Sind Radfahrstreifen ein Allheilmittel?

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März 282011
 

Ja!, möchte man ausrufen. Betrachten wir’s anhand einiger Bilder, soeben in meinem heimatlichen Beritt innerhalb von 20 Minuten geschossen. Radfahrstreifen grenzen dem Radverkehr eine Fläche auf der Straße ab. Gleichwohl bleibt der Radfahrer stets im Sichtbereich des PKW-Verkehrs, Fußgänger kommen nicht in die Quere! Unser erstes Bild zeigt einen guten Radfahrstreifen am Übergang vom Mehringdamm in die Wilhelmstraße, Berlin-Kreuzberg:

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So weit so gut! Wie geht es weiter?  Der Radfahrstreifen führt auf einen Radweg, der auf gleicher Höhe wie der Bürgersteig angelegt ist. So sieht es aus:

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Oha – ein Hindernis! Der Radfahrer wird hier geschickt auf den Gehweg ausweichen. Doch nach der Ampel geht es mit einem neuen, frisch aufgemalten Radfahrstreifen weiter! Seht selbst:

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Genau diese Stelle führte in der Vergangenheit sehr oft zu schwierigen Quetsch- und Einklemmsituationen, der neue Radstreifen könnte also zu einer echten Entspannung beitragen, doch leider …

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… ist der Radstreifen durch nicht weniger als 7 (sieben) widerrechtlich parkende Autos blockiert. Ausgerechnet im alten Armutsviertel, in Kreuzberg! Folgerichtig fährt der gelb gekleidete Radfahrer auf dem Gehweg statt auf der Straße, was ich nicht gut, aber leider verständlich finde. Ein typischer Verdrängungseffekt! Beachtet: Hier haben wir eine durchgezogene Linie vor uns, ein solcher Radfahrstreifen darf von anderen Fahrzeugen nicht überfahren werden, Halten und Parken ist nicht zulässig.

Anders sieht es beim sogenannten Angebotsstreifen aus, der durch eine unterbrochene Linie gekennzeichnet ist. Diese Markierung dürfen andere Fahrzeuge im Ausnahmefall bei Bedarf überfahren. Jedoch dürfen Radfahrer dabei nicht behindert oder gefährdet werden. Beispiel Großbeerenstraße:

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Ein Lieferfahrzeug parkt widerrechtlich auf dem Schutzstreifen, ein zweites Fahrzeug hält daneben, ein drittes überholt die beiden Falschhalter gerade. Die Radfahrer werden entweder auf den Bürgersteig oder auf die Gegenfahrbahn verdrängt.

Ergebnis unserer Foto-Safari: Radfahrstreifen sind eigentlich eine gute Sache, doch nur unter der Voraussetzung, dass sie von den PKW-Fahrern auch beachtet werden. Das widerrechtliche Zuparken und Blockieren der Radfahrstreifen ist ein leidiges Problem. Gefordert ist also STVO-Einhaltung von den Radfahrern UND den Autofahrern, Rücksicht auf die Schutzbedürfnisse der Radfahrer und die Bereitschaft, auch einmal 100m  zu Fuß zu gehen. Daran fehlt es oftmals.

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März 282011
 

27032011458.jpg Spannendes Wahlwochenende für den Kreuzberger Blogger!

Beim ADFC Berlin gab’s die jährliche Mitgliederversammlung. Ich selbst war gefordert, den Bericht des Bezirksrates vorzulegen. Die Aufgabe erfüllte ich mit wenigen Fakten und einigen Bemerkungen zur einigenden Kraft des Wortes. Don Camillo – so nannte mich einmal eine kurdische Bekannte. Mag sein. Don Camillo war ja ebenfalls begeisterter Radfahrer. Ich blieb unter 15 Minuten. Mein altes Laster, zu lange Reden zu halten, habe ich mittlerweile dank einiger Misserfolge gut im Griff. Mit gut 60% der Stimmen wurde ich zum Delegierten für die ADFC-Bundeskonferenz in Regensburg gewählt.

