Nov 232007
 

Zu später Stunde sendet mir ein Leser aus Berlin ein Gedicht Majakowskis mit der Bitte, eine Übersetzung der ersten Zeile zu liefern. Die erste Zeile lautet:

Себе, любимому, посвящает эти строки автор

Wohlan denn – mein Vorschlag zur Übersetzung lautet:

„Dem lieben Selbst widmet diese Zeilen der Autor“

 

Kommentar: Majakowski scheint hier jene typischen Widmungseinträge in Büchern auf die Schippe zu nehmen, etwa: „Dem lieben Wanja widmet diese Zeilen der Autor.“ Lustig, oder? Man könnte auch an die herrlich-ironische Wendung von Sigmund Freud denken: „Seine Majestät – das Selbst“.

Das ganze Gedicht von Majakowski könnt Ihr lesen, wenn ihr auf Kommentar zu diesem Eintrag klickt!

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Jetzt meine ich jedenfalls zu wissen, was ein Blog ist – ein Akronym, nehme ich an, noch mal für was?

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Nov 232007
 

So fragt ein Leser aus Lichterfelde. „Blog“ – dieses Wort stammt vom englischen blog ab – eine Zusammenziehung aus web log. Also eine Art Tagebuch, das im Web geführt wird. Vergleichbar dem Logbuch eines Schiffskapitäns. Auszusprechen nicht wie deutsch Block, sondern mit langem offenem – o – und weichem abschließendem g. Bitte keine Auslautverhärtung, das klänge unschön!

Zur Genusfrage – der oder das Blog? – wurde über Jahre hinweg eine erbitterte, teilweise ideologisch verhärtete Debatte geführt, die in manchem an die Frage erinnerte, ob man Eier köpfen oder behutsam aufklopfen muss. Die selbsternannten echten, frühen Blogger bevorzugten das Blog, die tumbe träge Masse sagte der Blog – gemäß jenen unergründlichen Analogiegesetzen, nach denen Sprachen ihre Regelungen treffen. Ich erinnere mich an das Argument eines bekannten Sprachwissenschaftlers, der behauptete, im Deutschen sei jedes aus anderen Sprachen entlehnte Substantiv durch unverrückbare Regeln eindeutig genusbestimmt. Hierüber entspann sich in den 90er Jahren ein Streit über das Für und Wider einer Grammatik, die mit Tiefenstrukturen arbeitet.

Ich habe mich in diesem Punkte nicht eindeutig festgelegt, sondern eine, wie ich meine, das Für und Wider abwägende Stellungnahme samt statistischer Auswertung der Suchmaschine Google in einem Politiker-Blog hinterlegt.

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Nov 232007
 

Am Abend besuche ich den politischen Stammtisch des Ortsverbandes Oranienplatz der CDU Friedrichshain-Kreuzberg. Jede und jeder darf dort den Mund aufmachen, ich habe noch jedesmal Neues und Interessantes dort erfahren! Vielleicht weil die Meinungen ungefiltert vorgetragen werden, man niemandem nach dem Munde zu reden braucht. Die Bezirkspolitik lässt sich aus der Presse kaum angemessen verfolgen, dazu bedarf es des persönlichen Gesprächs. Aber eben hier, in den Bezirken, wird über das tägliche Miteinander entschieden. Spielplätze, Schulen, Sportplätze, Straßen und Plätze: darum geht es in den Bezirken, und das ist die Bühne, auf der unser Leben tagtäglich abrollt. Politik zum Anfassen und Miterleben.
Aber auch die Bundespolitik wird Thema des Stammtisches – pünktlich zur Halbzeit der großen Koalition. Ortsvorsitzender Michael Schill fragt mich direkt, ob ich eine Erklärung für die hervorragenden Umfragewerte der Kanzlerin Merkel hätte. Meine Antwort lautet: „Angela Merkel verfolgt zunächst inhaltlich einige klare Grundlinien. Sie zeigt sich ferner in vielen Details nicht von vornherein festgelegt, wenngleich sachlich stets gut informiert. Aber für ihren wichtigsten Erfolgsbaustein halte ich ihre überragenden kommunikativen Fähigkeiten: Immer hört sie zu, was die anderen sagen, nie setzt sie ihr Gegenüber herab, stets ist sie bemüht, gemeinsame Lösungen im Einvernehmen zu erarbeiten. Sie haut niemanden in die Pfanne und brüstet sich nicht mit eigenen Erfolgen. Ihr fehlt jedes auftrumpfende Gebaren. Ein neuer Stil der positiven Kommunikation für die deutsche Bundesregierung, dank dessen sie das Koalitionsschiff auch weiterhin erfolgreich steuern wird! Zur Nachahmung empfohlen, die Deutschen wollen das – unabhängig von der bevorzugten Partei.“

