilfe riskieren? Denn was erwartet einen da in der Türkei oder in Libanon?

Auf diese Weise erklärt es sich, warum immer mehr Grundschulen Berlins eine De-facto-Mehrheit an Schülern aus Sozialhilfefamilien in sich scharen. Es ist eine große Verantwortung, diese Kinder aus der Aussicht aus Sozialhilfe herauszuführen. Allerdings halte ich es nach jetziger Rechtslage für fast unmöglich.

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Herzliche Einladung, von Prenzlauer Berg nach Kreuzberg umzuziehen, Frau Vancauwenberghe!

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Nov. 082010
 

Wirklich gut ist das Interview mit Nadja Vancauwenberghe auf S. 24-25 der heutigen taz! Allein schon der Ausdruck „schöne, gemütliche Blase“ gefällt mir! „Berlin ist ihre Heimat, sie lebt hier in einer schönen gemütlichen Blase.“ Zustimmung! In der Tat besteht Berlin weitgehend aus lauter solchen schönen gemütlichen Blasen, in denen es sich die Blasenbewohner behaglich eingerichtet haben.

Und dann wird gejammert und geklagt, dass es eine Lust ist.

Jeder lebt am Heizpilz seiner eigenen Gruppe, lebt unter seinesgleichen.

Gerade die Menschen in Prenzlauer Berg klagen oft, dass es alles „zu weiß“ sei. Ich sage seit jeher: Dann kommt halt zu uns, zu den schmuddeligen Migranten nach Kreuzberg, Wedding oder Neukölln!

„Ja, aber unsere Kinder …! Die Schule! Die vielen arabischtürkischkurdischlibanesischmuslimischrussischen Kinder ohne Deutschkenntnisse, die unsere Kinder dann … hauen!

Dennoch tolle Aussagen der Chefredakteurin der Exberliner! Immerhin: Sie hat 5 Jahre in Moskau gelebt, kann also Sein von Schein unterscheiden.

Sie weiß, dass es uns allen im Vergleich zu Moskau gold geht. Solche mutigen, klugen Frauen mit ihren Familien brauchen wir in Kreuzberg SO 36, in Neukölln, in Wedding, da wo es so schön bunt ist. Kommen Sie zu uns! Ziehen Sie zu uns!

Montagsinterview mit Chefredakteurin der „Exberliner“: „Ich bin eine schlecht integrierte Ausländerin“ – taz.de

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Sind wir also fast alle Ausländerfeinde und Rechtsextremisten?

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Okt. 162010
 

Mit großem Kopfschütteln las ich heute die Studie „im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung“ über das vermeintliche Vordringen rechtsextremer Einstellungen in Deutschland. Im ersten Teil des Buches fiel mir die überbordende Theorielastigkeit auf. Ich fühlte mich an die Soziologie-Seminare erinnert, die ich geduldig während meines Studiums besuchte. Die Autoren beweisen, dass sie viele Seminare und Oberseminare samt zugehöriger Literatur besucht, geleitet und verdaut haben.

Im empirischen Teil fiel mir auf, dass viele Aussagen als manifest rechtsextrem oder manifest ausländerfeindlich gewertet werden, die eher ein Gefühl der Unsicherheit widerspiegeln. „Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet.“ Schlimm, so etwas zu fühlen?

Nun, das Wort „überfremdet“ gilt seit Jahrzehnten als Alarmklingel für das Schreckgespenst des Rechtsradikalismus. Und sicherlich werden viele zehntausende Familien, die – im Gegensatz zu diesem Blogger – aus Kreuzberg oder Neukölln wegziehen, genau wegen dieses Gefühls der Überfremdung weggezogen sein. Sind das alles Rechtsextremisten, weil sie das Gefühl der gefährlichen Überfremdung verspüren?

