Aug 292011
 

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Mein Vater kennt mich nicht, die Mutter liebt mich nicht.“ So heißt es im Popsong Waldeslust, 2. Strophe.

Ein furchtbares Schicksal erlebte May Ayim, zu deren Andenken heute eine Gedenktafel enthüllt wurde: Ihr Vater, ein Ghanaer, verließ die Mutter bei der Geburt, die Mutter gab das Kind ins Heim. Es gibt kaum etwas Schrecklicheres für ein Kind, als wenn es beide Eltern verliert. Ein Leben lang wird das Kind dann fragen: Wo gehöre ich hin? Wer bin ich eigentlich?

Die Väter, die die Mütter verlassen – das ist ein riesiges Problem, auf das gerade Präsident Obama immer wieder mahnend hingewiesen hat. Was hierzulande niemand weiß: Gerade in den USA verlassen 50% der Väter in manchen Communities die Mütter. Ein sozialer Sprengsatz des Elends!

May Ayims Gedichte, wie sie etwa heute vorgetragen wurden, sind für mich Zeugnis einer unrettbaren Traurigkeit, aber auch eines unbändigen Lebenswillens. Immer wieder versank sie in abgründige Schwermut.

In dem Gedanken, dass sie Opfer des Rassismus geworden war, mochte May Ayim  vor ihrem Selbstmord so etwas wie Trost finden. Im Grunde eine reine Schutzbehauptung, denn das riesige, das nicht wiedergutzumachende Trauma ist die massive Gewalt, die Verlassenheitserfahrung, denen May im Heim und in der Pflegefamilie ausgesetzt war. Man lese doch einmal ihre Gedichte durch – immer und immer wieder kehrt der Gedanke, schuldig-unschuldiges Opfer ihrer Eltern, ihrer Umwelt geworden zu sein.

Die Gedenkgemeinde spann heute eifrig an dieser trügerischen Schutzbehauptung weiter: „Überall gibt es Rassismus in Deutschland. Wir alle können Opfer werden. Nie wieder Rassismus!“ So der Tenor. Ich sehe da ritualisierte Opferdiskurse am Werk. Das große Risiko liegt darin, dass Menschen eingeteilt werden nach Opferkategorien. „Du bist schwarz in Deutschland – also begreife dich als Opfer jahrhundertelanger Unterdrückung!“ Das halte ich für gefährlichen Unsinn, dem ich aber immer wieder begegne. Er ist nichts anderes als Rassismus mit umgekehrtem Vorzeichen.

Fast jährlich tauchen unter dem Vorzeichen des umgekehrten Rassismus, also des perpetuierten Opferdiskurses, neue Opferkategorien auf: DIE Homosexuellen, DIE Transgender-Menschen, DIE Menschen mit Migrationshintergrund, DIE letzten Deutschen in Wedding usw. usw.

Leider fehlte mir auch nur der geringste Hinweis darauf, dass wir heute eben nicht mehr im Kolonialismus leben. Wir haben heute zum Glück in Deutschland eine diskriminierungsfreie Rechtsordnung.

Gerade die herrlich selbstbewussten Reden über Selbstermächtigung belegen, dass wir in Freiheit von staatlichem Zwang und rassistischer Unterdrückung leben. Rassismus ist keine Konstante der deutschen Geschichte.

Nie wieder Rassismus? Ich würde eher sagen: Nie wieder darf es vorkommen, dass Kinder solcher Herzenskälte, solch verheerender, solch liebloser Behandlung ausgesetzt werden. Was May Ayim angetan wurde, darf sich nicht wiederholen. Wir alle sind aufgerufen, den Kindern ein wärmendes, hegendes Nest zu bieten.

Allerdings muss ich das hohe Reflexionsniveau der Veranstaltung loben! Geschichte aus der Sicht der Opfer – ein sehr guter Ansatz. Die vielen Straßen in Kreuzberg, die nach Militärs und Generälen benannt sind, gehen auch mir schon lange auf den Senkel. Wo bleiben die Komponisten, die Dichterinnen, die Heiligen und die reuigen Sünder?  Aber soll man jetzt alle Straßen umbenennen?

Ich denke, ein historischer Lernpfad zu bestimmten Themen wie etwa Kolonialismus oder Rassismus täte es auch. Straßenumbenennungen sind sehr teuer, ziehen Geld von Schulen, Kitas, historischen Lehrpfaden und Radwegen ab. Dabei leugne ich nichts: Selbstverständlich gibt es auch heute rassistische Haltungen in Deutschland, gegen die wir angehen müssen wie etwa gegen Alkoholismus, Kindesvernachlässigung, Magersucht und Faulheit auch.

Aber Rassismus ist nicht endemisch, wie er dies früher im 19. Jahrhundert war. Ich erlebe eine ungute Inflation der Rassismus-Diagnosen, die den Begriff fast sinnlos gemacht haben. Es gilt jeden Menschen in seiner unvergleichlichen Einzigartigkeit, in seiner unzerstörbaren Würde anzunehmen und zu lieben. Ihn in Opferkategorien und Opferdiskurse  zu stecken, ist das Gegenteil davon.

Bild:  Joshua Kwesi Aikins, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland. Er hielt eine brillante, sehr gut formulierte, sehr gut vorgetragene Rede.

 Posted by at 22:58

„Ich bin das Opfer“, oder: Wettbewerb der Erniedrigten und Beleidigten

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Aug 082011
 

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Kaum zurück aus den ganz normalen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Bayern, umfängt mich hier im unnormalen Bundesland Berlin sofort wieder das unvergleichliche Fluidum der Berliner treibhausartig erhitzten Symbol- und Ersatzpolitik – um so mehr, als jetzt erkennbar Wahlkampf herrscht.

Die Linke belehrt mich pfeilgrad vor meiner Haustür, dass „Privat ist Katastrophe„, also ist Staat gut. Der Staat muss alles machen, da Privat Katastrophe ist. Aber ist dies gutes Deutsch?

