Das Problem liegt a) in der Besatzung b) im Westen

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Dez 212010
 

Sehr gutes, aufschlussreiches Interview mit Syriens Präsident  in der BILD! Worin liegen die Probleme des Nahen Ostens begründet?

Die Antwort des Präsidenten erfolgt mit wünschenswerter Deutlichkeit und Eindeutigkeit:

a) „In der Besatzung“ – jahrhundertelange Besatzung! Erst durch den Westen, dann durch Israel. Spannend zu sehen, dass weder die Herrschaft der Mameluken über Syrien noch die jahrhundertelange Herrschaft der Osmanen über Syrien (ab 1516) als Besatzung gilt. Die Besatzer – das ist immer nur der „Westen“. Alles Übel rührt von daher. Das ist heute felsenfeste Überzeugung in großen Teilen der arabischen Welt. Der Präsident sagt wörtlich:

 „Die Ursache aller Konflikte hier ist Besatzung: erst durch die Briten, dann durch die Franzosen, jetzt durch die Israelis. Das führt zu Verzweiflung, die wiederum zu Extremismus führt. Das ist der Grund, warum wir keinen Frieden finden.“

b)  „Im Westen„. Das Problem liegt immer und einzig im Westen.

BILD: Sie sind seit zehn Jahren der Präsident Syriens. Wie sehen Sie das Image Ihres Landes in der Welt?

Präsident Assad: Meinen Sie den Westen oder die Welt? Ich frage das, weil das Problem im Westen liegt, nicht in der gesamten Welt. Das Problem mit dem Westen ist, dass man sich dort für die gesamte Welt hält und dabei den Rest der Welt einfach vergisst. Der Westen kann nicht immer weiter seiner Strauß-Politik folgen, einfach den Kopf in den Sand stecken und dabei nicht sehen wollen, was im Rest der Welt vor sich geht. Syriens Image in der Welt ist sehr gut.

Ich empfehle dieses Interview wirklich der genauen Lektüre! Es ist ein überragendes Beispiel für rhetorisches Geschick.

Wenn ich mit Syrern oder Ägyptern oder Türken hier in Berlin spreche und sie frage: „Worin liegt das Problem? Wer ist schuld?“ werden die meisten  antworten:

Das Problem liegt an der deutschen Gesellschaft. Das Problem liegt in der deutschen Schule. Das Problem liegt an Sarrazin: er hat alle Integration kaputtgemacht. Das Problem liegt an der Bundesregierung. Das Problem liegt im Rassismus der Deutschen. Die Deutschen sind ausländerfeindlich. Das Problem liegt in der Islamfeindschaft. Das Problem liegt an den Zionisten (jawohl, auch das hört man hier in Kreuzberg). Das Problem liegt darin, dass der deutsche Staat uns nicht genug Geld gibt zur Integration und um Deutsch zu lernen. Der Staat tut nichts für uns.

Diese Melodien kann man wirklich auf allen Ebenen hören – im Deutschen Bundestag ebenso wie in Kreuzberger Kneipen.

Mein Problem mit solchen Argumenten ist: Es wird stets die Schuld an den Schwierigkeiten auf andere abgewälzt. Nie wird gefragt: Was haben wir versäumt?

Beispiel: Eine viel zu hohe Zahl, vielleicht die Mehrheit unserer jungen Deutschtürken lernt weder genug Deutsch noch genug Türkisch, um einen anspruchsvollen Beruf zu erlernen. Das ist nun mal derzeit leider noch so, da mag man drum herumreden wie man will. Warum? Antwort: „Wir sind Opfer des Schulsystems. In diesem Schulsystem können wir weder Deutsch noch Türkisch lernen. Die deutsche Schule ist schuld.“ Hab ich selbst wörtlich so gehört!

Diese beiden Strategien –

1) Suche die Schuld stets bei anderen!

2) Erkläre dich zum Opfer der anderen!

sind absolut fundamental in dem Reden sowohl über den Nah-Ost-Konflikt wie auch im Reden über die Integration in Deutschland!

Wobei man durchaus auch beides zusammenführen kann! „Ich kann mich nicht in Deutschland integrieren, weil Israel unser Land besetzt hat!“

Diese Fundamentalstrategien muss man durchschauen. Sonst kommen wir nicht weiter.

Syriens Präsident Baschar al-Assad im BILD-Interview: Warum findet der Nahe Osten keinen Frieden? – Politik – Bild.de

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Dez 152010
 

Einen sehr guten Beleg für die herkömmliche, gut eingeschliffene Integrationsauffassung liefert der Bundestagsabgeordnete Memet Kilic in seiner Rede vom 07.10.2010!

Hier finden wir wirklich geradezu in Reinkultur jene Auffassung vor, wonach Integration eine staatliche Leistung ist, vergleichbar etwa der Arbeitslosenversicherung oder dem Katastrophenschutz.

Der Staat muss Integration leisten! Wenn Integration nicht gelingt, ist der Staat schuld. Oder auch die konservative Bundesregierung. Das kann jeder Migrant selber entscheiden, wem er die Schuld gibt.

