Markenkennzeichnungskraftverwässerungsgefahr nebst Rufausbeutungsanfangsverdacht!

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Jan. 222010
 

Mein kluger Sohn, ein studierender Jurist, stößt mich mit der Nase in Facebook auf das in der Tat gravierende Problem der Markenkennzeichnungskraftverwässerungsgefahr. Aber lest selbst selbst:

Markenrecht: Die lustigste Abmahnung des Jahres – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Netzwelt
Vorwurf: „Es besteht neben der Gefahr der Verwässerung der Markenkennzeichnungskraft ein Verdacht auf Rufausbeutung.“

Auf diese Gefahr sollte man mal unsere 5 großen Volksparteien hinweisen! Aber nervt uns bitte nicht mit Abmahnungen, wenn ihr einen radelnden CDU-Mann oder einen Saab-9000i-fahrenden Grünen seht.

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„Null Toleranz“ oder „sich auswachsen lassen“?

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Nov. 032009
 

Gestern kamen wir zu dem Schluss, es komme in gesunden Beziehungen auf das rechte Maß zwischen Toleranz und Konfrontation an. Ein gewisses Maß an Dickfelligkeit, an stoischem Aussitzenkönnen, also an Toleranz ist sicherlich ein notwendiges Rüstzeug für erfolgreiche Außenpolitik.

Wie ist aber die Forderung „Null Toleranz“ zu verstehen? Null Toleranz bedeutet, dass jeder, auch der kleinste Regelverstoß sofort mit einer Sanktion belegt wird: vom Tadel über die Geldbuße bis hin zum Gefängnis. So brachte ich einmal meinen Sohn verspätet zur Schule. Sofort bekam ich einen Tadel. Das Zuspätkommen wird nicht toleriert. „Sie müssen früher aufbrechen!“, hörte ich. Basta. Dies hat mir geholfen. Ich weiß jetzt, wie wichtig die Schule das rechtzeitige Erscheinen nimmt. Folgerichtig findet sich – gemäß dieser Null-Toleranz-Politik der Schule – kein Papierchen auf dem Boden, keine Schmierereien an den Wänden, man hört kein wüstes Geschrei auf den Gängen.

Die Null-Toleranz-Politik funktioniert im Kleinen wie im Großen. New York wurde dank der Null-Toleranz-Politik des Bürgermeisters Bloomberg zu einer der sichersten Großstädte.

Die britische Regierung verficht eine solche Politik gegenüber den illegalen Drogen mit aller Konsequenz. Der wichtigste Drogenberater der Regierung, David Nutt, wurde vor wenigen Tagen gefeuert, weil er am Dogma der Null-Toleranz rüttelte. Er fand nämlich heraus, dass die legalen Drogen Alkohol und Nikotin weit gefährlicher sind, weit mehr Schaden anrichten als einige illegale Drogen wie etwa Cannabis. Man stirbt eben sehr wohl an einer Überdosis Alkohol, aber nicht an einer Überdosis Cannabis.

Im selben Atemzug könnte man mit derselben Kühnheit auch sagen: Das Autofahren ist in Europa weit gefährlicher als der Terrorismus. Denn dem Autofahren fallen in Europa viele tausend Mal mehr Menschen zum Opfer (Todesopfer, Verletzungen) als dem Terrorismus. Sollte man also das Autofahren im öffentlichen Raum präventiv verbieten, so wie man das Rauchen in öffentlichen Gebäuden verboten hat?

David Nutt: my views on drugs classification | UK news | The Guardian
MP „You can’t compare harms from a legal activity with an illegal one.“

Professor Nutt „Why not?“

MP „Because one’s illegal.“

Professor Nutt „Why is it illegal?“

MP „Because it’s harmful.“

Professor Nutt „Don’t we need to compare harms to determine if it should be illegal?“

MP „You can’t compare harms from a legal activity with an illegal one.“

Ich halte es für richtig, echte Regelverletzungen sofort zu ahnden – auf angemessene Weise. Drogenhandel, Rotlichtverstöße, Müllabladen im Hausflur, Graffiti  – solche Erscheinungen sind erste Anzeichen einer Regelaufweichung, sie können den Einstieg in gröbere Verstöße bis hin zum echten Verbrechen bedeuten. Die legalen Drogen – also etwa Alkohol und Nikotin – werden demgegenüber mit „Toleranz“ behandelt. Gegenüber den jungen Leuten scheint es mir wichtig zu signalisieren, dass die Regeln durchgesetzt werden. Nicht mit drakonischer Strenge, aber mit spürbaren, sofort verhängten Sanktionen.

Jemanden für einen Tag ins Gefängnis zu stecken, weil er Papier auf die Straße fallen lässt, ist übertrieben. Aber ihn höflich darauf hinzuweisen: „Sie haben etwas fallen lassen“, das halte ich für angemessen.

