Jan. 082010
 

Fassungslos schlagen die russischen Mütter meines Bekanntenkreises immer wieder die Hände über die Berliner Grundschulen zusammen! „Sie lernen fast nichts, wir haben dasselbe Pensum in der multiethnischen Sowjetunion in einem Drittel der Zeit durchgearbeitet.“

Jetzt kamen wir darauf, dass die Kinder in der Tat kaum Bücher haben – keine Lesebücher, keine Sachkundebücher, keine zusammenhängenden Sprachlehrbücher … aus Geldmangel!

„Wir hatten keine Unterhosen, aber jedes Kind bekam sein Exemplar des Lesebuches aus der Schulbibliothek entliehen! Jeder musste darauf aufpassen. Wir wurden gefüttert mit der großen klassischen Literatur, mit der gesamten bürgerlichen und adligen Literatur der vergangenen Jahrhunderte! Bei euch in Berlin herrschen die grauen Herren aus Momo. Alles so fantasielos, so leblos. Wo sind die Bilder, wo sind die Geschichten, wo sind die Phantasien? Kein Wunder, dass die türkischen und arabischen Kinder sich nicht zur deutschen Kultur hingezogen fühlen. Ihr zeigt sie nicht. Ihr lehrt sie nicht.“

Tja, ich schluckte. Die russischen Mütter haben die Erziehung der Berliner Grundschulkinder weitgehend in die eigenen Hände genommen: sie lesen vor, sie üben das Schreiben in beiderlei Sprachen, sie bringen die Kinder zum Klavier- oder Geigenunterricht. Vom Berliner Schulwesen haben sie alle die Nase voll. Sie nehmen es nicht ernst.

Sind wir lächerliche Schrumpfgermanen? Ich muss konstatieren: In Russland hatten sie keine Unterhosen, aber Lesebücher. Bei uns in Berlin haben sie wegen Geldmangels keine Lesebücher, aber Fernseher, Satellitenschüsseln, Handys, Spielekonsolen, Autos und Urlaubsreisen.

Leute, da stimmt was nicht. Da ist was faul! Gewaltig!

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Treibt Berlin an der Peripherie auseinander?

 Sezession  Kommentare deaktiviert für Treibt Berlin an der Peripherie auseinander?
Jan. 072010
 

„Die Stadt wächst zusammen“. Mit dieser Feststellung beginnt Uwe Lehmann-Brauns, der Vizepräsident des Berliner Abgeordnetenhauses, seine Betrachtungen im heutigen Tagesspiegel – um sie gleich danach zu relativieren. Denn die Aufmerksamkeit ballt sich um die vier Innenbezirke Mitte, Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Charlottenburg, die acht Außenbezirke  verlieren an Vitalität und Anziehungskraft. Die Politik hat das Problem bisher nicht deutlich genug erkannt und dem Auseinanderdriften der Ränder zu wenig  entgegengesteuert. Der Mentalitätswechsel, den Lehmann-Brauns fordert, den würde so ein Leitbild „Die zusammenwachsende Stadt“ einlösen können. Wir warten auf weitere gute Vorschläge, Herr Lehmann-Brauns!

Stadt, Land, Schluss
Eine neue Kunsthalle in Lichtenberg etwa, in eines der vielen dort vorhandenen architektonisch wertvollen Gebäude platziert, könnte anregen, anziehen, beleben. Um jede Kultureinrichtung bilden sich schnell Cafés, Läden, Restaurants.

Qualität wird aufgesucht, auch in den Bezirken um Mitte herum. Diese acht Berliner Großstädte dürfen nicht zu Vorstädten werden. Berlin hat keine Lust auf Provinz. Deshalb: Schluss mit der einfallslosen Zentralisierung. Ein Mentalitätswechsel ist gefragt.

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Jan. 072010
 

Hier kommt Futter. Ich habe mich ja schon als eifriger Wolfgang-Schäuble-Leser zu erkennen gegeben … auch dadurch mache ich mir im trutzigen Friedrichshain-Kreuzberg Feinde, oder? Aber prüft selbst – ihr werdet zugeben müssen: Der Mann hat mindestens mit folgenden Aussagen recht:

Dr. Wolfgang Schäuble MdB: Interviews
ZEIT: Zum Wettbewerb gehören unterschiedliche Positionen. Es sieht manchmal so aus, als würden die Vblksparteien Unterschiede nur noch vorspielen.