Immer sind jedenfalls die anderen schuld. Ich nenne es: den wohlbekannten Klageton.

Hörenswert!

Plenarrede zur Lage der Ausländer in Deutschland – Memet Kilic – ist im Bundestag

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Wandernd und zugfahrend dem Volk aufs Maul schauen!

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Okt 172010
 

Im Gegensatz zu gepflegten Umfragen, Soziologieseminaren, dicken Büchern  beziehe ich Unterschichtler einen großen Teil meiner Überlegungen und Einsichten aus direkten Gesprächen mit den Menschen, sehr gerne bei Zufallsbegegnungen im Regionalexpress oder an der Kasse beim LIDL oder beim ALDI, beim Warten im LABO (Ausländerbehörde) oder an der roten Ampel (wenn die anderen Radfahrer durchrauschen).

Ergebnis: Die riesigen Umfragen hinken meistens hinterdrein, geben aber ungefähr das wider, was man ohnehin durch direktes Fragen auch herausbekommt.  Das Umfragendesign kann in Maßen stets so gestaltet werden, dass der Auftraggeber zufrieden ist. Ein vortreffliches Beispiel für dieses gedungene Umfragenwesen ist die neue Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Rechtsextremismus. Nach dieser Studie ist die deutsche Bevölkerung bis weit in die Mitte hinein durchzogen von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus.

Gewünschtes Ergebnis: Mehr Geld für Initiativen gegen rechts, heldisches Kämpfen gegen Adolf Hitler und seine Mordbuben, Poststempel gegen „Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt“ werden weiterhin auf Berlins amtliche Post gedruckt, Klüngel und Grüppchen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus werden überall herangezogen.  Heldisches Kämpfen gegen rassistische Mörderbanden, gegen „Nazi-Methoden“ wird belohnt und gefördert und durch Preise, Fördermittel, Pöstchen und Posten belohnt.

Ich meine: Neben „Nazi-Methoden“ sollte man auch „Stasi-Methoden“ entschlossen bekämpfen, wo immer man sie vorfindet oder vorzufinden glaubt.

Die Reaktionen auf das Sarrazin-Buch etwa ahnte ich schon 2 Tage nach Erscheinen des Buches. 3 Tage nach Erscheinen hatte ich das Buch fertig gelesen und habe sofort meine Meinung in dieses Blog reingehämmert, des Sinnes: „Dem guten Herrn Sarrazin wird aus der Bevölkerung quer durch alle Parteien eine riesige Woge der Zustimmung entgegenschlagen. Abgesehen von seinen merkwürdigen biologischen Aussagen trifft er vielfach den Nagel auf den Kopf.“

Ich riet damals öffentlich in diesem Blog zu einer vorurteilsfreien Auseinandersetzung mit dem Buch, da ich ebenfalls voraussah, dass die Meinungsführer zahlreicher wichtiger Parteien und Verbände sofort wie eine hexenhungrige Meute über den armen Herrn Sarrazin herfallen und ihn zerfetzen würden – selbstverständlich ohne das Buch gelesen zu haben.

Es ist alles so gekommen, wie es mir schwante.

Mitunter geht es dem hier bloggenden wackeren S-Bahn-und-RE-Reisenden beim Lesen von Umfragen wie dem Mephisto in der Klassischen Walpurgisnacht:

Da ist für mich nichts Neues zu erfahren
Das kenn ich schon seit hunderttausend Jahren

Was tun? Warum hauen die bestallten Politiker und Funktionäre so oft neben den Nagel und schreien dann laut auf? Ich meine: Wie weiland der Kalif von Bagdad sollten Politiker, bestallte Verbandsfunktionäre, Fraktionsvorsitzende einfach mal einen Monat das Auto stehen lassen und nur RE, Fahrrad, S-Bahn und U-Bahn fahren, selber in die Kaufhalle, zum LIDL oder zum ULRICH gehen und in der Schlange ein Gespräch anfangen.

Das verliehe einfach eine größere Sicherheit in der Einschätzung von Stimmungen. Überhaupt: Mehr zu Fuß gehen, mehr wandern, weniger im Auto rumhocken!

Ein vortreffliches Hilfsmittel zur wandernden Entdeckung unserer schönen Heimat nutzten wir gestern:  Nachdem wir den RE nach Ludwigsfelde verlassen hatten, verließen wir uns auf die

„Schöne Heimat
GROSSE RADWANDER- UND WANDERKARTE
Teltow, Ludwigsfelde und Umgebung
Ausflüge zwischen Potsdam, Luckenwalde, Trebbin und Zossen, an Nuthe, Nieplitz und NottekanalMaßstab 1: 35.000
GPS-fähig
2. Auflage

Dr. Barthel Verlag“

Südliches Berlin, Teltow, Ludwigsfelde und Umgebung

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Was ist konservativ? oder: Rückblick auf die alten Tugenden

 Kinder, Konservativ, Russisches, Sündenböcke, Tugend, Vorbildlichkeit  Kommentare deaktiviert für Was ist konservativ? oder: Rückblick auf die alten Tugenden
Sep 152010
 

Ohne verbindliche Grundhaltungen, ohne gemeinsame Werte fliegt uns dieser Laden genannt Bundesrepublik Deutschland bald um die Ohren.