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Sep. 142009
 

Als ich noch mein eigenes Auto fuhr, wurde ich häufig im Tiergartentunnel bedrängt, weil ich mich – unter dem wachen Auge des von mir herangebildeten Hilfspolizisten (7 Jahre alt) – stets sklavisch an die Verkehrsregeln hielt. 80 da, wo 80 steht, nicht 110 wie viele, nicht 90 die meisten, nicht 81, sondern höchstens 80. Gut, dass die Polizei schärfer gegen Raser vorgeht. Es wurde Zeit. Gut auch, dass der ADAC sich für die schärferen Kontrollen ausspricht. Wir Verkehrsverbände – ADFC und ADAC – stehen in der Pflicht, die Durchsetzung der StVO zu verlangen und zu begrüßen. Nebenbei: DieStVO der DDR war auch nicht schlecht. Sie wird sogar von Richard Schröder (SPD) und Kanzlerin Merkel (CDU) als etwas vom wenigen Guten aus der Rechtsordnung der DDR anerkannt. Sie müssen es wissen.

Autoverkehr – Tempo-Messung ist in Berlin demnächst unsichtbar – Berlin – Berliner Morgenpost
Und nicht nur der unsichtbare Blitz unterscheidet die neuen Überwachungskameras von herkömmlichen Anlagen. Auf der linken Spur soll künftig zusätzlich zur Frontalansicht auch von hinten fotografiert werden. Motorradfahrer – bislang bei fest installierten Blitzern meist nicht identifizierbar – können damit ebenfalls zur Kasse gebeten werden.
ADAC befürwortet Einsatz
In mehreren Internet-Foren ist im Zusammenhang mit der neuen Technik von „Abzocke“ und „Schikane“ die Rede. Der Berliner ADAC befürwortet den Einsatz an Unfallschwerpunkten wie im Tunnel Ortteil Britz hingegen. Einziger Nachteil der Schwarz-Blitzer sei der fehlende „erzieherische Effekt“, sagte ADAC-Anwalt Ralf Wittkowski. Die Autofahrer würden erst von ihrer Tempoüberschreitung erfahren, wenn der Bußgeldbescheid eingeht.

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Wieder die Bespitzelung! – Wider die Bespitzelung!

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Juli 292009
 

Linker Protest: Über 4000 Berliner auf der Straße
In der Nacht zu Mittwoch hatten Vermummte die Disko Jeton in der Frankfurter Allee mit Steinen beworfen. Evrim Baba, Politikerin der Linken im Abgeordnetenhaus, forderte von den Betreibern des Jeton eine klare Stellungnahme zu ihrem Publikum: Immer wieder hatten Anwohner Rechtsextreme beim Verlassen des Jeton gesehen. [Oh wie schrecklich!] Wie die vier Verdächtigen vom vergangenen Wochenende sollen Gäste regelmäßig Pullover der bei Neonazis beliebten Marke „Thor Steinar“ getragen haben. [Unerhört!] Die Demonstration am Samstagabend startete deshalb vor dem „Thor Steinar“-Laden am nahen Bersarinplatz. Während der Demonstration hielten sich in einem Imbiss neben der Disko mehrere Männer in „Thor Steinar“-Kleidung auf [Skandal!!]
(Hervorhebungen und Zwischenrufe durch dieses Blog)

Stasi lässt grüßen!

Man lese mit gekühltem Blut bei einem gut gekühlten Bier noch einmal die Pressemeldungen über die Demo gegen das Jeton nach. Und dann lese man Abhörprotokolle oder irgendwelche Akten aus der Stasi-Behörde. Und dann lese man „Meldungen aus dem Reich“ nach, also die heute freigegebenen Berichte des Reichssicherheitsdienstes SS aus dem, was das Volk unter den braunen Nazi-Verbrechern dachte, schwatzte, lachte, trug und frug. Und dann ziehe man Erkundigungen über den türkischen Geheimdienst MIT ein. Worin bestehen 80-90% dieser Bespitzelungsprotokolle? Nun, aus vermeintlich Alltäglichem: Wer hat mit wem gesprochen, wer hat was gesagt, hat welche Kleidung getragen, ist wohin gegangen.

Genau so auch die Empörung mancher Politiker, wie etwa Evrim Babas. „HÖRT! ERWACHET! Der und die hat die oder jene Marke Klamotten getragen, ist da und dort gesehen worden.“ Was liegt hier vor? Was geht hier ab? Alles ungefähre Angaben! Denunziation blüht! Es ist ein Bespitzelungswesen in reinrassiger Reinkultur! Da stockt einem das Blut. Leute, solange wir diese linke Szene und außerdem die Boulevardpresse  haben, brauchen wir keine Bespitzelungsbehörde wie etwa die Stasi oder die MIT! Die machen den Job alleine.

In einem bin ich unerbittlich: Ich bin für die Verfolgung echter Straftaten. Zum Beispiel von Tötungsversuchen (etwa von dem an Jonas K.), Körperverletzung an Polizisten, Körperverletzung an Passanten, schwere Delikte wie Brandstiftung, Sachbeschädigung, Fahrraddiebstähle, Steinwürfe auf Glasscheiben, Drogenhandel, Glasflaschenwürfe auf junge Männer und Frauen aus Demonstrationen heraus …  usw.usw.  All das ist strafbar, soll strafbar bleiben. Es muss durch die Strafverfolgungsbehörden verfolgt und geahndet werden.

Wir brauchen aber keine selbsternannte Bespitzelungsbehörde, die öffentlich verkünden will, wer wo wann reingehen oder nicht reingehen darf. Keine linken oder rechten Blockwarte, die vorschreiben wollen, wer wann und wo einen Laden aufmachen darf oder zumachen muss. Wer wann und wo welches Auto parken oder nicht parken darf. Wir brauchen niemanden, der von Diskothekenbetreibern ultimativ irgendwelche Erklärungen abfordert unter Androhung von Vergeltungsaktionen. WAS um alles in der Welt BILDET IHR EUCH EIN? Für wen haltet ihr euch? Für das Weltgewissen?

