Jun 082011
 

02062011668.jpg„Kein Fußbreit den Faschisten!“ So dekretierte es kürzlich die BVV Friedrichshain-Kreuzberg.

Ideologien, die die Menschen in unterschiedliche Wertigkeitsklassen einteilen, dürfen und sollen in unserem Bezirk keinen Platz für sich beanspruchen.

Faschistische Ideologien neigen dazu, den jeweils anderen Menschen seiner Würde zu berauben.

Genau dasselbe haben vor den verschiedenen europäischen Faschismen die kommunistischen Ideologien gemacht.

Es ist spannend, die biologistische Sprache in den Grundtexten des Kommunismus zu untersuchen! Unser titelgebendes Zitat stammt aus dem Kommunistischen Manifest von 1848. Marx, Engels, Lenin – sie alle überbieten einander im Wettbewerb der Abwertung der Opferexistenzen, des „Abschaums“, des „Gesindels“, der „Tagediebe“  und „Vagabunden“, denen der heroisch um seine Existenz ringende fleißige Proletarier entgegengesetzt wird.

Die Müßiggänger schiebt beiseite!“ So fordert es die Internationale in der dritten Strophe. Darauf weist heute Rudolf Neumaier auf S. 12 der Süddeutschen Zeitung hin („Bürger, Bauer, Bettelmann“).

Weitere Beispiele des Biologismus/Rassismus: „Deutschland verrecke!“ – so liest man weiterhin überlebensgroß an der Revaler Straße in Friedrichshain. Ein klarer Bezug auf die biologistische Sprache der Faschisten („Juda verrecke“, Wien 1938)!

„Juda verrecke“ – Wien 1938. „Deutschland verrecke“ – Friedrichshain 2011.

„Juden sind hier unerwünscht“ – Deutschland 1933. „Yuppies sind hier unerwünscht“ – Kreuzberg, Großbeerenstraße 2011.

Es ist klar, wohin solches Denken führt: Es genügt, Menschen als „Juden“ oder „Yuppies“ zu verunglimpfen, um dadurch ihre Ausgrenzung und Vertreibung zu rechtfertigen. Schon eine als „Bäder-Luxussanierung“ erkannte Baumaßnahme kann zur Aberkennung des Aufenthaltsrechtes führen.

Die psychologischen Mechanismen sind exakt dieselben, die Wortwahl ist exakt dieselbe.

Im Grunde dieselbe Denke, dieselbe menschenverachtende Brutalität, die sich bereits in der Sprache ausdrückt. Die Behörden schweigen dazu. Die BVV Friedrichshain-Kreuzberg schweigt – vornehm, vornehm! – dazu.

Lenin ließ sofort nach der Revolution Arbeits- und Umerziehungslager für das Lumpenproletariat, den „faulen Abschaum der Gesellschaft“ errichten. Alle kommunistischen Revolutionen haben etwas derartiges gemacht. Die Nationalsozialisten taten es ihnen 1933 nach, beginnend in Dachau.

Von der exkludierenden Menschenverachtung der Väter des Kommunismus führt eine gerade Linie zur exkludierenden Menschenverachtung des Faschismus.

Bild: „Deutschland verrecke“, Revaler Straße, Aufnahme vom 02.06.2011

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Mrz 052011
 

Ich staune immer wieder, mit welcher persönlich diffamierenden Hetze in Foren von den Herren der Schöpfung  über manche türkisch- oder kurdischstämmigen Frauen hergezogen wird. Es ist Hetze, denn ein sachliches Argument gegen Frauen wie Ates oder Kelek habe ich schon lange nicht mehr gehört. Nie wird gesagt: „Das oder das finde ich falsch.“ Es läuft nur noch auf Beleidigung und Herabsetzung hinaus. Schande.

Hasstiraden: Wer schützt mich vor den verrückten Türken? – Nachrichten Debatte – WELT ONLINE
Die Wut darüber, Schweigen zu müssen, die Wut darüber, keine Kraft gegen die Gewalt zu haben, die uns entgegengebracht wird. Uns, die wir nach Freiheit streben, die wir nach Freiheit dürsten. Freiheit als Türkin, Freiheit als Muslimin. Denn Freiheit als Deutsche habe ich. Nur kann ich diese Freiheit nicht wirklich leben.

