„Das Eismeer der Stille“

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Dez 202010
 

Stifters Bergkristall erinnert mich an das eine oder andere Bild von Caspar David Friedrich, so etwa „Das Eismeer“ oder „Winterlandschaft mit Kirche“. Gibt es unter uns Deutschen noch Menschen, die Stifters durch und durch bildnerische Prosa mit den Ohren lesen können? Gibt es noch Menschen, die die Schönheit der deutschen Sprache mit allen Sinnen aufsaugen?  Gibt es noch Lehrer, die es wagen, ihre Schüler mit dem Erlebnis der Stille zu beeindrucken?

Ja. Ich weiß es. Zu den besten Erlebnissen unserer Elternkarriere an einer Kreuzberger Grundschule zähle ich es, als die Schulleiterin bei einem unserer Konzerte die Kinder aufforderte, einen Augenblick innezuhalten und die Stille zu hören – und … es gelang!

Hört hier einen solchen Augenblick bei Adalbert Stifter:

Aber es war rings um sie nichts als das blendende Weiß, überall das Weiß, das aber selber nur einen immer kleineren Kreis um sie zog und dann in einen lichten, streifenweise niederfallenden Nebel überging, der jedes Weitere verzehrte und verhüllte Und zuletzt nichts anderes war als der unersättlich niederfallende Schnee.

„Warte, Sanna“, sagte der Knabe, „wir wollen ein wenig stehen bleiben und horchen, ob wir nicht etwas hören können, was sich im Tale meldet, sei es nun ein Hund oder eine Glocke oder die Mühle, oder sei es ein Ruf, der sich hören läßt, hören müssen wir etwas, und dann werden wir wissen, wohin wir zu gehen haben.“

Sie blieben nun stehen, aber sie hörten nichts. Sie blieben noch ein wenig länger stehen, aber es meldete sich nichts, es war nicht ein einziger Laut, auch nicht der leiseste außer ihrem Atem zu vernehmen, ja in der Stille, die herrschte, war es, als sollten sie den Schnee hören, der auf ihre Wimpern fiel. Die Voraussage der Großmutter hatte sich noch immer nicht erfüllt, der Wind war nicht gekommen, ja was in diesen Gegenden selten ist, nicht das leiseste Lüftchen rührte sich an dem ganzen Himmel.

Es genügt, sich einige weitere dieser Gemälde vor Augen zu führen, und man wird die kantige, die grobkörnige Sprachmusik Adalbert Stifters buchstäblich vor den Augen emporwachsen sehen. Hört etwa folgende Stelle:

Projekt Gutenberg-DE
So weit die Augen der Kinder reichen konnten, war lauter Eis. Es standen Spitzen und Unebenheiten und Schollen empor wie lauter furchtbares, überschneites Eis. Statt ein Wall zu sein, über den man hinübergehen könnte und der dann wieder von Schnee abgelöst wurde, wie sie sich unten dachten, stiegen aus der Wölbung neue Wände von Eis empor, geborsten und geklüftet, mit unzähligen blauen geschlängelten Linien versehen, und hinter ihnen waren wieder solche Wände, und hinter diesen wieder solche, bis der Schneefall das Weitere mit seinem Grau verdeckte. „Sanna, da können wir nicht gehen“, sagte der Knabe.

„Nein“, antwortete die Schwester.

„Da werden wir wieder umkehren und anderswo hinabzukommen suchen.“

„Ja, Konrad.“

Die Kinder versuchten nun von dem Eiswalle wieder da hinabzukommen, wo sie hinaufgeklettert waren, aber sie kamen nicht hinab. Es war lauter Eis, als hätten sie die Richtung, in der sie gekommen waren, verfehlt.

Wer so etwas miterlebt hat, der wird den Glauben an unsere Kinder immer wieder finden.