Ach Evrim Baba – warum verlangen Sie denn keine „klare Stellungnahme“ von den Vermummten, die Steine werfen? Steine werfen, Feuer legen, – das sind klare Straftaten. Einen bestimmten Pullover zu tragen, sich so oder so zu kleiden, ist keine Straftat. Oder sind Sie anderer Ansicht?

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Gelassen läuft’s

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Juli 242009
 

nrvk07052009007.jpg Längst schon habe ich aufgehört, unbekannte Radfahrer anzusprechen, um zu erfahren, warum sie das und das machen. Geschweige denn irgendwelche erziehlich-gedeihlichen Gespräche zu führen. Nur mein Sohn, den ich mittlerweile auf regelkonformes, selbstbewusstes Radfahren auf dem Radstreifen (nicht auf dem Gehweg) getrimmt habe,  löchert mich immer wieder mit Fragen: „Warum machen die das? Warum halten sie nicht bei Rot? Warum fahren sie auf dem Gehweg, obwohl ein herrlich breiter Radstreifen auf der Straße angelegt ist?“ Continue reading »

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Das Nicht-Verhältnis zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland bleibt gut

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Juli 202009
 

Weil die meisten Deutschen, die sich zum Mord an der Dresdnerin Marwa äußerten, in ihrer eigenen Welt leben, keinen oder kaum Kontakt zu Muslimen oder zu Ausländern zu haben scheinen, wurden viele schiefe Signale ausgesendet. Für besonders falsch halte ich es, wenn jetzt ein angeblich verbreiteter Fremdenhass, die angeblich verbreitete Angst vor dem Islam als wesentliche Ursachen für diesen Mord gesehen werden.

Deutschland ist heute ein Land, in dem weder Rassismus noch Ausländerfeindlichkeit besonders ausgeprägt sind. Sie sind nicht stärker, eher schwächer als in vielen anderen Ländern, die ich kenne. Oh ihr Deutschen, pflegt Freundschaften mit Muslimen, ladet sie ein, schickt eure Kinder doch bitte – wie ich – in die Schulen und Kitas mit muslimischen Mehrheiten – dann werdet ihr weniger hysterisch reagieren ob eurer eigenen Schuldgefühle, weil ihr euch von den Muslimen fernhaltet!  Und ich empfehle euch besonders die folgende Stellungnahme des Zentralrates der Ex-Muslime:

Der Zentralrat der Ex-Muslime hat islamische Verbände davor gewarnt, den gewaltsamen Tod einer Ägypterin im Dresdner Landgericht politisch zu instrumentalisieren. Es gebe keine Anzeichen für eine Islamophobie in Deutschland, sagte die Vorsitzende Mina Ahadi der «Leipziger Volkszeitung». Die Bundesregierung habe immer wieder erstaunliche Zugeständnisse an die hier lebenden Muslime gemacht, zuletzt beim Islamgipfel. Sie müsse eher aufpassen, dass sie nicht mit falschen Zugeständnissen dem radikalen Islamismus Vorschub leiste.

«Plötzlich redet keiner mehr über sogenannte Ehrenmorde, die hier in islamisch geprägten Familien traurige Realität sind», sagte Ahadi. Den damit bedrohten Mädchen und nicht islamistischen Fanatikern müsse geholfen werden. Ahadi warf dem Chef des Zentralrats der Muslime, Ayyub Köhler, «Doppelmoral» vor. «Wenn Frauen im Iran für ihre Rechte auf die Straße gehen, werden sie erschossen. Wird dagegen in Deutschland protestiert, werden Kritiker mit dem Vorwurf der Islamophobie unter Druck gesetzt.»

Und genau heute wurde berichtet, ein Deutscher sei auf offener Straße in der Türkei erstochen worden. Und in München hat ein Afghane unter Berufung auf den Islam seine ehemalige Frau erstochen, die sich von ihm losgesagt hatte. Auch das sind Einzelfälle, die das im wesentlichen gute Verhältnis, oder besser gesagt: das gute Nicht-Verhältnis zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland nicht beeinträchtigen werden.

Zentralrat der Ex-Muslime

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Juli 202009
 

Guter Artikel über das Wirken der Clans in unserem heimischen Neukölln und Kreuzberg in der Süddeutschen Zeitung! Eindeutig und ohne Umschweife benennt er die Versäumnisse, aber auch die unbegreifliche Blauäugigkeit, mit denen der Staat und seine Vertreter Schritt um Schritt aus ganzen Straßenzügen herausgedrängt worden sind. Besonders gut gefällt mir die Einsicht: „Man hat eine Generation von Beinahe-Analphabeten erzeugt.“ Die Beobachtungen des SZ-Artikels stimmen weitgehend mit den meinen überein. Lesen lohnt. Interessant: Die deutsche linksradikale Szene und die libanesische kriminelle Szene scheinen noch nicht zusammengefunden zu haben. Obgleich sie gemeinsame Interessen zu haben scheinen: Verdrängen und Unterhöhlen der staatlichen Autorität bei gleichzeitiger Einnistung in Empfängerstrukturen. Viele leben von Staatsknete, und man verhöhnt diesen Staat dennoch unentwegt.