Der Grund dafür sind Menschen, die solche Mails schreiben und die Tatsache, dass aus den Drohungen Realität werden kann.

Die Mail ins Deutsche übersetzt:
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Betreff: „Du bist eine richtige Deutsche geworden, wer assimiliert ist, muss vorher eine Nutte gewesen sein.“

Text: „Ihr seid nicht von uns und wir sind nicht von euch, das sollt Ihr wissen. Aber, passen Sie auf Ihre Zunge auf, machen Sie keine Beleidigungen und Respektlosigkeiten, sonst können Sie Ihre Zunge verlieren.“

Die Mail wurde von einem Account namens Iskender Büyük abgeschickt. Übersetzt: Alexander der Große.

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DAS ist der Winter!

 Deutschstunde, Haß  Kommentare deaktiviert für DAS ist der Winter!
Dez 182010
 

All jenen, die ganze Zeitungsseiten mit den Winterklagen bedrucken, empfehle ich Adalbert Stifters schöne Novelle „Bergkristall“ oder auch die folgende Winterklage Walthers von der Vogelweide:

bibliotheca Augustana
«Uns hât der winter geschadet über al:
heide unde walt sint beide nû val,
dâ manic stimme vil suoze inne hal.
sæhe ich die megede an der strâze den bal
5

werfen, sô kæme uns der vogele schal.

II
L 39,6
Möhte ich verslâfen des winters zît,
wache ich die wîle, sô hân ich sîn nît,
daz sîn gewalt ist sô breit und sô wît.
weiz got, er lât ouch dem meien den strît,
5

sô lise ich bluomen dâ rife nû lît.

Um das nur klarzustellen:

Dieser Dichter drückt einen Hass auf den Winter aus: „so hân ich sîn nît“! Er würde ihn am liebsten verschlafen. Da dies aber nicht möglich ist, empfindet er echten Widerwillen gegen den Winter, den er offenkundig als Feind des Lebens empfindet.

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„Wir bleiben widerborstig“, oder: Wider den linksgebürsteten Konformismus

 Das Böse, Friedrichshain-Kreuzberg, Haß, Konservativ, Rechtsordnung, Vertreibungen  Kommentare deaktiviert für „Wir bleiben widerborstig“, oder: Wider den linksgebürsteten Konformismus
Apr 292009
 

„Wir bleiben widerborstig“, mit diesen Worten zitierten wir Jürgen Trittin vor wenigen Tagen. Dank der Oppositionsrolle, die die Grünen derzeit im Bundestag innehaben, wäre alles andere fast schon ein Wunder. Ganz anders natürlich, wenn die Grünen an die Macht gelangen – wie zum Beispiel bei uns im friedlichen Kreuzberg. Hier müssen die Grünen Verantwortung tragen, müssen Entscheidungen rechtfertigen, müssen die Staatsmacht sein und repräsentieren – und da fällt es schon schwerer, widerborstig zu bleiben.

Ganz schnell vertauschen sich dann die Rollen! Angepasst, stromlinienfärmig glatt und ununterscheidbar und widerstandslos-willig werden am 1. Mai wieder etliche Tausendschaften schwarzgekleideter, glattgebürsteter Konformisten durch die Kreuzberger Oranienstraße ziehen. Das beweist keinen Mut, das imponiert mir nicht, vor allem, wenn man den Schutz der Masse benutzt, um sich an anderer Leute Eigentum zu vergreifen.

Was mir imponiert, sind Menschen, die auf der Straße gegen Gewalt eintreten, und zwar auch dann, wenn sie als Minderheit kenntlich sind, wie etwa die Friedrichshain-Kreuzberger CDU mit ihrem geplanten Stand. Das beweist Mut. Das ist echte Widerborstigkeit gegen den dummdreisten Hauptstrom!