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Dez 202010
 

Heftige Debatte über Migration und Integration bei Facebook! „Wir Einwanderer müssen doch zusammenhalten, dürfen uns nicht gegenseitig schwächen, gegenüber den Deutschen! Wir sind doch in einer besonderen Lage!“ Ich widerspreche!

Ich werde herausgefordert, mische mich ein, spreche mich gegen eine Bevorzugung von Menschengruppen aus. Denn ich vertrete das Einheitsmodell des Staatsbürgers! Ich meine: Alle Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland haben gleiche Rechte und gleiche Pflichten, unabhängig davon, ob ihre kulturellen Wurzeln in Patagonien oder Paraguay oder Polen oder Pommern liegen.

Alle Ausländer ohne deutsche Staatsbürgerschaft, die sich in der Bundesrepublik Deutschland aufhalten, haben grundsätzlich gleiche Rechte und Pflichten. Franzosen haben ebensolche Rechte wie Türken, Russen ebensolche wie Italiener.

Es gibt keine „anerkannten ethnischen Minderheiten“ in Deutschland und soll sie auch nicht geben (außer den Dänen und den Sorben).

Ich meine:

Einwanderer sind nichts Besonderes. Sie haben weder besondere Rechte noch besondere Pflichten noch benötigen sie besondere Förderung. Sie müssen sich wahrscheinlich mehr anstrengen als andere. Aber selbst das ist normal. Ur-Deutsche sind auch nichts Besonderes.

Für mich ist einzig und allein jeder einzelne Mensch etwas Besonderes. Jede Persönlichkeit verdient gleichermaßen unsere Zuwendung, unsere Bemühung, unseren Respekt.

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Dez 202010
 

26082009011.jpg Cooler Move von Künast! Sie fühlt sich durch die Anwesenheit des Papstes nicht eingeschüchtert. Ich denke, niemandem bricht ein Zacken aus der Krone, wenn er dem Diener der Diener, dem servus servorum (einer der Titel des Papstes) lauscht.

Volker Beck sollte nicht eingeschnappt sein, nur weil der Papst IHN persönlich für „ungeordnet“ hält.

Und Ströbele sollte nicht sauer sein, wenn der Papst sich nicht bei IHM persönlich entschuldigt für das, was einige irrgeleitete Patres vor 400 Jahren den Indios angetan haben. Lest die WELT:

Er „halte davon nichts“, dass der Papst im Bundestag rede, sagte der Berliner Alt-Grüne der „Mitteldeutschen Zeitung“ und kündigte an, bei Benedikts Rede den Saal zu verlassen. „Unserem Heiligen Vater nehme ich besonders übel, dass er sich in Lateinamerika nicht zu seiner Schuld und der seiner Kirche bekannt hat“, sagte Ströbele im Fahrwasser alter Latino-Solidaritätsadressen.

Oder sollte Ströbele sich bei BECK für das entschuldigen, was Fidel CASTRO, der von Ströbele eifrig beworbene CHE Guevara sowie ihre kommunistischen Sturmtrupppen den Schwulen in kubanischen Internierungslagern haben angedeihen lassen? Erkennt Ihr das Bild auf Ströbeles Schal? Welcher gute Freund und fröhliche Mitstreiter Fidel Castros ist das denn?

Was war die kämpferische Grundeinstellung von Fidel Castro und Che Guevara gegenüber Schwulen und Lesben? Für wen errichteten Fidel und Che ihre Internierungslager?

Zitat aus queer.de:

 Homosexualität war zwar vor dem Umsturz durch Castro 1959 bereits illegal, gleich nach der Machtübernahme ließen die neuen Machthaber Schwule aber gezielt verfolgen und in Internierungslager stecken, in denen viele zu Tode kamen. Die Kommunisten begründeten die Verfolgung damals damit, dass es sich bei Homosexualität um eine kapitalistische Ausprägung handelte, die es auszurotten galt. Erst in den 1980er Jahren ließ der Verfolgungsdruck auf Schwule und Lesben nach. Homosexuelle wurden aber bis vor wenigen Jahren noch wegen „antisozialen Verhaltens“ verfolgt.