Wie zum Beleg dessen kann gelten das Interview der Kanzlerin mit Journalistin Caren Miosga in den Tagesthemen um 22.15 Uhr heute! Sie lässt sich durch Miosga weder zum Triumphalismus noch zum Katzenjammer verlocken. Bezeichnend etwa folgende Äußerung Merkels zum Mindestlohn: „Wir wollen die Tarifautonomie stärken!“ Sie lehnt also nicht noch einmal rundheraus den staatlich aufgenötigten Mindestlohn ab, – eine solche Ablehnung würde zunächst einmal auf viele wie ein rotes Tuch wirken -, sondern formuliert eine positive Aussage, gegen die eigentlich niemand etwas einwenden kann. Dadurch baut sie goldene Brücken für jene, die zunächst einmal entschieden für dieses staatliche Instrument eintreten mochten. Fast immer schafft sie es, eine solche Aussage zu formulieren, die Zustimmung beim Gegenüber herausfordert, auf vielen solchen kleinen und großen Brücken gelangt sie schließlich zum Ergebnis, das meist in ihrem Sinne ausfällt.

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Immer wieder lese ich Gedrucktes (aktuelle Presseschau)

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Nov 222007
 

Ira, meine belesene, bildungsbeflissene Frau, wirft mir zwar oft vor, ich läse zu viele Zeitungen und Zeitschriften und zu wenige Bücher, dennoch kann ich es nicht lassen und tue es immer wieder – teils auch, um das zu lesen, was ich sowieso zu wissen meinte … oder lesen Sie die Zeitungen Ihres Gegners? (Das sollte man eigentlich!)

Den aktuellen, prall mit Lesenswertem gefüllten Spiegel Nr. 47 vom 19.11.2007 hatte ich zunächst wegen des lustigen Titelbildes erstanden. Auf S. 176 erfahre ich endlich, warum es immer so lange dauerte, wenn wir die Rubljowka entlang fuhren: 2 Stunden für 30 Kilometer waren keine Seltenheit! Filmemacherin Irene Langemann hat einen Film hinter den Kulissen dieser Sünd- und Prachtmeile gedreht – den muss ich gucken, so er denn in die Kinos kommt! Und: Obwohl dies eine Gegend der Reichen und Mächtigen ist – ich habe dort in der Nähe sommers schon mehrfach in der herrlichen Moskwa geschwommen: ein wunderbares Gefühl, das mir niemand nehmen kann!

Unter dem Titel Selbstmitleid macht passiv entwirft Peter Düweke in Psychologie heute compact, Heft 18, 2007, eine herrliche Bestandsaufnahme dieses in Deutschland verbreiteten Lebensgefühls. „Jammern ist an der Tagesordnung. In allen Schichten.“ Es ist ja so bequem, anderen die Schuld für das eigene Unglück zu geben – oder eher die Schuld für das Gefühl unglücklich zu sein! Sehr lesenswert! – Das fiel mir gleich nach meiner Rückkehr aus Moskau auf: Nirgendwo habe ich im letzten Monat mit so vielen zuversichtlichen, aufgeschlossenen, lebensfrohen Menschen gesprochen wie in Russland, nirgendwo fand ich so viele verzagte, missmutige, verdrießliche oder auch laut wehklagende Menschen und Menschengruppen wie in Deutschland. In allen Kasten und Klassen. Oft war mir danach auszurufen: Ihr wisst in Deutschland nicht, wie gut es euch geht! Seid doch endlich die Schmiede eures Glücks! Gut, dass ich diesen Ausruf wenigstens dem Blog anvertrauen darf.