SCHÄUBLE: Natürlich findet der Wettbewerb um Mehrheiten in der Mitte statt. Das verhindert, dass wir durch eine Polarisierung zu den Rändern hin zerbrechen. Aber die Unterschiede bleiben. Sozialdemokraten haben in der Frage, was der Staat regeln soll und was man lieber den Menschen selber überlässt, grundlegend andere Vorstellungen als Christdemokraten. Dennoch können demokratische Parteien trotz ihrer unterschiedlichen Koordinatensysteme zusammenarbeiten. Wir finden Lösungen, auch wenn es manchmal mühsam ist. Ich bin überhaupt nicht für Hauruckverfahren, oder für ein Mehrheitswahlrecht, um das Regieren vermeintlich zu erleichtern. Das würde in Deutschland keine Akzeptanz finden.

zeit: Also sind Sie für Konfliktdemokratie?

SCHÄUBLE: Ich nenne es Wettbewerbsdemokratie. Nur dadurch entstehen Vielfalt, Spannung, Motivation, Mobilisierung. Eine Große Koalition produziert immer auch Müdigkeit. Ich will nicht den Wettbewerb: Wer schwätzt am dümmsten, oder wer ist der größte Demagoge? Sondern: Wer kann unter den schwierigen Bedingungen moderner Kommunikation die Menschen von dem, was er für richtig hält, überzeugen, also davon, dass europäische Einigung wichtig ist, dass der Staat nicht alles regeln kann und soll, dass der Staat Freiheitsrechte bewahrt und nicht bedroht? Ich bin dafür, dass wir darüber streitig diskutieren.

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„Majestätsbeleidigung!“

 Helmut Kohl, Schäuble  Kommentare deaktiviert für „Majestätsbeleidigung!“
Jan. 072010
 

Wie gut, dass ich als Allwetterradler ein so dickes Fell habe – gestählt durch Wind und Wetter!

Erste Reaktionen auf sogenannte Kampfkandidaturen gegen bombenfest im Sattel sitzende langjährige Vorsitzende, Könige und große alte Männer in demokratischen Parteien lauten meist: „Majestätsbeleidigung!“, oder auch: „Damit machst du dir nur Feinde!“  So mag es dem jungen Helmut Kohl ergangen sein, als er in Rheinland-Pfalz im ersten Anlauf Landesvorsitzender zu werden versuchte. Majestät saß bombenfest im Sattel. Beim zweiten Mal klappte es dann.

Tja, was soll ich sagen? Der Vorwurf der Majestätsbeleidigung fällt auf den zurück, der ihn ausspricht. Denn in der Demokratie sind alle Ämter nur verliehen – auf Zeit verliehen. Wer keine Erfolge oder nur Misserfolge vorweisen kann, der muss abgewählt werden. So funktioniert Demokratie.

Ebenso kann es in einer demokratischen Partei keine Feinde geben. Es gibt nur Parteifreunde. Echte persönliche Freundschaft wird in Parteien übrigens nur begrenzt entstehen können. Dafür sind Parteien nicht da.  Parteien brauchen den innerparteilichen Wettbewerb um die besten Konzepte, die besten Köpfe, und, jawohl auch um die Macht. Warum denn nicht? Macht ist nichts grundsätzlich Böses.

Was wäre uns allen erspart geblieben, wenn man Kaiser Wilhelm II. hätte abwählen können! Trotz einiger guter Einsichten in jungen Jahren verrannte er sich in Großmachtspolitik, er nahm die Realität in den letzten Jahren offenkundig nicht mehr richtig wahr. Manche seiner späten Äußerungen zeigen Merkmale der Demenz, des offenkundigen Realitätsverlustes. Dann spätestens hätte man ihn aus der Öffentlichkeit entfernen müssen. Es war in der Monarchie nicht möglich. Deutschland trägt deshalb wesentliche Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Nein, nein, Majestätsbeleidigung liegt mir sehr fern. Ich bin Demokrat und respektiere es, wenn andere Staaten – wie etwa Schweden und das Vereinigte Königreich – an der Monarchie festhalten. Aber in Deutschland werde ich keine Erbhöfe, keine kleinen Königreiche hinnehmen. Das wäre Verfassungsbruch.

Wettbewerb gehört zu den Spielregeln. Und die Einhaltung dieser Spielregeln, die werde ich verlangen.