Solche guten, erwünschten Grundhaltungen nenne ich gerne zum blanken Entsetzen aller Zuhörer Tugenden. Beispiele für Tugenden sind Hingabe, Fürsorge, Fleiß, Ausdauer, Klugheit, innere Gesammeltheit, Mut, Tatkraft, Gemeinsinn.

Alles Dinge, an denen es uns in Berlin gebricht.

Ich meine, die Besinnung und die Pflege der bewährten Tugenden ist Zeichen einer konservativen Grundhaltung. Konservativ bedeutet meines Erachtens, zunächst einmal von sich selbst und in seinem familiären Umfeld die gute, die tugendhafte Haltung, die Bewährung zu verlangen und erst danach den versorgenden Staat in Haftung zu nehmen.

Wenn ich dieses Unwort Tugend in den Mund nehme, schalten jedoch viele Diskutanten in den Debatten auf Durchzug. „Wie? Ein Mangel an Tugenden ist mitursächlich für unsere Übel?“

Sollte nicht der böse rot-rote Senat oder der böse präfaschistische Staat oder die muslimischen Migranten oder Thilo Sarrazin oder die schwarz-gelbe Bundesregierung oder das Hartz- IV-macht-arm-Syndrom oder die Bankenkrise oder die Gentrifizierung oder JüL an allem Schlamassel schuld sein?

„JüL ist Käse!“ So erzählen es viele Eltern und viele Lehrer. Wie schaut es damit aus?

JüL wurde in Berlin gegen den Willen der allermeisten Lehrer und der Eltern an fast allen staatlichen Schulen durchgesetzt.

Wir sind jetzt an der privaten russisch-deutschen Grundschule: herrlich! Kein Mobbing, kein Prügeln, kein Fluchen. Alle Kinder wollen und müssen lernen, es gibt Leistungsdruck, Schulbücher, Noten, Prüfungen, Schuluniform ist vorgeschrieben, es herrscht Disziplin, gute, ermunternde Grundhaltung bei allen Eltern, Lehrern und Kindern. UND KEIN JÜL, stattdessen gemeinsame Feiern und gemeinsame Konzerte.

Meine Berliner Russen sind eigentlich alle sehr bedacht auf  konservative Tugenden wie Fleiß, Disziplin, Ehrgeiz, Gemeinsinn. Dasselbe beobachte ich bei den meisten muslimischen Eltern. Die allermeisten muslimischen Eltern sind konservativ. Sie wollen mehr Leistungsanreize, mehr Druck, mehr Strafen, mehr Regeln für ihre Kinder, die sie dem deutschen Staat zur Rundum-Erziehung und Rundum-Bildung überreichen. Den deutschen Staat erleben die allermeisten zugewanderten Eltern als viel zu lasch und schwach.

Ich meine: Von den herrlich-konservativen Russen können wir labbrigen, progressiven Wischi-Waschi-Deutschen viel lernen. Unter anderem leben sie uns bestimmte Tugenden vor, die bei uns mehr und mehr in Vergessenheit geraten sind.

 Posted by at 20:42

„Die Hölle ist auch in mir“

 Augustinus, Das Böse, Hebraica, Kain, Sündenböcke  Kommentare deaktiviert für „Die Hölle ist auch in mir“
Sep 132010
 

Eine der besten, klarsten Stimmen, die aus dem heißen afrikanischen Wüstensand zu uns herüberschallen, stammt von — Aurelius  Augustinus! Der christliche Kirchenvater des 4. Jahrhunderts erforscht sein Selbst, erzählt die langen gewundenen Pfade, auf denen er zu einer inneren Ruhe findet. Inquietum cor nostrum est! Lange her.

Aber heute würde ich diesen Titel der besten, klarsten und eindrucksvollsten „Stimme aus dem afrikanischen Wüstensand“ ohne zu zögern an meinen zugewanderten Mit-Augsburger Hamed Abdel-Samad verleihen. „Die Hölle war auch in mir.“ So spricht er im aktuellen Spiegel 37/2010, S. 124. Allein für eine solche Aussage verdient er fast schon, noch in Hunderten von Jahren gelesen zu werden!

Vergleicht diese Aussage: „Die Hölle war auch in mir“ mit dem scheinbar völlig entgegengesetzten Satz von Sartre: „L’enfer, c’est les autres!“ Die Hölle sind immer die anderen. Auch dieser Satz Sartres hat seine Berechtigung. Die Hexenjagden und Hexerjagden unserer Tage (vide causa Sarrazin, vide causa Steinbach) sind ohne diesen tiefen Drang, alles Böse im anderen zu suchen, die Hölle in den anderen zu sehen, nicht verständlich.

Sie werden zu den Bösen, zu den Sündenböcken erklärt, deren man sich entledigen muss. Sie werden in die Wüste geschickt.