Die FAZ vom 22.11.2007 widmet dem „zweiten Vaterland“ meines Ivan Ivanovitsch, meiner Familie, gleich zwei Artikel: Was vom Zaren übrigbleibt (S. 42) leuchtet die Widersprüche aus, die die ungelösten Nachfolgeprobleme des ersten Mannes im Staate mit sich bringen. Plötzlich ist Putin das Parlament wichtig (S. 6) bespricht mögliche Alternativen für die Zeit, nachdem die zweite Amtszeit abgelaufen ist. Zahlreiche Gruppen scheinen eine neue nationale Führungs- und Einigungsfigur zu fordern. Der Mann dafür ist schon gefunden! Insgesamt teile ich die durch und durch pessimistische Auffassung des Journalisten Michael Ludwig nicht ganz; ich meine, es ist schon ein Fortschritt, dass man heute in Russland so viele verschiedene Stimmen hören kann, nicht nur auf der Straße, sondern auch im Fernsehen und in der Presse.

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Massima solidarietà!

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Nov 212007
 

Solidaritätsadresse aus Italien:

ciao johannes,

mamma mia che storia assurda con tuo figlio!!!! non ho parole.

si risolvera‘ tutto per il meglio sono sicura, ma e‘ comunque un fatto gravissimo. massima solidarieta‘ da parte mia.

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Oculis ereptis …

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Nov 212007
 

Furchtbarer Doppelsinn meiner Bezeichnung Karls des Großen als eines „in den Augen seiner Zeitgenossen grausamen“ Herrschers! Las gestern in einer Arbeitspause erneut die Vita Karoli Magni des Einhard. Empfand große Freude, nach mehreren Wochen wieder einmal Latein unter die Finger zu bekommen! Habe ich nicht doch gestern Karl zu hart angegriffen?

Ich stolpere, im caput 28, über die Sätze: … erutis scilicet oculis linguaque amputata … Das war die Strafe, die die Römer dem Papst Leo angedeihen ließen. Wir dürfen annehmen, dass auch Karl der Große die Blendung bei etlichen seiner politischen Gegner anwenden ließ. Pater Europae?

Bemerkenswert, dass die Vertreibung der Sachsen und die Zerschlagung geschlossener Siedlungsgebiete in folgenden Worten bei Einhard beschrieben werden: … decem milia hominum ex his qui utrasque ripas Albis fluminis incolebant cum uxoribus et parvulis sublatos transtulit et huc atque illuc per Galliam et Germaniam multimoda divisione distribuit (caput 7). Also dasselbe lateinische Wort, das im Potsdamer Abkommen – in seiner englischen Version – für den Bevölkerungs-„Transfer“ („population transfer“) verwendet wurde!

Ich bleibe also dabei: Karl der Große taugt in keiner Weise als politisch-kulturelles Vorbild für unsere Zeit – im Gegenteil. Er führte seine Eroberungskriege unausgesetzt, er merzte die pagane einheimische Stammeskultur aus, etwa durch die Zerstörung der Irminsul. Er handelte gewissermaßen als christlicher Fundamentalist, indem er geistliche Würdenträger unter Umgehung bestehender regionaler Machtverhältnisse unmittelbar mit der Verwaltung weltlicher Macht beauftragte. Und er zog keine konstitutionellen, personenunabhängigen Machtstrukturen ein, die sein Reich über seinen Tod hinaus zusammengehalten hätten. Es zerfiel definitiv bereits 843 im Vertrag von Verdun, mittelbar entstand aus diesem konstitutionellen Mangel dann das jahrhundertelange, oft feindliche, zu zahllosen Kriegen führende Gegeneinander eines Ost- und eines Westreiches (später: Frankreichs und Deutschlands), das letztlich erst 1945 zu einem Ende kam.