Also, Mensch, ärgere dich nicht, wenn jemand, ein unbeschriebenes Blatt, ein machtloser Niemand gegen den „König“ auf die Karte der Demokratie, der Einsicht setzt. Freue dich vielmehr!

Mir gefällt übrigens der Ausdruck „Wettbewerbskandidatur“ viel besser als der Ausdruck „Kampfkandidatur“. Ich verwende diesen Ausdruck in Anlehnung an den Begriff „Wettbewerbsdemokratie“, den ich einem brillanten Artikel Wolfgang Schäubles in der ZEIT entlehne.

CDU umdenken!

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Geteiltes Berlin?

 Integration durch Kultur?  Kommentare deaktiviert für Geteiltes Berlin?
Jan. 062010
 

Merkwürdig: Genau heute, wo ich das Leitbild „Die zusammenwachsende Stadt“ hier veröffentliche, erscheinen zwei längere Aufsätze ausländischer Journalisten, die als ihren vorherrschenden Eindruck von Berlin genau diese tiefe Zerrissenheit berichten, die das Leitbild zu heilen versucht. Der erste  stammt von Anna Wakulik und erschien in der WELT:

Geteiltes Berlin: Der Westen würde den Osten gern abtreiben – Nachrichten Kultur – WELT ONLINE
Vor über 20 Jahren fiel die Mauer, doch zusammengefunden haben Ost und West noch lange nicht. Die junge Polin Anna Wakulik erkundete Berlin mit dem Fahrrad. Auf sie wirkt die deutsche Metropole wie eine schlecht genähte Wunde. Sie fragt sich, wie die Leute es schaffen, hier normal zu leben.

Und der Amerikaner Clayton McCleskey schreibt im Tagesspiegel unter dem Titel „Multikulti mit Mauer“:

Man redet gern von Integration, besonders die Humanitätsapostel, die
Grün wählen, Bio einkaufen und gleichzeitig Geländewagen fahren. Sie
sitzen am Kollwitzplatz, lesen die „taz“, loben ihre Toleranz. Aber wie
viele Einwanderer wohnen in Prenzlauer Berg? (Schwaben zählen nicht!)
Toleranz ist überall in Deutschland – und Berlin ist keine Ausnahme –
normalerweise mehr Wort als Tat.

Ich habe mal mit einem Deutschen gesprochen, der einen türkischen
Hintergrund hat. Er hat an einer Eliteuniversität in den USA studiert
und sich in Deutschland mit Politik beschäftigt. Aber er hat jetzt die
Nase voll von Deutschland und möchte wieder in die USA. In Deutschland
bleibe er immer Türke. In den USA kann er alles tun und alles werden.
In Deutschland fühlt er sich nicht mehr wohl.

Berlin muss und kann seine Türen aufmachen und die Stadt sein, in der
solche Menschen bleiben, um ein erfolgreiches – und deutsches – Leben
führen zu können. Berlin sollte sich als „Integrationsstadt“ fühlen.

Wie schafft man das? Bildung wäre ein guter Startpunkt. Von den Schulen
bis zu den Universitäten sollte es hier immer um Integration gehen.

Beide – die Polin und der Amerikaner – halten uns einen Spiegel vor. Dieser Spiegel ist zerbrochen. Er zeigt das Bild einer zerklüfteten Stadt. Ich sehe darin eine Bestätigung meines Grundgedankens: Die Stadt muss zusammenwachsen. Nur dann wird sie auch wachsen können.

 Posted by at 22:00
Jan. 062010
 

Und hier kommt Futter für euch! Mit den nachstehenden Gedanken stellte ich mich gestern der Nominierung und konnte die Parteifreunde von CDU umdenken dafür gewinnen, mich als Kandidaten ins Rennen um den Kreisvorsitz zu schicken. Und jetzt ran ans Leitbild! Lest selbst. Kommentiert. Macht euch Gedanken.

1.       1. “Die Aufsteigerrepublik” Armin Laschets, “die soziale Marktwirtschaft”, “die wachsende Stadt” eines Ole von Beust – das alles sind Beispiele für prägnante, positiv nach vorne weisende Leitbilder. Diese müssen das Fundament der Politik in Bezirk und Bundesland bilden. Leitbilder ruhen auf Leitbegriffen wie etwa der Menschenwürde oder der Freiheit  auf.