Clans in Deutschland – “Verpisst euch von hier“ – Panorama – sueddeutsche.de
Eine Generation von Beinahe-Analphabeten

Die Asylgesetze begünstigten die fast völlige Abschottung der Menschen: Eltern durften jahrelang nicht arbeiten, Kinder waren von der Schulpflicht befreit.

Damit habe man eine Generation von Beinahe-Analphabeten erzeugt, schreibt der Berliner Sozialwissenschaftler Ralph Ghadban, der selbst aus dem Libanon stammt. Diese Versäumnisse rächen sich jetzt.

Was ist zu tun? Ich glaube, erst einmal muss man die Probleme offen benennen. Die deutschen Familien sollten zweitens nach Kreuzberg und Neukölln zurückkehren. Und dann – stimme ich dem zu, was Nader Khalil sagt: Wir müssen die freiheitliche Ordnung durchsetzen. Auch mit der Gewalt des demokratischen Staates. Lest selbst:

In Berliner Polizeiberichten wird auch bei typischen Milieu-Delikten nur selten die Herkunft der Täter erwähnt – aus Angst, dies könne rassistischen Ressentiments Vorschub leisten. Als im April vier Männer einen brutalen Überfall auf einen Supermarkt verübten, stand deshalb nur im internen Protokoll, dass die Täter aus dem Libanon stammen und allesamt einschlägig vorbestraft sind.

Nach Ansicht von Nader Khalil bewirkt eine Tabuisierung der Herkunft jedoch genau das Gegenteil: „Das muss mit aller Deutlichkeit diskutiert werden“, sagt er. „Wir dürfen dem rechten politischen Rand nicht die Gelegenheit geben, das auszunutzen.“ Khalil ist selbst vor 29 Jahren aus dem Libanon nach Deutschland eingewandert. Als Muslim sitzt er für die CDU im Neuköllner Stadtrat. Er sagt, dass neben der Sozialarbeit auch spürbare Strafen notwendig seien: „Wir müssen die freiheitliche Ordnung durchsetzen.“

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„Wir Deutsche wehren uns zu wenig“

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Juli 102009
 

„Wir Deutsche wehren uns zu wenig.“ Ich lese soeben diesen Satz aus dem Munde eines linken Hätschelkindes der deutschen Medien, der schon sehr oft in Talkshows zu sehen war. Was ist dran an dem Satz? Soll es jetzt wieder heißen: „Deutsche, wehrt euch!“ Ihr wisst doch, wer diesen Satz auf die Fahnen, auf die Schaufenster gewisser Geschäfte schrieb?

Das erinnert mich auch an einige Debatten, die ich in Kreuzberg auf offener Straße mit den Verteidigern von Brandanschlägen führte. Da ich Fahrradaktivist bin, verurteilte ich die Serie der verbrecherischen Brandanschläge auf Autos und mittlerweile auch auf Luxusfahrräder in Berlin in aller Schärfe. Wer das Eigentum anderer Leute beschädigt, wird irgendwann auch vor anderen Rechtsgütern, auch vor meinem tollen 3-Gang-Fahrrad nicht Halt machen. Ich wehre mich gegen diesen ständigen Rechtsbruch. Also, Herr Gysi, ich bin Deutscher, mir können Sie nicht vorwerfen, dass ich mich zu wenig wehre, oder?

Und was bekam ich da zu hören: „Was willst du denn, dieses Verbrennen von Autos, das ist doch ein Akt der sozialen Hygiene!“ Da gefriert einem das Blut in Adern! Ich habe das so gehört – von einer Frau auf der Straße, die zufällig vorüberging. In Kreuzberg.

Ich lese das ganze Interview in SPIEGEL online. Der Satz steht da: „Wir Deutsche wehren uns zu wenig.“ Lest ruhig das ganze Interview:

„Wir Deutsche wehren uns zu wenig“ – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik

Andrej Hunko, Vorstandsmitglied der Linken dort, hat soziale Unruhen in Deutschland für notwendig und wünschenswert erklärt. Ist das regierungsfähig? Gysi: Ich kann nicht erkennen, was an dem Satz so schlimm sein soll. Was Hunko meint, ist doch, dass die Leute lernen müssen, sich gegen soziale Ungerechtigkeit zu wehren. Wir Deutsche wehren uns zu wenig.

SPIEGEL: Soll man es auch als wehrhaftes Beispiel verstehen, wenn der Duisburger Linken-Stadtrat Hermann Dierkes zum Boykott israelischer Produkte auffordert?

Gysi: Er hat eine Forderung des Weltsozialforums zitiert und nicht bedacht, dass es einen ganz anderen Ton bekommt, wenn so etwas ein Deutscher sagt. Ich gebe zu: Ich wünsche mir manchmal, nicht jeder bei uns fühlte sich berufen, Weltpolitik zu machen.

Na, ich denke, für sich genommen ist der Satz kaum zu beanstanden.  Deswegen ist Gysi noch lange kein rechter Nationalist. Jeder Versuch, Gysi als rechten Nationalisten oder als linken Populisten darzustellen, nur weil er diesen einen Satz gesagt hat, wäre zum Scheitern verurteilt.