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Nov 212007
 

Zu den privaten Verwicklungen im Gestrüpp der russisch-deutschen Visapolitik liefern unsere Politiker eine erstklassige, leicht kakophone Orchesterbegleitung! Ich bin begeistert über dieses zeitliche Zusammentreffen: Am selben Tag, an dem unserem Wanja durch die russischen Grenzer die Heimreise in sein Vaterland verweigert wurde, verweigerte Russland erstmals entgegen bisherigen Gepflogenheiten auch den deutschen Militärtransportern die Überflugrechte. Und in Deutschland wird Kanzlerin Merkel angegriffen, weil sie sich gegenüber Russland so zurückhaltend zeige. Lesen wir doch, was Gerhard Schröder bei der Quandt-Stiftung gesagt haben soll:

„Wenn man die Diskussionen der letzten Zeit verfolgt, gewinnt man den Eindruck, dass manche für eine Distanzierung, ja sogar eine Gegnerschaft zu Russland eintreten. Ich halte diesen Weg für falsch, geradezu für gefährlich. Wir dürfen nicht auf diejenigen hören, die wieder Mauern, diesmal rhetorische und ideologische, aufbauen wollen. Manche tun dies mit dem Verweis auf ihre Biografie, die Erfahrung mit Systemen wie der DDR. Ich habe Verständnis für manche Emotionalität. Aber die Frage ist, ob es klug ist, sich in der internationalen Politik davon leiten zu lassen. Ich bin davon überzeugt: Nein.“

Es stimmt: Beim letzten Treffen mit Putin schaute Merkel ausweislich der Pressefotos frostig drein. Es stimmt: Der Kanzlerin Merkel fehlt jener unwiderstehliche, im buchstäblichen Sinne ölige Charme, mit dem andere Männerfreundschaften schmieren und pflegen. Es stimmt: Dank ihrer DDR-Vergangenheit lernte Angela Merkel Russisch, sie ist einfach näher dran an allem, was in der größeren, der östlichen Hälfte Europas geschieht. Sie kennt sich auch in diesem, wie in vielen anderen Gebieten aus. Muss man ihr das vorwerfen? Eine ähnliche Vertrautheit mit den russischen Gegebenheiten konnte Gerhard Schröder bisher nicht unter Beweis stellen. Aufgrund seiner lupenreinen BRD-Vergangenheit darf man auch nicht zu viel von ihm erwarten, ebensowenig wie von einem Erhard Eppler. Dieser häuft Lob auf Putin, der die zerfallene Sowjetunion einigermaßen demokratisch zusammenzuhalten versuche. Daran ist so viel richtig, dass Putin tatsächlich dank des mit aller Härte fortgeführten, die russische Identität fördernden Tschetschenienkriegs, dank üppig sprudelnder Einnahmen aus dem Ölgeschäft, dank harter Hand in der Innenpolitik das russische Reich (grosso modo in den Grenzen des Zarenreiches von 1917) sichern konnte und auch weiter sichern wird. Grundsatz russischer Politik ist es unverändert seit mehreren Jahrhunderten, dass der Zusammenhalt des Reiches und die unumschränkte Anerkennung der Macht des ersten Mannes wichtiger sind als die Einhaltung des Rechts, ganz zu schweigen von der Achtung der Menschenrechte, einer nach russischen Maßstäben recht neumodischen Erfindung.

Muss man ihm dafür ölig zulächeln? Wir bezahlen doch das russische Gas mit gutem Geld, nicht mit Dauerlächeln, mit Kuschen und Anbiedern! Kanzlerin Merkel scheint ihre Außenpolitik auf einigen schlichten Grundsätzen zu begründen:

Sprich mit allen, die du für wichtig hältst! Schließe Bündnisse, aber spiele nicht Freundschaft mit allem und jedem vor! Achte Verträge, zahle deine Rechnungen! Drohe nicht! Vertritt deine Überzeugungen eindeutig, biedere dich nicht an! Die Achtung der Menschenrechte ist wichtiger als gute Laune zu jeder Zeit!