Lest selbst ein paar der Drohungen, mit denen die glorreichen Führer der Linkskonformisten sich brüsten:

Berliner Zeitung von heute: Markus Bernhardt vom „Antikapitalistischen Block“, der zum Bündnis gehört, aber auch an der DGB-Demo teilnehmen will: „Wir wollen explizit die sozialen Unruhen und unser mögliches tun.“ Er drohte der CDU, die beim Myfest in der Oranienstraße einen Infostand aufbauen will. „Wir sind sehr besorgt um die Sicherheit der CDU. Deshalb ist es besser, wenn sie auf ihren Stand verzichtet.“ „Das zeigt das fehlende Demokratieverständnis dieser Leute“, sagt der CDU-Abgeordnete Kurt Wansner. „Wir werden dort aber stehen.“

Tagesspiegel von heute: Dass die Anwesenheit der Polizei insgesamt unerwünscht ist, formulierte Jonas Schiesser von der Gruppe Arab ganz schlicht: „Die Bullen sollen sonst wo bleiben.“ Auch die Anwesenheit von Glietsch sei eine Provokation, ihm wurde empfohlen, sich nicht blicken zu lassen. Dass die CDU sich beim Myfest mit einem Stand präsentieren wolle, fassen die Linksradikalen als „reine Provokation“ auf. „Die CDU weiß, dass sie in Kreuzberg unerwünscht ist“, sagte Schiesser. Für die Sicherheit des CDU-Standes könne man „nicht garantieren“.

Es ist schon auffallend zu sehen, wie sehr sich die Formulierungen gleichen! Kleine Sprachübung gefällig? Hier kommt sie: Bilden Sie Sätze mit dem Wort „… unerwünscht!“ Beispiel: „Schwarze sind hier nicht erwünscht.“ Na bitte, da kommt es heraus! Denken Sie an Berlin 1933, denken Sie an Amsterdam 1940, denken Sie an Kapstadt 1985! Zu Tage tritt in solchen Sprüchen immer eine Apartheid-Gesinnung, eine bis ins Brutale gesteigerte Einteilung der Menschen in Gut und Böse – und zwar stets begründet auf irgendeinem rassischen, politischen oder ethnischen Merkmal.

Gut auch, dass im Tagesspiegel sich wenigstens einige gegen die unerträgliche Anmaßung der Veranstalter zur Wehr setzen, wenn auch leider nur anonym. Toll fände ich, wenn alle anderen demokratischen, wenn auch die weniger widerborstigen Parteien sich schützend vor die CDU stellten. Werden sie es tun, werden sie mutig, werden sie widerborstig genug sein? Oder werden sie sich glattbürsten lassen? Werden sie einknicken?

Lest hier stellvertretend einen Beitrag eines Tagesspiegel-Lesers namens Einauge:

CDU plant Infostand in Kreuzberg
Provokation und Gewalt
Ich sehe mich selbst als Linker und finde die CDU unwählbar und die Berliner CDU im Speziellen auch noch in hohem Maße peinlich und unfähig. Selbstverständlich ist der Stand der CDU eine Provokation, auch wenn die Herren was anderes behaupten mögen. Aber in einer Demokratie muss man Provokationen ertragen können, sofern sie nicht beleidigend und ausserdem gewaltlos erfolgen.

Man sollte Gewalttätern nicht die öffentlichen Räume überlassen, weder linken noch rechten noch andersabartigen Gewalttätern. Insofern würde ich mich ob der Drohung gegen die Sicherheit des CDU-Standes fast schon dazustellen. Präsenz gegen Gewalt.

Womit wir bei den Argumenten für ein Wegbleiben von diesen Demos wären: Den Gewalttätern hier den linken wird jedesmal der Schutz durch die Masse gewährt aus dem heraus sie – ach wie mutig – anderer Leute Eigentum und Gesundheit gefährden können. Und dann wird wieder der Polizei die Schuld gegeben, wenn sie die Leute aus der Menge rausziehen wollen. JEDES MAL

Die Eskalation geht in Berlin schon seit Jahren nicht mehr von der Polizei aus. Es wäre schön wenn man die Gewalt in den eigenen Reihen nicht noch durch derart haltlose Aussagen, wie jener von Herrn Bernhardt anfeuert.