2.       2. “Einigkeit und Recht und Freiheit”, das ist ebenfalls ein solches Leitbild. Wir erkennen: Leitbilder müssen klar sein, sie müssen einfach sein, und sie müssen oft wiederholt werden. Sie sind keine Selbstverständlichkeit. Sie müssen durch Wiederholung und Werbung in Fleisch und Blut übergehen.

3.       3. Das Arbeiten für das Leitbild muss das Auftreten der Partei prägen. Wir brauchen Sätze wie etwa: „„Das Wichtigste ist, dass die Kinder eine Zukunft erarbeiten können““, oder: „“Das Wichtigste ist, dass unser Bezirk, unsere Stadt Erfolg hat.“ Was können wir dafür tun?“

4.       4. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist wie die Stadt Berlin durch eine starke Zerklüftung und zunehmendes Auseinanderdriften der verschiedenen Bevölkerungsteile geprägt. Die zersplitterten Milieus versuchen nun, das jeweils Beste für sich herauszuholen, da sie sich keinem gemeinsamen Leitbild verantwortlich wissen. Die Politik, der Staat wird fast nur noch als „Anspruchsgegner“ wahrgenommen, nicht als gemeinsame Sache. So sind etwa die Autozündeleien ein, aber auch nur ein Ausdruck dieses Anspruchsdenkens: „Ich hol mir was ich will und wenn ich es nicht krieg dann schlag ich zu.“

5.       5. Die Stadt kann zusammenwachsen, wenn die Menschen zu Personalität und Subsidiarität zurückfinden. Personalität heißt, dass jede und jeder sich als unverwechselbare, unendlich wertvolle, freie, verantwortliche Einzelpersönlichkeit erfahren kann. Subsidiarität bedeutet, dass die jeweils niedrigste Ebene des Zusammenlebens die erste Zuständigkeit beansprucht: Der Einzelne – die Familie –  die Schule – der Betrieb – das Haus – die Nachbarschaft: das sind diese untersten Ebenen. Sie gilt es zu stärken und zur Verantwortung zu rufen.

6.       6. Die Politik der zusammenwachsenden Stadt steigt von unten nach oben auf. Im Gegensatz zur von oben herab ausgleichenden, verteilenden Gerechtigkeit, wie sie etwa die SPD bevorzugt, muss die CDU die Allzuständigkeit der oberen Ebenen bewusst zurückdrängen. „Die Politik“ muss sehr viel bescheidener auftreten. Sie darf nicht so viel versprechen. „“Wir kümmern uns um euch“,“ –dieser Satz führt die CDU in die Sackgasse eines Versorgungsstaates. Statt dessen muss es heißen: „“Kümmere dich um dich selbst, um deine Familie, um deine Nächsten. Lerne. Arbeite.  Ihr seid die Schmiede eures Glücks. Der Staat kann euch nicht glücklich machen.““

7.       7. Hat man sich auf dieses Leitbild geeinigt, so gilt: Bei allen Aktionen der CDU Friedrichshain-Kreuzberg muss der Aspekt des Zusammenwachsens durchscheinen. Die Partei muss Partner in der Zivilgesellschaft suchen und dauerhafte Bündnisse eingehen. Das setzt voraus, dass die CDU dem Unions-Gedanken volles Vertrauen schenkt.

Alle werden dieses Leitbild freudig begrüßen. Keiner wird sich der Anziehungskraft dieser guten Idee entziehen. Statt immer nur mehr für sich zu verlangen, werden die Menschen sagen: „Da will ich mitmachen!”

Gemeinsam gelingt die zusammenwachsende Stadt. 

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Let’s grow together!

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Jan. 062010
 

Mein Blog bei Barack Obama war ein klein bisschen verwaist. Aber jetzt habe ich es wieder zum Leben erweckt. Werde immer wieder mal einen Beitrag dort posten. Dies ist der von heute:

Organizing for America | Johannes Hampel’s Blog
Not everything is perfect in Berlin. But we can work together to bring about change. What this great city needs is a new sense of togetherness. No matter whether from East or West, we must make the effort to grow together. That’s the reason why I have decided to run as a candidate for the post of Chairperson of the Board of Friedrichshain-Kreuzberg’s CDU. We call it: „Die zusammenwachsende Stadt“. Remember this! But don’t try to pronounce it unless you have at least a little bit of German.