Manches daran mag undiplomatisch erscheinen – ich halte Merkels Auftreten gegenüber dem russischen Staat für goldrichtig.

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Stand der Dinge Moskau-Berlin

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Nov 202007
 

Hier einige der zahlreichen Anfragen und Meinungen, die mich in den letzten Tagen erreichten!

„Wo ist Wanja jetzt, noch in Moskau??“ – Ja, er ist noch in Moskau und erwartet heute seine Mama, die aus Berlin einfliegt, um ihn nach Deutschland zu holen.

„Habt Ihr inzwischen schon Hilfe bekommen?“ Wir haben von Freunden und Verwandten viel Unterstützung und Trost erfahren. Dafür danken wir herzlich! Die Deutsche Botschaft in Moskau hat sich trotz Zusagen nicht gemeldet. Vielleicht ist ihr etwas passiert? Es ging den deutschen Botschaften in Russland bekanntlich sehr schlecht, sie standen vor dem Zusammenbruch, das konnte man vor allem im Jahr 2004 in allen deutschen Zeitungen lesen. Damals wurden im Fließbandverfahren von deutschen Botschaften unter tätiger Mithilfe von Schlepperorganisationen Visa für junge alleinreisende Frauen ausgegeben. Wie steht es jetzt damit? Die Beamten sind offenbar weiterhin überfordert. Sie benötigen weiterhin unsere tätige Hilfe. In diesem Blog schlug Leser Achmed Khammas am 15.11. Hartz IV vor.

Es wäre jedoch vermessen, wenn wir Vertretung, Beratung oder gar Wahrung unserer Interessen als deutscher Staatsbürger von den deutschen konsularischen Vertretungen erwarten wollten! Vorerst scheint der Leitspruch weiterhin zu sein: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Diese Haltung hatte offenbar Joseph von Westphalen im Sinne, als er seinen Edeldiplomaten im Roman „Im diplomatischen Dienst“ Harry von Duckwitz nannte. Ein herrlich sprechender Name!

„Dann solltet ihr das Ganze aber in jedem Fall dem Botschafter in Moskau zur Kenntnis bringen!“ Ich habe unser Anliegen bereits am 14.11. bei einem mir namentlich bekannten Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Moskau fernmündlich sowie über elektronische Post bei der deutschen Botschaft in Moskau zur Kenntnis gebracht. Mir wurde rasche Hilfe für den folgenden Tag zugesichert. Ich warte weiterhin. Der uns entstandene finanzielle Schaden ist groß, aber an wen sollten wir uns denn wenden?

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Was heißt das übersetzt, was in der Ode vom 22.10. …

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Nov 192007
 

… auf Hr. Tusks Wahlsieg steht? So fragt mich ein Leser aus Kreuzberg. Antwort:

Jestem bardzo zadowolony = „Ich bin sehr zufrieden“.

Witam panstwo serdecznie z Kreuzberga! „Ich grüße Sie herzlich aus Kreuzberg!“

Ich hoffe, das stimmt so, zumindest wünsche ich nicht, dass meine polnische Urgroßmutter sich im Grabe umdreht. Mehr habe ich nicht geschrieben, da ich die Sonderzeichen so schnell nicht in meinem Blog einfügen konnte. Und weil ich vorerst mit meinem Polnisch am Ende war. Aber Polnisch kommt!

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Wir brauchen ein Zentrum für gelungene Integration von Vertriebenen und gegen Vertreibungen

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Nov 192007
 

Die ungarische Parlamentspräsidentin Katalin Szili von der regierenden Sozialistischen Partei hat sich an diesem Wochenende für die Vertreibung der Ungarndeutschen entschuldigt: „Statt unserer Vorfahren sagen wir heute ‚Entschuldigung‘ und ‚Nie wieder'“. Das ungarische Regierungsdekret vom Dezember 1945, das bereits 1989 verfassungsgerichtlich außer Kraft gesetzt worden war, bezeichnete Szili als „Dokument der Schande“ (Quelle: FAZ, 19.11.2007). Gute, mutige Schritte sind das! – Vor drei Wochen wiederum stellten Kulturstaatssekretär Bernd Neumann und der Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse ein Konzept für das Zentrum gegen Vertreibung vor, das als unselbstständige Stiftung unter dem Dach des Deutschen Historischen Museums entstehen soll. Was für eine Chance! Alle Welt spricht heute von Integration. Alle Welt redet sich den Mund fusslig über die ungelösten Vertriebenenprobleme in Palästina, in Darfur, in Kenia und Burundi.