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Ja und Nein: das ist Politik

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Feb 142009
 

Recht ordentlich schlägt sich Kandidat Ströbele, den die Besatzer des Bethanien laut hasserfüllten Graffiti am liebsten aus Deutschland schmeißen wollen, auf Abgeordnetenwatch.de.   Im letzten Beitrag antwortet er auf eine Anfrage einer Bürgerin, die sich für eine Gesetzgebung gegen hassgeleitete Vergehen einsetzt. Ströbele bleibt skeptisch – als gewiefter Politiker antwortet er jedoch weder mit ja noch mit nein. Er sagt:

abgeordnetenwatch.de: Hans-Christian Ströbele
Die Hate-Crime-Gesetzgebung stammt aus dem anglo-amerikanischen Recht. Rechtspolitiker der grünen Fraktion teilen mit mir die Skepsis, ob die Übertragung dieser Gesetzgebung auf das deutsche Rechtssystem und die in dem Gesetzesentwurf voreschlagene Regelung zielführend und erforderlich ist. Schon nach geltendem deutschen Strafrecht, sind bei der Strafzumessung „Beweggründe und Ziele des Täters“ zu berücksichtigen. Das trifft auch für die „Gesinnung“ zu, aber nur insoweit als sie „aus der Tat spricht“. So steht es im geltenden § 46 StGB. Das bedeutet, daß nicht allgemein die Gesinnung des Täters bestraft oder strafverschärfend gewertet wird, sondern nur soweit sie sich in der Tat manifestiert. Gesinnungsstrafrecht und Gesinnungsüberprüfung können wir nicht haben wollen, selbst wenn die Gesinnung noch so absurd, fehlgeleitet oder verwerflich ist.

Ich persönlich teile in diesem Fall Ströbeles Skepsis. Wir haben bereits im Strafrecht den Begriff der „Verwerflichkeit“, des „niedrigen Beweggrundes“, der „Heimtücke“- wie sie etwa als Merkmal für den Tatbestand des Mordes gefordert wird.

Ich bin der Meinung: Wir brauchen keine eigene Gesetzgebung wegen „niedriger Gesinnung“, „verwerflicher Gefühle“ oder ähnlicher, letztlich nur subjektiv wägbarer Tatumstände.

Es wäre schön gewesen, wenn Ströbele sich mit Ja oder Nein zum Thema „Hassgesetzgebung“ geäußert hätte.

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Feindseliger Stinkefinger? Nein: Wir brauchen Freundschaft im Straßenverkehr

 Haß  Kommentare deaktiviert für Feindseliger Stinkefinger? Nein: Wir brauchen Freundschaft im Straßenverkehr
Jun 172008
 

Immer wieder erschrecken uns niederschmetternde Beobachtungen und Meldungen über das ruppige Verhalten mancher Radfahrer, mancher PKW-Fahrer, mancher Taxifahrer, mancher LKW-Fahrer, mancher Busfahrer, mancher Motorradfahrer. Neueste Beispiele: In der Radwelt Nr. 3/2008, dem ADFC-Magazin, berichtet Roland Huhn auf S. 26-27 unter der Rubrik „Vorsätzliche Angriffe auf Radfahrer“ über ein bewaffnetes Gefecht zwischen einem Radfahrer und einem PKW-Fahrer. Waffen auf Seiten des PKW-Fahrers: Anhupen, Abdrängen, Beschleunigen, Überfahren, Unter-dem-Wagen-Mitschleifen. Waffen auf Seiten des Radfahrers: ausgestreckter Mittelfinger, Schlag mit der Hand auf die Motorhaube. Der Radfahrer unterlag, er trug mehrere Knochenbrüche an Arm, Becken und Schädel und schwere Verbrennungen durch den heißen PKW-Auspuff davon und musste sich langwierigen Operationen und einer Hauttransplantation unterziehen.

Aus Berlin wiederum wird ein Gefecht zwischen einem Radfahrer und einer Busfahrerin berichtet.