Der Deutsche Özcan M. musste sich offenbar beschimpfen lassen, weil er im Ramadan Schweinefleisch aß. Das berichtet die BZ heute auf S. 6. Aber wer hatte zuerst geschimpft? Der Deutsche hatte den Laden des Türken (?) Oguzhan M. als Sch…laden (Schweinefleischladen??) beschimpft. Hola, que tal? Ein Deutscher beschimpft einen Türken und seinen Laden als Sch… laden! Nee, nee, ist das aber ein Rassismus.

Zoff am Imbiss: Scharfer Streit am Curry-Stand – B.Z. Berlin – Özcan Mutlu,Imbiss,Currywurst,Beleidung,Körperverletzung

Die beiden Streithähne gerieten wohl aneinander über die unterschiedliche Auslegung des Fastengebotes. ABER: Schweinefleisch ist in Berlin noch nicht verboten, also hatte der Deutsche das Recht, eine Currywurst zu essen! UND: Ist jeder Deutsche, der auch Türkisch spricht, deswegen automaticamente Moslem? War Kleinasien nicht vor der Eroberung durch die Araber und dann die Türken ein christliches Land? Lebten nicht im Jahr 1921 etwa 30% Christen auf dem Gebiet der heutigen Türkei? Wo sind sie alle hin?

Fragen, Fragen! Noch eine Frage: Wer hat wen mehr beleidigt? Den PRIVATEN Wettbewerb darum, ob der Deutsche den sittenstrengen  Currywurstverkäufer beleidigt hat oder umgekehrt der sittenstrenge Verkäufer den deutschen Politiker körperlich bedroht hat, werden jetzt wieder einmal die STAATLICHEN deutschen Gerichte klären.

Die Linke hat recht: Die Privaten können es nicht. Privat ist Katastrophe.

Beide  machen sich gegenseitig den Opferstatus streitig. Unübertroffen eindeutig die Feststellung des Deutschen: „Ich bin das Opfer!“

Ich bin das Opfer. Ein typischer Satz, den gerade Zuwanderer gegenüber den Deutschen immer wieder äußern. Dadurch, dass der Deutsche Özcan M. sich selbst als Opfer bezeichnet, unterläuft er den typischen Beleidigungs- und Opferdiskurs der linken Integrationspolitiker. Er führt ihn ad absurdum. Genial. Gut gemacht!

Ich meine: Jeder hat das Recht in Kreuzberg zu sein. Jeder hat auch in Kreuzberg das Recht jederzeit Schweinefleisch zu essen.

ABER: Jeder Deutsche, der sein Kind in Kreuzberg in eine staatliche Grundschule schickt, weiß, dass er schon im eigenen Interesse die muslimischen Mehrheiten nicht durch das aufreizende Essen eines Salamibrotes oder das öffentliche Bestellen einer Currywurst mitten im Ramadan provozieren darf. Das müsste ein erfahrener Integrationspolitiker wie der Grüne Özcan Mutlu wissen. Ich meine also: Er hat es auf die Provokation angelegt.

Mein Rat: Tiefer hängen! Der Prozess um die Currywurst gleicht dem Prozess um des Esels Schatten. Jetzt seid doch nicht so prozesshanselhaft, arkadaşlar! Vertragt euch wieder! Reicht euch die Hand. Privat.

 Posted by at 14:19

Das Problem liegt a) in der Besatzung b) im Westen

 Der Westen, Integration, Migration, Opfer, Sündenböcke, Verantwortung, Vertreibungen  Kommentare deaktiviert für Das Problem liegt a) in der Besatzung b) im Westen
Dez 212010
 

Sehr gutes, aufschlussreiches Interview mit Syriens Präsident  in der BILD! Worin liegen die Probleme des Nahen Ostens begründet?

Die Antwort des Präsidenten erfolgt mit wünschenswerter Deutlichkeit und Eindeutigkeit:

a) „In der Besatzung“ – jahrhundertelange Besatzung! Erst durch den Westen, dann durch Israel. Spannend zu sehen, dass weder die Herrschaft der Mameluken über Syrien noch die jahrhundertelange Herrschaft der Osmanen über Syrien (ab 1516) als Besatzung gilt. Die Besatzer – das ist immer nur der „Westen“. Alles Übel rührt von daher. Das ist heute felsenfeste Überzeugung in großen Teilen der arabischen Welt. Der Präsident sagt wörtlich:

 „Die Ursache aller Konflikte hier ist Besatzung: erst durch die Briten, dann durch die Franzosen, jetzt durch die Israelis. Das führt zu Verzweiflung, die wiederum zu Extremismus führt. Das ist der Grund, warum wir keinen Frieden finden.“

b)  „Im Westen„. Das Problem liegt immer und einzig im Westen.

BILD: Sie sind seit zehn Jahren der Präsident Syriens. Wie sehen Sie das Image Ihres Landes in der Welt?

Präsident Assad: Meinen Sie den Westen oder die Welt? Ich frage das, weil das Problem im Westen liegt, nicht in der gesamten Welt. Das Problem mit dem Westen ist, dass man sich dort für die gesamte Welt hält und dabei den Rest der Welt einfach vergisst. Der Westen kann nicht immer weiter seiner Strauß-Politik folgen, einfach den Kopf in den Sand stecken und dabei nicht sehen wollen, was im Rest der Welt vor sich geht. Syriens Image in der Welt ist sehr gut.

Ich empfehle dieses Interview wirklich der genauen Lektüre! Es ist ein überragendes Beispiel für rhetorisches Geschick.

Wenn ich mit Syrern oder Ägyptern oder Türken hier in Berlin spreche und sie frage: „Worin liegt das Problem? Wer ist schuld?“ werden die meisten  antworten:

Das Problem liegt an der deutschen Gesellschaft. Das Problem liegt in der deutschen Schule. Das Problem liegt an Sarrazin: er hat alle Integration kaputtgemacht. Das Problem liegt an der Bundesregierung. Das Problem liegt im Rassismus der Deutschen. Die Deutschen sind ausländerfeindlich. Das Problem liegt in der Islamfeindschaft. Das Problem liegt an den Zionisten (jawohl, auch das hört man hier in Kreuzberg). Das Problem liegt darin, dass der deutsche Staat uns nicht genug Geld gibt zur Integration und um Deutsch zu lernen. Der Staat tut nichts für uns.