Nicht zuletzt: Die Grünen haben ca. 52.000 Mitglieder. Die Katholiken etwa 1,1 Milliarden.

Papst-Rede: Künast rüffelt Beck – Queer.de
„Da gehen wir hin – und zwar respektvoll.“

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„Es soll alles beim alten bleiben“

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Dez 192010
 

Stifters „Bergkristall“  in der Kastanienallee lesen! Das wär’s. Dann könnte man sich darüber unterhalten, ob alles im Leben so bleiben soll, wie es ist, oder ob es Formen des Wandels geben soll.

Sie sind sehr stetig, und es bleibt immer beim alten. Wenn ein Stein aus einer Mauer fällt, wird derselbe wieder hineingesetzt, die neuen Häuser werden wie die alten gebaut, die schadhaften Dächer werden mit gleichen Schindeln ausgebessert, und wenn in einem Hause scheckige Kühe sind, so werden immer solche Kälber aufgezogen, und die Farbe bleibt bei dem Hause.Wenn es in einem Haus ein scheckiges Kalb geboren wird, bleibt es dabei.“

Massive Touristenabwehr, wie etwa in der neuen Nummer der interim, Kampf der Gebirgsbewohner gegen „die von draußen“, gegen „die von drüben“ – alles Dinge, die von einem habituell gewordenen, auf Staatskosten lebenden linkskonservativen Establishment zur Schau getragen werden.

Lest:

Berlin: Post-Gentrification-Protest in Prenzlauer Berg « Gentrification Blog

Im Streit um die Kastanienallee geht es offensichtlich vor allem um dieses Lebensgefühl der aktuellen Bewohnerschaft – und für die Gewerbetreibenden auch um ihre Geschäftsgrundlage. Die im Zuge der Aufwertung der letzten Dekade entstandene Bewohner- und Gewerbestruktur soll in ihrem Kern konserviert werden. Wir haben es mit einem typischen Post-Gentrification-Protest zu tun: Die Pioniere und Gentrifier der vorherigen Aufwertungsphase schließen die Tore und verteidigen die von ihnen symbolisch und materiell angeeigneten Räume.

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Dez 192010
 

Ein wirklich bedenkenswerter Einwand gegen das Wort „Integration“. Spannend! Das sind einige der wenigen Stimmen, die sagen: Wir brauchen keine Integration. Das „Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung“ lehnt den Begriff Integration als undemokratisch komplett ab. Lest das:

Demokratie statt Integration
Wir wollen das Offensichtliche klar stellen. Wir leben in einer Einwanderungsgesellschaft. Das bedeutet: Wenn wir über die Verhältnisse und das Zusammenleben in dieser Gesellschaft sprechen wollen, dann müssen wir aufhören, von Integration zu reden. Integration heißt, dass man Menschen, die in diesem Land arbeiten, Kinder bekommen, alt werden und sterben, einen Verhaltenskodex aufnötigt, bevor sie gleichberechtigt dazugehören. Aber Demokratie ist kein Golfclub. Demokratie heißt, dass alle Menschen das Recht haben, für sich und gemeinsam zu befinden, wie sie miteinander leben wollen. Die Rede von der Integration ist eine Feindin der Demokratie.

Ich habe immer es wieder bemerkt: Die angeblichen „Nicht-Integrierten“ sind oft hervorragend integriert – in verschiedene Hilfesysteme wie etwa das deutsche Sozialhilfewesen, in bleibende familiäre Abhängigkeiten des Herkunftslandes, in Indoktrination durch Religionsvertreter der Herkunftsländer, in generationenübergreifende Integrations-Ketten und Netzwerke, in Berieselung durch Regierungen der Herkunftsländer und Dauerbeschallung durch kommerzielle Medien der Herkunftsländer.

Sie sind und bleiben mannigfach integriert!

