„Ich bin stolz, ein Türke zu sein!“

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Nov 142012
 

Der erst 24 Jahre junge deutsch-türkische Schauspieler Burak Temir bekennt sich in der New York Times offen zu seinem Stolz auf sein Türkentum. Er trägt auch im Privatleben den Bart nach osmanischer Sitte und die osmanischen Salvar-Hosen, die traditionellen Pluderhosen. „It makes me proud to be Turkish – es lässt mich stolz darauf sein, Türke zu sein.“

Ein junger Deutsch-Türke entdeckt seinen Nationalstolz und bekennt sich stolz und selbstbewusst zu seinem Volkstum.

Das Wiedererstarken des osmanischen Nationalstolzes ist nicht nur in der Türkei selbst, sondern auch in der starken, stetig anwachsenden türkischen Gemeinde in Deutschland ein verblüffendes Phänomen.   Kein anderer Film zog so viele Deutsch-Türken in die Kinos wie Fetih 1453 – das filmische Epos über die Eroberung des damals christlich-griechischen Konstantinopel durch den erst 22 Jahre jungen Sultan Mehmet II. Etwa 10% aller Deutschtürken dürften laut Ticketverkaufszahlen das blutrünstige, weltweit erfolgreiche Heldenepos gesehen und im nationalen Stolz auf die Eroberungstaten ihrer Vorväter geschwelgt haben.

Die New York Times berichtet von Aufführungen, in denen das Publikum bei der Eroberung der schier uneinnehmbaren, 16 m hohen Wallmauern des damals griechischen Konstantinopel „Allahu akbar“ ausgerufen habe. Das ist arabisch und bedeutet „Gott ist groß“. Die Sieg über das griechische Konstantinopel wird im Jahr 2012 in aller Öffentlichkeit in den Kinosälen als Fingerzeig Gottes gefeiert, als Sieg des stolzen Islams über das schwache, dekadente abendländische Christentum.

Auch die von den Seldschuken im Jahr 1071 gewonnene Schlacht von Manzikert taucht neuerdings  wieder in türkischen Politiker-Reden und Feiern auf. Der Kemalismus, also das persönliche, religionsähnliche Einschwören aller Türken auf den großen unsterblichen Führer der modernen, laizistischen Türkei nimmt in der Türkei allmählich ab. Der Osmanismus nimmt zu wie ein zunehmender Mond! Die islamische Türkei besinnt sich auf die uralte militärische und kulturelle Stärke der alten vorderasiatischen Eroberervölker, beschwört die siegreichen Schlachten, in denen der christliche Westen besiegt, erobert und unterworfen wurde. Die unterschwellige Botschaft scheint zu sein: Setzt die Eroberungen fort. Ihr habt viel Zeit. Schaut mal her, wie lange es von 1071 bis 1453 gedauert hat! Erobert Deutschland, aber werdet keine Deutschen. Erobert Europa, aber bleibt gute Moslems. Bleibt auch nach Siegen tolerant gegenüber den unterworfenen Christen und Juden! Besinnt euch auf die uralte Tugend der Schonung des unterworfenen Gegners. Erinnert euch der humanitären Großtaten eurer Väter, die jahrhundertelang den verfolgten Juden Zuflucht und Schutz vor blutiger Verfolgung und Vertreibung durch die Christen gewährten! Denkt nicht in Jahren, denkt nicht in Jahrzehnten, denkt in Jahrhunderten! 1071 – 1453 – 2071!

Was ist der Unterschied zwischen der politischen Kultur Deutschlands bzw. der Europäischen Union und der Türkei?

Die offizielle Türkei bezieht neuerdings Kraft und Stärke auf die Besinnung auf militärische und kulturelle Großtaten, auf blutige Schlachten und prachtvolle Bauten, auf Toleranz und Großmut und Schonung des Feindes, mit denen die kulturelle Überlegenheit der Seldschuken, der Osmanen, der Türken und der muslimischen Völker  über das Abendland nachgewiesen wird.  In der Türkei kann auch nach der Reform des Paragrafen 301 des Jahres 2008 weiterhin jeder bestraft werden, der die unteilbare türkische Nation verunglimpft oder die Integrität der staatlichen Grenzen antasten will. Dies ist das einzige relevante Meinungsdelikt, das das türkische Strafrecht kennt. Eine Abspaltungsbewegung – etwa durch die 20 bis 25 Millionen Kurden – wird die Türkei niemals hinnehmen.

Deutschland hat dem fast nichts entgegenzusetzen außer der kulturellen Selbstverleugnung (wir wollen alle sein wie Pippi Langstrumpf) und der Pflege des Gedenkens an die zahlreichen Massenverbrechen, die die Deutschen von 1933-1945 begangen haben. Deutschland bosselt und baut unermüdlich weiter an seiner negativen Auschwitz-Theologie.  In Deutschland kann jeder bestraft werden, der den religiös überhöhten Holocaust, also den Inbegriff des Bösen, begangen vom Trägervolk des Bösen, also den Deutschen und nur den Deutschen, kontextualisiert, relativiert, leugnet. Dies ist das einzige politisch relevante Meinungsdelikt, das das deutsche Strafrecht kennt. Abspaltungsbewegungen – etwa „Wir Bayern wollen los von der Bundesrepublik“ – werden belächelt, aber nicht bestraft. Deutschen-Bashing, Christentums-Bashing ist in Deutschland voll OK. So wie man vor vielen Jahrhunderten im Abendland für Gotteslästerung bestraft werden konnte, kann man heute für Relativierung, Kontextualisierung oder gar – horribile dictu – Leugnung des Holocaust bestraft werden. Der Holocaust ist das factum absolutum der deutschen Geschichte.

So wie für die Christen die Kreuzigung und Auferstehung des Juden Jesus von Nazareth, also der „Monokaust“, die Tötung eines einzelnen, historisch benannten Menschen  der Kristallisationspunkt ihrer positiv nach vorn, in die Zukunft gerichteten Identität im Glauben geworden ist, droht der jüdische „Holokaust“ – das rituell-religiöse überhöhte Ganzopfer –  zum Kristallisationspunkt der prinzipiell negativ definierten deutschen Identität  zu werden. Diese rückwärtgewandte, der Kontextualisierung enthobene Fixierung auf die Vergangenheit lähmt die Eigenkräfte, bannt die Menschen im Selbstzweifel, verhindert Wachstum und Kultur, verhindert Schaffung des Neuen und Gestaltung der Zukunft.

Quelle:
Dan Bilefsky: On Screeen and Off, A New Turkish Pride. The New York Times International Weekly, Monday, November 12, 2012, page 6

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Analı babalı büyüsün (2) – Beste Bildungschancen dank flächendeckender Krippenbetreuung?

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Nov 132012
 

… und wieder ein trauriger, niederschmetternder Beleg für die Einsicht, dass nichts für die ganz kleinen Kinder wichtiger ist als der beständige, verlässliche Kontakt zu Mutter und Vater: einige Daten zur Kindheit einer Angeklagten, über die ganz Deutschland spricht. Ich will damit nichts beschönigen oder verharmlosen. Ich weise nur darauf hin, dass emotionale Verarmung eine schwere Hypothek für das gesamte spätere Leben sein kann. Im Leben fast jedes Straffälligen finden sich derartige brutale Einschnitte, Verluste der Mutter oder völliges Fehlen des Vaters. Besonders häufig ist in den Biographien von Gewaltverbrechern ein Versagen oder Fehlen des Vaters zu bemerken – etwa bei Andreas Baader oder Mohammed Merah! Hier ein Abschnitt aus der FAZ vom 07.11.2012:

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/rechtsextremismus/beate-zschaepe-die-frau-und-der-terror-11952155.html

[…] Ob ein rumänischer Kommilitone Beate Zschäpes Vater war, wurde nie richtig geklärt; dass später ihre Triebfeder der Hass auf Ausländer wurde, ist eine der vielen bestürzenden Facetten ihrer Biographie.