Diese Melodien kann man wirklich auf allen Ebenen hören – im Deutschen Bundestag ebenso wie in Kreuzberger Kneipen.

Mein Problem mit solchen Argumenten ist: Es wird stets die Schuld an den Schwierigkeiten auf andere abgewälzt. Nie wird gefragt: Was haben wir versäumt?

Beispiel: Eine viel zu hohe Zahl, vielleicht die Mehrheit unserer jungen Deutschtürken lernt weder genug Deutsch noch genug Türkisch, um einen anspruchsvollen Beruf zu erlernen. Das ist nun mal derzeit leider noch so, da mag man drum herumreden wie man will. Warum? Antwort: „Wir sind Opfer des Schulsystems. In diesem Schulsystem können wir weder Deutsch noch Türkisch lernen. Die deutsche Schule ist schuld.“ Hab ich selbst wörtlich so gehört!

Diese beiden Strategien –

1) Suche die Schuld stets bei anderen!

2) Erkläre dich zum Opfer der anderen!

sind absolut fundamental in dem Reden sowohl über den Nah-Ost-Konflikt wie auch im Reden über die Integration in Deutschland!

Wobei man durchaus auch beides zusammenführen kann! „Ich kann mich nicht in Deutschland integrieren, weil Israel unser Land besetzt hat!“

Diese Fundamentalstrategien muss man durchschauen. Sonst kommen wir nicht weiter.

Syriens Präsident Baschar al-Assad im BILD-Interview: Warum findet der Nahe Osten keinen Frieden? – Politik – Bild.de

 Posted by at 07:37
Dez 172010
 

Nanu – „wir haben keine Bürgerrechte“. So steht es in § 1 der Satzung des einflussreichen Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg TBB, dem Kenan Kolat MdB als Geschäftsführer vorsteht.

Die Türken geben sich somit offiziell als rechtlose ethnische Minderheit aus, vergleichbar den Aborigines in Australien.

Und das unter einem Geschäftsführer, der Mitglied des Deutschen Bundestages ist.

TBB – Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg – Über den TBB – Selbsdarstellung
Wir, Menschen türkischer Herkunft, sind uns bewußt, daß wir uns in Berlin und in der Bundesrepublik Deutschland niedergelassen haben und hier längerfristig leben werden. Obwohl wir seit über 25 Jahren hier leben, Deutschland eine multikulturelle Gesellschaft geworden ist, haben wir keine Bürgerrechte. Die Vereinigung beider deutscher Staaten, die steigende Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit, die bevorstehende politische Union Europas sind Faktoren, die uns zusammenbringen. Mit dieser Vereinigung wollen wir auf rechtlicher, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene unsere Minderheitenrechte einklagen.

Einklagen! Jammern, Klagen, Anklagen – der satte orientalische Klageton! Dafür wird man sein Ohr schulen, wenn man mit Menschen aus dem Orient zu tun hat.

Minderheitenrechte – das heißt ja wohl: Türkisch als zweite Amtssprache zuzulassen, Sonderrechte für die ethnische Minderheit der Türken, eigenes, staatlich finanziertes Schulwesen, türkische Gerichte, türkische Gesetze, eigene staatlich finanzierte Universitäten … die Liste möglicher Einfälle ist lang.

Hier ein paar Fakten:

Alle Türken, die hier leben, haben Recht auf kostenlosen Schulbesuch, haben Recht auf weit höhere Sozialhilfe, als die Türkei je zahlen würde, und Recht auf ärztliche Versorgung, haben ein Recht zu arbeiten. Sie haben selbstverständlich das Recht, ihre Sprache zu verwenden, wo immer sie das wollen und wünschen. Ganz im Gegensatz zu gewissen Minderheitensprachen in der Türkei. Es gibt keinerlei juristische oder staatliche Diskriminierung der Türken in Deutschland. Sie können hier Betriebe aufmachen, studieren, Ärzte und Rechtsanwälte werden.

Die Türken können hier prima leben, ohne sich mit so unangenehmen Dingen wie der deutschen Sprache zu befassen. Niemand verlangt etwas von ihnen. Niemand verlangt, dass sie einen Schulabschluss machen. Die Sozialhilfe fließt trotzdem.

Sie können die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen und können dann alle Positionen erklimmen – bis hin zum Bundestagsabgeordneten und zum Bundespräsidenten.

Noch einmal § 1 der Satzung des TBB:

„Obwohl wir seit über 25 Jahren hier leben, Deutschland eine multikulturelle Gesellschaft geworden ist, haben wir keine Bürgerrechte.“

Was sagen Sie dazu, Herr Kilic? Ist das wirklich so? Herr Özdemir, was sagen Sie dazu? Haben die Türken bei uns keine Bürgerrechte?

Woher dieses dauernde, dieses penetrante Klagen und Anklagen? Dieses dauernde Opfergehabe, dieses dauernde „Wir-sind-ja-so-benachteiligt“-Gerede? Geht es darum, die eigenen Verbände als Opfer-Verbände zu finanzieren?

Ich würde es gerne wissen!

 Posted by at 22:42
Dez 152010
 

Weniger stimme ich folgenden Aussagen zu:

Ahmet Toprak über jugendliche Migranten: „Sie sind fasziniert von dieser Macht“ – taz.de
Bei manchen Schülern mit Migrationshintergrund hat sich ein enormer Frust aufgebaut, weil sie sich an der Gesellschaft nicht so beteiligen können, wie sie wollen. Das Problem beobachten wir ja in Hauptschulen in schwierigen Quartieren, von denen wir wissen, dass zum Beispiel in Berlin nur 8 Prozent der Schüler eine Lehrstelle bekommen.