Sündenböcke oder Hexen können viele sein – auch der aktuelle Spiegel, den ich nachdrücklich zum Kauf empfehle, bietet reichlich Beispiele dafür: etwa FJ Raddatz und einige andere mehr 🙂

Einer der wichtigsten Sätze aus den 5 Büchern Moses meint etwas ganz Ähnliches: „Die Sünde, das Böse lauert stets an der Tür deines Herzens, wenn es dir nicht wohl ergeht.“ So lässt sich 1. Buch Moses, Kapitel 4, Vers 7 verstehen.

Suche – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten

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Sep 122010
 

In den Ferien hatte ich leider wegen der Torfbrände um Moskau herum wieder reichlich Zeit, mich im Rahmen bibliothekarischer Streifzüge in die bolschewistische und die nationalsozialistische Propagandasprache einzulesen. Wir wohnten in der Datscha, in der früher russische Abweichler ein- und ausgegangen waren, wie etwa der Ökonom Nikolaj Kondratjew (erschossen während der großen Säuberungen 1938).

Ganz besonders häufig wurde von den sowjetischen und den deutschen Diktaturen gegen „Abweichler“, gegen „Beschmutzer“, gegen die „Giftmischer“ und „Brunnenvergifter“, gegen zersetzende Propaganda des Feindes zu Felde gezogen.

Die Beleidigung und Herabwürdigung anderer Menschen als „Giftmischer“ oder „Rattenfänger“ ist kennzeichnend für die totalitäre, menschenverachtende Propaganda der Kommunisten und der Nationalsozialisten.

Wichtig: Die Fakten spielen keine Rolle. Es wird nur immer wiederholt: Dieser oder jener Mensch – z.B. der Okönom Kondratjeff  – ist ein Abweichler, er muss entsorgt, er muss beseitigt werden. Er beschmutzt das hehre und reine Anliegen der Bewegung.

Kommunistische Propaganda und später auch die faschistische und die nationalsozialistische Propaganda sind hocheffizient darin gewesen, abweichende Meinungen zu brandmarken, nicht durch sachliche Widerlegung, sondern durch Rufmord, durch gezielte Beschimpfung von Menschen.

Es fehlt hier an der Redlichkeit des Wortes, an einer respektvollen Befassung mit dem parteipolitischen Gegner. Es fehlt an echter Debattenkultur.

Genau dasselbe Verfahren wird derzeit wieder einmal gegen Erika Steinbach angewendet. „Frau Steinbach ist eine Giftmischerin“ – so wörtlich Thomas Oppermann, Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion. „Giftmischerin?“ – da fehlt nur noch die Aussage: „Es gibt Hexen. Steinbach ist eine von ihnen.“

Die Sprache verrät die Absicht. Sie enthüllt eine unredliche Grundhaltung. Statt sich auf der Sachebene mit dem Gegner einzulassen, wird er dämonisiert und seiner Würde beraubt. Zuletzt gilt es ihn zu „entsorgen“. Das ist LTI – Lingua Tertii Imperii!

Steinbachs  Aussagen sind sachlich nicht zu widerlegen. Das würde weder Herrn Oppermann noch Herrn Nouripour (ebenfalls MdB) gelingen. Zumal die deutsche politische Klasse über recht eingeschränkte Kenntnisse der osteuropäischen Geschichte verfügt. Wer kennt sich heute noch im komplizierten Bündnissystem der Zwischenkriegszeit aus, das es beispielsweise der Republik Polen ermöglichte, im Zuge des Münchner Abkommens eigene Gebietsansprüche gegenüber der Tschechoslowakei zu befriedigen, indem sie das tschechische Gebiet um Teschen für sich einkassierte?

Ja, wer hättte das gedacht – die Republik Polen paktierte 1934 mit dem Deutschen Reich, schloss 1934 bzw. 1932 Freundschaftsverträge mit Hitler und Stalin, profitierte auch vom Münchner Abkommen 1938, um ein Teilgebiet der Tschechoslowakei für sich zu erobern. Hätten Sie’s gewusst?

„Aber sie könnte ja etwas damit gemeint haben, die sagt das doch nicht einfach so dahin.“

Hierauf ist zu erwidern: Sie, Erika Steinbach, verleugnet doch gar nicht die deutsche Schuld! Was wollt ihr eigentlich?

Ich meine: Es ist höchst gefährlich, jemand anderen des „Beschmutzens“ oder des Giftmischens zu bezichtigen. Die Vorwürfe gegen Erika Steinbach, wie sie etwa Omid Nouripour oder Thomas Oppermann erheben, erinnern an die uralten antijüdischen Vorwürfe der Giftmischerei und der Brunnenvergiftung. Sie gemahnen an mittelalterliche Hexenjagd. Wir sollten diese Vorwürfe entschlossen zurückweisen.

Und heute mal im ZDF die tschechische Dokumentation „Töten auf Tschechisch“ ankucken.