So meine ich durchaus, dass der Rechtsstaat, wenn er in Gefahr ist, verteidigt werden muss. Wir müssen uns wehren gegen das klammheimliche Einverständnis mit Rechtsbrüchen aller Art. In diesem Sinne meine ich: Etwas mehr Wehrhaftigkeit ist angesagt. Auch auf den Straßen Kreuzbergs.

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Juni 262009
 

 

In Kolumbien hat es die kriminelle Szene geschafft, den Staat aus weiten Bereichen der Gesellschaft zu verdrängen. Durch zahlreiche Akte des Ungehorsams, durch gehäufte kleine Rechtsbrüche wurden staatsferne Freiräume geschaffen, in denen die staatlichen Organe nicht mehr respektiert werden. Diese Freiräume werden dann durch kriminelle Banden und durch die rechten Paramilitärs besetzt. Dies berichtet die Tageszeitung junge Welt am 22. Juni 2009 unter dem Titel “Barbarisierter Staat”.

Schwache Staaten werden zur Beute der Extremisten und der organisierten Kriminalität.  Wie aber lassen sich Staaten am besten schwächen? Antwort: Durch kollektiv gedeckte illegale Handlungen, durch Missleitung von Steuergeldern, durch Austrocknen des Bildungswesens, durch offen gezeigte Verhöhnung des Rechtsstaates, durch Unterwanderung der Institutionen. Der Artikel in der jungen Welt verdient deshalb volle Aufmerksamkeit!

Wichtig ist: Die Polizei und die Justiz müssen durch weit gestreute, praktisch nicht mehr beherrschbare Einzelaktionen an der Erfüllung ihrer Kernaufgaben gehindert werden! In die so erkämpften Freiräume sickern Drogenhändler, links- und rechtsextreme bewaffnete Kräfte ein, der Staat zieht sich zurück. Dieses Rezept funktioniert, es hat seine Tauglichkeit wieder und wieder unter Beweis gestellt – in Russland im Jahr 1917 nach der Februarrevolution, in südamerikanischen Staaten heute, und sogar in unserem schnuckligen, kleinen und feinen Kreuzberg. In der Hasenheide ist das so, im Künstlerhaus Bethanien auch. Ist das nicht schön? Wir sind doch Eine Welt!

Etwa 1,8 Millionen Euro hat nach Schätzungen der Polizeigewerkschaft am letzten Wochenende der Polizeieinsatz zum Schutz des gesperrten Flughafens Tempelhof gekostet. Geld, das für die Kreuzberger Schulen und Integrationskurse, die Friedrichshainer Kitas, die Bibliotheken in Prenzlauer Berg fehlt. Aber was soll’s. Die Leute, die diese Kosten verursacht haben, hatten ihren Spaß. Sie haben sich mit der Polizei ein Katz-und-Maus-Spiel geliefert. Viele Polizeibeamte mussten das Wochenende getrennt von ihren Familien verbringen, die Kosten des Polizeieinsatzes trägt der Steuerzahler.

Wieder einmal zeigt sich Hans-Christian Ströbele, einer der 5 Bundestagskandidaten in unserem Wahlkreis, als geschickter Stimmenfänger oder besser: Stimmungsfänger. “Ich möchte auf das Gelände. Und zwar sofort”,  gibt er bei Spiegel online zu Protokoll. Die ganze Schuld an der herrlichen Verballerung von Steuermillionen schiebt er witzigerweise nicht denen, die des langen und breiten ihre Gewaltaktionen angekündigt hatten, sondern der Staatsmacht zu. Die taz berichtet:

“Wenn der Senat ein bisschen mehr Humor hätte, hätte er einfach den Zaun geöffnet”, kritisiert der Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele, umringt von Demonstranten. Die zeigen deutlich mehr Humor: Immer wieder zählen kleine Gruppen einen Countdown, sprinten auf den Zaun zu – um kurz davor abrupt stehen zu bleiben. Einer größeren Gruppe gelingt es, mit einem Wurfanker zwar nicht den Zaun umzureißen, aber den Natodraht auf dem Zaun beiseite zu ziehen.

Versuchte Flughafenbesetzung in Berlin: Zaungäste geblieben – taz.de.

Ströbele ist ehrlich: Er hat immer bekannt, dass er seit dem Prozess gegen den Stasi-Agenten Kurras, in dem er 1967 als Anwalt der Nebenkläger auftrat, diesen Staat ablehnt. Da Ströbele aber gleichzeitig als Bundestagabgeordneter von diesem Staat lebt, und zwar nicht schlecht, kann er den Staat nicht grundlegend bekämpfen. Er entzöge sich dadurch seine Geschäftsgrundlage.

Statt dessen erklärt Ströbele gerne seine Sympathie mit all jenen, die den Staat an den verschiedensten Stellen zur Vergeudung von Ressourcen zwingen. Viele kleine Pfeile können einen Elefanten zu Boden zwingen, viele kleine Akte des Rechtsbruchs schränken die Handlungsfähigkeit des Staates ein. Sie lassen ihn zunehmend angreifbar erscheinen. Die Leute haben ihren Spaß, und sie werden Ströbele erneut gerne wählen, denn er sichert ihnen eine parlamentarische Verankerung. Ströbele greift ein dumpfes, von ihm selbst geschürtes Unbehagen am Staat mit gnadenlosem Opportunismus auf – dient als williger Resonanzraum für all jene Stimmen, die die Schuld an der selbstverursachten Perspektivlosigkeit dem ach so faschistoiden Staat in die Schuhe schieben.