„Erst am Montagabend hatte in Lankwitz ein wegen eines vorangegangenen Fahrmanövers genervter Radfahrer einer 31-jährigen Busfahrerin mit einem Faustschlag das Nasenbein gebrochen.“

Erneuter Angriff auf einen Bus

Derartige Fälle, zu denen wohl jeder Verkehrsteilnehmer aus eigner Anschauung weitere Erlebnisse anfügen kann, beweisen: Im Straßenverkehr werden immer wieder tiefsitzende Instinkte ausgelöst, die im gewöhnlichen Umgang tief in unserer Seele schlummern. Nirgendwo sonst wird so schnell, so unbegründet, so maßlos beleidigt, verletzt und getötet wie im Straßenverkehr. Jedes Jahr sterben in der Europäischen Union etwa 50.000 Menschen durch zum allergrößten Teil vermeidbare Verkehrsunfälle, Hunderttausende werden verletzt. Man vergleiche bitte diese Zahl mit der Zahl der Opfer des fundamentalistischen Terrorismus pro Jahr in den europäischen Ländern, und man wird erkennen, wie ungleich und ungerecht die öffentliche Debatte verläuft. Öffentliche Aufmerksamkeit ist ein hochgradig manipulierbares Gut.

Was wir brauchen, ist ein bewusstes, beharrliches und anhaltendes „Gegensteuern“ gegen diese jäh aufflammende Feindschaft. Ich spreche von „Feindschaft“, weil nur ein so tief verwurzeltes Gefühl wie „Haß“ oder „Feindschaft“ die oben genannten Exzesse im Straßenverkehr erklären kann. Ich nehme mich selber da nicht aus, spüre selbst manchmal eine urtümlich-groteske Aggression in mir hochkochen, wenn jemand mir als Autofahrer den letzten freien Parkplatz wegschnappt oder mich als Fahrradfahrer bedrängt und gefährdet. „Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erkennen.“ Woher kommt dies? Psychologen bieten als Erklärung an: Revieransprüche, Imponiergehabe, Frustgefühle aus dem Alltag … die Liste ließe sich verlängern. Biologen sagen: Der Mensch hat sich durch hunderttausende von Jahren der Evolution ein sicheres Laufverhalten angeeignet. Der Mensch ist eigentlich ein leidlich angepasstes, auf zwei Beinen laufendes Tier! Fußgänger, Wanderer und Läufer brauchen deshalb keine Verkehrsordnung. Sobald der Mensch aber fährt, ist er physiologisch unter enormer Belastung; auf dieses Übermaß an Reizen reagiert er mit Abwehr, Angriff, Drohverhalten – mit einer Fülle an Stressreaktionen, die sofort wieder abflauen, wenn er das Fahrzeug verlässt.

Das Gegenteil von Feindschaft ist Freundschaft. Wie kann man Freundschaft säen, wo sonst Feindschaft blüht?

Regeltreue ist das erste. Mühsame Einhegung der destruktiven Neigungen in unserer Seele ist ein Ziel der Straßenverkehrsordnung. Ein Rot ist ein Rot – für alle, auch für Radfahrer. Die Straßenverkehrsordnung gilt für alle, die am Straßenverkehr teilnehmen. Es kann nicht dem Ermessen des einzelnen überlassen bleiben, ob er sich daran hält.
Reviergrenzen achten ist das zweite! Radfahrer gehören nicht auf den Fußweg, sondern entweder auf die Fahrbahn oder auf eine eigene Radverkehrsanlage, also den Radstreifen oder den Radweg. Sehen und Gesehenwerden, Hören und Gehörtwerden sind unerlässlich. Deshalb: funktionierendes Licht, helltönende Klingel gehören zur unverzichtbaren Grundausstattung jedes Fahrrades.

Und drittens: An den anderen denken, vorausschauen, sich in den anderen hineinversetzen sind Haltungen, die wir gewohnheitsmäßig einüben müssen.

Wir brauchen Freundschaft.

Das Motto im Straßenverkehr darf nicht lauten: Platz da, jetzt komme ich. Ich habe Recht, kapier das doch endlich, sonst kannst du was erleben!

Der Wahlspruch im Straßenverkehr lautet: Ich denke gern an dich. Ich pass auf dich auf. Sei mein Freund.

 Posted by at 08:15

„Ich habe ein Holzbein. Aus diesem Grund hasse ich die Frauen.“

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Mrz 292008
 

Io ho una gamba di legno (beh, non proprio di legno: è una gamba americana che nessuno sospetterebbe e zoppico appena, ma fa lo stesso). Ragion per cui odio le donne. 