Deshalb meine ich in der Tat wie die kritischen Migrationsforscher, dass das demokratische Gemeinwesen in der Tat nur kulturell „schwache“ Mindestanforderungen an Zuwandernde stellen kann und stellen muss.

Welche sind das?

1) Der Wille, dem Gemeinwesen beizutreten, in das man einwandert. In unserem Fall also der erkennbare und auch geäußerte Wille, ein Mitglied der Gesellschaft und ein Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland zu werden. Wer das einfach nicht will – wieso sollten wir ihn mit offenen Armen empfangen? Wieso sollten wir jemanden in die Bundesrepublik Deutschland integrieren wollen, der sagt und zu erkennen gibt: Ich will gar nicht zu euch gehören?

2) Der Wille, die Landessprache zu erlernen.  Partizipation setzt eigene Anstrengungen voraus. Dabei ist das Erlernen der Landessprache zentral. Wie der Zuwandernde das bewerkstelligt, bleibt ihm oder ihr überlassen.

3) Der Wille und die Fähigkeit, den Lebensunterhalt für sich und seine Familie im Land der Zuwanderung dauerhaft selbst zu verdienen.  Auch dies scheint mir zentral. Im Sozialsystem wird Integration nicht gelingen.

Sind diese drei Voraussetzungen gegeben, wird man von gelungener Integration sprechen.  Das ganze andere wolkige Drumherum, von dem eine blühende Migrations- und Integrationsforschung lebt, ist dann fast schon zweitrangig. Man kann es machen, muss es aber nicht machen. Die ganze Aufregung kann man runterkochen auf ein sinnvolles Maß.


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Rassistische Diskriminierung verhindern – Zweisprachigkeitsanforderung ist Illusion

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Dez 192010
 

Kulturübergreifende Kentnisse werden im neuen Integrationsgesetz des Berliner Senats verlangt, z.B. sehr gute Kenntnisse in zwei Sprachen. Da sehe ich aber ein riesiges rassistisches Diskriminierungspotenzial! Denn diejenigen, deren angeblich „objektive Benachteiligung“ durch „positive Diskriminierung“ beendet werden soll, werden nun doppelt durch die Einstellungsgespräche fallen: sie beherrschen weder die Landessprache Deutsch noch die angebliche „Muttersprache“ Türkisch, die ja ihrerseits häufig erst vor 2 oder 3 Generationen durch staatlichen Zwang an die Stelle der eigentlichen Herkunftssprachen wie etwa Kurdisch oder Arabisch getreten ist.

Das weiß hier in Kreuzberg jeder – das fiel mir auch bei meinen Reisen durch die Türkei auf. Ich dachte: „Mann, die sprechen hier in der Türkei gar kein richtiges Türkisch, wie ich es aus Kreuzberg im Ohr habe!“

Ebenso rassistisch und ausländerfeindlich (jawoll, so nennt man das heute!) verfährt Radio Metropol FM, ein deutsch-türkischer Sender. Auch hier dasselbe Bild wie bei den Einstellungsgesprächen der Feuerwehr, der Polizei, der privaten Unternehmen: Hunderte von deutsch-türkischen Bewerbern werden abgewiesen, weil sie weder ausreichend Deutsch noch Türkisch können. Ist das Rassismus? Diskriminierung? Verweigerung von Bürgerrechten, wie dies der TBB nennt?

Die türkischen staatlichen und religiösen Organisationen haben ihre Zöglinge jahrzehntelang im Geist des türkischen Nationalismus darin eingelullt, dass sie „eigentlich“ brave und gute Türken seien, die ihre Identität durch Nicht-Erlernen des Deutschen, durch Fernhalten von allen anderen Nationalitäten und durch fleißige Geld-Transfers ins Mutterland bewahren müssten.  Jetzt zeigt sich, dass dies die reinste Sackgasse war.