Wer weiß – vielleicht gelingt es ja, den Staatselefanten, diesen gutmütigen Koloss Bundesrepublik Deutschland so weit zu reizen, dass wieder mal ein Schuss fällt – dann könnten all jene, die es immer schon gewusst haben, sagen:  “Seht ihr, dieser Staat verdient unsere Loyalität nicht.” Das wäre doch so lustig! Fast wäre es ja so weit gekommen, denn ein Zivilbeamter sah sich gezwungen, seine Waffe zu zücken, als er bedroht wurde. Damit hätte man erneut seinen Scharfsinn unter Beweis bestellt! Dann hätte die Stasi sogar nach dem Ende der DDR gesiegt, und zwar mit Hilfe von Erfüllungsgehilfen, an die niemand auch nur im Traume zu denken wagte.

Wir können sicher sein: Die Berliner Stadtguerilla wird auch weiter ihren Spaß suchen. Durch Zündeln, durch Klettern, durch Schmieren, durch Abfackeln. Sie wird weiter versuchen, den Staat und uns alle an der Nase herumzuführen. Und sie werden weiter Applaus und Sympathie von humorvollen, phantasiebegabten Abgeordneten wie Franziska Eichstädt-Bohlig und Hans-Christian Ströbele einheimsen. Wie schön!

Wir werden weiter die junge Welt lesen und uns am humorvollen Treiben der Genossinnen und Genossen ergötzen. Sollen sie doch den Rechtsstaat demontieren! Sie wollen den teilbarbarisierten Staat. Schauen wir doch den humorvollen Herren und Damen mit den satten Diäten und dem weiten Herzen weiter in die Karten! Sie sind alle gezinkt.

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Spielerisches Einüben der Revolution

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Juni 192009
 

Kaum etwas ist interessanter als die Polizei der russischen Revolution!  Man kann daraus lernen, dass die Unterscheidung zwischen politischen und gewöhnlichen kriminellen Handungen oft verschwimmt. Denn zweifellos gab es bei den Bolschewisten, den Sozialrevolutionären und all den anderen Revolutionären einige Überzeugte, die etwas für die Besserung der Lage der arbeitenden Klassen tun wollten. Aber ununterscheidbar vermengt mit ihnen waren gewöhnliche Kriminelle, Verbrecher, Bankräuber und auch Berufsrevolutionäre, die ihren Broterwerb aus linksextremistischen Akten schöpften.

Wir berichteten in den letzten Tagen, wie offenbar alte Stasi-Seilschaften immer noch Einschüchterung und Schrecken in Brandenburg und Sachsen verbreiten. Auf Einschüchterung und Schrecken setzen auch zahlreiche unbekannte Täter, die das, was sie für Ausdruck einer Gentrifizierung halten, recht umweltschädlich in Rauch und Staub auflösen.

Neue Stufe der Gewalt: ein weiterer Abgeordneter des Berliner Landtags wird massiv bedroht. Diesmal also, nach Kurt Wansner, ist es Robbin Juhnke. Die taz berichtet:

Artikelseite – taz.de
Vor dem Haus des Berliner CDU- Innenpolitikers Robbin Juhnke im Bezirk Neukölln wurden in der Nacht zu Donnerstag zwei Autos angezündet. In einem im Internet veröffentlichten Bekennerschreiben wurde Juhnke als „Hardliner der Berliner CDU“ bezeichnet. Wenige Stunden vor dem Brandanschlag nahm die Polizei in Friedrichshain zwei mutmaßliche Autobrandstifter aus der linksradikalen Szene fest. Auch dort waren mehrere Autos angezündet worden, nachdem die Polizei eine Hausbesetzung verhindert hatte.

Am selben Tag wird berichtet, dass die Abgeordneten sich uneins sind, ob sie an einer illegalen Besetzung des Tempelhofer Flughafengeländes teilnehmen wollen oder nicht. Sie sind teils für, teils gegen das Brechen des Rechts – das sie selbst erlassen. Kaum je hat eine Kategorie von Politikern einen besseren Beweis ihrer Überflüssigkeit erbracht als diejenigen, die da so lauthals ihre nicht einmal klammheimliche Sympatie für die zu erwartenden kriminellen Handlungen äußern.

Wozu Gesetze verabschieden, wenn die Menschen, die sie erlassen, von der Bindekraft des Rechts nicht überzeugt sind? Es wäre redlicher, sie gäben ihr Mandat umgehend zurück und spendeten die Abgeordnetenbezüge für den Piratensender im Köpi, über den die Sturmtruppen in schwarzen Kapuzenpullovern gesteuert werden.

„Sie rütteln an allen Zäunen, wollen austesten, wie weit sie gehen können, wie lange sie uns an der Nase herumführen können“, so erzählte mir vor wenigen Tagen eine Erzieherin über die Berliner Schulkinder.