Was ist der Fall? Ich lebe selbst in einem schwierigen Quartier. Ich sprach mit Firmeninhabern. Sie sagen: „Wir können keine Jugendlichen in die Lehre nehmen. Wir wollen es. Aber sie können nicht gut genug rechnen, lesen und schreiben. Die Stellen bleiben unbesetzt.“

Hier mache ich einen verhängnisvollen Zusammenhang von migrationsanlockendem Sozialstaat und bequemer Opferrolle verantwortlich. Viele Jugendliche flüchten sich – bestärkt durch die jämmerliche Litanei ganzer Heerscharen an Migrationsexperten, Sozialberatern, selbsternannten Migrantenvertretern – in die Rolle der Verlierer, der Benachteiligten.

Streichung der Sozialleistungen für junge Männer sofort ab Schulabschluss scheint mir hier ein Mittel der Wahl.  Sie werden dann lesen, rechnen und schreiben lernen, wenn sie merken, dass sie es für ihren Lebensunterhalt brauchen.

 Posted by at 16:06

Haben sie Mesut Özil gemobbt?

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Okt 102010
 

Den ganzen gestrigenTag dachte ich an das herrliche, das überragende, das überreiche, das mich zutiefst anrührende Buch „Freedom“ von Jonathan Franzen und hatte auch Gelegenheit, zu ihm und für ihn persönlich auf der Frankfurter Buchmesse zu sprechen.

So war ich leider für alle anderen Bücher dieser Welt und dieser Buchmesse gestern verloren und verbrachte den zweiten, dienstfreien  Teil des Tages statt mit Büchern auf dem internationalen Bildungskongress „Lernende Gesellschaft“ gleich nebenan. Dort traf ich viele interessante Menschen und besuchte zwei Workshops, über die ich stichpunktartig berichten möchte.

Erste Frage also: Haben die Türken Mesut Özil gemobbt durch ihr gellendes Pfeifen?

Mustafa Jannan, Gymnasiallehrer und Verfasser des „Anti-Mobbing-Buches„,  lieferte vier unbestechliche Kriterien für Mobbing überhaupt und also auch für Mobbing im Sport:

1) Es muss ein Kräfteungleichgewicht herrschen. Das Opfer ist allein, fühlt sich einer Übermacht ausgesetzt. Cliquenkämpfe, Raufereien sind kein Mobbing.

2) Mobbing erfolgt wiederholt und mit einer angebbaren Häufigkeit.

3) Mobbing hat eine längere Dauer – es ist kein einmaliges Ereignis.

4) Eine Konfliktlösung aus eigener Kraft ist nicht möglich.

Ich würde zu „Özil vs. 45000 Türken“ sagen:  1) Özil war nicht allein, er fand Unterstützung in der Mannschaft. 2) Das Auspfeifen ist auf das Spiel beschränkt, ein Ende war stets absehbar. 3) Die Konfliktlösung gelang Mesut Özil dadurch, dass er ein Tor schoss und eine brillante Leistung ablieferte, wie ich sie selbst von ihm bisher selten zu sehen bekam. (Das Tor war nur das Sahnehäubchen, seine super Pässe werden mir noch länger im Gedächtrnis bleiben!)

Es war also KEIN MOBBING gegen Özil!

Mustafa Jannan bot gestern höchst konstruktive Konfliktlösungsmuster an: Mobbing muss zum Thema in der Schule gemacht werden. Es muss ans Tageslicht kommen. Nur die SCHULE selbst kann Mobbing verhindern, Mobbing abstellen, Mobbing auflösen.

Die zentrale Figur ist dabei der LEHRER. Er muss Verbündete und Helfer suchen – vor allem unter den anderen Schülern und unter den Elternvertretern (nicht jedoch unter den Eltern des Mobbers und des Mobbing-Opfers selbst).

Der vermittelnde Lehrer (das muss nicht der Klassenlehrer sein) muss zuerst den vertraulichen Kontakt zum Mobbing-Opfer, dann zum Mobber suchen und pflegen. Mit einer guten Beziehungsqualität steht und fällt jeder fruchtbare Umgang mit Mobbing.

Ich stellte die Frage nach dem Mobbing migrantischer Mehrheiten gegen winzige Minderheiten an Berliner Schulen, drang aber damit nicht durch. Meine Frage wurde nicht aufgegriffen – wohl aus Zeitgründen.

Was ergibt sich aus Mustafa Jannans Erkenntnissen zur gegenwärtigen Mobbing-Debatte in Berlin?

Erstens: Die Schulen haben die Karten selbst in der Hand. Ein erhöhter Aufwand an Sozialarbeitern, Psychologen, Streitschlichtern ist – wenn ich Jannan richtig verstehe – nicht nötig.

Zweitens: Die Schulen müssen viel stärker die Identifikation mit sich, also mit der Schule XY pflegen und stärken. „Wir sind hier die Nazim-Hikmet-Schule, wir gehören alle dazu!“

Drittens: Mobbing ist sehr häufig. Etwa 1 von 25 Schülern wird gemobbt.  Die Schulen sollten deshalb eine Anti-Mobbing-Kultur aufbauen. Das ist eine Daueraufgabe.

Ich empfehle meiner gebeutelten Stadt Berlin, Mustafa Jannans Buch zu lesen und ihn auch einmal offiziell nach Berlin einzuladen.

 Posted by at 23:05
Okt 032010
 

Die massiven Belästigungen, Beleidigungen und selbst Verletzungen, von denen auf der GEW-Tagung berichtet wurde, muss ich leider bestätigen. Leider begehen die islamischen Verbandsvertreter erneut den alten Trick, das gehäufte Mobben durch muslimische Schülermehrheiten als „Reflex gesellschaftlicher Zurücksetzung“ zu deuten und mehr Verständnis, mehr Schulung der Lehrer anzufordern.

Das halte ich für Unfug. Wenn ein einzelner nichtmuslimischer Schüler systematisch bespuckt, gehänselt, missachtet und geschlagen wird, ist das nicht Schuld der Gesellschaft, sondern Schuld derjenigen, die ihn bespucken, schlagen, hänseln und missachten.