Der Säugling wurde von der Großmutter in Jena betreut, kam im Alter von zwölf Wochen in die Kinderkrippe. Noch im gleichen Jahr heiratete Annerose A. einen Jugendfreund aus der Nachbarschaft, der schon vor der Hochzeit das Kleinkind zu sich holte und zusammen mit seiner Mutter betreute.

Im Sommer 1976 beendete Annerose A. das Studium in Bukarest und kam nach Jena zurück. Die Ehe zerbrach. Für das Kleinkind setzte sich die familiäre Odyssee fort. Die Mutter heiratete wieder, das Kind erhielt den Namen des neuen Mannes; auch diese Ehe scheiterte. Es war eine Kindheit ohne emotionale Sicherheit, bis auf die Bindung zur Großmutter […]

Was folgt daraus? Der Zusammenbruch der frühkindlichen Bindung, das Fehlen von Mutter- und Vaterliebe, die Trennung der Eltern sind offenbar – für sich genommen – die größten Risikofaktoren für kleine Kinder überhaupt. Das Versagen oder das Fehlen der Väter scheint für sich genommen der häufigste Auslöser für Gewalt und Kriminalität zu sein.  Kaiser Friedrich Barbarossa ließ Säuglinge in einem Experiment den Ammen, den „Müttern“, wegnehmen, um herauszufinden, welche Sprache sie sprechen würden. Das Experiment scheiterte: alle Kinder starben. Ihnen fehlte die mütterliche Liebe. Fehlende Liebe in frühester Kindheit kann zum Tod der Seele führen, kann zum völligen Mangel der Empathie führen.

Sozialpolitisch wäre es das Wichtigste, die grundlegende Erfahrung der frühkindlichen Bindung, die verlässliche Bindung an eine einzige oder einige wenige Personen als Grundbedingung für Glück und gelingendes Wachsen zu würdigen, und zwar offenbar in den Lebensjahren 0-3. Nicht Krippe, nicht Kita, nicht „soziale Gerechtigkeit“ sind das wichtigste Rüstzeug der Kinder, sondern stete, verlässliche Bindung an Mutter (oder Mutterersatz) und Vater (oder Vaterersatz).

Eine Gesellschaft wie die unsrige, eine Schule wie die unsrige, die den Kindern fast gar nichts mehr über Vater und Mutter erzählt, über das Zusammenleben von Mama, Papa und Kindern, versündigt sich an ihren Kindern und verspielt die eigene Zukunft.Es reicht nicht, alle Buben und Mädchen im Geiste Pippi Langstrumpfs zu elternlosen  Mannfrauen oder elternlosen Fraumännern zu erziehen. Kinder brauchen Eltern, und zwar als Frau und Mann.

Mozart, Zauberflöte:

Mann und Weib
Und Weib und Mann
Reichen an die Gottheit an.

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Nov 122012
 

Sehenswertes, sehr gutes, sehr vielsagendes Video vom Tagesspiegel. Unbedingt ansehen:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/video-wir-bleiben-bis-die-mieten-sinken/7377576.html

Bezeichnend: 13 Cent Mietsteigerung/qm  pro Jahr wird im einfühlsam säuselnden Kommentar aus dem Off als unerträgliche soziale Härte ausgegeben. Das entspricht bei einer 60-qm-Wohnung einer Mehrbelastung durch Mietsteigerung von 7,80 Euro pro Monat, also Mehrausgaben von € 93,60 pro Jahr.  Lächerlich, so etwas als soziale Härte auszugeben. Das hat man mit einer einzigen Taxischicht locker wieder eingefahren.

Warum strengt sich Mehmet nicht an, etwas in dieser Höhe dazuzuverdienen? Dieses einlullende Vertrösten auf die Hilfe der gütigen Politik ist gefährliche Volksverdummung. Soll der Staat allen überall das Wohnen zu ewig gleichbleibenden Mieten zusichern? Das ist genau der vulgäre Kuschelsozialismus, der uns 60 Mrd. Euro Staatsschulden im Bundesland Berlin eingebracht hat. Abwegige Argumente, die hier den Betroffenen in den Mund gelegt werden.

„Wir bleiben, bis die Mieten sinken.“ „Keine Rendite mit der Miete!“ Das halte ich für unverantwortliches Opium für das Volk, was hier am Kotti veranstaltet wird.

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Wird Wohnen zum Luxusgut – oder brauchen wir eine Kultur des Weniger? Hart aber fair gefragt!

 Familie, Mieten, Sozialstaat  Kommentare deaktiviert für Wird Wohnen zum Luxusgut – oder brauchen wir eine Kultur des Weniger? Hart aber fair gefragt!
Nov 122012
 

6500 Wohnungen für 8000 Menschen plant der Berliner Senat derzeit zur Bebauung für das Tempelhofer Feld auszuweisen. Die offizielle Wohnungspolitik bekennt sich somit zugkräftig zur Versingelung der Gesellschaft. 1-2-Zimmer-Appartments für Alleinlebende werden verstärkt nachgefragt, also bedient der Senat dieses Bedürfnis der Bürger, indem er Bauflächen für diesen Wohnungstyp ausweist.

Wird Wohnen zum Luxusgut?“ So die Frage heute bei Hart aber fair in der ARD um 21.00 Uhr!

„Wir wohnten in den 60er und 70er Jahren zu sechst in einer Drei-Zimmer-Wohnung, Oma, Papa, Mama, wir drei Geschwister – es war wunderbar, wenn Oma erzählte, und als sie dann zum Pflegefall wurde, haben wir sie bis zum Tod gepflegt.“ Bilanz: 6 Menschen aus drei Generationen wohnten in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Die pflegebedürftige Angehörige wurde bis zum Tod mitgetragen. So erzählte mir eine Bekannte aus der alten BRD, aus Westdeutschland, als wir die furchtbar angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt besprachen.

Ja damals! Man rückte eben zusammen, man erzählte einander noch, man kümmerte sich umeinander, man ging sich gegenseitig auf den Wecker.

Immer wieder lasse ich mir von Freunden erzählen, wie sie früher wohnten.

Ergebnis: Zwar gab es in den Ländern unterschiedliche Durchschnittsgrößen der Wohnungen. Aber in allen Ländern des Warschauer Pakts und des Westens hatte der einzelne noch vor 30 Jahren erheblich weniger Wohnraum als heute, lebten erheblich mehr Menschen in Familien zusammen, lebten erheblich mehr Generationen in einer Wohnung. Der Anteil des Einkommens, der für das Wohnen und das Essen ausgegeben wurde, war ebenso hoch wie heute – oder sogar höher. Weit weniger Einkommensanteile als heute standen für Urlaub und Reisen, für Telephon und Fernsehen zur Verfügung. Man arbeitete länger und hatte weniger Geld zur freien Verfügung.

Wir Menschen wohnen heute im Luxus. Aber so was von Luxus! Der Staat fördert das Anspruchsdenken der verwöhnten Bürger, indem er sich an der Nase herumführen lässt. So als sei er, der Staat, für die Versorgung der Menschen mit „bezahlbarem Wohnraum“ verantwortlich. Unsinn. Der Staat ist selbstverständlich in Notzeiten, also etwa im Kriegsfall, bei den großen Vertreibungen und bei Naturkatastrophen, für die Unterbringung der Obdachlosen zuständig.

Aber in üppigen Wohlstandszeiten wie den unsrigen ist es, so meine ich, nicht Aufgabe des Staates, jedem einzelnen seine Traumwohnung in der Traumlage hinzustellen.