Jene Abgeordneten, die ihre Sympathie für Zäuneüberklettern, Häuserbesetzung, Autoabfackeln und ähnliches ausdrücken, scheinen nicht zu wissen, dass sie sich so weitere Heerscharen von anonym vermummten Zündlern und Plünderern heranzüchten. Die die Autos anstecken, werden Zug um Zug weitere Eskalationsstufen erklimmen. Schon wird von ersten Banküberfällen mit Spielzeugpistolen berichtet.

Genau so fing es damals 1976/77 auch an: spielerische Besetzungen, erste Brandanschläge, Banküberfälle mit Spielzeugpistolen … Stünde ein zweiter Lenin auf, er könnte bereits jetzt auf ein reiches Reservoir an einsatzfähigen, zum Äußersten entschlossenen Hilfstruppen zurückgreifen. Dietmar Dath, – schauen Sie, schreiben Sie!

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Im Sumpf: Deutschland ist soweit ziemlich OK

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Juni 152009
 

 14062009.jpg Am heutigen Sonntag las ich innerhalb von nur wenigen Stunden das Buch Mafialand Deutschland in einem einzigen Zuge durch. Der Autor Jürgen Roth zeichnet ein niederschmetterndes Bild. Über den Wahrheitsgehalt dieses Bildes kann ich mir kein Urteil erlauben. Besonders Teil III über den Fortbestand krimineller Praktiken in den östlichen Bundesländern verdient höchste Aufmerksamkeit.

Weniger gefällt mir der Titel Mafialand. Nein, Herr Roth (oder ihr Verlagslektoren): Es geht nicht nur um eine auswärtige kriminelle Vereinigung, wie der Ausdruck Mafia signalisiert – oder kennen Sie den Ausdruck die Deutschenmafia, die deutsche Mafia? Die hausgemachte deutsche kriminelle Szene erhält Flankenschutz aus der italienischen und der russischen Organisierten Kriminalität (OK).

Im Brandenburgischen watete ich heute kranichartig in einen der vielen flachen Seen hinein. Das Foto zeigt die Stelle. Unter den Füßen spürte ich Sumpf. Der Sumpf trägt nicht. Es gilt sich abzustoßen. Nur wer schwimmt, wird frei. Es gelang!

Das Klima der Einschüchterung hat sich gehalten, obwohl es die DDR als Staat nicht mehr gibt. Wir brauchen deshalb Zeugenschutzprogramme in den Bundesländern Sachsen und Brandenburg! Sonderkommissionen, die das Wirken krimineller Gruppierungen in den Institutionen aufdecken, sollten gegründet werden. Gewisse Personen haben zu lange ihr Wissen verleugnet – um es vornehm auszudrücken.

Aber am wichtigsten scheint mir: Wir, die Bürgergesellschaft, müssen aufstehen, wir müssen uns verbünden, wir müssen Öffentlichkeit herstellen, um die Voraussetzungen für gelingende Demokratie zu schaffen.

Jürgen Roth: Mafialand Deutschland. Eichborn Verlag Frankfurt am Main 2009, 3. Auflage, 320 Seiten, € 19,95

 Posted by at 01:18
Juni 102009
 

Ein flüchtiger Blick in die heutige Berliner Zeitung liefert frisches Futter für die Methodenlehre der EU-weit agierenden organisierten Kriminalität (OK). Unter dem Titel „Ermittlung unerwünscht“ berichtet das Blatt (dessen Redaktion ehedem von der Stasi unterwandert war) auf S. 3 über den sogenannten Sachsensumpf. Die OK scheint sich in Sachsen einige gut eingewurzelte Netzwerke geschaffen zu haben. Alte Bekannte halten in Treuen fest zusammen, Wende hin, Wende her!

 

„Alles erstunken und erlogen“, so kommentierte der sächsische Innenminister Buttolo die Erkenntnisse des Verfassungsschutzes über ein dichtgewebtes Netzwerk von Richtern, Staatsanwälten, Kommunalbeamten und Kriminellen. Anders als Buttolo äußert sich der Kölner Rechtsanwalt Ulrich Sommer, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Strafrecht im Deutschen Anwaltsverein: „Wie hier in Sachsen versucht wird, mit staatlicher Macht Einfluss auf juristische Verfahren zu nehmen, das ist in Deutschland neu und unüblich. Um es einmal zurückhaltend auszudrücken.“

 

Richtig, Herr Sommer! In Deutschland noch unüblich. In Italien aber ist so etwas üblich. In Italien, namentlich im Kampanien der Camorra ist es auch durchaus gang und gäbe, potenzielle Abweichler und Aussteiger durch Streck- und Streifschüsse einzuschüchtern. Gambizzare nennt sich das. Wie schön klingt doch alles Hässliche im Italienischen! Doch genau diese Methode kommt nun auch in Sachsen zum Einsatz: Ein Leipziger Verwaltungsbeamter, der für dubiose Immobiliendeals zuständig war, wurde im Oktober 1994 durch einen Bauchschuss schwer verletzt. Gefährliche Körperverletzung oder versuchter Mord? Das Gericht erkannte auf letzteres. Ich tippe eher auf die klassische „Warnung“, also auf einen diskreten Hinweis: „Halt das Maul, sonst … !“ Der Tod des Opfers ist bei solchen Angriffen allerdings in der Regel nicht beabsichtigt. Im Gegenteil. Das Opfer muss weiterleben, um den maximalen Effekt der Einschüchterung zu erzielen. Eine gerichtsfest nachweisbare Ermordung ist in der Gewinn- und Verlustrechnung der kriminellen Netzwerke stets nur die ultima ratio.