Das alles haben wir uns lange genug bieten lassen. Und dann sind wir gegangen.

Ich erwarte, dass ein einziges Mal die muslimischen Verbandsvertreter mäßigend und belehrend auf ihre Schäfchen wirken. Das tun sie nämlich nicht.

GEW-Tagung: Lehrer beschäftigen sich mit „Deutschenfeindlichkeit“ – Schule – Berlin – Tagesspiegel

 Posted by at 12:44
Sep 112010
 

Jedes Berliner Kind nichtmuslimischen Hintergrunds, das in eine muslimische Schülermehrheit hinkommt, muss lernen, wie es mit der Minderheitenposition umgeht, in die es von der Mehrheit hineingedrängt werden könnte.

In der Urania: Sarrazin kommt auf Touren – und attackiert Merkel – Berlin – Tagesspiegel
Noch mehr Applaus, als Sarrazin dem 1975 Geborenen entgegenhielt, dass deutsche Kinder, auf vielen Schulhöfen die Minderheit, mit Verbalattacken von türkischen und arabischen Mitschülern leben müssten.

Ich weiß: Selbstverständlich  wird auf Kreuzbergs Schulhöfen viel geprügelt. Die Kinder tragen die in den Familien aus Vaterhand erlebte Gewalt in die Schule hinein.

„Warum werde ich immer angespuckt von den älteren Mädchen?“

„Warum werde ich gehänselt? Warum wollen die Jungs immer meinen Penis sehen?“

Bis hin zur absoluten Eskalation: „Ich werde hier nur verprügelt, weil ich ein Christ bin.“ So berichteten es mir Ohrenzeugen. Das sind typische Sätze, die ich von nichtmuslimischen Schülern gehört habe.

Das häufige Mobben, Hänseln, Spucken und Prügeln ist ein wichtiges Thema behutsamer interkultureller Arbeit.

Motto muss lauten: „Mein Freund heißt Fritz.“

bla bla bla blubber blubber blubber

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 Posted by at 15:28

„Niemand opfert sein Kind für die Integration“

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Jul 262010
 

Derartige Vorwürfe musste ich armer Kreuzberger Vater mir immer wieder anhören – von anderen deutschen Eltern, von Sozialarbeitern … dafür, dass wir unseren Sohn in eine ganz normale staatliche Schöneberger Kita und staatliche Kreuzberger Grundschule geschickt haben. Dort wo teils türkische, teils arabische Schüler mit ihren allgemeinen Lernbedürfnissen die absolute Mehrheit stellen und die wenigen deutschen oder nichtmuslimischen Kinder mit ihren besonderen Lernbedürfnissen eher nebenher laufen. Wobei die Politiker des linken Parteienspektrums mit ihrem leidenschaftlichen Faible für das „gemeinsame Lernen“ sich bemerkenswerterweise stets vornehm zurückhalten.

„Das Wertvollste, was du hast, den eigenen Sohn, das kannst du doch nicht DIESER Welt opfern …!“ DIESE Welt? Darüber schreiben Güner Balci, Kirsten Heisig, Kazim Erdogan, Heinz Buschkowsky und einige andere.

Kein Zweifel:

Hier in Berlin, vor allem Kreuzberg und Neukölln, droht die deutsche Gesellschaft
der Zukunft komplett auseinanderzubrechen – und wir sind mittendrin!

Knackpunkt, an dem alles bricht und fast zerbricht, ist die Schule. Von einer gemeinsamen Grundschule kann schon lange keine Rede mehr sein. Obwohl wir hier im Bezirk die Grünen als größte Partei genießen dürfen, ist wahrscheinlich nirgendwo sonst – außer in Neukölln und Wedding – die Absetzbewegung aus dem öffentlichen Grundschulwesen so stark wie hier.

Die Eltern, die für ihre kleinen Kinder etwas vorhaben, ziehen weg in das ehemalige Ost-Berlin, oder sie melden sich um, oder sie melden die Kinder in privaten Grundschulen an.

So wie etwa Güner Balci, die ebenfalls aus Kreuzberg weggezogen ist in den Bezirk Mitte – es ist anzunehmen: den Teil von Mitte, der im ehemaligen Osten liegt.

Und das titelgebende Zitat entnehmen wir nicht nur Gesprächen mit verschiedenen Kennerinnen, sondern es wurde auch von Güner Balci exakt so geäußert:

Neukölln-Roman von Güner Balci: Ein Fluchtweg für die Arabqueen – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Kultur

Die 35-Jährige ist von Kreuzberg ins schicke Berlin-Mitte gezogen. Sie ist gerade Mutter geworden. „Niemand opfert sein Kind für die Integration“, sagt sie.

 Posted by at 14:50

Steffi und Aischa, oder: Toleranz und Verständnis durch ständigen Opferstatus

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Mai 162010
 

Ein herrliches Beispiel dafür, wie der gute Deutsche sich die Integration vorstellt, finde ich in folgendem Bändchen:

Paul Maar: Neben mir ist noch Platz. Mit neuen Zeichnungen von Verena Ballhaus. Deutscher Taschenbuch Verlag. 8. Auflage, Oktober 2005