Grünen-Politiker Nouripour: „Frau Steinbach beschmutzt das Anliegen der Vertriebenen“ – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
Das im Kern richtige Anliegen der Vertriebenen, auf das Unrecht der individuell erlittenen Vertreibung aufmerksam zu machen, beschmutzt sie mit ihren geschichtsverfälschenden Äußerungen.

 Posted by at 23:13
Sep 092010
 

Hier noch zwei teuflisch böse kleine Zitate für alle antirassistischen KämpferInnen aus taz und Tagesspiegel:

„Die besten Lehrkräfte, Institutionen und Strukturen werden aber daran scheitern, auch für Kinder aus weniger begünstigten Elternhäusern individuelle Aufstiegsperspektiven zu schaffen und zu verbessern, wenn es dem Einzelnen an Leistungswillen und der Bereitschaft zur Anstrengung mangelt.“

Schiller hätte gesagt:

Auf der Tugend arbeitvoller Bahn
werdet ihr den Preis erringen

Tja, ich muss es so sagen, die ganze an den Schuhsohlen abgelaufene, die ach so ermüdende deutsche Integrationsdebatte kreiselt meinem Empfinden nach im luftleeren Raum, weil sie ständig die Schuld den Strukturen und Institutionen gibt, dann auch wieder dem deutschen Alltagsrassismus, dann dem gegliederten Schulwesen, dann dem ungegliederten jahrgangsübergreifenden Lernen, dann den Lehrern, dann der Politik, dann den Parteien, dann der Regierung, dann der Opposition. Alle sind schuld – alle anderen sind schuld! Immer sind die anderen schuld!

Niemand fragt die Frage, die Necla Kelek kürzlich bei Anne Will stellte: „Was können die Migranten selber beitragen?“ DAS ist fürwahr die entscheidende Frage!

Ich frage: „Du willst den Erfolg? Wie hinderst du dich daran?“

Das Haupthindernis der Integration ist meines Erachtens und nach meinen jahrzehntelangen eigenen leidvollen Erfahrungen in Kreuzberg und anderswo – neben erstickend hohen staatlichen Zahlungen an Hinz und Kunz, an Mehmet und Ali  – eine unfassbare geistige Trägheit, ein Mangel an Fleiß, eine zähe Bequemlichkeit, eine Selbstabschottung, eine alle Grenzen sprengende Unlust, sich anzustrengen und sich zu konzentrieren.

Es fehlt bei uns im Lande ganz allgemein an Einsicht in die wichtigen, unverzichtbaren Tugenden, wie sie noch jede Volksschule noch im hintersten Dorf der Türkei vom ersten Schultag an vermittelt.

„Ich brauchte erst einmal sechs Monate, um die Schüler so weit zu haben, dass wir richtig zu arbeiten anfangen konnten“, solche Sätze wird man immer wieder von Berliner Lehrern hören können.

Es fehlt unseren Dauerbenachteiligten in der Regel an Arbeitswillen, an Fleiß und an Mut, an Selbstbeherrschung und Höflichkeit. Das sind alles uralte individuelle Haltungen, die dringend dem Einzelnen abverlangt werden müssen. Vulgärsprachlich früher Tugenden genannt. Uralte Hüte, die dringend der Entstaubung bedürfen.

Ha! Tugend! Potz! Ein leeres Wort! Wahrhaftig – ein leeres Wort?

Hören wir abschließend noch einmal einen der vielen vergessenen großen Dichter der Deutschen, nämlich Friedrich Schiller:

Und die Tugend, sie ist kein leerer Schall,
Der Mensch kann sie üben im Leben,
Und sollt er auch straucheln überall,
Er kann nach der göttlichen streben.

Ich sage:

Oh ihr grantigen Dauerbenachteiligten!
Rafft euch auf! Lernt und arbeitet!
Kämpft und lernt auf der Tugend arbeitvoller Bahn!
Dann werdet ihr den höhren Preis erringen.

Zitatnachweise:

Armin Laschet: Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009, hier S. 234

Friedrich Schiller: Sämtliche Werke. Erster Band. Gedichte. Dramen I [=Lizenzausgabe des Hanser Verlags], Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1987, hier S. 171 („Die Götter Griechenlands“) sowie S. 215 („Die Worte des Glaubens“)

 Posted by at 13:52

Leseverständnis mangelhaft – deshalb Sündenbockritual

 31. Oktober 1517, Sündenböcke  Kommentare deaktiviert für Leseverständnis mangelhaft – deshalb Sündenbockritual
Sep 052010
 

04092010006.jpg Soll man ihn noch lesen und pflegen, obwohl er doch so polternd war, obwohl er doch so häufig sich im Ton vergriff, so maßlos auftrumpfte? Obwohl er es an Empathie für die fehlen ließ, denen er am Zeug flickte?

Sicher: was er über die Juden sagte, ist nicht akzeptabel. Da hätte ein Freund, ein Bruder, seine Ehefrau ihn zur Seite nehmen können und ihm sagen müssen: „Du irrst dich.“

Aber dass er nicht nachgab, als die Spitzen des Staates und der Regierung sich gegen ihn stellten, das adelt ihn. Dass  sie zuletzt kein anderes Mittel fande, als ihn in Acht und Bann zu tun, ist ein Zeugnis besonderer Dürftigkeit, das sich diejenigen ausstellen, die seinen Ausschluss betreiben.