Election day: January 16, 2010

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CDU umdenken, oder: Der Kandidat tritt an

 bitte!  Kommentare deaktiviert für CDU umdenken, oder: Der Kandidat tritt an
Jan. 062010
 

brandenburger-tori07062009012.jpg Gute, zielführende, sachliche Gespräche mit Freunden aus der CDU Berlins! Mehrere Bezirke schließen sich zusammen, loten Gemeinsamkeiten aus, reichen sich die Hand. Wir besprachen Zukunftsperspektiven für die Stadt Berlin, für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Manches wird sich ändern. Ich lege mein Konzept „Der zusammenwachsende Bezirk“ vor.  Es findet allgemeine Zustimmung. Aber: Der Titel wird geändert. Sie sagen: „Nenne es: Die zusammenwachsende Stadt!“ Aber bitte doch, sehr gerne! Alle Bezirke Berlins gehören ja irgendwie zusammen. Das wollen wir ruhig unterstreichen.

Gut. So trete ich denn an für die neue überbezirkliche Bewegung „CDU umdenken“. Am 16. Januar 2010 wird der neue Kreisvorsitzende der CDU Friedrichshain-Kreuzberg gewählt. Ich bin Kandidat für „CDU umdenken“. Ein herrliches Gefühl, so befreiend! Ich trete für die gute Sache an, für die Sache der Demokratie. Ich trete stellvertretend für viele Menschen innerhalb und außerhalb der Berliner CDU an, die mir heute abend ihr Vertrauen geschenkt haben. Und viele weitere werden noch dazukommen. Alles spricht für uns: Wir haben gute Konzepte, gute Inhalte für das Zusammenwachsen der Stadt. Was gibt es Schöneres? Nicht so arg viel!

Noch einmal:

Die zusammenwachsende Stadt. CDU umdenken.

Klingt gut.

Demokratie lebt vom Wettbewerb. Ich freue mich schon sehr auf den Wettbewerb mit den Gegenkandidatinnen und den Gegenkandidaten. Wieviele werden es sein? Es wird ein kurzer, knapper Wahlkampf. Werben um Sympathie, Werben um Zustimmung, Hinhören auf das, was das Volk will.

Hören. Lernen. Sprechen. Das Handwerk der Politik.

Das Bild zeigt den Kandidaten von „CDU umdenken“ als Redner auf dem Umweltfestival 2009 am Brandenburger Tor.

 Posted by at 00:14

Spendet Lesebücher, ihr reichen Gönner dieser Stadt!

 Antike, Armut, bitte!, Deutschstunde, Leitkulturen  Kommentare deaktiviert für Spendet Lesebücher, ihr reichen Gönner dieser Stadt!
Jan. 052010
 

„Die Kinder lernen die großen, tragenden Texte nicht mehr kennen, mit denen ich noch aufgewachsen bin. Kein Goethe, kein Hafiz, keine in der Tiefe verlorenen Frösche, kein Johann Peter Hebel, keine Fabeln von Äsop oder Nasreddin Hodscha, kein Kästner, keine Momo. Kein Homer. Kaum Gedichte. Sie wachsen in ein kulturelles Vakuum hinein.“ Es gibt ja nicht mal ein Lesebuch mehr! So oder so ähnlich habe ich mich kürzlich auf einer Podiumsdiskussion der Konrad-Adenauer-Stiftung öffentlich geäußert. Niemand rügte mich dafür. Ich bekam sogar Beifall für diese Aussage.

Die Lehrer arbeiten im Literaturunterricht fast nur noch mit fotokopierten Blättern. Es gibt kein Lesebuch. Heute nahm ich mir mein ganzes Herz zusammen und fragte eine Berliner Lehrerin nach dem Grund. Würde sie mir zürnen? Vielleicht widerspricht ja die Idee eines Lesebuches dem vorherrschenden Relativismus? Aber siehe da! Niemand wurde auf mich zornig. Der Grund für das Fehlen von Lesebüchern  ist — und darauf wäre ich nie gekommen: Geld. Da 95% der Schüler unserer Schule von der Lehrmittelpflicht befreit sind (also in der Regel von Sozialhilfe leben), gibt das Lehrmittelbudget nicht genug Geld her, dass alle Kinder ein Lesebuch haben. Das heißt: Alle Texte müssen kopiert werden. Das Schmökern und Vortasten, das beharrliche Sich-Abarbeiten an einem gewissen Grundbestand an Texten, die jede Schülerin (ob kopftuchtragend oder nicht) kennen soll und kennen muss – das gibt es nicht. Die Einführung in das Kulturgut „Buch“ wird beschnitten.