Das hübsche Buch erzählt die Geschichte von Aischa, die als Bürgerkriegsflüchtling  aus Libanon nach Deutschland kommt und dann mutterseelenallein in eine deutsche Schulklasse eingewiesen wird. Anfangs herrscht Unbehagen und Fremdheit zwischen den Kindern. Doch bald bricht das Eis. Der Familiensinn in Aischas Familie, die Fürsorge Aischas für ihre neue Freundin Steffi, die von deutschen Mitschülern einfach so im Umkleideraum eingeschlossen wird, überwinden die Distanz zwischen den Kulturen. Wir lernen die Geschichte Aischas kennen: Ihr Vater wurde im Libanon erschossen. Das Haus, das Aischa mit ihren Eltern und Geschwistern in Deutschland bewohnt, wird eines Nachts mit Steinen beworfen. Das vom Mob pogromartig zerstörte Haus sehen wir plastisch ausgemalt auf den Seiten 32-35. Aischas Bruder Jussuf wird in der Stadt von Deutschen verprügelt und zusammengeschlagen. „Vielleicht, weil er nicht deutsch ist. Er hat nichts gemacht“ (S. 41). Am Schluss des Buches sind Steffi und Aischa dicke Freundinnen geworden. Da wird die Familie wieder in den Libanon zurückgeschickt. Das Haus der Familie im Libanon ist zerstört worden. Der Brief Aischas an Steffi endet so: „Ich denke viel an Deutschland. Ich vergesse dich nie, nie! Deine Freundin Aischa.“

So weit das hübsche Buch. Ist es realistisch?  Ja! Ich meine, es gibt auf realistische Art all die irreführenden Schemata und verzerrenden Stereotypen wieder, durch die man sich eine echte Befassung mit der Migrationsthematik über Jahrzehnte vom Leibe gehalten hat.

Welches sind diese Schemata?

Erstes und wichtigstes Gebot: Sieh die Zuwanderer als Opfer! Der Opferstatus wird hier im Buch besonders dick unterstrichen. Mehrere Menschen werden getötet, die Deutschen sind kaltherzig, ein rassistischer Mob, die libanesischen männlichen Jugendlichen werden grundlos von den Deutschen zusammengeschlagen.

Das A und O der Migrationspriviligien ist die Opfergeschichte. Nur wer den Opferstatus ein Leben lang beibehält und auch an seine Nachkommen weitergibt, wird sich in der deutschen Gesellschaft dauerhaft Anrecht auf Integrations- und Fürsorgeleistungen erwerben.

Zweites Stereotyp: Die deutsche Gesellschaft ist rassistisch. Nur durch den Edelmut und die Menschlichkeit der Zuwanderer erwacht auch in deutschen Kindern ein Funke Menschlichkeit.

Drittes Stereotyp:  Die Zuwanderer sind ganz auf sich allein gestellt. Jede Familie ist furchtbar allein. Wir müssen ihnen helfen, so gut es geht.

Wenn man den Migrantenverbänden lauscht, werden sie einem wieder und wieder diese Stereotypen auftischen: „Wir sind Opfer! Deutschland ist rassistisch! Wir sind ganz allein!“

Entsprechen diese Schemata der Realität? Nein! Sie entspringen letztlich nur der Phantasie eines Menschen, der sich um die anderen Menschen nicht wirklich kümmert.

Die Realität sieht anders aus. Die Zuwanderung nach Deutschland ist über die letzten Jahrzehnte eine hochprofessionelle, äußerst effizient organisierte Maschinerie geworden. Kenan Kolat spricht zu recht von einer Kettenmigration: aus Gruppen in Gruppen hinein. Familie zu Familie. Clan zu Clan.

Opferstatus zu bewahren ist Pflicht! Deshalb werden die wenigen schrecklichen ausländerfeindlichen Übergriffe, die es in Deutschland gab und leider gibt, mit Inbrunst wieder und wieder vorgetragen, ausgeschlachtet und mit Vorliebe in eine Reihe mit den Judenpogromen der Nazizeit gestellt. Man betrachte nur die Bilder in Paul Maars Buch!  „Jetzt verbrennen sie uns wieder!“, so titelte einmal die türkische Zeitung Türkiye nach den Anschlägen von Mölln und Solingen.

Kaum jemand bemerkt, dass weite Teile Kreuzbergs, Neuköllns,  Weddings, Tiergartens, Schönebergs bereitwillig von den ansässigen deutschen Familien geräumt worden sind, ohne dass es zu irgendwelchen Übergriffen gekommen wäre. Es gab nirgendwo ernsthafte Versuche, die Deutschen in den Innenstadtquartieren Berlins zu halten. Weite Teile Kreuzbergs sind mittlerweile solide migrantisch. Hier aus Kreuzberg-West ziehen die polnischen, russischen und deutschen Familien mit Kindern ebenfalls zunehmend weg.

Diese polnischen, russischen, deutschen Familien sehen sich nicht als Opfer, sondern als Bürger. Sie wollen ihr Leben selbst gestalten. Sie wollen nicht ständig als migrantische Hätscheltruppe auf Kosten des Staates leben.

Kitas und Grundschulen haben sich mittlerweile komplett auf die Bedürfnisse und Empfindlichkeiten der Zuwanderer eingestellt. Die Polizei veröffentlicht die migrantische Herkunft von jugendlichen Gewaltttätern nicht mehr, um ausländerfeindliche Ressentiments im Keim zu ersticken.

In Büchern, Bildern und Filmen wird der Opferstatus der Zuwanderer beharrlich gepflegt. Ein türkischstämmiger junger Mann sagte mir kürzlich ganz offen: „Ich bin ein typisches Opfer der deutschen Bildungspolitik. Denn ich habe die Schule abgebrochen und kann nach 20 Jahren in Deutschland immer noch nicht richtig Deutsch, obwohl ich hier geboren bin.“

Jeder Zuwanderer aus Ländern wie Türkei und Libanon hat eine bunte Palette an Opfergeschichten parat. Diese Opfergeschichten werden durch ein hochprofessionell organisiertes Netz an Zeitungen, Vereinen und Verbänden ausgegeben und wandern dann als Großstadtfolkore in die Zeitungen und Feuilletons ein. In Verbindung mit Ausfüllanleitungen für Behördenformulare ergibt sich ein dichtgewebtes Netz der Integration in Sozialhilfe, Schattenwirtschaft und familiäre Unterstützersysteme. So funktioniert Integration prima.

Die Deutschen schlucken es willig. Und ziehen weg in andere Stadtteile. Mit schlechtem Gewissen. Das schlechte Gewissen beruhigen sie dann, indem sie erbauliche Bücher wie das von Paul Maar lesen. Zur Pflege des Opferkultes.