So bedient etwa der Staat diese Anspruchshaltung, indem er jedem Einzelstehenden unabhängig von seinem Einkommen Anspruch auf eine eigene Wohnung im Umfang von 45 qm zubilligt. Ein wunderbares Geschäft! Da lohnt es sich für alle Arbeitslosen doch, eine 1-Zimmer-Wohnung zu beanspruchen, statt mit nervigen Eltern oder pflegebedürftigen Großeltern zusammenzuleben. Und was machen die Leute dann mit der vom Sozialamt finanzierten Wohnung? Da haben sich blühende Geschäftsmodelle entwickelt.

Für die pflegebedürftigen Alten soll mal hübsch der Staat aufkommen. Die Familien des alten, jahrtausendelang gepflegten Typs werden nicht mehr gebraucht. Der Staat fördert derzeit mit seiner Sozial- und Wohnungspolitik aktiv die Auflösung der alten, intergenerationellen Familienverbände.

Ich meine, diesen Trend gilt es umzudrehen. Was gebraucht wird, sind arbeitsplatznahe, erschwingliche Wohnungen niedrigen Ausstattungsniveaus für Familien mit mindestens 2 oder drei Kindern und 1 oder 2 pflegebedürftigen älteren Angehörigen. Platz für Mehrzimmerwohnungen niedrigen Komforts mit kleinen Zimmern, die für Gehbehinderte und Demente erschließbar sind, sollte der Staat ausweisen. Die staatliche Begünstigung der zunehmenden Versingelung der Wohnformen halte ich für eine Sackgasse. Der Staat sollte diese Fehlentwicklung nicht noch mit Steuergeldern fördern. Die Singlehaushalte sind ökologisch und ökonomisch und klimapolitisch widersinnig. Der Staat sollte eher ein Interesse daran haben, dass die Mama, der Papa, die Oma, der Opa und mehrere Kinder in einem Haushalt zusamenleben, es sei denn, sie wollen es nicht und finanzieren sich den Luxus der Versingelung selbst.

Sozialpolitisch, haushaltspolitisch und klimapolitisch ist die Rückkehr zur Mehrgenerationenfamilie mit Einschluss mehrerer Kinder und der alten Pflegebedürftigen auf längere Sicht alternativlos. Ein Pflegebedürftiger kostet die Allgemeinheit – wenn  außerhalb der Familie gepflegt – etwa 2.700 bis 3000 Euro/Monat. Innerhalb der Familie geht es dem Pflegebedürftigen besser. Den Kindern wird die Sorge für die Alten vorgelebt, die Sozialkassen werden entlastet.

Ich bin gespannt, ob auch nur eineE TeilnehmerIn heute abend um 21 Uhr derart harte und faire Argumente sich anzubieten traut.

 Posted by at 12:22

Auch bühnenreif: der Umgang mit Akten auf der „linken“ und der „rechten“ Seite des Terrorismus

 1968, Rechtsordnung  Kommentare deaktiviert für Auch bühnenreif: der Umgang mit Akten auf der „linken“ und der „rechten“ Seite des Terrorismus
Nov 102012
 

Spannendes Belegmaterial für die geschichtliche Forschung ist im Berliner Reißwolf gelandet. Schade. Gerade brachte noch der SPIEGEL (Ausgabe 38/2012, S. 43) ein 1972 entstandenes Foto

a) des Anwalts Hans-Christian Ströbele,
b) seines ehemaligen Sozius, „Kumpels“ und späteren Mandanten Horst Mahler, und
c) des späteren Innenministers Otto Schily.

Und jetzt wird achtlos mit den Akten umgegangen, die Licht auf den gesamten braunen und roten Terrorismus der letzten Jahrzehnte hätten werfen können. Unverzeihlich. Was hätte man da noch für Funde machen können – zumal ja seit 2009 bekannt ist, dass die ostdeutsche Staatssicherheit den roten Terrorismus, in dessen Dunstkreis sich damals sowohl Ströbele als auch Schily bewegten, ab etwa 1955 in der Bundesrepublik gezielt mitfinanzierte und aufbaute. Unverzeihlich, zumal es für den Bundestagsabgeordneten Ströbele sicherlich eine Klärung seiner Vergangenheit gebracht hätte, wenn die verschlungenen, sich mehrfach überkreuzenden Pfade eines mehrfach die Seiten wechselnden Täters wie Horst Mahler – einschließlich aller Verbindungen und Verweise – hätten offengelegt werden können. Dass die Familie des von dem Stasi-Agenten Karl-Heinz Kurras erschossenen Studenten Benno Ohnesorg dann als Nebenklägerin durch ebendiesen Rechtsextremisten Horst Mahler, der Sozius von Ströbele gewesen war, anwaltlich im Prozess vertreten wurde, ist ein spannendes Geheimnis. Ein unentwirrbar veschlungenes Knäuel von Freundschaften, „Sozietäten“, Bündnissen, Abhängigkeiten, Verstrickungen.

Wie das alles zusammenhing, wird sich ohne diese jetzt vernichteten Akten kaum zweifelsfrei aufklären lassen. Denkbar und höchst wahrscheinlich ist eine Verschränkung von Stasi und RAF, aber ob und wie bestehende terroristische Netzwerke, zu denen etwa Horst Mahler gehörte, dann allmählich von rot auf braun, von linksextrem auf rechtsextrem umschalteten, ist völlig unklar. Gab es eine beständige terroristische Szene, die sowohl Links- wie auch Rechtsterroristen umfasste und in beiden früheren deutschen Staaten angelegt wurde? Einig waren und sind sich Links- wie Rechtsextremisten in vielem, etwa in der Ablehnung der staatlichen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland, in der Bejahung der Gewalt, in der Bekämpfung des „Systems“. Gab es da organisatorische Kontinuitäten?

Hier ein Artikel zu diesem Thema:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/affaere-um-aktenvernichtung-vorsatz-der-verdacht-liege-nicht-besonders-nahe/7372298-2.html

Also „entheftete“ im Juni der Referatsleiter, anfangs unterstützt von zwei Mitarbeitern, drei Tage lang stapelweise Akten. Allerdings nahm er sich die Kisten auf der linken Seite vor, die für das Archiv vorgesehen waren. Wieso, sei „nicht zu erklären“, sagte Feuerberg. Erinnern könne sich der Referatsleiter nur, dass es in den Akten unter anderem um den Rechtsextremisten Horst Mahler ging. Eine Verbindung zur NSU habe er nicht hergestellt. Am 29. Juni seien die Akten in der Bundesdruckerei vernichtet worden – wenige Tage bevor Berlins Verfassungsschutzchefin einen offiziellen Stopp für Vernichtungen derartiger Akten verhängte.

 Posted by at 21:11

Bühnenreifes Theater in der Berliner Notfallaufnahme

 Migration  Kommentare deaktiviert für Bühnenreifes Theater in der Berliner Notfallaufnahme
Nov 102012
 

Großes Theater in der Notaufnahme einer Berliner Vivantes-Klinik! Ich hatte vor wenigen Nächten eineN AngehörigeN in einem schweren medizinischen Notfall zu begleiten.

Plötzlich spitzte ich die Ohren! In druckreifen, offenbar auswendig gelernten  Sätzen führte um 1 Uhr nachts ein eben eingelieferter, putzmunterer  Patient wohl nordafrikanischer Herkunft in nahezu akzentfreiem Deutsch seine Rolle auf!

Den Pflegern und Ärzten, aber auch den ihn begleitenden Polizisten und mir rief er laut immer wieder Sätze des folgenden Typs zu:

„Ich möchte Ihren Vorgesetzten sprechen!“ „Ich verlange einen Anwalt!“ „Sie verletzen die Rechtsordnung des demokratischen Staates!“

„Sie verletzen hier das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Sie arbeiten gegen den Staat.“

„Ich habe ein Recht auf Anhörung!“

„Sie haben mir wehgetan.“

Und so weiter und so weiter. Ich sah diesen Mann, einen jungen, hellwachen, turnschuh-fitten, offenbar gut gebildeten Mann mediterranen Typs, dem nichts zu fehlen schien, sonst hätte er ja auch nicht seine wohleinstudierten Sätze so fehlerfrei aufgesagt. Er hatte es darauf angelegt, dass die WELT, also etwa ein Journalist, ihn hörte. Und die WELT – in diesem Fall ein zufällig Zeuge werdender Blogger – hörte ihn. Aber: Ich bin durchaus imstande, schlechtes Theater und Wirklichkeit zu unterscheiden!