Vergessen wird in der Studie, dass auch alle linken Diktaturen eine üble Hetze gegen Volksfeinde und zersetzende Elemente geführt haben. Die linken Diktaturen, welche die KPdSU installierte, waren nicht minder nationalistisch oder ausländerfeindlich als die von den Autoren mit Wonne zitierten rechten Diktaturen! Lenin und Stalin selbst bauten eindeutig auf das Konzept Nationalismus, sprachen zeitweilig sogar von einem „Nationalkommunismus“, um die ideologische  Nähe des realen Sozialismus zum Nationalsozialismus hervorzuheben, die sich ja auch in der innigen Waffenbrüderschaft mit Deutschland bis 1941 niederschlug.  Waren also Lenin, Stalin, die Tscheka usw. alles in der Wolle gewaschene Rechtsextremisten?

Gerade die Sätze, die in der Studie als Beleg für Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus gewertet werden, geben diese Deutung nicht her.  So wird etwa die Aussage „Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen“ bereits als Beweis der Ausländerfeindlichkeit bewertet (S. 78). Das kann man so mitnichten schlussfolgern! Ein Fehlschluss! Man frage einmal in Kreuzberg oder Neukölln herum – an den Schulen mit den üblichen 90-95% Hartz-IV-Empfängern. Man wird letztlich erkennen müssen, dass der inkriminierte Satz einen Teil der Realität zutreffend widerspiegelt. Fast niemand kommt hierher, um Goethe im Original zu lesen oder um demokratische Partizipation am Gemeinwesen einzuüben.

Davor sollte man die Augen nicht verschließen. Deswegen ist man aber noch lange kein Ausländerfeind. Man hält die Augen offen – und man analysiert die Lage.  Selbstverständlich liegt auch zu diesem Satz die Zustimmung im Osten höher als im Westen.

„Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert.“ Diese Aussage wird von den Autoren als Beleg des Wunsches nach einer rechtsautoritären Diktatur gedeutet (S. 76). Die Zustimmung liegt im Osten höher als im Westen. Warum wohl? Nun, in der DDR gab es genau diese autoritäre, einzige starke Partei – verkörpert durch die SED. Der Satz, der als Beleg für Rechtsextremismus gedeutet wird, ist eine Selbstbeschreibung der linken, der nationalkommunistischen Parteien wie etwa der SED!

Der Extremismus der Rechten ist über weite Strecken nichts anderes als die Fortsetzung der autoritären Regime, welche bis 1989 einen großen Teil Europas beherrschten. Aber davon wollen die Autoren nichts wissen.

Die DDR erkennen die Autoren der Studie nicht. Dabei war die DDR ein Nährboden für links- und rechtsextreme Einstellungen gleichermaßen.

Ich rate zu einem genauen Studium, jedoch zu einem äußerst kritischen Umgang mit dieser Studie. Ich persönlich halte sie für empirisch unsauber und theoretisch recht stark veraltet, überdies einem schicksalhaften Verblendungszusammenhang (Ha! ein schönes Horkheimer-Adorno-Habermas-Wort!) in der Leugnung und Abschattung der Linksdiktaturen verhaftet.

Die Schlussfolgerungen und das aus der Studie entstehende Gesamtbild halte ich für falsch, für eindeutig fehlfarbengezeichnet.

Studie zu rechtsextremen Einstellungen application/pdf-Objekt

 Posted by at 22:47
Okt. 042010
 

Mit einer gewissen Genugtuung erlebe ich, dass man mittlerweile immerhin offen über die Übergriffe gegen nichtmuslimische Minderheiten in deutschen Klassenzimmern reden darf. Denn unser Sohn hatte derartiges – Bespucken, Peniskontrollen, Schläge, Prügeleien, glatte Missachtung – ebenfalls berichtet. Ich war selbst der Meinung, dass er ja ebenfalls kein Heiliger sei, sondern kräftig mitmische.