Dabei haben die Deutschen ihr großes Flüchtlingsproblem in nur einem Jahrzehnt bewältigt. Sicher: Es war schwer zusammenzurücken in den Jahren nach dem Krieg. Viele blickten herab auf die Habenichtse, die ihr Eigentum verloren hatten. Es gab Egoismus, Neid, Revierkämpfe. Kulturelle Unterschiede wurden nicht übersehen. Und doch ist es in gut einem Jahrzehnt gelungen, die über 12 Millionen Deutschen aus den ehedem deutsch besiedelten Gebieten des Ostens zu integrieren und zu einem Motor eines blühenden Gemeinwesens zu machen. Diese Erfolgsgeschichte wird zu selten erzählt. Sie soll Bestandteil des Zentrums gegen Vertreibung werden.

Eine Aufarbeitung dieses vernachlässigten Jahrhundertthemas wäre in der Tat ein großer Gewinn für Berlin! Ach was sage ich da! Ein Jahrtausendthema! Die Blutspur der Deportationen und Vertreibungen zieht sich durch die gesamte asiatisch-europäische Geschichte, wobei die Juden wahrscheinlich den traurigen ersten Platz in der Rangliste der am häufigsten Vertriebenen haben! Eine der frühesten gewaltsamen Austreibungen der Juden erfolgte im 6. Jahrhundert v.d.Z. ins Gebiet des heutigen Irak. Im damaligen Bablyonien gelang es ihnen aber bald, eine eigene, höchst erfolgreiche, übrigens arabischsprachige Kultur aufzubauen, die bis ins 20. Jahrhundert hinein Bestand hatte. Auch dies ist also ein Beispiel für gelingende Integration von Vertriebenen.

Karl der Große, der leider von vielen immer noch recht treuherzig als Vater Europas verehrt wird, setzte planmäßig – nach und neben seinen Massenhinrichtungen wehrloser Unbewaffneter – umfangreiche Deportationen unbotmäßiger Stämme ins Werk. Wer spricht davon? Niemand außer den Historikern!

Alle Welt giert stattdessen nach Bildern vom Krieg. Die Kriegsmuseen in London, Moskau oder auch in Heraklion (Kreta), die ich besuchte, ziehen die Massen in hellen Scharen an. Vertreibung hingegen ist weit weniger spannend als Krieg, aber ebenso folgenreich, jedoch bisher kaum für die Öffentlichkeit aufbereitet.

Übrigens: Eine weniger vorurteilsgeprägte Befassung mit der Geschichte der Tschechoslowakei, in der, von den Deutschen 1938 begonnen, bis 1946 mehrere brutale Vertreibungswellen, später auch unter planvoller tschechischer Regie, rollten, lohnt sich!

Im Tagesspiegel vom 2. Juni 2002 schrieb ich: „Die CSR war im 20. Jahrhundert der einzige demokratische Staat in Mitteleuropa, in dem mehrere größere Nationalitäten zusammenlebten. Sie stellt damit ein echtes Modell für Schwierigkeiten und Chancen einer demokratisch verfassten, multiethnischen Gesellschaft dar. Noch stärker als die Türken im heutigen Deutschland stellten die Deutschen der CSR 1918-1945 eine Art Parallelgesellschaft dar, mit eigenen geschlossenen Siedlungsgebieten, eigenen Zeitungen, Schulen, Theatern usw. Ich habe selbst mit vielen Deutschen aus der ehemaligen Tschechoslowakei gesprochen, die sich damals wie heute beharrlich weigern, Tschechisch zu lernen. Dies erstaunt umso mehr, als die Deutschen in der Tschechoslowakei – trotz unleugbarer Benachteiligungen in Justiz und Verwaltung – volle Staatsbürgerrechte genossen: eine demokratische Selbstverständlichkeit, die den bei uns seit langem lebenden Türken lange verweigert worden ist – oft mit der Begründung, sie sollten erst einmal richtig Deutsch lernen.“