Es war eine einstudierte Platte. Es dürfte sich um einen jener Menschen überwiegend kurdischen und afrikanischen Ursprungs gehandelt haben, die derzeit medienwirksam gegen die Residenzpflicht, gegen die Abschiebung in die Herkunftsländer, gegen das Sachleistungsprinzip, gegen den Rassismus, gegen die Isolationshaft des PKK-Chefs, gegen die rassistische Bundesrepublik Deutschland kämpfen, die ihnen noch die letzte Pappe unter dem Leib wegnimmt usw. usw.

Theater Theater! Die Residenzpflicht ist sinnvoll, die meisten Asylbewerber werden aus gutem Grund abgelehnt, weil sie kein Recht auf Asyl haben. Das Recht auf politisches Asyl ist ein Menschenrecht, das nicht missbraucht werden darf. Die wirklich politisch Verfolgten sind doch heilfroh, wenn sie erst einmal sicher in Deutschland untergebracht sind – egal ob im Heim oder in einer Wohnung!

Bühnenreifes Theater. Dem Mann fehlte offenkundig nichts. Wer so druckreife Sätze in einstudiertem Deutsch spricht, aber andererseits die einfachsten Fragen nicht beantworten kann, dem fehlt offenkundig nichts außer Deutschkenntnissen. Die Notärzte konnten nichts bei ihm feststellen. Unter lauten Protestrufen des „Patienten“ brachten die Polizisten den Mann wieder zurück.

Ich kenne das schon.

Es ist – so glaube ich persönlich – eine groteske Heuchelei, die sich da derzeit mal wieder abspielt, ob nun am Pariser Platz oder in der Notfallaufnahme der Klinik. Immer geht es darum, die Bundesrepublik Deutschland unter Zugzwang zu setzen, ihr die „rassistische Maske“ vom Gesicht zu reißen. Jeder Verweis auf das Rechtsstaatsprinzip wird kühl lächelnd in druckreifen, offenkundig vorher abgesprochenen  Sätzen beiseite gewischt.

Interessierte politische Kreise vor allem mediterraner, afrikanischer  und kurdischer Provenienz versuchen alles, um Genossinnen und Genossen in Scharen hier im Sozialsystem unterzubringen. Es hat früher funktioniert und wird auch weiterhin funktionieren, wenn der deutsche Staat sich medienwirksam erpressen lässt. Das wissen wir in Kreuzberg sehr gut.

Berlin ist natürlich das gelobte Bundesland, in dem man sich dann fröhlich und friedlich lachend wieder zusammenfindet.

Hier sollten die Politiker sich nicht ins Bockshorn jagen lassen.

Liestu ma hier:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-besetzung-der-nigerianischen-botschaft-fluechtlinge-klagen-berliner-polizei-an/7372032.html

 Posted by at 15:46
Nov 102012
 

Da lacht doch das Herz des Kreuzberger Bloggers! Katrin Göring-Eckardt als Spitzenkandidatin der Grünen nebst dem Ex-Kommunisten Jürgen Trittin! Das wirft die Frage auf: Kehrt urplötzlich das Religiös-Demokratische nach Deutschland zurück? Cooler Move!

Ich höre aus der Urwahl folgende Message ans Wahlvolk heraus: „Wenn ihr in der CDU zu wenig Christdemokratisches findet, wenn die CDU euch zu links, zu staatsdirigistisch, zu staatsgläubig ist, dann wählt halt die Partei der Chrismon-Autorin Göring-Eckardt!“ Katrin Göring-Eckardt, deren Gedanken über die „Kultur des Weniger“, über Philipp Melanchthon mich damals – ich las sie in in der Meister-Eckart-Stadt Erfurt – sehr beeindruckt haben!

Nach Gauck, nach Kretschmann, nach Fritz Kuhn, nach Cem Özdemir ist dies der nächste Coup der jungen wilden Neuen Konservativen, die die Linkspartei der Bündnisgrünen systematisch unterwandert haben oder aus der CDU-Familie abgewandert sind, – bzw. der CDU verlorengegangen sind! Gauck, Göring-Eckardt, Özdemir, Kuhn, Kretschmann, Rezzo Schlauch, Matthias Filbinger, der Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten Filbinger, hätten eigentlich in der CDU Platz finden oder wiederfinden müssen, hätten von der CDU demütig bittend ab- und angeworben werden müssen. Das sind doch alles astreine Wertkonservative! Die könnten Bände erzählen, warum sie nicht zur CDU gegangen sind. Die CDU sollte die genannten Persönlichkeiten – nebst Sarah Wagenkecht – zur Beratung bitten, die wäre goldwert! Allerdings kann man die Politik-Beratung auch kostenlos haben, wenn man die öffentlichen Äußerungen dieser Männer und dieser Frauen sorgfältig liest, fleißig bespricht und kundig-demütig deutet. Teure, aufgebrezelte  Kommunikationsagenturen sind voll überflüssig.

Wie bitte? Jawohl. Sarah Wagenknecht von der Linkspartei, die sich neuerdings ebenfalls zum Ideal der Nächstenliebe bekennt, die Goethes Faust II zustimmend liest und neu deutet, die ausdrücklich mehr Marktwirtschaft im Geiste Ludwig Erhards einfordert!

Es passt ins Bild, dass neuerdings der Charlottenburger, direkt gewählte grüne Bundestagsabgeordnete von Friedrichshain-Kreuzberg redlich dazu steht, bereits 1967 nach römisch-katholischem Ritus in der Kathedrale Unsere Liebe Frau zu Paris vor Gott und den Menschen den Bund der Ehe geschlossen zu haben, was Ehe auf ewig bindet. Dies ist zu verstehen als ein öffentliches Bekenntnis zum religiösen Ritual, ein verbindliches Eintreten für die geistliche Dimension der Politik und des Privatlebens, ein klares öffentliches Bekenntnis zum europäischen Christentum, das der säkulare Christ (ich würde ihn so nennen) Hans-Christian Ströbele damit vollzieht.

Was den Charlottenburger direkt gewählten grünen Bundestagsabgeordneten allerdings nicht daran hinderte, den Saal des Bundestages zu verlassen, als „unser Heiliger Vater“, wie er sagte, zu reden anhub, denn „unser Heilger Vater“ hatte sich nicht beim grünen Bundestagsabgeordneten entschuldigt für all das, was im Namen der Kirche den Armen und Elenden dieser Welt angetan worden war.  Es passt ins Bild, dass er sich redlich zu seinem schönen richtig großen Family-Van Volkswagen Touran bekennt.   Auch im grün regierten Friedrichshain-Kreuzberg ist genug Platz für Family-Vans. Kein grüner oder roter oder schwarzer VW Touran muss hier bei uns an den Bezirksgrenzen abgestellt werden. Platz genug für Autos, Autos, Autos, Platz genug für das heilige Blechle der Deutschen ist überall.

Ganz ähnlich bekennt sich der säkulare deutsche Grünen-Politiker Cem Özdemir öffentlich zum uralten, abrahamitisch-jüdisch-muslimischen schmerzensreichen religiösen Ritus der Knabenbeschneidung, dem er selbst unterworfen wurde und den er als Kirve – Kirve bedeutet Gevatter – auch weiterhin mitträgt und an die nachwachsende Generation weitergibt.

Somit dürfen wir ausrufen: 2013 wird sehr spannend für die CDU und ihre drei direkten Konkurrenzparteien (Grüne, FDP, Linke), die ihr neuerdings versuchen, das christlich-demokratische Wasser abzugraben –  und sehr eng für die SPD!