Ebenfalls gut 60% erhielt ich am selben Tag auf dem Kreisparteitag bei der Wahl zum Beisitzer im Kreisvorstand der CDU Friedrichshain-Kreuzberg.

Zwei Mal 60 Prozent Zustimmung, damit muss ich einfach mehr als zufrieden sein! Alles andere hätte doch ein Geschmäckle, wie der Schwabe im Ländle sagt. Dort wurde ja heute ebenfalls gewählt. Keine Partei erreichte 60 Prozent. Sehr gut! Demokratie besteht in der Auseinandersetzung etwa gleich starker Kräfte. Schön, wenn man das Vertrauen der Menschen erringt. Vertrauen ist das A und O.

Ein Fahrradausflug führte uns erneut in den Fläming mit seiner herrlichen Skater- und Radrundstrecke.  Oben seht ihr die  uralte, aus dem 14. Jahrhundert stammende, heute verlassen wirkende Kirche in dem verträumten Dorf Neuhof, einem Ortsteil von Jüterbog. Ein Bewohner erzählte uns von der Geschichte der letzten Jahrzehnte. „Früher war hier alles voller Russen, überall Kasernen, dort drüben war die Panzer-Fahrschule! Heute ist alles sehr ruhig.“

Ich fühlte mich wie einst Theodor Fontane bei seinen Streifzügen durch die Mark Brandenburg.

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Lobet eure Feinde! Sie sind ja keine.

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März 272011
 
 27032011456.jpg Auf der ADFC-Mitgliederversammlung am vergangenen Samstag lobte ich mal wieder öffentlich den ADAC fast über den grünen Klee, weil er wie wir Ökofuzzis und ja sogar wie die Grünen für den Ausbau der Fahrradstraßen in Berlin  eintritt und sehr gute Radwanderführer herausgibt. Kuckstu hier: ADAC TourBooks, „Die schönsten Fahrrad-Touren“. Alle nur mit ÖPNV!

Tolle Sache! Ziel- und Anfangspunkte aller Touren sind mit Bahnen erreichbar. Der ADAC weiß längst: es geht auch ohne Auto.

ADAC Tour Books. Die schönsten Fahrrad-Touren.
Tassilo Wengel: Berlin und Umgebung. 17 Tagestouren für Genießer in Berlin und seinem Umland. Bruckmann Verlag/ADAC Verlag,  München 2010, 190 Seiten, € 14,95

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Kommt jetzt nach „Stuttgart 21“ und „Kastanienallee 21“ „Dudenstraße 21“?

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März 222011
 

19032011439.jpg Alle wissen es: des Bürgers Herz schlägt im Nahbereich! Mögen Ost und West zusammenprallen und ferne Reiche splittern – vor der eigenen Haustür hört der Spaß auf! Diese Wahrheit tritt jetzt wieder einmal schlagend deutlich in der Dudenstraße hervor. Die Morgenpost berichtet am 18.03.2001 über empörte Anwohner:

Fehlplanung der Dudenstraße – „kompletter Unsinn“

Anwohner beschweren sich über vermehrte Staus und mehr Abgase, seitdem die Zahl der Fahrspuren für die Autos verringert wurde.

Dudenstraße? – Die Dudenstraße ist unser Beritt! Sie verläuft im Ortsteil Kreuzberg. Ein sofort anberaumter Ausritt wird  auf einem zweiteiligen Heimatfilmchen festgehalten:

YouTube – Radverkehr Dudenstraße Berlin 19032011

http://www.youtube.com/watch?v=vJJGj17RkRs

Mein Befund:

Alles halb so wild. Durch die neu angelegten Schutzstreifen für Radfahrer hat sich die Lage für den Radverkehr gegenüber früher verbessert. Die Radfahrer werden durch die fahrenden Autos nicht mehr so stark bedrängt und gefährdet. Das Hauptproblem ist jedoch: Es wird auf dieser nur zu Spitzenzeiten stark beanspruchten Straße zu viel Platz durch die beidseitig parkenden Autos beansprucht. Die beiden Parkstreifen hätten beim Umbau entfernt werden müssen. Der Schutzstreifen für die Radfahrer hätte dann in genügender Breite angelegt werden können.