Wir waren gewarnt worden, unseren Sohn in eine nahezu ausschließlich von Muslimen besuchte Schule zu stecken. Ich selbst bin und bleibe jedoch ein großer Muslimenfreund, schreibe manches an den Warnungen dem verbreiteten antimuslimischen Ressentiment bei den linksgrünen Ideologen zu, das sich leider als Multikulturalismus tarnt, nach dem Motto: „Links reden, antimuslimisch handeln.“

Ich  war dann doch entsetzt, als mein Sohn mir berichtete, was ihm widerfahren war, und zwar über längere Zeiträume hinweg.

Die Schule war zum Teil der Meinung, er sei selber an den Anfeindungen durch die Schülermehrheit schuld, oder wir seien schuld, da wir ihn falsch anzögen und überhaupt falsch erzögen. Na, immerhin hatten wir aufgehört, ihm Wurstbrote mitzugeben – wenn wir natürlich auch darauf verzichteten, ihn umzufärben oder gar der Beschneidung zu unterwerfen, wie wir das von gemischten muslimisch-nichtmuslimischen Ehen her kennen. Die Jungs aus diesen Ehen wünschen sich gern zu Weihnachten die 200.- Euro, welche die Operation der Beschneidung kostet, durch die man endlich voll dazugehört und zum Mann wird.

In jedem Fall werte ich in der Rückschau die 18 Monate  an der fast ausschließlich von Muslimen und Hartz-IV-Empfängern besuchten Schule als eine der lehrreichsten, eine der bittersten Niederlagen meines Lebens.

Vor allem habe ich mich natürlich mit den Interessen der HartzIV-Empfänger identifiziert und mich selbst geradezu zum Unterschichtler erklärt.

Ich kenne viele migrantische Familien aus den Ländern Libanon, Türkei, Syrien, Russland, Polen, habe ihren Weg über die Monate verfolgt.  Wunderbare Menschen, verletzlich und verletzt, oft abgeschlossen bis zur Feindseligkeit gegenüber der deutschen Gesellschaft, meist völlig desinteressiert an allem, was außerhalb der eigenen Sippe vorgeht, aber teils auch aufgeschlossen, lernbegierig, neugierig. Ich kenne ihre Kinder, ich kenne einige Intensivtäterfamilien, habe sie eingeladen, ich stehe zu ihnen.

Ich weiß heute, dass nahezu alles, was etwa die Partei Die Linke, die linke SPD, die Gewerkschaften, die Mainstream-Presse von taz bis Tagesspiegel, die GEW, Teile der Partei die Grünen zum Thema Integration, Migration und Hartz IV vom Stapel lassen, ausschließlich der Verteilungspolitik im Interesse der eigenen Wähler- und Leserklientel dient und von wenig Realitätskenntnis getrübt ist. Man versucht sich die fremden Menschen vom Leibe zu halten, indem man sie in Begriffs-Särge einzwängt.

Anders sieht es schon bei den muslimischen Migrantenverbänden aus. Hier konstatiere ich eine fast schon manische, wenn auch durch Eigeninteressen erklärbare Neigung, sich und die eigenen Schäfchen unentwegt zum Opfer der herzlosen deutschen „Mehrheits-„Gesellschaft zu erklären, der es aber huldvoll eingeräumt wird, ihre Schuld an den armen, unschuldigen Migranten wenigstens teilweise durch großzügige Fördertöpfe, Bewährungshelfer, Sozialhelfer und reichlich Sozialhilfe zu sühnen.

Die Mainstream-Medien und -Politiker haben – ihren Äußerungen nach zu urteilen – einfach wenig Ahnung davon, wie die Menschen ticken, wie sie leben, was sie essen, wie es ihren Kindern geht.