Ich empfinde es als einen Segen, wenn sich die Linkspartei und die Grünen mit der CDU um die Erbschaft der Gründungs-CDU (aus dem sehr fernen Jahr 1946) streiten, wenn sie gemeinsam um die rechte Auslegung des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland aus dem furchtbar fernen Jahr 1949, gemeinsam um Maß und Mitte im Leben des Menschen ringen!

Es lebe die deregulierte, liberalisierte Marktwirtschaft des freien Wortes! Konkurrenz um das Christlich-Demokratische, bzw. das Religiös-Demokratische, um das Wertkonservative belebt das Geschäft, macht müde Männer munter!


Weiterführendes Schrifttum:
http://www.taz.de/Ergebnis-Gruenen-Urwahl/!105276/
„Ich bin nicht müde“. DER SPIEGEL 38/2012, S. 42-44
Cem Özdemir: „Ein schmerzhaftes Ritual“. In: ders.: Die Türkei. Politik, Religion, Kultur. Weinheim 2008, S. 237-239

 Posted by at 13:46
Nov 072012
 

Immer wieder treffe ich Menschen, die sich zum Gedanken der Rechtsstaatlichkeit, zum Nein zu Rassismus und  Antisemitismus und zum Gedanken der Gewaltlosigkeit bekennen.

Ich selbst gehöre ebenfalls zu diesen Menschen und freue mich über jeden, der diese Grundüberzeugungen teilt.

Ich sage Ja zur Rechtsstaatlichkeit und zum Grundgesetz, ich sage ein entschiedenes Nein zu Rassismus und Antisemitismus, ich sage Ja zur Gewaltlosigkeit.

Was bedeutet das? Rechtsstaatlichkeit bedeutet nichts anderes, als dass man sich dazu bekennt, dass es in unserem Land nach Recht und Gesetz zugehen soll. Das Recht, verkörpert in der vom gewählten Parlament verfassten Rechtsstaatlichkeit, steht über dem, was der einzelne hier und da für das ihm zustehende Recht halten mag. Die Rechtsstaatlichkeit verlangt, dass der einzelne Bürger auf bewussten Rechtsbruch verzichtet.

Gewaltlosigkeit bedeutet, dass die einzelnen Bürger darauf verzichten, körperliche Gewalt anzuwenden. Sie treten die körperliche Gewalt an den Rechtsstaat ab, von den Fällen der Notwehr gegen gewalttätige Angriffe abgesehen.

Ein klares Ja  zum Einsatz von Gewalt, ein Nein zum Grundgesetz und ein entschiedenes Ja zum Rechtsbruch bezeugte wieder und wieder der deutsche Studentenführer Dr. Alfred Willi Rudi Dutschke (* 7. März 1940 in Schönefeld bei Luckenwalde; † 24. Dezember 1979 in Aarhus, Dänemark). Die entscheidenden Belege kann man beispielsweise hier finden:

Wikipedia: Rudi Dutschke

Grundgedanke Dutschkes zur Rechtfertigung von Rechtsbruch und Gewalt war: Da der Kapitalismus gewaltsam alle Lebensverhältnisser durchdrungen habe, müsse man Gewalt und Rechtsbruch begehen, um ihn abzuschaffen und alle Völker und die Erde insgesamt von der Ungerechtigkeit und Gewaltförmigkeit des Kapitalismus zu befreien und zum wahren Sozialismus zu führen. Deshalb bekannte Dutschke sich mehrfach, darunter auch in einem berühmten Fernsehinterview des Jahres 1967, eindeutig zum Einsatz von Gewalt: „Wir dürfen von vorneherein nicht auf eigene Gewalt verzichten.“

Die Kreuzberger Rudi-Dutschke-Straße, an der ich täglich vorbeiradele,  zollt diesem wichtigen deutschen Studentenführer ehrerbietigen Tribut. Dutschke kann und soll mit Fug und Recht als Befürworter der Gewalt und des Rechtsbruches in der politischen Auseinandersetzung erinnert werden. Man muss und soll seine Schriften und Reden im Zusammenhang lesen, studieren, diskutieren, wie die aller anderen Studentenführer und Meinungsführer und Wortführer des 20. Jahrhunderts auch: Lenin, Trotzkij, Stalin, Mao, Alfred Rosenberg, Che Guevara, Mussolini, Giovanni Gentile, Pier Paolo Pasolini e tutti quanti

Die Frage ist nun: Sollte man die Rudi-Dutschke-Straße umbenennen, bloß weil Dutschke sich vielfach entschieden gegen die Rechtsstaatlichkeit, gegen die Gewaltlosigkeit und für Gewalt und für Rechtsbruch ausgesprochen hat?

Eine Frage, die erlaubt sein muss! Soll man Straßen umbenennen, die nach Befürwortern von Gewalt und Rechtsbruch oder auch beispielsweise nach Befürwortern  des  Antisemitismus benannt sind?

Ich würde sagen: Straßenumbennungen sind OK, solange es gewaltfrei und rechtsstaatlich dabei zugeht!

In der Tat:  Die Frage, ob die Treitschke-Straße umbenannt werden soll, muss erlaubt sein! Denn der deutsche Historiker und Wortführer des Antisemitismus Heinrich von Treitschke sprach sich dagegen aus, die Juden als gleichberechtigte Staatsbürger anzuerkennen. Er kann mit Fug und Recht als ziemlich übler Antisemit bezeichnet werden.

Hochspannende Debatte, die da gerade in Steglitz-Zehlendorf läuft!

http://www.tagesspiegel.de/berlin/umbenennung-der-treitschkestrasse-experte-kritisiert-anwohner-entscheid/7348552.html

Zunächst einmal lohnt sich das genaue Studium des Treitschke-Aufsatzes: „Unsere Aussichten“. Man findet ihn  hier:

http://www.gehove.de/antisem/texte/treitschke_1.pdf

 Posted by at 12:10
Nov 072012
 

Vor zwei Tagen fragten wir, ob nach „Ich liebe die deutsche Sprache“ ein weiterer Tabubruch in der Presse eintreten könnte – nämlich dass jemand mit der Aussage: „Ich liebe Deutschland“ zitiert werden könnte.

Und dieser echte Tabubruch ist gestern tatsächlich erfolgt!

Ich liebe Deutschland“ wird in Spiegel online ein Mensch zitiert. Sen-sa-tio-nell! Einerlei, ob die Äußerung nun so gefallen ist oder nicht, es bleibt bemerkenswert, dass ein deutsches Nachrichtenmagazin sich nicht scheut, diesen Satz zu zitieren.

Aber lest selbst, empört euch selbst:

http://www.spiegel.de/panorama/austausch-zwischen-china-und-deutschland-a-865578.html

Ich selbst habe ebenfalls keine Scheu den Satz zu sagen: Ich liebe Deutschland. Jawohl, ich bin gerne ein bayrisch-schwäbisch-schlesisch-polnischstämmiger Deutscher. Ich bin stolz darauf, ein deutschstämmiger Europäer zu sein!

Ich sehe es als meine Aufgabe an, das Gute an und in Deutschland und Europa zu fördern. Sich zur eigenen Nation, zur eigenen Herkunft  zu bekennen – auch im Guten, nicht nur im Schlechten – darf doch nicht tabu sein. Auch wenn man sich hier in Friedrichshain-Kreuzberg damit oft wie auf einem untergehenden Schiff oder besser Floß fühlt. Hier wird eher die Verleugnung des Deutschen erwartet, gefördert und gefordert.

Na und lest mal  in den Schriften und Reden des triumphal wiedergewählten amerikanischen Präsidenten nach, wie stolz er darauf ist, der großen amerikanischen Nation anzugehören! Da könnt ihr euch aber aufregen! Er ist – wie er immer wieder betont hat – stolz darauf, Amerikaner zu sein und diese Zugehörigkeit zur Nation nach innen und auch nach außen zu vertreten. Vietnamkrieg hin, Indianervertreibungen her, dem Klimawandel zum Trotz.  Glückwunsch, Mr. President!