Übersetzt: Ich habe ein Holzbein (obwohl: eigentlich nicht aus Holz. Es ist ein amerikanisches Bein, das niemand vermuten würde, und ich humple auch nur ganz wenig, das kommt aber auf dasselbe hinaus). Deshalb hasse ich die Frauen.

Tommaso Landolfi, In società, Adelphi edizioni, Milano 2006, p. 70-102, hier: p. 70

Dies ist der Anfang einer Erzählung Tommaso Landolfis, die ich wirklich sehr spannend finde, nämlich: „L’eterna provincia“.
Beeindruckt hat mich darin die ebenso seltene wie aufschlussreiche Ehrlichkeit, mit der ein Mann seine eigene Unzulänglichkeit, das Gefühl einer beständigen, unmerklichen Demütigung als Grund für seinen Hass, für eine serielle Rache an verschiedenen, letztlich austauschbaren Frauen beschreibt. Das finde ich als Mann grandios, dass ein italienischer Mit-Mann so etwas hinkriegt. Mich würde ja das Urteil einer Frau hierzu interessieren!

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Hassübung

 Frau und Mann, Haß, Person  Kommentare deaktiviert für Hassübung
Mrz 282008
 

„Wie machst du das?“, fragte heute vormittag ein Vereinskamerad beim Pilates-Training im Fitnessstudio die Trainerin Julia, als diese ihren wohlgeformten Oberkörper wie in einem Scharnier bewegt auf den gestreckten Knien ablegte. „Das ist meine absolute Hassübung. Ich schaffe das einfach nicht.“ Ich schalte mich ein: „Mein Tipp: Werde als Frau geboren … die sind einfach gelenkiger!“ Julia stimmt zu, verweist auf ihr tägliches, jahrelanges Training als Turnerin und Tänzerin. Mir gehen noch ein paar Gedanken im Kopf herum, über die ich nachher auch mit dem Klagenden spreche. Warum „Hass-Übung“? Warum hassen wir das, was wir nicht schaffen, was sich uns entzieht? „Warum soll ich mein Spielzeug aufräumen – ich HASSE das!“ So reden schon die Kinder in der Kita heute. Das habe ich selbst öfters gehört. Sehr oft, sehr schnell sind gerade junge Menschen heute mit diesem Wort Hass zur Stelle. Ein weiteres Beispiel – diesmal von einem anderen Kaliber! Ich entnehme es der Tagesspiegel-Rezension des aktuellen Dokumentarfilms „Deutschstunde“, der den Deutschunterricht in einem Kreuzberger Gymnasium beschreibt:

Aber das Sprachproblem allein ist es ja nicht. Fatima etwa spricht ausgezeichnet Deutsch und hat inzwischen ihr Abitur in der Tasche. Sie ist eine Hauptprotagonistin im Film. Sie lebt für ihren Glauben und besucht Hamas-Solidaritätskundgebungen. An ihrer radikalen Einstellung lässt Fatima zumindest keinen Zweifel. „Ich habe einen Hass entwickelt“, sagt sie in dem Film und meint damit vor allem den Hass auf die USA.

Wie kann man mit solchen Arten des Hasses umgehen? Im leichter zu lösenden Falle der Pilates-Hass-Übung erreichten wir heute in der Nachbesprechung der Trainingsstunde folgende Antwort: „Betrachte doch deinen Körper mit seinen Schwächen nicht als deinen Feind, den es zu besiegen oder zu hassen gilt. Hass ist keine Antwort. Fordere nicht alles auf einmal, nimm dir weniger vor, gehe an die Grenzen deiner Beweglichkeit, aber quäle dich nicht.“

Ich würde ergänzen: Hass ist zwar manchmal eine verständliche Reaktion, aber keine weiterführende Antwort. Er dient niemandem. Hass darf zwischen Personen – aber auch in der Person selbst – nicht das letzte Wort sein. Beim politisch oder ideologisch motivierten Hass wird die Bewältigung schwieriger. Wahrscheinlich um so schwieriger, je weiter entfernt oder unbekannter der Gegenstand des Hasses ist. Da es dann keine Möglichkeiten der direkten Erfahrung mit dem Gehassten gibt, fehlt die Korrekturmöglichkeit.

 Posted by at 16:06