Das meiste, was über Kinderarmut, Massenelend, Migrantenelend in den genannten Organen und von den genannten Kräften – etwa auch in unserer Bezirks-BVV – verbraten wird, ist manifester Schwachsinn: Spaltungsirresein, das nur dadurch zu heilen wäre, dass man sich einmal wirklich auf die einzelnen Menschen einließe und mit den Menschen lebte, wie wir das in Kreuzberg mit unseren sehr schwachen Kräften versucht haben.

Aber an den Menschen sind sie nicht interessiert. Sie sind interessiert an „Angeboten“, an „Fördergeldern“, die sie als allergnädigste Herren vom Sozialstaat selbstverständlich ausreichen – im Tausch gegen Wählerstimmen.

Um die Menschen machen sie lieber einen Bogen herum. Lest, so ihr wollt, was Regina Mönch heute in der FAZ auf S. 29 schreibt.

Oh ihr Staatsgläubigen, merkt ihr nicht, was mit euch da gespielt wird?

Es bleibt in mir das Gefühl, dass wir aus dem eigenen Viertel verdrängt werden mit sanftem Druck.

Und ich konstatiere in dieser Frage ein langes Versagen der deutschen Politiker, quer durch alle Parteien, von Ausnahmen abgesehen.

Schule und Integration: Das Gift der muslimischen Intoleranz – Integration – Feuilleton – FAZ.NET

Die Autoren Andrea Posor und Christian Meyer gehören zum „Ausschuss für multikulturelle Angelegenheiten“, was erklärt, warum sie bei der Beschreibung der Ausgrenzung der deutschen Minderheit durch die Mehrheit muslimischer Mitschüler nur vermuten wollen, dass das „verbindende Element“ dieser Gruppe „am ehesten der gemeinsame Islam zu sein scheint“. Christen, so die Autoren, würden „fälschlich als Ungläubige“ gemieden, was eine gewisse Unkenntnis fundamentalistischer Islamideologie verrät.

 Posted by at 20:31
Sep. 232010
 

Vor zwei Tagen blieb ich spätabends im Hotelzimmer bei Markus Lanz im ZDF hängen. Und siehe da – es war eine Sendung, die erstaunlich wenig auf Effekt und Polemik setzte. Zwischentöne herrschten vor. Diese Gesprächsrunde hat mir sehr gut gefallen!

Mit Rita Schlegel, der Schulleiterin aus Neukölln, kam eine Frau zu Wort, die vieles aussprach, was meine oder unsere eigenen Kreuzberger Grundschulerfahrungen widergab.

Wie funktioniert Integration? Hier empfehle ich, besonders auf die Erzählungen von Melda Akbas, Özlem Nas und Cem Özdemir zu lauschen. Wie haben sie es geschafft, sich in diesem ihrem Heimatland Deutschland umfassend zu „beheimaten“? Ihre Antworten kommen in einem überein: es waren die helfenden Hände der anderen, der Nachbarn, der Eltern, es war die Sorge anderer Menschen – und es war die eigene Anstrengung: die eigene Freude am Lernen, am Lesen und Entdecken. Es war in keinem Fall irgendeine professionelle Integrationshilfe oder eine staatliche geförderte Integrationsmaßnahme.

Diese drei fabelhaften Integrationsgeschichten von Özlem Nas, Melda Akbas und Cem Özdemir bestätigen mich in meinem Skeptizismus gegenüber staatlich finanzierten Integrationsprogrammen und professionellen Helfersystemen.  Diese drei Geschichten spiegeln letztlich das sanfte Gesetz Adalbert Stifters wider, aus dem ich vor wenigen Tagen zitierte: die Fürsorge der Menschen füreinander, die kleinen und großen helfenden Gesten sind es, das Vertrauen der Menschen zueinander, das wechselseitige Sich-Öffnen – dies sind die Kräfte, die Integration ermöglichen.

Integration ist ähnlich wie die Betreuung und Erziehung des Kleinkindes eine Leistung der einzelnen Menschen  – nicht eine Leistung des Staates. Integration steht und fällt ebenso wie die Erziehung des Kleinkindes mit einer bestimmten Qualität der Beziehung zwischen den Menschen.