 

Unsere Methodenlehre ergibt also vorerst: Nach der Wende konnten sich die Einschüchterungsmethoden der Camorra in Sachsen festsetzen – damals noch ein Novum für Deutschland.

 

Kein Novum ist es dagegen, wenn der brandenburgische Innenminister Schönbohm berichtet: „Noch nie habe ich so viele anonyme Briefe bekommen, wie in Brandenburg. Die Leute sagen, sie hätten immer noch Angst, sich offen zu äußern. Ich will ihnen die Sicherheit geben, dass sie in einem Rechtsstaat leben.“ Dies berichtet die Berliner Zeitung heute auf S. 20. Die ehemaligen Stasi-Mitarbeiter der Polizei sollen noch einmal überprüft werden. Grund: Stasi-Mitarbeiter hatten damals, Anfang der 90-er Jahre, Stasi-Mitarbeiter, also sich selbst, überprüft und durften entscheiden, ob sie selbst und ihre Bekannten belastet oder unbelastet waren.

 

„Immer noch Angst“, Unsicherheit, ob man in einem Rechtsstaat lebt? Angst vor der Einschüchterung durch den deutschen Staatssicherheitsdienst? Ist die deutsche Stasi nicht aufgelöst worden? Nun, als staatliche Organisation gibt es das MfS sicherlich nicht mehr. Aber – wie oben schon gesagt: Alte Bekannte halten in Treuen fest zusammen, Wende hin, Wende her. Kriminelle Netzwerke überdauern den Systemwechsel. Wer das jetzt immer noch leugnet, der will offenbar nicht wissen.

Dass die Leute sich überhaupt noch an den Innenminister wenden, ist immerhin schon gut! Es zeigt, dass der Rechtsstaat noch nicht für ohnmächtig gehalten wird. Diese Schlacht ist also noch nicht verloren.

Ermittlung unerwünscht : Textarchiv : Berliner Zeitung Archiv

 Posted by at 22:59
Juni 012009
 

Freunde, Blogger, kauft euch noch die Pfingstausgabe des Neuen Deutschland! Sie steckt voller wunderbarer Erzählungen, herrlicher Ausschmückungen, kniffliger Denksportaufgaben und hymnischer Lobpreisungen. Hier gleich das erste lustige Rätsel:

Auf S. 24 am 30. Mai 2009 gibt Helmut Müller-Enbergs, der selbstbewusst-eigenwillige Mitarbeiter der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU), der sogenannten „Birthler-Behörde“ (seit wann ist eine Behörde eigentlich nach ihrer Chefin benannt?), die Zahl der IMs in Westdeutschland und Westberlin mit 1550 für das Jahr 1988 an.

Vergleicht diese Zahl nun mit dem folgenden Ausschnitt aus der WELT vom 10.03.2008:

DDR: Die Stasi hatte mehr Spitzel als bisher gedacht – Nachrichten Politik – WELT ONLINE
Die Zahl der Inoffiziellen Mitarbeiter IM, die noch im Herbst 1989 von der DDR-Staatssicherheit geführt worden waren, ist höher als bislang angenommen. Wie WELT ONLINE erfuhr, erscheint am Donnerstag eine neue Studie des Historikers in der Birthler-Behörde, Helmut Müller-Enbergs, wonach zum Zeitpunkt des Mauerfalls 189.000 IM, davon mindestens 3000 in der Bundesrepublik, aktiv waren. Die letzte offizielle Zahl der 1989 tätigen IM lag um 15.000 niedriger.

Also, von 1988 bis 1989 stieg die geschätzte Zahl der IMs nach innerhalb nur eines Jahres erklärten Angaben desselben Historikers  in Westdeutschland auf das Doppelte, wie erklärt Müller-Enbergs das? Woher hat er diese wild abweichenden Zahlen? Wie verlässlich sind die Grundlagen dieser Schätzungen? Soviele Fragen, soviele Zweifel – wie schon unser aller staatstragender Bert Brecht sagte!

Na, ich denke, diese Zahl 1500 oder 3000 dürfte zutreffend sein – für einen einzigen Westberliner Bezirk etwa, oder für eine mittlere westdeutsche Großstadt.

Und in dieser Größenordnung – ca. 1900 – bewegt sich ja auch die Zahl der Mitarbeiter der sogenannten „Birthler-Behörde“.  Was tun, was taten diese Menschen eigentlich all die Jahre? Wieso kommt der Fall Kurras erst jetzt heraus? Wieviele IMs in den Behörden waren nötig, um Kurras zu decken? Wann beginnt endlich die ernsthafte Aufarbeitung der Akten? Wieviel ehemalige Stasi-Mitarbeiter wirken so segensreich wie ehedem noch heute in der Birthler-Behörde? Welche Vorkehrungen sind gegen Vertuschung von Vorgängen, Verschleppung von Aufklärung, Vernichtung von Akten innerhalb der Birthler-Behörde getroffen?

Also hin zum nächsten Kiosk, letzte Märchenausgabe des ND kaufen – und fleißig rätseln und rechnen!

Wir bleiben dran. Wollte euch nur eben den heißen Tip zum Kauf der ND geben. Es wird spannend!

 Posted by at 19:21