Radio in zwei Sprachen: Arabeske aus Kreuzberg – Medien – Tagesspiegel
Yikicis Suche nach Mitarbeitern war mühsam. Als er einen Moderator einstellen wollte, musste er gleich mehrere hundert Deutschtürken casten. Fast niemand erfüllte die sprachlichen Anforderungen, die der Beruf mit sich bringt. Die Deutschkenntnisse waren unzureichend, die Türkischkenntnisse ebenso. „Am schlimmsten war es, dass es den Bewerbern gar nicht bewusst war“, sagt Yikici.

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Dez 192010
 

061220101171.jpg „Sie fahren immer noch mit dem Rad? – Tapfer!“ derartige Kommentare fliegen mir immer wieder entgegen.

Hierzu erkläre ich frisch und frei:

Ich bekenne mich als unerschrockener Allwetter-Ganzjahres-Radler und habe folglich sehr gute Winterbereifung mit Spikes aufgezogen. Ich fahre weiterhin wie im Sommer
problemlos alle meine Strecken in Berlin (allerdings abweichend vom Sommer
nur bis 10 km je Strecke) bei jedweder Witterung, bei allen Temperaturen und
zu jeder Tages- und Nachtzeit mit dem Fahrrad, jedoch sehr häufig – statt
auf den nur teilweise geräumten Radverkehrsanlagen – auf der Fahrbahn mit
durchgängiger Decke aus Schnee und Eis. Dabei schütze ich mich vor der
Unbill der Witterung durch die unverzichtbaren Handschuhe, hell
reflektierende, wärmende Außenkleidung, wärmenden Schal, Fahrradhelm und
darunter Wollmütze.

Unser Bild zeigt einen vorbildlich geräumten Radweg in Kreuzberg.

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Muntere Debatte … zu Staat und Religion

 Sozialismus, Vergangenheitsunterschlagung  Kommentare deaktiviert für Muntere Debatte … zu Staat und Religion
Dez 192010
 

Neben dem Beitrag von Innenminister de Maizière möchte ich heute vor allem auf die sehr klaren Kommentare des Lesers flexton im dazugehörigen Online-Forum hinweisen. Wie nicht anders zu erwarten, erhält de Maizière sofort ein Sperrfeuer an Gegenmeinungen zu Dingen, die er gar nicht gesagt hat.

Bemerkenswert, dass Islam, Hinduismus und Buddhismus von den Lesern kaum angegriffen werden. Die Angriffe der Leser richten sich nur gegen die christlichen Kirchen und gegen das Christentum überhaupt.

Gegenüber all den erwartbaren religionsfeindlichen Äußerungen ragen meines Erachtens flextons Einwürfe durch Schärfe und Tiefe der Beobachtungen heraus, weshalb ich hier drei Abschnitte zustimmend zitiere:

Staat und Religion: Quer zum Zeitgeist – Meinung – Tagesspiegel

Zitat flexton 1:
„Ich kann hier freilich nur als evangelischer Christ sprechen, aber bei uns ist es so dass der Mensch ausdrücklich mit all seinen Makeln von Gott angenommen, ja so geschaffen, wird. Stichwort „Ursünde“, das heißt nicht im modernen zeitgenössischen Sinne wir sind alle „böse“ geboren sondern dass negative Verhaltensweisen untrennbar zu uns gehören (damit war man vor Jahrtausenden schon weiter als die politischen Ideologien des 19. Jahrhunderts die alle den „neuen Menschen“ schaffen wollten und im Totalitarismus endeten). Das ist ein sehr sehr realistisches Menschenbild, was schon in der Schöpfungsgeschichte klar wird – wir werden Mensch und fangen bereits an mit Zweifel, Mißtrauen, hintergehen einander…ja selbst Gott, und streben nach Erkenntnis gleich welche Konsequenzen es hat. Bis hin zur Hybris.“

Zitat flexton 2:

„Die infantile Weise mit der selbsternannte Bildungsbürger die Bibel gerne verspotten, indem Bibelverse aus dem Kontext zitiert werden (mit der sachlich falschen Behauptung zwischen den Zeilen dies sei wortwörtlich gemeint, gar „Gesetz“ für jeden frommen Christen) ist regelrecht anti-intellektuell. Ich habe mich mit meinem Glauben, aber auch anderen Religionen, theologisch befasst um mir ein Urteil zu bilden. Ich bin auch nicht „christlich“ erzogen worden, meine Eltern sind nervige 0815 alt68er. Ich habe mir meinen Glauben selbst gewählt, bin auch (AUS NEUGIER!) in den Religionsunterricht gegangen seit ich das selbst wählen konnte (davor musste ich, von den Eltern aus, in „Ethik“ wie das in Bayern heißt).“

Zitat 3 flexton:

„Davon abgesehen, was glauben Sie wie mir zB immer die Galle hochkommt wenn ich bei enthusiastisch-naiven jungen ungewaschenen „Linken“ das Konterfrei vom „Che“ auf T-Shirts sehe (auch eine Art ulkiger Kommerz-Personenkult, aber das haben „Linke“ noch nie bemerkt – „Ami Go Home“ und dabei Levis Jeanshosen getragen…).

Warum? Unter diesen ach so tollen Revolutionären wurden u.a. Schwule, wie ich einer bin, extrem brutal verfolgt – bis hin zu Lynchmorden und sofortiger Erschießung bei Bekanntwerden. In großer Zahl wurden schwule Männer interniert, es gab Versuche zur „Umerziehung“ und Homosexualität wurde als „perverses Produkt dekadenter westlicher Lebensweise“ dargestellt.

Soviel zu unreflektierter Idolverehrung…na, auch mal so ein „Che“ Shirt gehabt?“

 Posted by at 13:28
Dez 182010
 

… mit diesen drei Worten würde ich für die berühmte Streichholzschachtel, die berühmte Nußschale oder den berühmten Bierdeckel den Inhalt taggen, den ich aus einem Aufsatz von Knut Bergmann und Tobias Pohl herauslese:

Knut Bergmann/Tobias Pohl: Die Zukunft der Parteien in der Bürgergesellschaft. Maßnahmen zur Vitalisierung der politischen Partizipation

in: Die Politische Meinung, Nr. 493, Dezember 2010, S. 60-63

In einer Zeit bröckelnden Zutrauens in die Entscheidungsfähigkeit der Politiker bieten die beiden Verfasser einige sehr bedenkenswerte Anregungen:

1) Kommunalpolitik wiederbeleben, dort ideologiefrei arbeiten!

2) Mehr in Projekten arbeiten: Umgestaltung einer Straße ist wichtiger als das große ideologische (Riesen-) Rad zu drehen!

3) Menschen befähigen, selber erreichbare Ziele zu setzen und zu erarbeiten, statt vorgegebene Ziele einfach umzusetzen oder den Menschen „vor den Latz zu knallen“!

4) Grenzen des eigenen Handelns erkennen und mitteilen – Allzuständigkeitsphantasien abwehren!

5) Rückbesinnung auf alte Tugenden wie Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit und Vertrauen vermindern die um sich greifende Bevölkerungsverdrossenheit vieler Politiker.

Höchst lesenswert! Diese fünf Hauptbotschaften filtere ich heraus – andere mögen andere herausfiltern.

 Posted by at 12:23
Dez 182010
 

„Bewahrung des gewachsenen Umfeldes, Schutz vor Vertreibungen der alteingesessenen Mieter“ – mit derart teils blumigen, teils trutzig-kriegerischen Wendungen wird mitunter in meinem Heimatdorf Friedrichshain-Kreuzberg von namhaften politischen Kräften versucht, den Zuzug der Fremden, den Einbruch einer als feindlich empfundenen Außenwelt abzuwehren. Nichts soll sich ändern!

Beim Wiederlesen von Stifters trefflicher Erzählung „Bergkristall“ bleibe ich an der Beschreibung eines solchen, sich gegen den Wandel sperrenden Umfeldes hängen. Lest selbst – und fragt euch: Soll immer alles beim alten bleiben?