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Gewalt fängt in der Sprache an, oder: Na, heute schon gegendert?

 Deutschstunde, Donna moderna, Jugendgewalt, Kinder, Mobbing in der Schule  Kommentare deaktiviert für Gewalt fängt in der Sprache an, oder: Na, heute schon gegendert?
Nov 062012
 

Der Rapper Sido hat seine große Chance ergriffen und im österreichischen Fernsehen hinter bzw. nach laufenden Kameras dem Reporter Dominic Heinzl bescheinigt, seine Mutter sei eine Prostituierte, und das Argument schlagkräftig untermauert.

Eine beispiellose Karriere, die das Wort Hurensohn gerade im gesamten deutschen Sprachraum durchmisst!

Zu den verblüffendsten Gewalterfahrungen, die wir Eltern hier in Berliner Bezirken gemacht haben, gehört, dass  ältere Mädchen sich in Gruppen an einzelne kleinere Jungen unter 10 heranmachen, diese bespucken, schlagen und beschimpfen. Das gab es vor 10 Jahren aber noch nicht.

Ein jüdischer nichtdeutscher Vater, mit dem ich bekannt bin, beschwerte sich daraufhin bei der Mutter. Er wurde von der Mutter sofort als Rassist beschimpft.

Das Schimpfwort Rassist liegt auf 2. Position der beliebtesten Schimpfwörter.

„Hurensohn!“ ist derzeit mit Abstand das häufigste Wort, das dann fällt. Hurensohn ist weit häufiger als Rassist. Ich selbst habe es ebenfalls gehört, wurde selbst auch von Unbekannten ohne jeden Anlass im Vorbeifahren als Hurensohn bezeichnet.

Frauenemanzipation funktioniert!

Wo bleibt hier die angebliche Unterwerfung der Frau in Herkunftskulturen unter den Mann? Ich erlebe die Mädchen hier als sehr selbstbewusst! Die älteren Mädels schimpfen wie ein Mann, mindestens gegenüber kleinen Jungs vor der Pubertät.

Kürzlich rief ein zehnjähriger Junge im Laufe einer Prügelei mit den weit älteren und größeren Mädchen zurück: „Ihr seid selber Hurensohn!“

Grotesk, ein falscher Satz! Überlegt fein, liebe Kinderlein! Was ist die richtige Antwort auf diese Beschimpfung?

Ich weiß es nicht … Gibt es von Hurensohn ein Femininum? Oder muss mann „Schlampe“ zurückrufen?

Eines ist sicher: Es ist in weiten Kreisen von Berlins Jugendlichen eine erschreckende Verrohung eingetreten. Der Fall Jonny K. ist ein Beleg dafür. Ich würde Ausdrücken wie Hurensohn sofort entgegentreten. Migrantenbonus hin, Migrantenbonus her. Ich würde es nicht zulassen, dass ältere Mädchen einen einzelnen kleineren „unbeschnittenen“ oder „beschnittenen“ Jungen bespucken, schlagen und sich mit ihm prügeln. Da darf es auch keinen Migrantinnenbonus geben.

Dennoch wollen wir die Kirche im Dorf lassen: Die allermeisten Morde werden weiterhin von Männern begangen. Weltweit werden 90% aller Morde von Männern begangen. Die Gene sind ja bei allen Männern mehr oder minder gleich. Die sozialen und ethnischen Täterkreise bei schwerer Gewaltkriminalität bleiben im wesentlichen dieselben. Auch bei unseren Kreuzberger Morden der letzten Jahre waren es ausschließlich Männer, die andere Männer bzw. die eigene Ehefrau, die eigene Cousine, die eigene Schwester ermordet haben. Und zwar wegen verletzter Ehre. Auch hier sollte es keinen Migrantenbonus geben. Der eine Mörder kam nach zweieinhalb Jahren Jugendstrafe wieder frei – und mordete erneut. Hier in Kreuzberg. 200 Meter entfernt.

Es ist für mich als Betrachter unfassbar, wie ahnungslos der deutsche Staat massivste Frauenunterdrückung, Polygamie und Gewalt in migrantischen Kreisen deckt und finanziert. Wer spricht eigentlich noch davon? Solange die Presse da war, hielten sie alle im Kreuzberger Innenhof ihre Gesichter in die Kameras. „Frauen, holt euch Hilfe!“ Wer hat diese Schilder noch im Kopf?

An der „beispiellosen“, „rassistischen“ „Gewaltserie“, wo eine „rechtsterroristische Untergrundbande“ über „Jahrzehnte“ hinweg „zahllose“ „Massenmorde“ verüben konnte, haben sie alle einen Narren gefressen. Damit beweisen sie, dass Deutschland eine rassistische Gesellschaft ist, dass das deutsche Recht rassistisch ist.

„Das Problem heißt Rassismus!“ Mit dem Vorwurf, Deutschland sei ein „durch und durch rassistisches Land“, ein Land, in dem Migranten, Ausländer, Asylanten, Flüchtlinge „keinerlei Rechte“ hätten, bringen einige interessierte Kreise die Bundesrepublik Deutschland höchst gezielt in Misskredit. Sie stellen Deutschland in eine Linie mit Polizeistaaten wie etwa Iran, China, Saudi-Arabien oder Nordkorea. Sie bringen die Migranten gegen unser „rassistisches“ System, gegen unsere „rassistische“ Gesellschaft gezielt in Stellung.

Die kurdischen und die sonstigen Asylbewerber, die das Residenzgebot missachten, werden hier in Berlin gezielt eingesetzt, um den Binnenkonflikt der Türkei und die Konflikte anderer Länder nach Deutschland zu verpflanzen.

Die meisten deutschen Politiker der Linkspartei und der Bündnisgrünen merken gar nicht, vor welchen – meist türkischen – Karren sie hier gespannt werden. Sie merken nicht, dass der türkische Staat alles tut, damit wir Deutschen die Kurden, die Tscherkessen usw. endlich zu guten Türken umerziehen. Den deutschen Politiker Cem Özdemir nehme ich allerdings von diesen Vorwürfen ausdrücklich aus.

Zurück zur Ausgangsfrage:

Ein Femininum für Hurensohn brauchen wir nicht. Ich bin für Erziehung zur Gewaltfreiheit. Gewalt fängt in der Sprache an. Ich habe deshalb meinem Sohn Beschimpfungen wie Hurensöhnin oder Rassistin verboten.

Erziehung zur Gewaltfreiheit muss in der Familie und in der Kita, in der Schule und auf Spielplätzen einsetzen.

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„Deutsch sprudelt aus mir heraus. Ich liebe diese Sprache“

 Das Gute, Deutschstunde  Kommentare deaktiviert für „Deutsch sprudelt aus mir heraus. Ich liebe diese Sprache“
Nov 052012
 

„Deutsch sprudelt aus mir heraus. Ich liebe diese Sprache, mit deren Worten ich gerne spiele und vor der ich großen Respekt habe.“

Wie cool ist das denn. Wieder so ein Tabubruch der neuen Konservativen! Eine Liebeserklärung an die deutsche Sprache in reinstem, grammatisch einwandfreiem Hochdeutsch, ja darf denn so etwas sein, mitten in Berlin?

Noch sind wir nur einen Schritt davon entfernt, dass irgendjemand öffentlich bekennt: „Ich liebe Deutschland. Ich lebe gern in Deutschland. Ich freue mich Deutscher zu sein. Ich finde Deutschland und die Deutschen grundsätzlich auch nicht schlimmer, nicht böser als Iran und die Iraner, Frankreich und die Franzosen, Saudi-Arabien und die Saudi-Araber, als China, Russland, Ukraine, England, Botswana, die Türkei, Kuwait, die USA, Indonesien!“ Dies wäre der letzte, der gefährlichste Tabubruch, eine Liebeserklärung an ein so böses, so dunkles Land wie Deutschland!