Selbst die Rede von der „Integration als gesamtgesellschaftlicher Aufgabe“ ist mir zu vage, zu unvollständig. Nicht „die Gesellschaft“ ist es, sondern es sind „die Menschen“ im Für- und im Miteinander, im oftmals harten Ringen um Kenntnisse, um Fähigkeiten, ja auch um den Broterwerb, die einen Weg in eine neue Gesellschaft ebnen.

Das größte Hindernis für Integration der Ausländer ist das Sich-Abschließen der Neusiedler und der Altsiedler, die Hartherzigkeit der Eingesessenen, die Gleichgültigkeit und Verstocktheit beider Gruppen gegenüber dem Nächsten, das stoische Nebeneinanderherleben. Es ist nicht das, was man fälschlich „strukturelle Diskriminierung“ oder „Alltagsrassismus“ nennt.

Eins der größten Hindernisse der Integration ist auch das Vertrauen in die Allheilkräfte des Staates, das blinde Vertrauen in die Sozialhilfe und das Sozialsystem, in Systeme überhaupt. In Wien wird jetzt wieder einmal das „Umkrempeln des Bildungssystems“ als Remedur gefordert. Siehe das Plakat mit der Kandidatin Maria Vassilakou. Maria, hilf durch Systemwandel!

Das heutige Sozialsystem der Bundesrepublik Deutschland ist – ebenso übrigens wie eine besonders strenge Form des Islam – eher geeignet, echte Integration zu verhindern. Es verwöhnt, passiviert und lähmt die Eigenverantwortung. Es fordert zum Missbrauch auf.

Die große Kraft der Herkunftsreligionen Judentum, Christentum und Islam mag diese freudigen Geschichten, wie sie Melda Akbas, Özlem Nas und Cem Özdemir erzählten, im Einzelfall zusätzlich stützen und fördern.

Diese drei Religionen predigen die tätige Zuwendung zum Nächsten, sie fordern stets erneut, das enge Herkunftsdenken aufzugeben und sein Vertrauen in den anderen zu setzen.

Sie fordern das weiche Herz, das hörende Herz.

Markus Lanz vom 21. September 2010 – Markus Lanz – ZDFmediathek – ZDF Mediathek

 Posted by at 22:59
Sep. 092010
 

Hier noch zwei teuflisch böse kleine Zitate für alle antirassistischen KämpferInnen aus taz und Tagesspiegel:

„Die besten Lehrkräfte, Institutionen und Strukturen werden aber daran scheitern, auch für Kinder aus weniger begünstigten Elternhäusern individuelle Aufstiegsperspektiven zu schaffen und zu verbessern, wenn es dem Einzelnen an Leistungswillen und der Bereitschaft zur Anstrengung mangelt.“

Schiller hätte gesagt:

Auf der Tugend arbeitvoller Bahn
werdet ihr den Preis erringen

Tja, ich muss es so sagen, die ganze an den Schuhsohlen abgelaufene, die ach so ermüdende deutsche Integrationsdebatte kreiselt meinem Empfinden nach im luftleeren Raum, weil sie ständig die Schuld den Strukturen und Institutionen gibt, dann auch wieder dem deutschen Alltagsrassismus, dann dem gegliederten Schulwesen, dann dem ungegliederten jahrgangsübergreifenden Lernen, dann den Lehrern, dann der Politik, dann den Parteien, dann der Regierung, dann der Opposition. Alle sind schuld – alle anderen sind schuld! Immer sind die anderen schuld!

Niemand fragt die Frage, die Necla Kelek kürzlich bei Anne Will stellte: „Was können die Migranten selber beitragen?“ DAS ist fürwahr die entscheidende Frage!