Daher bilden die Bewohner eine eigene Welt, sie kennen einander alle mit Namen und mit den einzelnen Geschichten von Großvater und Urgroßvater her, trauern alle, wenn einer stirbt, wissen, wie er heißt, wenn einer geboren wird, haben eine Sprache, die von der der Ebene draußen abweicht, haben ihre Streitigkeiten, die sie schlichten, stehen einander bei und laufen zusammen, wenn sich etwas Außerordentliches begibt.

Sie sind sehr stetig, und es bleibt immer beim alten. Wenn ein Stein aus einer Mauer fällt, wird derselbe wieder hineingesetzt, die neuen Häuser werden wie die alten gebaut, die schadhaften Dächer werden mit gleichen Schindeln ausgebessert, und wenn in einem Hause scheckige Kühe sind, so werden immer solche Kälber aufgezogen, und die Farbe bleibt bei dem Hause.

 Posted by at 12:00

DAS ist der Winter!

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Dez 182010
 

All jenen, die ganze Zeitungsseiten mit den Winterklagen bedrucken, empfehle ich Adalbert Stifters schöne Novelle „Bergkristall“ oder auch die folgende Winterklage Walthers von der Vogelweide:

bibliotheca Augustana
«Uns hât der winter geschadet über al:
heide unde walt sint beide nû val,
dâ manic stimme vil suoze inne hal.
sæhe ich die megede an der strâze den bal
5

werfen, sô kæme uns der vogele schal.

II
L 39,6
Möhte ich verslâfen des winters zît,
wache ich die wîle, sô hân ich sîn nît,
daz sîn gewalt ist sô breit und sô wît.
weiz got, er lât ouch dem meien den strît,
5

sô lise ich bluomen dâ rife nû lît.

Um das nur klarzustellen:

Dieser Dichter drückt einen Hass auf den Winter aus: „so hân ich sîn nît“! Er würde ihn am liebsten verschlafen. Da dies aber nicht möglich ist, empfindet er echten Widerwillen gegen den Winter, den er offenkundig als Feind des Lebens empfindet.

 Posted by at 11:16

Such deinen Yol durch den Winter!

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Dez 182010
 

06122010117.jpg Aus dem türkischen Film Yol sind mir noch einige starke, beeindruckende Bilder im Kopf! Bilder von frierenden, hungrigen Menschen, die sich mühsam stapfend ihren Weg durch die Berge suchen! Kaum jemand weiß, dass dieses großartige Land, die Türkei, neben dem sattsam bekannten herrlichen Sommer auch alle anderen Naturgewalten zu bieten hat: den grimmen Winter, die schroff aufragende Bergwelt, Schneemassen im Winter, das Sprudeln der Bäche und Quellen im Frühling!

Freuen wir uns, dass heute in der Türkei und auch bei uns in Deutschland niemand mehr an Hunger und Kälte zugrunde gehen muss. Über Jahrtausende hinweg galt der Winter nördlich der Alpen mit all der Kälte, all dem Schnee und der Nahrungsknappheit als Lebensfeind Nr. 5 (nach dem Tod, der Krankheit, dem Hunger, dem Krieg).

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass der Winter DIE große Herausforderung für alle heimischen Säugetiere in Feld und Wald ist. Gerade Rotwild, Schwarzwild, Niederwild wird durch den Winter schrecklich dezimiert! Viele überleben nicht.

Die grimmige Macht des Winters darf unter uns Menschen hingegen heute als endgültig besiegt gelten. Das einzige, was noch bleibt: Verspätete oder ausfallende Züge, Staus auf der Autobahn, hin und wieder ein Beinbruch. Äußerst unangenehm für den einzelnen, aber insgesamt eben doch: Kinderkram.