Die erwünschte Lärm- und Abgasminderung lässt sich durch entsprechende Ampelschaltungen und durch eine sinnvolle Fließgeschwindigkeit des Verkehrs erreichen. Die durchgehenden beiden Fahrspuren für PKW hätten dann beibehalten werden können. Ich meine ferner: Die Autobesitzer müssen sich auf ihre eigenen Kosten Unterstellmöglichkeiten für den ruhenden Verkehr suchen oder schaffen – abseits der wichtigen Verkehrsachsen!  Die Verkehrsfläche auf den Berliner Durchgangsstraßen ist viel zu wertvoll für Parkplätze. Auf einer Autobahn parkt schließlich auch niemand.

Auto- und Radverkehr muss gemächlich fließen, auch in der Dudenstraße!

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März 032011
 

Aus der Morgenpost vom 04.01.2011:

mobil.morgenpost.de
Die Warschauer Straße in Berlin-Friedrichshain ist für Radfahrer gefährlich: Sie sind häufig an Unfällen auf der Fahrbahn und auf dem Gehweg beteiligt. Deshalb plant das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg den Umbau der Straße. Sie soll einen fast zwei Meter breiten Streifen für Radler an beiden Seiten der Fahrbahn bekommen. Mehr als 100 Autostellplätze fallen dadurch weg. Die Behörde diskutiert die Pläne derzeit mit Anwohnern und Händlern. Bei zügiger Bearbeitung könnte der Umbau noch in diesem Jahr beginnen, sagte Bürgermeister Franz Schulz (Grüne). Die Kosten werden auf etwa 2,3 Millionen Euro geschätzt. Sie sollen aus Sanierungsmitteln bezahlt werden.

Die Situation für Radfahrer auf der viel befahrenen Magistrale ist schwierig. Die meisten nutzen die Fahrbahn, einige weichen auf den engen Gehweg aus. Einer Zählung zufolge waren Radler zwischen Ende 2005 und Ende 2008 an 108 Unfällen auf der Warschauer Straße beteiligt. Es kommt zu Kollisionen, weil parkende Autofahrer eine Tür öffnen und nicht in den Rückspiegel sehen. Auch die Kreuzungen sind Unfallschwerpunkte. Vor allem die Ecke Warschauer Straße und Frankfurter Allee wird von Radfahrern gefürchtet. Denn es besteht die Gefahr, dass sie beim Überqueren der Kreuzung von den Fahrern, die rechts in die Frankfurter Allee abbiegen wollen, übersehen werden.

In den neuen Plänen ist vorgesehen, dass der Radweg zwischen der Spur für Rechtsabbieger und der für geradeaus fahrende Fahrzeuge geführt wird. Dieser Vorschlag stieß bei einer Diskussion im Dezember auf Kritik. Radler befürchten, zwischen großen Lieferwagen fahren zu müssen und übersehen zu werden. Nun wird nach anderen Lösungen gesucht. Vorgeschlagen sind eine gesonderte Ampelschaltung für Radler und ein separater Weg, der über den Bürgersteig führt. Ein Planungsbüro soll die Ideen prüfen und in die Pläne einarbeiten. Dann wird es erneut eine öffentliche Diskussion geben.

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Feb. 222011
 

22022011389.jpg Bei klirrendem Frost drehe ich einen kurzen Heimatfilm über den Radverkehr am Mehringdamm zwischen Obentrautstraße/Blücherstraße und Gneisenaustraße/Mehringdamm. Es ist ein dokumentarischer Heimatfilm fast ohne Handlung. Ein Roadmovie der etwas anderen Art – bei minus 8 Grad mit unruhiger Hand geschossen!

YouTube – Radverkehr am Mehringdamm Berlin Kreuzberg 22 02 2011

Hintergrund: Morgen abend werden wir in der Verkehrs-AG des ADFC Berlin die Situation des Radverkehrs am Mehringdamm diskutieren. Ich freu mich drauf. Beginn 19.30 Uhr, Brunnenstraße 28.