 Posted by at 22:48

Selbst-Viktimisierung durchschauen und durchbrechen!

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Mrz 012010
 

Etwa 7% der Gefängnisinsassen in Deutschland sind weiblich. Die anderen – sind Männer.

Eine Werkstatt der Selbstviktimisierung sind die Flugblätter verschiedenster Opfergruppen, die ich in Kreuzberg erhalte. Der Mechanismus ist immer derselbe: Man erklärt sich selbst oder andere zu Opfern, man gründet eine Inititive, man beantragt Förderung bei den staatlichen Stellen, man setzt eine/n GeschäftsführerIn ein, der/die GeschäftsführerIn und ihre bezahlten  HelferInnen verstärken durch Propaganda das Gefühl der Viktimisierung, neue Stellen werden geschaffen. Ein sich selbst tragender, in Kreuzberg häufig durch öffentliche Gelder finanzierter Zirkus ist entstanden.

Das will ich auch! So gehöre ich zahlreichen Minderheiten an. Ich will auch Förderung! Ich könnte jederzeit zwei drei Minderheiten-Inis aus dem Boden stampfen und prima davon leben: Radfahrer, Geigenspieler, Plato-Leser, deutschsprachige Minderheit in einer vorwiegend russisch geprägten Familie, Sony-VAIO-Benutzer unter lauter I-Phone-Nutzern, Vater eines Schweinefleischverzehrers in einer muslimisch geprägten Schülerpopulation und und und – die Liste der Opferkategorien ist beliebig erweiterbar.

Neueste benachteiligte Gruppe: Die Frauen. Die gefängnisbedrohten Frauen. Alle Frauen. Ich lese: „Jede von uns ist vom Knast bedroht.“ Warum? Weil es Frauen sind. Lest selbst das Original eines Flugblattes aus dem New Yorck im Bethanien. Ihr werdet merken: Nach zweifellos richtigen Feststellungen – etwa dass Frauen ungerechterweise 13% weniger Entgelt erhalten – steigern sich die VerfasserInnen in eine rauschende Orgie der Selbst-Viktimisierung hinein, die hier geradezu exemplarisch vorgeführt wird. Obwohl die überwältigende Mehrheit der Knast-Population nachweisbar männlich ist, entsteht beim Lesen des Flugblattes der Eindruck, eine männlich dominierte, repressive Gesellschaft lege es geradezu darauf an, ALLE Frauen in den Knast zu bringen – es sei denn, diese Frauen stünden als Sex- und Arbeitssklavinnen zur Verfügung. Grotesk. Lächerlich. Aber so läuft der Hase. Damit verdienen viele viele Menschen Geld.

Lest! Genießt! Solidarisiert euch! Zitat:

„Immer noch werden Frauen als Sexualobjekte wahrgenommen und belästigt und ausgebeutet.

Immer noch sind es in erster Linie sozial und ökonomisch benachteiligte Frauen, die von Repression betroffen sind und nicht die Mittel und Möglichkeiten haben, sich dem Knastsystem zu entziehen.

Frauen, die nicht an die gesellschaftlichen Rollen und Normen sich anpassen wollen oder können, landen schnell in der Psychiatrie oder im Knast. Wir gehen heute zum Knast Pankow, weil wir zeigen wollen, dass die Frauen drinnen nicht allein sind.

Jede von uns ist vom Knast bedroht. Wir müssen die Mauern sprengen, die uns trennen. Weil: DIESES MÄRCHEN IST NICHT UNSER! Jeder einzelne Kampf ist wichtig, überall, und gemeinsam sind wir stark!

Wir grüßen alle kämpfenden Mädchen, Frauen, Lesben, Transgender, sichtbar und unsichtbar, auf der Straße, zu Hause, in Schulen und Betrieben, auf dem Arbeitsamt, im Knast, in der Psychiatrie und im Exil.“

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Jan 312010
 

Die deutsche Gesellschaft zerfällt zusehends. Diesen Befund habe ich wieder und wieder in diesem Blog festgestellt, und in meinem persönlichen Leben mache ich immer wieder die bestürzende Entdeckung, dass die verschiedenen Umfelder, in denen ich mich bewege, keinen Kontakt zueinander haben. Das gilt vor allem für Kreuzberg. Die Deutschen, die Russen, die Türken, die Araber, die Linken, die Bürgerlichen  – diese Volksgruppen existieren unverbunden nebeneinander her. Es gibt fast keinen gemeinsamen Nenner, hat ihn nie gegeben. Nur in Familien wie etwa der meinen vermischen sie sich. Derselbe Befund gilt in den politischen Parteien: die Grünen, die am ehesten noch den Anspruch erheben könnten, hier eine Volkspartei zu sein, sorgen für ihre Klientel, die SPD ebenso, die Linke ebenso. Jeder sorgt für sich und seine Schäfchen.

Die Kreuzberger und die Berliner Gesellschaft ist hochgradig zersplittert. Kaum jemand sieht dies.

Ein hochinteressanter Bericht über Befindlichkeitsstudien des Sozialwissenschaftlers Heitmeyer leuchtet soeben auf meinem Bildschirm auf:

Wissenschaftler schlagen Systemalarm
„Menschen verlieren sukzessive die Kontrolle über das eigene Leben“, warnt Heitmeyer. Die Konsequenz: Sie suchen nach Sündenböcken. Je größer das Empfinden ist, in Zeiten sinkender Normalarbeitsverhältnisse und sprunghaft wachsender „Mal-rein/mal-raus-Arbeitslosigkeit“ zum Opfer der Verhältnisse zu werden, desto stärker scheint auch die Bereitschaft zu einer „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ zu sein, die sich gegen „die Banker“ oder „Amerika“, aber auch generell gegen Ausländer oder Muslime richten kann. Ein Drittel der Befragten gab an, in Krisenzeiten könnten nicht länger die gleichen Rechte für alle Bürger gelten, gut 20 Prozent waren der Meinung, Minderheiten dürften keinen besonderen Schutz mehr erwarten.