Nebenbei: Ein großer Teil meiner Verwandten wurde ebenfalls aus dem damaligen Sudetenschlesien vertrieben, darunter auch mein Großvater und mein Vater. Ihre Erzählungen zeigten mir, dass auf begangenes und erlittenes Unrecht erst gemeinsame Erinnerung, dann gemeinsam mit Mühen erarbeitete Versöhnung folgen kann und folgen muss.

Das Wichtigste aber ist: Wir dürfen nicht gebannt nur auf den vergangenen Schrecken starren, sondern müssen an Erfolge denken und im Blick auf mögliche Erfolge die drängenden Probleme mit den heute weiterhin rollenden Vertreibungen meistern.

Vertreibung als Mittel staatlicher Politik ist zu ächten – zur Integration gibt es keine gangbare Alternative.

P.S.: Sollte das offizielle Europa weiterhin in Aachen einen „Karlspreis“ verleihen und damit die Vertreibungspolitik dieses bereits in den Augen seiner Zeitgenossen grausamen Herrschers gutheißen? Es stünde uns als Europäern gut an, wenn wir uns ebenso entschieden von den Akten der Vertreibung, die die „Väter“ begangen haben, lossagten, wie dies am Wochenende die ungarische Parlamentspräsidentin für ihr Land getan hat. Mir wäre ein Preis nach Kaiser Karl IV., dem Luxemburger, weit lieber! Lasst uns doch bitte den Aachener Karlspreis umwidmen auf Karl IV.! Im Gegensatz zu Karl dem Großen konnte er lesen und schreiben, er sprach mehrere Sprachen, er brach im Gegensatz zu Karl dem Großen keine Eroberungskriege vom Zaun, er gründete in Prag 1348 (vor Heidelberg!) die erste Universität im Gebiet des Reichs nördlich der Alpen – keine schlechte Empfehlung für unseren ach so wissensgestützten europäischen Wirtschaftsraum …

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Ich kämpfte den guten Kampf

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Nov 182007
 

Im Fitnessstudio ist um 10 Uhr vormittags Bodypump angesagt. Trainerin Caro versteht es, uns in Schwung zu bringen. Beim ersten Trizeps-Lied fordert sie uns auf, recht viel Gewicht aufzulegen. Sie selbst hat 12 Kilo drauf. Ich packe 16 Kilo drauf. „Das schaffst du nie!“ warnt ein Turnfreund. „Das wollen wir sehen“, denke ich. Ich halte zwar durch, schaffe alle Wiederholungen. Aber bei den nächsten Trizeps-Liedern halte ich nicht durch – habe mich vorzeitig ausgepowert. Egal. Caro sagt: „Stellt eure eigenen Profile zusammen, solange der Bewegungsablauf stimmt, könnt ihr mit den Gewichten experimentieren!“

Worüber ich froh bin: Ich habe alle gegrüßt, wenn ich einen Raum betrat, habe mich im Kurs bedankt, habe ein paar Takte geplaudert und habe Tschüß gesagt, als ich die Männerumkleide verließ.

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Jauchzet frohlocket

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Nov 152007
 

Mich erreichen heute, am 15.11., die Noten für Bachs Weihnachtsoratorium, das ich am 8. und 9. Dezember mitspielen werde. Fange sofort an, in der neuen, textkritischen Ausgabe des Bärenreiterverlages zu üben. Es tut so gut, endlich keine störenden Bindebögen, wie in der alten Peters-Ausgabe, das Spielen hemmen zu lassen. Habe endlich auch meine Geiger-Homepage hochgeladen und freigeschaltet. Ich jauchze & frohlocke!

 Posted by at 21:35