Das ist schlecht. Das muss sich ändern. Deshalb meine herzliche Bitte an alle Leser dieses Blogs: Spendet Klassensätze von Lesebüchern für Berliner Grundschulkinder! Es gibt gute Lesebücher. Dass Berliner Grundschulen aus Geldnot keine Lesebücher im Deutschunterricht verwenden, halte ich für beinahe unerträglich. Darüber sollte man mal was schreiben!

Und ich tue dies ja! Ich schreibe darüber! Also noch einmal: SPENDET KLASSENSÄTZE AN LESEBÜCHERN FÜR DIE BERLINER GRUNDSCHULEN!

Denn jedes Kind soll die die in der Tiefe verlorenen Frösche Goethes, die Späße eines Nasreddin Hodscha oder eines Till Eulenspiegel, ein wunderschönes Gedicht von Mörike, ein wunderschönes Gedicht von Hafis (in deutscher Übersetzung) kennenlernen. Dazu Ausschnitte von zeitgenössischen Autoren wie etwa Michael Ende. Und zwar nicht als lieblose lose Zettelwirtschaft, sondern als schön gebundenes, reich bebildertes Buch.

Wir müssen den Kleinen den reichen Schatz der europäischen Kulturen von Kindesbeinen an weitergeben – selbstverständlich mit einer gewissen Vorrangstellung deutscher Texte, aber doch auch mit Einschluss anderer Texte aus den Herkunftsländern der Kinder. Warum nicht auch eine türkische Geschichte, ein polnisches Gedicht ins Lesebuch für Berliner Kinder abdrucken? Mit deutscher Übersetzung!

 Posted by at 16:59
Jan. 042010
 

31122009.jpg  Geht alles schlitternd den Berg runter – wie hier zu sehen am schneebestäubten Kreuzberg? Als „nackte Panik“ bezeichnet Peter Sinram von der Berliner GEW den Vorschlag des Berliner Bildungssenators Zöllner, Menschen aus anderen Berufen in einem bis zu 1000 Stunden umfassenden Fortbildungsangebot zu Erziehern (und Erzieherinnen) fortzubilden. Als „lachhaft“ verwirft Alke Wierth in der heutigen taz auf S. 21 dieses Ansinnen, in nur einem Jahr gestandene Mannsbilder zu vollwertigen Erziehern und Lehrern umschmieden zu wollen.

Bildungspolitik: Maurer sollen Kitas retten – taz.de
HandwerkerInnen und andere Berufsgruppen sollen zu ErzieherInnen fortgebildet werden, um dem Personalmangel in Kitas und Schulen zu begegnen, so der Plan von Schulsenator Zöllner. Macht das Sinn?

Ich bin von Zöllners Vorschlag hingegen begeistert. Ich halte ihn für goldrichtig. Landauf, landab hören wir die Lehrerinnen und Pädagoginnen klagen: „Den Kindern fehlen männliche Vorbilder, sie kennen keine Väter mehr, die arbeiten oder je gearbeitet haben.“ Ein Erzieher, ein Lehrer, der vorher schon in einem anderen Beruf gearbeitet hat – etwa als Maurer, etwa als Landwirt, Ingenieur, Steuerberater, Notar  oder Installateur – der kann nach entsprechender Schulung  den Kindern Unschätzbares beibringen: Fleiß, Arbeitsorganisation, Zupacken, Zimmern und Tischlern. Genauigkeit, Hartnäckigkeit, Ordnung.

Maurer sollen nach Weiterbildung von einem Jahr nicht gut genug für die Erziehung sein? „Es muss schon eine richtige akademische Ausbildung her.“ Sicher! Man muss Dinge wie „Gender-Mainstreaming“ oder „geschlechtsspezifische Benachteiligung“ fehlerfrei mindestens drei Mal aufsagen können. Das finde ich oft lachhaft.