Ich frage: „Du willst den Erfolg? Wie hinderst du dich daran?“

Das Haupthindernis der Integration ist meines Erachtens und nach meinen jahrzehntelangen eigenen leidvollen Erfahrungen in Kreuzberg und anderswo – neben erstickend hohen staatlichen Zahlungen an Hinz und Kunz, an Mehmet und Ali  – eine unfassbare geistige Trägheit, ein Mangel an Fleiß, eine zähe Bequemlichkeit, eine Selbstabschottung, eine alle Grenzen sprengende Unlust, sich anzustrengen und sich zu konzentrieren.

Es fehlt bei uns im Lande ganz allgemein an Einsicht in die wichtigen, unverzichtbaren Tugenden, wie sie noch jede Volksschule noch im hintersten Dorf der Türkei vom ersten Schultag an vermittelt.

„Ich brauchte erst einmal sechs Monate, um die Schüler so weit zu haben, dass wir richtig zu arbeiten anfangen konnten“, solche Sätze wird man immer wieder von Berliner Lehrern hören können.

Es fehlt unseren Dauerbenachteiligten in der Regel an Arbeitswillen, an Fleiß und an Mut, an Selbstbeherrschung und Höflichkeit. Das sind alles uralte individuelle Haltungen, die dringend dem Einzelnen abverlangt werden müssen. Vulgärsprachlich früher Tugenden genannt. Uralte Hüte, die dringend der Entstaubung bedürfen.

Ha! Tugend! Potz! Ein leeres Wort! Wahrhaftig – ein leeres Wort?

Hören wir abschließend noch einmal einen der vielen vergessenen großen Dichter der Deutschen, nämlich Friedrich Schiller:

Und die Tugend, sie ist kein leerer Schall,
Der Mensch kann sie üben im Leben,
Und sollt er auch straucheln überall,
Er kann nach der göttlichen streben.

Ich sage:

Oh ihr grantigen Dauerbenachteiligten!
Rafft euch auf! Lernt und arbeitet!
Kämpft und lernt auf der Tugend arbeitvoller Bahn!
Dann werdet ihr den höhren Preis erringen.

Zitatnachweise:

Armin Laschet: Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009, hier S. 234

Friedrich Schiller: Sämtliche Werke. Erster Band. Gedichte. Dramen I [=Lizenzausgabe des Hanser Verlags], Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1987, hier S. 171 („Die Götter Griechenlands“) sowie S. 215 („Die Worte des Glaubens“)

 Posted by at 13:52

„Ihr versaut unsere Kinder mit Hartz IV“

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Sep. 082010
 

Einen verheerenden Einfluss hat sicherlich die sozialstaatliche Rundumversorgung auf unsere Kreuzberger Kinder. Wenn Kinder aus Hartz-IV-Familien bereits stolz ihr Nokia N97 vorweisen und mit dem Großraum-Van zur Grundschule im sozialen Brennpunkt gefahren werden, wird jeder individuelle Wille zur Leistung, zur Anstrengung im Keim erstickt. Man braucht kein richtiges Deutsch zu können, um als Kind ein Nokia N97 zu besitzen oder als Erwachsener einen Großraum-Van mit einem erkauften Führerschein zu steuern. Das ist die klare Botschaft.

Erneut hervorzuheben: Stets sind in der Sichtweise der „neuen Deutschen“ andere am Schlamassel schuld. Der Staat ist schuld, die anderen sind schuld, der Staat gibt zu viel Geld, der Staat gibt zu wenig Geld.  Die andern, die Deutschen, der Staat macht alles falsch.

Ich höre fast nie Sätze wie: „Das habe ich falsch gemacht“.