Liest man diesen Zeitungsartikel genau, so hat erhält man geradezu ein Musterbeispiel dafür, wie Sozialwissenschaften durch geschickte Art der Fragestellungen und subtil gesteuerte Deutung das gewünschte Ergebnis erzielen können. Ein Beispiel dafür? Hier kommt es:

„Menschen verlieren sukzessive die Kontrolle über das eigene Leben“, warnt Heitmeyer.

Das wird man allerdings aus der Studie nie und nimmer folgern können! Denn die Studie kann gar nicht zu Aussagen über die tatsächlichen Verhältnisse gelangen. Keine Meinungsumfrage kann tatsächliche Verhältnisse abbilden. Sie kann nur Meinungen über die tatsächlichen Verhältnisse abbilden.

Eher gilt: Die Menschen haben das Gefühl, sukzessive die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren.Und dieses Gefühl ist – wie jedes Gefühl – weder widerlegbar noch rechtfertigbar. Es ist eben – ein Gefühl.

Letztlich dienen solche Studien dazu, politische Paradigmen zu stützen. Die Menschen werden im Gefühl bestärkt, sich als Opfer zu sehen. Daraus folgert dann die herrschende Umverteilungspolitik die Berechtigung, noch mehr Geld für eigene Zwecke zu vereinnahmen, um den zuvor bewusst geschürten erzeugten Anschein der Ungerechtigkeit zu lindern.

Den Menschen wird eingeredet, nichts an ihrem Schicksal ändern zu können und weitere Wohltaten für sich in Anspruch nehmen zu müssen. Ein verhängnisvoller Zirkel ist in Gang gesetzt: „Ihr seid Opfer!„, sagen die Sozialwissenschaftler und die Politik. „Wir kümmern uns um euch!“ greifen die Politiker den Ball auf. Siehe Opel-Affäre. Da der Opferstatus durch die ausgeteilten Geschenke  nie und nimmer zu beseitigen ist, werden immer neue Ausgleichmaßnahmen, Geld-Umverteilungsmaßnahmen benötigt. So wird zuletzt der Staatshaushalt gesprengt.

Perfektes Beispiel: das frühere West-Berlin und das heutige Berlin.  Schuldenstand heute: 60 Mrd Euro. Erzielt durch eine stillschweigende große Koalition der Umverteiler einschließlich der alten Berliner CDU. Bedarf an Sozialhilfe und kompensatorischer Sozialpolitik: stetig wachsend. Bewusstsein dafür, dass man Opfer ist: ständig wachsend. Zahl der Opfergruppen: stetig wachsend. Zahl derer, die sich nicht als Opfer fühlen: stark fallend.

Ich werde bald meine eigene Opfer-Minderheit aufmachen könne. Wie wäre es zum Beispiel mit: „Schweinefleischverzehrer“? Da wir in der muslimischen Kreuzberger Mehrheitsgesellschaft scheel angesehen werden, weil wir Schweinefleisch verzehren, haben wir doch Anspruch darauf, als Opfer der Verhältnisse anerkannt zu werden? Ich könnte aufschreien: „Mein nichtmuslimischer Sohn ist benachteiligt! Er ist eine ausgegrenzte Minderheit. Helft uns! Wir brauchen eine aktive Schutzpolitik für die Minderheit der schweinefleischessenden Kreuzberger Kinder. Geld her, Sozialhilfe her!“

Die Absurdität der ständig neue Minderheiten, neue Benachteiligtengruppen erfindenden kompensatorischen Sozialpolitik wird an diesem Beispiel deutlich, so hoffe ich.

Was wir vielmehr brauchen, ist ein Bewusstsein der Freiheit. „Es ist dein Leben! Mach daraus, was du willst.“

So sagte es der Imam, der Vater des deutschen Moslems Hamed Abdel-Samad. Der ägyptische Imam hat recht! Hört auf den ägyptischen Imam!

Zitat: Hamed Abdel-Samad: Mein Abschied vom Himmel. Aus dem Leben eines Muslims in Deutschland. Köln 2009, S. 165

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Advent, Advent, ’ne Beschwerde brennt, erst eins, dann zwei,…

 Advent, Opfer  Kommentare deaktiviert für Advent, Advent, ’ne Beschwerde brennt, erst eins, dann zwei,…
Dez 092009
 

dann drei, dann vier, … dann stehn die Eltern vor der Tür.

Herrlicher Beleg für meine Beobachtung, dass die Berliner Bildungsdebatte von Klagen, Jammern und – Geld-Verlangen geprägt sei! Auch die gute alte taz liefert mir empirisches Belegmaterial en masse! Gestern zum Beispiel entdeckte ich darin folgende hübsche Meldung:

Eltern könnten im Bildungssystem noch mehr bewegen, wenn die Vernetzung besser wäre, sagt Elternvertreterin Daniela von Treuenfels. Sie nervt den Senat mit einem Beschwerde-Adventskalender.

Welche Wonne – ich höre landauf landab nur Beschwerden, Gezänke und Geplärr. Da passen auch die streikenden Studenten wunderbar dazu! Es ist ein Anspruchsdenken vom allerfeinsten. Einer meiner Lieblingspsychologen, Jeffrey Young, hat dieses pathologische Anspruchsdenken wunderbar beschrieben: Die Menschen und auch die Kollektive bauen im Laufe der Jahre eine Maske aus Grandiosität und Beleidigtsein auf, die es ihnen ermöglicht, wunderbar die Schuld am eigenen Versagen auf andere, auf die Institutionen, auf den Staat zu schieben. Diese andauernde Selbst-Viktimisierung ist wunderbar in Berlin am Blühen. Und sie ist teils lächerlich, teils nur noch niederschmetternd.

Herrlich! Bin gespannt, welche weiteren Belege die Berliner Zeitungen morgen noch liefern. Und dann wird abgerechnet. Am Abend. In der Adolf-Glassbrenner-Schule. Beginn: 19.30 Uhr. Freu mich schon. Es wird ein Fest!

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