Na, Ähnliches höre ich immer wieder über Politiker: „Ein Maurer als Abgeordneter? Das kann nicht gutgehen!“ So zitiert Mariam Lau in ihrem 2009 erschienen Buch über die CDU eine resignierte Berliner CDU-Politikerin: „Ein Bezirksstadtrat ist die einzige Chance für jemanden ohne Abitur, ein B5-Gehalt zu beziehen.“ Auch hier schwingt immer wieder durch: „Für die Politik muss man akademisch gebildet sein.“ Dieses elitäre Grundverständnis von Politik fällt mir besonders bei den Grünen immer wieder auf. Ohne Abitur plus Fachhochschulstudium braucht man dort gar nicht irgendeinen Leitantrag zu verstehen zu versuchen. Aber auch die anderen Parteien stehen mit der Handwerker- und Arbeiterquote nicht wesentlich besser da.

Dieses Vorurteil gegenüber der nicht-akademischen Ausbildung und Praxis, dieses Herabschauen auf alles, was nicht mindestens 13 Jahre die Schulbank gedrückt hat, teile ich nicht. Ich stelle mich in diesem Falle ganz klar auf die Seite Jürgen Zöllners.

Wir wollen fleißige Handwerker sehn – auch in der Kita, auch in der Schule!

Quellenangabe:
taz heute, S. 21
Mariam Lau: Die letzte Volkspartei. Angela Merkel und die Modernisierung der CDU. DVA, Stuttgart 2009, hier: S. 217

 Posted by at 19:46
Jan. 032010
 

02012010013.jpg Ein Volkssport, bei dem ich abseits stehe, ist das Schimpfen auf die Bundesbahn. Vielleicht habe ich Pech, dass ich nicht zu den Schimpfsportlern dazugehöre: Aber ich bin mit der Deutschen Bahn sehr zufrieden. Heute z.B. fuhr der ICE von Augsburg nach Berlin nur mit einer Hälfte – die andere Häfte blieb wegen technischer Probleme abgehängt. In dieser waren auch unsere reservierten Plätze. Wir mussten stehen – oder auf dem Boden sitzen.

„Das wird Ärger geben!“, schoss es mir durch den Kopf. Und in der Tat: „Stellt euch vor, der ICE fährt nur zur Hälfte – das ist eine Ka-ta-strophe …!“ jammerte ein etwa 40-jähriger Mann ins Handy.  „Den Grube sollte man mal auf die Gleise festbinden!“, echote ein anderer. Kurz: Die Welt war sauer, die Welt war böse auf die Deutsche Bundesbahn.

Ich knüpfte harmlose Gespräche mit Mitreisenden an: „Können Sie mir den Unterschied erklären: Hier auf dem TIME-Titelbild steht Frau Europa, Angela Merkel has more power than any leader on the continent. Und schauen Sie hier: A trailblazer and the unchallenged leader of Europe’s largest economy, steht hier auf S. 20. Und die Süddeutsche titelt an eben diesem Tage: Vor Wildbad Kreuth: Christsoziale attackieren Merkel. Wer hat recht? TIME oder die Süddeutsche?“, frug ich unschuldig.

„Beide haben recht“, erwiderte mir ein bayerischer Mitreisender. Und dann löste er mir in gut bayerischer Art den Widerspruch auf. Er meinte: Wir Bayern haben schlechtere Karten, wenn es ums Reden und „Dischkerieren“ geht. Und dafür rächen wir uns an den Norddeutschen.

Wieder waren 50 km verstrichen. „NICHT auf die Bahn schimpfen!“ schärfte ich mir ein. „Na, Sie kriegen heute sicher vieles zu hören …“ fragte ich den Schaffner. „Ich schalte auf Automatik-Modus“, erklärte er mir. Wir hatten gerade bequeme Plätzchen vor der Behindertentoilette ergattert, ein türkisches Mädchen unterhielt uns mit Fragen und Davonlaufen. Wir vertrieben uns die Zeit mit einem Dinosaurier-Quiz.

Ich dachte an die winterlichen Zugfahrten der Deportierten, die Herta Müller beschreibt: Dutzende Leute tagelang zusammengepfercht in einem Viehwaggon, statt Toilette ein Loch, 1 bullernder überforderter Ofen irgendwo am Raum.

Ich dachte an die winterlichen Zugfahrten der Deportierten, die Primo Levi beschreibt. Dutzende Leute tagelang zusammengepfercht in einem Viehwaggon, statt Toilette ein Loch im Boden, kein Ofen. Kalt. Sehr kalt.