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Feb. 102011
 

Ach gäb es hier doch einen Radfahrstreifen!, seufz‘ ich oft, wenn ich mit meinem Sohn am Halleschen Ufer zur Schule radle, wenn ich dann mit ihm am Tempelhofer Ufer zurückradle! Warum? Lest das hier, was der ADFC fordert:

Verkehrssicherheitsbericht 2010
Von 13 Radfahrern die zwischen 2004 und 2008 bei Abbiegeunfällen getötet wurden, fuhren 10 auf Bürgersteigradwegen. Deshalb müssen Radfahrer in Zukunft auf jeder Hauptstraße ihre eigene, gut sichtbare Spur erhalten! Vor allem für unsichere Radfahrer ist eine eigene Spur unerlässlich. Sie bevorzugen bei fehlendem Wegeangebot die Nutzung des Bürgersteigs, in der Annahme hier sicherer zu sein. Das Gegenteil ist der Fall. An keinem der 9 Unfallorte an denen zwischen 2004 und 2008 Radfahrer durch Fehler beim Einfahren in den Verkehr tödlich verunglückten, gab es einen Radweg oder einen Radfahrstreifen.

 Posted by at 15:19

Traditionspflege oder Mobilitätssteigerung? Die radelnde Ministerin Aygül Özkan

 ADFC, Beweg dich, Das Gute, Fahrrad, Grünes Gedankengut, Heimat, Konservativ, Migration, Ökologie, Sozialstaat, Vorbildlichkeit, Wanderungen  Kommentare deaktiviert für Traditionspflege oder Mobilitätssteigerung? Die radelnde Ministerin Aygül Özkan
Feb. 092011
 

Wir müssen diesen wichtigen Teil unserer Tradition pflegen„, so oder so ähnlich verteidigen manche grünen Politiker die jahrzehntelang gehegten alternativen Wohnformen gegen jedwede Zumutung der eigensinnigen Eigentümer, die selber aussuchen wollen, wer in ihren Häusern wohnt bzw. die was dagegen haben, wenn ihr Eigentum zu Klump geschlagen wird.

Rückbesinnung auf Mauerzeiten, Bewahrung der gewachsenen Umfelder, Stütze für Menschen, die sich unter Verfolgungsdruck wähnen, Bestandsschutz, Natur-Schutz, Schutz der alteingesessenen Bevölkerung … so oder so ähnlich äußern sich die konservativen Heimatschützer im trauten Friedrichshain-Kreuzberg.

Einen etwas anderen Ansatz vertritt Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan im Interview der neuen Radzeit (S. 10). Äußerst lesenswert! Unter dem Motto „Mobilität erweitern – Selbstbewusstsein stärken“ wirbt sie für „nachholende Mobilisierung“ – und zwar durch Fahrradfahren. Das Radfahren erweitert den Horizont, macht beweglich und frei, bietet Gelegenheit zum Plausch an jeder Kreuzung. Gute Sache!

Ich denke, Aygül Özkan (CDU) hat völlig recht. Was wir brauchen, ist in der Tat die Bereitschaft zum Wandel. Das Leben ändert sich beständig!

Starres Festklammern an den gewachsenen Umfeldern – ob Haus&Hof, Kind&Kegel, Liebig14 oder Küche&Kirche – führt letztlich zur Passivität und Lähmung.

Der Mensch ist kein festsitzendes, sondern ein wanderndes Wesen! Wir sind alle Wanderer – Migranten!

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Ist der Mensch ein „Dauergehwesen“? Geht es auch ohne Fahrradfahren?

 Fahrrad, Klimawandel, Philosophie, Tugend  Kommentare deaktiviert für Ist der Mensch ein „Dauergehwesen“? Geht es auch ohne Fahrradfahren?
Feb. 052011
 

21082010016.jpg Jeden Tag ging der Königsberger Philosoph Immanuel Kant ab Punkt 15 Uhr mindestens 1 Stunde zu Fuß spazieren. Die Bewohner „konnten ihre Uhr danach stellen“, wie es so schön heißt. Ein Mal hingegen nahm er eine Einladung zur Kutschfahrt an, die Rückkehr verzögerte sich, er kehrte erst am Abend nachhause, sein Tagwerk mußte einen Tag lang ruhen. Dies verdroß ihn zutiefst und er nahm danach keinerlei Einladungen mehr an, die ihn an seinem täglichen längeren Spaziergang gehindert hätten. Er ging weiter täglich an der frischen Luft spazieren und schrieb seine Werke, darunter die drei berühmten „Kritiken“, über die heute noch Kongresse abgehalten werden.