Es fehlte die besondere Streitkultur, die den Austausch auch gegensätzlichster Meinungen ermöglicht. Es ist keine Demokratie, sondern die Herrschaft durch Zustimmung der Landesfürsten. Die Macht stützte sich auf das bequeme Einverständnis, das billige Hinwegsehen, die wohlfeile Erregung, die abgestimmte hysterische Zuckung im Blätterwald.

Dass er den Finger auf besondere Missstände legte, die Teile das Landes, Teile der Machtelite gefangen hielten, ist ihm nicht vorzuwerfen.

Sein Antrieb war eine hohe Vorstellung von der Freiheit und der Verantwortung jedes Menschen. Niemals ließ er zu, dass der Einzelne sich auf Gruppennachteile hinausredete.

In manchem hat er geirrt. Aber umgekehrt nötigt seine Unbeirrbarkeit mir höchsten Respekt ab.

Die milde gestimmte Heiterkeit, das Versöhnlich-Dialogische war seine Sache nicht immer. Aber man hätte das Gespräch mit ihm suchen müssen. Dass man ihn aus der Organisation fortjagte, schuf ihm eine wachsende Schar von Unterstützern. Ihn selbst konnte man loswerden, aber seine Wahrheiten waren stärker als die Macht.

So aber fiel die halbe Welt über ihn her. Sie versuchten, ihn in die Wüste zu treiben. Ein abstoßendes Sündenbockritual! Ich bin sicher: Die meisten, die sich das Lästermaul über ihn zerreißen, haben weder seine Thesen noch seine Bücher gelesen. Es mangelte ihnen an Leseverständnis.

Seine Thesen veränderten die Welt. Sie trieben wie ein Meteor auf die dumpfe Welt zu, wirbelten sie durcheinander, und viele mussten eingestehen: Er spricht Dinge aus, die uns quälen, die wir aber nicht anzusprechen wagen.

Geschrieben im Lutherhotel Wittenberg, Lutherstadt Wittenberg, Jüdengasse, am 5. September 2010

04092010003.jpg

 Posted by at 00:39
Sep 022010
 

Der Neuköllner Bürgermeister Buschkowsky schafft es mit seinem geliebten Neukölln immer in die Medien. Sogar im neuen Sarrazin-Buch ist er ausführlich vertreten und sinngemäß auf den Seiten 300-304 zitiert. Jetzt, in der aktuellen zitty, fährt er obendrein uns Kreuzbergern an den Karren, indem er offen zur Übersiedlung in seine angestammte Heimat auffordert: „Wer in Kreuzberg unglücklich ist, der kann ja nach Neukölln umziehen!“ Das nennt man unlautere Menschenabwerbung! Strafbar ist es allerdings nicht. Oder ist es Wettbewerb?

Dennoch hier – im Geiste guter Nachbarschaft – der Hinweis auf ein gutes Interview heute mit ihm in der Morgenpost. Das sollte man lesen. Aber vergesst nicht: Wir in Kreuzberg sind doch nicht so weit von Euch in Neukölln und Neuköllner Zuständen entfernt.

Integrations-Debatte – Heinz Buschkowsky benennt Sarrazins Fehler – Berlin Aktuell – Berliner Morgenpost – Berlin
Morgenpost Online: Neukölln gilt ja inzwischen überall in Deutschland als das Exempel für missratene Integration. Haben Sie mit Ihren dauernden Warnungen daran Ihren Anteil?

Buschkowsky: Dass die Leute anhand von Neukölln über Probleme diskutieren, ist nichts als Feigheit. Man schützt damit den Ruf seiner Stadt, wenn man nicht über die eigenen Probleme spricht, sondern über die der anderen. Ohne Kameras haben wir bei der Vollversammlung des Deutschen Städtetages alle die gleichen Probleme. Sind die Mikros offen, funktioniert überall Multikulti ganz hervorragend, und man hatte gerade letzte Woche ein schönes multikulturelles Straßenfest. Nur die Menschen, die in solchen Stadtteilen leben, ärgern sich über das Abtauchen ihrer Politiker.

 Posted by at 12:46
Sep 022010
 

Ich habe Sarrazins Buch ganz gelesen und empfehle allen Antirassistinnen und Antirassisten, zum Einstieg die Seiten 320-330 zu lesen.

Sarrazins Forderung nach Kindergartenpflicht, Workfare, höheren Sprachanforderungen und restriktiverer Zuweisung staatlicher Stütze finde ich gut.

„Vererbungslehre“, genetische Spekulationen usw. hingegen sollte man nicht ernst nehmen. Sie sind irreführend. Sie sind aber auch nicht wesentlich für Sarrazins Gedankengänge.  In seinen konkreten Vorschlägen zur Umgestaltung des Sozial- und Aufenhaltsrechts, zur besseren Bildung aller Kinder hat Sarrazin meist recht, wie ich finde.