Übrigens: Im Nahbereich bis 10 km kann man dem Winter mit Spikes am Fahrrad ein Schnippchen schlagen. Herrlich – das Winterradeln! Es ist mein Weg durch die Unbill des Wetters.

Such deinen Weg durch den Winter! Unser Bild zeigt winterliche Straßenmöblierung (für frierende Radfahrer?) und einen halb beräumten Radweg  in unserer heimatlichen Straße in Kreuzberg.

 Posted by at 09:56
Dez 172010
 

Nanu – „wir haben keine Bürgerrechte“. So steht es in § 1 der Satzung des einflussreichen Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg TBB, dem Kenan Kolat MdB als Geschäftsführer vorsteht.

Die Türken geben sich somit offiziell als rechtlose ethnische Minderheit aus, vergleichbar den Aborigines in Australien.

Und das unter einem Geschäftsführer, der Mitglied des Deutschen Bundestages ist.

TBB – Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg – Über den TBB – Selbsdarstellung
Wir, Menschen türkischer Herkunft, sind uns bewußt, daß wir uns in Berlin und in der Bundesrepublik Deutschland niedergelassen haben und hier längerfristig leben werden. Obwohl wir seit über 25 Jahren hier leben, Deutschland eine multikulturelle Gesellschaft geworden ist, haben wir keine Bürgerrechte. Die Vereinigung beider deutscher Staaten, die steigende Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit, die bevorstehende politische Union Europas sind Faktoren, die uns zusammenbringen. Mit dieser Vereinigung wollen wir auf rechtlicher, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene unsere Minderheitenrechte einklagen.

Einklagen! Jammern, Klagen, Anklagen – der satte orientalische Klageton! Dafür wird man sein Ohr schulen, wenn man mit Menschen aus dem Orient zu tun hat.

Minderheitenrechte – das heißt ja wohl: Türkisch als zweite Amtssprache zuzulassen, Sonderrechte für die ethnische Minderheit der Türken, eigenes, staatlich finanziertes Schulwesen, türkische Gerichte, türkische Gesetze, eigene staatlich finanzierte Universitäten … die Liste möglicher Einfälle ist lang.

Hier ein paar Fakten:

Alle Türken, die hier leben, haben Recht auf kostenlosen Schulbesuch, haben Recht auf weit höhere Sozialhilfe, als die Türkei je zahlen würde, und Recht auf ärztliche Versorgung, haben ein Recht zu arbeiten. Sie haben selbstverständlich das Recht, ihre Sprache zu verwenden, wo immer sie das wollen und wünschen. Ganz im Gegensatz zu gewissen Minderheitensprachen in der Türkei. Es gibt keinerlei juristische oder staatliche Diskriminierung der Türken in Deutschland. Sie können hier Betriebe aufmachen, studieren, Ärzte und Rechtsanwälte werden.

Die Türken können hier prima leben, ohne sich mit so unangenehmen Dingen wie der deutschen Sprache zu befassen. Niemand verlangt etwas von ihnen. Niemand verlangt, dass sie einen Schulabschluss machen. Die Sozialhilfe fließt trotzdem.

Sie können die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen und können dann alle Positionen erklimmen – bis hin zum Bundestagsabgeordneten und zum Bundespräsidenten.

Noch einmal § 1 der Satzung des TBB:

„Obwohl wir seit über 25 Jahren hier leben, Deutschland eine multikulturelle Gesellschaft geworden ist, haben wir keine Bürgerrechte.“

Was sagen Sie dazu, Herr Kilic? Ist das wirklich so? Herr Özdemir, was sagen Sie dazu? Haben die Türken bei uns keine Bürgerrechte?

Woher dieses dauernde, dieses penetrante Klagen und Anklagen? Dieses dauernde Opfergehabe, dieses dauernde „Wir-sind-ja-so-benachteiligt“-Gerede? Geht es darum, die eigenen Verbände als Opfer-Verbände zu finanzieren?

Ich würde es gerne wissen!

 Posted by at 22:42