Die verblüffende Geschichte einer 93-jährigen russischen Wissenschaftlerin wurde mir erzählt: Sie ging jeden Tag 90 Minuten quer durch die Stadt zu Fuß zur Arbeit, und nach getanem Werk wieder 90 Minuten zurück. Bis zum heutigen Tag hat die Dame keinerlei ernsthafte körperliche oder seelische Beschwerden, jedoch gelingt ihr das Schreiben nicht mehr so rasch und flüssig wie noch vor 20 Jahren, sodass die Redaktionen sich bisweilen gedulden und eine Nachfrist zur Einreichung der angeforderten wissenschaftlichen Beiträge einräumen müssen.

Verblüffende Erkenntnis der Paläo-Biologen: Der homo sapiens (also wir, die homines sapientes) verdankt seine Überlegenheit gegenüber dem Neandertaler, ja sein Überleben  möglicherweise seiner besseren Lauffähigkeit – bedingt durch eine längere Achilles-Sehne, geringeres Gewicht und längere Beine. Dies habe ihm in Zeiten des Klimawandels bei der Jagd auf Beute einen evolutionären Vorteil gegenüber den Kurzstrecklern verschafft, etwa gegenüber den hominibus neandertalensibus. Lest selbst:

Running Past Neandertals – Science News

Scientists already knew that, relative to Stone Age people, Neandertals weighed more, had shorter legs and had smaller inner-ear canals that would have affected the balance needed to coordinate body movements, all obstacles to endurance running. Raichlen’s study „provides a new line of evidence that Neandertals were not as adept at long-distance running as modern humans were,” remarks anthropologist Herman Pontzer of Hunter College in New York City.

Wie dem auch sei: Es gibt eine überwältigende Fülle an Belegen dafür, dass tägliche mäßige körperliche Bewegung an frischer Luft über mindestens eine Stunde wahrhaft segensreiche, nicht unbedingt revolutionäre, aber doch evolutionäre Vorteile entfaltet.

Ob man dieses Pensum nun durch Radfahren, Spazierengehen, Schwimmen oder Holzhacken erfüllt, ist sicherlich zweitrangig. Entscheidend bleibt: Der homo sapiens braucht täglich ausreichende Bewegung an frischer Luft – bei jedem Wetter, in jeder Jahreszeit. Wie Immanuel Kant.

Bild: Ein Blick auf den neuen Flughafen BBI – Berlin Brandenburg International.

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Feb. 032011
 

26122010162.jpg „Es bleibt schrecklich, wenn Männer einen Fahrradhelm tragen! Da bekomme ich unweigerlich das Gefühl, sofort vor ihnen weglaufen zu müssen.“

Eine echte Phobie, kulturell bedingte Panikattacken, von denen da die Journalistin Hatice Akyün auf S. 9 der neuesten, der brandaktuellen RadZeit 1/2011 berichtet? Wir wissen es nicht. Ich meine: Hier ist behutsame Gewöhnung gefragt. Solche Einstellungen können sich ändern. Auch helmtragende Radfahrer können ganz normale Männer sein. Es kommt nur auf den zweiten Blick an. Interkulturelles Bewusstsein wird nach und nach Vielfalt in den Bekleidungsformen nicht mehr als Bedrohung eigener Identität, sondern als Bereicherung annehmen. Ein Helmverbot für Radfahrer wäre jedenfalls der falsche Weg, um Befremdung, Angst und Abscheu abzubauen.