In diesem Sinne sei aus dem heutigen Tagesspiegel zitiert:

Berliner Senat: Integration: Viel geschafft – mehr zu tun – Landespolitik – Berlin – Tagesspiegel
Raed Saleh lobt die Tatsache, dass es überhaupt einen öffentlichen Beschäftigungssektor gibt. CDU-Mann Wansner vermisst beim Senat das Bemühen, die Wirtschaft in die Integrationspolitik einzubeziehen. Die Berufsverbände sagten: Kein Deutsch – keine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Da müsse die Politik eine „konzertierte Aktion“ mit der Wirtschaft organisieren, um Schulabgängern von heute Chancen zu verschaffen. Bei einem Treffen mit türkischen Berlinern hätten diese ihm jüngst gesagt: „Ihr versaut unsere Kinder mit Hartz IV“. Anderswo, in Frankfurt am Main oder in Stuttgart, gebe es auch viele Migranten. Die hätten aber nicht so große Probleme auf dem Arbeitsmarkt.

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Sep. 082010
 

Sarrazin razzista. Europa schüttelt den Kopf über Deutschland. Mittlerweile ist es den Verächtern Sarrazins gelungen, ihn durch böswillige Verleumdung im Ausland als „Rassisten“ hinzustellen. Der Schaden dieser Verleumdung ist für uns alle enorm. Denn was muss das für ein Land sein, in dem 70 bis 90 Prozent einem „Rassisten“ zustimmen? Wenn ein „Rassist“ Finanzsenator und Bundesbankmitglied werden konnte?

Das europäische Ausland sieht sich in dem früher lange gehegten Bild der Deutschen als einer Horde von Rassisten und Nazis  bestätigt. Natürlich wird kein Korrespondent einer europäischen Zeitung bisher die Zeit gehabt haben, Sarrazins sperriges Buch zu lesen. Er berichtet nur über das, was er in den deutschen elektronischen Medien hört oder in den Tageszeitungen liest, und wie auf den diversen Empfängen für Journalisten über den „Rassisten“ abgelästert wird.

Sarrazin razzista? Sarrazin ist in Wahrheit das Gegenteil eines Rassisten. Sich selbst bezeichnet er gerne als „genetische Promenadenmischung“. Sarrazin legt immer wieder den Akzent seiner Überlegungen auf den individuellen Leistungswillen, der dem Einzelnen den Aufstieg auch unter schwierigsten sozialen Bedingungen ermöglicht. So berichtet er gerne von dem schwarzen Bildungsökonomen Roland Fryer, der in bedrückenden, durch Kriminalität und Drogensucht geprägten Verhältnissen aufwuchs. „Er schaffte es mit einem Sportstipendium an die Universität, studierte in Rekordzeit, promovierte mit 25 Jahren und war mit 30 Jahren Harvard-Professor“ (Deutschland schafft sich ab, S. 233).

„Die wirklich Tüchtigen lassen sich offenbar auch durch ungünstige Umstände nicht abschrecken – und das ist eine durchaus trostreiche Erkenntnis. Man muss letztlich also stets beim Willen und beim Ehrgeiz des Individuums ansetzen. Niemals darf man es dem Einzelnen durchgehen lassen, sich auf Gruppennachteile herauszureden“ (S. 234).

Soziale Milieus, die gegen Leistungswillen, gegen „Strebertum“ und gegen Fleiß, aber für tiefergelegte schwarze BMWs, teure Handys, teure Markenklamotten eingestellt sind, werden einen solchen Aufstieg schwer machen. Genau das ist aber die Grundhaltung eines wesentlichen Teils unserer jungen männlichen Kreuzberger und Neuköllner Deutschen.

Ich staune immer wieder erstaunt über die elektronische Ausstattung unserer typischen Kreuzberger Jungs, unserer typischen Kreuzberger Familien, mit denen ich als typischer Kreuzberger einfacher Bürger Kontakt halte und pflege. Ganz oben scheint bei den 8-12-Jährigen derzeit das Nokia N97 zu liegen. Es ist unfassbar! Viele Kids, die unsere Kreuzberger staatlichen Grundschulen prägen, haben Smartphones, die neu mehrere Hundert Euro kosten, während wir in meiner Kindheit stolz waren, wenn wir mal einen echten Lederball zum Kicken hatten.