Ich fand diesen echten Tabubruch, diese Liebeserklärung an die deutsche Sprache heute in der taz auf S. 14 unter dem Titel „Mein Leben in der Fremde“.

Ich selbst liebe die deutsche Sprache ebenfalls, und ich finde es schade, dass in Deutschland so oft viele lieber grottenschlechtes Englisch als handelsübliches Deutsch sprechen. Why? Die deutsche Sprache als solche ist doch nicht böse, und sie ist auch nicht hässlich, wie viele hypermodern aufgestylte, aufgebrezelte Deutsche durch ihre Missachtung ihrer Muttersprache unter Beweis stellen, indem sie alles ablehnen, was vor etwa 1980 in Deutschland gedacht, gesagt, getan, geredet, gedichtet und gelitten wurde.

Die deutsche Sprache verdient Achtung, Pflege und Hege, Liebe und Zuwendung – auch und gerade in Deutschland.

Denn nur über eine gemeinsame Sprache können die Menschen in diesem Land zueinander finden.

Diese überquellende Kraft der Sprache, die enthüllende Kraft der Sprache fasst ein anderer Mensch einmal in folgende Worte:

Wes das Hertz vol ist / des geht der Mund vber. Ein gut Mensch bringt guts erfür / aus seinem guten schatz des hertzen. Vnd ein böser Mensch bringet böses erfür / aus seinem bösen schatz.

Die zweite Erklärung zum Urquell der Sprache stammt aus der Feder Martin Luthers und letztlich von Jesus. Er meint damit wohl: Nicht die Worte sind böse, nicht die deutsche, die griechische, lateinische, türkische oder die aramäische Sprache sind böse, sondern der einzelne Mensch in seinem Herzen.

Gutes wie Böses lässt sich in tausend Sprachen sagen. Die Sprachen – ob nun Griechisch, Hebräisch, Türkisch, Deutsch oder Englisch – sind ein Schatz, aus dem Gutes wie Böses sprudeln kann.

Quellen:
Kübra Gümüsay: Mein Leben in der Fremde. taz Berlin, 05.11.2012, S. 14
Neues Testament, Matthäus-Evangelium, Kap. 12, Vers 35, hier  in der Übersetzung Martin Luthers

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Kehren plötzlich die Wertkonservativen nach Deutschland zurück?

 Konservativ  Kommentare deaktiviert für Kehren plötzlich die Wertkonservativen nach Deutschland zurück?
Nov 022012
 

Einen überragenden Beitrag zur Selbstvergewisserung und Bestimmung wertkonservativer Überzeugungen in der Moderne leisten seit mehreren Wahlgängen einige unbeugsam-trutzige südwestdeutsche Männer, unter ihnen vor allem natürlich Winfried Kretschmann, dem wir aus Kreuzberg zum Amtsantritt als Bundesratspräsident gratulieren, Rezzo Schlauch, dessen jahrzehntelanges Ackern in den Furchen des Ländles erfolgreich gekrönt wurde, Cem Özdemir, der in überzeugender Weise die Werte von individueller Freiheit, Traditionsbindung und Personalität vorlebt, und selbstverständlich auch Fritz Kuhn, der es geschafft hat, die Porsche- und Daimlerstadt Stuttgart für eine bessere Fahrrad-Infrastruktur zu begeistern.

Winfried Kretschmann, der Mann, der nach dem rechten Maß, nach der Mitte  im Leben des Menschen sucht, der Mann, der wider alle Ratschläge der Kommunikationsexperten einmal bekannt hat: „Ich stehe zur katholischen Kirche“, der Mann, der sich als inspiriert durch die attische Polis-Demokratie erklärt, der mit voller Leidenschaft das Grundprinzip der katholischen Soziallehre vertritt, nämlich die Subsidiarität, ähnelt in vielerlei Hinsicht dem anderen großen Christdemokraten unserer Tage, nämlich dem Bundespräsidenten Joachim Gauck. In Gauck und Kretschmann betritt plötzlich wieder eine fast verschollene politische Grundrichtung die Bühne, die jahrzehntelang in Deutschland offen fast nicht mehr zu hören war – nämlich das in voller persönlicher Überzeugung vorgetragene Bekenntnis zum christlichen Glauben als treibender Kraft im politischen Alltagsgeschäft, also genau jene Grundhaltung, die im furchtbar weit enfernten 1946 zur Gründung der CDU führte.

Cem Özdemir ist ebenfalls ein herausragender Vertreter einer im engeren Sinne  wertkonservativen Politik. Liest man etwa sein Buch über die Türkei, wird man aus dem Staunen kaum herauskommen: Özdemir wendet sich liebevoll, aber doch auch kritisch den Bindungen an Familie, Herkunft, Sprache, Religion, Sitte und Volkstum zu. Alles schwer aufgeladene Begriffe, die heute kaum jemand mehr in den Mund zu nehmen wagt! Familie, Herkunft, Sprache (besser: Sprachen), Sitte, Religion, Legenden, Sagen, Märchen, Sprichwörter, Volkstümliches  – das sind riesige Themenfelder, die systematisch heute von keiner deutschen politischen  Partei beackert werden! Selbstverständlich spielt auch der ökologische Gedanke eine gewisse, wenngleich untergeordnete Rolle, auch ein Özdemir ist schließlich ein Kind unserer Zeit. Aber entscheidend bleibt Özdemirs klares Bekenntnis zu den im deutschen Grundgesetz niedergelegten Werten der Freiheit und der Bindung an Herkunft. Zukunft braucht Herkunft!

Fritz Kuhn ist ebenfalls als Neuer Konservativer zu nennen, der seinen Namensvetter Fritz Hölderlin an herausgehobener Stelle zitiert. Stuttgart, eine Ode Friedrich Hölderlins!  – Eine Liebeserklärung an die Heimat. Kuhn möchte, dass Hölderlins Liebeserklärung an diese Stadt wieder Wirklichkeit werde. Er ordnet seine Politik dem Heimatgedanken unter. Heimat, das ist etwas, was sich aus der Besinnung auf die Herkunft speist und Zukunft hegt – um unserer Kinder willen. Persönliche Freiheit und persönliche Verantwortung nennt Kuhn ausdrücklich  als die zentralen Werte seines politischen Handelns, nicht anders als Joachim Gauck. Auch das im besten Sinn „Nationale“, also das Herkunftsgeprägte, feiert somit in Fritz Kuhn seine scheue Auferstehung.

Kaum ein anderer hat diesen zutiefst wertkonservativen Ansatz besser in Worte gefasst als Rezzo Schlauch, der mit Stolz den altdeutschen Namen eines mittelalterlichen Ritters trägt. Er kümmerte sich auch um die konventionelle Landwirtschaft, er sprach von Marktwirtschaft in Zeiten, als fast niemand mehr von Markt sprechen wollte. Gerade heute, wo so viele Bereiche staatlicher Lenkung durch die höhere Ebene unterworfen werden, von der Energiewende bis zur Eurorettung, verlangt ein Bekenntnis zur Marktwirtschaft Mut und Rückgrat.

Winfried Kretschmann, Rezzo Schlauch, Cem Özdemir und Fritz Kuhn kümmern sich auch nicht um die Frauenquote. Sie unterwerfen sich ihr nicht. Sie drehen dem Präsentismus des A-la-mode-Politikbetriebes eine lange Nase. Sie haben drei Jahrzehnte geackert gegen alle Widerstände in ihrer Partei. Und jetzt fahren sie die Ernte ein. Als Quadrumvirat sind sie schwer zu schlagen. Sie haben erfolgreich ein neues Kapitel im Konservatismus der Bundesrepublik Deutschland aufgeschlagen.