Auch ich hatte als Kind Weglauf-Impulse, wenn ich Damen in festlichen Abendroben sah. Ich fand Damen in Abendroben einschüchternd. Zum Weglaufen. Nach und nach, etwa ab dem Alter von 12 Jahren, legte sich diese Angst, wich nach und nach einem freundlichen Interesse – zuletzt Begeisterung. Sie wie beim Anblick der festlich in eine Abendrobe gekleideten Dame in der Radzeit – auf der Seite 8 gegenüber.

Hab keine Angst vor Männern mit Helmen, Hatice!

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Ökobilanz des Bezirks durch Verhaltensänderung aufbessern!

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Feb. 022011
 

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Überschwemmungen, Brandsätze, CO2-schleudernde Brände, Stromverbrauch durch laute Musik, anreisende Krawall-Touristen aus dem Ausland, anreisende Polizisten aus dem Inland – gerade in diesen Stunden wird uns die Ökobilanz in Friedrichshain-Kreuzberg auf Jahre hinaus versaut.

Eine sinnvolle Umweltschutzpolitik findet in Friedrichshain-Kreuzberg (derzeit?) nicht statt. Statt Fahrradspuren auf den Straßen anzulegen und Friedrichshain-Kreuzberger Bügel zu montieren, werden Hunderttausende Euros durch die Rechtsbrecher in umweltbelastende Aktionen umgelenkt.

Was tun?

Ich meine: Als Buße für die in diesen Stunden begangenen Umweltsünden sollten alle umweltliebenden Friedrichshain-Kreuzberger noch mehr das Auto stehen lassen, mehr zu Fuß gehen, mehr Fahrrad fahren! Dazu fordert auch der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth auf:

Fahrzeug zumeist im Kurzstreckeneinsatz: Auto öfter stehen lassen | autogazette.de das Auto Magazin
«Mehr als 50 Prozent der Fahrten mit dem Pkw führen weniger als fünf Kilometer weit. Das ist eine Entfernung, die man auch mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem öffentlichen Nahverkehr zurücklegen kann», sagte Flasbarth der Nachrichtenagentur dpa. «Jeder Einzelne kann hier etwas für die Umwelt tun.»

Unser Bild zeigt die neuesten herrlichen Friedrichshain-Kreuzberger Bügel vor einer Friedrichshain-Kreuzberger Schule – wartend, wartend auf tausende Nutzerinnen und Nutzer!

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Ist krude alternativlos?

 Deutschstunde, Fahrrad, Italienisches, Klimawandel, Latein, Musik, Sprachenvielfalt, Verdummungen  Kommentare deaktiviert für Ist krude alternativlos?
Jan. 212011
 

18012011289.jpgDas Unwort des Jahres soll „alternativlos“ sein. Gut gemacht. Dieses Blogs bester Beleg dafür – entnommen der Broschüre „Sicher im Sattel“ von unseren durchweg akademisch gebildeten Berliner Grünen (siehe dieses Blog am 25.06.2010):

Die uneingeschränkte Förderung des Radverkehrs ist klimapolitisch alternativlos.

HERR-licher Satz! Alternativlos glücklich macht er den Liebhaber des Radverkehrs.

Ein reines Bildungsbürgerwort ist auch das Wort „krude“. Ich schlüg es gern als Unwort vor, ich grüb es gern in jedes Rindenalbum unfreiwilliger Begriffsduselei ein. Als Gymnasiast las ich eifrig Theodor W. Adorno und schnappte dort das fetischartig als Waffe verwendete Wort „krude“ auf. In den Deutschaufsätzen verwendete ich ich das Wort krude recht fleißig. Mancher Lehrer schalt mich darob: „Verwende nicht so viele Fremdwörter!“

In Italien, während meiner Gastarbeiterjahre, lernte ich geschmäcklerisch zwischen rohem und gekochtem Schinken, zwischen prosciutto crudo und prosciutto cotto zu unterscheiden.

In der Tat: Sowohl das deutsche Wort krude als auch das italienische crudo stammten vom lateinischen crudus ab.