Hier war es warm, hier traf man Leute. Und ich war sehr froh und glücklich.

Und doch – nach weiteren 50 km kam der Schaffner zurück: „Ich habe drei Plätze für Sie. Kommen Sie mit.“ So war es! Durch den vollgestopften Zug hindurch geleitete er uns an drei Plätze, die eben freigemacht wurden. Durfte ich sittlicherweise den Platz annehmen, wo doch soviele andere Reisende stehen bleiben mussten? Waren wir irgendwie bevorrechtigt? Ich weiß es nicht. Wir haben die Plätze angenommen.  Bis Göttingen reisten wir sitzend auf bequemen Plätzen. Ein klein bisschen schlechtes Gewissen hatte ich doch. Aber dann räumte meine Frau auch schon ein bisschen Platz für eine Russin, so dass auf zwei Plätzen nunmehr drei Menschen saßen, die sich russisch miteinander unterhielten.

Dann stiegen wir um, nahmen die reservierten Plätze im Anschluss-ICE ein und erreichten Berlin mit 13 Minuten Verspätung. Unterwegs spielten wir Mikado und plauderten zwei drei Worte mit Mitreisenden.

Und ich bin sehr froh.  Ich brauche den Volkssport „Auf-die-Bahn-Schimpfen“ nicht. Ich bin ein begeisterter Bahnfahrer. Man kommt ins Nachdenken …

 Posted by at 23:17
Jan. 022010
 

02012010005.jpg Die drei ersten Tage im Jahr verbringe ich in Augsburg und Dießen. Meine Eltern benötigen von Jahr zu Jahr mehr Liebe, mehr Sorge und Zuwendung.  Wie immer streife ich durch die alten Bücherbestände, greife dies und das heraus. Ein Buch über die Religion in Russland hat es mir besonders angetan. Die beiden Autoren, Thomas Ross und Adolf Hampel, haben Russland in den frühen neunziger Jahren durchstreift und dabei insbesondere das erstaunliche Aufblühen der orthodoxen Christenheit begleitet.

Als wir 2002 unseren Wanja nach orthodoxem Ritus taufen ließen, wurden zugleich auch zwei Erwachsene ganzkörperlich eingetaucht. Und der Teufel, den der Ritus im Westen vermutet, wurde wortreich vertrieben. Kein Zufall, die russisch-orthodoxe Kirche scheint nach dem Zusammenbruch des aus dem Westen stammenden, atheistischen Kommunismus Orientierung und Halt zu bieten.

Unser Bild zeigt eine Skulptur im Park des Augustinums in Dießen am Ammersee. Dort spazierten wir heute vorbei. Warum sitzt denn die Liesel verkehrt herum auf dem Tier? Niemand reitet auf einem Esel mit dem Gesicht nach hinten! Zu Jahresbeginn schaue ich nach vorne! Was steht an?

Ich wünsche mir für Russland das weitere Erstarken einer neuen Mittelschicht, die die Traditionen der Fürsorge, der Bindung an sittliche Werte, wie sie etwa die orthodoxe Kirche liefern kann, mit den tatkräftigen Engagement für Gesellschaft und Staat verbindet.  „In der Wechselwirkung von Mittelklasse und Kirche könnte sich die Rechtskultur entwickeln, der Sinn für Initiative und Verantwortung, ein Mechanismus gewaltfreier Konfliktbewältigung und andere Qualitäten und Strukturen, die Voraussetzung für ein neues, zukunftsreiches Russland sind.“ So schreiben die Autoren auf S. 142 des höchst instruktiven Bändchens.

Ich füge hinzu: Diese „Mittelschicht“, die sollte natürlich nicht hermetisch abgeschlossen sein, keine „Bourgeoisie“, wie das Marx/Engels immer formulierten. Sondern eine Gesellschaft von tüchtigen Aufsteigern, von Chancenverwertern und Neubürgern, die das beste aus ihren Möglichkeiten und Potenzialen machen. Jeder, der will und kann, sollte dazustoßen können. Zusammenwachsen – zusammen wachsen! Das ist mein Motto.

Die Gelegenheiten zum Zusammenwachsen sind günstig. Packen wir sie beim Schopfe!

Quelle: Thomas Ross/Adolf Hampel: Gott in Russland. Ein Bericht. Carl Hanser Verlag, München 1992

 Posted by at 23:58