Und sie haben die Generationen der Väter und Großväter mit den umtriebigen, selbstgerechten, zornigen Kindern versöhnt.

Dem Volk scheint es zu gefallen. Die hohe Zustimmung, welche etwa die Christdemokraten Joachim Gauck und Winfried Kretschmann genießen, deutet darauf hin, dass der Gedanke des dezidiert Christdemokratischen noch lange nicht tot ist. Er schien vielleicht tot, aber er schlief nur, wie es bei Markus 5, 39 heißt.

Recht so, Rezzo. Chapeau.

Hinweis zum Weiterlesen:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article110317692/Buergerliches-Lager-steht-Gruen-naeher-als-der-Union.html

Cem Özdemir: Die Türkei. Politik, Religion, Kultur. Beltz Verlag,  Weinheim 2008

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Analı babalı büyüsün – es möge mit Mutter UND Vater aufwachsen!

 Analı babalı, Entkernung, Familie, Frau und Mann, Rechtsordnung  Kommentare deaktiviert für Analı babalı büyüsün – es möge mit Mutter UND Vater aufwachsen!
Nov 012012
 

„Analı babalı büyüsün! Es möge mit Mutter und Vater aufwachsen.“ Der tscherkessischschwäbischstämmige Deutsche Cem Özdemir erzählt aus seinen Heimaten – auch mithilfe von Sprichwörtern, auch mithilfe von eigenen Erlebnissen.  „Es möge mit Vater und Mutter aufwachsen“, dies kann der allererste fromm Wunsch sein, den ein neugeborenes Kind in Deutschland oder in der Türkei zu Ohren bekommt. Warum?

Uralte Weisheit der Völker steckt in diesem Spruch, die Einsicht nämlich, dass es für ein Kind nichts Schrecklicheres gibt, als seine Eltern zu verlieren, oder ganz ohne mütterliche und väterliche Liebe aufzuwachsen.  Besser gesagt: Es ist für ein Kind ein nur schwer wettzumachender Nachteil, ohne Mutter und ohne Vater aufzuwachsen. Das Wichtigste für die Winzlinge sind Mutterliebe und Vaterliebe. Eine gute Mutter und ein guter Vater sind die entscheidenden Voraussetzungen für Leben und Überleben, für Vertrauen und Glück der Kinder.

„Ach so eine Mutter wie dich möcht ich auch haben!“ Diesen Wunsch erzählte mir einmal eine bayrischstämmige Schülerhelferin über ein Mädchen, das sie unter ihre Obhut genommen hatte. Was war geschehen? Die Schülerhelferin hatte das Mädchen gefragt: „Wie geht es dir? Soll ich dir einen Tee machen?“  „Ach so eine Mutter wie dich möcht ich auch haben! Nie hat mich meine Mutter gefragt, wie es mir geht oder ob ich einen Tee haben möchte!“, erwiderte das Mädchen. Dem Mädchen fehlte die Erfahrung der sorgenden, der zugewandten Mutter. Die Schul- und Lernschwierigkeiten waren nur Ausdruck des tiefer liegenden emotionalen Mangels.

Warum haben Max und Moritz eigentlich keinen Vater?„, fragte mich einer meiner Söhne einmal, nachdem wir das bekannte Kinderbuch einmal gelesen hatten. Tja, warum sind sie so geworden, wie sie geworden sind? Offenbar wuchsen sie beide ohne Vater und ohne Mutter auf – jedenfalls weiß Wilhelm Busch nichts von den Eltern zu berichten.

Zurück zur Politik! Berlin kommt nicht zurande mit seinen Intensivtätern. Woran scheitert Integration und „Re“-Sozialisierung nach der Haftentlassung? „Es fehlt ein zentral Verantwortlicher„, so fasst Claudius Ohder, Professor für Kriminologie an der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht eine Erkenntnis seiner Studie zusammen. Darüber berichtete gestern die Berliner Morgenpost. Die wohlgemeinte Batterie an Maßnahmen zersplittert, die Bespaßung des Straftäters verpufft im unpersönlichen Nirwana.

Ich halte diese Erkenntnis für grundlegend.  Den gewalttätigen Kindern und Jugendlichen, denen ich in Kreuzberg im Alltag begegnet bin, mit denen ich sprach, fehlte genau dies in ihrer Kindheit: der zentral Verantwortliche, also die männliche Autorität, die ihnen treusorgend und liebend-streng auf die Finger schaut, also der Vater.

Was kann man da machen? Nachholende Sozialisierung, die nachholende Vatererfahrung ist der einzige Weg, um habituell straffällige Jugendliche, die sogenannten „Intensivtäter“, vom Pfad der Kriminalität und der Gewalt abzubringen. Von daher die zentrale Bedeutung eines einzigen, über Monate und Jahre verlässlich gleichbleibenden, männlichen Ersatzvaters oder Vaterersatzes. Anti-Gewalt-Training, teure Gratis-Bootsausflüge, Psychotherapie usw. usw., alles nicht verkehrt. Aber von entscheidender Bedeutung scheint mir das innere Wachsen, die innere Umkehr in der Seele des Straftäters zu sein. Und dafür ist der Auslöser eine und nur eine quasi-väterliche Person.

Eine Gefahr der vaterlosen Familie, wie sie sich insbesondere als Normalfall in gewissen sozial Umfeldern – begünstigt durch unseren leicht auszubeutenden Sozialstaat – herausgebildet hat, liegt in dem Fehlen eines zentralen Verantwortlichen und in der daraus enstpringenden Überforderung der Mütter.

Gewaltkriminalität bei den Männern, Drogensucht der Väter, polygame Mehrfachehen, episodisch wiederkehrende Gewalt- und Missbrauchserfahrungen in den Rest- oder Rumpffamilien führen zum Abdriften in die kriminelle Karriere,  verhindern in vielen Fällen das allmähliche Hernwachsen und Ausreifen der Persönlichkeit, des Gewissens, der Einfühlung. Bezeichnend dafür ist, dass die Mörder oftmals keinerlei Reue zeigen oder jede Verantwortung ableugnen oder einfach weiterschieben. Das fällt gerade bei den sogenannten Ehrenmorden auf, von denen wir einige hier in Kreuzberg zu beklagen hatten.

So geschah es bei den jüngsten Morden bei uns in Kreuzberg „um die Ecke“, so scheint es auch jetzt bei der Ermordung des Jonny K. zu sein, so war es offenbar auch bei den Morden des NSU.

Das Heranführen von Mädchen und Jungen an eine spätere, verantwortliche Elternschaft ist von entscheidender Bedeutung für das Wohlergehen und sogar den Fortbestand unserer Gesellschaft.

In den Familien und in den Schulen müssen Mädchen auf ihre spätere Rolle als Mutter, müssen Jungen auf ihre spätere Rolle als Väter vorbereitet werden. Dies geschieht heute in viel zu geringem Maße!

Man schaue sich nur einmal die üblichen Lesebücher und die Ethik-Lehrbücher daraufhin an! Gute Väter, gute Mütter kommen praktisch nicht darin vor. Den Kindern und offenbar auch unserer Gesellschaft fehlt jedes Leitbild, wie ein guter Vater oder eine gute Mutter sein sollte.

„Der STAAT muss einspringen!“ So die große, verhängnisvolle Selbsttäuschung  der deutschen Gesellschaft.

Hören wir auf die Weisheit der Märchen, der Religionen, der Sprichwörter, der Völker! Sie können oft mehr lehren als die teuren, gutgemeinten Studien der Wissenschaftler.

„Analı babalı büyüsün! Es möge mit Mutter und Vater aufwachsen.“

Quellenangaben:

Cem Özdemir: Die Türkei. Politik, Religion, Kultur. Beltz Verlag Weinheim 2008. S. 231

„Neue Studie: Berlin ist Intensivtätern nicht gewachsen.“ Berliner Morgenpost, 30.10.2012

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