Ist das Wort krude wirklich so alternativlos, dass Hinz und Kunz es auf Schritt und Tritt polternd verwenden müssen? Sarrazins krude Thesen, wie der SPIEGEL einige tausend Mal schrieb, Lötzsch‘ krude Theorien – das Wort hat einen schwindelerregenden Höhenflug hingelegt – möge es jetzt zerplatzen wie ein Meteor am Himmel der Geistesarmut! CSU-General Alexander Dobrindt hat jetzt schnurstracks das typische Salonkommunisten-, Toskanafraktions-  und Bildungsbürgerwort „krude“ postwendend an die Linke zurückgeschickt und damit diesem Unwort ironisch-eifernd das unübertreffliche Sahnehäubchen aufgesetzt! Lest:

Kommunismus-Debatte – „Der Linken ist die eigene Vorsitzende peinlich“ – Politik – Berliner Morgenpost – Berlin
Dobrindt kritisierte die fehlende Bereitschaft der Linken, „ihre kruden Kommunismustheorien“ offen und ehrlich im Bundestag zu diskutieren.

Welche anderen deutschen Wörter bieten sich als Alternativen zu krude an?

Hier kommen einige wenige:

roh, ungeschliffen, grobschlächtig, blutig-anfängerhaft, blutig, unbehauen, tumb, dreist, dumm, tölpelhaft, polternd, grob, unbesonnen, vorschnell, unbedacht, unklug, täppisch, einfältig, grob, holzschnittartig, gewaltsam vereinfachend, bärbeißig, strohdumm, unbeholfen, hölzern, gewaltsam, tolpatschig, ungeschlacht, flach, engherzig, kaltherzig, duselig, dusslig, vorgestanzt, gefühllos, hartherzig, unbelehrbar, unbelehrt, uneinsichtig, sinnfrei

Es hülfe bereits, wenn man in Wendungen wie „Sarrazins krude Thesen“ oder „Lötzsch‘ kruder Theorie“ das Wort krude durch ein anderes Wort ersetzte! Versucht es! Spielt mit Worten! Erkundet die Klangfülle der deutschen Sprache! Schreibt weniger voneinander ab!

Sucht selbst weitere Alternativen zu krude! Bedenkt: Weniges im Leben – außer dem Tod – ist alternativlos.

Bild: Roher Bretterboden, kurz vor dem Auftritt des Artemis-Quartetts im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, aufgenommen vorgestern


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Jan. 142011
 

„Das nebeneinander Fahren mit Fahrrädern ist erlaubt.“

So lautet der amtliche Wortlaut der Straßenverkehrsordnung in Anlage 2 zu § 41 Absatz 1 zu Zeichen 244.1 („Fahrradstraße“).

Was ist dazu zu bemerken? Ist „das nebeneinander Fahren mit Fahrrädern“, wie es die StVO schreibt, richtig?

Ich meine: nein.

Begründung: Es handelt sich um einen substantivierten Infinitiv. Dieser ist sowohl nach der früheren wie auch nach der jetzt geltenden Rechtschreibregelung mit großem Anfangsbuchstaben zu schreiben, etwa bei: das Singen, das Fahren, das Wandern. Wenn der substantivierte Infinitiv durch einen weiteren Bestandteil ergänzt wird, ist dieser, wenn er am Anfang steht, ebenfalls groß zu schreiben, etwa bei: das Daneben-Singen, das Hintereinander-Fahren, das In-den-Tag-hinein-Wandern.

Die Bestandteile des erweiterten substantivierten Infinitivs können entweder zusammengeschrieben werden oder durch Bindestrich aneinandergekoppelt werden: das Zusammenschreiben, das Zusammen-Schreiben  – beide Fassungen sind richtig.

Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung ist in § 57 (2) Abs. 2 in Verb. mit § 37 (2) völlig klar und eindeutig. Da gibt es kein Vertun!

Deshalb muss es entweder heißen:

Das Nebeneinander-Fahren mit Fahrrädern ist erlaubt

oder:

Das Nebeneinanderfahren mit Fahrrädern ist erlaubt

Wir halten fest: Das Nebeneinander-Fahren mit Fahrrädern ist erlaubt und richtig.

 Posted by at 15:02