Man nehme doch einmal die Abschnitte im Buch, die mit „Was tun“ betitelt sind. Zum Beispiel S. 326-330. Darüber, über diese konkreten Maßnahmen sollte man diskutieren, zum Beispiel mit Neuköllner Lehrern, Kreuzberger Sozialarbeitern, türkischen Vätern wie Kazim Erdogan und jungen Müttern wie Güner Balci. Sarrazin sollte mal mit Erdogan oder Balci diskutieren – da wär ich gern dabei!

 Posted by at 11:30
Aug 302010
 

Er ist einer der intelligentesten Politiker, die Berlin je hatte. Seine Frageansätze sind brillant, seine Faktenkenntnis ist in einigen Feldern unübertroffen. Er ist zäh, sorgfältig und fleißig. Er argumentiert strategisch, aber er reagiert taktisch nicht immer optimal.

Aber er „verrennt sich“ allzu leicht, verprellt wohlgesonnene Zuhörer und Menschen, die ihm zu folgen versuchen. Ihm fehlt vielleicht das echte Du. Ich meine: Wir müssen den irrenden Menschen zurückholen in unsere Wertegemeinschaft!

Wenn er doch nur einmal zu uns in die Kreuzberger Fanny-Hensel-Schule käme und statt einer PowerPoint-Präsentation ein Märchen aus 1001 Nacht erzählte, die Herzen der durchweg muslimischen Kinder würden ihm zufliegen! Und sein Herz flöge ihnen, den Kindern zu, als flöge es nachhaus. Und wenn er dann noch ein Gedicht aus dem West-Östlichen Divan von Goethe vortrüge, flöge vor einem einzigen Wort der ganze unsägliche Wirrwarr der entstellenden Kommentare fort.

Er würde Empathie für die Muslime entwickeln können, die ihm leider offenbar noch fehlt.

Es gibt doch kaum etwas Schöneres, als diesen unseren so schmählich übersehenen, links liegen gelassenen „libanesischen“ Kindern, ich sage bewusst „unseren Kindern“, Freude und Zukunftshoffnung zu schenken! Ich weiß es, denn wir durften es immer wieder versuchen.

Ich glaube an diese Kinder.

Diese muslimischen Kinder sind der größte Schatz, der uns anvertraut ist! Wir stehen alle in der Verantwortung.

Aber ich bleibe dabei: Seine Fragenansätze sind spannend, er ist einer der intelligentesten Politiker, die Berlin in den letzten Jahren hatte.

Wer ist gemeint?

 Posted by at 15:52
Aug 272010
 

Sarrazin treibt die Kaste der Berufspolitiker, der er selbst angehört, gehörig vor sich her.  Wenn jetzt bereits öffentlich erste vorsichtige Zustimmung von türkischen und arabischen Migranten aus unserem Bezirk zuteil wird, wird vollends offenbar, was Sarrazin bezweckt: eine schonungslose Selbstanklage, eine unerbittliche Analyse der kollektiven Fehlsteuerungen, für die nicht nur er und seine Partei, sondern alle Parteien Mitverantwortung tragen.

Noch einmal: Wenn Politiker Sarrazin jetzt in Grund und Boden rammen (ich muss es so nennen), begehen sie eine Art Sündenbockritual. Ein politischer Fehler ersten Ranges!

Furat Mohammad und Günay Imre aus Friedrichshain-Kreuzberg schreiben:

Strafanzeigen gegen Sarrazin? Nicht in unserem Namen! Denn wir sind nur so „dumm“, wie Ihr uns werden lasst. @ FREIE WÄHLER Berlin – FW Berlin
Alle bisherigen Parteien hofierten und hofieren bestimmte Zuwanderer-Gruppen, weil sie sich neue Wählerschichten davon versprachen und noch versprechen. Wir haben genug von diesen Versuchen der Vereinnahmung von Zuwanderern zu dem alleinigen Zweck des Machterhalts der Parteien. Denn mit der ach so fürsorglichen Vereinnahmung der Interessen z.B. der Russlanddeutschen durch die CDU und insbesondere der Türken durch Rot-Grün ist noch in jedem Falle die Verharmlosung der Integrationsprobleme der jeweils patronisierten Gruppen einhergegangen. Die Auseinandersetzung mit den Integrationsdefiziten der jeweils unter die Fittiche genommenen Minderheiten wurde in den jeweiligen Parteien nachgerade verboten. Die Strafanzeige gegen Sarrazin liegt genau in dieser machtpolitischen Parteien-Tradition.

Dass die harten, manchmal polemischen, aber offensichtlich immer ehrlichen Aussagen von Sarrazin zum Bildungsstand im Übrigen so viele Schlagzeilen wert sind, wirft eher ein beklemmendes Licht auf den Stand der weitgehend unterdrückten Debatte in Deutschland.