Wird das europäische Ausland derartige Feinheiten über einen Rassisten, der sich selbst als genetische Promenadenmischung bezeichnet und bereits im Namen einen sarazenisch-muslimischen Ursprung zeigt, noch wahrnehmen? Nein. Das Leseverständnis und die Lesefähigkeit unserer Leistungsträger in Politik und Medien reicht schlechterdings nicht aus, ein 461-Seiten-Buch in allen wesentlichen Inhalten innerhalb von 2-3 Tagen aufzunehmen und dann zutreffend wiederzugeben. Genau das wäre aber erforderlich gewesen. Denn in 2-3 Tagen bilden sich die Grundhypothesen der aktuellen Berichterstattung heraus. In 2-3 Tagen muss man die Vorherrschaft über ein Thema errungen haben, sonst ist es zu spät, um allfällige Verzerrungen und Verleumdungen noch klarzustellen.

Gar nicht hoch genug anzurechnen ist deshalb einem deutschen Bundestagsabgeordneten das Bekenntnis: „Ich bin erst in Kapitel 3.“ Gesagt von Wolfgang Bosbach bei Anne Will, am vergangenen Sonntag. Da war das Buch schon eine Woche auf dem Markt. Thema der Sendung: Thilo Sarrazin ist weg. Im Raum schwebte die Frage: Ist Sarrazin ein Rassist? Der arme Bundestagsabgeordnete musste also zu einer Frage Stellung nehmen, die er zugegebenermaßen nicht beantworten konnte, denn er hätte unbedingt das Kapitel 6 „Bildung und Gerechtigkeit“ gelesen haben müssen, um eine Antwort finden zu können. So läuft der Hase aber.

Einen beliebigen Beleg für die hochwirksame Hetzkampagne eines Großteils der deutschen Medien und der deutschen Politik gegen Sarrazin liefert beispielsweise der folgende Artikel aus der führenden italienischen Tageszeitung La Repubblica – und wer des Italienischen mächtig ist, dem sei der Artikel wärmstens empfohlen:

La Bundesbank rompe gli indugi il razzista Sarrazin espulso dal board – Repubblica.it » Ricerca

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Sep. 052010
 

Mariam Lau schreibt: „In einigen Staaten ist es leicht, in die Sozialsysteme einzuwandern, und schwer, in den Arbeitsmarkt zu kommen, in anderen ist es umgekehrt. Es ist nicht schwer zu erraten, wo die Integration besser funktioniert. Studien zeigen: Je weniger Sozialhilfe, desto besser sind Zuwanderer integriert. Solange der deutsche Sozialstaat in dieser Hinsicht nicht grundlegend umgebaut wird, wird es keine Integration von Zuwanderern in Deutschland geben. Aber weder die CDU noch sonst irgendeine Partei in Deutschland traut sich derzeit an diesen Umbau. Die meisten wollen ihn ja auch gar nicht.“Mariam Lau: Die letzte Volkspartei. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2009, S. 149

Auffallend, dass Thilo Sarrazin etwas Ähnliches vertritt! Auf S. 296 seines umstrittenen neuen Buches behauptet er: „Ohne Änderung der sozialstaatlichen Rahmenbedingungen sind die Aussichten gering, dass sich die Parallelgesellschaften der muslimischen Migranten in Deutschland und Westeuropa mit der Zeit quasi automatisch auflösen.“

Sinn scheint zu sein: Die Migranten sind zu stark durch geschenktes Geld und soziale Sicherheit gefördert. Wir fördern viel zu viel. Eigenverantwortung und Initiative verkümmern.

Spannend. Darüber sollte man diskutieren! Die Kreuzberger Ärztin Neriman Fahrali äußert ähnliche Auffassungen. Bin gespannt auf die Diskussion am Samstag.

 Posted by at 23:16