Leute wie Sarrazin durch Strafanzeigen mundtot machen zu wollen, schafft eine Atmosphäre der Angst vor der freien Meinungsäußerung, die durch Artikel 5 Absatz 1 des Grundgesetzes garantiert und von den Parteien und den Medien politisch sogar gefordert ist. Tatsächlich aber wird der Überbringer der schlechten Nachricht in den Medien und in der parteipolitischen Auseinandersetzung tendenziös dargestellt. Bei der übrigen Bevölkerung stellt sich dann der Eindruck ein, dass man eher den lästigen Mahner ausschalten möchte, statt die Lösung der Probleme anzugehen.

Mit Realitätsverweigerung und -ausblendung ist nichts erreicht.

 Posted by at 15:33
Jul 082010
 

Noch lange nicht verzweifelt bin ich mit meinem immer wieder geäußerten Aufruf: „Du musst dein Verkehrsverhalten ändern. Der Ausbau der Infrastruktur für Fußgänger und Radfahrer ist nur die halbe Miete. Wir Radfahrer und Fußgänger müssen zu Vorbildern für Erwachsene, vor allem aber für Kinder, für andere, insbesondere für die Autofahrer werden. Denn ein großer Teil der Unfälle ist nachweisbar und eindeutig durch falsches, leicht vermeidbares Verhalten bedingt!“

Und zwar sind es einige wenige „Standardsituationen“ (wie die Fußballer sagen): Querverkehre, rechtsabbiegende Kraftfahrzeuge bei geradeausfahrendem Fahrradverkehr, falsche Benutzung von Geh- und Radwegen, Missachtung des Rotlichts, mangelnde Aufmerksamkeit. Ich krieg leider öffentlich fast keine Zustimmung für diese persönliche Botschaft. Unter der Hand wird mir allerdings versichert: „Sie haben ja recht, Herr Hampel! Aber sagen dürfen Sie es öffentlich nicht.“

„Sie haben ja recht, Herr Hampel! Aber sagen dürfen Sie es nicht.“ Das ist wirklich eine Standardsituation geworden, die ich immer wieder erlebe – im Umgang mit Verbänden, Parteien, Politikern, mit Amtsvertretern, mit Grüppchen und Klüngeln jedweder Art. Ausgenommen natürlich die verbissenen Ideologen, die es überall gibt, die allerdings überall die deutliche Minderheit sind. Dieses Grundmotiv zieht sich durch alle Bereiche hindurch: Schulpolitik, Verkehrspolitik, Haushaltspolitik, Sozialpolitik, „Integrations“-Politik. Es ist für mich das Leitmotiv geworden.

Selbstverständlich halte ich mich nicht an diese gutgemeinten Ratschläge. Selbstverständlich werde ich jederzeit für das kämpfen, was ich in der jeweiligen Lage als förderlich für das Gemeinwohl ansehe. Egal, ob es sich um das verzweifelte Migrantenelend, JüL, Hartz IV oder Verkehrssicherheit der Fahrradfahrer handelt.

Gut auch: Wir sind ein freies Land. Jeder darf seine Meinung sagen. Auch wenn sie im Querverkehr zum Mainstream steht. Auch wenn sie unbequem ist. Bequemlichkeit ist kein Argument.

Gute Sache aber:  Ab und zu bekomme ich doch Zustimmung. Es tut sich was – heute und hier! Der Mann des Tages heißt Friedemann Kunst, seines Zeichens oberster Verkehrsplaner der Stadt Berlin. Anlass: Der VCD hat eine Studie vorgelegt, wonach es mit der Verkehrssicherheit in Berlin besonders schlecht bestellt sei. Kunst weist die fundamentalen Anschuldigungen gegen die Verkehrsplanung in Berlin zurück: „Zu undifferenziert!“ Lest den ganzen Artikel (Berliner Morgenpost heute S. 13), lest vor allem die letzten Sätze (Fettdruck durch dieses Blog)!

Studie – Fußgänger und Radfahrer leben gefährlich in Berlin – Berlin Aktuell – Berliner Morgenpost
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hält die VCD-Studie für nicht differenziert genug, die schlechte Platzierung Berlins damit unberechtigt. So habe der VCD nicht die Schwere der Unfallfolgen berücksichtigt. „In Berlin gibt es einen überdurchschnittlichen Rückgang an Schwerverletzten und Unfalltoten“, sagt Berlins oberster Verkehrsplaner Friedemann Kunst. Bei Unfällen mit Todesfolge habe die Hauptstadt den niedrigsten Wert aller deutschen Großstädte.

Doch auch Senatsplaner Kunst ist mit der Unfallentwicklung insgesamt nicht zufrieden. Diese sei auch Folge einer Änderung der Verkehrsströme, vor allem geprägt durch einen starken Anstieg des Fußgänger- und Fahrradverkehrs. Insbesondere Radfahrer seien häufig Opfer von Unfällen, etwa verursacht durch unachtsame Lkw-Fahrer beim Rechtsabbiegen. Ein weiteres Problem sei das oft falsche Verkehrsverhalten – bei Radfahrern das unerlaubte Fahren auf Gehwegen, bei Fußgänger das Überqueren der Fahrbahn trotz einer roten Ampel. „Wir müssen noch mehr tun, um das Verkehrsverhalten entsprechend zu ändern“, sagt Kunst.

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